Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 33 - Aus demselben Grunde ließ sich auch C h r i s t u s v o n J o h a n n e s t a u f e n. Auch er wollte öffentlich bekunden, daß er für die von Johannes gepredigte Wahrheit eintrete. Johannes wählte als äußeres Zeichen der Anerkenntnis seiner Lehre und des Willens zur Lebensbesserung die Taufe in der Form des Untertauchens in Wasser. Er hätte auch ein anderes Zeichen wählen können. Aber das Untertauchen in Wasser war das schönste Sinnbild dessen, was er mit seiner Predigt bezweckte. Er lehrte die Reinigung von Sünde durch Änderung der bisherigen schlechten Gesinnung. • So wie nun der Getaufte durch Untertauchen ä u ß e r l i c h von Schmutz gereinigt wurde und gewissermaßen als ein neuer Mensch aus dem Wasser stieg, so sollte ihn die Annahme der Wahrheit i n n e r l i c h reinigen und befähigen, als ein neuer Mensch ein Leben des Gehorsams gegen Gott zu führen. Aus demselben Grunde der Sinnbildlichkeit hat auch Christus die Wassertaufe als äußeres Zeichen der Annahme seiner Lehre beibehalten. Was die öffentliche Taufe als Bekenntnis zum Christentum für die Menschen der ersten christlichen Zeiten an äußeren Folgen hatte, davon vermöget ihr euch heute keine rechte Vorstellung mehr zu machen. Die zum Christentum übertretenden Juden setzten sich dem Haß, der Verfolgung und der wirtschaftlichen Schädigung ihrer früheren Glaubensgenossen, besonders der jüdischen Geistlichkeit aus. Man beschimpfte sie auf der Straße, schleppte sie ins Gefängnis, steinigte sie. Aus der Geschichte des Paulus und des Stephanus kannst du ersehen, mit welchem Fanatismus das damalige Judentum die Judenchristen verfolgte. - Ebenso schlimm waren die Christenverfolgungen durch das Heidentum. Die heidnische Religion war Staatsreligion. Die Verehrung der Götter, die Götzenfeste und Götzenopfer waren durch Staatsgesetze vorgeschrieben. Es wurde als eines der größten Verbrechen gegen den Staat und den Herrscher betrachtet, sich von der Götterverehrung und den Opferfesten fernzuhalten. Darauf ruhte Todesstrafe und Einziehung der Güter. Nun aber konnte ein Christ sich selbstverständlich nicht mehr an den Götterfesten und Opfermahlzeiten beteiligen. Wurde er angezeigt, so mußte er sich auf das Schlimmste gefaßt machen. Die Schrecknisse der Christenverfolgungen durch das Heidentum sind dir ja bekannt. Tod und Einziehung ihrer Güter waren das Los vieler Christen. Wieviele der heutigen sogenannten Christen würden wohl bereit sein, eine Taufe zu empfangen, die mit solchen Folgen für Leben und Eigentum verbunden wäre? - Doch wer nicht den Mut hat, unter solchen Opfern seinen Glauben zu bekennen, der ist kein wahrer Christ. Die Taufe gab also dem Getauften nichts Besonderes an inneren Gnaden, sondern war bloß das Zeichen, daß er bereit war, alle Folgen eines solchen öffentlichen Bekenntnisses auf sich zu nehmen. Was folgt nun daraus? • Vor allem, daß die Taufe von u n m ü n d i g e n Kindern w e r t l o s ist. Sie können ja weder die Wahrheit erkennen noch ein Bekenntnis dafür ablegen. Darum haben die Christen der ersten Jahrhunderte nie Kindern die Taufe gespendet. Deshalb gebot auch Christus seinen Aposteln, zuerst zu lehren und dann erst die zu taufen, die zur Annahme der Wahrheit bereit waren. Ferner folgt daraus, wie irrig die Lehre der christlichen Kirchen ist, die da behaupten, die Taufe reinige ein Kind von der Erbsünde und die ohne Taufe sterbenden Kinder gingen für immer des Reiches Gottes verlustig. • Eine Reinigung von Sünden kann nur durch Abwendung des Willens vom Bösen erfolgen und nicht durch irgendeine äußere Handlung. Paulus berichtet von einigen Christen seiner Zeit, daß sie sich für diejenigen taufen ließen, die bereits gestorben waren. Das war christlicher Übereifer von Neulingen im Glauben. Niemand kann sich für einen anderen taufen lassen. Sein Heil hat jeder selbst zu wirken. Da gibt es keine Stellvertretung. Jene Christen meinten es gut. Sie wollten damit bekunden, daß ihre Verstorbenen, wenn sie noch am Leben wären, ebenfalls die Lehre Christi angenommen und als äußeres Bekenntnis die Taufe empfangen hätten. Aus Liebe zu ihren Verstorbenen taten sie es.

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