Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 39 - Als daher Paulus gehört hatte, daß Vorfälle dieser Art in der Gemeinde zu Korinth sich ereigneten, griff er ein und machte den Korinthern darüber scharfe Vorhaltungen. Dabei mußte er notgedrungen auch über den eigentlichen Sinn des Abendmahls zu ihnen sprechen. Zunächst tadelte er sie wegen der Vorkommnisse bei der Abendmahlsfeier: 1. Korinther 11, 17 – 22: 'Wenn ihr an demselben Ort zusammenkommt, so heiße ich das, was ihr tut, nicht das Herrenmahl feiern. Denn ein jeder nimmt zuvor seine eigene Mahlzeit zu sich; und dabei leidet der eine Hunger und der andere betrinkt sich. Habt ihr denn nicht eure eigenen Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder meint ihr, ihr brauchtet keine Rücksicht zu nehmen auf die Gemeinde Gottes und ihr dürftet die Unbemittelten beschämen? Was soll ich zu solchen Dingen sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Punkte gewiß nicht.' Und nun weist er sie auf die Bedeutung des Abendmahls hin. Er brauchte ihnen nicht viel darüber zu erklären. Denn er hatte sie schon früher mündlich darüber belehrt. Er führte ihnen die von Christus beim ersten Abendmahl gesprochenen Worte an und faßte ihre Bedeutung in den Worten zusammen: 'Sooft ihr das Brot esset und den Kelch trinket, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.' • Das Abendmahl ist also ein Essen des Brotes und ein Trinken des Kelches a l s S i n n b i l d des Todes Christi, der aus Liebe zu den gefallenen Geistern sein Leben hingab. Wer daher bei einer Feier zum Gedächtnis Christi die Sinnbilder des Leibes und Blutes des Erlösers in einer so unwürdigen Weise behandelt, wie dies manche Christen in Korinth taten, der versündigt sich nicht bloß an diesen Sinnbildern, sondern an Christus selbst. Denn wer die Feier zu Ehren eines Herrschers schändet, der verunehrt den Herrscher selbst und wird wegen Majestätsbeleidigung bestraft. 'Wer daher in unwürdiger Weise das Brot ißt und den Kelch des Herrn trinkt, der versündigt sich am Leibe und Blute des Herrn.' Darum soll niemand Brot und Wein als Sinnbild des Leibes und des Blutes Christi genießen, der nicht vorher bei sich festgestellt hat, ob seine Gesinnung der Gesinnung des Erlösers ähnlich ist. 'Jedermann prüfe sich also selbst und esse dann erst von dem Brote und trinke aus dem Kelche; denn wer da ißt und trinkt, der zieht sich selbst durch sein Essen und Trinken ein göttliches Strafgericht zu, wenn er den Leib des Herrn nicht gebührend würdigt.' Wer Brot und Wein als Sinnbilder der größten und heiligsten Liebestat der Schöpfung als etwas Gleichgültiges und Gewöhnliches behandelt, sie in Trunkenheit und unter anderen Ärgernissen erregenden Begleitumständen genießt, der muß von Gott bestraft werden. Denn nicht einmal ihr Menschen laßt es euch gefallen, daß jemand ein Andenken, das ihr ihm gabet, in entehrender Weise behandelt. • Zu dieser entehrenden Behandlung der Sinnbilder des Todes und der Liebe Christi gehört vor allem auch die u n w ü r d i g e i n n e r e Ve r f a s s u n g der Teilnehmer am Abendmahl. Wo ein Gedächtnismahl der Liebe gefeiert wird, da darf nicht das Gegenteil der Liebe in den Herzen der Anwesenden zu finden sein. Mit Streitsucht, Feindschaft, Bitterkeit und ähnlichen Sünden gegen die Nächstenliebe im Herzen kann man nicht das Mahl der Liebe genießen. Auch hierin hatten die Korinther schwer gefehlt. Denn Paulus gibt als ersten Grund, weshalb die Abendmahlsfeier ihnen keinen Segen, sondern nur geistigen Schaden bringe, den Umstand an, daß Spaltungen und Streitigkeiten bei ihnen herrschten, sie sich also gegen die Nächstenliebe verfehlten. Wo die Abendmahlsfeier äußerlich und innerlich in so unwürdiger Weise gehalten wurde wie in der Gemeinde von Korinth, da brauchte man sich nicht darüber zu wundern, daß die Teilnehmer nach den Worten des Apostels 'schwach und 'krank' waren und bei manchen von ihnen schon das Schlimmste, nämlich der geistige Schlaf der Gleichgültigkeit gegen Gott eingetreten war. • Wie du siehst, weiß Paulus nichts davon, daß Brot und Wein etwas anderes sein sollen als Sinnbilder des Leibes und Blutes Christi.

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