Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 4 - Auch Christus konnte als Mensch von sich aus nicht zu der Quelle der Wahrheit emporsteigen. Als Mensch wußte er von der Wahrheit aus sich nicht mehr als die anderen Menschen. Sein Wissen aus der Zeit, wo er als erstgeschaffener Geist bei Gott weilte, war durch seine Menschwerdung infolge seiner Einhüllung in den materiellen Leib ebenso erloschen, wie es bei allen anderen Menschen erloschen ist, obschon auch sie einst als Geister Gottes beim Vater weilten. • Die Eigenschaft der Materie, die Rückerinnerung an das frühere Dasein auszutilgen, wirkte bei dem menschgewordenen Christus i n d e r s e l b e n W e i s e wie bei jedem anderen Geist, der als Mensch verkörpert wird. Daher war auch Christus nach seiner Menschwerdung auf die Geisterboten angewiesen, die ihm der Vater sandte. Das bestätigte er mit den Worten: Johannes 1, 51: 'Ihr werdet die Boten Gottes über dem Menschensohn auf- und absteigen sehen.' Christus war nur ein Gesandter Gottes und hatte in diesem Punkte vor den bisherigen Gottgesandten nichts voraus. Denn auch diese waren von den Geistern Gottes belehrt worden. Ein Henoch, ein Abraham, ein Mose, alle Propheten des Alten Bundes haben nicht von sich aus geredet. Von allen gilt das Wort des Petrus: 'Von einem heiligen Geiste geleitet haben diese Männer von Gott aus geredet.' Ein Geist Gottes gab ihnen ein, was sie reden sollten. Christus selbst weist immer darauf hin, daß er nicht aus sich rede, sondern nur das ausspreche, was er von seinem Vater gehört habe. Der Vater gab ihm die notwendigen Belehrungen durch seine Geisterboten, die beständig über dem Menschensohn auf- und abstiegen. Johannes 8, 28: 'Ihr werdet erkennen, daß ich nichts von mir selbst tue, sondern so rede, wie mein Vater mich gelehrt hat.' Johannes 8, 26: 'Was ich von ihm gehört habe, rede ich zu der Welt.' Aus derselben Quelle der Wahrheit, aus der Christus schöpfte, sollten alle diejenigen immer von neuem schöpfen, die seine Lehre weitertrugen. Also zunächst seine Apostel. Sie sollten das von Christus Vernommene nicht einfach nach eigener Auffassung weitergeben. Denn bei Menschen schleichen sich leicht Mißverständnisse ein, wenn sie das wiedergeben sollen, was ein anderer gesagt hat. Wenn Hundert dasselbe vortragen hören, so wird jeder dieser Hundert nachher bei der Wiedergabe des Gehörten in diesem oder jenem Punkte etwas anderes vorbringen, als der Vortragende gesagt oder gemeint hat. • Darum sollten auch die Apostel über das, was sie aus der menschlichen Rede Christi vernommen hatten, von den Geistern der Wahrheit v o n n e u e m u n t e r r i c h t e t werden, damit sich ja kein Irrtum infolge falscher Auffassungen einschleichen könne. Sie sollten durch Gottes Geister sowohl eine Bestätigung der von Christus vorgetragenen Lehre erhalten, als auch in neue Wahrheiten eingeführt werden, die ihnen Christus hatte vorenthalten müssen, weil sie entweder nach dem Heilsplan Gottes vor dem Erlösungstod noch nicht verkündigt werden durften, oder weil die Apostel für diese Wahrheiten noch nicht reif waren und sie daher nicht verstanden hätten. Die Richtigkeit dieser Darlegungen findest du in den Worten Christi selbst bestätigt: Johannes 14, 16: 'Ich will den Vater bitten, daß er euch einen anderen Beistand senden möge, damit er für immer bei euch bleibe, die Geisterwelt der Wahrheit.' Johannes 16, 12 – 13: 'Ich hätte euch noch viel zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jene Geisterwelt der Wahrheit gekommen ist, dann wird sie euch in die ganze Wahrheit einführen.' Johannes 14, 25 - 26: 'Der Beistand aber, die heilige Geisterwelt, die der Vater in meinem Namen senden wird, sie wird euch über alles Weitere belehren und euch an alles das erinnern, was ich euch gesagt habe.'

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