Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 9 - Euer gesunder Menschenverstand muß euch sagen, daß dies unmöglich ist. • Die Geister Gottes kommen mit ihren Gaben n u r zu dem g o t t e s t r e u e n Menschen und verbleiben n u r s o l a n g e bei ihm, als seine Treue währt. Das siehst du in der Geschichte des Königs Saul. Solange dieser begnadete König Gott gehorsam war, stand er täglich mit der Geisterwelt Gottes in Verbindung und konnte ' G o t t b e f r a g e n ' , wenn er in irgend einem Punkte nicht die Wahrheit erkannte, und er erhielt stets die Antwort Gottes d u r c h d i e G e i s t e r d e r Wa h r h e i t . • Als er aber Gott die Treue b r a c h , hörte in demselben Augenblicke der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes auf. Auf seine Fragen, die er an Gott richtete, erhielt er keine Antwort mehr. Anstatt der Geisterboten Gottes nahmen die bösen Geister von ihm Besitz. Alle hohen Gaben waren ihm genommen. Ein schlechter Mensch kann nie und nimmer Träger heiliger Gaben Gottes sein - auch kein schlechter Papst. Also besaßen wenigstens die schlechten Päpste niemals die Gabe der Unfehlbarkeit. Da ihr aber bei keinem Papste, wie überhaupt bei keinem Menschen, die Gewißheit habt, ob er innerlich ein Freund oder Feind Gottes ist, so könnt ihr auch niemals wissen, ob die Lehre eines Papstes Wahrheit oder Irrtum ist. Also: • Nur Gott wählt sich die Menschen aus, zu denen er die Geister der Wahrheit sendet. Nicht menschliche Wahl kann einen Menschen zum Träger der Wahrheiten Gottes machen. Nicht einmal Christus wählte sich seine Apostel nach seinem eigenen Gutdünken aus. Denn die Apostelgeschichte sagt euch ausdrücklich, daß er sie 'kraft eines heiligen Geistes' erwählt habe (Apostelgeschichte 1, 2). Daraus folgt, daß Gott erst recht nicht an ein menschliches Amt, wie es das Papsttum ist, die Gabe der Unfehlbarkeit knüpfen kann. Ganz irrig sind daher auch die Auslegungen, die ihr manchen Stellen des Neuen Testamentes gebt, um die Lehre von dem unfehlbaren Papsttum zu beweisen. Ihr weist auf die Worte Christi an Petrus hin: Matthäus 16, 18 – 19: 'Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Auch will ich dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; und was du auf der Erde bindest, das wird auch im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösest, das wird auch im Himmel gelöst sein.' Aus diesen Worten schließt ihr, daß Petrus als Mensch das Fundament der Kirche Christi gewesen; daß er als Leiter dieser Kirche in der Verkündigung der Wahrheit nicht irren könne und daß er die Binde- und Lösegewalt über die Glieder der Kirche empfangen habe. Nun sei das Amt des Petrus auf seine Nachfolger übergegangen. Diese Nachfolger aber seien die römischen Päpste. Infolgedessen hätten auch sie dieselben Gaben und Gewalten, die ein Petrus besaß. D a s a l l e s s i n d g r o ß e Tr u g s c h l ü s s e ! • Nicht der Mensch Petrus wurde von Christus als der Fels bezeichnet, auf dem er seine Kirche bauen wolle. N u r d e m G l a u b e n d e s P e t r u s gab er diese Verheißung. Der Petrusglaube an Christus, als den von Gott gesandten Messias, ist das Dauernde, Unvergängliche und von der Hölle nicht zu Überwältigende - nicht die Person des Petrus. Diesen Petrus hatte die Hölle schon bald nachher überwältigt, als er Christus unter einem Eidschwur dreimal verleugnete. • Gerade Petrus zeigt, wie wenig Gott auf einen Menschen sich verlassen und daß er auf Menschen keine Heilsordnung aufbauen kann. Das hieße auf Sand bauen!

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