Der Delpasse-Effekt

- 21 - 2.4 Die unterbewußte Bereitschaftswelle Dr. Ipolit Kogan, Leiter der Popow-Gruppe für psychologische Forschung in Moskau, war auf die Idee gekommen, die Hirnströme von Nikolajew und Kamenskij während eines telepatischen Experiments zu messen. Bei diesem Versuch, der über eine Entfernung von 650 km ging, hatte man Nikolajew weder gesagt, wann Kamenskij beginnen, noch wann die Sitzung beendet sein würde. Das Ergebnis war eine Überraschung: Nikolajews Hirnströme zeigten zunächst das erwartete Bild: einen Alpha-Rhythmus, der dem entspannten Ruhezustand eines nicht schlafenden Menschen entspricht. Exakt in dem Augenblick, in dem Kamenskij zu senden begann, änderten sich Nikolajews Hirnstromkurven schlagartig – und zwar immer einige Sekunden bevor es Nikolajew bewußt wurde, daß er eine telepathische Botschaft empfing. Die Ähnlichkeit zum Grey-Walter-Versuch mit dem Fernsehschirm ist augenfällig. Dort die Bereitschaftswelle, bevor der Monitor eingeschaltet wird, hier ein Ausschlag der Hirnstromkurve, bevor die telepathische Botschaft ins Bewußtsein dringt. – Könnte es sein, daß es sich in beiden Fällen um die gleiche Erscheinung handelt, nämlich um eine Bereitschaftswelle? Beim Grey-Walter-Versuch entsteht die Bereitschaftswelle, weil die Versuchsperson bereit ist, etwas zu tun, nämlich den Monitor einzuschalten. Beim Telepathie-Versuch liegen die Dinge anders. Der Empfänger will ja nichts tun. Er will allenfalls etwas mit sich tun lassen – nämlich eine Botschaft in sein Gehirn übertragen lassen. Er selbst also kann die Bereitschaftswelle nicht ausgelöst haben. Dafür spricht überzeugend die Tatsache, daß die Welle entsteht, bevor ihm der Empfang der telepathischen Botschaft bewußt wird. Woher also kommt die Bereitschaftswelle? Könnte es sein, daß der Befehl zu ihrer Auslösung im Gehirn des Senders gegeben wird? Ein reizvoller und einleuchtender Gedanke – man könnte nämlich annehmen, die telepathische Botschaft reiste einfach auf der Bereitschaftswelle von Gehirn zu Gehirn. Leider aber ist das nicht möglich, denn auch die Bereitschaftswelle ist eine elektromagnetische Welle. Etwas anderes aber könnte sehr wohl möglich sein: Die Bereitschaftswelle im Gehirn des Senders könnte dazu dienen, die telepathische Botschaft in einer noch unbekannten Weise zu verschlüsseln und sie dann, sozusagen transportfähig verpackt, auf die Reise zu schicken. Im Empfängergehirn angelangt, wird der Code aufgelöst. Er verwandelt sich zurück in eine Bereitschaftswelle, deren Botschaft das Gehirn nun ablesen kann. Wir hätten dann, aufgeteilt auf zwei Gehirne, den Vorgang, der sich beim Grey-Walter-Versuch in einem einzigen Gehirn vollzieht: Beim Grey-Walter-Versuch signalisiert eine Bereitschaftswelle im Gehirn den Befehl zum Einschalten des Monitors. Gleichzeitig wird das Gedächtnis geprägt, in dem dieses Einschaltsignal enthalten ist. Der Einschaltbefehl wird also auf die Reise ins Langzeitgedächtnis geschickt, wo er gespeichert wird. Bei Bedarf kann ein rückwärts laufender Impuls die Gedächtnisinhalte abrufen. Eine neue Bereitschaftswelle wird dadurch verursacht, die das Einschaltsignal für den Monitor gibt. Beim Telepathie-Versuch könnte es ganz ähnlich sein: Die Bereitschaftswelle im Gehirn des Senders dient dazu, die Botschaft zu verschlüsseln und als Codepaket zum Empfängergehirn auf die Reise zu schicken. Die Bereitschaftswelle im Gehirn des Empfängers entschlüsselt das Codepaket und erlaubt dem Gehirn so, die enthaltene Botschaft abzulesen. In diesem Zusammenhang wird auch verständlich, warum die Bereitschaftswelle im Gehirn des Empfängers entstehen muß, bevor dieser sich der telepathischen Botschaft bewußt wird. Sie ist ja das Instrument, mit dem die codierte Botschaft zunächst entschlüsselt werden muß, bevor das Gehirn sie ablesen und der Empfänger sich ihrer bewußt werden kann. Diese Bereitschaftswelle wird unterbewußte Bereitschaftswelle genannt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3