Der Delpasse-Effekt

- 27 - Bevor der DELPASSE-EFFEKT als Beweis für die Existenz einer bisher noch unbekannten ENERGIE gelten kann, müssen noch einige erhebliche Probleme aus dem Wege geräumt werden. Das erste Problem besteht darin, daß wir bisher nur eine sehr grobe Zeitbestimmung für den Augenblick des Todes haben. Es stellt sich die Frage: Wie lang ist dieser Augenblick, der dem Geist zum Verlassen des Körpers zur Verfügung steht? Eine Sekunde? – Eine Hundertstelsekunde? – Der Milliardenbruchteil einer Sekunde? Vermutlich liegen dem DELPASSE-EFFEKT energetische Prozesse zugrunde, die sich im Inneren der Atome vollziehen. Dabei handelt es sich um Vorgänge, die – wie es der Atomphysiker Nils Bor ausgedrückt hat – "in den Begriffen von Raum und Zeit nicht zu erfassen sind." Diesen offenbar nicht einmal philosophisch darstellbaren Größenordnungen stehen auf der anderen Seite Stationen des Sterbens gegenüber, die in vergleichsweise gewaltigen Dimensionen zu messen sind. Da das Gehirn von allen Organen am empfindlichsten auf Sauerstoffmangel reagiert, wird es als erstes einen irreversiblen Funktionsverlust erleiden. Wir sprechen von Hirntod. Dieser leitet die Phase des klinischen Todes sein, in der die einzelnen Organe nacheinander am Sauerstoffmangel zugrunde gehen. Am Ende dieses Prozesses steht der biologische Tod, die Verwesung. Dieser biologische Tod ist keine Einwirkung von außen, wie man vielleicht meinen könnte. Die Zelle selbst trägt ihn zeitlebens in sich. In winzigen Körperchen, den Lysosomen, speichert sie ein regelrechtes Verwesungsenzym, das sie ängstlich gegen den übrigen Arbeitsapparat abschirmt. Der biologische Tod gib das Signal, die Lysosomen zu öffnen – das tödliche Enzym tritt aus und macht sich unverzüglich daran, die Zelle von innen her aufzulösen. Der biologische Tod ist demnach der Tod der Zelle. Das Problem besteht also darin, daß wir nur unzulängliche, weil viel zu grobe Zeitbestimmungen für den Augenblick des Todes haben. Sterben nämlich ist nicht ein einziger Moment. Sterben ist ein Prozeß, der sich in drei Phasen vollzieht. Drei Phasen, die mindestens Minuten dauern und dabei ohne deutlich sichtbare Trennlinien ineinander übergehen: • Im Gehirntod • Im klinischen Tod • Im Zelltod. Wie sollte sich innerhalb dieser Minuten währenden Ewigkeit exakt ein Augenblick – der Augenblick des DELPASSE-EFFEKTES – bestimmen lassen, der "in Begriffen von Raum und Zeit nicht zu fassen ist"? – Warum ist eine so genaue Zeitbestimmung überhaupt erforderlich und welche Beweiskraft könnte sie dem DELPASSE-EFFEKT verleihen? • Der DELPASSE-EFFEKT hat nur dann Beweiskraft, wenn eindeutig feststeht, daß er auch n a c h dem Erlöschen der Gehirnaktivität noch abgerufen werden kann. Erinnerungen können nur mit Hilfe eines elektrischen Impulses aus dem Gedächtnis abgerufen werden. Dieser Vorgang aber kann sich nur in einem lebenden Gehirn abspielen. Stirbt das Gehirn endgültig, so sind auch elektrische Aktionspotentiale und Gehirnstrom erloschen. Nach diesem Zeitpunkt kann der DELPASSE-EFFEKT nicht mehr auftreten – vorausgesetzt, Bewußtsein, Gedächtnis und Seele des Menschen sterben mit seinem Körper. • Wenn der DELPASSE-EFFEKT aber d e n n o c h auftritt – auch n a c h dem Erlöschen jeder Gehirnaktivität, dann ist d a m i t d e r B e w e i s e r b r a c h t , daß eine bisher unbekannte ENERGIE existiert, die in der Lage ist, Gedächtnisinhalte auch nach dem Tode des Gehirns noch abzurufen. Diese ENERGIE, so können wir annehmen, ist der TRÄGER eines den Tod überdauernden Bewußtseins, sie ist die Unsterblichkeit des Geistes. Also galt es nachzuweisen, daß der DELPASSE-EFFEKT auch noch nach dem Zusammenbruch der Gehirnaktivität auftreten kann. Das aber ist einfacher gesagt als getan. Es setzt nämlich voraus, daß der DELPASSE-EFFEKT sich in das Niemandsland des Sterbens verlegen ließe. Dieses Niemandsland betritt der Sterbende auf seiner Reise vom Leben zum Tode immer dann, wenn der Tod durch kontrollierte Beatmung und Unterstützung des Kreislaufs künstlich hinausgezögert wird. Solche Maßnahmen werden nicht etwa ergriffen, um das Sterben willkürlich zu verlängern; sie dienen vielmehr dem Versuch, das Leben zu erhalten. Nicht jede Drucksteigerung im Gehirn muß zwangsläufig zum

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