Der Delpasse-Effekt

- 3 - 1.2 CROSS CORRESPONDENCES - ein Beweis für die Unsterblichkeit Anfang des letzten Jahrhunderts faßten fünf Männer den Entschluß, nach ihrem Ableben der Welt von ihren Leben im Jenseits zu berichten. Die erste ihrer Botschaften wurde 1906 von einer Dame der englischen Gesellschaft empfangen. Sie entdeckte plötzlich, daß sie automatisch schreiben konnte. Im Zustand halbwacher Entspannung führte ihre Hand wie von selbst den Bleistift. Erst beim Überlesen der Texte wurde ihr bewußt, was sie da geschrieben hatte. Absender der Nachricht aus dem Jenseits war ein Mann, der sich Frederic Myers nannte. • Die folgenden Berichte – insgesamt 3.000 Niederschriften in mehr als 30 Jahren – gingen nicht nur an dieses eine Schreibmedium, sondern noch an vier andere Sensitive in England und an ein bekanntes Medium in den USA. Verfasser waren außer Frederic Myers noch Edmund Gurney, Henry Sidgwick, A. W. Verral und Henry Butcher. Wenn man der spiritistischen Literatur des 19. Jahrhunderts Glauben schenken darf, so war dies an sich weder etwas Neues noch etwas Besonderes. Immer wieder kam es vor, daß sich "Kontrollgeister" aus dem Jenseits meldeten, die einem Medium Botschaften übermittelten. Noch niemals aber hatte es einen kollektiven Betriebsausflug aus dem Reich des Todes gegeben, der von Männern unternommen wurde, die zu ihren Lebzeiten hochangesehene Persönlichkeiten gewesen waren. Sie alle waren Mitglieder der englischen Society for Psychical Research. • Die Society for Psychical Research war im Jahre 1882 unter dem Vorsitz des Cambridger Humanisten Professor Henry Sidgwick gegründet worden. Sie hatte sich die wissenschaftliche Erforschung paranormaler Phänomene zum Ziel gesetzt. An der Seriosität dieser noch heute bestehenden Vereinigung kann nicht gezweifelt werden. Die Liste ihrer Präsidenten enthält Namen von drei Nobelpreisträgern, elf Mitgliedern der Royal Society, einem Premierminister von Großbritannien und achtzehn Professoren, darunter fünf Physikern. Zu den Präsidenten der Society gehörten zum Beispiel: Sir Oliver Lodge, William Crookes, Arthur und Gerald Balfour, Gilbert Murray, William James, Charles Richet, Hans Driesch, Henri Bergson, Prof. Mundle, Mitglied des Council ist Arthur Koestler. Die Aufgabe der Gesellschaft bestand zunächst darin, unerbittlich die Spreu vom Weizen zu trennen und jedes Betrugsmanöver zu entlarven. Die von ihr entsandten Fachleute wurden zum Schrecken aller Medien. So manche Séance, der einer der Psychodetektive beiwohnte, beendete die Karriere eines hoffnungsvollen Sensitiven. Die verstorbenen Mitglieder der Society – Myers, Gurney, Sidgwick, Verral und Butcher – hatten über Jahre hinweg die Probleme der Beweisführung in der Praxis studieren können. Sie wußten, wie schwierig zu unterscheiden war, ob eine Botschaft nur den telepathischen Fähigkeiten eines Mediums entstammte oder ob sie tatsächlich aus dem Jenseits kommen konnte. Sie selbst hatten mit wissenschaftlicher Sorgfalt nach Methoden gesucht, die jeder Kritik standhalten konnten. Zwar mochte die Idee einer gemeinsamen Botschaft dieser fünf aus dem Reich des Todes zunächst ungeheuerlich erscheinen. Wenn es aber wirklich ein solches Reich gab, dann war eine derartige Botschaft nicht nur möglich: man mußte sie von diesen Männern geradezu erwarten. Wenn überhaupt jemand, so waren sie berufen, den unwiderlegbaren Beweis für die Fortexistenz des Geistes zu erbringen. Tatsächlich waren die Botschaften so abgefaßt, daß ein Betrug schwierig erschien. • Jede der automatisch schreibenden Damen erhielt nur den Teil einer Nachricht, der für sich allein keine Bedeutung hatte. Als Puzzlestück eines übergeordneten Ganzen jedoch ergab er einen Sinn. Einmal in Zusammenhang gebracht, konnte die Botschaft tatsächlich kaum von anderen Personen als den fünf Verstorbenen stammen. Die Themen waren aus humanistischen Spezialgebieten gewählt, auf denen diese überragende Detailkenntnisse gehabt hatten. Sie enthielten Einzelheiten, die nachweislich nur den Verstorbenen bekannt gewesen waren. Bis heute ist es keiner wissenschaftlichen Untersuchung gelungen, die vielen komplizierten Detailbeweise zweifelsfrei als Betrug oder als Selbsttäuschung zu entlarven. Ein außersinnliches Phänomen erster Güte blieb bestehen – es ging unter dem Namen "CROSS CORRESPONDENCES" in die Geschichte der paranormalen Wissenschaften ein.

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