Der Delpasse-Effekt

- 4 - Der jungen Disziplin, die sich Parapsychologie nennt, bereiten die CROSS CORRESPONDENCES noch heute erhebliches Magendrücken. Sie gehören zu den wenigen Beweisen für ein Leben nach dem Tode, die sich nicht mit einer Handbewegung beiseite schieben lassen. Und das ist dieser Wissenschaft erstaunlicherweise höchst unwillkommen. Unsterblichkeit stört das Konzept! So paradox allerdings, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, ist diese Tatsache nicht. Die Parapsychologie hat die Anerkennung als halbwegs seriöse Wissenschaft in faustischer Tragik mit dem ewigen Leben bezahlen müssen. In der Entscheidung pro oder kontra Jenseits liegt ihre Existenzfrage. Man bedenke die Situation anhand einer Parabel: Eine Novizin erscheint im Kreise der ehrwürdigen Natur- und Geisteswissenschaften und fordert Anerkennung. Was hat sie zu bieten? Man hört es mit Staunen: Menschen, die Gedanken lesen können. Menschen, die Ereignisse hellsehen oder gar in die Zukunft zu blicken vermögen. Gegenstände, die ohne erkennbare Ursache durch die Luft fliegen. – Glaubt die Novizin etwa, die Existenz solcher Albernheiten wissenschaftlich beweisen zu können? Jawohl, das glaubt sie. Auch wenn sie diese vorerst nicht erklären kann. Die Existenz paranormaler Phänomene überhaupt erst einmal zweifelsfrei zu beweisen – das ist schon eine wissenschaftliche Tat. Dem kann sich die weise Runde nicht verschließen. Mit vielen Vorbehalten wird die Novizin schließlich akzeptiert. Das Mißtrauen aber bleibt wach. Unter der Aufsicht vieler argwöhnischer Blicke benimmt die Novizin sich sittsam. Sie beschäftigt sich nur mit dem, was erlaubt ist. Erlaubt ist das, was man zur Not als diesseitiges Phänomen erklären kann. Die Gegner der Parapsychologie warten nur darauf, Geister und plasmaspuckende Medien auf der Szene erscheinen zu sehen. Wie könnte die junge Wissenschaft da ein kühnes Bekenntnis wagen? Das Bekenntnis nämlich, daß manche Phänomene einfach nur dann erklärbar werden, wenn man eine "höchst unseriöse" Möglichkeit in Betracht zieht: Die Möglichkeit, daß der menschliche Geist den Tod ü b e r l e b e n k ö n n t e .

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