Der Delpasse-Effekt

- 14 - Betrachten wir nun eine elektromagnetische Welle, wo der elektrische Feldvektor dem Betrag nach so gering ist, daß der Energiezuwachs der Leitungselektronen klein gegenüber der thermischen Energie der Elektronen ist. In diesem Fall läßt sich zeigen, daß hier ein andersartiges Verhalten als beim normalen Skineffekt vorliegt. Bei Erklärung des Skineffektes wird bekanntlich stets angenommen, daß die Energie der schwingenden Elektronen groß gegenüber ihrer mittleren thermischen Energie ist. Bei Berücksichtigung der thermischen Energie der Leitungselektronen ist eine größere Eindringtiefe als beim normalen Skineffekt möglich. Diese Eindringtiefe ist durch die Thermalisierung der einfallenden elektromagnetischen Energie durch Streuung an den Leitungselektronen gegeben. Der Unterschied gegenüber dem gewöhnlichen Skineffekt ist nun augenscheinlich. Beim Einfall einer elektromagnetischen Welle entsprechend schwacher Intensität werden Elektronen zumMitschwingen angeregt. Diese Elektronenschwingungen stellen aber nur eine kleine Störung der stochastischen Bewegung der Elektronen zufolge ihrer thermischen Eigenbewegung dar. Auf diese Weise besteht keine Kohärenz zwischen den schwingenden Elektronen, und eine Auslöschung der einfallenden Welle durch Interferenz kann auf diese Weise nicht stattfinden, da sich diese Anteile der schwingenden Elektronen zeitlich und räumlich gesehen ausmitteln. Hiermit soll nur gezeigt werden, daß auch in metallischen Leitern durchaus die Möglichkeit einer Ausbreitung elektromagnetischer Energie unterhalb des Rauschpegels über größere Entfernungen möglich ist. Dies würde bedeuten, daß sich elektromagnetische Energie nicht auf so einfache Weise wie bisher angenommen durch metallische Leiter vollständig abschirmen läßt. Im Rahmen des Skineffektes ist natürlich eine Abschirmung möglich. Diese kann aber nur bis zum Rauschpegel gehen. Innerhalb des Rauschpegels besteht durchaus die Möglichkeit einer Ausbreitung von elektromagnetischer Energie. Es ist einzusehen, daß diese Aspekte für die Übertragung von Signalen und Informationen von größter Bedeutung sein können. Die bisher geäußerten Gedanken und Möglichkeiten können jedoch erst dann Bedeutung erlangen, wenn extrem schmalbandige Empfänger für elektromagnetische Energie bekannt sind, welche auf extrem schwache Signale unterhalb des thermischen Rauschpegels ansprechen können. Diese Ergebnisse, die möglicherweise Zugänge in völlig neuartige und noch nicht übersehbare Regionen menschlichen Wissens eröffnen können, werden in ihrer Bedeutung noch gesteigert, wenn man bedenkt, daß hier auch biologische Aspekte berücksichtigt werden müssen. Die Erzeugung sowie Absorption von elektromagnetischer Energie derart geringer Intensität im entsprechenden Frequenzbereich ist auch in der Molekularstruktur der Zelle möglich und dürfte bei der Evolution des Lebens eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben. Berücksichtigt man in der UdSSR veröffentlichte Arbeiten auf diesem Gebiet, dann besteht die Möglichkeit einer Informationsübertragung zwischen Zellen unter Benutzung elektromagnetischer Wellen. Es zeichnet sich hier die Entwicklung einer Wissenschaft im Grenzbereich zwischen Physik, Psychologie und Biologie ab, der sicher in etwa 20 Jahren eine zentrale Rolle zugewiesen sein wird.

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