Meditation (Professor Dr. Dr. Klaus Engel)

- 2 - hinzuziehen und eine Diagnose stellen. Während in einem religiösen Umfeld das Ganze eher geheiligt wird. Zum Beispiel fragt die Mutter Poonjajis, als dieser als Kind einen Ausnahmezustand hatte: "Hast Du Krishna gesehen?" In dieser Weise wird ein solches Erlebnis natürlich ganz anders interpretiert. Das finde ich enorm wichtig. Darum möchte ich persönlich nicht entscheiden, was Ihre Frage betreffend bekömmlicher ist: Die Herauslösung der Meditation oder die Meditation eingebunden in ihrem Umfeld. Irgendwo ist wichtig, daß wir nicht erst große Hürden überspringen müssen. Zur Zeit fahre ich öfter zum Johannes Kopp, das ist ein christlicher Pater, der Zen unterrichtet. Sie kennen ja auch von Ihrem Kongreß her Pater Williges Jäger. Beide bemühen sich, christliche Ansichten zunächst einmal zurückzustellen, um Meditation zugänglich zu machen. D. W. : Was ist mit Meditation erreichbar? Wie würden Sie ihren Stellenwert in der Gesellschaft einordnen? Prof. Engel : Für den Einzelnen ist es der zentrale Weg. Es ist eben möglich, in die eigene Tiefe zu kommen oder wie Sie es sagen würden in "DIE ANDERE REALITÄT" oder ob wir dies ein Einswerden mit Gott nennen. Ich würde es als die erste und letzte Wahrheit betrachten, als Schlüssel für viele andere Dinge. Es gibt Meditationsgruppierungen. Ich denke hier beispielsweise an Sri Aurobindo mit Auroville, dort besteht sehr starker Bezug zur Umwelt. Dann gibt es andere, die mehr den Weg ausschließlich nach Innen suchen, ohne sich um soziale Dinge zu kümmern. Auf der andere Seite gibt es auch beispielsweise Untersuchungen, was Meditation für die Gesundheit bringen kann. Hier hat z. B. die Transzendentale Meditation (TM) sehr beeindruckende Forschungen geleistet, die ich in dem Buch dargestellt habe. D. W. : Wenn ich recht verstanden habe, versuchen Sie die Effektivität von Meditationsformen objektivierbar zu machen? Das beinhaltet ja, daß irgendwo eine Wertung stattfinden muß. Sie werden also Meditationsarten prüfen und in dieser Weise die effektivste herausfinden. Sehe ich das richtig? Prof. Engel : Wenn wir das ein bißchen relativieren – die effektivste Form für einen Menschen. Ich glaube nicht, daß wir an sich sagen können 'dies ist für alle die Beste', 'diese oder jene ist für alle die Beste'. Sondern die Frage der Zukunft wird sein 'Was ist für wen gut?' Der Bhakti-Ansatz, also der Weg der Verehrung, ist sicherlich für den einen besser, während auf der anderen Seite der Karma- oder Arbeitsansatz für einen anderen viel besser geeignet ist. Für den nächsten ist vielleicht eine rein vertiefende Meditation gut. Darum finde ich ja das Yoga-System gut, weil es einfach mehrere Ansätze hat und nicht wertet. Was für wen gut ist, das ist noch viel zu wenig geklärt. D. W. : Wie können Sie hier, in der psychiatrischen Klinik, die Meditation einsetzen? Prof. Engel : Könnte ich, aber mache ich noch nicht. Aus politischen Gründen – da muß eben auch das Umfeld stimmen. Die gesamte Ideologie muß in einer Klinik übereinstimmen. Nur dann ist so etwas möglich. Wenn ich hier sagen würde, ich biete eine Entspannungstechnik an, das würde noch toleriert werden. Leider ist die Medizin und Psychotherapie doch sehr von Ideologien beherrscht.

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