Meditation (Professor Dr. Dr. Klaus Engel)

- 5 - Meditationsrichtungen sieht es wohl so aus, daß das Ziel noch niemand erreicht hat und es offen ist, ob es überhaupt erreichbar ist. Wie kommen wir zu einer Überprüfbarkeit, ob jemand das angegebene Ziel erreicht hat oder nicht? Wie glaubwürdig sind die Antworten von Fragebögen, die ja bei der systematischen Untersuchung von Meditationszuständen auch eine wichtige Rolle spielen? Prof. Engel : Ich darf Ihnen wieder eine kleine Geschichte erzählen: Ein Bischof wurde gebeten, einen christlichen Mönch zu beurteilen. Er hat nicht viel gefragt, sondern er hat sich ganz einfach angezogen und machte sich auf zu dem Kloster dieses Mönches. Hier beobachtete er ihn einfach. Wie ging der Betreffende mit Menschen um? Wie ist er ihnen begegnet, wie liebevoll war seine Ausstrahlung? Also, in den Traditionen hat man immer genau hingesehen. Sicherlich ist im Moment auch per Fragebogen einiges festzustellen, da man davon ausgehen kann, daß mit einer gewissen Glaubwürdigkeit diese Bögen ausgefüllt sind. Auf der anderen Seite haben wir natürlich den großen Zugang der systematischen Beobachtung. In den Sozialwissenschaften haben wir hier ausgefeilte Beobachtungssysteme, die in der Meditationsforschung bisher überhaupt noch nicht genutzt werden. Zum Beispiel Videokamera, mit Tonband, mit Sprachanalyse etc. Und wir haben das breite Gebiet der physiologischen Messungen. Jemand der angibt, Sammadhi zu erleben, wird gewisse körperliche Phänomene aufweisen. Sie haben ja nichts zu verbergen. Wenn wir also die subjektiven Beobachtungen, sprich Fragebögen, die objektive Beobachtung und auch die physiologische Forschung einbeziehen, hätten wir schon drei Kriterien, die mir jetzt spontan einfallen. D. W. : Wer kann das bewerkstelligen? Wer sollte sich darum kümmern? Ich meine, das wäre ja wirklich die effektivste Art und Weise, wie auf der einen Seite Scharlatane ausgegrenzt werden können und zum zweiten eine effektive Möglichkeit für Menschen herauszufinden, welchen Weg sie gehen können. Zwei Fliegen würden praktisch mit einer Klappe geschlagen. Prof. Engel : Erst einmal glaube ich, daß sich die Scharlatane sowieso von selbst erledigen. Sie können das Ganze über einen längeren Zeitraum nicht aufrechterhalten. Insofern würde ich denen auch gar nicht so viel Beachtung schenken. Obwohl sie zeitweilig natürlich eine Menge Schaden anrichten können. Viel wichtiger wäre etwas anderes. Die Zeit ist allerdings noch nicht ganz reif. Das systematische Vorgehen wird sich von selbst durchsetzen. Nehmen wir einmal an ich bin ein Verhaltenstherapeut und habe Erfolge mit der Meditation, dann werbe ich natürlich dafür. Dann werde ich mich auch darstellen und das publik machen. Wenn das eine echte Hilfe ist... Oder wenn ich Analytiker bin und ich glaube mit der Analyse kann ich jemandem etwas Gutes tun, dann stelle ich dies öffentlich dar. D. W. : Sie meinen, es entwickelt sich von selbst? Prof. Engel : Ja. Die TM hat da doch eine gute Vorreiter-Funktion. Von der Methodik her versuchen sie Dinge zu objektiveren. Das ist doch ein ganz guter Weg. Auch im Zen werden Methoden entwickelt – wir haben doch nichts zu verbergen. Wenn ich mal einen Vergleich wagen darf: Über Jahrhunderte hatten wir die Astrologie. Hatten wir immer, werden wir auch immer haben. Später entwickelte sich dann eine Astronomie. Wenn wir heute zum Mond fliegen wollen, kommen wir alleine mit der Astrologie nicht aus. In der Astronomie müssen Gesetzmäßigkeiten formuliert werden, die für ein solches Vorhaben unbedingt nötig sind. Warum sollte das nicht auch für das gelten, was Sie "DIE ANDERE REALITÄT" nennen? Wir müssen eben die Gesetzmäßigkeiten formulieren. Was sind die Ausgangsbedingungen? Was sind die Durchführungsbedingungen und welches ist das

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3