Das Jenseits in uns

- 2 - Nah-Todeserfahrungen wie diese sind in den letzten 15 Jahren häufiger geworden. Das mag mit einer verbesserten Reanimationstechnik der Notfall-Medizin zu tun haben, aber auch mit steigendem Interesse am Thema. Viele populärwissenschaftliche Bücher- und auch erfolgreiche Filme wie "Ghost" und "Flatliner" beschäftigen sich mit Sterben und Jenseits. Im Rahmen der "International Association for Near-Death Studies" (IANDS) untersuchen seit 1977 auch renommierte Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen weltweit diese ungewöhnlichen Erfahrungen. Forschungsdirektor der amerikanischen IANDS ist der Psychiater Bruce Greyson, der auch das vierteljährlich erscheinende Journal of Near-Death Studies redigiert. In vielen Ländern der Erde gibt es inzwischen IANDS-Sektionen. In etwa 60 zumeist retrospektiven Studien und Fallsammlungen wurden bisher weltweit über 3.000 Fälle untersucht. Dabei stellte sich heraus, daß: • Bis zu einem Drittel aller Menschen, die dem Tod schon einmal sehr nahe waren oder nahe zu sein glaubten, ein Nah-Todeserlebnis hatten. • Bei den sog. Sterbebetterscheinungen, einer Variante der Nah-Todeserfahrungen, erleben je nach Kultur zwischen 20 und 67 Prozent aller Sterbenden vor dem Tod plötzlich einen Stimmungsaufschwung, erblicken "jenseitige" Landschaften oder sehen verstorbene Bekannte. • Interessant ist, daß etwa ebenso viele Menschen - zwischen 20 und 71 Prozent - angeben, schon einmal außersinnliche Wahrnehmungen wie Telepathie oder Hellsichtigkeit erlebt zu haben. • Etwa ein Viertel der Bevölkerung berichtet ohne Todesnähe über Außerkörperlichkeitserlebnisse - Elemente der Nah-Todeserfahrungen treten somit auch in Alltagssituationen häufig auf. Verschiedene Indizien sprechen dafür, daß die Häufigkeit von Nah-Todeserfahrungen sogar noch unterschätzt wird. So fand man mit einem sensitiven Fragebogen bei 29 Prozent derjenigen, die in Todesnähe scheinbar nichts Ungewöhnliches erlebt hatten, doch Nah-Todeserfahrungen. Häufig schweigen die Betreffenden, weil sie eine Diskriminierung fürchten. In europäischen Kliniken und Hospizen wird nach solchen Erfahrungen auch kaum gefragt. Viele Menschen werden die traumähnlichen, dissoziativen Erlebnisse auch einfach vergessen oder wegen ihres negativen Inhalts verdrängen. • Nah-Todeserfahrungen sind nicht dem Alter vorbehalten - auch Kinder in Todesnähe haben solche Erlebnisse. Diese sind an keinerlei demographische, soziologische oder psychologische Kriterien gebunden. Elemente solcher Erfahrungen und ähnlich kosmisch-mystische Erlebnisse können auch mit hohen Dosen halluzinogener Substanzen wie LSD hervorgerufen werden. Außerkörperlichkeitserlebnisse treten auch im Schlaf, in tiefer Meditation und unter Hypnose auf - oder aber bei extremem Streß, etwa sexuellemMißbrauch, ferner bei Migräne oder epileptischen Anfällen. Dies spricht für eine universelle Anlage solcher Bewußtseinszustände. Unfälle, lebensbedrohliche Erkrankungen, Zwischenfälle bei einer Operation und Geburtskomplikationen sind klassische Auslöser von Nah-Todeserfahrungen. Die Betreffenden sind dabei in keinem Fall biologisch und auch nicht immer klinisch tot - Herzschlag und Atmung müssen also nicht unbedingt aussetzen. Grundsätzlich ereignen sich weniger als die Hälfte aller Nah-Todeserfahrungen in wirklicher Todesnähe. Häufig erwartet der Betreffende nur seinen Tod. In echter Todesnähe scheinen diese Erlebnisse jedoch "vollständiger" zu sein.

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