Das Jenseits in uns

- 4 - 2.0 Die Angst vor dem Tod schwindet Das Auftreten negativer Sterbeerfahrungen scheint mit dem momentanen seelischen Zustand zusammenzuhängen. So findet man solche Erlebnisse gehäuft nach Selbstmordversuchen, wenngleich es dabei oft auch positive Erlebnisse gibt. Auch kann ein einzelner mehrere positive und negative NahTodeserfahrungen machen - abhängig von dem momentanen seelischen Zustand. Insgesamt weisen nahezu alle modernen Nah-Todeserfahrungen die genannten Elemente auf, wenngleich die jeweilige Ausgestaltung - zum Beispiel des Tunnels oder der Landschaft - sehr unterschiedlich sein kann. Tatsächlich besteht ein fließender Übergang von ganz und gar individuellen Träumen über solche, die zunehmend Elemente der Nah-Todeserfahrung enthalten bis hin zu dieser selbst. • Im Gegensatz zu Träumen haben Sterbeerfahrungen jedoch erstaunliche Persönlichkeitsveränderungen zur Folge, die die Leistung aller psychotherapeutischen Verfahren weit übertreffen können. In mehreren kontrollierten Studien hat man nach einer solchen Erfahrung bei fast allen Menschen eine statistisch bedeutsame Abnahme der Angst vor dem Tod festgestellt. Diese Veränderung ließ sich eindeutig auf die Nah-Todeserfahrung zurückführen - besonders auf das Außerkörperlichkeitserlebnis und nicht nur auf die Konfrontation mit dem Tod. Parallel kommt es zu einer statistisch signifikanten Zunahme des Glaubens an ein Leben nach dem Tod, der oft zur absoluten Gewißheit wird. Die Betreffenden sind zuversichtlicher, neurotische Ängste schwinden. Ähnliche Veränderungen werden auch bei Menschen mit spontanen Außerkörperlichkeitserlebnissen beobachtet. • Der Kern dieser Persönlichkeitsveränderungen besteht aus der Zunahme einer inneren Religiosität. Viele Menschen sind nach einem Sterbeerlebnis von der Existenz Gottes überzeugt und geben religiösen und ethischen Werten in ihrem Leben Vorrang vor allem anderen. Sie empfinden eine größere Liebe und Verbundenheit mit allen und allem, mehr Toleranz und Mitgefühl mit den Menschen, aber auch eine höhere Wertschätzung der eigenen Person. Sie wenden sich häufig von materialistischen, äußerlichen Werten ab und nehmen sozial-karitative Aufgaben an. Sie haben Lebensfreude und Selbstvertrauen, fühlen sich aber auch verantwortlicher. Sie suchen Selbsterkenntnis, Lebenssinn und Weisheit, fühlen sich insgesamt "lebendiger" und wissen um die Kostbarkeit der noch zur Verfügung stehenden Zeit. • Krankheiten werden besser ertragen, und psychische Leiden wie Depressionen oder Drogensucht können verschwinden. • Auch haben sich Nah-Todeserfahrungen als das beste Vorbeugemittel gegen Suizid erwiesen. Sogar die bloße gedankliche Beschäftigung mit solchen Erfahrungen scheint eine taugliche Medizin gegen Selbstmordgedanken zu sein. Nah-Todeserlebnisse wirken auf Menschen wie ein "Kulturschock". In wenigen Minuten werden alle bisher gültigen Werte und Ansichten gründlich erschüttert. Infolgedessen sind Konflikte mit der Umwelt, in der die alten Werte fortbestehen, oft unvermeidbar. Berufswechsel, Spannungen in Freundschaften und Beziehungen bis hin zur Scheidung sind nichts Ungwöhnliches. Seltener werden auch psychische Störungen wie Depressionen, Todesangst oder Hilflosigkeit beobachtet. Wie sich negative Nah-Todeserfahrungen auswirken, ist noch nicht ausreichend untersucht worden. Sicher ist jedoch, daß auch sie völlig neue Perspektiven setzen und positive wie negative Folgen haben können. Auch solche Erfahrungen wirken suizidverhütend. Sterbeerfahrungen wie die geschilderten mit ganz ähnlichen Persönlichkeitsveränderungen werden erstaunlicherweise aus den verschiedensten Kulturen aller Zeiten berichtet. So findet man die erste

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