Das Jenseits in uns

- 5 - positive Nah-Todeserfahrung mit Tunnel, Licht und Paradies-Landschaft, aber auch die erste Höllenvision im 5000 Jahre alten sumerischen Gilgamesch-Epos. Neutestamentliche Parallelen sind unter anderem die zur Konversion des strenggläubigen Juden Saulus führende Lichtesvision (Apg 9), der später auch noch ein Außerkörperlichkeitserlebnis mit Paradies-Vision beschrieb (2 Kor 12). Auch im Mittelalter waren NahTodeserfahrungen nicht selten. Die erste Fallsammlung stellte Papst Gregor im 5. Jahrhundert zusammen. Sie enthält praktisch alle Elemente der modernen Berichte; nur die Ausgestaltung variiert: Es wurden etwas häufiger negativdämonische Visionen berichtet, die sich dann aber zumeist in positive verwandelten; man begegnete häufiger Engeln und Heiligen als eigenen Verwandten; die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit im Lebensfilm wurde durch eine Bewährungsprobe, eine Gerichtsszenerie oder ein Lebensbuch ersetzt, und die Rückkehr in den Körper wird meist befohlen. Auch die Auswirkungen ähnelten denen der heutigen Sterbeerfahrungen, entsprachen jedoch der vorherrschenden Mentalität und Religion: Man lebte strenger nach den damaligen Heilsvorschriften der katholischen Kirche, zu deren Unterstützung man die Erlebnisse dann auch verkündete.

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