Das Ansehen der Parapsychologie in der Öffentlichkeit und die Gegner alles Paranormalen

PSYCHOWISSENSCHAFTLICHE GRENZGEBIETE Ausgesuchte Veröffentlichungen aus verschiedenen Bereichen psychowissenschaftlicher Forschung Internet: http://www.psychowissenschaften.de Quelle: Lebenserinnerungen, von W. Schiebeler, Verlag M. Weber, Fabrikstraße 1, D-77746 Schutterwald Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler Das Ansehen der Parapsychologie in der Öffentlichkeit und die Gegner alles Paranormalen Werner Schiebeler, Prof. Dr. rer. nat., geb. 1923 in Bremen. Studium der Physik in Göttingen. 1955 Promotion mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen. Von 1955-1965 Tätigkeit in der Elektroindustrie, davon sieben Jahre als Leiter einer Entwicklungsabteilung für elektronische Fernschreibtechnik. Ab 1965 Dozent für Physik und Elektronik an der Staatlichen Ingenieurschule in Ravensburg, der heutigen FH Ravensburg-Weingarten. 1983 Eintritt in den Ruhestand. Neben den naturwissenschaftlich-technischen Lehrfächern vertrat er seit 1969 in regelmäßigen Sondervorlesungen an der FH Ravensburg-Weingarten auch das Lehrgebiet Parapsychologie und Parapsychophysik und veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenartikel, sowie Broschüren und Bücher über verschiedenste parapsychologische Themen. Daneben erschienen über das "Institut für den wissenschaftlichen Film", Göttingen von ihm zwei Filme über "Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen". Hierfür erhielt er 1974 von der "Associazone Italiana Scientifica di Metapsichica" den "Ernesto Bozzano-Preis" und 1988 den "1. Schweizer Preis" von der "Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie". Vorwort Die eintönigen Apostel der Verneinung alles Okkulten, u. a. der Anerkennung einer Fortexistenz des Menschengeistes über die Todesschwelle hinaus, die immer wieder dieselben Redensarten mündlich und schriftlich pausenlos verbreiten, gehören scheinbar zu unserer dualistischen Welt wie der Kern zur Nuß. Der Geisteszustand von Menschen, die nichts zu sagen haben und dieses Nichts dennoch bis zum Überdruß außer ihrem eigenen, welcher nie eintritt – lebenslänglich in immer wieder dieselben Worte kleiden, ist geradeso unbegreiflich wie diesen Menschen das Okkulte. In ihrem Bemühen sind sie so augenfällig von dem Wunsche beherrscht, um jeden Preis nichts Richtiges am Okkultismus gelten zu lassen, daß dieser Wunsch in Fanatismus endet. Selbst Theologen meinen, es könne dem "Glauben" etwas verlorengehen, wenn das Wissen an seine Stelle tritt. Doch mit Wundern haben Physiker heute keine Schwierigkeiten mehr, nur noch die Theologen! Der folgende brillant recherchierte Bericht zeigt, wie die Dinge wirklich liegen und was einem suchenden Spiritualisten erwarten kann, wenn er es wagt, sich öffentlich zu outen. Bad Salzuflen, im Februar 2005

- 2 - Lebenserinnerungen (von W. Schiebeler) In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, also die Zeit, die ich als Erwachsener bewußt miterlebte, wurde der Begriff "Parapsychologie" in der breiten Öffentlichkeit gleichgesetzt mit dem Namen von Prof. Hans Bender (1907 - 1991). Wer Parapsychologie sagte, meinte Bender und umgekehrt. Er war es, der in Deutschland versuchte, der Parapsychologie akademisches Ansehen zu verleihen. Und so kam es, daß in der Öffentlichkeit die Meinung vorherrschte, daß er in Deutschland den einzigen Universitätslehrstuhl für Parapsychologie innehabe, was in dieser Form aber gar nicht stimmte. Wer war dieser Hans Bender? Er hatte in Bonn Psychologie studiert und dort mit einer Doktorarbeit mit dem Titel "Psychische Automatismen" promoviert. Er war am Psychologischen Institut der Universität Bonn eine Reihe von Jahren Assistent und befaßte sich dort zehn Jahre mit Grenzphänomenen der Psychologie und paranormalen Erscheinungen. Weiterhin studierte er Medizin und machte im Sommer 1939 in Freiburg das Medizinische Staats-examen. Er gab später an, in dieser Zeit auch eine Dissertation mit dem Titel "Die Arbeitskurve unter Pervitin" angefertigt zu haben und bei seinem Doktorvater Prof. Beringer die mündliche Doktorprüfung abgelegt zu haben. Leider konnte er das aber später nicht nachweisen, was ihm beträchtlichen Ärger einbrachte. Nach der Eroberung Frankreichs wurde in Straßburg eine Reichsuniversität gegründet und dort ein Extraordinariat für Psychologie und klinische Psychologie eingerichtet. Mit ihm wurde Bender betraut. Im Sommersemester 1942 hielt er seine erste Vorlesung und sollte fakultätsverbindende Psychologie lehren. Nebenher betrieb er aber in starkem Maße parapsychologische Studien. Bender am Schreibtisch in seinem Institut

- 3 - Bei Kriegsende wurde die Reichsuniversität Straßburg natürlich aufgelöst, und Bender siedelte nach einer kurzen Haft in einem amerikanischen Internierungslager mit seiner Familie (er hatte inzwischen Frau und Kinder) in seine Heimatstadt Freiburg i. Brsg. über. 1946 bekam er an der Universität Freiburg innerhalb der Psychologischen Fakultät einen Lehrauftrag für Psychologie. Das gab ihm die Gelegenheit zu ausgiebigen parapsychologischen Untersuchungen. Seine Hauptarbeitsgebiete waren von da an bis zu seinem Tod die Untersuchung von WünschelrutenPhänomenen, von Träumen, von Heilern, der Astrologie, der Präkognition, der Psychokinese und ganz besonders des Spuks. Letztere Untersuchungen waren in starkem Maße für seine Bekanntheit in der Öffentlichkeit maßgebend. Er war für Freund und Feind der Spuk-Professor. Wofür Bender sich überhaupt nicht interessierte, waren die physikalischen Phänomene des Mediumismus, die Materialisationserscheinungen und das Fortleben nach dem Tod. Für ihn waren, zumindest nach außen hin, alle paranormalen Erscheinungen Ausflüsse der menschlichen Psyche und kamen aus dem Steigrohr des Unterbewußtseins. Diese Auffassung bezeichnet man als animistisch im Gegensatz zur spiritistischen Auffassung, daß manche Erscheinungen durch Einwirkung von Verstorbenen zustande kommen. Im persönlichen Gespräch sagte mir Prof. Bender einmal: "Ich stimme mit Ihnen überein, daß die physikalischen Phänomene besonders wichtig sind, aber man muß es doch nicht gleich wie dieser Dr. Gerloff machen und zu Einer Nielsen fahren, um dort mit seiner eigenen Großmutter zu frühstücken." Auf diese Weise hat er Einer Nielsen (1894 - 1965), der das bedeutendste europäische Materialisatonsmedium des 20ten Jahrhunderts war, in Kopenhagen nie besucht. Dr. Gerloff hat dagegen Nielsen vielmals geprüft und untersucht und Bücher darüber geschrieben. Besondere Energie verwandte Bender für die Errichtung und den Bau eines eigenen Instituts. Dafür sammelte er Geld, kaufte in Freiburg an der Eichhalde ein Grundstück und brachte es fertig, daß dieses Institut, das er "Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene" nannte, 1950 eingeweiht werden konnte. Dieses Institut, dem Bender vorstand, war aber nicht der Universität angegliedert, sondern rein privat.

- 4 - 1954 erhielt Bender an der Freiburger Universität als Extraordinarius einen Lehrauftrag für "Psychologie und Grenzgebiete der Psychologie." Dieses Extraordinariat wurde 1966 in einen ordentlichen Lehrstuhl umgewandelt, dem Bender bis zu seiner Emeritierung 1975 vorstand. Danach war er nur noch Direktor des privaten Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene an der Eichhalde. Ich selbst nahm mit Prof. Bender erstmals im März 1954 Verbindung auf, indem ich bei ihm anfragte, ob von ihm eine Institutszeitschrift herausgegeben werde. Das war aber damals noch nicht der Fall. Seitdem ist eine lockere Verbindung zu ihm nicht abgerissen. Ich bereitete 1961 Versuche zur psychokinetischen Beeinflussung von Zufallsprozessen vor. Damit ist die geistige, gedankliche Einwirkung auf Vorgänge des Zufalls gemeint. Ein sogenannter Zufallsgenerator ist zum Beispiel der bekannte sechsflächige Spielwürfel mit den Zahlen 1 bis 6. Versuche zur Beeinflussung eines solchen Würfelvorganges hatte seinerzeit in den USA der damals sehr bekannte Biologe und Parapsychologe Prof. Joseph B. Rhine (1895 - 1980) mit zahlreichen Versuchspersonen erfolgreich vorgenommen. Es wurde dabei versucht, durch rein gedankliche Anstrengung, z. B. die Zahl fünf bevorzugt zu erwürfeln, d. h. über die Wahrscheinlichkeit von 1/6 hinaus. Das gelang bei einzelnen Versuchspersonen tatsächlich. Dadurch wurde Rhine in einschlägigen Kreisen sehr berühmt. Ich entwickelte in den 50er Jahren beruflich für Fernschreibverschlüsselungszwecke einen elektronischen Würfel, der unter Benutzung des radioaktiven Zerfalls von Cäsium Zufallszahlen von 0 bis 31 erzeugte. Da dieses Gerät für militärische Zwecke hergestellt und in der NATO eingeführt wurde, baute ich für private Zwecke einen kleineren elektronischen Würfel, der nicht mit Radioaktivität arbeitete und nur die Zahlen 0 und 1 zufallsmäßig erzeugen konnte. Er (Würfel) verwendete einen nicht sehr frequenzkonstanten Multivibrator, dessen Schwingungszahl intervallmäßig auf Gradzahligkeit oder Ungradzahligkeit abgefragt wurde. Mit diesem kleinen Gerät stellte ich mit medialen und nichtmedialen Personen Versuche an, ob sie die zufallsmäßige Zahlenverteilung gedanklich beeinflussen konnten. Von diesen Versuchen unterrichtete ich Prof. Bender, da er an seinem Institut ähnliche Versuche vorhatte und sich deshalb für meine Versuchsanordnung interessierte. Meine Versuche blieben leider erfolglos, da ich weder geeignete noch genügend Versuchspersonen gewinnen konnte und auch gar nicht die Zeit hatte, riesige Reihenversuche durchzuführen. Ob sie im Benderschen Institut Erfolg hatten, entzieht sich meiner Kenntnis. In den USA waren sie angeblich erfolgreich. Da Bender in der Öffentlichkeit so überaus bekannt war, schossen sich die Gegner alles Paranormalen hauptsächlich auf ihn ein. Dabei durchleuchteten sie auch seine Vergangenheit, ob sich darin nicht Schwachpunkte finden ließen. - Und sie wurden fündig. Sie fanden nämlich seine medizinische Doktorarbeit nicht. Darüber veröffentlichte die Zeitschrift Stern in Ausgabe 10/1977 folgenden Artikel: "Der Doktor aus dem Jenseits? Der Freiburger Spuk-Professor Hans Bender muß sich mit einem neuen Rätsel herumschlagen: Wo kommt einer seiner zwei Doktor-Titel her?" In diesem längeren Bericht wird genüßlich dargelegt, daß sich bei Bender keine medizinische Dissertation oder Doktor-Urkunde nachweisen läßt. Der Bericht endet:

- 5 - "Daß Bender überall auch als Doktor der Medizin geführt wird und es womöglich gar nicht ist, beweist jedenfalls: Das Paranormale existiert wirklich! Die Anhänger des Übersinnlichen werden sich die Hände reiben, denn Spuk, Hexerei und Wunder sind eben keine Hirngespinste aus dunklen Zeiten der Menschheit, sondern Tatsachen. Hier endlich gelingt es, das Unfaßbare zu fassen, auch wenn Zweifler vorlaut behaupten: Es ist nicht zu fassen." Das war für Bender natürlich außerordentlich peinlich und für mich auch weitgehend unverständlich. Wenn er wirklich promoviert haben sollte, dann hätte er doch seine Promotions-urkunde sorgfältig aufheben müssen und dafür sorgen müssen, daß die Doktor-Arbeit auch pflichtgemäß an alle deutschen Universitäten verteilt oder in Zeitschriften veröffentlicht wurde. Auch sein Doktorvater hätte dafür sorgen müssen. Schließlich hat er nicht in Königsberg promoviert, wo bei Kriegsende alles verloren gegangen ist, sondern in Freiburg, wo alles erhalten blieb. Nun war Bender von Natur aus ausgesprochen unzuverlässig. Versprechungen hielt er nicht ein, bei Verabredungen kam er entweder zu spät oder überhaupt nicht. Ich habe das selbst bei ihm erlebt. Sein Biograph und zeitweiliger Mitarbeiter Elmar Gruber berichtet, daß Bender auch zu seinen Vorlesungen in der Universität notorisch zu spät erschien. Aber auch mit den Promotionsunterlagen derart schlampig umzugehen, ist doch ein starkes Stück, wenn es sie denn gegeben haben sollte. Fazit: Er konnte seine medizinische Promotion nicht nachweisen, und die Staatsanwaltschaft begann, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen unberechtigter Titelführung einzuleiten. In dieser Notlage fand sich ein ihm wohlwollender Professor, bei dem er eine eilends verfertigte neue Dissertation einreichen und im Schnellverfahren die Doktorprüfung ablegen konnte. Damit war er nun wirklich ein Doktor der Medizin. Benders Gegner und die Gegner alles Paranormalen kamen (und kommen) aus den Reihen: Der Justiz, der Polizei, der Medizin und der evangelischen Theologie. Obwohl Bender überhaupt nichts von Geistern oder dem Fortleben nach dem Tode sagte, also ganz erdgebunden blieb, sahen sie in seinen Forschungen einen Angriff auf ihr atheistisches und materialistisches Weltbild, wenn sie das auch sicherlich öffentlich weit von sich weisen würden. Sie agierten gegen ihn mit einem Fanatismus, wie er sonst nur bei extremen Sekten vorkommt. Sie unterstellten ihm, daß er wieder ins finstere Mittelalter zurückführen wolle und Hexenverbrennungen und der Inquisition den Weg bereite. Einer von Benders Hauptgegnern war ein Dr. jur. Wolf Wimmer. Er war erst Staatsanwalt und danach Vorsitzender Richter am Landgericht in Mannheim. Das war er noch 1993. Ob er jetzt noch im Amt ist und noch lebt, weiß ich nicht. Seine Stoßrichtung geht recht gut aus einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt, Heft 10/1974 hervor. Die Arbeit hat den Titel "Eine andere Wirklichkeit? - Vom Unfug der Parapsychologie". Im Vorspann heißt es dort: "Zusammen mit einem unterstützenden Brief des weltberühmten Gerichtsmediziners Otto Prokop, der stets gegen okkulte 'Vernebelungen' in der Wissenschaft eingetreten ist, wendet sich dieser Aufsatz gegen die Gefahren eines neuen Hexen- und Zauberglaubens. In den Vereinigten Staaten ist diese Entwicklung eines religiös gefärbten neuen Okkultismus vieler Spielarten bereits viel weiter gediehen, und es steht zu befürchten, daß Europa 'nachziehen' wird. Dafür gibt es viele Anzeichen. Als besonders gefährlich erscheinen nicht einmal die mit dem Okkulten stets verbundenen Betrügereien großen Maßstabes an den Gläubigen, die für dumm verkauft werden. Vielmehr steckt die Gefahr in dem Wissenschaftsanspruch der Parapsychologie, der auf moderne Weise einen alten zeitweise mörderischen Wahn rechtfertigt."

- 6 - In diesem Aufsatz wird alles Paranormale einschließlich Akupunktur für Trick und Schwindel erklärt und gipfelt in der Feststellung (Seite 738): "Schon einmal hat ein als getarnter Zauberglaube Millionen in den Tod getrieben. Ähnlich psychische Epidemien können sich jederzeit wiederholen. An den Verbrechen der Hexenverfolgungen, dieser Warnungstafel der Geschichte, erkennen wir, daß auch in der Wissenschaft nichts folgenlos bleibt, und sei es auch der größte Blödsinn, wie es die Abbildung zeigt. Vernunft wird da wirklich Unsinn und Plage. Alle Einsichtigen haben deshalb die ernste Verpflichtung, durch Aufklärung und Warnung für eine Immunisierung zu sorgen. Die gegenwärtige kulturelle Regression ist ohnehin haarsträubend genug. Ein wiederaufflackernder Zauberwahn wäre das letzte, was dieses gequälte Jahrhundert noch zu ertragen verlangte. - Und wenn wir manche Produkte der Psi-Forschung ansehen, sind wir freilich eher geneigt, Schurkerei anzunehmen als Torheit oder einfache Geistesstörung, was viel näher liegt." Ebenfalls im Jahre 1974 veröffentlichte dieser Dr. Wimmer in der Zeitung Metall (der Gewerkschaft Metall) eine Artikelserie, die sich über sieben Folgen (Ausgaben 4/74 bis 10/74) erstreckte, unter dem Titel "Parapsychologie - Zauberei und Massenwahn". Darin gibt es die Zwischenschlagzeilen: "Aberglaube - auch bei Professoren. - Wer Wahngeschichten nachdruckt macht sich mitschuldig. - Der Schreibtischtäter heizt den Hexenkessel. - Hört nicht auf Scheingelehrte - Kampf den Dunkelmännern - Steuergelder für Hirngespinste? - Bücher von Geisteskranken - Irrsinn ist ansteckend - Seelenreisen zum Hexensabbat - Graf Dracula vor den Toren? - Fliegen wieder Hexen umher? - Einträgliche Volksverdummung - Bücherschreibende Massenmörder: Wir wissen nun, daß Parapsychologie nichts Neues ist, sondern nur jenen gelehrten Zauberwahn fortsetzt, wie er uns bereits in der Hexen- und Dämonenlehre der sogenannten Scholastiker, der Okkultforschung des Mittelalters entgegentritt. Die Folgen sind bekannt: Massenwahn führte zum Massenmord. Millionen unschuldiger Frauen, Kinder und Greise starben eines grauenvollen Todes. Millionen glauben an Wahnvorstellungen: Aber warum sich um solche Kinkerlitzchen kümmern? Wir haben doch Besseres zu tun, denken die meisten. Das Stehen im Abseits kann jedoch gefährlich werden. Wie wichtig diese Dinge sind, erkennen wir sofort, wenn wir hören, daß der genannte Professor Bender zur Zeit als prominentester Parapsychologe Deutschlands gilt. Auf seine 'Forschungen' und 'wissenschaftlichen Beweise' vor allem berufen sich die Okkultisten, die heute wieder an 'Hellsehen', 'Gedankenübertragung', 'Prophezeiungen', 'Spuk', 'Zauberei' und ähnliche mittelalterliche Wahnvorstellungen glauben. Und das sind Millionen." In zahlreichen weiteren Zeitungen und Zeitschriften hat Dr. Wimmer gleichartige Artikel veröffentlicht. 1976 gab er zusammen mit dem Ostberliner (DDR) Gerichtsmediziner Prof. Dr. med. Otto Prokop sogar ein Buch heraus mit dem Titel "Der moderne Okkultismus - Parapsychologie und Paramedizin - Magie und Wissenschaft im 20. Jahrhundert". Der Inhalt des Buches ist in gleicher Weise abgefaßt wie die schon erwähnten Artikel von Wimmer. Die Parapsychologie wird als Afterwissenschaft und als Bastard von Aberglauben und Pseudowissenschaft bezeichnet. Gleich im Vorwort heißt es u. a.: "Das vorliegende Buch ist ein Protest und eine Anklage, gerichtet gegen die Tätigkeit der Parapsychologen und Paramediziner, die mit Unterstützung einer bestimmten Presse nunmehr jahrelang ungestraft die Öffentlichkeit gründlichst fehlinformiert haben. - Fairneß hat aus Gründen der Psychohygiene ihre Grenzen."

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- 8 - Ein weiterer fanatischer Gegner von Prof. Bender und der Parapsychologie war und ist der ehemals leitende Kriminaldirektor von Bremen Dr. Herbert Schäfer. Er hat den Begriff "Okkulttäter" erfunden und u. a. ein Buch geschrieben: "Der kriminelle Aberglaube in der Gegenwart". In diesem Buch komme auch ich zweimal vor, allerdings ohne Namensnennung. Außerdem war Schäfer Herausgeber einer Taschenbuchreihe für den Kriminalisten mit dem Titel: "Grundlagen der Kriminalistik". Er hatte sich vorgenommen, Prof. Bender den wissenschaftlichen Todesstoß zu versetzen. Er nannte ihn einen "Psytiot" (= Psychopath und Idiot). Zu Kollegen äußerte er (gemäß einem Zeitungsbericht): "Mir ist jedes Mittel recht, wenn ich den zu Fall bringe." Und dazu ergab sich ihm folgende Gelegenheit: 1965 ereignete sich in Bremen-Vahr in der Geschwister-Scholl-Straße in dem Feinkost- und Porzellangeschäft des Ehepaars Surowitz ein aufsehenerregender Spukfall. In dem Geschäft war damals ein 14 Jahre alter Lehrling namens Heiner Scholz beschäftigt. Von einem bestimmten Zeitpunkt an erfolgten in dem Geschäft zerstörerische Vorgänge. Ohne ersichtlichen Grund fielen Einmachgläser aus den Regalen, sprang eine wertvolle Kaffeekanne über anderes Porzellan hinweg und flog Geschirr durch die Luft. Der Lieferwagen-Fahrer Manfred Janssen erlebte z. B. wie beim Abstellen von Ware im Keller vor seinen Augen Geschirr aus den Regalen klirrend herausfiel und aufeinandergesetzte Kästen mit gefüllten Flaschen nach vorne ihm entgegen kippten. Er hatte noch Glück, von ihnen nicht verletzt zu werden. Alle diese sich über Wochen erstreckenden Vorfälle ereigneten sich nur, wenn der Lehrling Heiner Scholz im Geschäft anwesend war und in der Nähe stand. Immer sah man aber genau, daß seine Hand dabei nicht im Spiel war. Polizei und Feuerwehr wurden zur Untersuchung der Vorgänge hinzugezogen. Auch in ihrer Gegenwart geschahen solche Vorgänge, jedoch konnten sie keine Ursache dafür ausfindig machen. Die Vorfälle hörten erst auf, als der Lehrling seine Arbeitsstelle verließ, einige Zeit in psychiatrische Behandlung kam und dann von Prof. Bender in seinem Freiburger Institut genauer untersucht wurde. Dort flog zwar kein Geschirr mehr durch die Gegend, weil es das dort nicht gab, aber es erfolgten andere beeindruckende paranormale Vorgänge. 13 Jahre später nun versuchte Dr. Schäfer Prof. Bender seinen Todesstoß zu versetzen. Zuerst verlangte er im Frühjahr 1978 von dem Ladenbesitzer Surowitz eine schriftliche Verzichtserklärung für die Schäden, die ihm durch den Spukfall seinerzeit entstanden waren. Surowitz sagte, daß er keine Forderungen an Heiner Scholz habe. Schäfer bestand aber auf einer schriftlichen Verzichtserklärung. Danach ließ er seine Bombe platzen. Heiner Scholz erklärte auf einmal, daß er alle Vorgänge seinerzeit selbst hervorgebracht habe und gab dazu detaillierte Schilderungen ab. Insbesondere auch, wie er den einfältigen Prof. Bender getäuscht habe. Das alles wurde in allen Zeitungen Deutschlands veröffentlicht und im Fernsehen genauestens dargestellt. Für jeden halbwegs Einsichtigen war aber sofort klar, daß dieses "Geständnis" frei erfunden war, weil diese Vorgänge, wie sie der Heiner Scholz beschrieb, so gar nicht stattgefunden haben konnten. Frau Herta Hansen, die Ehefrau eines Bremer Arztes, machte sich die Mühe, alle damaligen Zeugen eingehend zu befragen: Das Ehepaar Surowitz, den Lieferwagen-Fahrer

- 9 - Janssen, die Beamten von Polizei und Feuerwehr und die Mutter von Heiner Scholz Frau Ilse Kislath. Alle sagten, daß die Behauptungen von Heiner Scholz frei erfunden seien. Prof. Bender hat dann in den Tageszeitungen und in Fachzeitschriften entsprechende Gegendarstellungen veröffentlicht. Ob das aber die Berichte von Dr. Schäfer neutralisieren konnte, vermag ich nicht zu entscheiden. Dr. Schäfer hat aber auch in einem anderen Fall, der 1974 bei einer Uri-Geller - Fernsehsendung großes Aufsehen erregte, vier Jahre später versucht, Beteiligte durch Einschüchterung zu einem Geständnis zu bewegen, daß sie die Vorgänge selbst hervorgerufen hätten. In diesem Fall kam er aber nicht zum Ziel. Die Beteiligten weigerten sich, ein "Geständnis" abzulegen. Dr. Schäfer ist 1986 in den Ruhestand getreten und seit dieser Zeit als Rechtsanwalt in Bremen tätig. 1994 hat er ein weiteres Buch geschrieben mit dem Titel "Poltergeister und Professoren". Auch in diesem Buch erklärt er alle Spukerscheinungen auf seine Weise, nämlich als Schabernack von Jugendlichen. In bezug auf Prof. Bender spricht er von der traurigen Ballade eines bedauernswerten Mannes von der Eichhalde in Freiburg, des Primus inter pares. Nun ist es unbestritten, daß es in der Esoterik-Szene ein Heer von Scharlatanen und Schwindlern gibt. Darunter auch solche, die sich den schmückenden Titel "Parapsychologe" zulegen. Aber das benutzen die fanatischen Gegner, um alles Paranormale insgesamt zu verteufeln und als kriminellen Aberglauben oder bewußte Täuschung hinzustellen. Die ernsthaften parapsychologischen Forscher aber bezeichnen sie dabei entweder als Irre oder als Schwindler. Prof. Bender dagegen beschrieb seine Haltung wie folgt: "Was not tut, ist eine positive Kritik des Aberglaubens als Grundlage einer wirkungsvollen Aufklärung und Verhütung von Schäden, eine Bereitschaft vorurteilsfrei die nicht sanktionierten Randphänomene unserer Erfahrungen zu untersuchen, Gesichertes zuzugeben und phantastischen Vorstellungen und Erwartungen entgegenzutreten" (geäußert gegenüber Frau Herta Hansen aus Bremen). Der nächste heftige Gegner alles Paranormalen ist eine Frau, die Professorin Dr. med. Irmgard Oepen, geb. 25. 2. 1929. Sie habilitierte sich an der Universität Marburg für das Fach Rechtsmedizinische Serologie und Rechtsmedizinische Anthropologie. 1974 wurde sie für dieses Fach an dem Institut für Rechtsmedizin zur Professorin ernannt (Planstelle H2). Ihr Hauptarbeitsgebiet waren Vaterschaftsgutachten. Daneben, also privat, war sie die Präsidentin der GWUP, der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V." Diese Gesellschaft gibt eine Zeitschrift "Der Skeptiker" heraus, in der alles Paranormale ad absurdum geführt wird, also alles zu Trick und Schwindel erklärt wird. Frau Oepen selbst wendet sich in Vorträgen und Veröffentlichungen aggressiv und haßerfüllt vor allem gegen alle Heilverfahren außerhalb der Schulmedizin, also gegen Neuraltherapie, Homöopathie, Irisdiagnostik, Geistheilen und alle sonstigen alternativen Heilmethoden, sowie gegen Erdstrahlen und Wünschelruten-Gehen. Da sie in ihren öffentlichen Vorträgen Ärzte dieser Richtungen feindselig und herabsetzend angreift, wehren diese sich entsprechend und lassen ihrerseits an Frau Prof. Oepen kein gutes Haar. Im November 1985 hielt Prof. Oepen vor dem Ärztlichen Verein Hamburg im Rahmen der "Wissenschaftlichen Abende" einen Vortrag über "Außenseitermethoden in der medizinischen

- 10 - Diagnostik und Therapie". Ein ärztlicher Zuhörer und Berichterstatter dieses Abends schrieb in einer längeren Abhandlung u. a.: "Der Ton der Ausführungen war nicht sachlich - sich auseinandersetzend mit der Materie - , wie an sich bei wissenschaftlichen Ausführungen einer habilitierten Hochschullehrerin zu erwarten wäre, sondern voreingenommen, aggressiv, herabsetzend, untermischt mit Verachtung und Häme. Über weite Strecken blieb unklar, ob sich der Zorn der Vortragenden mehr gegen Heilpraktiker, von denen sie häufig sprach, richtete, oder gegen Ärzte, die sich erlauben, auch Methoden jenseits der offiziellen Schulmedizin ihr Interesse zuzuwenden." Ausgehend von diesen Äußerungen richtete nun ein Hamburger Arzt Dr. med. Hahn-Godfroy heftige Anschuldigungen gegen Frau Prof. Oepen, welche ihrerseits dagegen vor Gericht durch zwei Instanzen klagte. Letztenendes hat aber das Oberlandesgericht Hamburg in einem Urteil vom 18. 12. 1986 die nachstehenden Tatsachenbehauptungen als erweislich wahr erachtet: "Frau Prof. Dr. Oepen sei nur papierärztlich tätig, sei eine praxisfremde Theoretikerin, verfüge nur über angelesenes Wissen und könne nur Papierwissen vortragen." Und als Werturteil sei erlaubt: "Frau Prof. Dr. Oepen sei inkompetent, verbreite einen täuschenden Eindruck von Wissenschaftlichkeit oder juristischer Fundiertheit. Ihre Ausführungen in ihren Arbeiten und Vorträgen seien unausgewogen in der Darstellung, aggressiv, unfair und unkollegial, sie stelle ein 'Kuckucksei im Nest der Rechtsmedizin' dar. - Ihre Arbeiten seien nicht Gegenstand der Rechtsmedizin in Marburg, sondern ihr Privathobby. Es sei eine Peinlichkeit für die Hochschulmedizin, sich von Frau Oepen vertreten lassen zu müssen, peinlich auch für das Institut für Rechtsmedizin der Universität Marburg und die Bundesärztekammer, persönlicher Umgang und Gespräche mit Frau Oepen seien sehr zu bedenken." Ich selbst kam mit ihr am 26. März 1993 bei einer Fernsehsendung über Geistheilung im Sender Südwest 3 (Nachtcafe) in Berührung. Sie griff mich an und ich schlug zurück, indem ich ihr das zitierte Urteil des Oberlandesgerichts vorhielt. Es kam zu einem heftigen Schlagabtausch, der dem Moderator Wieland Bakes gar nicht paßte. Er beendete ihn schließlich mit den Worten: "Und die Spielregeln hier bestimme ich." Diese Szene hat er hinterher - wie zu erwarten - aus der Aufnahme herausgeschnitten, so daß sie nicht zur Aussendung kam. Ich habe sie aber mit einem kleinen Tonbandgerät aufgenommen und später bei zwei Vorträgen meinen Zuhörern als Beispiel dafür vorgespielt, wie Fernsehmoderatoren ihre Sendungen manipulieren. Ein weiterer Gegner alles Paranormalen war der Wissenschaftsjournalist, Neurologe und Psychiater Prof. Dr. med. Hoimar von Ditfurth (gest. 1989). Er war der Moderator des ZDF-Wissenschaftsmagazins "Querschnitt". Diese Sendung gab ihm die Möglichkeit, gegen alles, was er als Aberglauben erachtete, zu Felde zu ziehen. Dazu zählte er u. a. die Astrologie, die Phänomene von Uri Geller und die Geistheilung, besonders die auf den Philippinen. Im Oktober 1982 brachte er einen Film mit dem Titel "Das Geschäft mit dem Wunder" zur Ausstrahlung. Darin versuchte er die philippinischen Heiler durchweg als Betrüger hinzustellen. Ich war dadurch mitbetroffen, daß er zwei Szenen aus meinem Film "Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen" raubkopiert und in seinen Film eingebaut hatte. Alle Einzelheiten habe ich in meiner Broschüre "Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen"

- 11 - dargestellt und können dort nachgelesen werden. - Ich habe seinerzeit Strafanzeige gegen Ditfurth wegen Urheberrechtsverletzung gestellt, bin damit aber nicht durchgedrungen, sondern wurde nur auf den Weg der Privatklage verwiesen. Als letzter der Gegner soll hier der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Bayerischen Landeskirche der Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack (1935 - 1991) vorgestellt werden. Er war derjenige, der auslösend für den Krach zwischen mir und dem Rektor der Fachhochschule Ravensburg war. Sein Hauptarbeitsgebiet war der Kampf gegen Sekten, insbesondere gegen die Scientology Church. Mit dieser setzte er sich auch gerichtlich auseinander und sie sich ebenfalls mit ihm. Sie beschimpften sich gegenseitig. Er schrieb eine Reihe von Büchern, u. a. "Hexenwahn und Aberglaube in der Bundesrepublik" und "Rendezvous mit dem Jenseits". In diesem Buch berichtet er relativ sachlich über die verschiedenen spiritistischen Gruppierungen. Er sagt z. B. auf S. 155: "Wenn wir erwarten, vom Gesprächspartner in unserem Glauben und in dessen Bezeugung ernstgenommen zu werden, müssen wir dieselbe Haltung bieten. Mit Beschimpften kann man nicht reden, eine christliche Gesprächsempfehlung müßte in jedem Fall (für Christen) lauten: 'Hören -, beten -, denken -, reden'. Sie kann nicht in vorschnellen Verdammungsurteilen gefunden werden." Das klingt doch recht sachlich. Aber insgesamt war seine Einstellung spiritistischen Phänomenen gegenüber ablehnend. Sein Urteil war: sie lassen sich alle rational erklären, und Botschaften aus dem Jenseits werden nur durch die Medien produziert und laufen auf Schwindel und Einbildung hinaus. Durch sein bulliges Auftreten war er aber auch in der eigenen Kirche nicht ganz unumstritten. Ein ganz besonders heftiger Angriff gegen die Parapsychologie und Parapsychologen wurde im April 1981 durch die Polizei-Zeitung Baden-Württemberg geführt. In dieser Zeitung, die für Polizeibeamte herausgegeben wird, erschien in Nr. 4/1981: "Die neue dpz-Serie: Grenzwissenschaften - Ermittlungen hinter Nebelvorhängen. In ihrer neuen Serie wird die dpz versuchen, über jene 'Grenzwissenschaften', über die 'Welt des Übersinnlichen' zu berichten, die angesehenen Buchverlagen inzwischen zu Kassenschlagern verholfen haben und oft etwas leichtfertig als 'nicht-relevanter Quatsch' abgetan werden. - In dieser ersten Abhandlung wird zunächst Stellung gegen die Geistige Heilung bezogen..." Aber dann heißt es, wobei abwechselnd Dr. Wimmer und Dr. Schäfer zitiert werden: "Hier die Affinität einer Ulrike Meinhof zum Okkultismus. Oder die Tatsache, daß Gudrun Ensslin und später auch mehrere Mitglieder der Gruppen, die in Berlin den Kammergerichtspräsidenten von Drenckmann erschossen und den Politiker Peter Lorenz entführten, interessierte Käufer okkultistischer Literatur in einem Westberliner Buchgeschäft für Geisteswissenschaften waren. – Dort der Massenselbstmord der amerikanischen 'Volkstempel-Sekte' in Guayana auf Anweisung des Sektenführers Jim Jones, dem mehr als 900 Menschen in den Tod folgten. - Hier die in Varietes auftretenden Hypnosekünstler. Dort der Fall der 23jährigen Pädagogikstudentin Anneliese Michel aus Klingenberg, die - nur noch gut 60 Pfund schwer - am l. Juli 1976 starb, nachdem an der Teufelsgläubigen noch das Rituale Romanum (Exorzismus) vollzogen worden war. ... ... Die permanent volksverdummende Öffentlichkeitsarbeit der Parapsychologen, z. B. jener Hohepriester einer technifizierten neuen Theologie, hat während der letzten 25 Jahre den verhängnisvollen Einfluß solcher scheinbarer Seelenprothesen bewiesen."

- 12 - Zwei Monate später kam in Nr. 6/1981 der zweite Teil dieser Serie zum Abdruck unter der Überschrift: "Seher - Heiler - Hexer: Okkulttäter und ihre Opfer." Wieder wurde über die Parapsychologie unsachlich hergezogen: "Die Parapsychologie erweckt und nährt den Afterglauben bei den Opfern, dies wiederum nährt die Okkulttäter, die ihrerseits den Aberwitz weiter verbreiten und festigen …" – "… So liefert die Parapsychologie den Okkultbetrügern mit den Täuschungstatsachen auch die okkulten Ausreden gleich mit." – "…Der ehemalige Staatsanwalt Dr. Wimmer bezweifelt, ob der okkultistische Augiasstall jemals vom Mist wird gereinigt werden können. Und er warnt dringend vor der Parapsychologie. Dabei scheint ihm wichtig, festzustellen, daß die Freiheit der Wissenschaft keineswegs beeinträchtigt werden darf. Es soll jeder forschen und lehren können, was er für richtig hält. Nur wenn, wie bei der Parapsychologie, die anerkannten Kriterien der Wissenschaftlichkeit entfallen, dann können sich auch diese Vertreter nicht darauf berufen, sie seien Wissenschaftler. Ihnen legt er nahe, den Lehrstuhl mit der Sektenprediger-Kanzel zu tauschen, mit anderen Worten: die Wissenschaftsfreiheit mit der Glaubensfreiheit. Dort hat jeder die Freiheit, auch Blödsinn zu glauben oder zu reden." Ein Polizeibeamter, der Hörer meiner Vorlesungen war, machte mir diese Zeitungsberichte zugänglich. Gleich nach der ersten Ausgabe wandte ich mich mit folgendem Brief an die Redaktion der Polizeizeitung: An die Redaktion der Polizei-Zeitung Baden-Württemberg Stuttgart Ravensburg, 14. 5. 1981 Sehr geehrte Herren, in Nr. 4/1981 der Polizei-Zeitung von Baden-Württemberg haben Sie eine Artikelserie eines anonymen Verfassers unter dem Titel "Parapsychologie - krimineller Spuk oder Wissenschaft?" begonnen. In dem ersten erschienenen Artikel wird zwar nichts Sachliches über die Wissenschaft der Parapsychologie ausgesagt, dafür versuchen Sie aber durch Beispiele, die mit der Parapsychologie überhaupt nichts zu tun haben, wie der Massenselbstmord in Guayana, diese Wissenschaft in den Bereich des Abartigen zu stellen. Durch die völlig unbewiesene Behauptung, daß Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin eine Affinität zum "Okkultismus" gehabt hätten, was für Sie ja wohl so viel wie Parapsychologie bedeutet, versuchen Sie außerdem noch eine Verbindung zwischen Parapsychologie und Terrorismus nahezulegen. Hierzu kann ich nur erwidern: Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Was würden Sie wohl sagen, wenn ich eine Artikelserie über die Polizei veröffentlichen würde unter dem Titel "Die Polizei, Dein Freund und Helfer oder eine kriminelle Gangsterbande?", und wenn ich in dieser Serie ausschließlich Berichte verwenden würde, die Sie den beiliegenden Fotokopien entnehmen können? (Diese Fotokopien waren Zeitungsausschnitte über Berichte von Banküberfällen, Diebstählen und Morden durchgeführt von Polizeibeamten!) Und diese Berichte sind ja wahr, während Ihre Geschichte mit der Ulrike Meinhof unwahr ist. Würden Sie eine solche negative Artikelserie von mir über die Polizei als gerecht und der Tätigkeit der Polizei als angemessen ansehen? Ich halte es für gut, wenn Sie in der Polizeizeitung über die Aufgabe und die Bedeutung der Parapsychologie informieren. Aber das sollte durch einen Fachmann geschehen und nicht durch einen anonymen Laien, der bar jeder Sachkenntnis ist. Wenn Sie sich als Polizei der Wahrheit und dem Recht verpflichtet fühlen, fordere ich Sie auf, den beigefügten und von mir verfaßten Aufsatz "PSI ist keine Wahnidee" als Gegendarstellung zu Ihrer angefangenen Artikelserie in Ihrer Zeitung abzudrucken

- 13 - oder zumindest diesen Brief als Leserzuschrift samt einer Seite der Fotokopien mit den Zeitungsausschnitten zu veröffentlichen. Ich verweise hierbei auf das Recht zur Gegendarstellung. Mit freundlichem Gruß W. Schiebeler Am selben Tag, dem 14. Mai 1981 richtete ich ein ähnlich gestaltetes Schreiben auch an den Innenminister des Landes Baden Württemberg Prof. Dr. Roman Herzog, der später Bundespräsident geworden ist. Auf beide Schreiben erhielt ich am 22. Juni 1981 vom Innenministerium Baden-Württemberg, Abt. III - Landespolizeipräsidium ein Antwortschreiben, das auf meine Briefe Bezug nahm: "Sie setzen sich darin kritisch mit dem Beginn der Serie über Grenzwissenschaften auseinander, die vor allem den Bezug der Kriminologie zu Okkultismus und zur Parapsychologie behandeln soll. Darüber wurde jedoch weder unsachlich oder gar falsch informiert, noch sollte die Parapsychologie in die von Ihnen genannte Richtung gerückt werden." – Eine Veröffentlichung meines Aufsatzes "PSI ist keine Wahnidee" wurde abgelehnt. In weiteren Schreiben vom 13. 7. 1981 und 6. 12. 1981 an das Landespolizeipräsidium und den Innenminister habe ich mich gegen die verharmlosende Auslegung des Artikelinhalts der Polizeizeitung gewandt und darauf hingewiesen, daß man doch von der permanent volksverdummenden Öffentlichkeitsarbeit der Parapsychologen und dem verhängnisvollen Einfluß solch scheinbarer Seelenprothesen geschrieben und behauptet habe: "Die Parapsychologie erweckt und nährt den Afterglauben bei den Opfern, die ihrerseits den Aberwitz weiter verbreiten und festigen (Polizei Ztg. 6/81, S. 3). Man habe den Parapsychologen sogar geraten, 'den Lehrstuhl mit der Sektenpredigerkanzel zu tauschen'". Wenn das keine Verleumdungen und Beleidigungen seien, wisse ich nicht, was man sonst darunter verstehen könne. In den Antwortschreiben auf meine Briefe wurde weiterhin behauptet, es sei alles korrekt formuliert worden, eine Beleidigung liege nicht vor und zu einer Rücknahme oder Entschuldigung bestehe keine Veranlassung. Eine Gegendarstellung von mir wurde abgelehnt. – Nur eine Auswirkung hatten meine Briefe: Nach der zweiten Nummer der Serie wurde sie abgebrochen. Es erschien kein weiterer Bericht mehr.

- 14 -

- 15 - 1974 brachte ein besonderes Ereignis ganz Deutschland und die angrenzenden Länder in Aufregung. Ein junger Israeli namens Uri Geller (geb. 20. 12. 1946 in Tel Aviv) wurde am 17. Januar 1974 in der ZDF-Sendung "Drei mal Neun" von Wim Thoelke vorgestellt. Er bekam dort vor der laufenden Kamera eine Reihe von Gabeln und Löffeln vorgelegt und demonstrierte nun, wie er einzelne durch seine drübergehaltenen Hände zum Zerbrechen brachte und andere durch ganz leichtes Reiben mit Daumen und Zeigerfinger zum Biegen brachte. Außerdem brachte er defekte Uhren durch Drüberhalten seiner Hände wieder zum Laufen. Weiter forderte er auch die Fernsehzuschauer auf, ihrerseits Besteckteile und defekte Uhren hervorzuholen und vor sich auf den Tisch zu legen, mit dem Gedanken, daß sich diese verbiegen möchten oder daß die Uhr wieder in Gang komme. Und das Seltsame und Wunderbare trat ein: Bei einer Vielzahl von Zuschauern bogen sich die Gabeln und tickten die Uhren wieder. Die Fernseh- und Zeitungsredaktionen bekamen Tausende von Anrufen über erfolgreiche Versuche. Besonders drastisch erlebte das eine Familie Scheid in Karlstadt am Main. Die Frau Barbara Scheid (63) saß mit ihrer Tochter Elfriede und zwei Enkelkindern vor dem Fernsehapparat. Während der Sendung sagte die Tochter im Spaß: "Hoffentlich ist nicht auch unser Silberbesteck kaputt." Darauf gingen die Mutter und ein Enkel in das Nebenzimmer und zogen zwei Schubladen des Buffets auf. Der Schreck war groß: In beiden Schubladen hatten sich schon 42 Besteckteile verformt, Eßlöffel, Teelöffel, Kuchengabeln, eine Kuchenschaufel und ein Schöpflöffel. Zwei Teile waren zerbrochen. Frau Scheid war so erschrocken, daß sie die Polizei anrief und um Hilfe bat. Tatsächlich kamen sehr schnell der Polizeiinspektor Horst Keßler und der Polizeimeister Horst Hammer in die Wohnung. Vor den Augen dieser beiden Polizeibeamten bogen sich dann noch weitere neun Besteckteile. Innerhalb von 90 Minuten hatten sich 53 silberne Besteckteile verformt. Ein Fernsehzuschauer in der DDR betrat nach einer gleichartigen Sendung am 19. 1. 1974 seine Schlafzimmer und hörte aus dem Wandsafe heraus ein kurzzeitiges Pfeifen und Fauchen. Als er den Safe öffnete, bemerkte er, daß ein dort aufbewahrtes Album mit Silbermünzen die doppelte Dicke bekommen hatte. Er schlug das Album auf und sah, daß sämtliche Münzen einen leichten Knick aufwiesen, wodurch das Album doppelt so dick geworden war. Den Schaden, Ein Teil der 53 verbogenen Besteckteile der Familie Scheid.

- 16 - der dem Zuschauer dadurch entstanden war, bezifferte er auf 50.000,- DM. Ein Uhrmacher in Hamburg hatte dagegen Glück. Von 13 zur Reparatur angenommenen Weckern liefen nach der Sendung fünf wieder einwandfrei und brauchten nicht mehr repariert zu werden. Gleichartige Sendungen mit Uri Geller wurden auch in der Schweiz, Österreich und England ausgestrahlt. Überall ergab sich das gleiche Ergebnis. Ich selbst habe Uri Geller einmal bei einer Veranstaltung in Düsseldorf erlebt, bei der es um Telepathie und Geistige Heilung ging. Auch dort zeigte er sich beeindruckend. Bei anschließend einsetzenden Forschungen stellte sich heraus, daß bei einer Vielzahl von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gleichartige Phänomene hervorgerufen werden konnten, beispielsweise das Verbiegen von Metallteilen in beidseitig verschlossenen Glasröhren in Gegenwart eines entsprechend begabten Kindes. Zeitungskommentatoren, Psychoanalytiker, Juristen (Wimmer u. Schäfer) und Bühnenzauberer sahen sich darauf veranlaßt, das durch Uri Geller verbogenen Weltbild wieder geradezubiegen. Sie erklärten alles als Taschenspielertricks, gepaart mit Wunderhysterie. Damit war für sie der Fall abgetan. Aber sogar der Deutsche Bundestag befaßte sich auf Betreiben eines SPD-Abgeordneten mit diesem Problem. Deutscher Bundestag - 7. Wahlperiode – 79. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Februar 1974, Seite 5048 Vizepräsident von Hassel: Wir kommen zu den Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen. Zur Beantwortung steht Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Hauff zur Verfügung. Ich rufe die Frage 76 des Herrn Abgeordneten Dr. Meinecke (Hamburg) auf. 'Welche Bedeutung mißt die Bundesregierung der Parapsychologie bei?' Der Fragesteller ist anwesend. Zur Beantwortung Herr Parlamentarischer Staatssekretär, bitte! Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen: Herr Präsident, ich bitte beide Fragen mit Zustimmung des Fragestellers im Zusammenhang beantworten zu dürfen. Vizepräsident von Hassel: Keine Bedenken. Auch die Frage 77 des Abgeordneten Dr. Meinecke (Hamburg) ist aufgerufen: 'Sieht sich die Bundesregierung durch die Ereignisse der letzten Zeit veranlaßt, die parapsychologische Forschung in erheblichem Umfange zu unterstützen?' Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen: Herr Kollege Meinecke, wie Sie wissen, gibt es an den Universitäten mehrere Forscher und Institute, z. B. das Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie, die sich mit Parapsychologie ernsthaft befassen. Die Entscheidungen über die Förderungen werden in den Selbstverwaltungsorganen der Wissenschaft getroffen. Sogenannte Grenzfragen der Wissenschaft wie die Parapsychologie gehören unzweifelhaft zur Grundlagenforschung. In diesem Bereich sind, wie Bundesminister Ehmke in seiner Rede vor der Max-Planck-Gesellschaft am 29. Juni 1973 betont hat, staatliche Stellen gut beraten, wenn sie nicht versuchen, auf Detailentscheidungen Einfluß zu nehmen. Dazu reichen ihre Kapazitäten - vielleicht sollte man, dem Gegenstand etwas angemessener, sagen: ihre hellseherischen Kapazitäten - nicht aus.

- 17 - Vizepräsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Meinecke. Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD): Herr Staatssekretär, teilt die Bundesregierung meine Meinung und Befürchtung, daß parapsychische Epidemien, wie sie z. B. durch einen 'gewissen Menschen' in den Massenmedien ausgelöst wurden, wissenschaftlich untersucht und gesellschaftspolitisch erforscht werden müßten, insbesondere im Hinblick auf Massenbeeinflussungen durch Phänomene oder auch durch Tricks? Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen: Herr Abgeordneter ich nehme Ihre Zusatzfrage gern zum Anlaß, um zu erklären, daß die von Ihnen angesprochenen Ereignisse sehr genau untersucht werden müssen, insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, daß bei der Popularisierung solcher parapsychologischer Erkenntnisse und Praktiken, wie Sie sie angesprochen haben, berücksichtigt werden muß, daß dadurch zwar die deutsche Besteckindustrie eine erhebliche Absatzförderung erfahren könnte, daß es aber zugleich im Bereich der Uhrmacher zu erheblichen Beschäftigungseinbrüchen kommen könnte. Insofern hätte eine solche Entscheidung auch beschäftigungspolitische und strukturpolitische Auswirkungen, die mit zu berücksichtigen wären. (Beifall bei den Regierungsparteien.) Außerdem, Herr Abgeordneter, ist für die jeweils Betroffenen die Frage der Haftung völlig ungeklärt. Es dürfte auch fragwürdig sein, ob es durch diesen Forschungsbereich tatsächlich zu einer Verbesserung der Qualität des Lebens kommen kann. Solange die damit zusammenhängende Frage nicht endgültig und abschließend geklärt ist, geht jedenfalls das Bundesministerium für Forschung und Technologie davon aus, daß ein Bedarf der Gesellschaft an einer erheblichen Verstärkung dieser Art von parapsychologischer Forschung nicht vorausgesetzt werden kann. Vizepräsident von Hassel: Eine zweite Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Meinecke. Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD): Herr Staatssekretär, wenn ich auch Ihre Auffassung und die der Bundesregierung teilen mag, möchte ich Sie trotzdem fragen: Wie kommt es, daß in den Vereinigten Staaten und in der Sowjetunion die Schwerpunkte der parapsychologischen Forschung in den letzten Jahren außerordentlich verstärkt gefördert worden sind, und glauben Sie nicht, daß die Bundesregierung vielleicht in die Gefahr gerät, hier den internationalen Anschluß zu verlieren, insbesondere deshalb, da ja offenbar parapsychologische Phänomene auch im Zusammenhang stehen mit bestimmten Problemen der bemannten Raumfahrt? Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen: Herr Kollege Meinecke, soweit die Bundesregierung informiert ist, handelt es sich - jedenfalls im Fall Amerika - weitgehend um private Initiativen und Initiativen privater Stiftungen. Gerade angesichts des Gegenstandes der heutigen Verhandlungen im Deutschen Bundestag wird es nicht unangemessen sein, darauf hinzuweisen, daß die Bundesregierung nachdrücklich jede private Förderung von Forschungsaktivitäten begrüßt. Vizepräsident von Hassel: Eine dritte Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Meinecke. Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD): Kann ich denn vielleicht Übereinstimmung mit der Bundesregierung in der Auffassung herstellen - anläßlich dieses heutigen Tages -, daß das Nutzbarmachen von psychokinetischen Impulsen und Energien jedenfalls zur Lösung der Energiekrise nicht geeignet sein wird? Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen: Hier befindet sich Ihre Einschätzung in voller Übereinstimmung mit der Meinung des Bundesministers für Forschung und Technologie."

- 18 - Diese Debatte zeigt, daß die Abgeordneten die Angelegenheit doch mehr von der humoristischen Seite gesehen haben. Geschehen ist in den abgelaufenen 30 Jahren in Bezug auf parapsychologische Forschung in Deutschland jedenfalls nichts. Und wenn ein Politiker oder angesehener Forscher es wirklich ernsthaft wagen sollte, sich für öffentlich geförderte Forschung auf dem Gebiet der Parapsychologie einzusetzen, würde er von den zahlreichen Gegnern sofort publizistisch öffentlich hingerichtet werden. Die Wortwahl, die dabei verwendet wird, hat unser ehemaliger Bundespräsident und seinerzeitige Innenminister von Baden-Württemberg Roman Herzog, der ja auch Jurist ist, damals 1981 für angemessen und nicht beleidigend angesehen. Daher wird kaum ein bedeutender Forscher sich der Gefahr aussetzen wollen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Selbstmord zu begehen. Vizepräsident von Hassel: Eine letzte Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Meinecke. Dr. Meincke (Hamburg) (SPD): Herr Staatssekretär, ist die Bundesregierung denn wenigstens der Auffassung, daß in den Bereich dieser Forschung nicht nur das Aufklären und Verifizieren von Fragen und Phänomenen gehört, sondern auch der psychohygienische Aspekt, d. h. die Aufklärung über schädliche Auswirkungen derartiger Phänomene wie Wundergläubigkeit, Wunderheilungen, Jenseitskontakte oder die merkwürdige Aufnahmebereitschaft unserer Bevölkerung gerade zur Zeit bezüglich solcher Phänomene? Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen: Herr Kollege Meinecke, ich vermag auf Ihre Frage keine Antwort zu geben, wobei ich nicht ausschließen kann, daß es auch über mein Vermögen geht, Ihnen zu sagen, ob mich hieran möglicherweise geheimnisvolle Kräfte hindern. (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.) Zum Schluß dieses Abschnitts soll noch die Frage behandelt werden, wie es in Deutschland mit der Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit bestellt ist. In der Parapsychologie werden nicht nur Erfahrungsbeweise für das persönliche Fortleben nach dem irdischen Tod gesucht und gefunden, sondern es wird auch die Frage behandelt, ob Menschen nicht auch mehrmals hier auf dieser Erde ein Leben verbringen müssen. Es geht also darum, ob es so etwas wie eine Reinkarnation, eine irdische Wiedergeburt, gibt. Forscher, wie z. B. der amerikanische Psychiater Prof. Jan Stevenson, haben Fälle untersucht und dokumentiert, bei denen kleine Kinder, nachdem sie zu sprechen begonnen haben, behaupteten, schon einmal auf Erden vor gar nicht langer Zeit gelebt zu haben. Dabei vermochten sie den früheren Wohnort, ihre damaligen Eltern und andere Verwandte und die Art ihres Todes genau zu schildern. Prof. Stevenson ist diesen Angaben nachgegangen und konnte feststellen, daß sie den Tatsachen entsprachen. Die mitgenommenen Kinder erkannten sogar ihre früheren Eltern wieder. So etwas wird als Indiz für eine irdische Wiedergeburt angesehen. In einigen Religionen wie Hinduismus und Buddhismus nimmt die Wiedergeburtslehre eine zentrale Stellung ein. Auch im Christentum wurde die Reinkarnationslehre von dem Kirchenvater Origenes (185 - 254) vertreten. Sie wurde erst 543 von dem römischen Kaiser Justinian durch ein Edikt verboten.1 Einzelheiten habe ich in meiner Schrift "Das Fortleben nach dem Tode und irdische Wiedergeburt" dargestellt. 1 Siehe dazu das Menetekel-Protokoll "Reinkarnation" mit Auszügen aus Kirchenbüchern.

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