Der Einfluss der Trauer auf Verstorbene

PSYCHOWISSENSCHAFTLICHE GRENZGEBIETE Ausgesuchte Veröffentlichungen aus verschiedenen Bereichen psychowissenschaftlicher Forschung Herausgeber: Rolf Linnemann (Dipl.-Ing.) * Steinweg 3b * 32108 Bad Salzuflen * Telefon: (05222) 6558 Internet: http://www.psychowissenschaften.de Email: RoLi@psygrenz.de Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler De r E i n f l uß de r Tr aue r au f Ve r s t or bene Werner Schiebeler, Diplomphysiker, Prof. Dr. rer. nat., geboren 1923 in Bremen. Studium der Physik in Göttingen und 1955 Promotion mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen. Von 1955-1965 Tätigkeit in der Elektroindustrie bei der Firma Standard-Elektrik-Lorenz AG in Pforzheim, davon sieben Jahre als Leiter einer Entwicklungsabteilung für elektronische Fernschreibtechnik. Ab 1965 Dozent für Physik und Elektronik an der damal igen Staatlichen Ingenieurschule in Ravensburg, der heutigen Fachhochschule Ravensburg-Weingarten. 1971 Ernennung zum Professor und 1983 der Eintritt in den Ruhestand. Neben den naturwissenschaftlich-technischen Lehrfächern vertrat er seit 1969 in regelmäßigen Sondervorlesungen an der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten auch das Lehrgebiet Parapsychologie und Parapsychophysik und setzt dies auch in den kommenden Jahren fort. Der Autor veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenartikel, sowie Broschüren und vier Bücher über die verschiedensten parapsychologischen Themen. Daneben erschienen über das Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen von ihm zwei Filme über „Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen“. Hierfür erhielt er 1974 von der Associazone Italiana Scientifica di Metapsichica den „Ernesto Bozzano-Preis“ und 1988 den „1. Schweizer Preis“ von der Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie. Vorwort des Herausgebers Menschen, die keinerlei Wissen über das Leben nach dem Tod haben, leiden beim Ableben eines geliebten Angehörigen besonders schwer. Aber auch die verstorbenen Seelen leiden durch die übertriebene Trauer ihrer Hinterbliebenen, die sie lange an die Erdsphäre bindet. Die Glaubensaussagen der Kirche, besonders aber ihre unzeitgemäßen Antworten helfen kaum und enttäuschen. Leider hat es im Laufe der Glaubensgeschichte immer wieder Situationen gegeben, in denen die Kirche sich sachlichen Gesprächen über nachtodliche Themen verweigerte. Themen, die die Menschen wirklich bewegen! Die Auseinandersetzungen zwischen den Theologen interessieren wenig. Die Hinterbliebenen haben andere Fragen. Fragen nach einem möglichen Fortleben und das Wesen der Persönlichkeit, der Seele, beschäftigen diese Menschen noch lange Zeit nach dem Übergang ihres geliebten Angehörigen. Die alten Bilder von Himmel und Hölle, die schrecklichen Drohungen mit ewiger Verdammnis stoßen auf Unverständnis und Ablehnung. Wie enorm wichtig eine n a c h t o d l i c h e Seelsorge ist, zeigen die medialen Übermittlungen von Verstorbenen. Auf diesem Gebiet wäre kirchliche Forschung angesagt! - Doch wo sind die Forscher? Bad Salzuflen, im Juli 2000

- 2 - 1. Der Sinn der Trauer Trauer ist die seelische Antwort auf einen erlittenen Verlust, z. B. eines Gegenstandes oder eines Menschen. Trauer ist eine Gemütsbewegung wie Freude, Angst, Wut usw. Wie alle Gemütsbewegungen dient auch die Trauer der Lebensbewältigung, in diesem Falle dem Ziel, in der durch den Verlust veränderten Welt wieder einigermaßen normal leben zu können. Sie ist also ein Heilungsprozeß, der allerdings eine Narbe hinterlassen kann. Die Trauer fängt oft, besonders wenn es sich um den Tod eines geliebten Menschen handelt, mit einem Schock an. Man kann das, was geschehen ist, nicht annehmen, will es unterbewußt oder bewußt nicht wahrhaben. Erst allmählich paßt sich der Trauernde der neuen Wirklichkeit an. Er wird schließlich dankbar für das, was er hatte, auch wenn es unwiederbringlich verloren ist. Wenn er sich auf diese Weise neu in das Leben eingefügt hat, ist die Trauer erfolgreich beendet. Diese Betrachtungsweise ist rein irdisch auf den Trauernden und seine Belange bezogen, ist reine Psychologie. Aber welche Auswirkungen hat die Trauer auf einen verstorbenen Menschen, um den getrauert wird? Kann man ihn außerhalb jeder Betrachtung lassen? Trauer ist ja wie jede Gemütsbewegung eine besondere Form der Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn, besteht also letztenendes aus einer Aneinanderreihung von Gedanken. Und diese können ausstrahlen, können andere Wesenheiten, irdische und nichtirdische, beeinflussen.

- 3 - 2. Das Wesen des Todes Die heutigen Wissenschaften, insbesondere die Naturwissenschaften, haben in den letzten Jahrzehnten sehr bedeutsame Erkenntnisse über unsere Umwelt und unseren menschlichen Körper geliefert. Aber alle herkömmlichen Wissenschaften enden bislang beim oder am Tode des Menschen. Geburt und Tod werden als Beginn und Ende einer menschlichen Existenz angesehen. Die Menschen wissen aber im allgemeinen nicht, warum sie diese Strecke zwischen den angeblichen Endpunkten durchlaufen. Die Geburt wird dabei meist als freudiges Ereignis angesehen, der Tod dagegen als unbarmherziger Vernichter. Vor ihm fürchten sich die Menschen, wenn sie ihn auf sich zukommen sehen. Der Tod bedrückt sie aber auch, wenn er nahe Familienangehörige oder gute Freunde betrifft. Viele Menschen geben sich dann ganz dem Schmerz hin, d. h. sie bemitleiden den Verstorbenen und vor allem sich selbst. Manche verzweifeln sogar am eigenen Leben, halten ihr Dasein für sinnlos und versuchen sich umzubringen. Besonders tritt so etwas in Erscheinung, wenn Mütter einzige Kinder oder Ehegatten den vertrauten Partner verlieren. Die Trauer über den Verlust und die Sehnsucht nach dem fortgegangenen geliebten Menschen ist dann grenzenlos. Tag und Nacht können sich die Gedanken eines solchen Trauernden in unsäglichem Schmerz auf den Verstorbenen richten und ihn zurückwünschen. Sie machen sich aber dabei keine Gedanken, welche Rückwirkungen möglicherweise auf den Verstorbenen entstehen. Sie sind der Meinung, der ist ja tot, der spürt nichts mehr. Aber bedeutet der Begriff "tot", daß der Verstorbene überhaupt nicht mehr vorhanden ist, daß sein geistiges Leben unwiderruflich erloschen ist, und daß er nichts mehr von dem spürt, was auf dieser Erde geschieht? – Diese Auffassung teilen heutzutage vielfach sogar Theologen. Ein evangelischer Pfarrer meiner früheren Gemeinde sagte mir einmal bei einer Diskussion über dieses Thema: "Der Tod ist für mich ein schreckliches Ereignis. Er ist für mich die völlige Vernichtung der menschlichen Existenz durch Gott." Ich antwortete ihm damals: "Der Tod ist für mich überhaupt kein schreckliches Ereignis. Er ist für mich die Beendigung eines Lebensabschnittes und der Beginn eines neuen, das Hinübergehen in eine andere Welt und das Betrautwerden mit neuen Aufgaben. Der Tod ist vergleichbar mit dem Abschluß einer irdischen Schulausbildung und dem Verlassen des Elternhauses und dem Übertritt in das Berufsleben. Auch das ist mit einer gewissen Trennung von dem bisherigen Lebenskreis verbunden, aber es ist keine Katastrophe."

- 4 - 3. Erkenntnisse aus der Parapsychologie Was aber berechtigte mich zu einer solchen Aussage? Es sind die Forschungsergebnisse einer verhältnismäßig jungen Wissenschaft, die wir heute Parapsychologie nennen. Sie befaßt sich mit Vorgängen, die am oder im lebenden Menschen oder in seiner Umgebung stattfinden und auf eine noch unbekannte Weise mit dem menschlichen Geist oder mit dem Phänomen, das wir "Leben" nennen, zusammenhängen. Dabei sind diese Vorgänge derart, daß sie sich nicht in die herkömmliche Psychologie oder Physiologie oder Physik einordnen lassen. Man bezeichnet diese Vorgänge daher als paranormal, nach dem griechischen Wort pará = neben, daneben, darüber hinaus. Diese Wissenschaft greift über die bestehenden Naturwissenschaften hinaus, versucht sie zu erweitern. In der Parapsychologie wird unter anderem auch die Frage nach der Herkunft und dem Ziel des menschlichen Lebens untersucht und eine Antwort darauf gegeben, ob der Tod wirklich das Ende des menschlichen Lebens ist. Die Parapsychologie hat im Verlauf von etwa 140 Jahren eine Fülle von Indizien- und Erfahrungsbeweisen für das persönliche Überleben des Todes geliefert (6; 10; 11). Sie hat gezeigt, daß der immer wieder nachgesprochene Satz: "Von den Verstorbenen ist noch keiner wieder zurückgekommen", in strenger Auslegung einfach falsch ist. Die Forschungsergebnisse der Parapsychologie zeigen, daß eine unmittelbare Nachrichtenverbindung zu Verstorbenen unter bestimmten Bedingungen möglich ist (12), ja, daß manchmal ein Verstorbener für kurze Zeit auf dieser Erden wieder sichtbar, fühlbar, fotografierbar und ansprechbar in Erscheinung treten kann (10; 11). Derartige Vorgänge haben sich in der Zeit zwischen 1850 und 1950 zehntausende von Malen ereignet. Bei dem dänischen Materialisationsmedium Einer Nielsen (1889 -1951) geschah das im Verlauf von 50 Jahren etwa 17.000 mal. Diese Tatsachen sind wegen ihrer Außergewöhnlichkeit und ihrer weitreichenden geistigen Folgen auf unser jetziges und möglicherweise zukünftiges Leben von vielen Menschen, die meist nur oberflächlich davon erfahren haben, auf das heftigste bestritten und bekämpft worden. So etwas darf einfach nicht wahr sein. Die weitverbreitete Auffassung, daß das Leben mit dem Tod beendet ist und weder Gott noch Christus als sein Sohn als jenseitige geistige Wesen tatsächlich vorhanden sind, hat sich erst in der Neuzeit durch die sogenannte Aufklärung im 18ten Jahrhundert durchgesetzt. Erst damals haben Nichtfachleute, nämlich Philosophen und Politiker, völlig falsche Schlüsse aus den Erfolgen der voranschreitenden Naturwissenschaften gezogen und das Gedankengebäude des Materialismus und Atheismus geschaffen. Vorher war es allgemeines Wissensgut, daß nach dem materiellen Tode des Menschen etwas von ihm fortbesteht, das man die Seele des Menschen nannte, etwas, was für uns zwar unsichtbar, aber aus andersartiger Substanz eines anderen Daseinsbereiches menschenähnlich gestaltet ist, und in dem die Persönlichkeit fortbesteht. Die folgenden Berichte gehen davon aus, daß sich beim Tode des Menschen gemäß den Forschungsergebnissen der Parapsychologie ein sogenannter feinstofflicher Leib oder Astralleib von seinem irdischen materiellen Körper trennt, in einen anderen, jenseitigen Daseinsbereich übertritt und dort sein Leben fortsetzt. Außerdem ist ein Nachrichtenaustausch zwischen dem diesseitigen und dem jenseitigen Daseinsbereich unter bestimmten Voraussetzungen möglich, der uns Schilderungen über die Erlebnisse und Gefühle von Verstorbenen Auskunft geben kann (13). Die Berichte werden zeigen, daß sehr starke Gedanken von Menschen dieser Erde Verstorbene erreichen können und sie entweder froh oder tieftraurig stimmen und sie dann auch in ihrer weiteren Fortentwicklung fördern oder hemmen.

- 5 - 4. Frühes Wissen Das Wissen um diese Tatsache war in früheren Zeiten auch einzelnen Menschen bekannt und fand seinen dichterischen Niederschlag in dem Märchen "Das Tränenkrüglein". Seine Ausdrucksweise erscheint uns heute zwar sehr gefühlsbetont und seine Sprache nicht mehr zeitgemäß, aber der geschilderte Sachverhalt könnte sich tatsächlich so oder so ähnlich abgespielt haben oder heute noch abspielen. Das Märchen lautet: "Es war einmal eine Mutter und ein Kind, und die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von ganzem Herzen und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da sandte der Herr eine große Krankheit. Die wütete unter den Kindern und erfaßte auch jenes Kind, daß es auf sein Lager sank und zu Tode erkrankte. Drei Tage und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter bei ihrem geliebten Kinde, aber es starb. Da erfaßte die Mutter, die nun allein war auf der ganzen Gotteserde, ein gewaltiger und namenloser Schmerz, und sie aß und trank nicht, weinte wieder drei Tage lang und drei Nächte lang ohne Aufhören und rief nach ihrem Kinde. Wie sie nun so voll tiefen Leides in der dritten Nacht saß, an der Stelle, wo ihr Kind gestorben war, tränenmüde und schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Tür auf, und die Mutter schrak zusammen, denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war ein seliges Engelein geworden und lächelte süß wie die Unschuld und schön wie in Verklärung. Es trug aber in seinen Händen ein Krüglein, das war schier übervoll. Und das Kind sprach: 'O lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich! Siehe, in diesem Krüglein sind deine Tränen, die du um mich vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in dieses Gefäß gesammelt. Wenn du nur noch eine Träne um mich weinst, so wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann keine Ruhe haben im Grabe und keine Seligkeit im Himmel. Darum, o lieb Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind, denn dein Kind ist wohl aufgehoben, ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen.' Damit verschwand das tote Kind, und die Mutter weinte hinfort keine Träne mehr, um des Kindes Grabesruhe und Himmelsfrieden nicht zu stören." –

- 6 - 5. Mediale Mitteilungen Die Annahme, daß sich die in dem Märchen geschilderte Begebenheit tatsächlich einmal so ähnlich abgespielt haben könnte, gründet auf Mitteilungen Verstorbener, die entweder selbst durch die starke Trauer ihrer zurückgelassenen Angehörigen festgehalten wurden oder aber die als Geistwesen in der jenseitigen Welt entsprechende Beobachtungen an anderen Verstorbenen machen konnten. Dazu möge ein erster Bericht dienen, den eine Wesenheit, die angab 1925 in Schottland verstorben und in der jenseitigen Welt zum Lehrer für uns Menschen ausgebildet worden zu sein und sich uns Menschen gegenüber Josef nannte 1965 durch den Mund des Züricher Mediums Beatrice Brunner (1910-1983) an seine Zuhörer durchgab. Er lautet (20, S. 263): "So bringe ich euch ein Bild von meinem Erleben und meiner Aufgabe in der geistigen Welt: Ich begegnete einer Seele, die sehr traurig und im Begriff war, in das Haus ihrer Lieben auf Erden zurückzukehren. Ich begleitete sie, und dort angekommen, fragte ich sie: 'Was willst du hier in diesem Haus?' Und sie antwortete: 'Siehst du nicht, daß man jeden Tag über mich weint und von mir spricht? Ich hätte hier doch noch so vieles zu erledigen, und ich spreche so viel mit meinen Kindern und zu meinem Mann, doch sie hören mir nicht zu. Ich habe nur Gelegenheit, mich mit ihnen zu unterhalten, wenn sie schlafen, aber tagsüber befolgen sie meinen Rat doch nicht. Immer sind sie traurig und weinen mir nach. So bin ich nicht fähig, dieses Haus ganz zu verlassen, denn mit jeder Träne, die sie um mich vergießen, ziehen sie mich wieder in ihr Haus zurück und binden mich um so fester daran. Was soll ich denn nur tun?' Da riet ich ihr: 'Komm, begleite mich, du sollst nun dieses Haus nicht wieder betreten.' Die Seele wollte mir aber nicht gehorchen und zeigte mir die viele Arbeit und Not im Hause. Doch ich sprach ihr zu: 'Du kannst auf andere Weise mit deinen Lieben verbunden sein. Begleite mich einmal!' Sie folgte mir, und ich konnte sie durch himmlische Gärten führen, wobei ich versuchte, ihr alle die verschiedenen Blumen und die Herrlichkeit, die daselbst zu erleben waren, mit großer Geduld zu erklären. Darüber hatte sie ihr irdisches Haus etwas vergessen, doch bald fühlte sie sich wieder von ihren Lieben angezogen. So sprach ich auf sie ein: 'Kehre nicht zurück! Bringe alle deine Liebe, die du noch für deine Hinterlassenen empfindest, allen Geschwistern in der geistigen Welt entgegen. Betreue sie mit der gleichen Liebe, die du noch für deinen Mann und deine Kinder empfindest.' Damit führte ich sie zu jenen Seelen, die noch nicht in den Heilsplan Gottes eingereiht waren, die teils noch müßig und teils auch traurig einhergingen. Und so gehorchte sie mir und überbrachte vielen dieser unglücklichen Seelen die Liebe, die in ihr war. Nachdem sie diese Aufgabe erfüllt hatte, begleitete ich sie in ihr irdisches Haus zurück. Nun konnte sie diesem größeren Segen und größere Kraft übermitteln, und so hatten auch ihre Lieben den Weg in ihrer Welt wiedergefunden. Denn indem diese Mutterseele ihre Liebe anderen Seelen zuwendete, trugen Engel Gottes, die sie beobachtet hatten, durch die Güte Gottes diese Liebe zugleich auch in ihr Haus zu ihren Lieben. Welch großes Glück war es für diese Seele, als sie dieses sah! Nun hatte sie den Schmerz der Trennung ganz abgelegt, und sie lebt nun glücklich auf in der geistigen Welt in ihren Aufgaben, die ihr zugewiesen wurden."

- 7 - 6. Trauer beeinflußt das Sterben Durch sehr schnell einsetzende und übermäßige Trauer kann sogar der Vorgang der Sterbens beeinflußt werden. Der folgende Fall ereignete sich bei dem Grazer Medium Maria Silbert, die von 1866 bis 1936 lebte. Unter Leitung eines jenseitigen Wesens, eines sogenannten Kontrollgeistes, der sich Nell nannte, ereigneten sich durch sie und in ihrer Nähe mehr als 25 Jahre lang eine Vielzahl paranormaler und sehr beeindruckender Geschehnisse. Eine Vielzahl von Verstorbenen bekundete sich durch ihren Mund. In bezug auf den Kontrollgeist und Verursacher der meisten Erscheinungen konnte man durch Nachforschung in Erfahrung bringen, daß es sich um den im 17ten Jahrhundert auf dieser Erde gelebt habenden Franziskanermönch und späteren General dieses Ordensnamens Vincentius Coronelli handelte. Er gab als Motiv für sein jahrelanges und aufsehenerregendes Handeln an: "Ich habe die Allmacht gebeten, in einer Zeit, in der die Welt im tiefsten Materialismus liegt, wiederzukommen, um Beweise von einem Jenseits zu geben. Tage steigen herauf, die eure Kraft vonnöten haben. Arbeitet in meinem Sinn. Was ich vor Jahrhunderten gelehrt und nicht vollenden konnte, das vollendet ihr." Um Frau Silbert scharte sich ein Kreis von Menschen, der regelmäßig zusammenkam. Ein Berichterstatter, der Ingenieur Rudolf Sekanek, schreibt (16, S. 76): "Herr W., ein hoher Eisenbahnbeamter und treuer Anhänger, war das einzige Kind seiner Eltern. Man erfüllte ihm jeden Wunsch. Abgöttisch wurde er geliebt, besonders von seiner alten Mutter. Sie lebten in schönster Harmonie, es gab keine Meinungsverschiedenheiten. Nur im Falle Silbert konnte sie ihren Sohn nicht verstehen. Sie sah in diesen Erscheinungen des Teufels Hand im Spiel und war durch ihren Sohn nicht zu überreden, auch nur einer einzigen Sitzung beizuwohnen. Herr W. bat Nell, er möge sie doch ein einziges Mal hierherführen. Nell versicherte, daß die Mutter zur rechten Zeit kommen und auch daran glauben würde. W. kam nun längere Zeit nicht zu den Sitzungen, wie man annahm seiner Mutter wegen. Er war aber schwer erkrankt, und bald darauf erfuhr man durch die Zeitung von seinem Tod. Gleich begann er sich in den Sitzungen zu melden, und all sein Bitten galt nur, seiner Mutter zu helfen, die durch seinen Tod geradezu untröstlich sei, so daß er für sie das Schlimmste befürchtete. Frau Silbert kannte seine Mutter gar nicht und auch sonst niemand in unserem Kreis. Eine 60jährige Dame besuchte Frau Silbert immer, wenn sie auf dem St.-Peter-Friedhof das Grab eines Freundes aufsuchte, um sich bei ihr ein wenig auszurasten und ein wenig zu plaudern. Eines Tages kam sie wieder und bat, eine bekannte Dame, die sie auf dem Friedhof traf und die draußen auf der Stiege wartete, hereinzubringen. - Frau Silbert willigte ein. Die Dame wurde hereingeholt und war in tiefer Trauer. Begrüßungen wurden gewechselt, jedoch keine Namen genannt und nur belanglose Gespräche geführt. Nach einer Weile begann es im Tisch ganz leise zu klopfen. Doch Frau Silbert tat, als ob sie nichts gehört hätte und erhob ihre Stimme, um das Klopfen zu übertönen. Es half nichts, auch die Klopftöne wurden lauter. Frau Silbert blickte zur fremden Dame, was diese wohl sagen würde, aber es schien, als hätte sie nichts gemerkt, denn sie saß still und blickte zu Boden. Ihr Gesicht war mit einem schwarzen Schleier bedeckt. Das Klopfen wurde immer lauter, und die Regelmäßigkeit zeigte das Kommen eines Diktates an. Jetzt konnte Frau Silbert der fremden Dame die Sache nicht länger verheimlichen. Das Diktat wurde beendet, das Klopfen war vorbei. Man trennte die Worte und entzifferte den Sinn. Frau Silbert schüttelte den Kopf. Die fremde Dame schien aber diesen Sinn zu verstehen und bat weiterzulesen: '... nicht ausführen, was Du heute zu tun beabsichtigst. Du würdest Deinen Zweck nicht erreichen und Dich nur weiter von meinem Weg entfernen und Deine Seele einen anderen Weg nehmen.' Die Dame erhob sich hastig, rannte in eine Ecke des Zimmers und begann bitterlich zu weinen. Frau Silbert konnte sich nicht zurechtfinden, war ganz verwirrt und fand keine Erklärung zwischen dieser Botschaft und dieser Dame in Trauer. Nun drehte sich die Dame um, zog ihren Schleier vom Gesicht und sprach unter Tränen: 'Ich verstehe diese Botschaft sehr gut, sie betrifft mich allein. Ich bin die Mutter des verstorbenen W.' Frau Silbert war sprachlos. Frau W. wurde ruhiger, setzte sich wieder, seufzte und erzählte: Der Tod ihres Sohnes hatte sie all ihres Lebensmutes beraubt. Ihr Leid war zu groß, um es ertragen zu können. Die Zeit

- 8 - konnte nicht ihre Wunden heilen. Drei Monate nach seinem Tod fühlte sie sich noch so gebrochen wie am Todestag selbst. Sie besuchte das Grab am Vormittag, am Nachmittag und betete um ihren Tod. In ihrem argen Schmerz vergaß sie Haushalt und Gatten. Als ihr Sohn den letzten Atemzug tat, fiel sie weinend auf die Knie und schrie wie rasend: 'Vergiß mich nicht, komm zurück, ich kann ohne dich nicht sein.' Nach diesem Befehl, der mit zitternder Willenskraft geäußert war, kehrte Leben in den Körper ihres Sohnes zurück, und er sprach zur Mutter: 'Warum rufst du meine Seele zurück, warum machst du die Freimachung so schwer, mißgönne mir nicht das Licht.' Dann sank er wieder zurück. Sie konnte die Worte nicht vergessen. Ihr Gram wurde immer größer. Während sie so erzählte, schaute sie oft unter den Tisch, da sie berührt wurde, was sie aber nicht erschreckte. Nun fuhr sie fort: 'Ich hatte heute alles geordnet und mit meinem Leben abgeschlossen. Vormittags ging ich wieder zum Grab meines Sohnes. Heimgekommen setzte ich die Flasche mit Gift schon an die Lippen, wurde aber daran gehindert, weil die Tür von meinem Mann geöffnet wurde. Ich versteckte das Gift und ließ bei ihm gar keinen Verdacht aufkommen. Ich beschloß, abends meinen Plan auszuführen. Als ich daheim nichts mehr zu tun hatte, verbrachte ich noch die letzte Zeit am Grabe. Am Friedhof begegnete ich zufällig meiner Bekannten, die sich antrug, mich nach Hause zu begleiten. Sie ließ mich vor Ihrem Haus warten und führte mich dann hinein. Ich kam hierher, ohne zu wissen und zu ahnen, wo ich mich befand. Ich konnte an nichts anderes denken als an den beabsichtigten Selbstmord. Jetzt erst wußte ich, daß ich mich im Hause der Frau Silbert befand, wovon mein Sohn so viel erzählte. Ich bin aufrichtig genug zu sagen, daß ich die Ansicht meinem Sohn gegenüber vertrat, daß Sie eine dunkle mysteriöse Frau seien, die mit Hilfe der bösen Mächte die Leute für sich gewann. Vergeben Sie mir bitte das Unrecht, das ich Ihnen und meinem Sohn antat. Der Zufall brachte mich in Ihr Haus, welches ich nie betreten wollte. Sie und mein Sohn und eine andere Macht noch haben mich abgehalten, Hand an mich zu legen. Wie konnte es kommen, daß eine Absicht, von welcher ich nie sprach und die ich nur in der Tiefe meiner Seele ängstlich verbarg, mein Sohn erfahren konnte? Ich bitte Sie nochmals um Verzeihung.' Wir waren tief ergriffen und empfanden großes Mitleid mit dieser armen Mutter, die durch ihren freiwilligen Tod mit ihrem Sohn vereint sein wollte. Wieder begann das Klopfen, und Frau W. fragte ihren Sohn, wo er sei und wo er war, als er ihren Kummer fühlte, und ob er wüßte, was geschehen wäre, wenn sie ihren Plan ausgeführt hätte. Frau Silbert kam in Trance, und der Sohn sprach einfach zu seiner Mutter Worte, die wie Balsam auf ihre wunde Seele fielen. Er sagte ihr, daß bei Begehung des Selbstmordes sie sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht hätte und ihre Seele in finstere Regionen gekommen wäre, von seiner Seele weit entfernt. Sie hätte für dieses Verbrechen zu sühnen, denn niemand habe das Recht, sein Leben auch nur um eine Stunde zu verkürzen, und wörtlich sagte er: 'Warum weinst du um mich. Ich bin in lichten Sphären und bin glücklich, daß ich nichts mehr zu wünschen habe. Oder willst du mich wieder in das Tränental zurückbringen, daß ihr Erde nennt und nur die Hölle ist? Die Macht deiner Gedanken zog mich noch einmal zurück in meine Erdengestalt, und es war doppelt schwer für mich, mich selbst wieder davon zu befreien. Du hast mich lange gebunden gehalten. Erfülle deine Pflicht auf Erden, und wenn die Stunde kommt, werde ich dich erwarten.' Frau Silbert erwachte und sah eine ganz veränderte Frau vor sich. Aus ihren Augen blickte neuer Lebensmut, und sie schien mit neuer Tatkraft erfüllt zu sein. Mit Worten des Dankes nahm sie Abschied. Später kam sie mit ihrem Gatten, der Frau Silbert nicht genug danken konnte. Beide waren nun glücklich und über das Schicksal getröstet, das ihnen anfangs hart und grausam schien. Sie wurden fleißige Besucher und blieben mit ihrem Sohn in Verbindung."

- 9 - 7. Gebete verzögern das Sterben Auch in dem folgenden Beispiel, das von dem amerikanischen Arzt Dr. Moody in seinem Buch "Leben nach dem Tod" geschildert wird, nehmen die Gedanken und vor allem Gebete Einfluß auf den Sterbevorgang. Moody schreibt (7, S. 88): "In einigen wenigen Fällen haben Betroffene die Ansicht vorgebracht, sie seien unabhängig von ihren eigenen Wünschen durch die Liebe und die Gebete anderer aus dem Tod zurückgeholt worden." Zum Beispiel in folgendem Fall: "Während ihrer letzten Krankheit, die sich sehr lange hinzog, war ich bei meiner älteren Tante und half bei ihrer Pflege. Alle in der Familie beteten dafür, daß sie wieder gesund werden möge. Ihre Atmung setzte mehrmals aus, doch wurde sie immer wieder zurückgeholt. Eines Tages schließlich schlug sie die Augen auf und sagte zu mir: 'Joan, ich bin drüben gewesen, drüben im Jenseits. Es ist wunderschön dort. Ich will gerne dortbleiben, aber solange ihr darum bittet, daß ich hier weiter mit euch lebe, kann ich es nicht. Eure Gebete halten mich hier fest. Bitte, betet nicht mehr.' Wir ließen alle davon ab, und kurz danach starb sie." Ein ähnliches Beispiel berichtet ein Arzt aus Utah/U.S.A. (8, S. 83): "Ein fünfjähriger Junge, der an einem bösartigen Hirntumor litt, lag bereits seit drei Wochen im Koma. In dieser Zeit waren seine Familienmitglieder fast ununterbrochen bei ihm. Sie standen an seinem Bett und beteten fast ständig für seine Genesung. Zwischendurch legten sie nur kurze Pausen ein, um zu essen und auszuruhen. Am Ende der dritten Woche kam der Pastor ihrer Kirchengemeinde ins Krankenzimmer und erzählte eine ungewöhnliche Geschichte. In einem Traum hatte der kleine Junge zu ihm gesprochen: 'Es ist Zeit für mich zu sterben. Sie müssen meinen Eltern sagen, daß sie nicht mehr um mein Leben beten sollen. Ich muß jetzt gehen.' Nervös überlegte der Pfarrer, wie er der Familie die Botschaft weitergeben könne. Immer noch, sagte er, wirke sie so stark auf ihn ein, daß er sie nicht ignorieren könne. 'Es ist, als wenn er geradewegs hier im Zimmer stünde und mit mir von Angesicht zu Angesicht spräche.' Die Familienmitglieder akzeptierten der Traum des Geistlichen als eine Botschaft ihres Jungen. Sie beteten, sie streichelten seinen leblos wirkenden Körper und sagten ihm, daß sie ihn vermissen würden, er aber nun sterben dürfe. Plötzlich erlangte der Junge das Bewußtsein wieder. Er dankte seiner Familie dafür, daß sie ihn gehen ließ, und teilte ihnen mit, daß er sehr bald sterben werde. Er starb am nächsten Tag." Vielleicht ist der wichtigste Aspekt dieses Ereignisses die erlösende befreiende Wirkung der Vision. Die Familie konnte ihre Trauer mildern, weil sie wußte, daß ihr Sohn bereit war zu sterben. Ihr Unwille, den Gang des Lebens und Gottes Willen hinzunehmen, wurde durch das mystische Ereignis verdrängt.

- 10 - 8. Kinder holen ihre Mutter aus dem Jenseits zurück Bei dem folgenden Bericht hat man den Eindruck, als ob Kinder ihre sterbende Mutter mit Erfolg aus dem schon fast besiegelten Tode zurückgeholt haben. Der Bericht wurde 1911 von einem Autor namens Schrimpf veröffentlicht. Er lautet (15, S. 103): "Voriges Jahr - das heißt im Jahre 1910 - starb in Vorbruck eine 95jährige Frau namens André, geborene Vallentin. Noch zwei Tage vor ihrem Tode verrichtete sie ihre ganzen häuslichen Arbeiten, denn sie war noch sehr rührig und rüstig und erfreute sich einer vollkommen geistigen und körperlichen Frische. Trotzdem sah sie dem Tode mit Sehnsucht und Freude entgegen, und seit langen Jahren sprach sie ihren Verdruß darüber aus, daß sie noch immer hierbleiben müsse. Wenn man sie darüber befragte, erzählte sie gerne die Ursache. Sie war zweimal verheiratet. Als ihr erster Mann starb, zählte sie 28 Jahre und hatte zwei Kinder. Sie heiratete zum zweiten Mal. Dieser Ehe entsprossen vier Kinder. Alle sechs waren noch ziemlich klein, als sie auch den zweiten Mann verlor. Sie brachte sich und ihre Kinder damit durch, daß sie Brot und allerlei kleines Gebäck backte. Sie hatte auf dem Markt einen kleinen Stand, wo man sie stets mit einem Strickstrumpf in der Hand sitzen sah. So vergingen einige Jahre. Eines Tages im Herbst regnete es den ganzen Tag in Strömen. Sie fror an ihrem Stand erbärmlich, und als sie nach Hause kam, schüttelte sie das Fieber. Am nächsten Tag konnte sie nicht mehr aufstehen. Eine böse Lungenentzündung hatte sich entwickelt. Ihre zwei Ältesten mußten sich zum Stand setzen, und die vier Kleineren pflegten die kranke Mutter schlecht und recht, wie sie es eben verstanden. Hier und da sah wohl eine Nachbarin nach der Kranken, brachte ihr ein wenig Suppe usw., aber bei ihr sitzen bleiben und die Umschläge machen konnte keine, da die Nachbarsleute auch zumeist arm waren und selbst die Hände voll zu tun hatten. Den dritten Tag wurde ihr plötzlich schlecht. Die Kinder liefen um Hilfe, doch bis der Armenarzt kam, konnte er nunmehr den Tod der armen Frau André‚ konstatieren. Am nächsten Tag kam der Totenbeschauer und dann eine Frau, welche die Tote wusch und anzog. Als sie fort war, kletterten die kleineren vier Kinder auf das Bett der Mutter. Laut jammernd und weinend schüttelten und rüttelten sie die Tote hin und her, sich über sie werfend und sie immer wieder rufend. Nachdem sie die Mutter etwa zehn Minuten auf diese Art bearbeitet hatten, hob ein schwerer Seufzer die Brust der Entschlafenen, dann noch einer - und sie hob mühsam die Augenlider. Kaum hatten die Kinder dies bemerkt, als sie sich mit lautem Jubel von neuem auf sie warfen, sie in die Höhe zerrten, und es dauerte keine fünf Minuten, so hatten sie ihre Mutter wieder lebend und bei vollem Bewußtsein. Das ganze Städtchen lief über das Wunder zusammen, man überhäufte die Wiedererstandene mit Lebensmitteln und Geld, und nach zwei bis drei Wochen saß sie wieder munter und tüchtig hinter ihrem Stand. So lebte sie nach diesem Vorfall noch 58 Jahre lang. Nie hatte sie mehr eine Krankheit heimgesucht. Alle ihre Kinder sind ihr im Tode vorangegangen, und sie war nicht imstande, nur eines von denen dem Tode abzuringen, die sie einmal von dort zurückgerufen hatten, von wo es angeblich keine Wiederkehr gibt. Über 30 Stunden waren es gewesen, die sie als Tote verbracht hatte. Sie erzählte darüber folgendes: 'Als mich plötzlich ein arges Unwohlsein überkam, fühlte ich, wie mir die Sinne schwanden. Dann fühlte ich eine starke, schaukelnde Bewegung, als ob sich das Bett unter mir hob und senkte. Dann war es mir, als ob ich von irgendeiner Höhe hinabstürzte, tiefer und immer tiefer. Ein schreckliches Angstgefühl und furchtbare Beklemmung war alles, was ich wußte. Plötzlich schien es mir, als ob ich Boden unter den Füßen bekommen hätte, und ich stand auf einer Heide. Weit und breit war nur eine öde, steppenartige Gegend sichtbar. Vor mir ein holperiger, ausgetretener Fußweg schien in diese Endlosigkeit hineinzuführen. Eine eigentümliche Dämmerung vervollständigte noch die Trostlosigkeit dieser Gegend. Es erschien alles wie an einem naßkalten Herbstabend, grau und unfreundlich.

- 11 - Ich stand einen Augenblick ganz ratlos und unschlüssig. Da erhellte sich plötzlich ein kleiner Teil des Firmamentes in der Gegend, wo der Weg hinführte. Ein Lichtschein wurde heller und immer heller, gerade als ob die Sonne an einem recht nebeligen Morgen sich durch Dunst und Wolken kämpft. - Ich weiß nicht, bin ich dem Lichtschein entgegengegangen oder kam er mir entgegen? - Plötzlich ist es um mich herum hellichter Tag geworden, und ich stand zu meiner größten Überraschung unter einer Schar von Bekannten, die mich alle aufs herzlichste begrüßten! Es waren alle meine Lieben, die mir vorangegangen waren; meine Eltern, Geschwister, meine beiden Gatten - ein unendliches Glücksgefühl hatte sich meiner bemächtigt, eine nie gekannte Ruhe und Heiterkeit. Sie umringten mich jubelnd, und in ihrer Mitte schritt ich vorwärts, einem unsichtbaren Ziele zu. Da erschütterten mich plötzlich heftige Stöße, ich wankte, man fing mich in den Armen auf, und bedauerlich hörte ich einige bekannte Stimmen sagen: 'Also ist sie heute nur auf Besuch zu uns gekommen? Und bleibt noch nicht bei uns? - Wann kommt sie ganz zu uns?' - Dann schwanden mir die Sinne, ich verspürte wieder die schaukelnde, fallende Bewegung; es schlugen verworrene Stimmen an mein Ohr. Man rief mich - mühsam öffnete ich die Augen, ich lag im Bett, meine Kinder schrien durcheinander: 'Sie lebt! Sie lebt wieder!'- Ich war ja froh, daß ich meinen Kindern wiedergegeben wurde. Aber wenn ich allein war, überkam mich stets eine unendliche Sehnsucht nach jener Gegend, gleichsam, als hätte ich dort meine Heimat. Und in späteren Jahren erst recht, als mich ein Kind nach dem anderen verließ. Und ich warte mit Ungeduld auf den Tag, da ich ihnen folgen darf. Leider läßt er so lange auf sich warten." Wenn nun ein Aug im Tode bricht Elisabeth Clüver 1842 – 1884 Wenn nun ein Aug im Tode bricht, der Geist verläßt die Hülle, ein Mensch hält da den andern nicht, es ist des Höchsten Wille. Da fühlt man sich so arm und klein und weiß, daß dieses Leben, mag's noch so reich und glücklich sein, kann keinen Frieden geben. Da sieht man erst am Himmelsthron da wohnt der sel'ge Frieden, und ist ein Leben hier entfloh'n ist dort ihm Heil beschieden. Da nimmt es Gott zu sich hinauf in seine Vaterarme, daß es nach bitterm Lebenslauf an Seiner Lieb erwarme.

- 12 - 9. Der Selbstmord einer trauernden Mutter In dem folgenden Fall ist eine trauernde Mutter nicht durch ein gütiges Geschick vor dem Selbstmord bewahrt geblieben. Sie hat ihn sofort nach dem Tode ihres Sohnes vollzogen. Die Begebenheit wird uns von Allan Kardec (1804-1869) geschildert. Er arbeitete ab 1856 mit dem französischen Medium Madame Japhet (Pseudonym für Célina Bequet) und anschließend mit einem Monsieur Roze als Medium zusammen. Mit diesem hatte er 1865 eine Sitzung, in welcher der verstorbene Sohn und seine Mutter sich ihm als Fragesteller F. gegenüber mitteilen. Kardec berichtet (4, S. 327): "Im Monat März 1865 hatte Herr C., Kaufmann in einem Städtchen bei Paris, bei sich zu Hause seinen 21jährigen Sohn, der schwer krank war. Als dieser junge Mann fühlte, daß es bei ihm ans Sterben gehe, rief er seine Mutter und hatte noch so viel Kraft, daß er sie umarmen konnte. Diese sprach unter heftigem Weinen zu ihm: 'Geh mein Sohn mir voran. Ich werde nicht säumen, dir zu folgen!' Anschließend ging sie hinaus, wobei sie den Kopf in den Händen verbarg. Die, welche bei diesem herzzerreißenden Auftritt zugegen waren, sahen die Worte der Frau C. als einen einfachen Ausbruch ihres Schmerzes an, welchen Zeit und Vernunft stillen mußten. Als indessen der Kranke verschieden war, suchte man sie im ganzen Hause und fand sie schließlich erhängt auf einem Speicher. Die Leichenbestattung der Mutter geschah zugleich mit der ihres Sohnes." – Einige Tage nach dem Tod von Sohn und Mutter fand eine Sitzung mit dem Medium Roze statt, bei der sich der Sohn (A) und seine Mutter (M) medial bei Kardec (F) meldeten und mit ihm folgendes Gespräch führten: F: Haben Sie Kenntnis vom Tode Ihrer Mutter, die sich ums Leben gebracht hat, da sie der Verzweiflung erlag, in welche sie der Verlust von Ihnen gestürzt hat? A: Ja, und ohne den Kummer, den mir die Ausführung ihres verhängnisvollen Entschlusses verursacht hat, würde ich vollkommen glücklich sein. Arme und vortreffliche Mutter! Sie hat die Prüfung dieser für Augenblicke geschehenen Trennung nicht ertragen können und hat, um mit ihrem Sohne, den sie so sehr liebte, wieder vereint zu sein, einen Weg gewählt, welcher auf recht lange Zeit sie davon fernhalten muß. So hat sie in unbestimmbarem Maße diese Wiedervereinigung verzögert, welche sich so rasch vollzogen haben würde, wenn die Unterwerfung unter den Willen des Herrn ihre Seele erfüllt hätte und wenn sie in reuiger Demut sich in die Prüfung ergeben hätte, welcher sie sich unterziehen sollte, und in die Sühne, welche sie läutern sollte! Betet, o betet für sie! Und vor allem ahmet ihr nicht nach, ihr Mütter, die ihr gerührt werdet durch den traurigen Bericht von ihrem Tode! Glaubet nicht, daß sie mehr als andere Mütter diesen Sohn liebte, der ihre Freude und ihr Stolz war! Nein, sie liebte nicht mehr, aber ihr fehlten Mut und Gottergebung. Ihr Mütter, die ihr auf mich hört, wenn ihr den Todeskampf eurer Kinder sehen werdet und wie sich ihre erloschenen Augen verschleiern, dann erinnert euch, daß ihr gleich Christus den Gipfel Golgathas besteigt, von dem ihr euch in die ewige Herrlichkeit erheben sollt! Benjamin C. Anschließend trat die Mutter (M) in das Medium ein, und es wurde mit ihr folgendes Gespräch geführt: M: Ich will meinen Sohn sehen! Habt ihr die Macht, ihn mir wiederzugeben? Die Grausamen! Sie haben ihn mitgenommen, um ihn einzuführen in das Licht und haben mich in der Nacht gelassen! Ich will ihn haben, er gehört mir! Gilt denn die Mutterliebe nichts? Was? Neun Monate getragen zu haben, genährt mit meiner Milch, Fleisch vom eigenen Fleische, Blut vom eigenen Blute, gelenkt zu haben seine ersten Schritte, ihn gelehrt zu haben, den heiligen Gottesnamen und den süßen Mutternamen zu stammeln, daraus gemacht zu haben einen Mann voll Tätigkeit, Einsicht, Ehrbarkeit, Geradheit, Kindesliebe - und ihn zu verlieren zu der Zeit, wo er die Hoffnungen verwirklichte, die man auf ihn gesetzt hatte, wo eine

- 13 - glänzende Zukunft sich vor ihm auftat! Nein, Gott ist nicht gerecht! Er ist kein Gott der Mütter! Er versteht ihre Verzweiflung und ihren Schmerz nicht. Und wenn ich mir den Tod bereite, um mein Kind nicht zu verlassen, so raubt man es mir von neuem! Mein Sohn, mein Sohn, wo bist du?' F: Arme Mutter, wir haben Mitleid mit Ihrem Schmerz. Aber Sie haben ein trauriges Mittel ergriffen, um mit Ihrem Sohn wieder vereinigt zu werden. Der Selbstmord ist in Gottes Augen ein Verbrechen, und Sie hätten daran denken sollen, daß Gott jede Verletzung seiner Gesetze bestraft. Des Anblicks Ihres Kindes beraubt zu sein, das ist Ihre Bestrafung.' M: Nein, ich glaubte, Gott sei besser als die Menschen. Ich glaubte nicht an seine Hölle, sondern an die ewige Wiedervereinigung der Seelen, die einander geliebt haben, wie wir einander liebten. Ich habe mich getäuscht. Er ist kein gerechter und guter Gott, weil er die Maßlosigkeit meines Schmerzes und meiner Liebe nicht verstanden hat. Oh, wer wird mir meinen Sohn wiedergeben? Habe ich ihn denn für immer verloren? Erbarmen, Erbarmen mein Gott!' F: 'Lassen Sie sehen, beschwichtigen Sie Ihre Verzweiflung! Bedenken Sie, wenn es ein Mittel für Sie gibt, Ihr Kind wiederzusehen, so liegt das nicht in einer Gotteslästerung, wie Sie sie üben. Statt sich Gott geneigt zu machen, ziehen Sie sich eine größere Strenge herbei.' M: 'Man hat mir gesagt, daß ich ihn nicht wiedersehen würde. Ich hab's verstanden: Ins Paradies haben sie ihn geführt. Und ich, ich bin also in der Hölle? Der Hölle der Mütter? Sie besteht, nur zu sehr sehe ich es.' F: 'Ihr Sohn ist gar nicht unwiederbringlich verloren, glauben Sie mir's! Sie werden ihn gewiß wiedersehen. Aber Sie müssen es erst verdienen durch Ihre Unterwerfung unter den Willen Gottes, während Sie durch Ihre Empörung diesen Zeitpunkt in unbestimmbarer Weise verzögern können. Hören Sie auf mich! Gott ist unendlich gut, aber er ist unendlich gerecht. Er straft nie ohne Ursache, und wenn er Ihnen auf Erden großen Schmerz auferlegt hat, so geschah es, weil Sie das verdient hatten. Der Tod Ihres Sohnes war eine Prüfung für Ihre Ergebung. Unglücklicherweise sind Sie zu Ihren Lebzeiten da unterlegen, und siehe da, nach Ihrem Tode unterliegen Sie da von neuem. Wie soll nach Ihrem Wunsch und Wollen Gott seine sich auflehnenden Kinder belohnen? Aber unerbittlich ist er nicht. Er nimmt immer die Reue des Schuldigen an. Hätten Sie ohne Murren mit Demut vielmehr die Prüfung hingenommen, die er Ihnen in dieser auf kurze Zeit geschehenden Trennung zusandte und hätten geduldig gewartet, bis es ihm gefiel, Sie von der Erde wegzunehmen, bei Ihrem Eintritt in die Welt, in der Sie jetzt sind, hätten Sie dann Ihren Sohn sofort wiedergesehen, der Sie bewillkommnet und Ihnen die Arme entgegengestreckt hätte. Sie würden die Freude gehabt haben, ihn nach dieser Zeit der Abwesenheit als einen von Glück Strahlenden zu sehen. Was Sie getan haben und was Sie noch tun in diesem Augenblick, setzt zwischen Sie und ihn eine Schranke. Glauben Sie ja nicht, daß er in den Tiefen des Raumes verloren sei! Nein, er ist Ihnen näher, als Sie glauben. Aber ein undurchdringlicher Schleier entzieht ihn Ihrem Blicke. Er sieht Sie, er liebt Sie allezeit, und er seufzt über die traurige Lage, in welche Sie Ihr Mangel an Gottvertrauen versetzt hat. Er ruft mit allen seinen Wünschen den beglückenden Zeitpunkt herbei, wo es ihm vergönnt sein wird, sich Ihnen zu zeigen. Von Ihnen allein hängt es ab, diesen Zeitpunkt zu beschleunigen oder zu verzögern. Bitten Sie Gott und sprechen Sie mit mir: "Mein Gott, verzeihe mir, daß ich an Deiner Gerechtigkeit und Güte gezweifelt habe! Wenn Du mich gestraft hast, so erkenne ich, daß ich es verdient habe. Nimm gnädig meine Reue und meine Unterwerfung unter Deinen heiligen Willen an!' M: Welch einen Hoffnungsstrahl haben Sie in meiner Seele jetzt aufleuchten lassen! Das ist ein Blitz hinein in die Nacht, die mich umgibt. Haben Sie Dank! Ich werde beten. Gott befohlen! C.

- 14 - 10. Die Verzweiflung eines Vaters Der folgende Bericht stammt von einem englischen Medium Grace Cooke (gest. 1979). Ihre Medialität trat erstmals in Erscheinung, als sie zwölf Jahre alt war. Ihre Fähigkeit des Hellsehens, Hellhörens und zur Tieftrance hielt über 60 Jahre lang an. Sie kam mit einer Vielzahl von Jenseitigen in Verbindung und wurde von ihnen oft um Hilfe gebeten. Ein solches Erlebnis schildert sie mit folgenden Worten (9, S. 12): "Ein Elternpaar hatte seinen einzigen Sohn verloren, einen Jungen von 14 Jahren, Bruder eines Mädchens von 17. Alle waren einander zugetan und glücklich. Die jungen Menschen waren vielversprechende Schüler und gehörten zu den Besten ihrer Klassen. Eines Tages wurde der Junge ernstlich krank. Trotzdem alles Erdenkliche für ihn getan wurde, ging es immer mehr bergab, und er starb. Die Familie war untröstlich. Religiös wie sie waren, glaubten sie an ein Leben nach dem Tode. Doch als sich dieser Schicksalsschlag ereignete, wurde ihr Glaube einer bitteren Prüfung unterzogen. Des Vaters eigene Worte, als er mir schrieb, waren: 'Ich suchte und betete und rief inbrünstig meinen Schöpfer an, doch der Himmel blieb verschlossen. Meine Gebete wurden nicht erhört, nur der Schrei meines eigenen Herzens kam zu mir zurück.' Nach Monaten der schlimmsten geistigen und seelischen Verfassung wurde er durch ein inneres Gefühl in einen Gottesdienst geführt. Er saß auf der hintersten Bank der Kirche - ein gebrochener Mann. Ich war die Referentin bei dieser speziellen Veranstaltung und bemerkte ein geistiges Licht um diesen Mann, der damals noch ein Fremder für mich war. Dann aber zeigte mir mein Zweites Gesicht (gemeint ist ihre Hellsichtigkeit) die geistige Gestalt des Jünglings, der nahe bei seinem Vater stand. Eine telepathische Verbindung entstand zwischen dem Jüngling und mir, doch weiter geschah bei dieser ersten Begegnung nichts. Als der Gottesdienst zu Ende war, erkundigte ich mich nach dem Mann in der letzten Bankreihe und merkte mir seinen Namen. Auf der Heimfahrt überdachte ich einige Begebenheiten, als ich plötzlich eine unbekannte Stimme flüstern hörte: 'Bitte schreibe meinem Vater.' In Gedanken antwortete ich: 'An wen soll ich schreiben?' Die Antwort kam augenblicklich, und ich erhielt den Namen des Mannes in der Kirche. Es wurde spät an jenem Abend, und müde wie ich war, wischte ich die Angelegenheit beiseite. Am nächsten Tag war sie vergessen. Ein wenig zu meinem Ärgernis, denn ich war mit häuslichen Angelegenheiten überlastet, erschien er mir erneut und sagte wiederum: 'Bitte schreibe meinem Vater. Sage ihm, daß ich lebe und oft bei ihm zu Hause bin. Bitte schreibe sogleich, denn es ist dringend.' Sein Flehen war so stark und so ergreifend, daß ich mich gezwungen sah, mich hinzusetzen, Papier und Feder zur Hand zu nehmen und zu schreiben. Seine Worte durchfluteten mich. Dies war der Brief eines Sohnes, der seinem geliebten Vater schrieb, von dem er so lange getrennt war. Nun bewies der Sohn seine Identität klar und eindeutig. Er beschrieb viele Einzelheiten, seine Kindheit, seine Habseligkeiten, seine Uhr, wie auch den schon lang verstorbenen Großvater, den er auf der anderen Seite des Schleiers getroffen hatte, und von dem diese Uhr ein Geschenk war. Er erzählte auch von Schwester und Mutter und erinnerte an häusliche Einzelheiten, welche seit seinem Tod passiert waren, und bei welchen er in seinem Geistkörper tatsächlich anwesend war. Es war in jeder Hinsicht ein Brief der Wiedervereinigung, mit dem der Sohn den Abgrund jener langen Trennung überbrückte, während welcher der 'Himmel verschlossen' schien und keine Antwort auf den Notruf des Vaters gekommen war. Aus des Vaters Antwortbrief an mich ging hervor, daß ihre Herzen im Begriff waren zu verhärten. In ihrem Kummer hatten sich die Eltern gegen das Schicksal aufgelehnt, als es dem Jungen im letzten Augenblick gelungen war, die Schranke zu durchbrechen. Seine Nachricht hatte ihnen nicht nur Trost, sondern auch eine Offenbarung gebracht. Die Beschreibung des Landes, in welches er gegangen war, hatte den Eltern eine Flut geistiger Erkenntnisse vermittelt. Seither war er für sie nicht mehr 'tot', sondern wie neu geboren, und ein tiefes, segensreiches Glück wurde ihnen allen zuteil. Es schien beinahe so, als wäre er von ihnen weggenommen worden, um als Tröster zu ihnen zurückzukehren. Sein Kommen bedeutete für sie eine geistige Einweihung, eine Offenbarung von etwas, was ewig ist in des Menschen Seele. Jahrelanges Predigen und Belehren könnte diese Art der Erleuchtung niemals bringen. Sie kommt als Resultat einer tiefgründenden Erfahrung, die das Wirken einer allmächtigen und allweisen Liebe aufzeigt, die sich um

- 15 - jede individuelle Seele kümmert. Sagt Jesus nicht: 'Zwei Sperlinge verkauft man für einen Pfennig, und dennoch fällt keiner vom Dach, ohne daß es euer Vater wüßte. Sogar die Haare auf eurem Haupt sind gezählt.' Ich entsinne mich einer Frau, die zu mir gekommen war, nachdem sie ihren Mann verloren hatte. Ihr Schmerz und ihre Trauer waren mitleiderregend, denn sie machte sich Vorwürfe, daß sie ihn während ihres gemeinsamen Lebens vernachlässigt hatte. Sie dachte ständig an verschiedene Episoden während seiner letzten Krankheit und konnte es weder glauben noch annehmen, daß die Zeit für ihren Mann gekommen war, eine erweiterte Tätigkeit in einer glücklicheren Lebenssphäre anzutreten. Während unserer ersten Zusammenkunft war sie untröstlich, und wenig konnte ich tun, so dicht war sie in Schmerz und Selbstmitleid eingehüllt. Ich sagte ihr, daß ihre Gemütsverfassung jeglichen Trost von seiten ihres Mannes verunmöglichen und die subtilen Schwingungen, welche ein Teil der geistigen Welt seien, könnten ihre Dunkelheit nicht durchdringen. Schmerz und Selbstmitleid, die für gewöhnlich bei einem Tod so überhandnehmen, stürzen nicht nur die Trauernden in Verzweiflung, sondern vereiteln jeden Versuch einer Annäherung aus den jenseitigen Sphären, wo ihre Lieben glücklich und gesünder sind, als je zuvor. Als ich diese Dinge der unglücklichen Witwe erklärte, wurde sie allmählich ruhiger, und der Nebel um sie begann sich aufzulösen. Dann sah ich nahe bei ihr die geistige Gestalt ihres Mannes. Langsam überzeugte er sie durch meine Vermittlung von seiner Existenz, durch seine Art des Redens, seiner Gedanken und Gebärden, indem er ihr viele Einzelheiten aus ihrem gemeinsamen Leben in Erinnerung rief. So bewies er ihr seine Identität, und allmählich glaubte sie, daß er noch immer lebe, und war sehr getröstet. Seine Beweise sind zu persönlich, um hier wiedergegeben zu werden, doch schrieb sie mir: 'Heute nacht träumte ich von meinem Mann. Er nahm meine Hand und drückte sie. Ich fühlte es ganz deutlich, ehe ich erwachte. Das war ein außerordentlich tröstlicher Traum, er preßte meine Hand so warm und liebevoll. Ein anderes Mal schlief ich ein, während ich einen Brief schrieb, und träumte von ihm. Er sagte, er hätte mir sechs Botschaften gesandt, von denen ich aber nur zwei erhielt.' Später schrieb sie mir: 'Ich hatte wieder das Glück, mehrere Male von meinem Mann zu träumen, und jedesmal sah ich ihn ganz deutlich. Ich sehne mich jetzt mehr denn je nach einer neuen Gelegenheit, ihm vermehrte Sympathie und Liebe zu zeigen.' Der Kontakt zwischen den Lebenden und den Toten wird, so glaube ich, zuerst auf einer höheren Ebene vorbereitet. Ferner bin ich davon überzeugt, daß in der geistigen Welt eine exakt genau arbeitende Organisation besteht, mit deren Hilfe in Sympathie verbundene Freunde auf beiden Seiten des Schleiers miteinander in Verbindung gebracht werden können. Das will besagen, daß im Jenseits Wesen vorhanden sind, die für diesen speziellen Dienst bereitstehen, um Freunde, die der Tod getrennt hat, zusammenzubringen, wenn die Bereitschaft hierfür existiert und sie die Möglichkeit zu einer solchen Kommunikation anerkennen. Dann kann die Verbindung durch die Kenntnisse dieser Helfer hergestellt werden. Es handelt sich hierbei um die Geistigen Gesetze des 'In-Einklang-Bringens', die von Uneingeweihten nicht voll verstanden und gewürdigt werden. Es ist nicht so, daß hier Geister zitiert werden. Vielmehr suchen sie uns, wenn dies zum Wohl aller beiträgt, und sie geben sich unendliche Mühe, die Kluft zu überbrücken. Diejenigen, die uns vorangegangen sind, kommen von den Reichen des Lichtes zu uns zurück, weil sie uns lieben. Es muß aber zugleich gesagt sein, daß es andere Geister gibt, die von dieser Welt in einem Zustand der Finsternis, der Schwere und ohne Liebe weggegangen sind, weil ihre Herzen in Selbstsucht, Habsucht und Begierden verstrickt waren. Diese können nicht in ein Reich von Harmonie und Schönheit eingehen. Trotzdem finden sie Verständnis und Freundlichkeit, sobald sie Hilfe suchen. Diejenigen hingegen, die auf Erden einfach lebten und ihre Mitmenschen liebten, werden in einer Welt von großer Schönheit bald Gefährten finden. Sodann werden sie mit Wesen größerer geistiger Macht und Erleuchtung in Kontakt gebracht, die sie über die neuen Wege des Lebens belehren.

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