- 17 - 11. Der verstorbene Sohn tröstet seine Mutter In dem folgenden Beispiel kommt ein verstorbener Sohn mit seiner untröstlichen Mutter ohne Vermittlung eines Mediums in direkte Verbindung und kann ihr dadurch aus ihrem großen Kummer heraushelfen. Die betroffene Frau W. hat mir ihren Fall mit eigenen Worten im Januar 1987 folgendermaßen beschrieben: "Am 13. Juli 1985 starb mein Sohn Markus an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Ich erfuhr es am Telefon durch die Mutter seines Freundes, mit dessen Motorrad der Unfall geschah. Es war furchtbar! Ich durfte ihn nicht mehr sehen, weil seine Kopfverletzungen zu schwer waren. Am Tage der Beerdigung wollte ich alleine ins Leichenhaus. Ich wollte Abschied nehmen von ihm. Alle hatten Angst, daß ich zusammenbrechen würde, deshalb ging meine älteste Tochter Christine mit. Als ich am Sarge stand, war ich auf einmal ganz ruhig. Es war, als ob mein Sohn neben mir stand und mich beruhigte. Er streichelte mich und sagte immer wieder: 'Sei doch ruhig, Mutterle, rege dich nicht auf!' Er war ganz nahe bei mir. Ich spürte seine Gegenwart. Ich war so ruhig, wie die ganzen Tage zuvor nicht. Meine Tochter war ganz erstaunt darüber und erzählte es zu Hause meinen Angehörigen. Ich muß dazu sagen, daß ich die Stimme von Markus nicht laut hörte, sondern nur ahnte und irgendwie spürte, daß er mit mir sprach. Es kamen furchtbare Tage und Wochen. Trotz allem hatte ich immer das Gefühl, als ob mein Sohn ganz nahe bei mir war. Ich 'spürte' einfach seine Gegenwart. Ein paarmal war ich völlig verzweifelt. Dann kam es vor, daß mich plötzlich Freunde von ihm besuchten. Wir sprachen dann über Markus, über die Streiche, die sie zusammen gemacht hatten. Danach wurde ich wieder ruhiger. Es kam mir dabei immer so vor, als ob Markus sie geschickt hätte. Ich machte mich selbst ganz kaputt, weil ich ununterbrochen Schuldgefühle hatte. Jedes böse Wort und jede kleine Meinungsverschiedenheit, die es wahrscheinlich bei jedem heranwachsenden Jungen ab und zu gibt, waren für mich auf einmal ein Drama. Ich suchte immer nach Fehlern, die ich meiner Ansicht nach gemacht hatte. Ich glaubte, ich hätte noch viel mehr für ihn tun sollen. Alle aus meiner Umgebung sagten zwar, daß ich mich nur selber kaputtmache, und noch dazu ohne Grund, denn wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Dann ereignete sich ein Vorfall, den ich niemals vergessen werde. Es war ein dreiviertel Jahr nach seinem Tod. Ich war an dem Tag wieder total am Boden. Ich lief in der Wohnung umher und weinte und sprach laut vor mich hin. Immer wieder machte ich mir Vorwürfe, daß ich manchmal vielleicht nicht gerecht zu ihm gewesen sei oder daß ich ihm noch mehr hätte geben müssen. Auf jeden Fall war ich mal wieder völlig verzweifelt. Ich ging dann ins Bad und fing an, die Waschbecken zu putzen. Dabei redete und weinte ich laut vor mich hin. Auf einmal, es war, wie wenn er ganz nahe bei mir stünde, fiel er mir laut und sehr ärgerlich ins Wort. Er sagte: 'Jetzt hör endlich mal auf damit. Glaubst du, daß ich dir nach einem dreiviertel Jahr nicht schon längst alles verziehen hätte? Es wird alles gut.' Dann war er still. Ich stand da wie gelähmt und starrte in den Spiegel. Ich weiß noch genau, daß die Stimme in oder neben meinem Körper auf der linken Seite sprach. Auf jeden Fall ganz nahe, fast so, als wenn er in meiner linken Körperhälfte gesprochen hätte. Ich war ganz ruhig geworden. Mir wurde auf einmal bewußt, daß er noch genauso traurig und ärgerlich wird wie zu Lebzeiten, wenn ich um ihn weinte und mir Vorwürfe machte, die überhaupt nicht gerechtfertigt waren. Als er noch lebte, wollte ich ja auch nur sein Bestes. Ich denke immer daran, wenn ich wieder anfange zu trauern und hoffe, daß er jetzt mit mir zufrieden ist. Ich werde ihn trotzdem nie vergessen."
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