Der Einfluss der Trauer auf Verstorbene

- 20 - 13. Der verunglückte Sohn umarmt seine Mutter Der folgende Bericht wurde mir von einer Dame mitgeteilt, die ich seit vielen Jahren kenne. Sie hatte zusammen mit ihrem Mann drei Söhne, von denen der jüngste bereits im Alter von sieben Monaten starb. Der älteste Sohn wiederum kam am 5. April 1971 durch einen Unfall ums Leben. Die Dame schreibt: "Wir waren mit unseren beiden Söhnen eine sehr glückliche Familie. Alles lief wunschgemäß und harmonisch, bis eines Tages unser ältester Sohn mit 20 Jahren in den Bergen durch ein abstürzendes Schneebrett ums Leben kam. Mein ganzes Lebensbild war plötzlich zusammengebrochen. Daß unser Sohn nicht mehr weiterleben durfte, bereitete mir einen unsagbaren Schmerz. Ich wollte diese Tatsache nicht annehmen und konnte ihn nicht loslassen. In dieser Zeit meiner tiefen Trauer und Verzweiflung stand ich eines Tages, es war etwa zwei Monate nach dem Tode meines Sohnes, und ich war allein im Haus, vor dem Treppenaufgang in der Diele unseres Hauses. Da sah ich meinen verstorbenen Sohn die Treppe herunterkommen. Er umarmte mich und sagte: 'Mutti, ich bin so glücklich, ich bin ja so glücklich!' Dann sah ich ihn nicht mehr. Mich erfüllte plötzlich ein wunderbarer Trost. Das war es ja gerade, was ich wollte, sein Glück und sein Wohlergehen. Gleichzeitig kam mir der Gedanke, daß unser Sohn hier in seinem Leben vielleicht gar nicht glücklich geworden wäre, wie wir es uns gewünscht und vorgestellt hatten. Ich fing nun an, ihn loszulassen und kam zu der Überzeugung, daß unser Schicksal von einer höheren Macht gelenkt wird und das für uns Unbegreifliche wohl erst nach unserem eigenen Tod offenbar werden wird. Der schmerzende Stachel steckt noch in meinem Herzen, obwohl mein Sohn nun schon 24 Jahre tot ist, aber ich glaube, daß Menschen, die hier in Liebe verbunden waren, sich mit Gottes Hilfe wieder finden werden. Diese Hoffnung erfüllt mich mit Trost und Freude." Auf meine Nachfrage sagte mir die Dame noch, daß sie die Umarmung ihres Sohnes körperlich empfunden habe, so natürlich wie die Umarmung eines lebenden Menschen. Das Verschwinden des Sohnes sei ganz plötzlich erfolgt. Er löste sich also nicht langsam auf.

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