- 28 - 18. Ein Ermordeter spürt Gedanken des Mitgefühls In dem folgenden Beispiel geht es nicht um Trauer um einen Verstorbenen, sondern darum, daß dieser Gedanken des Interesses und einer gewissen Anteilnahme eines irdischen Menschen auffängt, und, weil dieser medial veranlagt ist, sich diesem dann mitteilt. Es handelt sich dabei um einen Mord aus politischen Gründen. Die Begebenheit spielt im Jahre 1934 und betrifft den damaligen Stabs-Chef der SA Ernst Röhm. Dieser war ein besonders unangenehmer und gewalttätiger Vertreter der nationalsozialistischen Führungsschicht. Er war einer der wenigen Duzfreunde von Adolf Hitler. Röhm war im Ersten Weltkrieg Hauptmann im Generalstab gewesen und durch eine Verwundung im Gesicht entstellt. Er hoffte, daß nach 1933 die SA (Abkürzung für Sturmabteilung), die damals drei Millionen Mann umfaßte und deren oberster Führer er war, zusammen mit der Reichswehr den Grundstock der neuen deutschen Wehrmacht bilden würde. Hitler entschied aber, die neue Wehrmacht nur aus der alten Reichswehr hervorgehen zu lassen. Er ließ Röhm, dem er Sylvester 1933 noch ein überschwengliches Dankesschreiben geschickt hatte, fallen. Röhm seinerseits bezeichnete Hitler am 28. Februar 1934 in einem vertraulichen Gespräch mit SA-Führern als lächerlichen Gefreiten und sagte: "Wenn man sich nur von dieser Memme befreien könnte." Hitler beschloß, angestachelt von Himmler und Göring, Röhm und alle höheren SA-Führer zu liquidieren. Dazu spielte er Röhms homosexuelle Veranlagung, die er schon lange vorher kannte, hoch und unterstellte ihm Putschabsichten. Zur angeblichen Verhinderung dieses Umsturzversuches wurden "Gegenmaßnahmen" konstruiert. Sie führten in der Zeit vom 30. Juni bis zum 2. Juli 1934 zur Verhaftung aller ergreifbaren höheren Führer der SA durch SS-Einheiten. Alle Verhafteten wurden ohne Gerichtsverfahren erschossen, ein großer Teil von ihnen im Gefängnis München Stadelheim. Dort wurde am 1. Juli 1934 in der Zelle 474 auch Röhm durch den SS-Sturmbannführer Lippert mit drei Pistolenschüssen ermordet. Im Zusammenhang mit dieser Aktion ließ Hitler der Einfachheit halber auch gleich andere unbequeme Personen, mit denen er noch eine Rechnung zu begleichen hatte, mitermorden. Darunter waren z.B. der frühere Reichskanzler General von Schleicher, der Reichswehrgeneral von Bredow und der frühere bayerische Staatskommissar von Kahr. Es war die erste Untat Hitlers größeren Umfangs. Er ließ sie sich später durch Reichsgesetz vom 2. Juli 1934 als Staatsnotstand für rechtens erklären. In einer Reichstagsrede vom 13. 7. 1934 gab Hitler an, daß insgesamt 77 Personen ihr Leben hätten lassen müssen. Tatsächlich ist aber, so schätzt man heute, die Zahl mindestens zehnmal so groß gewesen. Genaue Zahlen ließen sich nie ermitteln. Es wurde wahllos alles ermordet, was Hitler und anderen Machthabern gerade unbequem war, mochten sie mit Röhm Verbindung haben oder nicht, mochte es sich um Namensverwechslungen handeln oder um unbeteiligte Familienangehörige. Wer an den Verhaftungstagen zufällig gerade nicht greifbar war, weil z.B. verreist, blieb hinterher unbehelligt. Das ist der geschichtliche Hintergrund (der in dem Buch (2) "Der Schwarze Freitag der SA" nachgelesen werden kann) des nun folgenden Berichtes. Er stammt von Dr. Gerda Walther (1897-1977). Diese hatte auf dem Gebiet der Philosophie promoviert, war später im Bereich der Parapsychologie tätig und 1928/29 bis zu seinem Tode Sekretärin des bekannten parapsychologischen Forschers und Arztes Dr. von Schrenck-Notzing gewesen. Ursprünglich Marxistin und Atheistin hatte sie den Weg zum Christentum gefunden. Sie war medial veranlagt, wie ihr folgender Bericht zeigt (19, S. 509-515): "Es war Ende Juni 1934, eine unheilschwangere Spannung lag über München. Man konnte sich ihre Ursache nicht recht erklären, aber sie war deutlich fühlbar. Als ich am Samstag, dem 30. Juni 1934, die 'Basler Nachrichten' in dem kleinen Kiosk an der Straßenbahnhaltestelle 'Danziger Freiheit' kaufen wollte, fragte die Inhaberin, ob ich etwas von einem Aufstand erfahren hätte? Ein SA-Mann sei in aller Frühe zu ihr gekommen und habe gesagt, der Führer sei gegen seine eigenen Leute vorgegangen und habe einen großen Teil von ihnen verhaften lassen. 'Der Mann war ganz ratlos und verwirrt', schloß die Frau ihre Erzählung. Ich hatte noch nichts davon gehört, doch als ich weiterging, vernahm ich überall die verschiedensten Gerüchte: Hitler habe in Bad Wiessee die oberste SA-Leitung verhaftet, warum wußte man nicht recht. Sie hätten einen monarchistischen Putsch beabsichtigt, sagten die einen. Das sei Unsinn, meinten die anderen, im Gegenteil, sie hätten die Revolution weiter nach links treiben wollen. Die berühmte Marburger Rede v. Papens, mit der deutlichen Absage und Drohung nach links, sei gegen diese Männer gerichtet gewesen.
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