Der Mensch und seine Bindung an Gott

- 112 - ihrer bisherigen Weltanschauung zu zweifeln begannen. Und dieser Zweifel endete damit, daß sie wieder zu Religion und Christentum zurückfanden. Gewiß, es gibt auch immer wieder Personen, die im Parapsychologischen steckenbleiben und es geradezu als Ersatzreligion gebrauchen. Aber das muß nicht sein. Es gibt, wie gesagt, andere Menschen, die auf dem Umwege über die Parapsychologie und ihre Geheimnisse zum ersten Mal wieder auf die Welt Gottes aufmerksam wurden. Ich weiß von solchen, die, angeregt durch die Parapsychologie, wieder zum Neuen Testament griffen, und denen vieles an den biblischen Schriften wieder glaubwürdig wurde. Von mir selbst muß ich bekennen, daß mir durch die Kenntnis der parapsychologischen Tatsachen wieder ein neuer Zugang zur biblischen Wirklichkeit der Engel und Dämonen eröffnet wurde. Ich bin heute weniger als jemals bereit, die Auffassung der Bibel, daß es Gewalten und Mächte zwischen Himmel und Erde gibt, als mythologischen Ballast über Bord zu werfen. Nicht, als ob die Parapsychologie den Glauben ersetzte, aber die Ergebnisse parapsychologischer Forschung schaffen für den Glauben Raum, und darum ist die junge Wissenschaft der Parapsychologie, richtig verstanden, eine hilfreiche Brücke zum Vollzuge christlicher Existenz. Wenn wir Theologen den Menschen der Gegenwart wirklich dienen wollen, so haben wir alle Veranlassung, das parapsychologische Forschen ernst zu nehmen und es gewissenhaft zu verarbeiten." Täuschungen und Fälschungen auf dem Gebiet der Religionen und des Spiritualismus Im deutschen Sprachgebrauch wird zwischen zwei Begriffen unterschieden, die ziemlich ähnlich klingen, nämlich zwischen "Spiritismus" und "Spiritualismus". 1. Mit "Spiritismus" ist die Lehre vom Fortleben des Menschen nach dem irdischen Tod gemeint, ohne daß dabei zunächst ein religiöser Bezug beachtet wird. Wenn also z. B. bei einem Versuch paranormal ein Tisch zum Schweben gebracht wird und man den Eindruck hat, daß jenseitige Wesenheiten die eigentlichen Verursacher sind, so ist das ein spiritistisches Phänomen. Erscheinungen dieser Art habe ich in großer Zahl in dem Buch "Zeugnis für die jenseitige Welt" (81) dargestellt. 2. "Spiritualismus" dagegen ist die Lehre vom persönlichen Überleben des irdischen Todes und der Bindung an Gott. Er ist die Lehre von der Herkunft und Bestimmung des Menschen und der Verantwortlichkeit für seine Handlungen gegenüber Gott. Er ist die Lehre vom Nachrichtenaustausch zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen der irdischen und der göttlichen Welt. Im englischen Sprachraum wird zwischen diesen beiden Gebieten meist nicht streng unterschieden. Dort ist in der Regel mit "Spiritualism" auch das gemeint, was wir im Deutschen mit "Spiritismus" bezeichnen. Im Sinne dieser Definition sind die sogenannten Offenbarungsreligionen, zu denen auch die Mosaische Religion und das Christentum gehören, ihrem Ursprung und Wesen nach spiritualistische Religionen, auch wenn sie den ursprünglichen Jenseitsverkehr jetzt nicht mehr ausüben. Zunächst sind aber die Lehren dieser Religionen durch Übermittlungen aus einer jenseitigen Welt an Menschen auf dieser Erde zustande gekommen. Auch Christus betont ja ausdrücklich (Joh. 12,49): "Denn ich habe nicht von mir selbst aus geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir Auftrag gegeben, was ich sagen und was ich reden soll, und ich weiß, daß sein Auftrag ewiges Leben bedeutet. Was ich also rede, das rede ich so, wie der Vater es mir gesagt hat." Wir haben es also, nüchtern gesprochen, mit einem Nachrichtenaustausch zwischen zwei Daseinsbereichen mittels medialer Durchgaben zu tun, wobei "medial" bedeutet, daß ein menschlicher Mittler mit besonderer Begabung eingeschaltet war. Dieser Nachrichtenaustausch erfolgte mit Hilfe einer menschlichen Sprache. Sie ist für uns überhaupt das Mittel der Nachrichtenübermittlung. Mit ihrer Hilfe versuchen wir, uns auch im täglichen Leben zu orientieren. Durch Fragen versuchen wir, von anderen Menschen die Auskünfte zu erhalten, die wir meinen, für unseren Lebensunterhalt zu benötigen, oder die wir aufgrund unseres Geltungstriebes gerne hören möchten.

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