Der Mensch und seine Bindung an Gott

- 195 - Schlußbetrachtung Dieses Buch wendet sich nicht so sehr an die Leser, die ein festes religiöses Fundament besitzen, ganz gleich, ob sie nun römische Katholiken, griechisch Orthodoxe, Protestanten, Juden oder Moslems sind. Meine Ansprechpartner sind nicht unbedingt die, deren Glaube an Gott unerschütterlich ist, und die auch die von ihnen geforderte Gottes- und Nächstenliebe in die Tat umsetzen. Ihre jeweilige Konfession oder Religion gibt ihnen bereits genügend Verhaltensmaßregeln, um ein Leben im Sinne Gottes zu vollbringen. Daher sagte (siehe S. 86) das hohe Geistwesen zu Johannes Greber (29, S. 360): "Zur Kirche Christi gehören Menschen aus allen Religionen der Welt." Aber auch diese Gläubigen sollten, wenn sie das hier Dargebotene lesen und in den Grundbestandteilen für möglich halten, die Erkenntnis gewinnen, daß nicht ihre jeweilige Konfession die alleinseligmachende ist, und nur sie einen Schlüssel zum Paradies besitzen. Jeglicher Hochmut, jede gewaltsame Bekehrung der anderen unter der Fahne irgendeines Fundamentalismus oder gar "heilige Kriege" zur Unterwerfung Andersgläubiger sind verwerflich. Dieses Buch wendet sich auch nicht an die, für welche nur Essen und Trinken wichtig sind und deren geistige Bedürfnisse durch das Lesen einer Boulevardzeitung befriedigt werden. Hier sollen dagegen die aufgerüttelt werden, die nach tiefer Erkenntnis suchen und mit ihrem religiösen Glauben Schwierigkeiten haben. Diejenigen sind angesprochen, die vielleicht an einen Gott glauben möchten, das aber nicht mit ihrem Verstand in Einklang bringen können. Sie sagen sich möglicherweise: Es gibt so viele unterschiedliche Religionen und Konfessionen, die sich zum Teil sehr stark voneinander unterscheiden. Ist vielleicht alles nur menschliche Erfindung? Andere lasten Gott, falls er überhaupt vorhanden sein sollte, alle Ungerechtigkeiten, die große Not und die Kriege auf dieser Welt an, und machen ihn dafür verantwortlich. Das alles müßte er doch verhindern, wenn es ihn gäbe. Hierzu entnehme ich zwei Leserbriefen vom 03. 11. 1977 in der "Schwäbischen Zeitung" auszugsweise folgende Zitate: "Wäre Gott, wo auch immer, mit dabei, dürfte es keine Kriege und keine Naturkatastrophen geben. Irgendwie liegt der fromme und frömmelnde Gottesglaube schief bei Juden, Christen und Moslems. Das darf nicht wundern, da die drei angesprochenen Religionsgemeinschaften auf jahrtausendealtem und veraltetem Gedankengut in Thora, Bibel und Koran festgelegt sind, und die geistigen Entwicklung auf religiösem Gebiet seither unterbunden ist." "Ich möchte keinen von seinem Glauben abbringen, aber es gibt so vieles an diesem Glauben, das einem logisch denkenden, unvoreingenommenen Menschen einfach daran zweifeln lassen muß (die Beeinflussung des Menschen beginnt ja leider schon im Kindergarten, in einem Alter also, in dem noch kein Kind über diese Lehre richtig nachdenken kann). Nur ein Beispiel: warum soll, wenn ein Kleinkind oder ein Säugling stirbt, dieses in den 'Himmel' kommen, da doch noch keine Möglichkeit zu sündigen gegeben war? Ist das etwa Gerechtigkeit von diesem so gerechten Gott gegenüber einem älteren Menschen, der vielleicht ein großer 'Sünder' ist? Es gäbe mehrere solcher Argumente, doch ich wollte nur aufzeigen, wie unsinnig es ist, Gott für etwas Gutes als dessen Urheber zu danken und andererseits bei Unglücken und Katastrophen ihn dann nicht zu beschimpfen." Diesen Leserbriefschreibern und vielen anderen Gleichgesinnten fehlen die Kenntnisse darüber, warum das Leben auf dieser Erde abläuft, welche Vergangenheit wir Menschen mit uns tragen, und welcher Fürst (Luzifer) in dieser Welt auch noch seinen großen Einfluß ausübt. Wir alle haben unsere Willensfreiheit als wichtiges Gut bei unserer Entstehung vor langer Zeit mitbekommen. Wenn viele davon einen unheilvollen Gebrauch gemacht haben und es zum Teil immer noch tun, so hat das die bekannten schlimmen Folgen auf dieser Erde. Daß Gott hier nicht unmittelbar verhindernd einschreitet, liegt daran, daß er uns unsere Willens- und Handlungsfreiheit nicht mit Gewalt beschneidet, sondern uns statt dessen zur Läuterung und Prüfung durch den Glutofen des Leides gehen läßt (Jesaja 48,10).

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