- 67 - Angst, er könnte mich auslachen, doch er sagte nur: "Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin davon überzeugt, daß du dies alles gesehen hast. Ich habe deinen Vater besser gekannt als du selbst. Dein Vater gehörte einer Geheimgesellschaft (Loge) an." Diese Erlebnis ist heute noch so stark in mir wach, so daß ich bei jedem Totenbesuch erst an die Wand blicke, ob dieser Todesengel oder sein Abdruck auch dort zu sehen sind. Aber niemals wieder begegnete ich ihm oder seinem Bild. W. Thielefeld in W." Die Möglichkeit wiederholter Erdenleben Wenn man aufgrund der zahlreichen in Jahrhunderten gesammelten Erfahrungsbeweise davon ausgeht, daß der irdische Tod nicht das Ende des Lebens ist (61; 80; 81), stellt sich natürlich die Frage, was dann weiterhin alles geschieht. Über die unterschiedlichen nachtodlichen Schicksale gibt es durch die Verbindung mit der jenseitigen Welt seit 150 Jahren umfangreiche Schilderungen. Eine Auswahl davon habe ich in dem Buch "Leben nach dem irdischen Tod. Die Erfahrungen von Verstorbenen" (82) dargestellt. Doch ergibt sich die weitere Frage: Ist die irdische Geburt überhaupt der Beginn unseres Daseins, und wie und von wem wird unser Verhalten auf dieser Erde beurteilt? Sind Wohlverhalten oder begangene Verbrechen völlig folgenlos? Über diese Fragen haben sich die Menschen schon sehr früh, bereits vor Jahrtausenden, Gedanken gemacht, die dann auch in die jeweiligen religiösen Vorstellungen eingegangen sind. Diese waren derart, daß das menschliche Dasein durch einen Schöpfungsakt der Gottheit in Erscheinung getreten ist. Die den Menschen mitgegebene Willensfreiheit führte aber dazu, daß die Geschöpfe nicht immer nach den Wünschen und Gesetzen des Gottes oder der Götter ihr Leben verbrachten. Begangene Vergehen oder Untaten erforderten aber gemäß dem Gerechtigkeitssinn der Menschen eine Bestrafung, Wiedergutmachung und Reue. Wo und wie aber sollte oder konnte das erfolgen? Die Bestrafung oder Belohnung wurde in manchen religiösen Systemen (auch im christlichen) im Jenseits, im Himmel, Fegefeuer und Hölle angesiedelt. Im Himmel oder Paradies erfolgt die ewige Belohnung, im Fegefeuer eine zeitlich befristete Freiheitsstrafe mit anschließender Begnadigung und in der Hölle oder Tartarus die "lebenslängliche" Freiheitsstrafe unter erschwerten Bedingungen mit eingeschalteten Folterungen durch Feuertorturen. Hier war Reue zwecklos und Umkehr unmöglich. In diesem System hatten Einsicht in begangene Fehler, der Wille und die Möglichkeit zur Wiedergutmachung und die Rückgliederung auch des Schwerverbrechers, wenn er erst einmal gestorben war, keinen Platz. Außerdem sollte die jenseitige Einstufung nicht nur vom irdischen Lebenswandel des Verstorbenen, sondern in starkem Maße auch von der Wirksamkeit priesterlicher Zeremonien und bestimmter Opferriten abhängen. Eine solche Regelung widersprach dem Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen und dem Glauben an eine liebende Gottheit. Aus diesem Grund entwickelte sich schon sehr früh eine andere Anschauung, nämlich die, daß das menschliche Erdenleben nicht einmalig und unwiederholbar ist. Je nach moralischem Erfolg oder Mißerfolg eines beendeten Erdenlebens wird ein Verstorbener entweder sofort oder nach einer mehr oder weniger langen Übergangszeit im Jenseits in ein neues Erdenleben hineingeboren. Man spricht von Wiedergeburt, Reinkarnation, Metempsychose oder Seelenwanderung, wobei den verschiedenen Bezeichnungen oft etwas unterschiedliche Bedeutung zugemessen wird. Die Form der Wiedereinverleibung, z. B. in den Körper eines Tieres (im Hinduismus möglich) oder den eines hoch- oder tiefgestellten Menschen mit mehr oder weniger schwerem Schicksal, hängt von der Vorbelastung des Verstorbenen bzw. Neugeborenen ab. Man spricht von "Karma". Das Wort kommt aus dem Sanskrit und heißt zunächst "Tat, Werk, Handlung", bedeutet dann aber auch die Frucht oder Folge der Tat. Unter Karma versteht man eine Kette von Auswirkungen früherer, in anderen Existenzen begangener Taten. Karma ist die gute oder böse Vergeltungskraft moralischer oder unmoralischer Handlungen, ein Prinzip allgemeiner Ursächlichkeit, das unser gegenwärtiges Schicksal aus den guten Taten oder Verfehlungen früherer Existenzen auf dieser Erde oder in der jenseitigen Welt herleitet.
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