- 89 - Stevenson berichtet nun ausführlich über 40 Seiten hinweg, was der Knabe Imad über sein früheres Leben alles berichtet hat, wie er sich verhielt, als Stevenson mit ihm zu seinem früheren Elternhaus fuhr, und was an Personen und Gegenständen er dort wiedererkannte. Imad brachte es bei dieser Gelegenheit auf dreizehn Wiedererkennungen und gab weitere zutreffende Erklärungen ab, die sich auf das Leben von Ibrahim Bouhamzy bezogen, der er gewesen sein wollte (89, S. 293). Als man ihm z. B. eine mittelgroße Photographie von Ibrahim Bouhamzy zeigte und ihm andeutete, sie sei von seinem Bruder oder Onkel, antwortete er, daß er selbst das sei (89, S. 313). Stevenson beurteilt die von ihm untersuchten Fälle derart, daß sie die Reinkarnation nahelegen, aber nicht beweisen (89, S. 9). Andere Erklärungsmöglichkeiten wären die der außersinnlichen Wahrnehmung verbunden mit Personifizierung oder der Besessenheit. Prof. C. J. Ducasse, em. Professor der Philosophie an der Brown University auf Rhode Island und Vorsitzender des Publikationsausschusses der "American Society for Psychical Research", der das Geleitwort zu Stevensons Buch über die Reinkarnation geschrieben hat, sagt (89, S. 7): "Wenn man dann fragt, was ein echter Beweis für die Wiederverkörperung sein würde, ist die einzig mögliche Antwort wohl die gleiche wie auf die Frage, wie einer von uns denn jetzt wissen könne, daß er schon einige Tage, Monate oder Jahre vorher gelebt hat. Die Antwort lautet, daß er sich jetzt noch erinnert, zu einer früheren Zeit an dem und dem Ort und unter diesen oder jenen Umständen gelebt, damals gewisse Dinge getan und gewisse Erlebnisse gehabt zu haben. Aber behauptet denn jemand heute, er erinnere sich in ähnlicher Weise daran, daß er auf Erden ein Leben vor seinem jetzigen geführt habe? Obwohl Berichte über solche Behauptungen selten sind, gibt es sie. Die Person, die eine solche Behauptung aufstellt, ist fast immer ein kleines Kind, aus dessen Gedächtnis diese Erinnerungen nach einigen Jahren wieder verschwinden. Und wenn es fähig ist, detaillierte Tatsachen aus seinem früheren Leben anzugeben, von denen es versichert, es könne sich daran erinnern und die durch Nachforschungen als richtig bestätigt werden, von denen es aber auf normalem Wege in seinem gegenwärtigen Leben keine Kenntnis erhalten konnte, dann werden wir mit der Frage konfrontiert, ob wir uns die Richtigkeit seiner Erinnerungen anders erklären können als durch die Annahme, daß es tatsächlich das frühere Leben geführt hatte, an das es sich erinnert." Es gibt nun weiterhin Experimentatoren, die davon ausgehen, daß das Wissen und die Erinnerung an frühere Existenzen auf dieser Erde auch bei vielen anderen Menschen, vielleicht sogar bei allen, vorhanden ist. Nach deren Meinung ist es im Unterbewußtsein verborgen und kann durch geeignete Techniken vorübergehend in das Tagesbewußtsein heraufgeholt werden. Das hierfür hauptsächlich angewandte Verfahren ist die Alters-Regressionstechnik in der Hypnose. Dabei wird ein Mensch im hypnotischen Zustand durch Einrede (Suggestion) des Hypnotiseurs in ein früheres Lebensalter, beispielsweise von acht Jahren, zurückgeführt. In diesem Zustand empfindet die betreffende Versuchsperson, als wenn sie acht Jahre alt wäre, hat das längst "vergessene" Wissen dieser Zeit, und hat auf der anderen Seite alles "vergessen", was sie im späteren Leben gelernt hat. Sie benimmt sich also, als wenn sie acht Jahre alt wäre und kann sich, wenn es sich um eine geeignete Versuchsperson handelt, an alle längst "vergessenen" Namen der damaligen Zeit erinnern. Dieses Regressionsverfahren läßt das Bewußtsein der augenblicklichen Lebensphase weiter zurückverlagem, in eine Zeit bis kurz nach oder kurz vor der Geburt oder auch in ein früheres Leben, so hat es jedenfalls den Anschein. Bereits um die Jahrhundertwende wurde die Altersregression benutzt und beschrieben, z. B. von dem französischen Oberst Albert de Rochas (1837 - 1914) in seinem Buch "Die aufeinanderfolgenden Leben" (75). Heute ist das Verfahren sehr verbreitet, zwar nicht so sehr unter Wissenschaftlern und Ärzten, als vielmehr bei sogenannten "Reinkarnationstherapeuten". Unter ihnen ist der Münchner Diplompsychologe Thorwald Dethlefsen besonders bekannt geworden. Ein Auszug aus seinem ersten vor die Geburt führenden Regressionsversuch am 03. 06. 1968 an dem 25 Jahre alten IngenieurStudenten Rudolf T. lautet folgendermaßen (15, S. 16): "Ich suggerierte: 'Wir gehen noch ein bißchen weiter zurück - wir stehen ganz kurz vor deiner Geburt - was fühlst du - welchen Eindruck hat du?'
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