Die geistige Heilung durch Verbindung mit der jenseitigen Welt

PSYCHOWISSENSCHAFTLICHE GRENZGEBIETE Ausgesuchte Veröffentlichungen aus verschiedenen Bereichen psychowissenschaftlicher Forschung Herausgeber: Rolf Linnemann (Dipl.-Ing.) * Steinweg 3b * 32108 Bad Salzuflen * Telefon: (05222) 6558 Internet: http://www.psychowissenschaften.de E-mail: RoLi@psygrenz.de Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler Di e Gei st ige Hei lung durch Verbindung mi t der j ensei t igen Wel t Werner Schiebeler, Diplomphysiker, Prof. Dr. rer. nat., geboren 1923 in Bremen. Studium der Physik in Göttingen und 1955 Promotion mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen. Von 1955-1965 Tätigkeit in der Elektroindustrie bei der Firma Standard-Elektrik-Lorenz A.G. in Pforzheim, davon sieben Jahre als Leiter einer Entwicklungsabteilung für elektronische Fernschreibtechnik. Ab 1965 Dozent für Physik und Elektronik an der damaligen Staatlichen Ingenieurschule in Ravensburg, der heutigen Fachhochschule Ravensburg-Weingarten. 1971 Ernennung zum Professor und 1983 der Eintritt in den Ruhestand. Neben den naturwissenschaftlich-technischen Lehrfächern vertrat er seit 1969 in regelmäßigen Sondervorlesungen an der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten auch das Lehrgebiet Parapsychologie und Parapsychophysik und setzt dies auch in den kommenden Jahren fort. Der Autor veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenartikel, sowie Broschüren und vier Bücher über die verschiedensten parapsychologischen Themen. Daneben erschienen über das Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen von ihm zwei Filme über „Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen“. Hierfür erhielt er 1974 von der Associazone Italiana Scientifica di Metapsichica den „Ernesto Bozzano-Preis“ und 1988 den „1. Schweizer Preis“ von der Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie. Bei dieser Broschüre handelt es sich um die erweiterte Fassung eines Vortrages vom 29. Mai 1987 vor dem Arbeitskreis Parapsychologie und Christlicher Glaube der "Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen" in Stuttgart. Bad Salzuflen, im Mai 2003

- 2 - 1. Einlei tung Von alters her gibt es bei Naturvölkern und Kulturvölkern Heilkundige, die bei Mensch und Tier Krankheiten auf eine Art und Weise behandeln, die von unserer Schulmedizin und auch der bei uns gebräuchlichen Naturheilkunde sehr weit entfernt ist. Sie bedienen sich dabei paranormaler Heilmethoden. Man spricht auch von der sogenannten Geistigen Heilung. Bei ihr treten Vorgänge zutage, wie sie bei anderen paranormalen Geschehnissen ebenfalls beobachtet werden können, teils experimentell ausgelöst, teils spontan auftretend. Man ordnet diese Vorgänge heutzutage der Wissenschaft der Parapsychologie zu. Die Parapsychologie ist für den Naturwissenschaftler dadurch besonders interessant, daß in ihrem Erscheinungsbereich Übertragungsformen von Energie und Umwandlung von Materie beobachtet werden, die in der normalen Physik nicht vorkommen. Die paranormale Wandelbarkeit der Materie tritt auch bei extremen Formen der Geistigen Heilung sichtbar in Erscheinung, wie sie beispielsweise im religiösen Bereich gelegentlich in Lourdes (1) und anderswo beobachtet werden kann. Es gibt gut untersuchte Fälle, bei denen größere Knochen- oder Gewebsstücke innerhalb von Sekunden ersetzt wurden und große Wunden sich schlossen. Im folgenden soll unter der Geistigen Heilung (oder paranormalen Heilung) eine Heilung von Körperschäden oder Krankheiten verstanden werden, bei der keine der üblichen Heilmethoden angewendet wird, die nicht nach bekannter medizinischer Erfahrung verläuft, und die auch n i c h t n u r durch Suggestion oder Autosuggestion erklärbar ist. Statt dessen tritt bei einer solchen Heilung der Geist eines menschlichen Heilers oder einer nichtirdischen Persönlichkeit, meist verbunden mit dem innigen Wunsch des Kranken, aktiv in Tätigkeit und bewirkt bei erfolgreichen Fällen oft in kurzer Zeit eine vollständige oder teilweise Heilung der Krankheit. Wie diese Einwirkung physikalisch stattfindet, ist unbekannt, ebenso ob weitere Faktoren von Bedeutung und Wichtigkeit sind. Nach den bisherigen Erfahrungen scheint es jedoch von Vorteil zu sein, aber auch nicht unbedingt erforderlich, wenn der Kranke der Geistigen Heilung aufgeschlossen gegenübersteht, wenn er sie für möglich hält, wenn er selbst mitarbeitet, wenn er also durch Autosuggestion (wie man das nennt) ein zusätzliches Heilungsgeschehen in Gang setzt. Grundsätzlich ist das aber nicht erforderlich. • Die Geistige Heilung gelingt auch bei Säuglingen, Tieren und Menschen, die überhaupt nicht wissen, daß sie dieser Behandlungsmethode unterworfen werden. Ich kenne z. B. eine Ärztin aus dem Rheinland, die bei schwierigen Fällen, in denen sie mit ihrer eigenen Behandlung nicht recht vorankam, ohne Wissen der Patienten telefonisch den englischen Heiler Harry Edwards einschaltete und dann oftmals eine ganz plötzliche Wende im Krankheitsgeschehen feststellen konnte. Ich weiß natürlich, daß man sehr viel gegen diese subjektiven Beobachtungen der Ärztin einwenden kann. Aber diese Einwendungen lassen sich, wenn keine Reihenversuche und vergleichenden Untersuchungen vorliegen, auch gegen andere Heilmethoden und jedes Medikament vorbringen. Daher sollte man die Beobachtungen der Ärztin nicht leichtfertig vom Tisch wischen, sondern sie höchstens zum Anlaß nehmen, das Phänomen genauer zu untersuchen. • Die Geistige Heilung ist so gut wie ausschließlich im religiösen Bereich angesiedelt, also dort, wo man das Hereinwirken außerirdischer oder göttlicher Kräfte annimmt oder zumindest für möglich hält. Bei antiken Völkern oder heutigen Naturvölkern (2) befaßt sich der Priester oft auch mit der Krankenbehandlung auf naturheilkundliche und paranormale Weise. Besonders ausgeprägt ist das bei den Völkern, die der Religionsform des sogenannten Schamanismus angehören. Dieser ist eine betont spiritistische Religion, die ein unmittelbares Fortleben des Menschen nach dem irdischen Tode annimmt und den Verkehr mit verstorbenen Stammesangehörigen, Naturgeistern und Stammesgottheiten ausübt. Der Mittler ist dabei der Schamane, ein durch Berufung Auserwählter, der Zutritt zu einem Bereich des Heiligen hat, der für die übrigen Mitglieder der Gemeinschaft unzugänglich ist. In unserer europäischen Terminologie müssen wir heute sagen, daß der Schamane paranormal begabt ist. • Der Schamanismus ist die Religionsform der Völker Zentral- und Nordasiens. Er kommt aber auch bei Völkern Nord- und Südamerikas, Südostasiens und Ozeaniens vor.

- 3 - Der Schamane, aber auch der Medizinmann und Priester nichtschamanischer Religionen, z. B. in Afrika, bedient sich bei der Krankenbehandlung paranormaler Praktiken, im Volksmund gemeinhin Magie genannt. Das befähigt ihn oft, eine Heilung herbeizuführen, wo es der westliche Mediziner manchmal gar nicht oder nicht so schnell oder nur mit Medikamenten kann. So gelingt z. B. das unmittelbare sofortige Zusammenheilen gebrochener Gliedmaßen ohne Schienung (2, S. 204) oder die sofortige Heilung beim Biß durch tödlich wirkende Giftschlangen (2, S. 202), selbstverständlich ohne Serumbehandlung. Parallelfälle dazu gibt es aber auch im christlichen (1) und mohammedanischen Bereich (12; 17). Besonders bedeutungsvoll sind die herausragenden Heilungstaten von Jesus Christus. Sie erfolgten ja u. a., um als sogenannte Wunder den göttlichen Auftrag Christi nachzuweisen. Auffallend ist bei den Berichten über diese Krankenheilungen, wie schnell sie erfolgten und mit welch geringem Aufwand sie hervorgerufen wurden. Es genügte das Auflegen oder die Berührung mit den Händen oder auch nur ein Befehlswort. Ein Abschnitt aus dem Neuen Testament kann dies verdeutlichen: Matthäus 9, 18: "Während Jesus noch so zu ihnen redete, trat ein Vorsteher (der Synagoge) herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: 'Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm und lege ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder zum Leben erwachen.' Da stand Jesus auf und folgte ihm samt seinen Jüngern. Als Jesus dann in das Haus des Vorstehers kam und die Flötenbläser und das Getümmel der Volksmenge sah, sagte er: 'Entfernt euch! Das Mädchen ist nicht tot, sondern schläft nur.' Da verlachten sie ihn. Als man aber die Volksmenge aus dem Hause entfernt hatte, ging er (zu der Toten) hinein und faßte sie bei der Hand; da erwachte das Mädchen. Die Kunde hiervon verbreitete sich in der ganzen dortigen Gegend. Als Jesus hierauf von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die laut riefen: 'Sohn Davids, erbarme dich unser!' Als er dann in das Haus gekommen war, traten die Blinden zu ihm heran, und Jesus fragte sie: 'Glaubt ihr, daß ich (euch) dies zu tun vermag?' Sie antworteten ihm: 'Ja, Herr!' Da rührte er ihre Augen an und sagte: 'Nach eurem Glauben geschehe euch!' Da taten sich ihre Augen auf; Jesus aber gab ihnen die strenge Weisung: 'Hütet euch! Niemand darf etwas davon erfahren!' Sobald sie aber hinausgegangen waren, verbreiteten sie die Kunde von ihm in jener ganzen Gegend. Während diese hinausgingen, brachte man schon wieder einen stummen Besessenen zu ihm; und als der böse Geist ausgetrieben war, konnte der Stumme reden. Da geriet die Volksmenge in Staunen und sagte: 'Noch niemals hat man etwas derartiges in Israel gesehen!' Die Pharisäer aber erklärten; 'Im Bunde mit dem Obersten der bösen Geister treibt er die Geister aus.' So durchwanderte Jesus alle Städte und Dörfer, indem er in ihren Synagogen lehrte, die Heilsbotschaft vom Reiche (Gottes) verkündigte und alle Krankheiten und alle Gebrechen heilte." Auch seine Jünger rüstete Christus mit der Fähigkeit zur Krankenheilung aus. Es heißt: Matthäus 10, 1: "Er rief dann seine zwölf Jünger herbei und verlieh ihnen Macht über die unreinen Geister, so daß sie diese auszutreiben und alle Krankheiten und jedes Gebrechen zu heilen vermochten." Im Urchristentum wurde die Krankenbehandlung noch als religiöse Betätigung ausgeübt. So heißt es im Brief des Jakobus: Jakobus 5, 14: "Ist jemand unter euch krank, so lasse er die Ältesten der Gemeinde zu sich kommen; diese sollen dann über ihm beten, nachdem sie ihn im Namen des Herrn mit Öl gesalbt haben. Alsdann wird das gläubige Gebet den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm Vergebung zuteil werden."

- 4 - Die katholische Kirche hat diese Anweisung zum Sakrament der letzten Ölung umgewandelt, zu der ein Lexikon der katholischen Religion sagt: "In der letzten Ölung wird der dem Tode nahe Christ dazu geweiht, daß er in der freiwilligen Darbringung seines Lebens das häufig in der Eucharistie vollzogene Mitopfer mit Christus im eigenen Tod endgültig wahr mache. Wird in diesem Sakrament unter Umständen auch leibliche Gesundung bewirkt, so hat auch dann Gott das Opfer angenommen, in dem ja das Leben der Entscheidung Gottes überantwortet worden ist." Erst in neuer Zeit hat die katholische Kirche aus diesem geistlichen Beistand für Sterbende durch Umbenennung in Krankensalbung auch eine Hilfe für nicht Sterbende gemacht. An sogenannten Wunderstätten, z. B: Lourdes in Südfrankreich, treten im katholisch-christlichen Bereich ebenfalls paranormale Heilungen auf, ohne daß hier allerdings ein bestimmter menschlicher Heiler anwesend oder erkennbar ist. Man schreibt die auftretenden Heilungen der Einwirkung der Jungfrau Maria zu, also der irdischen Mutter Christi, die ja für uns eine jenseitige Wesenheit ist. • Wenn man unter Spiritismus die Verbindung mit der jenseitigen Welt und die Einwirkungen aus der jenseitigen Welt durch nichtirdische Wesenheiten (also auch Gottes) versteht, fallen alle derartigen Heilungen in den Bereich des Spiritismus. Der Anteil der körperlich Geheilten unter den vielen Heilungssuchenden in Lourdes ist zwar gering, aber doch nicht zu vernachlässigen. Interessant ist aber dabei, daß unter den Heilungen ganz bestimmte Krankheiten ausgespart bleiben wie Zuckerkrankheit, schwere Nierenleiden und Krankheiten des Blutsystems. Zuckerkrankheit und Nierenleiden sind aber Krankheiten, die bei philippinischen Heilern relativ häufig geheilt werden. • Sind also in der Katholischen Kirche noch R e s t e einer Geistigen Heilung vorhanden, so haben alle evangelischen und reformierten Kirchen n i c h t s derartiges mehr aufzuweisen. Dagegen ist die Geistige Heilung in einigen christlichen Sekten und anderen christlichen Randgemeinschaften sehr stark vertreten, z. B. bei der Christlichen Wissenschaft und bei allen christlichen spiritistischen oder spiritualistischen Gemeinschaften, die es auf der ganzen Welt gibt. In Europa sind sie sehr stark in England vertreten. Allein London hat über 50 spiritistische Gemeinden. * * * * * * *

- 5 - 2. Harry Edwards Ein sehr bekannter und erfolgreicher britischer Heiler mit spiritistischer Einstellung war Harry Edwards (29. 05. 1893 – 08. 12. 1976), der bei Shere, 100 km südwestlich von London wohnte. Er war von Beruf Schriftsetzer. 1935 wurde er in einem spiritualistischen Gottesdienst auf seine Heilungsgabe aufmerksam gemacht, die er dann entwickelte und ausübte, wobei er sich jenseitigen Wesenheiten als Heilungskanal zur Verfügung stellte. Ab 1945 führte er zeitweise sogar öffentliche Heilungsdemonstrationen vor Tausenden von Zuschauern durch, z. B. in der Royal Festival Hall in London. Edwards betätigte sich aber nicht nur als Kontaktheiler, indem er bei der Krankenbehandlung seine Patienten mit den Händen bestrich und massierte und ihre Gelenke bewegte, sondern auch als Fernheiler. Er berichtet, um 1960 z. B. in einem Jahr 673.445 schriftliche Heilungsgesuche aus aller Welt erhalten zu haben. Das Erstaunliche daran war, daß diese Heilungsgesuche, die jede Woche durch einen schriftlichen Verlaufsbericht erneuert werden mußten, auch schriftlich beantwortet wurden, und zwar nicht mit einem Schemabrief, sondern jeweils mit einem persönlichen Schreiben, das auf den eigenen Bericht bezug nahm und von Harry Edwards eigenhändig unterschrieben wurde. In jedem dieser Briefe war vermerkt, daß eingehende Berichte innerhalb von 48 Stunden beantwortet würden und daß, wenn innerhalb einer Woche keine Antwort einträfe, man erneut schreiben solle. Dieser Hinweis war besonders für Ausländer wichtig, deren Post ja verlorengegangen sein konnte. Zwar hatte Edwards ein Ehepaar Burton als Assistenten und weitere Hilfskräfte für organisatorische und schriftliche Aufgaben, aber trotzdem bleibt die Erledigung solch eines riesigen Arbeitspensums für mich bemerkenswert und rätselhaft, zumal die heilerischen Bemühungen Edwards sehr erfolgreich waren. Harry Edwards hat nicht nur jahrzehntelang Kranke behandelt, sondern sich auch Gedanken über die Grundlagen der Geistigen Heilung gemacht. Darüber hat er einige Bücher geschrieben, von denen zwei ins Deutsche übersetzt wurden. In einem davon führt er unter anderem folgendes aus (5, S. 31): "Keine einzige Heilung kann als Musterfall für eine andere angesehen werden. Ich habe den verkrüppelten Fuß eines Kindes sofort wiederhergestellt gesehen; aber der andere Fuß in einem scheinbar ähnlichen Zustand änderte sich nicht. In derselben Woche jedoch erfuhr eine fremde und mehr chronische Form desselben Leidens eine außergewöhnlich rasche Heilung. Nichtsdestoweniger aber gibt es mittels der Logik gewonnene sichere Schlüsse auf Grundvoraussetzungen, welche die Heilung beherrschen. Die Heilungserfahrungen der Vergangenheit mit Menschen der verschiedensten Nationalitäten und Religionen, mit führenden Geistern der menschlichen Gesellschaft und mit 'unbedeutenden' Menschen lehrten, daß ein gemeinsamer Faktor vorhanden war. Dieser Faktor ist der, daß vor Beginn einer jeglichen Heilbehandlung ein Wunschgedanke ausgesandt wurde, daß Heilung erfolgen möge. Dieser kann in Form des Gebets, der Fürbitte oder der Anrufung gekleidet sein. Dies ist der gemeinsame Nenner, der die Römischen Katholiken in Lourdes, die 'Christlichen Wissenschaftler', die Spiritualisten und jede andere Religionsform, die Heilung ausübt, verbindet. Es scheint, daß eine sinnvolle Gedankenausstrahlung notwendig ist, um die Heilungsprozesse in Tätigkeit zu setzen. Geistheilung vollzieht sich nicht automatisch durch sich selbst oder als ein rechtlich-naturgesetzlicher Vorgang. Hierzu berichte ich ein klares Beispiel: Die Frau eines Heilers war von einer schweren Wirbelsäulenerkrankung heimgesucht und sollte am nächsten Morgen in einen Gipsverband kommen. Am vorhergehenden Abend hatte ich eine Sitzung mit ihrem Mann und ihren Kindern. Der Mann ging in Trance. Natürlich befragten auch die Kinder den Geistführer, zumal er über ihre Mutter sprach. Der älteste Sohn war darüber ungehalten, daß die Geistführer sie nicht geheilt hatten. Die Antwort des verantwortlichen Geistes war: 'Wir wurden niemals darum gebeten.' Daraufhin sagte der Sohn: 'Gut, ich bitte dich hiermit, meiner Mutter zu helfen.' Der Geist antwortete: 'Wir wollen es versuchen.' In der Nacht fühlte die Mutter, daß ihre Wirbelsäule behandelt wurde, und sie wußte, daß sie von ihrem Leiden befreit war. Als am nächsten Morgen der Facharzt erschien, um die Kranke in den Gipsverband zu legen, traf er sie völlig geheilt und bei bester Gesundheit umhergehend an.

- 6 - Daraus ergibt sich der erste Schluß: • Die Aussendung einer sinnvollen gedanklichen Kraft, die Bitte um Heilung ist notwendig, um die Heilung einzuleiten. Alles, was geschieht, jede Bewegung, jeder Wechsel in unserer Auffassung ist das Ergebnis gesetzbeherrschter Kräfte, die sich an das Selbst wenden. Da gib es keine Ausnahme. Wir beobachten diese Gesetze in der Entwicklung der Materie, den Bahnen der Sterne, bei der Zeugung, Geburt, Wachstum und beim Tod, in dem atomaren Aufbau eines Elements und überall sonst. Die menschliche Wissenschaft ist auf diese sicheren Gesetze aufgebaut; andernfalls würde Chaos herrschen. Nichts geschieht durch 'Zufall'. • Dieselbe Gesetzmäßigkeit gilt auch für Geistheilungen. Wenn eine Geistheilung stattfindet, werden mit dem kosmischen Prinzip übereinstimmende gesetzmäßige Kräfte in Tätigkeit gesetzt, und die Heilungen sind deren Ergebnis nach Maßgabe deren bestimmten Bedingungen. Dieser Schluß zeigt uns einen der begrenzenden Faktoren in der Heilung. Es kann keine Heilung stattfinden, die gegen die Gesetzmäßigkeit wäre. Wenn zum Beispiel ein Finger amputiert ist, so kann kein neuer wachsen, oder einem Greis kann die Heilung keine Jugendlichkeit wiedergewinnen." Hier irrt Harry Edwards. In sehr seltenen Fällen ist sogar die Wiederherstellung eines amputierten Gliedes beobachtet worden: Anfang August 1637 geriet ein 18 Jahre alter Spanier namens Miguel Juan Pellicer aus Calanda in Aragonien in der Nähe von Valencia unter die Räder eines beladenen Fuhrwerks. Ein Rad führ über den rechten Unterschenkel, wodurch ein offener Bruch entstand (4). Da die Wunde eiterte und nicht heilte, mußte der Unterschenkel Ende Oktober 1637 amputiert werden. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus lebte Juan Pellicer zunächst in Saragossa und ernährte sich vom Betteln. 1640 kehrte er zu seinen Eltern, die Bauern in Calanda waren, zurück. Auch dort bestritt er seinen Lebensunterhalt durch Betteln. Am Abend des 29. März 1640 kehrte er nach einer Betteltour müde in sein Elternhaus zurück, nahm gegen 22.00 Uhr seine hölzerne Beinprothese ab und legte sich auf dem Fußboden des elterlichen Schlafzimmers zur Nachtruhe nieder (4, S. 84). Dabei war er nur mit einem Mantel seines Vaters zugedeckt. Als gegen 23.00 Uhr seine Mutter noch einmal zu ihrem Sohn hinblickte, bemerkte sie, daß unter demMantel auf einmal zwei Beine hervorschauten, statt zuvor nur eins. Der Vater wurde gerufen und der Mantel völlig aufgedeckt. Dabei stellte man fest, daß tatsächlich beide Beine wieder vollständig vorhanden waren. Nachdem der Sohn geweckt war, gab er an, daß er geträumt habe, in der Gnadenkapelle "Unserer Lieben Frau del Pilar von Saragossa" gewesen zu sein, vor deren Tür er früher als Bettler gesessen und in der er oft um Heilung gebettet hatte. In dieser Kapelle habe er im Traum seinen Beinstumpf mit dem wunderbaren Öl der Marienlampe eingerieben. Danach sei er dann von seinen Eltern geweckt worden. Das regenerierte Bein blieb dauernd erhalten. Die perfekte Gehfähigkeit kehrte jedoch erst nach und nach zurück. Das Geschehen erregte natürlich erhebliches Aufsehen. Der zuständige Bischof Apaolaza ordnete eine kanonische Untersuchung an, und am 27. April 1641 proklamierte der Erzbischof von Saragossa das außerordentliche Geschehen zum Wunder. An Medizinern untersuchte u. a. ein deutscher Arzt namens Petrus Neurath den Fall und verfaßte eine Abhandlung unter dem Titel: "Miraculum divae Virginis quae Caesaraugustae crus puero abscissum restituit anno 1640, 29 martii". Die Abhandlung wurde 1642 in Madrid gedruckt. Da es damals noch keine photographierenden Pressereporter gab, wurde das wunderbare Geschehen von Künstlern in 24 Gemälden bildlich dargestellt, so, wie die Maler sich den Ablauf vorstellten, nämlich, daß geflügelte Engel mit dem amputierten Bein aus dem Himmel herabkamen und es dem Miguel Juan Pellicer wieder ansetzten. Auch König Philipp VI. von Spanien erwies dem Wunder seine Reverenz. Er ließ Juan Pellicer nach Madrid kommen, begutachtete im Beisein des ganzen Hofstaates kniend das wieder angewachsene Bein und küßte es ehrfurchtsvoll.

- 7 - Nach dieser Einfügung soll wieder Harry Edwards zu Wort kommen. Er fährt fort (5, S. 32): "Bei jedem Krankheitsbild haben wir nach der Ursache zu fragen. Wenn ein Kranker von seiner Gicht geheilt wurde, aber weiterhin in ungesunder feuchter Umwelt lebt und in einem feuchten Bett schläft, so werden damit Bedingungen für einen möglichen Rückfall in die Krankheit geschaffen. Das bedeutet nicht, daß eine erneute Heilungsbehandlung negativ verlaufen würde; doch sind die Heilungsaussichten deshalb geringer, da die Ursachen der Krankheit denkbar ungünstige sind. • Man soll also stets selbst soviel als möglich dazu tun, der Krankheit keinen 'natürlichen' Boden zu geben Oder wenn zum Beispiel eine Person in hohem Alter an chronischer Arterienverkalkung leidet, sollten wir keine restlose Wiederherstellung erwarten, sondern uns um weitgehendste mögliche Minderung des Übels und Normalisierung des Kreislaufs bemühen. • Genauso wie die irdische Welt von physikalischen Gesetzen beherrscht wird, so wird auch die geistige Welt von ihren entsprechenden Gesetzen beherrscht, denn solche Gesetze bestehen, wo immer Ordnung herrscht. Die geistigen Gesetze müssen offensichtlich den physikalischen übergeordnet sein, denn letztere sind von der 'Gerichtsbarkeit' der geistigen Gesetze abhängig. • Die Praxis der Geistheilung lehrt uns, daß jeder Grund zu der Annahme besteht, daß die Geistführer geistige Gesetze oder Energien zu benutzen imstande sind, um einen Umschwung zum Besseren im Ganzheitlichen Selbst des Patienten zu bewirken. Die Zusammenfassung dieser beiden Schlüsse läßt uns erkennen, daß Geistheilung das Ergebnis g e s e t z - m ä ß i g e r K r ä f t e ist, die in das Heilungsgeschehen aufgrund unserer Gedankenaussendung eingreifen. Die Berichte erfolgreicher Heilungen lassen uns einen weiteren gemeinsamen Faktor erkennen: • Waren die richtigen Bedingungen für den Heilungsvollzug geschaffen, gab es k e i n e M i ß e r - f o l g e , denn die Kette der Erfolge wird nur durch physische und geistige Gesetze unterbrochen. Wir erleben Heilungen der verschiedensten Art durch die Mittlerschaft eines einzigen Heilers. So zum Beispiel die Heilung einer Gemütskrankheit, die Auflösung einer bösartigen Geschwulst, die Wiederherstellung der Sehkraft, die Normalisierung der Blutzusammensetzung im Falle der Leukämie usw. Dieser Umstand beweist, daß verschiedene Arten der Heilungskraft für die Behandlung jedes individuellen Krankheitsbildes angewandt werden müssen. Um nun die richtige Art der Heilungskraft in jedem der verschiedenen Krankheitsfälle anwenden zu können, ist die Fähigkeit der richtigen Diagnose und Aufdeckung der Krankheitsursächlichkeiten erforderlich. Um diese Leistung zustandezubringen, muß eine anweisende hilfreiche Intelligenz vorhanden sein. Wenn ein kranker Mensch für 'unheilbar' erklärt wurde, scheint alle menschliche Weisheit nichts mehr ausrichten zu können, und die Schulmedizin muß versagen. Wenn aber nun der 'Unheilbare' durch Geistheilung doch geheilt wird und seine völlige Gesundheit wiederfindet, so bedeutet das, daß eine höhere Intelligenz eingegriffen hat. Und diese Intelligenz ist nicht menschlichen Ursprungs, sondern sie muß aus der Geistigen Welt kommen. Manche behaupten, daß dieses Wissen aus dem menschlichen Unterbewußtsein käme. Jedoch gibt es keinen einleuchtenden Hinweis dafür, daß die Menschheit die genaue Kenntnis der Ausführung einer planmäßigen Geistheilung im Falle des Versagens menschlicher Kunst besitzt oder jemals besaß. Denn es liegt kein menschlicher Erfahrungsschatz vor, aus dem das Unterbewußtsein ein so genaues und tiefschürfendes Wissen hätte schöpfen können. Daraus ist der einleuchtende Schluß zu ziehen, daß die Geistführer dieses weitere Wissen zu erwerben imstande waren. Ebenso einleuchtend ist es, daß der Heilungsvollzug des physischen Geistes und Körpers nicht nur den regulären Einsatz der geistigen Kräfte an sich erfordert, sondern diese mit den physischen Gesetzen, welche die menschlichen Körperfunktionen beherrschen, zu verbinden verlangt, um nämlich die Geistkraft in eine physische Wirkung zu verwandeln.

- 8 - Um irgendeinen Plan, und sei es nur der Bau eines Kaninchenstalls, zu verwirklichen, bedarf es stets einer intelligenten Durchführung. Um irgendeine physikalische Kraft, etwa die Elektrizität, nutzbar anwenden zu können, bedarf es unseres Verständnisses der Gesetze, welche die Elektrizität beherrschen. Eine Geistheilung ist ebenfalls eine geplante Handlung. Sie erfordert zu ihrer Durchführung sowohl Hingabe als auch intelligente Leitung. Um nämlich das gewünschte Resultat zu erhalten, muß man sich des Wissens bedienen, wie die Helferkräfte eingesetzt werden müssen, um die gewünschte chemische oder funktionelle Veränderung im Körper des Patienten hervorzurufen. Die Aneignung von Wissen mittels der menschlichen Wissenschaft vollzog sich stets nur durch den langsamen und mühevollen Prozeß der Erfahrung und des Irrtums. Es ist logischerweise anzunehmen, daß auch ein Geistführer nicht plötzlich in den Besitz unbegrenzter Weisheit kommt, sondern daß er auch einst Schritt für Schritt die mühsame Erfahrungsstraße ging, um die Anwendung der geistigen gesetzmäßigen Kräfte und ihr Zusammenwirken mit den physischen und physikalischen Kräften zu lernen, um mit diesem Wissen eine glückliche Wendung im Krankheitsbild eines Patienten zu bewirken. Ein deutliches Kennzeichen für diese Annahme ist die Erfahrung, daß gewisse Leiden heute wesentlich leichter durch Geistheilung behoben werden können als in den vergangenen Jahren. So haben wir diese Folgerung aus den drei Schlüssen zu ziehen: • Die Aussendung einer Gedankenbitte durch den menschlichen Geist in Übereinstimmung mit einer jenseitigen Intelligenz befähigt den Geistführer, dieses Anliegen aufzunehmen und die genaue geistige Kraftqualität abzugeben, um die jeweilige besondere Fehlfunktion im Körper des Kranken zu beheben. Die Heilungsfähigkeit dieser Geistführer ist jedoch nicht allmächtig. Wie bereits gesagt wurde, ist sie durch das Ganzheitliche Gesetz begrenzt. Zwar sind auch spontane Heilungen ernsthafterer Leiden nicht selten, jedoch der größere Prozentsatz der Geistheilungen benötigt einen gewissen Zeitraum, um auch dem Geistführer ein allmähliches Aufspüren der eigentlichen Krankheitsursache und damit Beseitigung der Symptome zu erlauben. Viele körperliche Krankheitsbilder erfordern diesen Zeitraum, um den Umschwung zum Guten Eintritt zu verschaffen und Zusammenbrüchen und Schwächen beizukommen und um neue Stärke, Lebenskraft und reibungslosen Ablauf der Körperfunktionen aufzubauen. Geistheilung ist wahrlich eine Geisteswissenschaft. In den vergangenen Jahren vernahmen auch ärztliche Autoritäten von den erfolgreichen Heilungen 'unheilbarer' Krankheiten, die sie mittels ihrer medizinischen Wissenschaft nicht erklären konnten. So sahen sie 'Spontanheilungen' kurzum als 'Selbsthilfe der Natur' an, froh, dieses 'leidige' Thema damit abgetan zu haben. Freilich muß jedem Ereignis ein vernunftgemäßer Vorgang zugrunde liegen. Wir schlagen indessen vor, die von uns vorgetragene, ebenfalls vernunftgemäße These zur Erklärung für jene Heilungen, die jeder medizinischen Erwartung zuwiderlaufen, anzunehmen. Dieses Buch ist vom Standpunkt des Spiritualismus aus geschrieben, und seine Folgerungen beruhen auf der Voraussetzung des Naturgesetzes vom Weiterleben nach dem Tode. Die Kritiker haben entweder die dargelegten Schlußfolgerungen zu akzeptieren oder eben eine andere a u f d e r L o g i k b e r u h e n d e T h e s e zu finden. Geistheilung ist nicht neu – sie ist uralt. Jesus kannte den Weg der Anrufung der Heilungskräfte und lehrte seine Jünger und andere den Gebrauch dieser Kräfte. Die Wiederauferstehung der Anwendung dieser Gabe erfolgte durch unser neues Wissen um die spirituellen Kräfte, wie es uns die Geisteswissenschaft offenbarte. Die erste und vielleicht wichtigste Lehre, die der Heilungsschüler lernen muß ist jene, daß e r nicht heilt. Des Heilers Körper besitzt keine besonderen Fähigkeiten, die Krankheitsursache eines anderen Menschen festzustellen. Sein Geist besitzt nicht das Wissen, um den Heilungsvorgang zu kennen, und es gibt auch keine Technik, es zu lernen. Der Heiler ist lediglich das W e r k z e u g d e s G e i s t f ü h r e r s , der ihn als 'Heilungskanal' benutzt, sofern der Heiler bereit und fähig ist, sich mit ihm zu verbinden. Es gibt keine bestimmten Regeln, die das Heilen beherrschen, und auch ein bestimmter 'Sicherer' Weg zur Entwicklung der Heilungsgabe kann nicht gewiesen werden. Jeder Mensch ist für sich eine bestimmte Individualität, und die Geistführer sind ebenfalls bestimmte Individualitäten. Dennoch gibt es gewisse allgemeine Richtlinien, die dem künftigen Heiler bei der Entwicklung der Heilungsgabe dienen mögen.

- 9 - Aus dem Grunde, daß die Heilung von einer anderen Dimension aus erfolgt und wir bis jetzt noch nicht ihre genaue Handhabung verstehen können, ist kein Heiler in jedem Fall in der Lage, das Ergebnis der Behandlung vorauszusagen. Es liegt deshalb also nicht in der Macht des Heilers und außerhalb seiner Verantwortung, Prognosen zu geben. Gleichzeitig sollte der Heiler jedoch der Heilungskraft des Geistführers niemals in seiner Vorstellung eine Grenze setzen. Häufig wurde ich einem chronischen Krankheitsfall gegenübergestellt. Mein 'normaler' Verstand mochte denken, daß 'in diesem Falle sicher nichts mehr getan werden könne'. Doch zu meiner Überraschung und Freude sah ich auch erfolgreiche Heilungen unter diesen scheinbar 'unmöglichen' Bedingungen. So erfolgten Hunderte von gelungenen Heilungen, deren erfolgreichen Verlauf niemand mit 'gesundem Menschenverstand' vorauszusagen gewagt hätte, und die uns zeigen, wie gering unser Wissen über die ungeheuren Möglichkeiten des Eingreifens des Geistes und der Geisterwelt in das Bauwerk des Naturgesetzes ist." So weit ein Auszug der Darlegungen von Harry Edwards. Er war während seiner Heilbehandlungen bei vollem Bewußtsein, befand sich auch nicht in Halbtrance. Er sprach dabei mit den Patienten, berührte und bestrich sie mit seinen Händen, versenkte sich kurzzeitig im Gebet, und lenkte so die durch ihn hindurchfließenden "Heilkräfte" in die Kranken hinein. * * * * * * *

- 10 - 3. George Chapman Ganz anders als Edwards "arbeitet" ein weiterer bekannter und erfolgreicher britischer Heiler. Er heißt George Chapman und wohnt in Aylesbury, 60 km nordwestlich von London. Wie Edwards ist er Spiritist und wirkt als Heilungskanal für jenseitige Wesenheiten. Dies vollbringt er aber im Zustand der Volltrance, wobei ein Geistwesen mit des Heilers Stimme spricht und mit seinen Händen wirkt. Chapman ist am 04. 02. 1921 geboren, arbeitete nach der Schulzeit in einer Autowerkstatt, einem Schlachthof und im Hafen (3, S. 19) und war während des Krieges Sergeant bei der britischen Luftwaffe. Nach dem Krieg (1946) wurde er in Aylesbury Feuerwehrmann. Zwei Ereignisse gaben Chapmans Lebensbahn eine neue Richtung: Sein erstes Kind, eine Tochter, starb 1945 vier Wochen nach der Geburt. Dieses schwerverwundene Ereignis öffnete sein Inneres für die Verbindung mit der jenseitigen Welt. Sodann wurden auf der Feuerwehrwache von den Männern während der einsatzfreien Zeit Glasrücksitzungen abgehalten. Chapman führte diese zu Hause auch mit seiner Frau weiter (3, S. 20). Sehr bald meldete sich über das von den Händen auf einem Alphabet geschobene Glas seine früh verstorbene Mutter und berichtete, daß sie das 1945 verstorbene Töchterlein betreue. In weiteren Mitteilungen wurde er auf seine Heilkräfte aufmerksam gemacht und darauf, daß in der jenseitigen Welt eine Geistheilgruppe gebildet werde, die durch ihn als Medium unblutig Kranke auf dieser Erde operieren wolle. Daraufhin nahm Chapman regelmäßig an spiritistischen Sitzungen teil und entwickelte sich zum Volltrance-Medium. Zuerst sprachen die verschiedensten Geistwesen durch seinen Mund, doch allmählich wurde ein "Dr. Lang" der alleinige "Verbindungsmann". Dieser Dr. William Lang ist eine historisch bekannte und nachweisbare Persönlichkeit. Er wurde am 28. 12. 1852 geboren, war zunächst Assistenzarzt, dann Chirurg an einem städtischen Krankenhaus und ab 1880 Augenchirurg am Middlesex Hospital in London. 1881 gründete er zusammen mit Kollegen die britische ophthalmologische Gesellschaft (7, S. 18; 3, S. 25). Er verfaßte eine Reihe von Arbeiten über Augenheilkunde und führte Verbesserungen bei der Augenoperationstechnik ein. Am 13. Juli 1937 starb Dr. Lang. Da er zu Lebzeiten Kenntnisse über das Leben nach dem Tode gewonnen hatte, war er über seine Weiterexistenz nicht erstaunt. Er bereichtet durch den Mund von George Chapman (7, S. 26): "Wenn du hier herüber kommst, behältst du d i e s e l b e P e r s ö n l i c h k e i t wie auf Erden. Einige Leute, die mich hier sehen, sagten: 'Du bist so eine wunderbare Geistperson, Dr. Lang'. Und ich antworte ihnen: 'Sieh her, junge Frau oder junger Mann, als ich auf Erden lebte, liebte ich mein Leben in seiner ganzen Fülle. Ich versuchte, Gutes zu tun und nicht willentlich jemand zu schaden, aber ich war niemals ein vollkommenes Wesen. Und nun, wo ich meinen Übertritt in die geistige Welt vollzogen habe, bin ich immer noch derselbe William Lang, der ich auf Erden war. Ich weiß jetzt ein bißchen mehr über meine Arbeit1, aber bei mir selbst hat sich nichts verändert. Ich bin noch dieselbe Person.' Du siehst, wenn die Leute glauben, daß sie durch den Tod hier zu wundervollen Persönlichkeiten werden, so ist das n i c h t der Fall. Du bleibst derselbe. Als ich in die geistige Welt übergetreten war, hatte ich bald das Verlangen, wieder etwas Nützliches zu tun. Ich erzählte meinen Freunden, die bei mir waren: 'Heilkunde war mein ganzes Leben. Ich kann sonst nichts, und ich würde gerne mein Wissen und meine Erfahrung weiterhin anwenden, um den Menschen zu helfen. Könnt ihr mich dabei unterstützen?' 1 Damit meint er sicher seine Arbeit als Arzt.

- 11 - Darauf zeigten sie mir die hiesigen Krankenhäuser, die den Hospitälern, die ich kannte, ziemlich ähnlich waren. Ich konnte sehen, wie Patienten, die in krankem Zustand in unsere Welt gekommen waren, von Geister-Ärzten (spirit doctors) und Schwestern behandelt wurden. Ich bemerkte aber sofort, daß die Behandlung in der Geistigen Welt s e h r v e r s c h i e d e n von der ist, die wir auf Erden angewendet haben. Daher war ich begierig, diese besondere Behandlungsweise sobald als möglich zu erlernen. 'Du wirst es nicht schwer finden zu lernen, am Geistkörper zu operieren', belehrte mich mein lieber Freund Bland-Sutton, der ein Jahr vor mir hier angekommen war. 'Wir alle mußten in unsere Studentenzeit zurückkehren, um uns die neue Methode anzueignen, die ganz verschieden ist von der Arbeit am physischen Körper. Aber es ist der einzige Weg für einen Geisterarzt, seinen Patienten hier zu helfen.' Ich war sehr interessiert und begierig, an die Arbeit zurückzukehren und begann sofort damit, die Kunst der geistigen Chirurgie (spirit surgery) zu erlernen. Obwohl der Geistkörper2 mehr oder weniger mit dem physischen Körper identisch ist, bleibt es trotzdem ziemlich schwierig, einem auf der Erde lebenden Menschen genau zu erklären, wie ein Geister-Arzt einen Geistkörper operiert oder eine andere Form der Behandlung anwendet, weil es doch nicht voll verstanden würde. Zusammen mit einer Reihe medizinischer Freunde operierte ich viele Wesen, die krank herübergekommen waren und half, sie von all ihren Leiden zu befreien. Es war eine sehr lohnende Tätigkeit, aber ich dachte schließlich: 'Ich werde hier nicht unbedingt als Doktor gebraucht. Es gibt hier genug hocherfahrene Chirurgen und Ärzte, die voll ausreichend sind, die Geistwesen zu versorgen. Vielleicht kann ich den Menschen helfen, die auf der Erde an schweren Krankheiten leiden.' Ich sprach darüber mit meinen Freunden, und sie meinten, nachdem sie meinen Plan sorgfältig durchdacht hatten: 'Der einzige Weg, um dein Vorhaben durchzuführen, besteht darin, e i n M e d i u m f ü r d i c h z u f i n d e n, durch das du auf der Erde wiedererscheinen kannst. Es ist sehr schwer, das richtige Medium zu finden, aber es ist möglich.' 'Gut, dann wollen wir versuchen, es zu finden', schlug ich vor. Sie entgegneten: 'Du mußt dir aber völlig sicher sein, daß die Rückkehr zur Erde und die medizinische Hilfeleistung für Menschen wirklich das ist, was du zu tun wünschst, bevor das richtige Medium gefunden und für dich ausgebildet ist. Der Grund dafür liegt darin, daß du, wenn du dein Medium findest, bis zum Abschluß deiner Aufgabe bei ihm bleiben mußt. Erst dann, wenn des Mediums Lebenszeit auf Erden abgelaufen ist, hat auch deine Tätigkeit als Geisterarzt ihr Ende gefunden.' Ich versicherte ihnen: 'Ich bin wirklich entschlossen, als Geisterarzt zur Erde zurückzukehren und meine Aufgabe so lange als möglich auszuführen. Wollt ihr mir nun dabei helfen, das richtige Medium zu finden?' Meine Freunde versprachen mir: 'Du kannst ganz beruhigt sein, William, daß alles getan wird, dir zu helfen. Du mußt aber Geduld haben, wie wir dir schon sagten, weil es schwierig ist, das richtige Medium zu finden. Vergiß auch nicht, daß viele Ärzte hier dasselbe Bestreben wie du haben, zur Erde zurückzukehren und als Geisterärzte durch Medien zu arbeiten. Aber nur wenige von ihnen haben ein Medium gefunden. Du magst vielleicht glücklicher als die anderen sein, denn es gibt einen jungen Mann auf der Erde, der für dich als Medium ausgebildet werden könnte. Aber es ist eine schwierige Aufgabe und voll von Unwägbarkeiten. Vorerst jedoch mußt du deine Arbeit an den hiesigen Krankenhäusern fortsetzen. Vervollkommne deine Fähigkeiten als Geisterarzt. Wir wollen unser Bestes tun, um die Versuche mit dem jungen Mann durchzuführen, damit er für dich ausgebildet werden kann.' " 2 Sonst meist "Astralleib" genannt.

- 12 - Die mediale Ausbildung von George Chapman hatte wirklich Erfolg, und seit 1951 (7, S. 31) wirkt William Lang als Geisterarzt durch sein Medium, das deswegen einige Jahre später auch seinen Beruf als Feuerwehrmann aufgab. Die Arbeitsweise von Dr. Lang ist ganz verschieden zu derjenigen der Geistführer von Harry Edwards. William Lang "operierte" überwiegend, aber nicht den materiellen Körper, wie es viele philippinische und brasilianische Heiler in blutiger Weise tun, sondern den Astralleib (auch Ätherkörper bzw. Geistkörper, engl. spirit body). Dabei ist Chapman in Volltrance, und zwar jeweils stundenlang. Sie beginnt morgens beim Eintreffen des ersten Patienten und endet nachmittags nach Beendigung der Sprechstunde. Über die Zwischenzeit weiß der Heiler hinterher nichts. Er spricht im Trancezustand ein gehobenes Englisch und gibt sich leutselig und gönnerhaft. Seine Augen sind geschlossen in verkniffener und manchmal blinzelnder Art und Weise. Die Persönlichkeit, die dann durch Chapman spricht, eben dieser Dr. Lang, gibt sich in seinem Gehabe und seinen Kenntnissen wie ein Arzt des vorigen Jahrhunderts. Frühere Kollegen und Patienten aus Lebzeiten des Dr. Lang sind der Überzeugung, in dem Geistwesen den verstorbenen Augenchirurgen wiederzuerleben. Mit gelegentlich anwesenden irdischen Ärzten führt er medizinische Fachgespräche, was Chapman nie könnte. So erfolgte eine derartige Unterhaltung Ende Dezember 1969 mit dem New Yorker Arzt Dr. Robert W. Laidlaw. Sie behandelte zum Teil persönliche Dinge. Doch wurden auch medizinische Fragen erörtert. Einige Sätze Langs lauteten folgendermaßen (3, S. 41): "Einige Krankheiten, wie z. B. Knochenbrüche, erfordern eine Behandlung auf physischer Ebene, andere Krankheiten kommen aus dem Seelisch-Geistigen. Ich muß die jeweilige Quelle der Störung finden. Wenn nach einer gelungenen Operation die Schmerzen weiterbestehen, liegt die Ursache im Seelischen oder Geistigen. Viele Menschen sind organisch vollkommen gesund, aber ständig krank. Nach meinen Beobachtungen fehlt ihnen Energie oder Lebenskraft. Sie sind wie eine leere Batterie. Ich übertrage in diesen Fällen Energie von meinem Medium und gebe Heilbestrahlung. Retrobuläre Neuritis3 wird oft als rein physische Krankheit angesehen. Doch ich stelle immer wieder fest, daß Patienten mit mißlichen Lebenserfahrungen oder einem überaktiven Bewußtsein Spannungen aufbauen können, die dann als retrobuläre Neuritis zutrage treten. Dieser Vorgang hat seinen Ursprung im Geist selbst. Man muß den Patienten als Ganzheit sehen. Manchmal kann man den Patienten in leichte Trance versetzen. Man läßt ihn tief einatmen, bis er völlig entspannt ist, befragt ihn dann und bespricht seine Probleme mit ihm. Danach kann man ihn über den Astralleib behandeln und die fibrösen Beschwerden am leiblichen Körper zum Verschwinden bringen. Bei der Behandlung muß der Astralleib etwas vom physischen Körper gelöst werden. ... Nicht jeder Krankheitszustand ist heilbar. Ich sage den Patienten, daß ich nur mein Bestes tun kann. Auch mein Medium betont dies nachdrücklich." Die "Operationstechnik" des Dr. Lang geht von der Annahme aus, daß der Astralleib, der ja tief im physischen Leib verankert ist, bei körperlichen Erkrankungen und Verletzungen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird. Zwischen beiden Leibern bestehe eine Wechselwirkung in beiden Richtungen. Wenn nun die krankhaften Veränderungen des Astralleibes behandelt und geheilt werden, kann das auch zur Heilung des körperlichen Leidens führen. Bei der Behandlung liegt der Patient auf einem Ruhebett und erzählt Dr. Lang seine Krankengeschichte. Jeder, ob nun 20 oder 80 Jahre alt, wird von ihm mit "young man" oder "young lady" angeredet. Was ich hier berichte, beruht auch auf eigenem Erleben, denn ich habe sowohl Lang/Chapman als auch Harry Edwards persönlich kennengelernt. Nach dem Vorgespräch beginnt gewöhnlich die "Operation". Dazu beugt sich Lang über den Patienten und manipuliert in geringem Abstand über seiner Kleidung mit seinen Händen wie ein Chirurg, der mit unsichtbaren Instrumenten an einem 3 Entzündung des rückwärtigen Teils des Sehnervs.

- 13 - unsichtbaren Körper herumschneidet, unsichtbares Gewebe herausholt, es in einen unsichtbaren danebenstehenden Eimer wirft und mit einer unsichtbaren Spritze Injektionen gibt. Zu Beginn dieser Operationen, so gibt Lang an, wird der Astralleib ein wenig aus dem physischen Körper herausgehoben, so daß er überhaupt an ihm arbeiten kann. Mir fiel besonders das mehrfache laute Fingerschnipsen bei den Manipulationen auf. Ich habe mir später sagen lassen, daß es die Angewohnheit mancher Chirurgen auch auf dieser Erde ist, durch Fingerschnipsen das Zeichen zum Anreichen des nächsten Instrumentes zu geben. Entsprechend dem Fingerschnipsen waren auch die Handbewegungen von Chapman bzw. Lang, die er zur Entgegennahme der "angereichten" Instrumente machte. Das bedeutet, daß er nicht allein arbeitet, sondern eine Gruppe von Helfern um sich hat. Dazu gehört auch sein verstorbener Sohn Basil, der auf Erden ebenfalls Chirurg war. Über ihn berichtet George Chapman (3, S. 50): "Eines Nachmittags, nur wenige Tage nach der Geburt meines Sohnes Michael, war ich im Behandlungszimmer in Trance. Da fragte Dr. Lang meine Frau Margie, ob er das Baby sehen dürfe. Sie brachte Michael, und Dr. Lang nahm ihn in seine Arme und wiegte ihn. Dann sagte er: 'Ich hatte einst einen Sohn Basil. Eines Tages wird Michael das Medium für meinen Sohn sein und so die Heilarbeit fortsetzen.' Es war das erste Mal, daß Dr. Lang von seinem Sohn sprach, und von jener Zeit an begann Basil Lang seinem Vater bei der Arbeit zu assistieren." Die Patienten verspüren in der Regel von den "Operationen" des Dr. Lang nichts. Nur einzelne haben dabei gewisse, aber nicht sehr unangenehme Empfindungen. Gelegentlich werden auch die "geistigen Injektionen" mit der unsichtbaren Spritze als leichter Stick empfunden. Ganz anders ist das bei manchen philippinischen Heilern, die ebenfalls in reichem Maße solche für unsere Augen "imitierten" Injektionen geben. Sie sprechen dabei von "magnetic injections" und gehen äußerlich wie Dr. Lang vor. Aber zumindest bei den Heilern José Mercado und Juanito Flores, wo ich derartiges erlebte und auch filmte, verspüren alle Patienten einen starken Stick, und bei manchen fließt hinterher sogar deutlich Blut. Und das, obwohl mit Sicherheit keine materielle Injektionsnadel benutzt wird. Wegen der großen Anzahl der Heilungssuchenden aus aller Welt bei monatelanger Warteliste kommt ein Patient bei Dr. Lang meist nur einmal zur persönlichen Behandlung nach Aylesbury. Anschließend wird er auf die Fernheilung verwiesen. Die Behandlungen bewirken bei manchen Kranken beeindruckende Besserungen, bei anderen dagegen bleiben sie völlig erfolglos. Aus beiden Gruppen kenne ich Patienten persönlich. Erfolgreiche Fälle sind in den Büchern (3; 7) beschrieben. Wie die irdischen Ärzte können auch die Geisterärzte keine Wunder wirken, was sie meist selbst betonen. Jedoch sind sie fähig, in machen Fällen Heilung, Besserung oder Linderung zu bringen, wo es die irdischen Ärzte nicht vermochten. Es ist ja fast immer so, daß ein Heiler erst dann aufgesucht wird, wenn irdische Ärzte erfolglos blieben. Daß auch bei der Geistigen Heilung Fehlschläger auftreten, kann mit seine Ursache darin haben, daß nicht oft oder lange genug behandelt wurde oder daß der Patient die Vorschriften des Heilers oder des Geisterarztes nicht befolgt hat. Mit den gleichen Schwierigkeiten haben ja auch unsere irdischen Ärzte zu kämpfen. • Dr. Lang schildert in seinem medial durchgegebenen und anfangs zitierten Bericht, daß in der jenseitigen Welt zahlreiche verstorbene Ärzte d a r a u f w a r t e n , sich mit Hilfe von Medien wieder medizinisch betätigen zu können. Zur Ergänzung dieser Angabe führe ich hier noch den medialen Bericht eines ehemaligen schweizerischen Heilmagnetiseurs an, der Albert Pauchard hieß und am 03. Juli 1934 in Genf starb. Er meldete sich von 1935 bis 1937 medial bei einem in Holland lebenden älteren Freundespaar und berichtete über seine Erlebnisse und Erfahrungen in der jenseitigen Welt.

- 14 - In diesem Zusammenhang schilderte er auch das nachtodliche Schicksal eines verstorbenen Arztes und schreibt (10): "Ich habe hier drüben einen Arzt angetroffen, der einen Fall für sich darstellt. Er ist in einem solchen Maße mit seiner Arbeit verwachsen, daß er einfach nicht aufhören kann, sich ihr zu widmen. Er wirkt besonders durch hellsichtige Menschen hindurch und ist selig darüber, auf diese Weise seine ärztliche Tätigkeit fortsetzen zu können. Seit mehr als einem halben Jahrhundert gibt er sich im Jenseits seiner Lieblingsbeschäftigung hin. Für mich ist das ein seltsamer Fall von freiwilliger Selbstbeschränkung. Dabei war er sich seines Todes durchaus bewußt gewesen, ja er hatte sogar schon ziemlich lange vorhergeahnt, daß er werde sterben müssen. Kaum hier angelangt, setzte er alles daran, sich den neuen Umständen anzupassen und sogleich nach Möglichkeiten zu suchen, um seine ärztliche Tätigkeit vom Jenseits hier fortzusetzen. Solche Möglichkeiten hat er gefunden, und seither hat er sich nie die Zeit genommen, um sich auch für etwas anderes zu interessieren. Ich habe ihn einmal gefragt, ob nicht auch er hier drüben gewisse Erfahrungen gemacht habe – angenehme oder weniger angenehme – so ganz andere Erfahrungen als auf Erden. Ihr wißt schon, wovon ich spreche. Er sah mich halb überrascht, halb abwesend an und sagte: 'Nein.' Tatsächlich hat er seine frühere Tätigkeit ohne Unterbrechung weitergeführt. Ich weiß nicht, wie lange das noch so gehen wird. Auf jeden Fall wirkt er höchst segensreich, ohne im geringsten an die Verdienste zu denken, die er sich dadurch selbst erringen könnte. Dieser Arzt liefert ein bezeichnendes Beispiel dafür, daß eben ein jeder das Jenseits auf seine ureigenste Weise erlebt, je nach Temperament und gemäß seinem Verhalten gegenüber den Bedingungen der neuen Umwelt. Jeder Fall ist einzig und macht seine einzigartigen Erfahrungen." * * * * * * *

- 15 - 4. Zé Arigó Die beiden zunächst vorgestellten Heiler sind von mir als besonders erfolgreich aus einer großen Zahl anderer englischer Heiler ausgewählt worden. Sie konnten und können dank einer freizügigen Gesetzgebung unbehindert ihre Tätigkeit ausüben. In den meisten anderen Ländern ist derartiges aber durch Gesetze verboten, so in Deutschland, Brasilien, den Philippinen usw. Wenn trotzdem dort Heiler ihre Tätigkeit ausüben, so können sie das nur, solange sie niemand anzeigt. Da das aber doch hin und wieder geschieht, haben viele Heiler in den genannten Ländern irgendwann einmal mit den Gerichten Bekanntschaft gemacht. So auch der jetzt vorzustellende Brasilianer Zé Arigó. Ich habe ihn, wie auch den zweiten Brasilianer Edson Queiroz, den ich anschließend beschreiben werde, nie persönlich kennengelernt. Ich berichte hier also nur nach der Literatur (6; 9) und Filmaufnahmen, die ich von beiden besitze. Zé Arigó war der Spitzname eines Trance-Heilers, der am 18. Oktober 1918 als Bauernsohn in Congonhas do Campo bei Belo Horizonte im Bergbaugebiet des Hochlandes von Südbrasilien (400 km südlich von Rio de Janeiro) geboren wurde. Sein richtiger Name war José Pedro de Freitas. Der Spitzname, auf deutsch etwa Bauerntölpel, entstand bereits während seiner nicht sehr erfolgreichen vierjährigen Schulzeit und deutet auf seine bäuerliche Herkunft hin. Arigos Eltern und er selbst waren römische Katholiken. Nach der Schulzeit arbeitete er auf dem Hof seines Vaters, später in einem nahegelegenen Bergwerk. Da er die Bergarbeiter als Gewerkschaftsfunktionär zum Streik aufgerufen hatte, wurde er 1948 entlassen und versuchte sich danach in Congonhas als Gastwirt. Schließlich fand er eine Anstellung beim städtischen Wohlfahrtsamt. Arigó gibt an, schon in seiner Schulzeit Stimmen in einer fremden Sprache gehört zu haben. Nach der Entlassung als Bergarbeiter stellten sich bei ihm wiederkehrende Träume ein, die ihn sehr ängstigten und Kopfschmerzen hervorriefen (6, S. 71). Wie in völliger Wirklichkeit sah er in diesen Träumen eine Gruppe von Ärzten und Schwestern, die einen Patienten auf einem Operationstisch mit chirurgischen Instrumenten sehr sorgfältig operierten. Der Leiter der Gruppe war ein kahlköpfiger, untersetzter Arzt, der mit den anderen portugiesisch mit deutschem Akzent sprach. Wenig später erschien ihm dieser "Arzt" in einer völlig lebensecht wirkenden Vision (6, S. 71) und stellte sich als Dr. Adolpho (Adolf) Fritz vor. Er sagte ihm, daß er während des Ersten Weltkrieges gestorben sei und sein Werk auf Erden nicht habe vollenden können. Er habe Arigó längere Zeit beobachtet und seinen Edelmut und seine Nächstenliebe kennengelernt. Er habe ihn nun als lebendiges Werkzeug ausgewählt, um durch ihn und mit der Hilfe anderer Geistwesen, die vor ihrem Tode ebenfalls Ärzte gewesen waren, sein Werk fortzusetzen. Wenn Arigó inneren Frieden finden wolle, möge er damit beginnen, kranken und verstörten Menschen zu dienen, die seiner Hilfe bedürften. Arigó mußte dann ein Kruzifix, das er einige Zeit vorher auf dem Hof seines Vaters gefunden hatte, in seine Hand nehmen. Damit solle er die Kranken heilen, so sagte ihm dieser Dr. Fritz. Arigó geriet über die Erscheinung so in Angst, daß er aus dem Bett sprang und schreiend auf die Straße lief. In der Folgezeit entwickelte sich bei Arigó eine Volltrance-Medialität, wobei sich dieser Dr. Fritz dann ähnlich wie Dr. Lang bei George Chapman betätigte und in Worten äußerte. Jahre später hat der Philosophie-Professor J. Herculano Pires4 den Geist noch einmal genauer nach seiner Herkunft befragt. In portugiesischer Sprache mit deutschem Akzent sagte er, daß er Dr. Fritz geheißen habe (6, S. 214), in München geboren und mit fünf Jahren nach Polen gekommen sei, Medizin studiert habe und ein ziemlich guter Arzt und Chirurg gewesen sei. Er habe aber einige schlimme Fehler gemacht. Ab 1914 habe er in Estland gelebt, und bevor er dort 1918 gestorben sei, habe er gelobt, seine medizinische Ausbildung nach dem Tode fortzusetzen, um dann auf die Erde zurückzukehren und so viele Menschen wie möglich zu behandeln. Auf diese Weise wolle er seine irdischen Fehler wiedergutmachen. Bei anderen Gelegenheiten betonte dieser Dr. Adolf Fritz auch, daß er Mitglied einer Gruppe von verstorbenen Ärzten sei, die beschlossen hätten, den Menschen im Namen Jesu Christi so gut zu helfen, wie sie könnten. Er habe Arigó während einer Zeit von mehr als zehn Jahren beobachtet und dadurch feststellen können, daß dieser für ihn das geeignete Instrument sei, um sein Werk auszuführen. Nun sei es ihm möglich, eine perfekte Kontrolle über das Medium auszuüben, und deshalb könne er mit ihm chirurgische Operationen durchführen. 4 Er gab das bestdokumentierte Buch über Arigó heraus mit dem Titel: "Arigó: Vida, Meiunidade e Martirio", Sao Paulo, Edicel 1963

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3