- 16 - Es ließ sich historisch nicht feststellen, ob ein Dr. Adolf Fritz tatsächlich gelebt hat. Dazu waren die Angaben des Geistwesens nicht genau genug, als daß man damit von Brasilien aus in Archiven hätte fündig werden können. Außerdem fegten über Estland 1918 die Kämpfe der russischen Revolution hinweg. Falls es diesen Dr. Fritz wirklich auf Erden gegeben haben sollte, ist er möglicherweise bei den Kämpfen 1918 ums Leben gekommen. Vollständige Totenlisten existieren aus dieser Zeit aber nicht. Seit etwa 1950 behandelte der Geist "Dr. Fritz" durch den in Volltrance befindlichen Arigó eine große Anzahl von Patienten, die aus ganz Südamerika zu ihm kamen. Bei ihnen führte er oftmals große und schwierige Operationen durch und konnte dabei mit einem unsterilen Küchenmesser oder Taschenmesser tief ins Fleisch oder das innere des Körpers schneiden. Dabei wurden keine Blutgefäße abgebunden und die Wunde hinterher nicht vernäht. Trotzdem traten nur geringfügige Blutungen auf. Wenn sie aber doch einmal stärker wurden, hielt Arigó (Dr. Fritz) das Kruzifix, von dem schon die Rede war, über die Wunde und sagte (9, S. 35): "Ich will kein Blut! Es genügt das Blut, das Christus am Kreuz vergossen hat!" Sofort kam die Blutung dann zum Stillstand. Arigós Mienenspiel war beim Operieren völlig anders als normalerweise. Seine Finger arbeiteten mit erstaunlicher Präzision und Schnelligkeit, selbst wenn er Kopf und Augen in eine andere Richtung wandte. Die Wundränder erschienen nach den Operationen wie zusammengeleimt. Deshalb brauchte nicht genäht zu werden. Die Kranken wurden von Dr. Fritz aber nicht nur operiert, sondern auch medikamentös behandelt. Vor allem konnte der Geist, ohne den Patienten zu befragen, eine genaue Diagnose stellen, z. B. die Zahlenwerte des systolischen und diastolischen Blutdruckes genau angeben oder bei einem Augenkranken sagen, er leide an einer Retinitis pigmentosa oder einem Retinoblastom. Beides sind Netzhauterkrankungen, die ein irdischer Augenarzt nur mit dem Augenspiegel oder Augenmikroskop feststellen kann. Nach der Diagnosestellung kritzelte Dr. Fritz ein Rezept auf ein Blatt Papier. Die schlecht lesbare Schrift wurde von einem Helfer noch einmal nachgeschrieben, so daß ein Apotheker sie überhaupt entziffern konnte. Bei den verordneten Heilmitteln handelte es sich um marktübliche Medikamente, die allerdings oft in einer sonst nicht üblichen Dosierung verschrieben wurden und die häufig Wirkungen zeigten, die man normalerweise nicht bei ihnen erwarten würde. Die erzielten Erfolge waren oft erstaunlich. Arigó behandelte während seiner Freizeit und arbeitete dabei oft bis tief in die Nacht hinein. Er übte seine Heiltätigkeit also nicht wie Edwards, Chapman oder die meisten philippinischen Heiler hauptberuflich aus, sondern arbeitete weiterhin als Angestellter der Wohlfahrtsbehörde und verdiente damit den Unterhalt für seine Familie. Dadurch konnte die Behandlung der Patienten kostenlos erfolgen. Eine der ersten Behandlungen und Heilungen, die großes Aufsehen erregte, lief folgendermaßen ab (6, S. 62): 1950 kam der brasilianische Senator Lucio Bittencourt nach Belo Horizonte, unweit von Congonhas, wo Arigó wohnte, zu einer Wahlkampfveranstaltung. Bittencourt litt an Lungenkrebs, hatte die erforderliche Operation wegen des Wahlkampfes aber hinausgeschoben. Der Senator hatte Arigó, der damals noch Gewerkschaftsfunktionär war, und weitere Bergleute zu der Veranstaltung eingeladen. Als Arigó in Belo Horizonte eintraf, stellte sich jedoch heraus, daß die Wahlkampfveranstaltung um einen Tag verschoben worden war. Daraufhin ließ ihn der Senator für die folgende Nacht in dem Hotel Financial, in dem er selbst wohnte, mit unterbringen. In der Nacht konnte Bittencourt keinen Schlaf finden und wälzte sich ruhelos im Bett. Gerade als er einzuschlafen hoffte, öffnete sich plötzlich die Tür, und das Licht ging an. Herein trat Arigó. Sein Blick war glasig. Als er auf das Bett zukam, sah der Senator ein Rasiermesser in seiner Hand. Seltsamerweise hatte Bittencourt keine Angst. Er erinnerte sich später nur, daß er schwach wurde und ihm eine Stimme mit stark deutschem Akzent sagte, es sei keine Zeit zu verlieren, denn er müsse dringend operiert werden. Dann war er ohnmächtig geworden. Als er wieder zu sich kam, war niemand im Zimmer. Er zog seine Schlafanzugjacke aus. Sie war aufgeschnitten worden und hatte einen Blutfleck. Unsicher stand Bittencourt auf und wankte zum Spiegel. Als er sich mit dem Rücken davor stellte, sah er einen sauberen, glatten Schnitt über den hinteren Rippen. Verwundert zog er sich an und ging in Arigós Zimmer.
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