- 6 - Daraus ergibt sich der erste Schluß: • Die Aussendung einer sinnvollen gedanklichen Kraft, die Bitte um Heilung ist notwendig, um die Heilung einzuleiten. Alles, was geschieht, jede Bewegung, jeder Wechsel in unserer Auffassung ist das Ergebnis gesetzbeherrschter Kräfte, die sich an das Selbst wenden. Da gib es keine Ausnahme. Wir beobachten diese Gesetze in der Entwicklung der Materie, den Bahnen der Sterne, bei der Zeugung, Geburt, Wachstum und beim Tod, in dem atomaren Aufbau eines Elements und überall sonst. Die menschliche Wissenschaft ist auf diese sicheren Gesetze aufgebaut; andernfalls würde Chaos herrschen. Nichts geschieht durch 'Zufall'. • Dieselbe Gesetzmäßigkeit gilt auch für Geistheilungen. Wenn eine Geistheilung stattfindet, werden mit dem kosmischen Prinzip übereinstimmende gesetzmäßige Kräfte in Tätigkeit gesetzt, und die Heilungen sind deren Ergebnis nach Maßgabe deren bestimmten Bedingungen. Dieser Schluß zeigt uns einen der begrenzenden Faktoren in der Heilung. Es kann keine Heilung stattfinden, die gegen die Gesetzmäßigkeit wäre. Wenn zum Beispiel ein Finger amputiert ist, so kann kein neuer wachsen, oder einem Greis kann die Heilung keine Jugendlichkeit wiedergewinnen." Hier irrt Harry Edwards. In sehr seltenen Fällen ist sogar die Wiederherstellung eines amputierten Gliedes beobachtet worden: Anfang August 1637 geriet ein 18 Jahre alter Spanier namens Miguel Juan Pellicer aus Calanda in Aragonien in der Nähe von Valencia unter die Räder eines beladenen Fuhrwerks. Ein Rad führ über den rechten Unterschenkel, wodurch ein offener Bruch entstand (4). Da die Wunde eiterte und nicht heilte, mußte der Unterschenkel Ende Oktober 1637 amputiert werden. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus lebte Juan Pellicer zunächst in Saragossa und ernährte sich vom Betteln. 1640 kehrte er zu seinen Eltern, die Bauern in Calanda waren, zurück. Auch dort bestritt er seinen Lebensunterhalt durch Betteln. Am Abend des 29. März 1640 kehrte er nach einer Betteltour müde in sein Elternhaus zurück, nahm gegen 22.00 Uhr seine hölzerne Beinprothese ab und legte sich auf dem Fußboden des elterlichen Schlafzimmers zur Nachtruhe nieder (4, S. 84). Dabei war er nur mit einem Mantel seines Vaters zugedeckt. Als gegen 23.00 Uhr seine Mutter noch einmal zu ihrem Sohn hinblickte, bemerkte sie, daß unter demMantel auf einmal zwei Beine hervorschauten, statt zuvor nur eins. Der Vater wurde gerufen und der Mantel völlig aufgedeckt. Dabei stellte man fest, daß tatsächlich beide Beine wieder vollständig vorhanden waren. Nachdem der Sohn geweckt war, gab er an, daß er geträumt habe, in der Gnadenkapelle "Unserer Lieben Frau del Pilar von Saragossa" gewesen zu sein, vor deren Tür er früher als Bettler gesessen und in der er oft um Heilung gebettet hatte. In dieser Kapelle habe er im Traum seinen Beinstumpf mit dem wunderbaren Öl der Marienlampe eingerieben. Danach sei er dann von seinen Eltern geweckt worden. Das regenerierte Bein blieb dauernd erhalten. Die perfekte Gehfähigkeit kehrte jedoch erst nach und nach zurück. Das Geschehen erregte natürlich erhebliches Aufsehen. Der zuständige Bischof Apaolaza ordnete eine kanonische Untersuchung an, und am 27. April 1641 proklamierte der Erzbischof von Saragossa das außerordentliche Geschehen zum Wunder. An Medizinern untersuchte u. a. ein deutscher Arzt namens Petrus Neurath den Fall und verfaßte eine Abhandlung unter dem Titel: "Miraculum divae Virginis quae Caesaraugustae crus puero abscissum restituit anno 1640, 29 martii". Die Abhandlung wurde 1642 in Madrid gedruckt. Da es damals noch keine photographierenden Pressereporter gab, wurde das wunderbare Geschehen von Künstlern in 24 Gemälden bildlich dargestellt, so, wie die Maler sich den Ablauf vorstellten, nämlich, daß geflügelte Engel mit dem amputierten Bein aus dem Himmel herabkamen und es dem Miguel Juan Pellicer wieder ansetzten. Auch König Philipp VI. von Spanien erwies dem Wunder seine Reverenz. Er ließ Juan Pellicer nach Madrid kommen, begutachtete im Beisein des ganzen Hofstaates kniend das wieder angewachsene Bein und küßte es ehrfurchtsvoll.
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