- 14 - mit ihren Berichten den Eindruck, daß der irdische Tod ein verhältnismäßig angenehmes Erlebnis sei. Dr. Elisabeth Kübler-Ross schreibt in dem Vorwort zu Moodys Buch (14, S.10): "Diese Patienten haben alle die Erfahrung gemacht, aus ihrer stofflichen Körperhülle hinausgetragen zu werden und haben dabei ein tiefes Gefühl von Frieden und Ganzheit gehabt. Die meisten haben eine andere Person wahrgenommen, die ihnen behilflich war bei ihrem Übergang auf eine andere Seinsebene. Die meisten wurden begrüßt von früher Verstorbenen, die ihnen nahegestanden hatten oder von einer religiösen Gestalt, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt hatte und die natürlich ihren Glaubensüberzeugungen entsprach." Über den Vorgang des endgültigen Ablebens von dieser Erde schreibt Dr. Kübler-Ross in ihrem eigenen Buch "Über den Tod und das Leben danach" (10, S. 76): "Nachdem wir von unseren jenseitigen Verwandten und Freunden und ebenfalls von unseren Geistführern und Schutzengeln empfangen worden sind, gehen wir durch eine symbolische Verwandlung hindurch, die oft als eine Art Tunnel beschrieben worden ist. Bei einigen wird diese Verwandlung durch einen Fluß, bei anderen durch ein Tor ausgedrückt, gemäß der auf jeden individuell bezogenen Symbolwertigkeit." Ein besonders ausgeprägtes Beispiel eines Fast-Todeserlebnisses soll hier berichtet werden, da es bereits alle Merkmale eines wirklichen Sterbeerlebnisses trägt. Es liefert insbesondere schon erste Erfahrungen aus dem nachtodlichen Lebensbereich, dem sogenannten "Jenseits". Der Berichterstatter ist Arthur Ford6, ein amerikanisches Medium, durch dessen Mund sich viele Verstorbene kundgetan haben. Er hatte das nachfolgende Erlebnis zu eigenen Lebzeiten und berichtet (6, S. 215): "Vor einer Reihe von Jahren war ich sehr krank. Die Ärzte wußten, daß eigentlich keine Hoffnung mehr war, aber sie taten selbstverständlich weiterhin alles, was in ihrer Macht stand. Man brachte mich in eines der sogenannten Sterbezimmer des Krankenhauses von Coral Gables, Florida, und meinen Freunden wurde mitgeteilt, daß ich die Nacht wahrscheinlich nicht überleben werde. Wie aus weiter Entfernung, ohne etwas anderes als eine leichte Neugier zu empfinden, hörte ich einen der Ärzte einer Schwester zuflüstern: 'Geben sie ihm eine Spritze, warum soll er es nicht leichter haben!' Ich ahnte, was er mit 'es' meinte, aber ich hatte keine Furcht. Ich überlegte nur, wie lange das Sterben wohl dauern würde. Wenige Augenblicke später schwebte ich über meinem Bett. Ich konnte meinen Körper liegen sehen, aber er interessierte mich sowenig wie irgendein anderer Gegenstand im Zimmer. Ich empfand nichts als Frieden, ein Gefühl, daß nun alles gut sei. Dann fiel ich in eine zeitlose Leere. Als ich mein Bewußtsein wiedererlangt hatte, schwebte ich durch den Raum, schwerelos und körperlos. Und doch war ich 'ich selbst' und befand mich in einem grünen, rings von Bergen umgebenen Tal, das in Licht und Farben von unbeschreiblicher Leuchtkraft getaucht war. Von überall her kamen Leute auf mich zu, Menschen, die ich gekannt und tot geglaubt hatte. An viele hatte ich seit Jahren nicht mehr gedacht, aber jeder, den ich einmal gern gehabt hatte, schien zu meiner Begrüßung gekommen zu sein. Alle waren mehr durch Persönlichkeitsmerkmale als durch ihr Äußeres wiederzuerkennen. Ihr Alter hatte sich verändert. Einige, die als ältere Menschen gestorben waren, erschienen jetzt jung, andere, die als Kinder dahingeschieden waren, begrüßten mich als Erwachsene. Ich war schon oft in fremde Länder gereist und dort von Freunden in Empfang genommen worden, die es sich nicht nehmen ließen, mir die Sehenswürdigkeiten ihrer Heimat zu zeigen. Genauso war es jetzt. Doch nie zuvor war mir ein so überaus herzlicher Empfang bereitet worden. Alles, was mich, ihrer Meinung nach, interessieren konnte, wurde mir gezeigt, und meine Erinnerung an all das ist mir so deutlich geblieben wie meine Erinnerung an die schönsten irdischen Gegenden, die ich gesehen habe: Die Schönheit eines Sonnenaufgangs, von einem Gipfel der Schweizer Alpen betrachtet, die Blaue Grotte von Capri, die Heiligtümer Indiens, sind meinem Gedächtnis nicht stärker eingeprägt worden als die spirituelle Welt, in der ich, wie ich wußte, nun weilte. Etwas hat mich überrascht: Einige Leute, die ich zu sehen erwartet hätte, waren nicht da. Ich fragte nach ihnen, Doch im gleichen Augenblick schien sich ein dünner, durchsichtiger Film über meine Augen zu legen. Das Licht wurde schwächer, und die Farben verloren an Leuchtkraft. Diejenigen, 6 Arthur Ford, 1896 - 1971, ursprünglich Pfarrer einer Christian-Science-Gemeinde, ab 1924 spiritistisches, in den U.S.A. sehr bekanntes Medium.
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