Leben nach dem irdischen Tod

- 21 - halten kann oder muß. Auch nach dem irdischen Tod gibt es Möglichkeiten der Fortentwicklung. Hierüber macht Stead folgende Ausführungen (22, S. 64): "Nun möchte ich zur Beschreibung des nächstfolgenden Entwicklungsstadiums übergehen. Später werde ich vielleicht noch einmal mehr über das Blaue Eiland erzählen. Vorderhand aber wollen wir es ruhig seiner Entwicklung überlassen und uns gemeinsam der Betrachtung eines weiteren Punktes in meiner jenseitigen Entfaltung zuwenden. Dieses nächste Stadium ist ein Zustand, in dem man von den meisten noch anhaftenden irdischen Instinkten und Trieben befreit wird. Einmal davon gelöst, können wir dann verhältnismäßig rasch weiter vorwärtsschreiten und fast willentlich von einer Sphäre in die nächsthöhere übergehen. Von dieser und jeder anderen Sphäre aber können wir engen Kontakt mit der Erdsphäre und Verbindung zu unseren Angehörigen unterhalten, mit denen natürlich nur, die das wünschen. Wir helfen ihnen weiterhin, indem wir sie in ihrem täglichen Leben beeinflussen, so oder so zu handeln. Das vermögen wir, ohne auch nur im geringsten unser eigenes Werk, unsere Entwicklung und die Bildung unseres Charakters zu gefährden. Denn der Charakterbildung gilt all unser Bestreben. Ich befaßte mich hier auf den Blauen Eiland, wie alle anderen, intensiv mit dem Studium der Geheimnisse des Lebens und des eigenen Ichs. Dabei erst wurde ich mir der ungeheuren Größe der Schöpfung bewußt. Im Gleichmaß mit geistigem Fortschritt und dem Ablegen irdischer Gewohnheiten und Beschränkungen wächst unser Interesse an den Hintergründen des Lebens, und das Verlangen nach wahrem Wissen wird in uns übermächtig. Wie andere vor mir, so paßte auch ich mich den Gegebenheiten an und lernte. Und mit dem Maß des errungenen Wissens und der Weisheit wuchs auch gleichzeitig meine Aufnahmefähigkeit für immer neues Wissen. Ich erfuhr von der Existenz anderer jenseitiger Sphären außerhalb des Bereichs dieser Insel, und ursprünglich schien mir deren Vorhandensein so unmöglich, wie vielleicht dir das reale Bestehen der Welt, in der ich mich jetzt befinde. Aber bald kam die Zeit, da ich selbst in diese anderen Sphären mitgenommen wurde. Ich kann nicht genau ihren Ort bestimmen, aber es war, als ob man in den Weltenraum den Sternen entgegen reiste. Ich empfand es wie damals, als wir die Erde verließen und durch den Äther glitten, bis wir schließlich einen anderen Stern, eine andere Welt erreicht hatten. Es existieren sehr viele verschiedene Länder oder Sphären im Jenseits. Teilweise werden sie auch von früheren Erdenmenschen, die genügend weit in ihrer Entwicklung fortgeschritten sind, bewohnt. Es herrscht dort überall eine höhere Form des Lebens, ein Dasein voll himmlischen Glücks, und man fühlt sich in diesen Sphären größer und erhabener. Aber es gibt auch ein oder zwei Bereiche niederer Ordnung als unser Blaues Eiland, in denen nur sehr wenig oder gar keine Spur von Glück und Freude aufzufinden ist. Die Zuordnung der Seelen zu den verschiedenen Lebensbereichen im Jenseits richtet sich nun ganz nach der Qualität ihres irdischen Lebenswandels. Die Wesen, die sich in den niederen, unglücklichen Sphären befinden, haben das ihrer Unfähigkeit zuzuschreiben, ihren Geist zu erheben und den Wunsch nach innerem Aufstieg zu empfinden, sich zu bessern und Selbstbeherrschung zu erlernen, obwohl ihnen ständig Kraft und Hilfe angeboten, ja sogar aufgenötigt wird. Die letzten Tage unseres Aufenthaltes auf dem Blauen Eiland sind gekommen. Bald geht es hinüber in die nächste Sphäre, die in den meisten Fällen zum Daueraufenthalt der Seelen wird. Das Blaue Eiland ist ein Ort der Anpassung an die gänzlich neuen Verhältnisse, ein sogenanntes Klärungs- oder Reinigungshaus (engl. Clearing-House). Der Begriff Clearing-House ist am treffendsten und bezeichnet eine Sphäre, die als Zwischenstation zwischen Erde und jenseitiger Welt eingeschaltet ist. Sobald der Neuangekommene den neuen Lebensverhältnissen angepaßt und innerlich gesundet ist, geht er über in eine Welt, die wir als wirkliche Heimat der Seelen bezeichnen können. Meist ist ein Aufenthalt dort von unvergleichlich viel längerer Dauer als das irdische Leben. Wir können aber jederzeit nach dem Blauen Eiland zurückkehren und tun das auch, wenn es gilt, ankommende Freunde oder frühere Lebensgefährten in Empfang zu nehmen und ihnen über die erste Zeit hinwegzuhelfen. Aber es bleiben immer nur kurze Besuche, und niemals kommen wir dahin zurück, um dort für die Dauer zu leben. Man bedient sich zum Reisen im Jenseits ganz anderer Methoden als der, die ihr auf Erden kennt. Eine ganze Reihe von Wesen begibt sich fortlaufend auf den Weg von der Blauen Insel in eine andere Sphäre. Da der geistige Reifeprozeß bei jedem einzelnen von unterschiedlicher Dauer ist,

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