Leben nach dem irdischen Tod

- 22 - waren es auch ganz andere Wesen als die mit mir Angekommenen, mit denen ich mich nun anschickte, das Eiland zu verlassen. Die Reise selbst verlief in der gleichen sensationellen Weise wie meine erste: ein blitzartiges Durch-den-Äther-Fliegen oder -Gleiten. Nach der wunderbaren blauen Färbung der Landschaft von dem Blauen Eiland schien die neue Gegend, in der wir 'landeten', weniger farbenreich. Außerdem schienen die Menschen hier gänzlich von ihrer jeweiligen Beschäftigung in Anspruch genommen zu sein. Es war uns, als ob wir in den Bereich der Erde zurückgekehrt seien. Nach der Ankunft wurde ich besonders von einigen Gebieten des Landes angezogen, die ganz auffallende Ähnlichkeit mit der Landschaft hatten, in der ich auf Erden wohnte. Andere Menschen bestätigten mir diese Beobachtung. Auch ihnen schien es, als seien sie in ihre irdische Heimat zurückgekehrt. Gemäß unserer irdischen Lebenshaltung werden wir automatisch hier einer Gruppe von Wesen zugeordnet, mit denen wir harmonieren und zu denen wir in jeder Weise passen. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zu den Verhältnissen auf der Erde, die ein Feld ununterbrochenen Kampfes eines gegen den anderen darstellt, um unsere Charaktere zu festigen. Diese Daseinssphäre, in der ich mich nun befinde, ist diejenige, in welche die meisten Menschen nach ihrem Tode eingehen werden. Innerhalb der Gruppe Seelenverwandter, der wir nun angehören, setzen wir gemeinsame Interessen fort, widmen uns persönlichen Aufgaben und befreien uns nach und nach von den noch anhaftenden Resten irdischer Gewohnheiten, die unserem weiteren Fortschritt im Wege stehen. Wir pflegen einen lebhaften persönlichen Umgang, verfügen über ein gemütliches Heim und teilen aufmerksam die Interessen unserer Mitmenschen. Je nach Belieben leben wir in Gruppen oder Familien gemeinsam in Häusern, andere in villenartigen Bauten am Rande eines offenen Hügellandes. Beinahe kurios ist es zu erleben, wie Menschen, die auf Erden ein sehr schweres Leben in Armut hatten, nun hier in Palästen residieren. Das entspricht ihrer Vorstellung von einem paradiesischen Himmelsleben und wird ihnen als Belohnung für alle auf Erden still ertragenen Entbehrungen und Leiden zugestanden. So wird überhaupt das schweigende Erdulden irdischer Ungerechtigkeiten als besonderer innerer Fortschritt anerkannt, denn Zorn und Erbitterung sind Satans besondere Glanzmethoden zum Seelenfang. Die Obengenannten können also hier in glücklicher Umgebung ihr Leben dem weiteren Fortschritt widmen und währenddessen genießen, was ihnen auf Erden versagt geblieben ist. Wenn sie aber infolge vollkommener Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen Leben geistig stillestehn und sich nicht um weitere Entwicklung bemühen, müssen sie ihre Schlösser wieder verlassen und werden einer anderen Umgebung eingegliedert. Jeder muß sich fortlaufend qualifizieren und um geistige Entwicklung bemühen, und er muß Minderentwickelten behilflich sein. Bei unserer endgültigen Ankunft in dieser Sphäre haben wir jedes Verlangen nach Speisen und Getränken bereits abgelegt. Wir sind reiner Geist, auch wenn es noch eines gewissen Schliffes oder einer Verfeinerung in dieser längerwährenden Lebensphase bedarf. Auch hier existieren Weisheits-, Musik- und Ruhehallen, Gebäude für wissenschaftliche Forschung, kurz für alle Arten von Belehrung und Erreichung von Wissen. Die 'Eintrittsgebühr' für alle diese Institutionen ist nichts als das tiefe Verlangen, weiter hinzuzulernen. Trotzdem führen wir nicht etwa ein Dasein in beständiger Einpaukerei. Wir leben in einem stetigen glühenden Interesse an allem Neuen, das uns zu geistigem Fortschritt verhilft. Außerdem leben wir in einer ausgesprochenen sozialen Ordnung, ohne alle irdischen Klassenunterschiede. Es herrscht absolute Gedankenfreiheit und Freiheit des Gedankenaustausches. Einmal frei von irdischen Beschränkungen und der Verhaftung an irdischem Gedankengut können wir uns nach Gutdünken in unserer Welt bewegen oder über der Erde dahingleiten. So großartig ist unsere Fortbewegungsmethode und von solch enormer Geschwindigkeit, daß es uns fast gelingt, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Hier werden wir uns auch des Grades der Liebe, die wir füreinander empfinden, klar bewußt. Sie ist viel deutlicher fühlbar als auf Erden, ja, fast sichtbar, und dieses herrliche Gefühl ist die eigentliche Ursache der Helle und Klarheit, der Schönheit und des Glanzes dieser Welt. Damit meine ich nicht, daß die Liebe hier Lichtstrahlen aussendet, aber die Atmosphäre ist von ihr durchwirkt, so licht und stärkend und lebensspendend. Das Leben hier ist jedenfalls ein ganz grandioser, kühner und glückvoller Zustand für alle diejenigen, die auf Erden sich um einen anständigen und fortschrittlichen Lebenswandel bemühten. Die Unvernünftigen, Unterentwickelten oder Bösartigen aber finden nichts als Kummer, Elend und Sorgen. Es liegt schon eine tiefe Weisheit in dem Bibelspruch: 'Wie man sät, so wird man ernten'"

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3