- 23 - Mit den letzten Worten läßt William Stead bereits anklingen, daß es andere Bereiche in der jenseitigen Welt gibt, in denen das Dasein für die Bewohner längst nicht so angenehm ist, wie es bei ihm der Fall war. Zu diesem Punkt kann ich aufgrund der Teilnahme an medialen Versuchen folgendes berichten: In einem Kreis von acht bis zehn Personen, der sich regelmäßig alle sieben Tage, später alle 14 Tage traf und trifft, sind immer zwei medial veranlagte Menschen anwesend. Anfangs waren es drei. Die Medialität äußert sich in fließendem medialen Sprechen im Zustand der Halbtrance. Das Bewußtsein der Medien ist also zurückgedrängt, sie können aber noch den wesentlichen Inhalt des von ihnen Gesprochenen erfassen. Sie sind jedoch, wenn der Zustand der Halbtrance eingetreten ist, nicht mehr fähig, ihre Sprache willentlich selbst zu steuern. Sie können ein Geistwesen nach Besitzergreifung ihres Körpers auch nicht mehr allein abschütteln. Manchmal werden sie sogar gegen ihren Willen durch ungebetene Geistwesen mit Beschlag belegt. Ihre Sprachfärbung und Ausdrucksweise im Zustand der Halbtrance ist, wie allgemein üblich, weitgehend die ihrer normalen Sprache. Das Ziel des Kreises war nicht, mit bestimmten verstorbenen Menschen oder verstorbenen Verwandten in Verbindung zu treten, also nicht etwa Verstorbene zu zitieren. Das Ziel war und ist, ganz allgemein etwas über die Verhältnisse in einer anderen Welt in Erfahrung zu bringen und verstorbenen Menschen, die weitgehend unwissend in einem Zwischenreich umherirren, über ihren Zustand aufzuklären. Sie sollen religiös beraten und veranlaßt werden, sich dem Reich Gottes anzuschließen und sich um eine innere und äußere Weiterentwicklung zu bemühen. Vier Begebenheiten aus einer Vielzahl ähnlich gelagerter "Fälle" möchte ich hier berichten, vor allem deshalb, weil das Todeserlebnis und die ersten nachtodlichen Erfahrungen darin eine Rolle spielen. Die stattgefundenen Gespäche erstreckten sich teilweise über mehr als eine Stunde. Ich gebe sie hier gekürzt nach den Tonbandaufzeichnungen wieder. Begebenheit 1, vom 05. April 1976. Anwesend 10 Personen, darunter die medial veranlagten Teilnehmer Frau A. (geb. 1948, Lehrerin) und Herr B. (geb. 1938, Ingenieur). In Frau A. ist ein Geist eingetreten, der auf Befragen angibt, hierhergekommen zu sein, um heute wieder Musik zu hören. Er habe das letzte Mal hier Musik von Mozart gehört und ist sehr enttäuscht zu erfahren, daß ein Plattenspieler und Platten heute nicht vorhanden sind. Er will daraufhin gleich wieder fortgehen und betont, daß er mit niemandem etwas zu tun haben möchte und bislang auch immer in Frieden gelassen worden sei. Wir verwickeln ihn dann aber doch in ein Gespräch und er berichtet, daß er 1915 mit 15 Jahren in Magdeburg gestorben sei. Er habe die Musik sehr geliebt und Geige, Klavier und Klarinette gespielt. Sein Wunsch sei es gewesen, auf eine Musikhochschule zu gehen und Musiker zu werden. Seine Eltern hätten ihm aber verheimlicht, daß er schwer krank gewesen sei und Anämie gehabt habe. Er sei evangelisch und schon konfirmiert gewesen. Bei seinem Tod zu Hause hätten seine Eltern an seinem Bett gesessen, und der Arzt sei noch einmal gekommen. Er berichtet: "Es waren auch andere Wesen zugegen, die ich aber nicht verstand. Ich verstand überhaupt nichts. Es war alles voll im Zimmer, und mir war angst und bange. Ich kannte die anderen Anwesenden alle nicht. Es war so sonderbar. Sie waren mal über mir, mal neben mir. Ich hatte dafür keine Erklärung und meinte, daß es mir schon sehr schlecht gehen müsse. Meine Eltern verstand ich immer weniger und hörte dann nur noch ein Stimmengewirr. Auf einmal sah ich mich selbst daliegen. Meine Mutter weinte und rüttelte mich noch einmal. Aber der Arzt schüttelte nur den Kopf. Das sah ich alles ganz genau. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr. Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach. Ich erinnere mich erst wieder daran, daß ich bei der Beerdigung an meinem Grabe stand. Meine Eltern weinten sehr, und meine kleine Schwester hatte gar nicht begriffen, was vor sich ging. Sie wollte mich immer aus dem Sarg holen und mußte mit Gewalt festgehalten werden. Die Musiker an meinem Sarg spielten erbärmlich falsch, und was der Pfarrer sprach, gefiel mir überhaupt nicht. Vom Jenseits war aber niemand für mich
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