Leben nach dem irdischen Tod

- 30 - Freude antreffen. Die verstorbenen Menschen aber sollen sich in ihrer geistigen Heimat glücklich fühlen lernen. Doch dieses Lernen kann oft eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Wenn ich sagte, daß man mit seiner ganzen menschlichen Wesensart in die geistige Welt hinüberkommt, so heißt das doch, daß noch dasselbe Denken und Wollen, samt dem menschlichen Wissen, das man besaß, samt seinem Eigensinn, seiner Eigenwilligkeit, seiner Unehrlichkeit, seiner Herrschsucht und was der Eigenschaften und menschlichen Merkmale noch mehr sind, in der Geistigen Welt die Persönlichkeit wieder ausmachen. Denn in der Seele ist dies alles enthalten und erhalten geblieben. Auch unter den neuen Umständen und Eindrücken, welchen sich der Verstorbene gegenübersieht, geraten die zeitlebens gehabten Eigenheiten, all das Erlebte und Eingedrillte, nicht so schnell in Vergessenheit. Man muß Zeit finden, das alles zu überwinden. Ganz besonders brauchen jene viel Zeit zur Überwindung, die sich nicht mit der Jenseitslehre in ihrem irdischen Leben befassen. Dann ist ihnen die neue Welt vollkommen fremd, und sie müssen sich zuerst während langer Zeit mit den geringsten Dingen der geistigen Welt vertraut machen. Und das ist für sie nicht immer leicht. Dazu haben sie es viel schwerer, das Alte, das Irdische abzulegen und sich der neuen Welt anzupassen. Denn immer wieder ersteht ihr irdisches Leben so lebendig vor ihnen und erfüllt ihr Sinnen. Ihr irdisches Dasein hat so viele Eindrücke in ihnen hinterlassen, die nicht einfach auszulöschen sind. Ihr könnt ja an euch selbst die Beobachtung machen: Was sich tief in eure Seele einschneidet, tut euch weh, und diese schmerzhaften Erinnerungen bleiben dem Menschen noch lange. Er vergißt nicht so leicht, was ihn inwendig verwundet hat. Diese Erinnerung bleibt lange, wenn nicht gar sein ganzes Leben hindurch. Und nun, wenn er in die andere Welt herüberkommt, da sind dann eben alle diese Erinnerungen noch da. Sie sind ganz lebendig und werden sogar, wo es notwendig erscheint, dem einen und anderen plastisch vorgeführt. Auf diese Art und Weise bleibt eben das Erlebte lange Zeit in der Erinnerung dieser Heimgekommenen. Wenn aber ein Mensch diese Geistlehre kennt und sich zu Lebzeiten schon mit der Geisteswelt befaßt und sich mit ihr vertraut gemacht hat, wer sich vorgenommen hat, das Irdische etwas wegzulegen, sich zur Hauptsache nicht allzu fest an all das Materielle zu binden, unschöne Begebenheiten und Erinnerungen an Mitmenschen verzeihend zu betrachten, dem bleibt ja die Erinnerung nicht so in der Seele haften, sondern sie wird überwunden und vergessen durch Verzeihen, durch Verständnis, durch Liebe. Ist man nicht mehr an schmerzliche Erinnerungen gebunden, kann man sich in der neuen Welt viel freier bewegen und sich auch viel schneller ihrer Ordnung und ihren Gesetzen anpassen. Denn man ist mit ihr schon zu Lebzeiten vertraut geworden, und all das zu wissen, ist von großem Vorteil." Erfahrungen in der jenseitigen Welt Viele Verstorbene, die nicht die Voraussetzungen mitbringen, nach ihrem irdischen Tod sofort in Zufriedenheit ein erfülltes und geordnetes Leben führen zu können, irren statt dessen hilflos umher oder befinden sich anderweitig in Not. Sie werden in der jenseitigen Welt von etwas fortgeschritteneren Wesenheiten aufgesucht, die sich dieser Notleidenden hilfreich annehmen. Dabei arbeiten sie, sofern das in seltenen Fällen möglich ist, mit menschlichen Gemeinschaften dieser Erde zusammen. Aus solch einer Zusammenarbeit heraus entstanden die von mir miterlebten und im vorigen Kapitel berichteten Beispiele über Unterstützung und Seelsorge an hilfsbedürftigen Verstorbenen. An einer gleichartigen zwischenweltlichen Gemeinschaftstätigkeit war 80 Jahre vorher der amerikanische Psychiater Dr. med. Carl A. Wickland (1862 - 1937) beteiligt. Er hatte eine medial veranlagte Ehefrau und bemerkte mit ihrer Hilfe, daß manche seiner psychiatrischen Patienten gar nicht im medizinischen Sinne krank, sondern besessen waren. Damit ist gemeint, daß ihre geistige Verwirrung und ihre Wahnideen Folge einer paranormalen Fremdbeeinflussung waren, hervorgerufen durch jenseitige Wesenheiten, die sich den medial veranlagten Patienten angeheftet hatten. Dr. Wickland sah seine Aufgabe darin, sowohl die irdischen Menschen als auch die jenseitigen Wesenheiten aus ihrer unheilvollen Verknüpfung zu lösen. Über diese mehr als 30 Jahre dauernde Tätigkeit schrieb er ein überaus wertvolles Buch mit den Titel "Thirty Years among the Dead", Los Angeles

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