Leben nach dem irdischen Tod

- 36 - dete sich, als ob sie einen Ringkampf zu führen hätte. Dabei sprach sie wild und erregt ein Gemisch von Englisch und Spanisch. Letzteres war ihr im normalen Zustand völlig unbekannt. Meine Frau durchschaute aufgrund ihrer medialen Wahrnehmung die Sachlage sofort. Es stand für sie außer Frage, daß es sich um einen Fall von Besessenheit handelte, und das fand auch unerwartet schnell seine Bestätigung. Denn als meine Frau, schon im Mantel zum Fortgehen gerüstet, noch am Fußende des Bettes stand, fiel sie plötzlich in Tiefschlaf. Wir setzten sie auf ein Sofa im Musikzimmer, wo ich dann zwei Stunden lang der Reihe nach mit verschiedenen Geistern sprach, die sie unmittelbar von der Patientin her an sich gezogen hatte. Es waren drei Geister: Ein Mädchen namens Mary, ihr Verehrer, ein Amerikaner, und sein mexikanischer Nebenbuhler Matilla. Beide Männer waren leidenschaftlich in das Mädchen verliebt, und ebenso leidenschaftlich haßten sie einander gegenseitig. Rasend vor Eifersucht hatte der eine das Mädchen getötet, und danach hatten die beiden Rivalen in einem verzweifelten Ringen einander umgebracht. Keinem von ihnen war es zum Bewußtsein gekommen, daß sie 'tot' waren, denn Mary sagte jämmerlich weinend: 'Ich dachte schon, sie würden sich gegenseitig umbringen, aber sie leben immer noch und hören nicht auf zu raufen!' Diese Tragödie von Liebe, Haß und Eifersucht hatte also mit dem körperlichen Tode durchaus noch nicht ihr Ende gefunden. Sich ihres veränderten Zustandes nicht bewußt, waren die drei Verstorbenen in die seelische Atmosphäre der Patientin hineingeraten und setzten dort ihren Kampf und Streit fort. Da nun zu der Zeit gerade bei der Patientin die Widerstandskraft ihrer Nerven außerordentlich gering war, hatten die Geister einer nach dem anderen auch von ihrem Körper Besitz genommen. So war es zu den schweren Störungen gekommen, welche sich ihre Ärzte und Pflegerinnen nicht erklären konnten." Vier der von Dr. Wickland untersuchten Fälle sollen hier wörtlich wiedergegeben werden. Er berichtet (23, S. 87): "Unwissende Geister wandern oft viele Jahre ziellos in der Erdensphäre umher. Sie wissen nichts von einer höheren geistigen Welt, in die nur der hineingelangen kann, dessen Sinne sich ihr verstehend öffnen. So hält ihre Unwissenheit sie in einem Zustand trüber Verwirrung und dumpfer Eintönigkeit und schafft ihnen Leiden. Viele bleiben am Schauplatz ihres irdischen Lebens haften und setzen ihre frühere Tätigkeit fort, während andere in tiefen Schlaf fallen, aus dem sie nur mit Mühe geweckt werden können. Ein Geist, welcher sich seines Hinüberganges gar nicht bewußt geworden war und noch seiner früheren Tätigkeit nachging, nahm bei einer unserer Sitzungen in Chicago von meiner Frau Besitz. 'Weshalb sitzen sie im Dunkeln?' fragte er (Wir experimentierten damals im Dunkeln). 'Ich bin Hesselroth von der Drogerie', sagte er. Herr Hesselroth, der schwedische Besitzer einer Drogerie in Chicago, war ein Jahr zuvor im Krankenhaus gestorben. Doch wir wußten nichts von diesem Manne, weder von seinem Tode, noch von seinen sonstigen Verhältnissen. An diesem Abend war jedoch einer seiner Freunde, Herr Eckholm, in unserem Zirkel. Der Geist war sich seines Todes nicht bewußt und behauptete, er leite noch seine Drogerie. Sein Freund im Zirkel sagte, er habe erfahren, daß die Drogerie an den Geschäftsführer verkauft worden sei. Das berichtete er auch dem Verstorbenen. Doch dieser widersprach lebhaft und behauptete: 'Abrahamson verwaltet sie nur für mich.' Der Geist erzählte von einem Einbruch, der kürzlich in seinem Hause verübt worden sei und beschrieb die drei Einbrecher. Er sagte, zuerst habe er Angst bekommen, als sie eindrangen. Dann habe er sich aber ein Herz gefaßt und seinen Revolver holen wollen, sei aber nicht imstande gewesen, ihn zu erfassen. Darauf hätte er auf einen der Einbrecher eingeschlagen, aber seine Hand sei 'mitten durch den Kerl hindurchgegangen', und es sei ihm unbegreiflich, weshalb er überhaupt nichts habe tun können. Nachdem ihm seine Lage zum Bewußtsein gebracht worden war, sah er viele Geisterfreunde, die ihn in seinem neuen Heim in der Geisterwelt willkommen hießen. Spätere Nachforschungen ergaben die Richtigkeit der von dem Geiste gemachten Aussagen, daß die Drogerie nicht verkauft und tatsächlich auch ein Einbruch in dem Hause verübt worden war. Hier ist die Annahme, daß das Unterbewußtsein des Mediums in diesem Fall eine Rolle gespielt habe, ebensowenig stichhaltig, wie etwa eine Erklärung mit Autosuggestion, denn Herr Hesselroth war allen Anwesenden, mit Ausnahme seines Freundes, des Herrn Eckholm, völlig unbekannt; und dieser Freund war ja über den Verkauf des Geschäftes ganz falsch im Bilde. Viele Jahre später, als wir schon in Kalifornien wohnten, kam dieser Geist nochmals zu uns und sprach wieder durch meine Frau.

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