Leben nach dem irdischen Tod

- 38 - Das folgende Geschehen spielte sich am 06. Juni 1907 ab. Ein Geistwesen ist in den Körper von Frau Wickland eingetreten, und ihr Mann berichtet (23, S. 151): "Der Geist schien ganz benommen, als sei er betrunken, und als er schließlich wach wurde, war er so kampflustig, daß mehrere Menschen helfen mußten, ihn zu bändigen. 'Ich bin Carl der Fechter und werde euch alle erschießen lassen!' schrie er. Dann wandte er sich an einige andere Unsichtbare mit wilden Flüchen, weil sie ihn hierher gelockt hätten und verlangte von ihnen, sie sollten ihm helfen, anstatt untätig dabeizustehen. Doch endlich gelang es, ihn zu beruhigen, und dann nötigten wir ihn, sich eine Erklärung über den wahren Sachverhalt seiner gegenwärtigen Lage mit anzuhören. In dem Bestreben, ihn davon zu überzeugen, daß er sich nicht in seinem eigenen, sondern in einem fremden Körper befinde, forderte ich ihn auf, sich doch einmal seine Hände anzusehen. Als er nun daraufhin eine Hand des Mediums betrachtete und sie als Frauenhand erkannte, fuhr er auf das heftigste erschreckt ganz betroffen zurück und schrie: 'Nehmt die Hand fort! Nehmt sie fort! Ich will sie nicht mehr sehen!' Als wir ihn fragten, was denn das mit der Hand für eine Geschichte sei, erklärte er: 'Das werde ich nie erzählen! - Lieber sterbe ich! Oh! Da ist auch ihr Gesicht! Und die Hand, die ich abgeschnitten habe, um den Diamantring zu bekommen! Das hat mich die ganze Zeit verfolgt!' Voller Entsetzen blickte er umher und schien eine ungeheure Versammlung von Geistern zu sehen. 'Seht all diese Gesichter! Habe ich diese Leute alle umgebracht? Kommen sie, um mich anzuklagen? Da! Da ist ja auch dieser Junge! Er ist damals gehängt worden, aber auch er scheint jetzt hinter mir her zu sein. Ich habe die Frau getötet und ihn veranlaßt, sich schuldig zu bekennen, um meinen Hals zu retten. Aber warte nur, du Teufel, du! Ich werde dich schon zu fassen kriegen, wenn ich hier herauskomme. Ich hacke euch alle kurz und klein!' Aber schließlich wurde ihm doch klar, daß alles weitere Widerstreben keinen Zweck habe und die Tage des Raubens und Mordens für ihn vorüber seien. Er schilderte uns seine schauerliche Verbrecherlaufbahn und sagte, gemordet habe er aus Rache, gestohlen habe er, um Whisky zu kaufen, und getrunken, um sein Gewissen zu betäuben und den Gespenstern zu entgehen, die ihn andauernd verfolgten. In frühester Jugend sei er unter der Obhut seiner eigenen Mutter sehr glücklich gewesen; aber nach ihrem Tode hätte seine Stiefmutter ihn so unbarmherzig mißhandelt, daß er oft schluchzend in sein Zimmer gerannt sei und auf den Knien zu seiner toten Mutter um Hilfe gebetet habe. Das habe die Stiefmutter erst recht in Eifersucht und Wut versetzt, und allen Einsprüchen seines schwachen Vaters zum Trotz habe sie wütend auf ihn eingeschlagen und ihm verboten, jemals den Namen seiner Mutter wieder zu erwähnen. Ihre Mißhandlungen arteten in solche grausame Tyrannei aus, daß in dem Knaben ein unbezähmbarer Haß gegen sie entstand und er voll Rachedurst gelobte, wenn er erst groß sei, möglichst viele Frauen umzubringen. Diesen seinen entsetzlichen Vorsatz hatte er dann auch wirklich ganz planmäßig in die Tat umgesetzt und sein ganzes Leben daran gegeben, Untaten und Verbrechen zu ersinnen und zu verüben, denen hauptsächlich Frauen zum Opfer fielen. Ums Leben gekommen war er selbst 1870 bei einem heftigen Streit mit seinen Genossen, war sich aber dessen nicht bewußt geworden. Er brüstete sich damit, viele Jahre lang immer neue Verbrechen verübt zu haben und doch der Polizei immer entkommen zu sein. 'In Boston wollte ich mal einen Polizisten totschlagen. Ich hatte mich hinter ihn geschlichen und schlug ihn mit einem Knüppel auf den Kopf. Aber der Knüppel fuhr gerade durch ihn hindurch und tat ihm nichts, er hat sich nicht einmal nach mir umgedreht.' Der Geist wähnte sich jetzt in den Händen der Behörden und erklärte sich bereit, sich zu ergeben, um den ihn verfolgenden Gesichtern seiner vielen Opfer zu entgehen. 'Ich würde ja mit Freuden in die Hölle gehen, wenn ich nur diese Quälerei loswerden könnte.' Daraufhin erklärte ich ihm einiges über das Gesetz von Ursache und Wirkung und wie es sich auch in den Verhältnissen und Zuständen der geistigen Welt auswirke. Während er noch meinen Erklärungen lauschte, sah er seine rechte Mutter vor sich stehen. Ihre Erscheinung machte einen überwältigenden Eindruck auf ihn. Der hartgesottene Verbrecher sank auf seinem Stuhl ganz in sich zusammen und weinte jämmerlich, während seine Mutter ihm zuredete, doch mit ihr zu kommen und sich zeigen zu lassen, wie er seine Verbrechen sühnen könne. Ganz zerknirscht, voll Schuldbewußtsein und Reue, rief er abwehrend: 'Ich kann nicht mit dir gehen! Liebe Mutter, laß mich, ich kann nicht mit dir gehen! Geh du nur zurück in den Himmel, und ich muß in die Hölle, wo ich

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