- 41 - Geist: Ich kann mich überhaupt auf nichts mehr richtig besinnen. (Plötzlich sehr erregt) Nein! Nein! Ich glaube, es ist etwas mit mir los! Was meinen sie, ob ich meinen Verstand verliere? Sehen sie! Sehen sie! Dort ist mein Mann! Nein! Nein! Er ist ein Geist. Sehen sie ihn sich nur mal an. Doktor: Wir sprechen ja auch mit einem Geist, wenn wir mit ihnen reden, und wir fürchten uns nicht. Geist: Da ist ja auch mein Kind! Das ist mein Kindchen! Ich glaube, ich verliere meinen Verstand! Meine Lily, meine kleine Lily! Oh meine kleine Lily! Hugo, mein Mann! Ich glaube, ich werde irre! Da ist auch meine Mutter! Ich glaube, mein Verstand läßt nach! Ich fürchte mich, - alle kommen auf mich zu! Hugo, mein Mann, bist du es wirklich? Meine kleine Lily, wie hab ich dich lieb! Ich bin so ängstlich! Doktor: Begreifen sie doch, daß sie ihren irdischen Körper verloren haben und jetzt ein Geist sind. Machen sie sich das doch nur mal klar. Geist: Bitte, nun sagen sie mir doch bloß mal, was wollen denn Hugo, meine Mutter und Lily bei mir? Sind sie denn im Himmel nicht glücklich? Warum bleiben sie nicht dort? Doktor: Haben sie nicht Lust, mit ihrem Mann, ihrer Mutter und ihrem Töchterchen mitzugehen, die alle gern für sie sorgen möchten, damit sie endlich einmal Ruhe finden? Versuchen sie zu begreifen, daß sie ihren irdischen Leib abgelegt haben. Geist: Wann sollte das geschehen sein? Doktor: Das können wir ihnen nicht sagen. Geist: Manchmal fühlte ich mich als eine große kräftige Frau und wäre leicht mit jedem fertig geworden. Dann kam ich mir auch wieder kleiner vor. Das alles hat mich ganz wirr gemacht. Doktor: Das wird wohl seinen Grund darin haben, daß es ganz verschiedene Menschen gewesen sind, die sie besessen gemacht haben. Sie können von diesem Zustand befreit werden. Geist: Dann werde ich also endlich Ruhe haben? Werde ich auch nicht etwa erwachen und merken, daß ich nur geträumt habe und dann wieder den schrecklichen Mann und das weinende Kind um mich haben? Ich will den Menschen nicht wieder sehen: Immer fing er mit den Frauen Zank an, als wäre er ihr Plagegeist. Er war so wütend und behandelte das kleine Mädchen sehr schlecht, so daß dieses große Angst vor ihm hatte. Doktor: Nun versuchen sie zu vergessen, was geschehen ist, und denken sie an die Zukunft. Gehen sie mit ihrem Mann mit, der ihnen die Schönheiten der geistigen Welt zeigen wird. Geist: Mein Mann, Hugo! Ich habe ihn so lieb, und nachdem er gestorben war, erschien mir das Leben nicht mehr lebenswert. Mein teures Kind folgte ihm gerade einen Monat später. Es war drei Jahre alt. Hugo, mein Mann, war mein Alles. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, was aus mir werden sollte, als er mich verlassen hatte. Wir sind viel gereist, als er noch lebte. Wir sind überall gewesen. Wir waren nach Alaska gereist. Dort zog er sich eine Erkältung zu und bekam Lungenentzündung. Auch mein Kind wurde sehr krank. Es ist schwer, alles das noch einmal zu durchleben. Doktor: Warum müssen sie denn gerade diese traurigen Erinnerungen noch einmal durchgehen, wo doch die Ihrigen alle hier sind und sie mit sich nehmen wollen? Geist: Ich möchte schon gern mit ihnen gehen, aber ich fürchte mich, weil sie doch tot sind. Hugo sagt, er hätte mich seit Jahren gesucht, aber er hat mich nicht finden können, und ich kann ihm nicht sagen, wo ich gewesen bin. Als Hugo und Lily gestorben waren, wurde ich sehr krank, und die Ärzte sagten, ich wäre ein nervöses Wrack. Ich wurde immer kränker, und ich erinnere mich, daß sie mich nach einem Ort brachten, der Elgien hieß (wahrscheinlich eine Nervenheilanstalt). Ich habe nur eben noch eine ganz schwache Erinnerung daran. Als ich gesund geworden (vermutlich gestorben) war, ging ich nach St. Louis, weil ich dort eine Schwester hatte. Seitdem ich anfing, mit ihnen zu reden, ist mir aber ganz anders zumute geworden, und jetzt bin ich entschlossen, mit den Meinigen mitzugehen. Sehen sie nur das herrliche Bett! Nun kann ich mich ausruhen; wo ich jetzt bei Hugo bin, brauche ich ja auch keine Angst mehr zu haben. - Gott segne sie alle und helfe ihnen. Hugo möchte, daß ich ihnen noch bestelle, er wäre so glücklich, mich endlich gefunden zu haben; wir würden nun wieder vereint und uns nie wieder trennen. - Gott segne sie alle miteinander."
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