Leben nach dem irdischen Tod

- 63 - zigen Lage, durch Vermittlung Ihrer Medialität, würde ihrer Auffassung wissenschaftlicher Exaktheit wohl kaum entsprechen. Nun ein wenig über meinen jetzigen Lebensstand. Die Signalpfeife des Zugführers kam für mich recht überraschend. Ich saß ja im Zug, um im Bilde zu reden, glaubte aber, der Aufenthalt auf der materiellen Station würde noch etwas länger dauern. Ich fühlte mich ja wieder besser, und wir hatten, wie ich Ihnen brieflich mitteilte, allerhand Pläne für die nächste Zukunft. Nun ist es anders gekommen, und, nachdem der erste Schock überstanden ist, wird auch meine Familie, die ja wie ich in der Gewißheit der persönlichen Unsterblichkeit lebt, sich damit abfinden und mit mir freuen, daß ich nun gesund und glücklich auf höherer Lebensstufe ein Dasein haben werde, das sich immer mehr zu dem entfalten wird, was man Lebensfreude nennt und was in irdischem Gewand nur unvollkommen zu erreichen ist, in den meisten Fällen überhaupt nicht. Vorläufig bleibe ich für länger noch da, wo ich jetzt bin, nämlich in einem wundervollen Ruhehaus, wo all das den Neuankömmling erwartet, dessen er zunächst bedarf. Ruhe in jeder Beziehung, sowie Licht und Wärme gibt es hier, von deren Erleben Sie sich keine Vorstellung machen können. Ich tue zunächst gar nichts, lasse die herrliche Umwelt auf mich wirken oder schließe die Augen und strecke die Glieder auf weichem Stuhl aus. Ich habe ein herrliches, urgemütliches, ganz meinem Geschmack entsprechendes Zimmer. Wenn ich an das offene Fenster trete - die Fenster sind hier immer offen, und balsamischer Duft strömt herein - schaue ich in einen herrlichen Park mit gepflegten Grasflächen, Blumenbeeten und Buschgruppen. Auch Wasserspiele sind da. Man winkt mir froh und lachend zu. Von Zeit zu Zeit schaut man nach uns. Es ist eine - ich möchte sagen: 'Schwester', um einen irdischen Ausdruck zu gebrauchen. Sie ist mit meiner Betreuung für die erste Zeit betraut. Ich freue mich, die irdische Probezeit hinter mir zu haben und durfte sie auch dank Ihrer Hilfe, wie ich nun weiß, gut bestehen. 2.) Gegeben am 13. 03. 1963, 14.00 Uhr. Mein Zustand ist wie der eines nach langen, schweren Träumen Erwachenden. Wenn man schwer geträumt hat und erwacht plötzlich durch einen Schock, der dadurch entsteht, daß man etwas Lebensgefährliches gerade im Augenblick der Entscheidung über Leben und Tod erledigt zu Gunsten des Am-Leben-Bleibens, dann hat man beim Erwachen das Gefühl: Gottlob, daß es nur ein Traum war! So geht es mir jetzt nach dem Erwachen aus dem materiellen Bereich. Ich empfinde ein unaussprechlich tiefes Glücksgefühl. Ich möchte es auch in die Worte kleiden: Gottlob, daß es nur ein Traum war, nämlich das irdische Leben mit seinen Mühen und Plagen, körperlichen und seelischen Beschwerden, Sorgen und Enttäuschungen, Schlechtigkeiten und allem, was man als unerfreulich bezeichnet. Wenn dieser Daseinszustand alles wäre, d. h., wenn auf die paar irdischen Lebensjahre das Nichts den Menschen umarmte, dann wäre die ganze Menschheitsidee ein Wahnwitz sondergleichen. Geschöpfe eines hirnlosen Zufalls - ein Gedanke, der an sich hirnlos wäre, irgendwie entstanden aus dem Zusammenwirken mechanischer Kräfte, die es, völlig unverständlich für logisches Denken, fertig brächten, einen Entwicklungsgang in Bewegung zu setzen, dessen letzte Folge ein menschliches Hirn wäre, das über sich selbst und seine Komponenten weit hinausragte und auf Gedanken käme, die geistige Wesenheit voraussetzt. Es ist mir ein Anliegen, den Unsinn der materialistischen Weltanschauung Ihnen, lieber Herr Pfarrer, nicht nur von meinem Erlebnisstandpunkt aus, sondern auch in seiner Unvernunft recht überzeugend vor Augen zu führen. Also mir ist zumute wie einem Schläfer, der aus lebensbedrohendem Traum in dem Augenblick erwacht, als es sich um seine Existenz handelte. Sie können sich nicht vorstellen, welch ein Lebensgefühl ich jetzt habe. Keine Sorgen, keine körperlichen Behinderungen, von Krankheits- oder auch nur Unwohlseingefühlen ganz zu schweigen. Dabei in einer Welt, deren Reize die schönsten irdischen Gegenden bei weitem übertreffen. Nun muß ich, um Ihnen das klar zu machen, ein wenig ins einzelne gehen. Ich war immer ein Mann der absoluten Gewissenhaftigkeit. Nur was ich für unbezweifelbare Wirklichkeit erkannte, gab ich an andere in Aufsätzen und Büchern weiter. So habe ich es auch mit Ihren Mitteilungen gehalten, die Sie mir auf meine Fragen durch Ihre hiesigen - so muß ich jetzt sagen - Freunde zuteil werden ließen. Ich habe diese Mitteilungen mit den mir bekannten Darstellungen anderer Quellen verglichen und eine weitgehende Übereinstimmung festgestellt. Deshalb dürfte das erste Buch 'Wie die Toten leben' absolut einwandfreien wissenschaftlichen Wert haben. Das, was mir als wissenschaftlich denkender Mensch vor allem zu schaffen macht, war der Raum- und Zeitbegriff. Wie kann, so demonstrierte die Logik, ein Raum in einem anderen enthalten sein; wie kann die ir-

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