Leben nach dem irdischen Tod

- 69 - daß bei Begehung des Selbstmordes sie sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht hätte und ihre Seele in finstere Regionen gekommen wäre, von seiner Seele weit entfernt. Sie hätte für dieses Verbrechen zu sühnen, denn niemand habe das Recht, sein Leben auch nur um eine Stunde zu verkürzen, und wörtlich sagte er: 'Warum weinst du um mich? Ich bin in lichten Sphären und bin glücklich, daß ich nichts mehr zu wünschen habe. Oder willst du mich wieder in das Tränental zurückbringen, daß ihr Erde nennt und nur die Hölle ist? Die Macht deiner Gedanken zog mich noch einmal zurück in meine Erdengestalt, und es war doppelt schwer für mich, mich selbst wieder davon zu befreien. Du hast mich lange gebunden gehalten. Erfülle deine Pflicht auf Erden, und wenn die Stunde kommt, werde ich dich erwarten.' Frau Silbert erwacht und sieht eine ganz veränderte Frau vor sich. Aus ihren Augen blickte neuer Lebensmut, und sie schien mit neuer Tatkraft erfüllt zu sein. Mit Worten des Dankes nahm sie Abschied. Später kam sie mit ihrem Gatten, der Frau Silbert nicht genug danken konnte. Beide waren nun glücklich und über das Schicksal getröstet, das ihnen anfangs hart und grausam schien. Sie wurden fleißige Besucher und blieben mit ihrem Sohn in Verbindung." Auch in dem folgenden Beispiel, das von dem amerikanischen Arzt Dr. Moody in seinem Buch "Leben nach dem Tod" geschildert wird, nehmen die Gedanken und vor allem Gebete Einfluß auf den Sterbevorgang. Moody schreibt (14, S. 88): "In einigen wenigen Fällen haben Betroffene die Ansicht vorgebracht, sie seien unabhängig von ihren eigenen Wünschen durch die Liebe und die Gebete anderer aus dem Tod zurückgeholt worden." Zum Beispiel in folgendem Fall: "Während ihrer letzten Krankheit, die sich sehr lange hinzog, war ich bei meiner älteren Tante und half bei ihrer Pflege. Alle in der Familie beteten dafür, daß sie wieder gesund werden möge. Ihre Atmung setzte mehrmals aus, doch wurde sie immer wieder zurückgeholt. Eines Tages schließlich schlug sie die Augen auf und sagte zu mir: 'Joan, ich bin drüben gewesen, drüben im Jenseits. Es ist wunderschön dort. Ich will gerne dortbleiben, aber solange ihr darum bittet, daß ich hier weiter mit euch lebe, kann ich es nicht. Eure Gebete halten mich hier fest. Bitte, betet nicht mehr.' Wir ließen alle davon ab, und kurz danach starb sie." Bei dem folgenden Bericht hat man den Eindruck, als ob Kinder ihre sterbende Mutter mit Erfolg aus dem schon fast besiegelten Tode zurückgeholt haben. Der Bericht wurde 1911 von einem Autor mit Namen Schrimpf veröffentlicht. Er lautet (19, S. 103): "Voriges Jahr - das heißt im Jahre 1910 - starb in Vorbruck eine 95jährige Frau namens André, geborene Vallentin. Noch zwei Tage vor ihrem Tode verrichtete sie ihre ganzen häuslichen Arbeiten, denn sie war noch sehr rührig und rüstig und erfreute sich einer vollkommen geistigen und körperlichen Frische. Trotzdem sah sie dem Tode mit Sehnsucht und Freude entgegen, und seit langen Jahren sprach sie ihren Verdruß darüber aus, daß sie noch immer hier bleiben müsse. Wenn man sie darüber befragte, erzählte sie gerne die Ursache. Sie war zweimal verheiratet. Als ihr erster Mann starb, zählte sie 28 Jahre und hatte zwei Kinder. Sie heiratete zum zweiten Mal. Dieser Ehe entsprossen vier Kinder. Alle sechs waren noch ziemlich klein, als sie auch den zweiten Mann verlor. Sie brachte sich und ihre Kinder damit durch, daß sie Brot und allerlei kleines Gebäck backte. Sie hatte auf dem Markt einen kleinen Stand, wo man sie stets mit einem Strickstrumpf in der Hand sitzen sah. - So vergingen einige Jahre. Eines Tages im Herbst regnete es den ganzen Tag in Strömen. Sie fror an ihrem Stand erbärmlich, und als sie nach Hause kam, schüttelte sie das Fieber. Am nächsten Tag konnte sie nicht mehr aufstehen. Eine böse Lungenentzündung hatte sich entwickelt. Ihre zwei Ältesten mußten sich zum Stand setzen, und die vier Kleineren pflegten die kranke Mutter schlecht und recht, wie sie es eben verstanden. Hie und da sah wohl eine Nachbarin nach der Kranken, brachte ihr ein wenig Suppe

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