Leben nach dem irdischen Tod

- 7 - wissenschaftlichen Kriterien genügen, indizienmäßig zu beweisen. Als Mittler oder Medium stand mir Robert Rollans, 71, unentgeltlich zur Verfügung. Schon vor Jahren hatte ich die schreibmediale Begabung dieses deutschen Musikers böhmischer Abstammung mit positivem Ergebnis geprüft. Rollans, der von Schach nichts versteht, bekam den Auftrag, im Jenseits aus einer Gruppe verstorbener Großmeister einen Gegner für Kortschnoi zu suchen. Kortschnoi selbst hatte vorgängig seine Teilnahme am Experiment freundlicherweise ebenfalls unentgeltlich zugesagt. Rollans "fand" schließlich Géza Mároczy, der sich mit Freude bereit erklärte, die Partie zu spielen, nachdem seine Schutz- und Führungsgeister ihre Einwilligung gegeben hatten, dies in dem Bestreben, die Menschen sollten sich doch mit der Tatsache eines nachtodlichen Lebens vermehrt auseinandersetzen. Auf mein Ersuchen hin gab Mároczy eine sich über 40 Seiten hinziehende, teils sehr detaillierte Schilderung seines Lebens. Basierend darauf habe ich 39 Fragen erstellt, die der ungarische Historiker Laszlo Sebestyew in über 70 Stunden Arbeit beantworten konnte (freilich habe ich ihm den 'Background' verschwiegen und gab vor, eine Arbeit über Mároczy zu schreiben). Dabei haben ihm Mároczys noch lebende Kinder - heute beide über 80 Jahre alt - maßgeblich geholfen. Das Erstaunliche: Die Antworten decken sich im Kern alle mit Mároczys Bericht. Die Differenzen im Unwesentlichen sprechen für die Echtheit des Vorganges, also widerlegen etwa den Einwand, das Medium hätte Mároczys Schilderung dessen noch lebenden Kindern abgezapft. Über das Medium ließ ich Mároczy fragen, ob er sich an eine Partie mit einem gewissen Romi erinnern könne. Ich hatte nämlich aus Mároczys Laufbahn eine Partie herausgesucht, die er mit einem völlig unbedeutenden Gegner gespielt hatte, die aber andererseits ein Juwel mit einem Schlüsselzug aufwies. Da war die Partie gegen Romi, gespielt 1930 in San Remo, genau das richtige. Die für Mároczy mit Weiß hoffnungslose Stellung: Weiß: Kh2, Dh6, Te1, Tg6, Bauern a2, e7, f4, g2, h3 Schwarz: Ke8, Db2, Td2, Th8, Lc8, Bauern a7, b7, c6 Auch Turniersieger Aljechin glaubte, Mároczy (Weiß) sei verloren, doch dann folgte sein einmaliger studienhafter 41. Zug (Mároczy gewann mit 41. Dh5!). Doch hören wir, wie sich Mároczy noch zu erinnern vermag, wobei vor allem auch jene Details zu würdigen sind, die kaum mehr einem lebenden Menschen bekannt sein dürften. Mároczy macht zunächst darauf aufmerksam, daß sich Romi mit einem 'h' am Ende geschrieben habe. Dann aber: 'Ich hatte einen Jugendfreund namens Romih, der mich damals besiegte. Ich habe ihn sehr verehrt, in der Folge aber nicht mehr gesehen. Doch Jahrzehnte später, beim Turnier in San Remo von 1930 ... wer taucht da überraschend auf? Es ist mein alter Freund Romih. Und so ergab es sich, daß ich mit ihm eines der spannendsten Spiele meiner Laufbahn spielte. Es waren Momente, wo nicht nur jene, die die Partie verfolgten, mich aufgegeben hatten, sondern auch ich, der ich immer ein Optimist war, hielt mich für verloren. Aber letztlich hatte ich einen guten Einfall und blieb Sieger. Mit 60 Jahren habe ich damals Revanche genommen für eine in der Jugendzeit gegen Romih verlorene Partie. Schließlich wurde ich nur Neunter in diesem Turnier, das von Aljechin gewonnen wurde, während mein Freund Romih Sechzehnter und Letzter wurde...' Und all dies bringt der Jenseitige durch die Hand des Mediums zu Papier, durch ein Medium, das weder von Schach noch der Schachgeschichte einen Deut versteht. Es entspricht dem Wunsch Mároczys, daß schon vor Ende der Partie mit Kortschnoi über das laufende Experiment berichtet wird. Der bisherige Verlauf, wobei gleich jetzt festzuhalten ist, daß die Qualität der Partie vom Standpunkt des Experimentes aus von untergeordneter Bedeutung ist, stellt sich folgendermaßen dar. Mároczy (gest. 1951) - Kortschnoi Französisch 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Lb4 4. e5 c5 5. a3 Lxc3+ 6. bxc3 Se7 7. Dg4 cxd4 8. Dxg7 Tg8 9. Dxh7 Dc7 10. Kd 1 dxc3 11. Sf3 Sbc6 12. Lb5 Ld7 13. Lxc6 Lxc6 14. Lg5 d4 15. Lxe7 Kxe7 16. Dh4+ Ke8 17. Ke2 Lxf3+ 18. gxf3 Dxe5+ 19. De4 Dxe4+ 20. fxe4 f6 21. Tad1 e5 22. Td3 Kf7 23. Tg3 Tg6 24. Thg1 Tag8 25. a4 Txg3 26. fxg3 b6 27. h4 a6. Nach Abschluß der Partie werde ich das ganze Geschehen - von dem hier freilich nur ein Fragment erscheint - ausführlich darstellen und einer kritischen Würdigung unterziehen. Dr. W. Eisenbeiss."

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