- 74 - Ich entsinne mich einer Frau, die zu mir gekommen war, nachdem sie ihren Mann verloren hatte. Ihr Schmerz und ihre Trauer waren mitleiderregend, denn sie machte sich Vorwürfe, daß sie ihn während ihres gemeinsamen Lebens vernachlässigt hatte. Sie dachte ständig an verschiedene Episoden während seiner letzten Krankheit und konnte es weder glauben noch annehmen, daß die Zeit für ihren Mann gekommen war, eine erweiterte Tätigkeit in einer glücklicheren Lebenssphäre anzutreten. Während unserer ersten Zusammenkunft war sie untröstlich, und wenig konnte ich tun, so dicht war sie in Schmerz und Selbstmitleid eingehüllt. Ich sagte ihr, daß ihre Gemütsverfassung jeglichen Trost von Seiten ihres Mannes verunmöglichen und die subtilen Schwingungen, welche ein Teil der geistigen Welt seien, könnten ihre Dunkelheit nicht durchdringen. Schmerz und Selbstmitleid, die für gewöhnlich bei einem Tod so überhand nehmen, stürzen nicht nur die Trauernden in Verzweiflung, sondern vereiteln jeden Versuch einer Annäherung aus den jenseitigen Sphären, wo ihre Lieben glücklich und gesünder sind, als je zuvor. Als ich diese Dinge der unglückliche Witwe erklärte, wurde sie allmählich ruhiger, und der Nebel um sie begann sich aufzulösen. Dann sah ich nahe bei ihr die geistige Gestalt ihres Mannes. Langsam überzeugte er sie durch meine Vermittlung von seiner Existenz, durch seine Art des Redens, seiner Gedanken und Gebärden, indem er ihr viele Einzelheiten aus ihrem gemeinsamen Leben in Erinnerung rief. So bewies er ihr seine Identität, und allmählich glaubte sie, daß er noch immer lebe und war sehr getröstet. Seine Beweise sind zu persönlich, um hier wiedergegeben zu werden, doch schrieb sie mir: 'Heute nacht träumte ich von meinem Mann. Er nahm meine Hand und drückte sie. Ich fühlte es ganz deutlich, ehe ich erwachte. Das war ein außerordentlich tröstlicher Traum, er preßte meine Hand so warm und liebevoll. Ein anderes Mal schlief ich ein, während ich einen Brief schrieb und träumte von ihm. Er sagte, er hätte mir sechs Botschaften gesandt, von denen ich aber nur zwei erhielt.' Später schrieb sie mir: 'Ich hatte wieder das Glück, mehrere Male von meinem Mann zu träumen, und jedesmal sah ich ihn ganz deutlich. Ich sehne mich jetzt mehr denn je nach einer neuen Gelegenheit, ihm vermehrte Sympathie und Liebe zu zeigen.' Der Kontakt zwischen den Lebenden und den 'Toten' wird, so glaube ich, zuerst auf einer höheren Ebene vorbereitet. Ferner bin ich davon überzeugt, daß in der geistigen Welt eine exakt genau arbeitende Organisation besteht, mit deren Hilfe in Sympathie verbundene Freunde auf beiden Seiten des Schleiers miteinander in Verbindung gebracht werden können. Das will besagen, daß im Jenseits Wesen vorhanden sind, die für diesen speziellen Dienst bereit stehen, um Freunde, die der Tod getrennt hat, zusammenzubringen, wenn die Bereitschaft hierfür existiert und sie die Möglichkeit zu einer solchen Kommunikation anerkennen. Dann kann die Verbindung durch die Kenntnisse dieser Helfer hergestellt werden. Es handelt sich hierbei um die Geistigen Gesetze des 'In-Einklang-Bringens', die von Uneingeweihten nicht voll verstanden und gewürdigt werden. Es ist nicht so, daß hier Geister zitiert werden. Vielmehr suchen sie uns, wenn dies zum Wohl aller beiträgt, und sie geben sich unendliche Mühe, die Kluft zu überbrücken. Diejenigen, die uns vorangegangen sind, kommen von den Reichen des Lichtes zu uns zurück, weil sie uns lieben. Es muß aber zugleich gesagt sein, daß es andere Geister gibt, die von dieser Welt in einem Zustand der Finsternis, der Schwere und ohne Liebe weggegangen sind, weil ihre Herzen in Selbstsucht, Habsucht und Begierden verstrickt waren. Diese können nicht in ein Reich von Harmonie und Schönheit eingehen. Trotzdem finden sie Verständnis und Freundlichkeit, sobald sie Hilfe suchen. Diejenigen hingegen, die auf Erden einfach lebten und ihre Mitmenschen liebten, werden in einer Welt von großer Schönheit bald Gefährten finden. Sodann werden sie mit Wesen größerer geistiger Macht und Erleuchtung in Kontakt gebracht, die sie über die neuen Wege des Lebens belehren. Ich habe diese Beispiele aus vielen tausenden von Fällen ausgesucht. Alle waren trauernde Hinterbliebene, die von der geistigen Welt her aufgesucht wurden, um Beweise zu erhalten, daß ihre Lieben nach dem Tode weiterleben. Mein eigenes Wirken dauert nunmehr 60 Jahre, doch ich arbeite nicht allein. Mein innig geliebter geistiger Führer, der unter dem Pseudonym 'White Eagle' bekannt ist, hilft mir und leitet mich. In sehr vielen Fällen hat er nicht nur praktische Beweise über das Leben nach dem Tode gebracht, sondern zeigte auch außerordentliche Kenntnisse, wie jene in der geistigen Welt zu finden sind, die durch den Tod von ihren Freunden getrennt wurden und mit ihnen wieder zusammengebracht werden können."
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3