- 76 - hielt sie, vor allem auch deshalb, weil ich schon auf Erden sehr viel Zeit dem Studium der Jenseitswissenschaft geopfert hatte. Ich möchte nun erzählen, wie ich meine ersten Botschaften durchbekam und woran ich feststellen konnte, daß ich erfolgreich war. Wir hatten alles Notwendige gelernt, das zum engeren Kontaktschluß mit der Erde erforderlich war. Natürlich war ich allein dazu nicht in der Lage und hatte deshalb einen Helfer, den ich hier 'Beamten' nenne. Er begleitete mich bei meinem ersten Versuch. Wir begaben uns also zur Erde. In dem Zimmer, das wir aufsuchten, befanden sich noch zwei oder drei Leute, die sich erregt über das schreckliche Unglück des Unterganges der 'Titanic' und die unwahrscheinlich anmutende Tatsache unterhielten, daß eine Anzahl Menschen gerettet worden war. Dann hielten sie eine spiritistische Sitzung ab, und der Beamte zeigte mir, wie ich mich bemerkbar machen könne. Die dazu notwendige Macht ist der konzentrierte Gedanke. Ich mußte also versuchen, mich in die Anwesenden 'hineinzudenken'. Ich stellte mich mir noch im Fleische befindlich vor, in der Mitte des Zimmers stehend, während ein starker Lichtstrahl auf mich fällt. Dieses Bild mußte ich in mir festhalten und mich intensiv darauf konzentrieren: Ich war da, und die irdischen Anwesenden hatten sich dessen bewußt zu werden! Anfangs gelang mir das noch nicht, aber nach einigen vergeblichen Versuchen wurde mein eifriges Bemühen vom Erfolg gekrönt Die sensitiven Sitzungsteilnehmer sahen mich tatsächlich! Vorerst allerdings nur mein Gesicht. Aber das lag an mir, da ich mir bei dem Bild, das ich imaginativ von mir erschuf, nur mein Gesicht geistig vor Augen hielt. Ich konzentrierte mich einfach auf das, was sie am ehesten von mir erkennen würden. Auf die gleiche Weise sandte ich dann eine geistige Botschaft. Ich stellte mich neben das Medium und konzentrierte mich auf einen kurzen Satz, den ich wiederholt langsam und betont vor mich hin sprach. Das praktizierte ich unter ständiger intensiver Konzentration solange, bis das Medium den Satz teilweise aussprach. Daran konnte ich also erkennen, daß ich endlich Erfolg hatte, und ich muß bekennen, daß es mir relativ leicht fiel. Nun, ich kannte ja genau die Eigenarten der an der Sitzung beteiligten Menschen und die Bedingungen im Séanceraum. Viele jedoch, die kein so umfangreiches 'Fachwissen' von ihrem Erdenleben mitbrachten, konnten beim ersten Versuch keinerlei Eindruck bei den Séanceteilneh-mern hinterlassen. Bei dieser eben beschriebenen Sitzung war keiner meiner irdischen Familienangehörigen zugegen. Sie hätten mir zu jener Zeit auch wahrscheinlich jede Verbindung unmöglich gemacht, da ich ihren Kummer um meinen plötzlichen Tod sehr stark mitfühlte und deshalb nicht fähig gewesen wäre, mich ganz objektiv auf die Verbindung zu konzentrieren. Hier war mir das möglich - die ganze Atmosphäre war unpersönlich, und nichts wirkte ablenkend. Es war sehr vorteilhaft für die weitere Entwicklung, daß dieser erste Versuch nur eine Probe darstellte, um zu zeigen, ob es mir gelingen würde, bei mir zu Hause durchzudringen." Stead läßt sich nun noch weiter über die Kraft der Gedanken aus und berichtet: "Bei ihrem Bemühen, eine beweiskräftige Form der Verbindung zwischen Erde und Jenseits zu erreichen, haben die Menschen ihr Hauptaugenmerk immer auf die Möglichkeit der Wiederkehr bzw. Rematerialisation der verstorbenen Persönlichkeit gerichtet. Es fällt ihnen zumeist sehr schwer, jede andere, noch so zwingende Beweise vermittelnde Methode der Manifestation jenseitiger Intelligenzen zu akzeptieren. Diese vorgefaßte Meinung läßt sie sehr häufig den hervorragenden Wert direkter Gedankenverbindung - die sehr viel persönlicher und von äußeren Umständen unabhängiger ist, als andere Formen - verkennen oder gar geringschätzen. Diese spezifische Form der Jenseitsverbindung schaltet aber eine ganze Reihe wesentlicher Fehlerquellen von vornherein aus, wie zum Beispiel die Verfärbung der Botschaft durch das Bewußtsein eines fremden Mediums oder anderer Sitzungsteilnehmer mit all ihren geistigen Gegensätzen und persönlichen Vorurteilen. Die persönliche Gedankenvermittlung oder -Übertragung ist eine viel wirksamere, besonders unmittelbare und eindrucksvolle Art der Verbindung, als von der Mehrheit der gläubigen Spiritisten gemeinhin angenommen wird. Konzentrierst du dich auf den Geist irgendeiner abgeschiedenen Person, so entwickelst du eine lebendige aktive Kraft, die wie eine elektrische Schwingung den Raum durchstößt. Nie wird sie ihr Ziel verfehlen. Richtest du deinen Gedankenstrahl an ein bestimmtes Wesen in der jenseitigen Welt, wird es sich unmittelbar dieser Kraft bewußt und wird deine Gedanken aufnehmen. Alle im Jenseits Lebenden sind ungleich viel sensitiver als die Erdenmenschen. Wird also ein zielgerichteter Gedanke an uns abgesandt, wirkt er wie ein tatsächli-
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