- 82 - Wahrheit, Halbwahrheit und Unwahrheit in die Richtung zu lenken, in welche sie diese haben möchten. Hier beginnt nun schon auf dieser Erde die große Schwierigkeit, die Wahrheit vom Betruge, von der Täuschung, unterscheiden zu können. Der einzelne Mensch versucht, wenn er interessiert und intelligent genug ist, angebotene Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Er überwacht, ob Versprechungen in Erfüllung gehen. Wenn sie es nicht tun, kann er nachträglich feststellen, daß er einer Falschinformation zum Opfer gefallen ist und muß für die Zukunft mißtrauischer werden. Wir Menschen auf dieser Erden können uns aber nie vollkommen dagegen sichern, immer wieder aufs neue getäuscht zu werden. Wir können ja nicht sämtliche uns zufließenden Nachrichten als Falschinformationen abweisen. Wenn wir leben wollen, müssen wir einer Vielzahl von Informationen vertrauen. Wir können aber, auch wenn wir intelligent genug sind, nicht immer mit Sicherheit erkennen, wo geschickte Täuschungen verborgen sind. Erst hinterher, wenn es zu spät ist, sind wir dann schlauer. Da nun die Bewohner der jenseitigen Welt, die ja überwiegend verstorbene Menschen sind, durch ihren Tod keine "Heiligen" geworden sind und zunächst noch alle ihre Fehler und Mängel aufweisen, muß auch bei dem Umgang mit ihnen immer die Möglichkeit einer beabsichtigten Täuschung in Betracht gezogen werden. Für viele erdgebundene Wesenheiten stellt sich doch die Frage, auf welche Weise sie auf dieser Erde eine andächtige und folgsame Zuhörerschaft erlangen können. Das Mittel dazu ist, wie die Erfahrung zeigt, sich einen klingenden Titel oder berühmten Namen zuzulegen oder sich als Engelfürst (Michael ist sehr beliebt) Maria, Christus oder Gott selbst auszugeben. Viele Menschen ersterben dann vor Ehrfurcht und wagen keine kritischen Fragen zu stellen oder harte Beweise zu verlangen. Ausführlich soll dieses Thema in einem nachfolgenden Band "Der Mensch und seine Bindung an Gott" behandelt werden. Ein Beispiel soll aber schon hier belegen, daß sich im Jenseitsverkehr der ganze Täuschungsablauf wie bei Menschen auf dieser Erde abspielen kann. Schalten sich sogar bösartige Geistwesen in den Jenseitsverkehr ein, was auch nicht selten vorkommt, so wird die Täuschung mit besonderer Raffinesse betrieben. Das alles muß nicht zwangsläufig eintreten, aber man sollte darauf gefaßt sein und seine Vorsichtsmaßnahmen treffen. Insbesondere darf man nie unsinnigen oder überzogenen Forderungen nachkommen, wie z. B. Hab und Gut zu verkaufen und auszuwandern oder einen Platz in einem Raumschiff anderer Sternenbewohner zu buchen, weil demnächst unsere Erde untergeht. Als Beispiel für Täuschung berichte ich auszugsweise die schlechten Erfahrungen, die der Däne Carolsfeld-Krausé in den Jahren vor 1924 bei seinem medialen Jenseitsverkehr gemacht hat. Dieser Verkehr fand teils in einer spiritistischen Gruppe statt, teils entwickelte sich bei ihm selbst eine stärkerwerdende Medialität, die zum medialen Schreiben und Hellhören führte. Bei seiner Verbindung mit den Jenseitigen wurde er trotz eigenen besten Willens in mannigfacher Weise getäuscht. Er schreibt darüber (2, S. 54): "Ein Geist läßt die Maske fallen. Je mehr der Geist Andreas festen Fuß in mir faßte, desto stärker wurde mein Drang, für den Spiritismus zu arbeiten, weshalb ich einer mehrfachen, auch von Andreas auf eine heimliche Anfrage wiederholten Aufforderung nachkam und mich zum Vorsitzenden des Vereins wählen ließ. Ich warb für seine Zwecke und führte verschiedene Reformen ein mit dem Ergebnis, daß der Verein sich rasch vergrößerte und eine ganze Schar Menschen um Andreas und die von ihm in unserem engeren Kreise empfangenen Verkündigungen sammelte. Von physischen Phänomenen, wie sie sonst in spiritistischen Vereinen vorzukommen pflegten, merkten wir noch nichts, und wenn wir gelegentlich fragten, ob wir dergleichen noch sehen würden, so wurde uns bedeutet zu warten, bis die Zeit erfüllt sei, dann würden uns alle Gaben des Geistes zuteil werden, eine Verheißung, die sich später im Überfluß erfüllte, soweit die Gaben des Geistes in Phänomenen bestanden. Zu jener Zeit versuchte ich wieder etwas Automatschrift, und da meldete sich ein Geist mit dem offenen Eingeständnis, derjenige gewesen zu sein, der mich betrogen hatte, indem er mit meiner Hand in Andreas Namen schrieb. Er erklärte, er habe im Einverständnis mit Andreas gehandelt und seinen Namen benutzt, weil ich damals nichts mit anderen Geistern zu tun haben wollte, jedenfalls ihren Absichten skeptisch gegenüberstand und nur darauf ausging, ein Medium für Andreas zu werden. Die wohlgemeinte Absicht sei gewesen, mir damit eine ernsthafte Warnung vor allzu großer Leichtgläubigkeit gegenüber Geistern zu geben, die vielleicht später kommen und Verhältnisse schaffen würden, die eine wirkliche Gefahr für mich werden könnten. Ich müsse selber Böses und Gutes erfahren, wenn ich Nutzen haben und mich entwickeln wolle, usw.
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