Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen (5)


   

11. Ausbildung und Wirksamkeit der Heiler

In Gutierrez Haus findet auch einmal jeden Monat zwischen 21 Uhr und 4 Uhr morgens im Anschluß an eine biblische Besinnung eine mediale Entwicklung angehender Heiler statt. Die Entwicklung der medialen Eigenschaften erfolgt in gleicher Weise, wie es auch bei europäischen spiritistischen Gemeinschaften der Fall ist. Es handelt sich dabei nicht um das Erlernen einer Fähigkeit, so wie man etwas schreiben oder Autofahren erlernen kann, sondern um das Ausschalten der eigenen Verstandestätigkeit und um das Zur-Verfügung-stellen an einen Geistführer aus einer anderen Welt. Dieser Meinung sind jedenfalls die philippinischen und auch europäischen paranormalen Heiler.

Der bekannte britische Heiler Harry Edwards (1893 - 1976, Heiler seit 1935) äußert sich zu den Problemen in diesem Zusammenhang in folgender Weise: (-16-)

"Die erste und vielleicht wichtigste Lehre, die der Heilungsschüler lernen muß, ist jene, daß er nicht heilt. Des Heilers Körper besitzt keine besonderen Fähigkeiten, die Krankheitsursache eines anderen Menschen festzustellen. Sein Geist besitzt nicht das Wissen, um den Heilungsvorgang zu kennen, und es gibt auch keine Technik, es zu lernen. Der Heiler ist lediglich das Werkzeug des Geistführers, der ihn als 'Heilungskanal' benutzt, sofern der Heiler bereit und fähig ist, sich mit ihm zu verbinden.

Jede Heilung ist eine bewußte intelligente Handlung durch ein Geistwesen. Deshalb ist es nicht möglich, daß wir uns die Heilungsfähigkeit durch irgendeine Technik selbst erwerben. Die Heilungskräfte wirken durch uns; sie stammen nicht von uns.

Aus dem Grunde, daß die Heilung von einer anderen Dimension aus erfolgt und wir bis jetzt noch nicht ihre genaue Handhabung verstehen können, ist kein Heiler in jedem Falle in der Lage, das Ergebnis der Behandlung vorauszusagen. Es liegt deshalb also nicht in der Macht des Heilers und außerhalb seiner Verantwortung, Prognosen zu geben.

Gleichzeitig sollte der Heiler jedoch der Heilungskraft des Geistführers niemals in seiner Vorstellung eine Grenze setzen. Häufig wurde ich einem chronischen Krankheitsfall gegenübergestellt. Mein normaler Verstand mochte denken, daß 'in diesem Falle sicher nichts mehr getan werden könne'. Doch zu meiner Überraschung und Freude sah ich auch erfolgreiche Heilungen unter diesen scheinbar 'unmöglichen' Bedingungen.

Ich führe den Fall der Frau eines Priesters der Methodisten an, die um Heilung ihres schwachsichtigen rechten Auges bat; ihr linkes Auge war bereits seit dreißig Jahren erblindet. Wir hielten es für höchst unwahrscheinlich, daß das blinde Auge geheilt werden könnte, weshalb wir uns auch nicht um dessen Heilung bemühten, sondern die Aufmerksamkeit allein nur auf Heilung des rechten Auges gerichtet wurde. Doch als die Behandlung beendet war, konnte sie auch mit dem linken Auge wieder vollkommen sehen. - Kurze Zeit nach dieser Heilung geschah eine ähnliche, und zwar die Heilung des Ohres eines anglikanischen Priesters, der viele Jahre völlig taub gewesen war. - Noch bemerkenswerter war der Fall eines jungen Mannes, dessen Wirbelsäule von Geburt an verkrüppelt war; sie war wie ein regelrechtes 'S' geformt, bildete einen Buckel und war völlig steif. Ich hatte mir gedacht, daß dieses Leiden so fortgeschritten und so tiefsitzend war, daß wir vernünftigerweise keine Änderung erwarten durften; aber wir machten den Versuch. Zu meiner Überraschung fühlte ich, daß die Wirbelsäule nachzugeben begann, biegsam wurde und sich geradestreckte.

So erfolgten Hunderte von gelungenen Heilungen, deren erfolgreichen Verlauf niemand mit 'gesundem Menschenverstand' vorauszusagen gewagt hätte, und die uns zeigen, wie gering unser Wissen über die ungeheuren Möglichkeiten des Eingreifens des Geistes und der Geisterwelt in das Bauwerk des Naturgesetzes ist.

Mrs. Burton ist in der Geistheilung von Gesicht, Gehör, Nerven- und Gemütsleiden geübt. Es stellte sich im Laufe der Jahre heraus, daß sie besonders als Werkzeug für die für jene Spezialgebiete zuständigen Geistführer geeignet ist. Daraus folgt, daß jeder Heiler für sein besonderes 'Fach' geschult werden kann, woraus sich weitere Rückschlüsse ergeben.

Es liegt auf der Hand, daß nicht ein einziger Geistführer sämtliches Heilungswissen besitzen kann, so wie auch ein irdischer Arzt nicht sämtliche menschlichen Krankheitsbedingungen und deren Heilungsmethoden kennen kann, denn andernfalls hätten wir keine Spezialisten. Es ist also offensichtlich, daß es auch 'jenseitige Spezialisten' gibt, die eingehender einen bestimmten Heilungsaspekt und dessen beherrschende Gesetzeskräfte studiert haben als andere Geistführer. Deshalb werden jene Geistführer, die am besten für die Behandlung bestimmter Leiden geeignet sind, von der Geistigen Organisation einem bestimmten ebenfalls geeigneten irdischen Helfer 'zugeteilt', um durch diesen die bestmögliche Behandlung durchzuführen."

Hier erhebt sich jetzt die Frage, ob die auf den Philippinen ausgeübten paranormalen Heilmethoden vielleicht eine jahrhundertlange Tradition haben und eventuell Volksreligionen und der Volksheilkunde entstammen. Auf den Philippinen und bei der Union Esperitista Cristiana ist aber derartiges nicht bekannt. Diese Heilmethoden haben sich erst im 20sten Jahrhundert auf dem Boden des christlichen Spiritismus entwickelt. Andererseits ist aber ihre äußere Ähnlichkeit mit schamanistischen Praktiken unverkennbar. Weiter muß man bedenken, daß die Völkerschaften der Philippinen mit schamanistischen Völkern rassisch verwandt sind. Vielleicht ist das gemeinsame Erbgut die gemeinsame Ursache dieser eng verwandten paranormalen Erscheinungen.

 

 

12. Materialisations-, Dematerialisations- und Apportvorgänge bei Heilern

Ein Phänomen der philippinischen Heiler, das bereits kurz angedeutet wurde, soll jetzt behandelt werden. Auf dem Land, fern ab von den Städten, holen Heiler nicht nur Gewebeteile aus den Patienten heraus, sondern auch Pflanzenteile (siehe Bild 11), blutige Watte und andere Dinge. Den Patienten wird dann gesagt, daß diese Dinge durch schwarze Magie in den Körper hineingebracht worden seien. Das ist nicht völlig unmöglich. Bei schweren, personengebundenen Spukfällen ist so etwas schon hin und wieder beobachtet worden.

Der Fall der Gottliebin Dittus, der von dem Pfarrer Johann Christoph Blumhardt untersucht und geheilt wurde, ist da ein markantes, wenn auch historisches Beispiel. (-17-) Auch bei Gottliebin Dittus kamen die erstaunlichsten Dinge, allerdings ohne Operation aus dem Körper heraus.

In Brasilien gab es bis vor kurzem eine 50jährige Frau, Dona Lucrecia, bei der laufend seit ihrem 15. Lebensjahr Nadeln und Drahtstücke durch die Haut hindurch aus dem Leib austraten. Meist wurden sie dann mit einer Zange vollends herausgezogen. Das Wesentliche ist nun, daß diese Metallteile auch röntgenologisch dicht unter der Haut nachzuweisen waren, auf einer Aufnahme beispielsweise mehr als 120 Nähnadeln. In einem Film der Provobis-Filmgesellschaft ist dieser Fall 1970 vorgestellt worden.

Einen gleichartigen Fall konnte der österreichisch-deutsche Filmregisseur Rolf Olsen (1919-1998) in seinem Dokumentarfilm "Die Reise ins Jenseits" (1975) in Brasilien filmisch festhalten. Eine Amerikanerin, deren Sohn sich aus enttäuschter Liebe zu einer Brasilianerin schweizerischer Abkunft namens Otilia Bertoldi das Leben genommen hatte, bestellte aus Rache Jahr für Jahr einen Voodoo-Zauber zur Schädigung der Otilia. Das Ritual wurde jeweils in der Nacht des bösen Dämonen Eschu vom 21./22. April vor einem ihm geweihten Altar vorgenommen. Dabei stach eine bezahlte Priesterin unter gemurmelten Verwünschungen einer einfachen Stoffpuppe eine Reihe von Nadeln in den Körper. Die Stoffpuppe symbolisierte dabei das in Indaiatuba lebende Opfer. Diesen Vorgang konnte Herr Olsen filmen, ohne zunächst zu wissen, worum es dabei eigentlich ging, denn Einzelheiten erfuhr er erst später.

Durch einen Hinweis eines Paters Quevedo wurde Herr Olsen auf das Opfer aufmerksam und erfuhr, daß dieses sich, wie schon dreimal in früheren Jahren, in die Behandlung eines Krankenhauses begeben mußte. Die dort auf Veranlassung Olsens angefertigten Röntgenaufnahmen (Bild 24), die mir im Original vorgelegen haben, zeigten 17 Nadeln oder Stahlstifte, die in die Weichteile und Muskulatur der Unterarme und Hände eingebettet waren, und zwar derart, daß sie nicht von außen durch die Patientin selbst eingestochen sein konnten. Durch eine Operation, die Herr Olsen ebenfalls filmte, wurden die Nadeln durch den Chirurgen Dr. Ramos entfernt.

 

Bild 24: Röntgenaufnahme vom 24. 4. 1975 in zwei Ebenen des linken Unterarmes der magisch befallenen Otilia B. in Brasilien. Bereits das vierte Mal sind ihr jeweils in der Nacht vom 21. zum 22 April von einer Umbanda-Priesterin Nadeln in die Unterarme hineingezaubert worden. 1975 waren es 17 Stück. Röntgenaufnahme vom 24. 4. 1975 in zwei Ebenen des linken Unterarmes der magisch befallenen Otilia B. in Brasilien. Bereits das vierte Mal sind ihr jeweils in der Nacht vom 21. zum 22 April von einer Umbanda-Priesterin Nadeln in die Unterarme hineingezaubert worden. 1975 waren es 17 Stück.

 

Ähnliche Phänomene werden nun wie gesagt auch bei gewissen philippinischen Heilern beobachtet. Aber sie holen solche Dinge nicht nur vor den Augen der Zuschauer aus den Patienten heraus, sondern praktizieren z. B. Watte auf die gleiche Weise in den Körper hinein. Jedenfalls hat der Zuschauer den Eindruck, daß die Watte in dem Körper verschwindet. Die Hände des Heilers sind hinterher leer.

Ein solchen Vorgang konnte ich am 5. 3 .1973 bei der Heilerin Josephin Sison (Bild 25) aus Barangobong bei Villiasis filmen. Dr. Naegeli diente dabei als Versuchsperson. Ihm führte die Heilerin die Watte in die Brust ein. Der Vorgang war für ihn schmerzhaft.

 

Bild 25: Die Heilerin Josephine Sison bei einer medialen Diagnosestellung in ihrem Behandlungsraum in Barangobong bei Villiasis im März 1973. Die Heilerin Josephine Sison bei einer medialen Diagnosestellung in ihrem Behandlungsraum in Barangobong bei Villiasis im März 1973.

 

Für die anwesenden Beobachter, auch mich, sah es so aus, als ob die Watte wirklich in den Körper eingearbeitet wurde. Die Auswertung der Filmaufnahmen zeigte aber später, daß die Watte in der Luft immer dünner und durchsichtiger wurde, sich auflöste und dadurch verschwand. Wir hatten also erstmals einen Vorgang der sog. Dematerialisation mit dem Film erfaßt. Es ist anzunehmen, daß die Heilerin den genauen Sachverhalt der von ihr vorgenommenen Prozeduren selbst nicht kannte. Die Bilder 26–30 zeigen fünf Aufnahmen des Filmes in einem zeitlichen Abstand von 1,5 Sekunden bzw. 0,5 Sekunden.

 

Bild 26: Josephine Sison schiebt am 5.3.1973 einem Patienten (Dr. med. Nägeli aus Zürich) zu Heilungszwe-cken scheinbar Watte in den Körper. Tatsächlich löst sich die Watte zwischen den Händen der Heilerin über dem Leib des "Patienten" auf, sie dematerialisiert sich. Josephine Sison schiebt am 5.3.1973 einem Patienten (Dr. med. Nägeli aus Zürich) zu Heilungszwe-cken scheinbar Watte in den Körper. Tatsächlich löst sich die Watte zwischen den Händen der Heilerin über dem Leib des "Patienten" auf, sie dematerialisiert sich.

 

Bild 27: Dematerialisation von Watte, 1,5 Sekunden nach Bild 26. Das untere Ende des Wattebausches hat sich schon dematerialisiert. Dematerialisation von Watte, 1,5 Sekunden nach Bild 26. Das untere Ende des Wattebausches hat sich schon dematerialisiert.

 

Bild 28: Dematerialisation von Watte bei der Heilerin Josephine. 0,5 Sekunden nach Bild 27. Dematerialisation von Watte bei der Heilerin Josephine. 0,5 Sekunden nach Bild 27.

 

Bild 29: Dematerialisation von Watte. 0,5 Sekunden nach Bild 28. Dematerialisation von Watte. 0,5 Sekunden nach Bild 28.

 

Dematerialisation von Watte. 0,5 Sekunden nach Bild 29. Die Watte hat sich schon fast vollständig aufgelöst und ist nicht etwa mechanisch in den Körper hineingeschoben worden. Eine halbe Sekunde später ist von der Watte nichts mehr zu sehen. Die Heilerin hat während des Vorganges mit ihren Fingern nur geringe Bewegungen gemacht, als ob sie die Watte in den Leib des Patienten hineinschöbe.

Bild 30: Dematerialisation von Watte. 0,5 Sekunden nach Bild 29. Die Watte hat sich schon fast vollständig aufgelöst und ist nicht etwa mechanisch in den Körper hineingeschoben worden. Eine halbe Sekunde später ist von der Watte nichts mehr zu sehen. Die Heilerin hat während des Vorganges mit ihren Fingern nur geringe Bewegungen gemacht, als ob sie die Watte in den Leib des Patienten hineinschöbe.

 

Es ist nun denkbar, und darauf habe ich ja bereits hingewiesen, daß der umgekehrte Vorgang, das Herausholen von Gegenständen oder Geweben aus den Körpern von Patienten oftmals eben nur scheinbar ein Herausholen ist und in Wirklichkeit die Umkehrung der Dematerialisation, also die Materialisation ist. Echte Beweise dafür geben unsere Beobachtungen und Filmaufnahmen aber nicht.

Die Vermutung eines Materialisationsvorganges drängt sich relativ häufig bei gewissen Eingriffen von Tony Agpaoa geradezu auf. In vielen Fällen ist für die Beobachter und auf Film- und Photoaufnahmen nämlich deutlich sichtbar, daß Agpaoa den Leib des Patienten nicht eröffnet hat, sondern mit den Händen nur eindrückt. Statt dessen erscheint auf dem Leib eine glänzende, oft durchsichtige, manchmal gallertartig aussehende Auflage, die oft rot geflammt erscheint, möglicherweise durch Blut, das darunter liegt. Bild 31 (-18-) zeigt einen solchen Vorgang.

Oberflächliche Beobachter haben in diesen Fällen sofort behauptet, daß es sich um betrügerisch aufgelegte Plastikfolien handele und dadurch der Beweis der Täuschung erbracht sei. Genaue Betrachtung derartiger Bilder zeigt aber, daß aufgelegte Plastikfolien ganz anders aussehen würden. Man kann zunächst also nur den Vorgang einer Materialisation vermuten, der in diesem Zusammenhang aber nicht ungewöhnlich wäre.

 

Bild 31: Tony Agpaoa bei der Behandlung eines Patienten. Der Nacken ist nicht eröffnet, sondern unter den Händen des Heilers hat sich vorübergehend eine glänzende, rot geflammte, gallertar-tige Auflage gebildet, eine sog. Materialisation.
(Entnommen aus Literaturangabe 25, Seite 106.)
Tony Agpaoa bei der Behandlung eines Patienten. Der Nacken ist nicht eröffnet, sondern unter den Händen des Heilers hat sich vorübergehend eine glänzende, rot geflammte, gallertar-tige Auflage gebildet, eine sog. Materialisation.

 

Die für eine solche sog. Materialisation benötigte Materie wird mit ziemlicher Sicherheit der Umgebung entzogen. Vielleicht spielt in diesem Zusammenhang auch die Watte eine Rolle, die fast jeder Heiler reichlich bei seinen Eingriffen verwendet. Sie ist im allgemeinen mit Wasser getränkt. Der Heiler hält und bewegt sie während des Eingriffes zwischen den Händen.

Über die Notwendigkeit und Bedeutung der Watte geben die Heiler unterschiedliche, aber nicht sehr überzeugende Auskünfte. Möglicherweise wissen sie selbst nicht genau, wozu die Watte dient und ob sie unbedingt erforderlich ist. Man muß aber zumindest in Erwägung ziehen, daß die Watte als Materielieferant für die vermuteten Materialisationsvorgänge dient oder dienen könnte.

Wenn Beobachter argwöhnisch sind, daß die Watte nur den Zweck hat, Gewebeteile und Blut in das "Operationsgebiet" zu schmuggeln, gestatten es die Heiler, daß der Beobachter die Watte aus originalverpackten Paketen selbst entnimmt oder eigene Watte mitbringt und diese dann auch selbst mit klarem Wasser tränkt.

Parapsychologisch nicht vorgebildete Betrachter von Bildern und Filmen über paranormale quasichirurgische Eingriffe können es häufig in keiner Weise fassen, daß ein Patientenkörper sich ohne Messer öffnen lassen und nachher narbenlos wieder schließen soll. Derartiges geht über ihr Vorstellungsvermögen hinaus, was bedeuten soll, daß es außerhalb ihrer Erfahrungswelt liegt. Diesen Betrachtern ist zu sagen, daß man sogar in der normalen Physik manche Substanzen (vor allem Metalle) nicht nur dadurch auftrennen kann, daß man sie zersägt oder zerschneidet, sondern auch dadurch, daß man sie durch besondere physikalische Einflüsse (erhöhte Temperatur oder bei Eis z. B. nur durch erhöhten Druck) in einen anderen Aggregatzustand überführt, nämlich in den flüssigen oder gasförmigen Zustand. In diesem Zustand sind die Materialien dann ohne Säge durchtrennbar. Wenn man den Vorgang sehr vorsichtig macht, kann man nach Fortfall des besonderen physikalischen Einflusses, beispielsweise der hohen Temperatur, die durchtrennten Materialien sogar wieder zusammenschweißen, ohne daß im Sonderfall die frühere Trennstelle sichtbar ist. Sehr anschaulich läßt sich das bei einem Eisblock durchführen, dem eine Drahtschlinge mit einem angehängten Gewichtsstück umgelegt wird. Nach Verlauf etwa einer Stunde ist der Draht durch den Eisblock hindurchgewandert, ohne daß er dabei zerbrochen oder die Trennstelle auffällig sichtbar wäre.

Möglicherweise ist es auch bei den Phänomenen der philippinischen Heiler und bei anderen, ähnlich gelagerten paraphysikalischen Vorgängen so, daß die Materie vorübergehend in einen anderen, uns noch unbekannten Aggregatzustand versetzt und dabei durchtrennbar und durchdringbar wird.

Die bei philippinischen Heilern beobachtbaren Materialisations- und Dematerialisationsvorgänge sind, wie bereits erwähnt, nicht völlig neuartig, sondern sind bei europäischen und amerikanischen Medien in Experimentalsitzungen oftmals beobachtet worden. Zwei Berichte als Beispiele sollen das belegen. Zuerst ein Bericht von Dr. Janos Toronyi (-19-), der bis Ende 1944 Präsident der Ungarischen Parapsychologischen Gesellschaft und anschließend Präsident der Sociedad Argentina de Parapsicologia war. Er experimentierte u. a. von 1923 bis 1938 in Budapest mit dem Kunsttischler und Medium Ludwig Pap. Hier der Bericht: (-20-)

"Bei Ludwig Pap, dem besten ungarischen Apportmedium, waren gewisse Perioden in Hinsicht auf die Beschaffenheit der Apportgegenstände festzustellen. In den einzelnen Perioden wurden immer Gegenstände von derselben Natur materialisiert. Am Anfang kamen Zweige und Blätter, Blumen, später viele Steine, Sand, Staubzucker, Mörtel, Mehl, Weizen, Gerste, Grieß, und es gab eine Periode, in der Bohnen aus der Luft fielen, einem Regen vergleichbar, und das ganze Zimmer bedeckten. Auf ähnliche Weise fielen auch Maiskörner. Der Sand, Staubzucker, das Mehl fielen minutenlang langsam, gleichmäßig auf die phosphoreszierende Platte des Tisches. Dies geschah so, daß das Medium ein leeres, schütter geflochtenes Körbchen, welches mit einer phosphoreszierenden Substanz bestrichen war, in die Hand nahm; der Sand, Staubzucker, das Mehl, der Weizen, die Gerste, der Grieß scheinen aus diesem herzukommen. Vielleicht war dieser enge Rahmen zur Kondensierung und Materialisierung dieser Stoffe geeigneter.

Es gab eine Periode, in welcher die Gegenstände nicht aus der Luft, sondern unter der Hand des Mediums Ludwig Pap auf der phosphoreszierenden Platte entstanden. Da legte die Versuchsperson die rechte Handfläche auf die Platte, und als sie die Hand aufhob, fanden wir unter ihr Zweige, Blumen, Palmkätzchen, Steine, Würfelzucker usw. Es sah aus, wie wenn diese Gegenstände unter der Hand des Mediums aus dem Tisch gewachsen wären.

Ich halte es für bemerkenswert, daß einmal Ludwig Pap die Hand des im Kreise sitzenden Oberst Zdenko Thour mit der inneren Handfläche nach unten auf die phosphoreszierende Platte legte und auf die Hand des genannten Herrn die Hände von noch drei Teilnehmern und endlich auf diese seine eigene Rechte drückte. Nach einigen Sekunden deutete Oberst Thour an, daß unter seiner Hand ein harter Gegenstand wachse, seiner Meinung nach ein Stein, und daß er ihn dauernd wachsen fühle. Als sie die Hände auf Anweisung der Kontrolle wegnahmen, fanden wir auf der phosphoreszierenden Platte einen glatten Stein in der Größe von einem Hühnerei, welchen ich in meine Sammlung einreihte. In derselben Periode wurden wir Zeugen davon, daß der phosphoreszierenden Platte Würfelzucker entwuchs. Als er seine volle Größe erreicht hatte, verminderte er sich allmählich, bis er total verschwand. Nach einigen Minuten fiel er aber aus der Luft auf die Platte. Das Phänomen wiederholte sich öfters in der Weise, daß wir alle den Würfelzucker betasteten, wenn er seine volle Größe erreicht hatte, ihn dann aber auf die Platte zurücklegten, damit wir seine Verminderung und seinen Fall aus der Luft sehen konnten. Die Objekte befinden sich noch heute in meiner Sammlung."

Zu dem Regen von Bohnen und Maiskörnern des vorstehenden Berichtes ist vergleichsweise zu berichten, daß ich am 11. 03. 1973 bei einer Heilbehandlung durch den damals 71 Jahre alten Heiler Franzisco Sarmiento aus San Manuel bei Tarlac aus 50 cm Abstand sah, wie auf dem entblößten Bauch einer älteren Patientin Reiskörner sichtbar wurden. Sie fielen in diesem Fall nicht von der Zimmerdecke herab und wurden auch nicht geworfen, sondern erschienen lautlos auf der Bauchhaut. Von dort las sie der Heiler mit seinen unbeholfenen und abgearbeiteten Händen sorgsam auf.

Der nächste Bericht betrifft eine zeitweilige Dematerialisation und stammt von dem isländischen Theologieprofessor Dr. Haraldur Nielsson (1868-1928). Er nahm ab 1904 in Reykjavik an Versuchen teil, die mit einem jungen Buchdruckerlehrling Indridi Indridason vorgenommen wurden. Der Bericht lautet: (-21-)

"Dreimal bekamen wir ein Phänomen, das den meisten unglaubhaft erscheint: der linke Arm des Mediums wurde ganz dematerialisiert. Der Arm verschwand vollständig und war nicht zu finden, obgleich wir Licht machten und das Medium genau untersuchten. Am letzten Abend wurden sieben Personen ernannt, die das Phänomen untersuchen sollten. Sie trugen das Licht um das Medium herum, aber der leere Ärmel hing herab. Es wurde ihnen erlaubt, ihn um die Schulter herum anzufühlen, nur entblößen durften sie diese nicht. Die sieben Mitglieder dieses Untersuchungskomitees unterschrieben alle an Eides statt eine Erklärung darüber. Ich weiß sehr gut, daß dieses Phänomen selten ist, aber doch an anderen Orten nicht unbekannt. Es ist mir von meiner Korrespondenz mit einem psychischen Forscher in Frankreich bekannt, daß es später dort beobachtet und wohl auch photographiert worden ist."

Abschließend ist zu diesen sog. Materialisations- und Dematerialisationsvorgängen in der Parapsychologie zu sagen, daß sie nicht mit Dematerialisationsvorgängen in der Physik gleichgesetzt werden dürfen, wie sie beispielsweise in Atomreaktoren und in Sonnengestirnen auftreten. Hier wird Materie für dauernd und nicht nur vorübergehend in Energie, vorzugsweise Energie elektromagnetischer Strahlung, umgewandelt. Dabei liefert die Umwandlung von einem Gramm Materie eine Energie von 9 mal 10^13 Wattsekunden, also fast 100 Billionen Wattsekunden. Energiebeträge in diesen Größenordnungen werden aber bei paranormalen Vorgängen niemals freigesetzt. Die Sonne verliert übrigens durch ihre Energiestrahlung jede Sekunde eine Masse von 4,22 Milliarden Kilogramm.

Wenn bei paranormalen Vorgängen von Dematerialisation die Rede ist, so ist dabei ein uns physikalisch bislang unerklärbarer Vorgang gemeint, bei dem Materie, häufig nur vorübergehend, in einen uns unbekannten Zustand übergeht und dabei unsichtbar wird. Das Phänomen, seit über 150 Jahren bekannt, ist naturwissenschaftlich hochbedeutsam und wird bei seiner späteren Aufklärung unser physikalisches Weltbild beträchtlich erweitern.

Insgesamt gesehen sind bei den paranormalen Heilmethoden noch viele Fragen offen und bedürfen dringend der weiteren Untersuchung. Leider kann man mit den Heilern aber nur schwer oder gar nicht experimentieren. Man muß bedenken, daß Filmaufnahmen und alle Untersuchungen wegen des apparativen Aufbaus und der damit verbundenen Unruhe sowieso schon stören. Weiter findet alles während der laufenden Sprechstunde statt, in der viele Patienten auf die Behandlung warten, aber nicht darauf, als Versuchskaninchen verwendet zu werden. So lassen sich die Phänomene nur schwer lenken und experimentell in den Griff bekommen. Insofern ist noch viel geduldige Arbeit zu leisten, die wohlwollendes Entgegenkommen der Heiler voraussetzt. Leider kann man das aber nicht unbedingt erwarten, denn bislang gehört es zum guten Ton, die Heiler als Betrüger hinzustellen.



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