Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen (10)


   

Im Frühjahr 1979 zeigte Prof. v. Ditfurth im ZDF zwei neue "Querschnitt-Sendungen" unter dem Titel "Synthetische Wunder". Wiederum ging es um Astrologie. Doch in der zweiten Sendung vom 2. Mai 1979 mit dem Untertitel "Spielarten modernen Aberglaubens" wurde im vorderen Teil speziell die Parapsychologie abgehandelt, PSI-Phänomene, wie Ditfurth sie nannte. Hier hatte er sich Uri Geller mit seiner Löffelbiegerei aufs Korn genommen. Um ihn zu "entlarven" war der amerikanische Zauberkünstler Randi vor die Kamera geholt worden, der in den USA seinen Lebensunterhalt damit verdient, paranormale Phänomene mehr schlecht als recht nachzuahmen. Randi führte auch in dieser Fernsehsendung die Metallbiegerei als Trick unter Bedingungen vor, wie sie bei den echten Paraphänomenen in der Regel nicht vorliegen. Der Zauberkünstler verbog z. B. einen von ihm mitgebrachten und vorher (durch vielmaliges Vorbiegen) präparierten Löffel, nicht aber einen Metallgegenstand fremder Herkunft und ohne ihn anzufassen, wie es bei echten paranormalen "Löffelbiegern" beobachtet werden kann.

Da die Fernsehzuschauer derartiges meistens noch nicht gesehen hatten und daher nicht kannten, konnte in ihnen leicht der Eindruck erweckt werden, daß die ganzen paranormalen Erscheinungen doch nur Trick und Schwindel sind.

In einer Fernsehkritik vom 4. Mai 1979 las ich:

"Ditfurth lieferte recht handfeste Beweise für die Unhaltbarkeit all solcher Phantasmagorien, 'psychische Umweltverschmutzung', wie er es nannte."

Wörtlich sagte der Professor am Schluß seiner Sendung:

"Der Aberglaube ist kein harmloses Phänomen und keine Privatangelegenheit, sondern eine ernstzunehmende Gefahr. Er stört den Kontakt mit der Realität."

 

Mit dieser Einstellung machte sich Ditfurth auch an die "Entlarvung" der philippinischen Heiler, deren Treiben ihm ja schon als Arzt ein Dorn im Auge sein mußte.

Im Mai 1982 flog er mit einer Filmgruppe der Firma GEO-Film auf die Philippinen. Über verschiedene Personen, die ihn dort an Ort und Stelle erlebten, erfuhr ich, in welcher Weise er dort aufgetreten war und welche Schwierigkeiten sich für ihn daraus ergaben. Insbesondere wurde ich eingehend von dem damaligen Direktor des Goethe-Instituts in Manila unterrichtet, der sich seit mehreren Jahren eingehend mit den Vorgängen um die philippinischen Heiler befaßt hatte. Beispielsweise veranstaltete er mehrfach zusammen mit Heilern Film-Foren in den Räumen seines Instituts, die sehr gut besucht waren und in der Presse freundlichen Widerhall fanden. Aus allen Vorinformationen konnte ich klar erkennen, daß der neue Film eine scharfe Verurteilung der philippinischen Heiler bringen würde.

Ende Oktober 1982 war der Film als Gemeinschaftsproduktion von GEO-Film, Zweitem Deutschen Fernsehen (ZDF) und Österreichischem Fernsehen (ORF) unter dem Titel "Das Geschäft mit dem Wunder" zur Aussendung fertiggestellt.

Um das Publikum auf die angekündigte Sendung im ZDF am 31. Oktober 1982 gebührend aufmerksam zu machen, erschienen am 25. Oktober im "Spiegel" (Nr. 43, S. 262 f) und in der Zeitschrift "GEO – Das neue Bild der Erde" (Nr. 11/1982. S. 44 f) je eine Vorveröffentlichung von Prof. v. Ditfurth über seinen Film. Im "Spiegel" trug sie den Titel. "Philippinische Wunderheiler entlarvt, Fauler Zauber. In der Fernsehsendung 'Querschnitt' enthüllt Hoimar v. Ditfurth die Tricks philippinischer Geistheiler", und in der Zeitschrift GEO lautete die Überschrift "Das Geschäft mit dem Wunder".

Zur Erläuterung des Artikels im Spiegel gebe ich hier eine Erwiderung des damaligen Direktors des Goethe-Instituts in Manila wieder, die er als Leserbrief an die Spiegelredaktion gerichtet hatte. Wie bei dieser Zeitschrift nicht verwunderlich ist, wurde der Abdruck wegen "Platzmangels" abgelehnt. Daher erfolgt hier eine wörtliche Wiedergabe:

 

 

Die Vorveröffentlichung in der Zeitschrift GEO ist wesentlich ausführlicher als im "Spiegel". Ditfurth gibt umfangreiche Milieu-Schilderungen, doch als Kernaussage über die blutigen Behandlungen kann folgendes gelten (GEO 11/1982, S. 57):

"Aber überall wird das gleiche geboten: knetende Handbewegungen, immer mit dem Handrücken zum Betrachter. Das Fließen von Blut, in dem insbesondere Labo förmlich schwelgt. Das scheinbare Verschwinden eines oder mehrerer Finger im Körper des Patienten. Das Zutagefördern von Blutgerinnseln oder Gewebestückchen.

Mit langer Brennweite und in Zeitlupe halten wir im Film fest, wie die 'Heiler' die kleinen Gewebestücke schnell und geschickt aus den von ihren Assistenten zugereichten Tüchern und Wattebäuschen klauben, bevor sie diese vor den Augen des andächtig staunenden Publikums ans Tageslicht befördern. Wie sie die typischen 'Blutpfützen' geschickt dazu benützen, abgeknickte Fingerglieder verschwinden zu lassen und so den Eindruck des Eindringens in den Körper zu suggerieren."

Hieraus ergibt sich klar, wie man es auch aus seinen zwei eigenen Filmaufnahmen erkennen kann, daß Ditfurth nur körperoberflächennahe Abhandlungen gesehen hat, bei denen keine tatsächliche Durchdringung der Bauchdecke stattfindet. Es traten nur die paranormalen Materialisationen von Gewebeteilen und blutiger Flüssigkeit auf. Doch mit derartigen Erklärungen kann Ditfurth nichts anfangen. So etwas kennt und glaubt er nicht. Wörtlich sagte er (GEO, S. 56):

"Bei einer solchen Argumentation wird jede weitere Diskussion sinnlos."

Besondere Betonung legt Ditfurth sowohl in seinen Zeitungsartikeln als auch in dem Film "Das Geschäft mit dem Wunder" darauf, daß die philippinischen Heiler sich seiner Meinung nach unmäßig bereichern. Einem Heiler (June Labo), mit dem er sich besonders stark angelegt hat, rechnet er einen angeblich steuerfreien Monatsverdienst von 1 Mil. DM vor. Und solch ein Heiler beute auch sehr minderbemittelte Patienten aus. Als "Beweis" führt Ditfurth in Wort und Bild einen Stuttgarter Ingenieur Max-Ulrich Voelter an, der seit Jahren durch eine schwere Multiple Sklerose an den Rollstuhl gebunden ist und der durch Sparsamkeit und Kontoüberziehung 15.000,- DM für seinen Lebensunterhalt und die Behandlung bei June Labo zusammengebracht hat. Wörtlich heißt es dann (GEO, S.58):

"Den größeren Beitrag davon wird er in den Taschen der Heiler zurücklassen." –

Gegen diese einseitige Darstellung hat sich Herr Voelter durch eine eigene Erklärung heftig zur Wehr gesetzt. Sein Bericht folgt hier wörtlich:

 

 

Abschließend zu dem Fall Voelter und im Hinblick auf das Mercedesauto, das June Labo besitzt, sagt Prof. v. Ditfurth in seinem Film:

"Ist das wirklich unvermeidlich, daß dieser arme Kerl da im Rollstuhl diesen Mann da mit seiner Luxuskarosse finanziert?"

Übrigens möchte ich wetten, daß Ditfurth auch einen Mercedes fährt, der letztenendes über die Rundfunkgebühren weniger verdienender Zuschauer unterhalten wird. Umsonst arbeitet der doch bestimmt nicht.

June Labo ist heute und war 1982 einer der eindrucksvollsten philippinischen Heiler. Sein Reichtum kommt hauptsächlich von seiner japanischen Ehefrau, die aus wohlhabender Familie stammt. Ich selbst habe ihn 1973 und 1980 nicht gesehen und gefilmt. Damals war er noch verhältnismäßig unbekannt. Ich hörte seinen Namen nur einmal beiläufig, ohne zu erfahren, wo er wohnte.

Ditfurth bemühte sich darum, Labos Arbeitsweise im Film festzuhalten. Wie das ablief, schildert June Labo mit folgenden Worten (-31-):

"Dr. v. Ditfurth war bei seinem kurzen Aufenthalt hier auf den Philippinen bei mir, um bei mir zu filmen. Zunächst einmal betone ich:

Dr. v. Ditfurth hat keine einzige meiner Operationen gesehen!

Er kam in mein Haus, von einem Amerikaner namens Nick Nichols begleitet, und fragte mich, ob es möglich wäre, einen Film bei mir über meine Arbeit zu machen. Ich erlaube Forschern, Wissenschaftlern, Ärzten und Journalisten, meine Operationen zu beobachten und zu filmen, wenn sie freundlich und ehrlich sind und in einer guten Absicht herkommen. Wenn solche Leute kommen, bin ich durchaus bereit und aufgeschlossen. Viele Forscher haben bei mir gefilmt, ohne daß ich Geld dafür genommen habe. Dr. v. Ditfurth sagte, in Manila hätte er Heilern 100 Pesos geboten oder hätte gar nichts zu bezahlen brauchen. Mir wollte er 1.000 Pesos bieten, weil ich ein sehr bekannter Heiler sei. Die ganze Art seines Auftretens wirkte nicht ehrlich und die herablassende Art, in der er mir 1.000 Pesos anbot, empfand ich als Philippino als eine Beleidigung.

Er sagte etwas anderes als er dachte! Daher sagte ich ihm: 'Es tut mir leid, Doktor, ich kann nicht 1.000 Pesos für einen Dokumentationsfilm annehmen. Sie wissen, ich habe einen Dokumentationsfilm mit Alan Neumann und Burt Lancaster gemacht, wobei es um Summen von 30.000 Dollar ging, und Sie bieten mir 1.000 Pesos, das sind etwa 100 Dollar, an!' Dr. v. Ditfurth meinte, daß 1.000 Pesos für die Philippinen doch ein gutes Geld wären. Diese herablassende Bemerkung war eine Beleidigung für mich, er hielt wohl uns philippinische Heiler für primitive Analphabeten, die gierig nach jedem Geldschein greifen. Es war eine Beleidigung für mich und würde meinen Ruf auch unter den anderen Heilern zerstören, wenn ich seine 1.000 Pesos angenommen hätte. So antwortete ich ihm: 'Dr. v. Ditfurth, Sie bieten mir 1.000 Pesos, damit sie filmen können, ich biete Ihnen 5.000 Pesos, wenn Sie nicht bei mir filmen.' Daraufhin wurde er sehr ungehalten und zornig und sagte, ich hätte ihm seine Zeit gestohlen. Hierauf habe ich geantwortet: 'Ich erinnere Sie daran, Doktor, daß ich nie Ihre Zeit in Anspruch genommen habe! Denn Sie sind ins Nagoya gekommen, und ich habe Sie nicht gerufen.'

Am nächsten Tage kam der amerikanische Begleiter des Herrn v. Ditfurth und brachte meiner Frau einen großen Blumenstrauß und entschuldigte sich für das taktlose Benehmen seines gestrigen Begleiters. Er sagte: 'That man acted unhuman!' Der Amerikaner durfte dann kostenlos bei mir eine Woche lang filmen und fotografieren, was er wollte. Soviel dazu, warum Dr. v. Ditfurth nicht bei mir filmen durfte."

Ditfurth erlebte bei June Labo also eine Abfuhr. Dafür hat er sich aber sowohl in der Zeitschrift GEO (S. 58) als auch in seinem Film entsprechend gerächt. Er behauptete:

"Wir entdeckten, daß 'Reverend' June Labo auf seinem weitläufigen Anwesen auch ein als Nachtklub kaschiertes Bordell betreibt, für einen Mann, dessen Hände nach eigener Aussage von Jesus Christus persönlich geführt werden, eine bemerkenswerte Geschäftskombination."

Im Film sagte Ditfurth noch dazu, daß Labo das gar nicht abstreite. Hier handelt es sich um eine ganz besonders verwerfliche Verleumdung, um den Ruf des Heilers herabzuwürdigen. Herr Voelter hat diesen Fall in seiner Gegendarstellung auch schon kurz angeschnitten. Hintergrund dieser Bordellbehauptung könnte folgendes sein: Als zwei Jahre zuvor das Ehepaar Labo in Baguio von einem Herrn Blanco ein Anwesen kaufte, das damals "Puesta del Sol" hieß, befand sich darin u. a. eine Diskothek. Sechs Monate später bauten die Labos das Haus zu einem Heilungszentrum aus, das sie "Nagoya Inn" nannten, schlossen dabei die Diskothek und bauten an ihrer Stelle den Speisesaal ein. Und daraus macht Prof. v. Ditfurth einen noch bestehenden Nachtklub mit Bordell.

Die Verunglimpfung philippinischer Heiler im allgemeinen und von June Labo im besonderen führten zu sehr verärgerten Aufsätzen in einer Reihe philippinischer Zeitungen. Außerdem machte June Labo in der Manilaer Tageszeitung Bulletin Today vom 26. Nov. 1982 eine öffentliche Auslobung über 50.000 Dollar und forderte Ditfurth und seine westdeutschen Kollegen auf, einen ähnlich hohen Betrag auszusetzen. Labos Betrag sollte dem Baguio General Hospital zufallen, wenn er der Täuschung überführt würde. Dazu wollte er unter der Aufsicht des National Science Development Board der Philippinen unter Hinzuziehung einer Ärztegruppe eine öffentliche Heilungsvorführung veranstalten. Wenn das Aufsichtgremium hinterher entscheide, daß das bei den Eingriffen durch psychic surgery gewonnene Blut und Gewebe nicht zu den betreffenden Patienten passe, wolle sich Labo geschlagen geben und seine ausgesetzten 50.000 Dollar dem Baguio General Hospital zukommen lassen. Sollten jedoch die Ärzte entscheiden, daß Blut und Gewebe von den betreffenden Patienten stammen, dann sollten die gesamten 100.000 Dollar, also auch die 50.000 Dollar Ditfurths, an das Baguio General Hospital fallen. Die öffentliche Vorführung hatte nach Labos Auslobung bis zum 15. November 1983 stattzufinden. Erwartungsgemäß hat Prof. v. Ditfurth auf diese Herausforderung nicht reagiert, und die Demonstration hat daher nicht stattgefunden.



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