Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister (1)


   

1. Einleitung

Seitdem die neuzeitliche wissenschaftliche Parapsychologie im Verlauf der letzten 150 Jahre durch vielfältige Erfahrungsbeweise gezeigt hat, daß es ein Weiterleben des Menschen nach seinem irdischen Tod in einer jenseitigen, feinstofflichen Welt gibt, haben viele Erdenmenschen schon zu ihren irdischen Lebzeiten versucht, mit der jenseitigen Welt, also mit verstorbenen Menschen, Verbindung aufzunehmen. Eine Reihe von Verfahren boten und bieten sich dazu an: Die Methode des klopfenden Tisches, das mediale Pendeln, die Benutzung einer Planchette, das mediale Schreiben und Sprechen, und neuerdings die Benutzung elektronischer Geräte wie z.B. Tonbandgeräte, Fernsehgeräte, Computer oder speziell entwickelte Geräte. Alle diese Verfahren bringen aber nur dann ein gewünschtes Ergebnis, wenn bei den beteiligten irdischen Menschen eine Eigenschaft oder Anlage vorhanden ist, die wir "Medialität" nennen.

Die Beweggründe, die Menschen veranlassen, sich mit der jenseitigen Welt in Verbindung zu setzen, können unterschiedlich sein:

Dabei werden dann an die jenseitigen Gesprächspartner die primitivsten Fragen gestellt wie: Welchen Namen wird meine nächste Freundin haben, werde ich viel Geld verdienen, wie wird die nächste Klassenarbeit ausfallen oder ähnliches.

Man kommt über deren Fortgang nicht hinweg und will wissen, wie es ihnen geht. Natürlich hofft man dabei auf eine günstige Auskunft.

Man will erneute Beweise für das persönliche Überleben des Todes erbringen und die Verhältnisse in der jenseitigen Welt erforschen, wozu man die Bewohner jenes Bereiches ausfragen muß.

Oftmals haben diese nämlich, da sie zu irdischen Lebzeiten nicht an ein Fortleben nach dem Tode glaubten, noch gar nicht die Erkenntnis gewonnen, daß sie gestorben sind. Da sie ja, wenn auch oftmals eingeschränkt, denken können, sind sie der Meinung, daß sie noch am Leben seien. Da es ein Leben nach dem Tod für sie nicht gibt, glauben sie also, noch auf der alten Erde zu sein. Es ist oftmals schwer, sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Alle diese Verfahren des Jenseitsverkehrs sind aber nicht harmlos oder gefahrlos, wie auch das Autofahren auf Erden nicht gefahrlos ist. Kein vernünftiger Mensch setzt sich hinter ein Steuerrad, ohne vorher eine Fahrschule durchlaufen und sich über die Gesetze des Straßenverkehrs kundig gemacht zu haben.

Um mit Jenseitigen in Verbindung zu treten, muß man sie rufen und sich ihnen öffnen. Das kann ohne Schutzmaßnahmen aber so sein, als wenn jemand auf Erden in einer Großstadt nachts seine Haustür öffnet und ruft: "Kommt nur alle herein, ich will mit euch reden!" Wer da dann eintritt, kann sich als sehr unangenehm erweisen und will unter Umständen gar nicht wieder weggehen. Schon mancher ist beraubt oder ermordet worden, wenn er wahllos unbekannte Leute in seine Wohnung gelassen hat. Nicht viel anders kann es einem bei einer leichtfertigen Verbindungsaufnahme mit der jenseitigen Welt gehen. Der medial veranlagte irdische Mensch hat eine innere Tür geöffnet, durch die ein Jenseitiger "eingetreten" ist. Der findet unter Umständen die sich ihm bietende Möglichkeit sehr abwechslungsreich, daß er jetzt die Gedanken eines irdischen Menschen beeinflussen und sich bei ihm einnisten kann. Das Opfer hört dann oft pausenlos innerlich Stimmen, erhält sinnlose Aufträge, wird unflätig beschimpft und am Schlaf gehindert. Es entwickelt sich dabei ein Zustand, den man als "Umsessenheit", oder, wenn das persönliche Bewußtsein des Menschen weitgehend ausgeschaltet ist, auch als "Besessenheit" bezeichnet.

Das Verhalten dieser armen Opfer wird häufig so auffällig und ihr persönliches Befinden so unerträglich, daß sie sich in psychiatrische Behandlung begeben müssen. Das Schlimme dabei ist aber, daß diese Menschen von den Ärzten als geisteskrank, als Schizophrene oder Neurotiker eingestuft und dann mit schweren Psychopharmaka behandelt werden. Durch diese werden sie zwar vorübergehend "ruhiggestellt", in der Regel aber nicht geheilt, weil sie ja im medizinischen Sinne gar nicht geisteskrank sind. Diese Patienten leiden dann nur unter den starken Nebenwirkungen der Psychopharmaka, werden aber meist nicht gesund. Ihr Zustand kann unter Umständen bis an ihr Lebensende anhalten.

In diesem Zusammenhang ist auch zu bedenken, daß der Zustand der Umsessenheit oder Besessenheit nicht nur durch unvorsichtige spiritistische Praktiken, sondern auch durch magische Versuche, die Benutzung des "Sechsten und Siebten Buch Mosis", die Lektüre esoterischer Bücher, die Teilnahme an Hexenritualen und allen Meditationspraktiken hervorgerufen werden kann. Bei letzteren öffnet der Meditierende sich ja innerlich, macht sich geistig leer und sperrt seine innere Tür auf. Bei entsprechender medialer Veranlagung können dann ungebetene Wesenheiten das "Haus" betreten und sich einnisten.

Auch dort, wo es äußerlich sehr fromm zugeht, bei den sogenannten "Charismatischen Gruppierungen" beider christlichen Konfessionen, kann Gefahr lauern. Das dort geübte "Zungenreden" und die "Geistestaufe" müssen nicht unbedingt von Gottes guter Geisterwelt ausgehen. Der evangelische Pfarrer Dr. Erich Lubahn, der sich jahrzehntelang mit der Befreiung jenseitig behafteter Menschen befaßt hat, bringt in seinem Buch "Auf der Suche nach der Unsichtbaren Wirklichkeit, die Notwendigkeit der Geisterunterscheidung", Christliches Verlagshaus Stuttgart 1993 (6), beeindruckende Beispiele für verhängnisvolle Folgen aus der Teilnahme an charismatischen Veranstaltungen. Meist sind diese zwar wirklich auf eine echte Hinwendung zu Gott ausgerichtet, aber eben nicht immer, insbesondere dann nicht, wenn unter viel Halleluja-Gerufe Gott geradezu gezwungen oder genötigt werden soll, z. B. bestimmte Heilungen zu bewirken. Ich habe derartiges schon selbst miterlebt. Die geschilderten schädlichen Folgen müssen nicht unbedingt eintreten, meistens geht es ja gut aus, aber es kann geschehen. Und dann ist guter Rat teuer.

Jedes Jahr wenden sich mehrfach Hilfesuchende an mich, die auf die eine oder andere Weise auf diesem Gebiet in Bedrängnis geraten sind. Bei Ärzten und meist auch bei Seelsorgern finden sie kein Verständnis oder Hilfe. Ihr Hinweis auf eine mögliche Besessenheit wird nur als Symptom ihrer Geisteskrankheit angesehen.