Psychowissenschaftliche Grenzgebiete

 
Thema: Zukunftsszenarien (1)
     

 

Zukunftsszenarien aus Geisteswissenschaft und Prophetie (Referat von Karl Schnelting)

Teil 1

Einleitung

Anlaß für eine solche Fragestellung ist auch die von den Vereinten Nationen ausgerufene "Dekade der indigenen Völker" (1995-2005). Mit der "Internationalen Dekade für Katastrophenvorbeugung" (IDNDR) hatte die UNO, das politische Organ der Völkergemeinschaft, bereits 1989 die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die für die Jahre 1990-2000 zu erwartenden Katastrophen gelenkt.

Darüber hinaus gehend hat die UNO 1995 mit der Proklamierung des Jahrzehnts der indigenen, also der Naturvölker der Tatsache Rechnung getragen, daß die Ureinwohner (anders als die Industriegesellschaften) immer in besonderer Verbindung mit der Natur und mit der Erde geblieben sind. Eben deshalb spielte in ihrer Mythologie die Bewahrung von "Mutter Erde" stets eine besondere Rolle, aber auch das, was geschehen wird, sollte der Mensch nicht im Einklang mit der Natur handeln. Die Zunahme der Katastrophen hat die Bereitschaft wachsen lassen, den Mahnungen der Naturvölker mehr Gehör zu schenken.

Bemerkenswert erscheint mir, daß die Naturvölker, zunächst ganz unabhängig voneinander, sich seit dem Eintritt der Menschheit in das Atomzeitalter verpflichtet fühlen, ihr altes, bis dahin geheim gehaltenes Wissen dem "Weißen Mann" mitzuteilen. Nach ihrem Verständnis hat sich eine Reihe von lange bekannten Vorhersagen erfüllt, wonach sie nun mit ihrer Tradition brechen und ihr prophetisches Gut der Welt offenbaren müßten, um das ihre zu tun, eine globale Katastrophe zu verhindern.

Seit dem 2. Weltkrieg versuchen vor allem die amerikanischen Indianer mit Eingaben an den US-Präsidenten wie an die Vereinten Nationen, vor der Vollversammlung zu sprechen und warnend auf die kommenden Entwicklungen, wie sie sie sehen, hinzuweisen. Erst seit Beginn der "Dekade der indigenen Völker" hat es ernstzunehmende Anhörungen gegeben, allerdings bislang noch nicht vor der Vollversammlung.

Bekannt geworden sind vor allem die amerikanischen Hopi-Indianer, deren Vertreter in vielen Teilen der Welt für einen sanfteren Umgang mit der Erde eintreten und sich um die Verbreitung ihres überlieferten Zukunftswissens bemühen. Viele Gruppen, auch in Europa, setzen sich für das Gedankengut der Hopi ein.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Projekt des Hildesheimer Professors Rudolf Kaiser unterstützt, in dem es darum ging, "die geschichtliche Entwicklung und die gegenwärtige Relevanz der Hopi-Prophezeiung an Ort und Stelle zu erforschen" (Rudolf Kaiser, Die Stimme des Großen Geistes, Prophezeiungen und Endzeiterwartungen der Hopi-Indiander).

Ein Beispiel für das Wissen der Naturvölker, wie es auf den verschiedensten Kontinenten zu finden ist, betrifft die für die Atomenergie erforderliche Uran-Gewinnung. In aller Regel liegen die Uranvorkommen in den von den Ureinwohnern für heilig und unantastbar gehaltenen Regionen. Wenn der "Weiße Bruder", so haben sie immer gesagt, diese Stätten verletzt, entfesselt er Naturkräfte, die er nicht mehr wird unter Kontrolle bringen können. Diese Plätze wurden und werden ohne jede Rücksicht auf die Rechte der Ureinwohner ausgebeutet - und tatsächlich würde das ungelöste Problem des Atommülls die uns nachfolgenden Generationen auf Jahrtausende belasten, wenn nicht eine "Große Reinigung" des Erdballs erfolgte. Die Tragödie von Tschernobyl, die 1986 als Kulturschock die Industrienationen erschütterte, war für die Eingeweihten der Naturvölker eine zu erwartende Folge der Verletzung von Naturgesetzen.
 

Seit Beginn der IDNDR-Dekade häufen sich düstere Zukunftsprognosen aus dem Lager der Naturwissenschaften. Das Fernsehen und die Presse konfrontieren die Menschen tagaus tagein mit neuem Unheil und fördern eine kollektive Depression, in der vielen die Zukunft als der Hades erscheint, von dem es bei Dante heißt: "Beim Eintritt hier laßt alle Hoffnung fahren!"

Kein Wunder, daß die Menschen unserer Tage die apokalyptischen Bilder aus den religiösen Mythen der Völker oder den Visionen der Seher und Propheten wieder aufgreifen, Bilder, die mit verblüffender Ähnlichkeit von reinigenden Katastrophen rund um den Globus und einer damit verbundenen Katharsis (-1-) seiner Bewohner, also auch von einem neuen Anfang künden.

Bevor ich drei Zukunftsvoraussagen (als Beispiele für viele andere) anführe, mache ich zum Verständnis des Wesens der Prophetie die folgenden Vorbemerkungen:
 
 

Vorbemerkungen

1. Vorbemerkung

Alle apokalyptische Prophetie hat einen Doppelcharakter, sie ist Warnung und Voraussage. Wenn sie als Warnung Erfolg hat und eine Umkehr bewirkt, braucht sie als Voraussage keinen Erfolg zu haben, ja ihr eigentlicher Zweck ist, daß sich durch das Ernstnehmen der Warnung die Erfüllung der Voraussage erübrigt.

In dieser Sicht ist die Zukunft ein sich ständig veränderndes Webmuster, sich verändernd durch das Denken und Handeln der Menschen. Die Prophetie zeichnet also nicht nur eine Zukunft, die verändert werden kann, sondern die verändert werden soll.

Was allerdings die einschneidenden Ereignisse betrifft, die für die Jahre 1997-1999 angekündigt werden, so muß ich im Vorgriff auf die gefundenen Ergebnisse anmerken, daß nach den mir zugänglich gewordenen Prophetien eine weitgehende Unumkehrbarkeit eingetreten ist. Generell wird die Chance, ein angekündigtes Ereignis zu vermeiden, um so geringer, je näher es zeitlich herangerückt und je globaler es ist - so wie man bei einem schweren Tanker auf See eine längere Strecke braucht, um ihn zu bremsen oder auf anderen Kurs zu bringen.
 


2. Vorbemerkung

Auffällig ist nicht nur das in vielen Teilen der Welt neu erwachte Interesse an den überlieferten prophetischen Aussagen - von der Geheimen Offenbarung des Johannes bis zu Jakob Lorber (gest. 1864) oder Edgar Cayce (gest. 1945). Wer sich dem Thema der Zukunftsvoraussagen zuwendet, also jedweder Form von "Botschaft", die aus anderen Bewußtseinsebenen stammt und das Webmuster des Künftigen beleuchtet, stellt alsbald fest, daß gerade unsere Zeit eine vorher nicht gekannte, kaum noch zu überblickende Fülle neuer Prophetie hervorbringt.

Es scheint ein Zeichen unserer Wendezeit zu sein, daß in vielen Menschen plötzlich eine Medialität aufbricht, die sie Dinge sagen oder schreiben läßt, die für ihr Verstandesdenken, also ihr normales Tagesbewußtsein genau so fremd sind wie für jeden Dritten; Dinge, die in der Regel die Transformation des Planeten in eine "neue Erde" und den Übergang der Erdbevölkerung in eine höhere Qualität des Lebens betreffen. Es ist, als dränge allenthalben die im Unterbewußtsein vorhandene Zukunftsahnung angesichts der Dramatisierung des Weltgeschehens an die Oberfläche des Bewußtsein.

Da gibt es den erfolgreichen Geschäftsmann, der selbst am meisten verblüfft ist, daß er ganz unvermittelt eine INNERE STIMME wahrnimmt, die ihn mit Themen der Veränderung seines Lebens und des Lebens überhaupt konfrontiert. Er muß feststellen, daß er zu einem "Medium" geworden ist. Und schon bald darauf gibt er einen Informationsdienst heraus, der inhaltlich das wiedergibt, was er innerlich "hört".

In fast jeder Stadt kann man heute "Sitzungen" bei Medien buchen, die sich nach Willen in einen anderen Bewußtseinszustand, sei es halb- oder Volltrance, versetzen und den Klienten mit Aussagen über seine Vergangenheit und Zukunft erstaunen. Besonders gesucht sind Sensitive, die den Besucher in Kontakt bringen mit seinem geistigen Begleiter (dem "Schutzengel" der Religionen), der seinen Schützling am intimsten kennt und deshalb am besten in weltlichen und spirituellen Fragen beraten kann. In New York gibt es einen eigenen Stadtführer, der alle Sensitiven auflistet und ihre spezifischen Fähigkeiten beschreibt. Die Medien, die sich als Kanal, als "Channel" für andere Bewußtseinsebenen verstehen, erhalten vielfach Eingebungen für ganze Buchmanuskripte, so daß sich weltweit eine eigenen Sparte "gechannelter" Bücher entwickeln konnte.

Die Qualität des Vermittelten hängt von der Ebene ab, aus der die Botschaften kommen. Die Ebene wiederum, an die sich ein Medium anschließen kann, hängt vom Grad seiner Lauterkeit und Neutralität ab. Ein auf sein Ego zentriertes und emotionsgeladenes Medium ist kaum geeignet, klare und reine Botschaften aufzunehmen. Hier als Leser solcher Übermittlungen, die notwendigen Unterscheidungen zu treffen, ist für den, der sich kundig gemacht hat, nicht schwieriger, als es für einen Literaturkenner ist, gute von schlechter Schriftstellerei zu trennen.

Von Theologen wird die Welle der Neuprophetie gelegentlich mit dem Hinweis auf das Alte Testament kommentiert, wo es im Buch Joel, Kapitel 3 heißt: "Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht GOTT, da will ICH ausgießen von MEINEM GEIST auf alle Menschen; und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure jungen Männer sollen Gesichte sehen, eure Alten sollen Träume haben; und auf MEINE Knechte und Mägde will ICH in jenen Tagen von MEINEM GEIST ausgießen, und sie sollen weissagen..."


3. Vorbemerkung

Meine dritte Vorbemerkung geht bereits auf eine wesentliche Aussage aller großen Prophetie ein. Sie antwortet auf die Frage, ob die auch vom Deutschen IDNDR-Komitee für Katastrophenvorbeugung festgestellte Zunahme der Katastrophen als linear ansteigende graphische Linie oder als exponentiell sich nach oben entwickelnde Kurve zu sehen ist. Im letzteren Fall käme es zu einem Kulminationspunkt, d. h. zu globalen Kataklysmen. Also zu einem Weltuntergang?

Die Antwort der Prophetie ist eindeutig. Sie kündigt zwar, um es in der Sprache der indigenen Völker zu sagen, eine "große Reinigung des Planeten" an, die mit gewaltigen Veränderungen der Erdoberfläche einhergeht, sagt aber nein zum Weltuntergang. Schon beim König der Propheten des Alten Bundes, Jesaja, heißt die Abfolge: Weltentartung, Weltgericht und Welterneuerung. So wie es im Alten Testament keine Prophetie gibt, die nicht den schließlichen "Sieg des LICHTES über die Finsternis" weissagt, führen auch die in der Apokalypse des Johannes geschilderten Geschehnisse am Ende zu "einem neuen Himmel und einer neuen Erde".

Gewiß, alle Quellen sagen: Die Welt, so wie sie jetzt ist, geht zu Ende. Aber immer folgt dem Zusammenbruch der alten Welt das neue Friedensreich. Auch die Naturvölker sehen die Zerstörung des Alten und die Neugeburt zusammen. Nichts anderes sagt die Prophetie unserer Tage: Stets ist die Rede von einem Ende und einem Neubeginn. Dieser trägt hier zumeist den Namen "Neues Zeitalter":

In der Literatur, die sich vergleichend mit den Prophezeiungen auseinandersetzt, taucht häufig das Wort von der "Apokalypse als Hoffnung" oder der "Apokalypse als Chance" auf. Gerade weil die Möglichkeit vertan scheint, den Übergang in die neuen Ära sanft zu gestalten, erscheint es überlebenswichtig - sofern man sich überhaupt auf prophetisches Gedankengut einlassen mag - sich vor Augen zu halten, daß das Ergebnis der Veränderungen zu großen Hoffnungen berechtigt und keinen Anlaß zur Verzweiflung gibt.
 

Die "große Reinigung" des Erdballs wird meist in der Weise geschildert,


 

Beispiele von Prophetie

1. Prognosen aus dem kollektiven Unterbewußtsein

Die hier zitierten Studien der amerikanischen Psychologin Dr. Helen Wambach und des Therapeuten Dr. Chet Snow nahmen ihren Ausgang von der seit Jahrzehnten bewährten Regressionstherapie, bei der Patienten unter leichter Hypnose in die Kindheit versetzt werden, um die Ursachen von Traumata bewußt zu machen und aufzulösen. Da im Seelischen die Grenzen von Raum und Zeit nicht existieren, wurden mit therapeutischem Erfolg diese Rückführungen auch in die Zeit vor der Geburt und in frühere Leben durchgeführt (sog. Reinkarnationstherapie). In der Übereinstimmung des hierbei Erlebten mit historischen Tatsachen sehen viele einen Beweis für die Realität der Reinkarnation, doch stellen es die Therapeuten nicht auf diese Grundsatzfrage, sondern nur auf den Behandlungserfolg ab.

Dr. Wambach hatte die Idee, mit dem gleichen hypnotischen Verfahren Tausende von Menschen in die Zukunft zu versetzen, um herauszufinden, was sie über die kommende Zeit vorherwüßten. Die Progression in die Jahre 2100 und 2300 erbrachte zwar verblüffend markante Bilder über die künftigen Zivilisationstypen (mit Schilderungen von Kontakten mit außerirdischen Planeten, von allgemein üblichen Fähigkeiten wie Gedankenübertragung, von einem wieder aufgetauchten atlantischen Kontinent, u. a.), jedoch waren es relativ wenige der Versuchspersonen, die sich überhaupt in der Zukunft erlebten, so daß das Zahlenmaterial in der statistischen Auswertung die Möglichkeit eines Rückgangs der Weltbevölkerung um über 90% in der nahem Zukunft abzeichnete. die Zahlen bestätigten sich, wenn dieselbe Methode von anderen Therapeuten an anderen Orten durchgeführt wurde.

Um Schocks etwa durch das Vorauserleben des eigenen Todes zu vermeiden, wagte Wambach keine Zukunftsprogressionen innerhalb der jetzigen Inkarnation in den Gruppenworkshops, wohl jedoch in Einzelsitzungen mit ausgesuchten Personen.

Ich zitiere aus Ulrich Morgenthalers Rezension des Buches von Dr. Snow:

"In Einzelsitzungen mit acht Freiwilligen ging sie von der Gegenwart aus Jahr um Jahr auf das Jahrtausendende zu. Ein Muster von Ereignissen schien sich zu wiederholen, u. a. inflationärer Anstieg der Lebensmittelpreise, unsicherer werdende Börsenkurse, weltweite hohe politische Spannungen, Naher und Mittlerer Osten als bleibende Unruheherde, ungewöhnliche Wetterbedingungen mit verheerenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft, gesteigerte Vulkantätigkeiten und starke Erdbeben. Soweit eine drastische Steigerung dessen, was wir heute schon erleben.

Doch dann zeichnete sich ab, als würde eine Kombination aus Naturkatastrophen und vom Menschen verschuldeten Katastrophen binnen relativ kurzer Zeit große Teile der Bevölkerung auslöschen. Keine Übereinstimmung bestand über den genauen Zeitpunkt. Snow, dessen eigenen Einzelprogressionen durch Wambach am detailiertesten wiedergegeben sind, erlebte die Monate März bis Mai 1998 als die Zeit der größten Katastrophen... Ein atomarer Holocaust wurde nicht erlebt."

Wegen weiterer Einzelheiten kann ich verweisen auf das in deutscher Übersetzung vorliegende Werk von Chet B. Snow: "Zukunftsvisionen der Menschheit, Apokalypse oder spirituelles Erwachen", Ariston Verlag, Genf/München 1991.




Fußnoten:

(-1-) Reinigung, Läuterung