Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Giganten im All - III - (2)

       

5.0 Cerebral-Forschung

Der fremde SANTINER stelle sich als O SHITA vor. Martin dachte, daß diese merkwürdigen Namen irgendwie Ähnlichkeit mit der chinesischen Sprache hatten. Nachdem SHINUN erklärt hatte, um was es sich handelte, forderte O SHITA die Anwesenden zum Sitzen auf. Dann begann der Außerirdische in einem fast akzentfreien Deutsch die Unterhaltung:

"Es ist mir bekannt, welche Ansicht auf der Terra vorherrscht. Irrtümer der Wissenschaft sind genauso gefährlich, wie Irrtümer der Theologie. Der Mensch wird so oder so auf ein falsches Gleis geführt. Sollte ich mich falsch ausdrücken, Herr Berger, so bitte ich das zu entschuldigen. Bitte, fragen Sie!"
"Werden die Gedanken im Hirn erzeugt?", stellte Martin seine erste Frage. "Das Hirn des Menschen ist sehr kompliziert", antwortete O SHITA. "Man darf sich nicht täuschen lassen. So etwas kann passieren wie bei der Sonne, die man für dahingleitend halten kann. In erster Linie ist das Hirn ein Relais für den physischen Körper, d. h. ein Organ, das mit geringer Steuerleistung von seiten der Seele, eine relativ hohe Arbeitsleistung schalten kann. Man könnte das Hirn auch als ein Bindeglied zwischen dem immateriellen Geist und dem materiellen Körper bezeichnen. In zweiter Linie ist es ein Relais für die Umwandlung aller Eindrücke und Wahrnehmungen, die zur Seele geleitet werden. Das heißt:
"Man nimmt aber an, daß das Hirn alle Erinnerungen aufspeichert", sagte Martin. "Wie kann man nur so einfältig sein und der Materie solche enormen, ja unerhörten Fähigkeiten zuzuschreiben," antwortete O SHITA. "Wenn das der Fall wäre, müßte das Hirn des Menschen größer sein als der irdische Mond.
Aus welchem materiellen Hirn sollen solche Engramme stammen? - Dann kommt die Phantasie hinzu. Die Phantasie ist überhaupt ein Wunder. Woher nimmt der Mensch seine Archetypenträume und Archetypenerinnerungen? - Nein, nein, so einfach ist das nicht, daß man das alles in dem kleinen bißchen Gehirnmasse des Menschen vermuten könnte.
Nehmen wir an, die Größe eines Fisches wäre das Hirn eines Menschen; dann wäre der Ozean das, was der Fisch zum Denken benötigt. In ihm befinden sich alle Erinnerungen und die Seele ist dazu da, hiermit zu manipulieren und anzupeilen."
"Man hat Hirnmasse in hauchdünne Scheiben geschnitten und unter das Mikroskop gelegt. Die Windungen, die sich auf diese Weise erkennen ließen, haben angeblich große Ähnlichkeit mit gedruckten Schaltungen der irdischen Elektronik. Deshalb stellt man technische Vergleiche an", sagte Martin. "Das ist falsch! Wenn man schon unbedingt vergleichen will, dann vielleicht mit einem Fernsehapparat: Die Fernsehsendungen werden außerhalb des Apparates erzeugt, aber im Apparat selbst empfangen. Also eine Täuschung. - Das Gehirn gibt keine Auskunft über die Größe und Funktionsfähigkeit desselben. Der Bewußtseinsablauf ist ein KOSMISCHER PROZESS. Der Mensch kann auch ohne Hirn denken. Das wurde schon auf der Terra bewiesen", antwortete O SHITA.
"Können Sie mir erklären, wie das vor sich gehen soll?", fragte Martin. "Selbstverständlich", sagte der Außerirdische, "doch es ist ein komplizierter Vorgang.
Das muß man sich als erstes hinter die Ohren schreiben!

Ein Materialist ist ein Mensch, der sich nur auf seine materiellen Sinnesorgane verläßt und dessen Denken nicht mehr Erfahrungen aufweist, als seine materiellen Sinne ihm vermitteln können. Mit einem Wort: Er ist geistig arm.

Das begriffliche Denken ist das einfachste. Das sprachliche Denken ist viel komplizierter und daher auch anstrengender. Begriffe erzeugen Gefühle. Neben körperlichen Gefühlen gibt es auch geistige Gefühle, wie Liebeskummer, Sehnsucht, Heimweh, glücklich oder traurig zu sein. Körperliche Gefühle können Schmerz, Hunger und Durst sein.

Freude und auch Glücksgefühle können auch ohne körperlichen Zusammenhang entstehen und gleicherweise sekundär auf den Körper einwirken. Es gibt körperliche und seelische Gefühle. Alle diese Empfindungen stehen in Wechselbeziehung zueinander."
"Wie kommt das Denken überhaupt zustande?", fragte Martin. "Die Gedanken sind ein Hören der eigenen Sprache", erklärte O SHITA. "Ich meine jetzt das sprachliche Denken. Wenn dieser Vorgang ein Prozeß im Hirn sein soll, so müßten die Steine reden können. Das Hören einer fremden Sprache gehört zur Inspiration.
Wäre es so, wie man sich diesen Vorgang auf der Terra vorstellt, so gäbe es für uns keine Raumfahrt über diese ungeheueren Entfernungen; denn die Telepathie ist eine sehr wichtige Voraussetzung dafür.
Das All ist das große Buch, in dem der Mensch immer wieder nachschlagen kann. Im Hirn gibt es nichts nachzuschlagen. Das Nachschlagen geschieht durch PEILUNG. Da aber der Gedanke das Schnellste ist, was wir kennen, so geschieht dieses Nachschlagen sehr schnell. Jeder Mensch ordnet seine Erinnerungen selbst ein. Wer sie schlecht einordnet, findet sie auch schwer wieder. Solch ein Mensch ist gedankenträge. Je besser der Mensch einordnet, desto besser ist sein Denken."
"Was geschieht mit dem Bewußtseinsvorrat, wenn der Mensch stirbt?", fragte Martin gespannt. "Gar nichts", sagte O SHITA. "Alles bleibt da, wo es ist." "Und wenn der Mensch gestorben ist und kein Hirn mehr zur Verfügung hat?", fragte Martin. "Das materielle Hirn ist überflüssig, wenn es keinen materiellen Körper mehr zu versorgen hat", sagte O SHITA. Wir besitzen einen technischen Apparat, der uns den Austritt des Astralkörpers erleichtert. Unser Geist verläßt seinen feinstofflichen physischen Körper, geht spazieren oder besucht einen irdischen medialen Arbeitskreis, um mit einem dortigen Medium zu kommunizieren. Schließlich kehrt er wieder in seinen Körper zurück." (-5-) Martin schüttelte nur seinen Kopf, sagte aber nichts. O SHITA lächelte weise, als er sagte: "Sie sehen, Herr Berger, man denkt auch ohne Hirn. Erst wenn der Geist nicht mehr in seinen materiellen Körper zurückkehren kann und dadurch die Zufuhr der notwendigen LEBENSKRAFT für den materiellen Körper abgeschnitten wird, ist der materielle Körper tot." "Sie sagen das so, als ob es die einfachste Sache wäre", wandte Martin ein. "Das ist es auch!", sagte O SHITA. "Das Sterben und der Tod sind sehr einfache Vorgänge, die für uns absolut keinen Schrecken besitzen. Man muß nur genau darüber Bescheid wissen. Wichtig ist das gute Gewissen!" "Aus welchen Gründen ist man auf der Erde noch nicht dahinter gekommen?", fragte Martin. "Weil es politische Machthaber gibt, die darüber wachen, daß solche Erkenntnisse nicht an die Öffentlichkeit kommen", antwortete O SHITA. Jeder verantwortliche Staatsmann denkt und handelt nach den Erkenntnissen, die er von der Wissenschaft erhält. Wenn also die Wissenschaft behauptet, daß das Bewußtsein an die Materie gebunden ist, so ist das für den Staatsmann maßgebend und angenehm. Es ist nicht seine Aufgabe, diese Behauptung nachzuprüfen. Der Irrtum ist verheerend. Was wollen die Machthaber unternehmen, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, die Menschheit mit einem schrecklichen Tode zu bedrohen? Wenn der Tod seinen Schrecken einbüßt, ist die Macht der Führer dahin. Daran besteht kein Interesse." SHINUN meldete sich zu Wort und sagte: "Wenn Sie das alles ganz genau studieren wollen, Herr Berger, dann müßten Sie noch ein paar Monate länger bei uns zu Gast sein. Doch ich befürchte, daß Sie dann nicht mehr zur Terra zurück möchten." "Das Gefühl verspüre ich jetzt schon", antwortete Martin Berger. "Die Erde ist ein merkwürdiger Planet. Man glaubt dort, einen ungeheuren Fortschritt gemacht zu haben, doch in Wirklichkeit sieht alles ganz anders aus."

SHINUN gab Martin einen Wink. Sie erhoben sich von ihren Sitzgelegenheiten und verabschiedeten sich von O SHITA. Besonders Martin bedankte sich für die interessanten Informationen. Vor der Tür sagte SHINUN:

"In etwa einer Erdstunde beginnt wieder eine Konferenz. Ruhen Sie sich so lange aus. Ich hole Sie nachher ab."
 
 

 

6.0 Was ist WAHRHEIT?

Martin ging in den Aufenthaltsraum, den er schon kannte. Er setzte sich in eine gemütliche Ecke und hing seinen Gedanken nach. Wie weit mochte er wohl von der Erde entfernt sein? - Das Mutterschiff flog absolut geräuschlos, es war nur ein ganz leichtes Vibrieren zu spüren.

Plötzlich kam MUMTASEE, die Tänzerin, in den Raum. Sie sah sich um und erblickte Martin an seinem Tisch. Sie begrüßten sich herzlich und Martin bot ihr einen Platz an seinem Tisch an. MUMTASEE dankte und setzte sich. Endlich hatte Martin Gelegenheit, sie genauer zu betrachten. Die Außerirdische verkörperte eindeutig die menschliche Rasse, war aber für irdische Begriffe ungewöhnlich schön.

"Bitte entschuldigen Sie mein schlechtes Deutsch", sagte sie, "aber auch die englische Sprache spreche ich nicht besonders gut. Doch aus Höflichkeit Ihnen gegenüber, als unseren Gast, bin ich verpflichtet, mich in Ihrer Landessprache zu unterhalten."
"Das macht nichts", antwortete Martin. "Die Hauptsache ist doch, daß wir uns verstehen. Es können zwei Menschen zusammenkommen, die sich sprachlich nicht verständigen und trotzdem können sie sich gut verstehen." "Das stimmt", sagte MUMTASEE. "Das ist auch bei uns SANTINERN so. Dabei spielt allerdings die Telepathie eine große Rolle, denn bei der Telepathie ist jeder Empfänger sein eigener Dolmetscher. Das gilt auch, wenn man gestorben ist und in einer anderen DASEINSFORM weiterlebt.
Wir hatten verschiedentlich telepathische Kontakte mit Erdenmenschen. Teilweise war diese Verständigung sogar recht gut. Leider waren es nur sehr wenige Fälle. Die Erdenmenschen sind in der Telepathie noch sehr ungeübt. Überhaupt weiß die Menschheit der Erde viel zu wenig von geistigen Dingen. Infolge dieser Unkenntnis gehen den Menschen wichtige Möglichkeiten ihres Daseins verloren. Wir bedauern das sehr."
"Welche Möglichkeiten meinen Sie?", fragte Martin. MUMTASEE fand nicht gleich die richtigen Worte. Schließlich sagte sie: "Ich meine die Zusammenarbeit zweier Welten. Sie werden mich vielleicht gar nicht verstehen. Wie soll ich es sagen? - Ich meine die Verständigung zwischen entkörperten Seelen und inkarnierten Menschen. Von diesen Möglichkeiten will man auf der Terra überhaupt nichts wissen. Man hält alles für Aberglauben oder großen Unsinn, ja auch für einen Betrug." "Da rühren Sie ein Gebiet an, von dem ich überhaupt keine Ahnung habe", gab Martin etwas kleinlaut zu. "Das habe ich mir schon gedacht", sagte die Außerirdische. "Wie sollte es auch anders sein. Das ist eben der große Unterschied in unserer beider Entwicklung. Wir SANTINER haben andere, weitreichendere Erfahrungen." "Ich kann dazu nur sagen, daß wir dieses Gebiet als "okkult" bezeichnen", sagte Martin. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Außerirdische antwortete. Dann fragte sie: "Meinen Sie mit 'okkult', daß es sich um unerforschte Phänomene handelt?" "Genau das meine ich", sagte Martin. "Aber was wir auf der Erde unter 'Okkultismus' verstehen, ist nicht das Unerforschte oder im Dunkeln liegende, sondern unmöglicher, vermuteter Unsinn." Die Außerirdische erschrak und sagte: "Wie kann man so oberflächlich sein! - Es ist kaum zu fassen!" Martin schaute sie überrascht an, winkte ab und sagte: "Das ganze ist ein heikles Thema." "Was meinen Sie mit 'heikel'?", fragte die Außerirdische. "Ein Thema, über das viel gelacht und gespottet wird, ohne das man genau weiß, was wirklich Wahres daran ist", sagte Martin. "Verstehe", antwortete MUMTASEE. "Ich kann aber nicht begreifen, daß man diesem Thema ausweicht und gar kein Interesse dafür zeigt, obgleich es von ungeheuerer Wichtigkeit ist. Seit Tausenden von Jahren erforschen wir die Terra und haben auch andere Planeten unter die Lupe genommen. Wir tun das schon allein deswegen, weil wir daran auch unseren eigenen Entwicklungsstand messen können.

Sie können mir glauben, Herr Berger, daß wir sehr gut unterrichtet sind, was auf der Terra geschieht. Wir machen uns viele Gedanken darum. So haben wir unter anderem festgestellt, daß maßgebliche Politiker der Erde, die für das Wohl und Wehe der Völker verantwortlich sind, völlig versagen. Diese Politiker werden von zwei Seiten falsch informiert, richten sich aber trotzdem streng danach. Einmal sind sie die Opfer falsch ausgelegter Religionen und andererseits die Opfer wissenschaftlicher und philosophischer Beeinflussung. Diese Menschen sind glaubenslos, auch dann, wenn sie einer Konfession angehören. Sie sind fern von der WAHRHEIT und glauben nur an das, was menschliches Denken zustande gebracht hat. Es gibt genauso einen fanatischen Atheismus, wie es einen fanatischen Glauben gibt. Beides ist unwahr, und unobjektiv, weil der Fanatismus die WAHRHEIT nicht erkennt, sondern sie ableugnet und bekämpft."

"Was ist WAHRHEIT?", fragte Martin gespannt. Die Außerirdische beugte sich vor und sagte mit großer Entschiedenheit und Überzeugung in ihrer Stimme:

SHINUN kam in den Raum hinein und zu dem Tisch, an dem MUMTASEE und Martin saßen. Der Außerirdische machte einen ziemlich niedergeschlagenen Eindruck und sagte:

"Die Konferenz ist abgesagt worden. Man mußte sie verlegen. Ein Pilot von uns ist ums Leben gekommen. Wir haben einen Trauerfall."

SHINUN wandte sich an MUMTASEE und sagte:

"Es ist SETULA. Er bekam einen tödlichen, energetischen Schlag. Wir haben alles versucht, ihn zu retten, aber sein Körper war zu schwer geschädigt."

"Das tut mir sehr leid zu hören", sagte Martin, obgleich er SETULA nicht kannte. SHINUN schaute Martin an und sagte: "Es war kein elektrischer Schlag, sondern ein starker Gravitationsimpuls. Solche Impulse können sehr gefährlich werden, wenn sie konzentriert werden. Deshalb heißt es in der irdischen Bibel im Buch Mose: 'Und mache dem Volk ein Gehege umher und sprich zu ihnen: Hütet euch, daß ihr nicht auf den Berg steiget, noch sein Ende anrühret, denn wer den Berg anrührt, soll des Todes sterben.' Die Gravitationsenergie ist stärker als die elektrische Energie, von einem Blitz einmal abgesehen. Der Mann gehörte zu einer Diskusbesatzung. Der Diskus befindet sich in unserem Raumschiff. Das Ganze war ein rein technisches Problem." "Kommt so etwas öfter vor?", fragte Martin verwundert. "Im allgemeinen äußerst selten", antwortete SHINUN. "Wir haben über die Jahrtausende hinweg durch technisches Versagen schon Raumschiffe verloren, sogar ein Mutterschiff war darunter. Dieses Raumschiff durcheilt vielleicht heute noch das Weltall. Es konnte nicht mehr gesteuert werden auch eine Ortung war in diesem Fall nicht mehr möglich. Die Besatzung ist längst im Geistigen Reich und auch das Raumschiff wird einmal von einem Stern angezogen und verglüht oder es zerstört sich selbst." "Sind solche Raumschiffe auch schon in Erdnähe verunglückt?", fragte Martin. "Ja, auch das ist schon vorgekommen", sagte SHINUN. "Doch wenn solch ein Raumschiff im Bereich eines Planeten in Gefahr kommt und nicht mehr zu retten ist, vernichtet es sich in einem solchen Falle selbst." "Und wenn es sich um dieses Mutterschiff handeln würde?", fragte Martin. "Wenn es nicht mehr zu retten ist, d. h. wenn keine Hilfe zu erwarten ist, so vernichtet sich auch dieses Schiff automatisch selbst, mit allem was darin ist", sagte SHINUN. In einem uns bekannten Fall wurde ein Mutterschiff zur Explosion gebracht, als es steuerungsunfähig über einem Gebiet von Nordrußland flog. Es hätte eine kleine russische Stadt restlos zerstört, wenn es nicht über unbewohntem Gebiet zur Explosion gebracht worden wäre. Die Explosion eines solchen Schiffes ist verheerend und vernichtet alles, wohin es fällt." "Was geschieht mit dem Toten?", fragte Martin. "Durch den Einsatz von besonderen Strahlen, die die atomaren Bindungskräfte der Materie aufheben, löst sich der materielle Körper in seine Atome auf. Der materielle Körper wird dematerialisiert. "Bleibt nichts zurück, auch keinerlei Erinnerung?", fragte Martin. "Nein, kein Grab, keine Urne, nichts derartiges. Sie brauchen sich nicht zu wundern, Herr Berger, denn das macht gar nichts, denn der Verstorbene wird sich schon wieder melden", sagte SHINUN. Martin horchte auf und sagte: "Wieso wird er sich melden?" Mit einer unerschütterlichen Bestimmtheit in seiner Stimme antwortete SHINUN: "Selbstverständlich wird er sich melden, sogar schon sehr bald. Wir können jederzeit Kontakt mit ihm aufnehmen, auch wenn er entkörpert ist. Das kann man doch auf der Terra auch." Martin schüttelte den Kopf und antwortete etwas ärgerlich: "Es gibt Menschen die das zwar von sich behaupten, doch das ist purer Unsinn! Warum sagen Sie, daß man das auf der Terra auch kann? Wollen Sie mich veralbern?" "Nein, nein, so ist das nicht", sagte SHINUN. "Der Fall ist viel zu ernst, um zu scherzen. Jeder Mensch ist ein Gedankeninstrument. Wir sagen dazu 'Gedankenträger'. Dieses Instrument ist mit dem physischen Körper nicht zu vergleichen. Wenn es richtig verstanden wird, so können wir mit dem Gedankenträger Kontakt aufnehmen." "Es wird sehr schwer werden, das auf der Erde glaubhaft zu machen", sagte Martin, der mittlerweile davon überzeugt war, daß man ihm die Wahrheit sagte. SHINUN lächelte und sprach: "In Ihrem heiligen Buch heißt es doch: 'Was GOTT zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden'. Das ist absolut richtig. Dies wurde durch uns so verkündet. Aber leider hat man diesen einfachen Satz nicht verstehen wollen.
"Ach, so ist das gemeint", rief Martin. "Aber die katholische Kirche verfolgt alle Menschen, die sich scheiden lassen wollen. Auf diese Weise hat die Kirche schon viele Menschen unglücklich gemacht." "Ja, wir wissen das", antwortete SHINUN. "Sie sehen, mein Freund, wie wichtig eine richtige Auslegung ist. Es ist wirklich höchste Zeit, daß hier gründlich Ordnung geschaffen wird. Der Unsinn feiert auf der Terra wahre Triumphe!" "Man merkt das erst richtig, wenn man die WAHRHEIT kennt", sagte Martin."Ich muß gestehen, daß mich die WAHRHEIT schwer belastet. Ich kann kaum mehr schlafen, soviel muß ich über alles nachdenken." "Dann werde ich Sie jetzt auf andere Gedanken bringen," antwortete SHINUN freundlich. "Wir haben eine Art 'Kino' an Bord und ich werde es Ihnen vorführen. Wir empfangen dreidimensionale Bilder, die von einem unserer ferngesteuerten Flugobjekte aufgenommen und übertragen werden. Dieses Flugobjekt kreist derzeit über ihre Erde, Herr Berger. Die Bildübertragung ist eine Art 'Life-Sendung', wie man auf der Terra sagt. Allerdings benutzen wir ein anderes Übertragungsprinzip."

MUMTASEE verabschiedete sich von Martin und SHINUN und verließ den Aufenthaltsraum. SHINUN nickte Martin aufmunternd zu und führte seinen Gast zum Übertragungssaal.

 

 

7.0 Das Niveau der Terra

Der Übertragungssaal war nicht besonders groß. Etwa 50 Personen fanden auf sehr bequem aussehenden Sesseln Platz, von denen schon einige anwesend waren. Ständig kamen weitere Zuschauer hinzu. Auch SHINUN und Martin nahmen Platz. - Langsam und geräuschlos senkte sich eine Art Folie von der Decke herunter. Die Folie, die wohl eine Art Projektionsfläche war, besaß die Größe einer großen Schaufensterscheibe. Sie schimmerte weißbläulich und hatte einen Wandabstand von etwa einem Meter. SHINUN bemerkte Martins Interesse und sagte:

"Die Projektionswand ist doppelwandig und innen hohl. Der Zwischenraum ist mit einem speziellen Gas gefüllt. Wir sehen die Projektion dreidimensional und in natürlichen Farben. Sie werden es gleich sehen." Eine Durchsage ertönte in einer melodischen, aber für Martin unverständlichen Sprache. SHINUN wandte sich an seinen Gast und sagte: "Der Kommentar erfolgt leider in unserer Sprache. Ich werde aber für Sie übersetzen. Das Sendeobjekt befindet sich über den Vereinigten Staaten von Nordamerika und kann weder beobachtet noch geortet werden." Auf der Bildfläche erschien ein Batikmuster. Das dann folgende dreidimensionale Bild war so verblüffend klar und realistisch, daß Martin keinen Unterschied zwischen Projektion und Wirklichkeit feststellen konnte. Ihm war, als schaue er durch ein großes Fenster hinab auf die Erde. Sofort dachte der Journalist an diesbezügliche Experimente, die man auch schon auf der Erde machte. "Selbstverständlich kann das Flugobjekt nicht direkt an den Schauplatz der Aufnahme, ohne gesichtet zu werden", erklärte SHINUN. "Es handelt sich um 'Teleaufnahmen', wie man auf der Terra sagt. Sie werden zugeben müssen, Herr Berger, daß es besser nicht mehr geht. Bedenken Sie die ungeheure Entfernung und trotzdem ist das Bild völlig störungsfrei." Martin nickte zustimmend. Er war von der phantastischen Bildübertragung völlig in Anspruch genommen. Eine derartige Qualität hatte er nicht erwartet. Die Projektion zeigte einen großen Menschenauflauf. Farbige standen der US-Nationalgarde gegenüber. Im Hintergrund sah man einige Gebäude in hellen Flammen. Der Eindruck war so realistisch, daß Martin glaubte, den brandigen Geruch der Gebäude zu spüren. Es flogen Steine und einige aufgebrachte Farbige gingen mit Knüppeln auf die Männer der US-Nationalgarde los. "Solche Bilder empfangen wir sehr oft", sagte SHINUN. "Was Sie hier sehen, ist eine Bildkonserve. Gleich wird auf das 'Lifebild' umgeschaltet. Wieder erschien das Batikmuster und danach ein klares Bild vom Weltall. Ein irdisches Raumschiff raste durch das All. Es kam näher ins Bild und wurde größer und größer. SHINUN faßte Martin an der Schulter und sagte: "Da, schauen Sie! Das Raumschiff hat ein Leck. Es befindet sich in Raumnot. Wir wissen noch nicht, wie es der Besatzung geht." Martin war schockiert. Er starrte auf das große Loch im Geräteteil des Raumschiffes. Waren die Kosmonauten schon tot? Er wandte sich an SHINUN: "Kann man der Besatzung nicht helfen? - Warum greifen Sie nicht ein und retten sie, falls sie überhaupt noch zu retten ist?" SHINUN schüttelte den Kopf und sagte: "Leider ist das unmöglich. Sobald eines unserer Flugobjekte an das irdische Raumschiff herankommt, ist es verloren. Unser magnetisches Kraftfeld würde die Rakete völlig außer Kurs bringen und ihre gesamte Elektronik ausfallen lassen. Die Techniker der Terra benutzen ein völlig anderes System als wir. Wir können leider nur zuschauen, wenn wir sie nicht noch mehr gefährden wollen. Befänden sich die Raumfahrer auf dem irdischen Mond, dann gäbe es allerdings eine Möglichkeit zu ihrer Rettung." Martin dachte daran, wie klein das irdische Raumschiff im Verhältnis zu dem riesigen Mutterschiff der SANTINER war. Wie eine Sardinenbüchse gegenüber einer Badewanne, dachte er. Die Größe des außerirdischen Mutterschiffes war so enorm, daß sie jeder menschlichen Vorstellungskraft spottete. - Die Projektion wechselte wieder. Sie zeigte jetzt einen Fluß, auf dem Hunderte von Leichen herumschwammen. "Was ist denn das?", fragte Martin erschrocken. "Diese Menschen wurden grausam ermordet und ins Wasser geworfen", antwortete SHINUN. "Sie sind Opfer eines politischen Wahnsinns, Opfer des Fanatismus und irrsinniger Gegensätze. Das sind die Dinge, Herr Berger, die wir nicht begreifen können, weil sie nicht zu Wesenheiten göttlicher Abstammung passen. Haben Sie eine Erklärung dafür?" Martin schüttelte sprachlos den Kopf. Er konnte darauf nicht antworten. Als er sich gefangen hatte fragte er SHINUN: "Das alles geschieht wohl am Rande eines fruchtbaren Krieges -, wahrscheinlich in Südostasien." "Wenn diese Grausamkeit 'am Rande' eines Krieges geschieht, dann sollen Sie auch das Zentrum sehen," sagte SHINUN und deutete auf die Leinwand. Das Bild wechselte und die Projektion zeigte nun ein absolutes Inferno. Die dreidimensionale Projektion zeigte die Auswirkungen eines schweren Bombenangriffes. Die Bomben schlugen in Gruppen von Zivilisten und Soldaten ein und zeigten schonungslos das ganze grausame Szenario in dreidimensionaler Art. Zu diesen Bildern war nichts mehr zu sagen. - SHINUN beobachtete Martin von der Seite. Der Außerirdische erkannte die rebellierende Seele seines irdischen Gastes und sagte mit fester Stimme: "Das, Herr Berger, ist das Niveau der Terra!" Martin hatte Tränen in seinen Augen und atmete schwer. SHINUN legte ihm seine Hand auf die Schulter und gab Martin ein Zeichen, sich zu erheben. Der Außerirdsiche führte Martin aus dem Saal hinaus und sagte: "Kommen Sie mit, Herr Berger. Wir werden jetzt noch einmal ASHTAR SHERAN aufsuchen. Mit ihm können Sie sich darüber aussprechen."