PSYCHOWISSENSCHAFTLICHE GRENZGEBIETE
Ausgesuchte Veröffentlichungen aus verschiedenen Bereichen psychowissenschaftlicher Forschung
Quelle: Selbstverlag Werner Schiebeler (Wersch-Verlag)
Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler
Leben nach dem irdischen Tod
Die Erfahrungen von Verstorbenen
Werner Schiebeler, Prof. Dr. rer. nat., geb. 1923 in Bremen, gest. 2006. Studium der Physik in Göttingen und
1955 Promotion mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen. Von 1955-1965
Tätigkeit in der Elektroindustrie bei der Firma SEL AG in Pforzheim, davon sieben Jahre als Leiter einer Ent-
wicklungsabteilung für elektronische Fernschreibtechnik. Ab 1965 Dozent für Physik und Elektronik an der
Staatlichen Ingenieurschule in Ravensburg (heute Fachhochschule Ravensburg-Weingarten). 1983 Ruhestand.
Neben den naturwissenschaftlich-technischen Lehrfächern vertrat er seit 1969 in regelmäßigen Sondervorlesun-
gen an der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten auch das Lehrgebiet Parapsychologie und Parapsychophysik
und setzt dies auch in den folgenden Jahren fort. Der Autor veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenartikel, Bro-
schüren und Bücher über die verschiedensten parapsychologischen Themen. Daneben erschienen über das "Insti-
tut für den wissenschaftlichen Film" in Göttingen von ihm zwei Filme über "Paranormale Heilmethoden auf den
Philippinen". Hierfür erhielt er 1974 von der "Associazone Italiana Scientifica di Metapsichica" den "Ernesto
Bozzano-Preis" und 1988 den "1. Schweizer Preis" von der Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie.
Einführung
Bei der Erörterung der Frage des irdischen Todes und des eventuell möglichen Fortlebens danach wird
häufig die Redensart gebraucht: "Von den Toten ist ja noch keiner zurückgekommen". Sofern mit die-
ser Aussage eine dauernde Rückkehr gemeint wird und man von einer möglicherweise eintretenden
Reinkarnation1 absieht, stimmt dieser Ausspruch natürlich. Für kurze Zeiten sind dagegen Verstorbe-
ne, die man landläufig als "tot" bezeichnete, schon in zahllosen Fällen auf diese Erde zurückgekehrt.
Das geschah entweder in voller körperlicher Gestalt, u. a. bei sogenannten Materialisationsmedien
oder aber überwiegend durch vorübergehende Inbesitznahme des Körpers von noch auf dieser Erde
lebenden Menschen, die wir als medial bezeichnen. Deren Steuerungszentrum oder ihr menschlicher
Willen lassen sich erfahrungsgemäß unter bestimmten Umständen mehr oder weniger stark ausschal-
ten und durch einen fremden Willen ersetzen. Das ist in gewissen Fällen schon unter lebenden Men-
schen möglich, nämlich durch den Vorgang der sogenannten Hypnose2. In besonderem Maße aber
können Verstorbene, sogenannte "Geistwesen", den Willen und das Wachbewußtsein von dazu veran-
1 Reinkarnation: Wiederkehr auf diese Erde in dem Körper eines neugeborenen Kindes, eine Annahme, die u. a. Hindus und
Buddhisten vertreten, die aber auch in der Parapsychologie als Hypothese eine Rolle spielt.
2 Hypnose (von griech. hypnos = Schlaf) ist eine durch Einrede eines anderen Menschen bewirkte Ausschaltung des normalen
Wachbewußtseins und der Entscheidungsfähigkeit und eine weitgehende Unterwerfung unter den Willen des Hypnotiseurs.
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lagten Menschen in mehr oder weniger starken Umfang ausschalten. In ausgeprägten Fällen sind diese
dann in der Lage, die Sprechorgane und andere Körperglieder (z. B. die Hände) der entsprechend ver-
anlagten Menschen (man spricht von Medialität = Mittlerfähigkeit) so anzusteuern, als ob es ihre eige-
nen wären. Ihr ganzes persönliches Wissen samt ihren Spracheigenheiten können sie auf diese Weise
anderen lebenden Personen mitteilen. Je nach dem Grad der Ausschaltung des Wachbewußtseins der
vermittelnden Menschen, also der Medien, spricht man von Volltrance, Halbtrance3 oder Inspiration.
Die genauen physikalischen und physiologischen Abläufe bei diesem paranormalen Geschehen sind
bis heute unbekannt. Jedoch berichtet der englische parapsychologische Forscher Findlay4, was jen-
seitige Wesenheiten ihm vermittels seines Mediums Sloan zu dem Vorgang sagen konnten (5, S. 214):
"Frage: 'Was geschieht eigentlich, wenn ihr das Medium unter euren Einfluß stellt und dessen
Stimmorgane benützt?" (bezieht sich auf Trance-Äußerungen, nicht auf die Direkte Stimme)
Antwort: Wenn das Medium unter Kontrolle steht und wir durch seine Stimmorgane sprechen wol-
len, versetzen wir es in einen passiven Zustand. In diesem Zustand befindet es sich, wenn es in
Trance ist. Sein Geist hat für einen Augenblick seinen Körper verlassen und befindet sich außer-
halb desselben. Wenn es sich in dieser Verfassung befindet, können wir auf seinen Kehlkopf und
seine Stimmbänder, seine Zunge und die Muskeln seines Kehlkopfes einwirken. Jedoch treten wir
nicht in das Medium hinein, sondern stehen hinter ihm. Wir können uns in einen Zustand versetzen
oder im Einklang mit dem Medium in einem Maße kommen, daß, wenn wir unsere Stimmorgane
bewegen, die des Mediums sich entsprechend bewegen. Es besteht ein ätherisches oder psychi-
sches Bindeglied, wie man es nennen will, das auf die Muskeln des Mediums dieselbe Wirkung
hat wie eine Stimmgabel auf eine andere Stimmgabel, wenn sie beide auf dieselbe Tonhöhe abge-
stimmt sind. So wirken die beiden Stimmsysteme in Übereinstimmung miteinander. Es kommt
nicht in Frage, daß die Botschaften irgendwie vom Geist des Mediums beeinflußt sind, da dessen
Geist keinerlei Rolle dabei spielt. Wir wirken nicht durch seinen Geist, sondern direkt auf seine
Stimmorgane5. Alles, was durchkommt, ist genauso, wie es im Geist des wirkenden Ätherwesens
entsteht. Geist und Hirn des Mediums sind für den Augenblick ausgeschaltet, und der geistige Or-
ganisator beaufsichtigt die Muskeln der Stimmorgane des Mediums."
Die äußerlichen Vorgänge der Trance-Rede, der Trance-Schrift (oft automatische Schrift genannt) und
der Voll- und Teilmaterialisationen sind bereits in den beiden Büchern "Der Tod, die Brücke zu neuem
Leben" (17) und "Aus der jenseitigen Welt" (18) von mir ausführlich behandelt worden. Diese Schil-
derungen betrafen das Auftreten von vielseitigen Einwirkungen, die aus dem nachtodlichen
Daseinsbereich auf unsere Erde einströmen. Sie zeigen, daß unsere materielle Welt nicht die einzige
Lebensform ist. Die Erscheinungen liefern die Erfahrungsbeweise dafür, daß der irdische Tod keines-
falls das Ende des Lebens ist und deuten auf ein anschließendes feinstoffliches Leben in einer anders
aufgebauten Welt hin. Seit es Menschen auf dieser Erde gibt, waren große Teile der Menschheit davon
überzeugt, daß ein Nachrichtenaustausch zwischen den beiden Lebensbereichen möglich ist und daß
man Rat und sogar materielle Hilfe von verstorbenen Vorfahren oder höheren Geistern aus der ande-
ren Welt erhalten kann. Besonders Naturvölker machten davon reichlich bei der Jagd, der Kriegfüh-
rung und der Aufklärung von Verbrechen Gebrauch. Damit war es ihnen möglich, den täglichen Über-
lebenskampf besser zu meistern. Bei den europäischen Kulturvölkern geriet das Wissen um diese Din-
ge weitgehend in Vergessenheit. Erst der im 19. Jahrhundert aufkommende moderne Spiritismus als
praktische Ausübung der Verbindung zur jenseitigen Welt zeigte interessierten und wißbegierigen
Menschen, daß Wesenheiten aus einem anderen Daseinsbereich manchmal auch praktische Hilfe für
das tägliche Leben geben konnten und das nicht nur durch mehr oder weniger gute Ratschläge, son-
dern durch beeindruckende Eingriffe in das Leben einzelner Personen oder sehr wertvoller
Informationen. Zwei Beispiele sollen das belegen:
3 Trance: (von manchen Autoren auch "Trans" genannt, von latein. trans = jenseits), ein besonderer Zustand, in dem die Herr-
schaft des eigenen Willens über den Körper aufgehoben und oft auch das Wachbewußtsein ausgeschaltet ist.
4 Arthur J. Findlay: 1883-1964, englischer Schriftsteller, Friedensrichter und parapsychologischer Forscher, der mit dem
englischen Medium für direkte Stimme John C. Sloan (1870-1951) zusammenarbeitete.
5 Das gilt aber nicht allgemein. Bei anderen Formen der Trance wird auf den Geist (das Gehirn) und nicht auf die Muskeln des
Mediums eingewirkt.
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Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte in Cleveland (Ohio, USA) der in Deutschland geborene Arzt
Dr. med. Bernhard Cyriax. Er war damals Professor an einer medizinischen Hochschule. In jener Zeit
griff, ausgehend von dem Spukfall (1848) bei der Familie Cox in dem Dorf Hydesville im Staate New
York (USA), der neuzeitliche Spiritismus in starkem Maße um sich. Damit ist gemeint, daß an vielen
Stellen Amerikas und wenig später auch in Europa der Versuch gemacht wurde, über medial veranlag-
te Menschen mit der jenseitigen Welt Verbindung aufzunehmen. Dabei traten die sonderbarsten para-
physikalischen Erscheinungen zutage, wie ich sie in dem Buch "Aus der jenseitigen Welt" (18) be-
schrieben habe. Um die Echtheit dieser Erscheinungen entbrannte bereits damals ein erbitterter Kampf
zwischen ihren Gegnern und Befürwortern. Zu ersteren gehörte anfangs auch Dr. Cyriax. Er sah den
Spiritismus als Täuschung an (3, S. 64) und meinte, daß es an der Zeit sei, die Vorgänge zu erforschen
und den Schwindel aufzudecken, um seine Weiterverbreitung zu verhindern. Zu diesem Zweck be-
suchte er ab 1853 spiritistische Sitzungen. Er begann damit in dem Kreis eines Ehepaars Morrill (3, S.
67), wobei Frau Morrill ein gutes Medium für physikalische Phänomene und Trance-Durchgaben war.
Man gestattete Cyriax eine genaue Durchsuchung des ganzen Hauses und des Sitzungszimmers, wobei
er nichts fand, was zum betrügerischen Hervorbringen der Erscheinungen hätte dienen können.
Trotz seiner betonten Skepsis und Vorsicht erlebte er schon bei seiner ersten Sitzungsteilnahme ganz
erstaunliche telekinetische Vorgänge, die seine höchste Verwunderung hervorriefen. Außerdem melde-
te sich für ihn durch das Medium schriftlich seine verstorbene Halbschwester Amanda Cyriax. Sie
konnte auf sehr eingehende Fragen über ihr früheres Leben (3, S. 71) und die Familienverhältnisse
genaue Auskunft geben. Dabei bediente sie sich der für das amerikanische Medium nicht lesbaren
deutschen Schrift. Diese und andere Kundgaben überzeugten Dr. Cyriax schon nach wenigen Sitzun-
gen, daß bei den von ihm erlebten spiritistischen Vorgängen kein Trick, Schwindel oder die Bühnen-
zauberkunst im Spiel sein konnten. Außerdem machten sich bei ihm selbst sehr bald eigene mediale
Fähigkeiten bemerkbar. Diese hatten besonders bei seiner späteren häufigen Teilnahme an Materialisa-
tionssitzungen günstige Auswirkungen und führten schließlich zu einem für ihn lebensrettenden Er-
lebnis. Im Augenblick höchster Gefahr konnten sich bei ihm zwei Phantome auch außerhalb einer
Sitzung materialisieren und ihm Hilfe leisten. Cyriax berichtet (3, S. 135):
"Es war, wenn ich mich recht erinnere, kurz nach Neujahr 1869, als ich eines Abends zwischen
11 und 12 Uhr in einem furchtbaren Sturm nach Hause kam und mich zu Bett legte. Wie lange ich
geschlafen habe, weiß ich nicht. Ich fühlte auf einmal, wie mein Hündchen mich im Gesicht leck-
te, ängstlich wimmerte und mit den Füßen die Bettdecke von mir abzukratzen versuchte, also je-
denfalls, um mich aufzuwecken. Ich fühlte mich unwohl, es lag wie ein schweres Gewicht auf
meiner Brust. Ich fühlte, daß etwas Besonderes, mir Schädliches, eingetreten war. Allein mein
Kopf war so schwer, daß ich nicht imstande war, mich zu erheben und verlor das Bewußtsein.
Plötzlich fühlte ich mich im Bett in die Höhe und aus demselben herausgerissen, durch zwei kräf-
tige Männer aus dem Zimmer hinausgeschleppt in die lange Vorhalle, wo das Fenster auf war, und
immerfort gerüttelt, geschüttelt, hin und her geschleift und endlich nach der Wasserleitung geführt,
wo man meinen Kopf unter den Kran hielt, denselben öffnete und das kalte Wasser über mich aus-
strömen ließ. Ich war vollständig willenlos und unterwarf mich allen Manipulationen ohne Wider-
stand, trotzdem ich nicht begreifen konnte, was das alles zu bedeuten hatte. Jetzt wurde mir gebo-
ten, von dem Wasser zu trinken, und als ich es getan hatte, mußte ich mich stark
erbrechen. Nun erst löste sich der Bann. Ich fühlte, daß das Haus von Rauch und Gas erfüllt und
ich dem Ersticken nahe gewesen war.
Nun schaute ich mir die beiden Männer erst an, und zu meinem größten Erstaunen erkannte ich in
ihnen meine nächsten Schutzgeister, den Hans Alexander von Alvensleben und Guillelmo Mazza-
rini, welche vollständig materialisiert mir kräftig zur Seite standen. Nun erhielt ich von ihnen Auf-
schluß über das Vorgefallenen: Wie es bei den damals gebrauchten Steward-Öfen stets ge-schah,
hatte ich vor dem Schlafengehen noch einige große Stücke bituminöser Kohle in den Ofen getan
und, als diese ziemlich gut brannten, einen Kasten voll aus der Asche ausgesiebter, mit Wasser be-
gossener kleiner Kohlen darauf geschüttet, bis der Ofen voll war und hatte wie stets die Ofentür
aufgelassen. Durch den Sturm war der auf dem Schornstein angebrachte eiserne Hut gebrochen
und fest auf die Öffnung gepreßt worden, so daß kein Gas oder Rauch ausströmen konnte, sondern
in das Zimmer dringen mußte. Mein Hund, der die Gefahr merkte, wollte mich wecken, aber ich
war bereits nicht mehr fähig, mich aus der Betäubung herauszureißen und wäre sicherlich erstickt,
hätten meine geistigen Freunde sich nicht ins Mittel gelegt, sich materialisiert und mich mit physi-
scher Kraft emporgerissen und an die frische Luft gebracht. Mein Hund war uns
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nachgesprungen, und als er sah, daß ich ihn beobachtete, sprang er heulend und winselnd an mir
empor. Ich nahm ihn in meinen Arm und herzte ihn für seinen Versuch, mich zu retten. Er schien
sich der Gefahr sehr wohl bewußt zu sein, denn er winselte und schmiegte sich an mich an und
leckte mir Gesicht und Hände. 'Jetzt geh erst schnell in das Zimmer', sagte Hans Alexander zu mir,
'öffne die Fenster, lösche das Feuer und hole deinen Kanarienvogel heraus. Derselbe liegt betäubt
am Boden des Käfigs, aber wenn du ihn an die Luft bringst, so erholt er sich wieder.' Ich fand den
Vogel richtig so, wie er gesagt hatte, hing ihn an die Luft, und so erholte er sich bald.
Nun aber überlief mich mit einem Male ein heftiger Frost, und erst jetzt war ich mir bewußt, daß
ich in einem durchnäßten Hemde ohne jegliche andere Bekleidung in dem Durchzug stand und
sprach natürlich die Befürchtung aus, daß ich davon sehr krank werden würde. Doch meine geisti-
gen Besucher und Lebensretter beruhigten mich, indem sie mir die Versicherung gaben, daß ich
vollständig unter ihrem Einfluß stehe und sie die Reaktion in meinem Körper aufhalten würden.
Ich tat, wie sie mir gesagt, rieb mich mit einem türkischen Handtuch tüchtig am ganzen Körper ab,
zog ein trockenes Hemd an und legte mich zu Bett, auf ihr Geheiß die Fenster trotz des Sturmes
und der Kälte offen lassend, und nach einigen magnetischen Strichen war ich eingeschlafen. Je-
denfalls hatten sie es verstanden, eine kräftige Reaktion hervorzurufen, denn am nächsten Morgen,
als ich erwachte, lag ich in starkem Schweiß, fühlte mich aber mit Ausnahme einer Schwäche und
etwas benommenem Kopf ganz wohl.
Ich übergebe hiermit den geehrten Lesern die Beschreibung dieser Krafteinwirkung, wie sie mir
wahr und wahrhaftig passiert ist im Januar des Jahres 1869 in meiner Wohnung Nr. 130 Onta-
riostreet zu Cleveland, Ohio. Ich habe sie gegeben in einfachen Worten ohne Ausschmückung,
aber auch ohne Weglassung und muß nun den Lesern überlassen, ihr Urteil darüber zu fällen. Für
mich steht es fest, daß bei dieser Manifestation, sowie bei den vorher beschriebenen Tatsachen,
wirkliche Manifestationen vorliegen und nicht durch meine eigene Psyche mir vorgezauberte plas-
tische Halluzinationen, wofür auch der am darauffolgenden Tag noch zu beobachtende Rauch und
Gasgeruch, die offenen Fenster, mein Kanarienvogel im anderen Zimmer, sowie das nasse Hemd
und der umgebrochene Hut auf dem Schornstein Zeugnis ablegten."
Dr. Cyriax beschreibt neben weiteren Erlebnissen nach folgendes, bei dem ein auf dieser Erde leben-
der Mensch durch Einwirkung einer jenseitigen Wesenheit vor großem Schaden bewahrt wurde. Cy-
riax war in der Anfangszeit seiner spiritistischen Tätigkeit von einem Maler Lanning in einen soge-
nannten Entwicklungszirkel eingeladen worden. Dabei handelte es sich um eine Gruppe von Teilneh-
mern, von denen einige ihre medialen Anlagen zur Entfaltung bringen wollten. Unter den bereits fort-
geschrittenen Medien befand sich eine Mrs. French. Von ihr berichtet Dr. Cyriax (3, S. 82):
"Hier sei noch eines höchst merkwürdigen, direkt in das Leben eingreifenden Vorfalls gedacht.
Bei einer Nachmittagssitzung erhielt Mrs. French wieder plötzlich eine Mitteilung durch den Geist
ihrer Tochter, welche sie veranlaßte, sofort aufzubrechen und mit dem nächsten Zug nach Phi-
ladelphia zu fahren, da sie dort in dem Hotel, wo sie gewöhnlich logierte und dessen Besitzer ein
spezieller Freund von ihr war, eine Feuersbrunst verhüten müsse. Sie wußte selbst nicht wie, aber
gewohnt, den Wünschen ihrer geistigen Führer nachzukommen, zögerte sie nicht, sofort abzurei-
sen, und der Erfolg zeigte, daß ohne ihre Dazwischenkunft ihr Freund Haus und Hof verloren
haben würde. Sie kam abends 8 Uhr in Philadelphia an und teilte dem Hotelbesitzer sogleich ihren
Auftrag mit, ohne jedoch im Stande zu sein, Näheres anzugeben. Sie handelte vollständig nach den
Eingebungen, welche sie von ihren geistigen Führern erhielt, und so verlangte sie, im Hause um-
hergeführt zu werden. Beim Durchgehen der verschiedenen Stockwerke blieb sie vor einer kleinen
Kammer, welche durch einen Verschlag unter einer Treppe gebildet war, stehen und gab diese
Kammer als den Platz an, wo das Feuer angelegt werden würde. Als zufällig der Hausknecht auf
den Hofe vorüberging, bezeichnete sie diesen als den Mann, der das Verbrechen begehen würde.
Gegen 11 Uhr nachts begaben sich Mrs. French und der Wirt mit zwei Polizisten in ein der kleinen
Kammer gerade gegenüber gelegenes Zimmer. Dort verharrten sie im Dunkeln und ganz im Stillen
bis etwas nach Mitternacht, als sie jemand ganz leise auf einer Hintertreppe heraufkommen und
die Kammer öffnen hörten. Nach einigen Minuten sagte das Medium, jetzt sei es Zeit. Es wurde
Licht gemacht, und die beiden Polizisten sprangen plötzlich aus dem Zimmer und packten einen
Mann, gerade als er die Kammertür schloß. Dieser war wirklich der von seinem Hausherrn aus
dem Dienst entlassene Hausknecht, welcher sich durch Feuerlegen für die Entlassung rächen woll-
te. Er hatte einen Korb mit Spänen gefüllt, diese mit Petroleum getränkt und soeben unter die
Treppe gesetzt, welche bereits von den Flammen ergriffen war, als man die Kammer öffnete. Da
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dieser Teil des Hauses gerade die Familienwohnung enthielt und folglich nach Mitternacht nicht
mehr von vielen Personen betreten wurde, hatte der Bursche ganz richtig kalkuliert, daß dort das
Feuer sich ruhig ausbreiten könne und daß, wenn es entdeckt würde, Hilfe nicht rasch genug her-
beigeschafft werden konnte, um das Haus zu retten.
Wie konnte das Medium in Baltimore von diesen Vorgängen eine Kenntnis haben? Gedankenlesen
war es nicht, denn dann hätte es ja mit dem Knecht zusammen sein müssen! Hier liegt doch jeden-
falls ein Fall von Vorherwissen zukünftiger Dinge vor; aber natürlicher erscheint mir die
Annahme, daß die Geister, welche Mrs. French kontrollierten und oft durch sie mit ihrem Freund
im Philadelphia in Verbindung gekommen waren, die vorbereitenden Handlungen des Hausknech-
tes wirklich wahrgenommen hatten und nun das Medium veranlaßten, sich an den Ort der zu bege-
henden Handlung zu begeben und vermöge der Gabe des Hellsehens das Verbrechen zu verhüten."
Als Beispiel aus neuester Zeit möchte ich hier ein Geschehen berichten, das jetzt, im Januar 1988,
noch nicht einmal abgeschlossen ist und das einen sehr starken Beweis für das persönliche Überleben
eines bestimmten Menschen liefert, der bis 1951 auf dieser Erde gelebt hat. Bei solch einem Nachweis
besteht immer die Schwierigkeit, auf welche Art ein Verstorbener seine Weiterexistenz und seine
Identität überhaupt nachweisen kann. Da er körperlich hier auf Erden nicht mehr ständig in Erschei-
nung treten kann, lassen sich dazu nur der Fortbestand seines Gedächtnisses, seines Wissens und geis-
tigen Könnens und die Darbietung seiner Persönlichkeitsstruktur verwenden. Zum geistigen Können
gehören z. B. wissenschaftliche und künstlerische Fähigkeiten mit ihren persönlichen Ausprägungen,
aber auch die Kunst hervorragenden Schachspiels. Durch letzteres, sowie zahlreiche detaillierte und
nur mühsam überprüfbare Angaben aus seinem Leben, stellt der 1951 verstorbene ehemalige ungari-
sche Schachgroßmeister Géza Mároczy (linkes Bild) sein Weiterleben unter Beweis. Dabei handelt es
sich um folgendes:
Géza Mároczy (1870-1951), früherer ungarischer
Viktor Kortschnoi, russischer Schachgroßmeister.
Schachgroßmeister.
Der mir seit langem persönlich bekannte Schweizer Dr. Wolfgang Eisenbeiss ist sowohl Schachspie-
ler, als auch an Fragen der Parapsychologie und des Fortlebens nach dem Tode interessiert. Er lernte
vor einigen Jahren einen schreibmedial veranlagten deutschen Musiker und Komponisten namens
Robert Rollans (geb. 1916) kennen. Dieser kann Verbindung mit verstorbenen Menschen aufnehmen
und deren Mitteilungen durch seine Hand, die paranormal angesteuert wird, niederschreiben.
Dr. Eisenbeiss verfolgte nun den Gedanken, ob es nicht möglich sein könnte, über das Medium
Rollans, das selbst nicht Schachspieler ist und zunächst nicht einmal die Schachfiguren richtig aufstel-
len konnte, eine Fernschachpartie zwischen einem verstorbenen Schachgroßmeister und einem noch
auf Erden lebenden Großmeister zu veranstalten. Wenn das gelingen würde und ein Spiel von hohem
Niveau herauskäme, würde das den Beweis dafür liefern, daß nicht das Medium selbst - bewußt oder
unbewußt - als Schachspieler angesehen werden kann. Der Ablauf des Spiels und die dabei möglich-
erweise zutage tretenden Feinheiten und Mitteilungen persönlicher und bisher unbekannter Art könn-
ten dann einen Identitätsbeweis erbringen.
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Dr. Eisenbeiss übergab Robert Rollans eine Liste von einem Dutzend verstorbener bedeutender
Schachgrossmeister mit der Bitte und dem Auftrag, über die jenseitigen Verbindungen zu erkunden,
ob nicht einer von ihnen zu finden und dann auch bereit wäre, gegen einen irdischen Schachgrossmeis-
ter eine Fernschachpartie zu spielen.Von Rollans jenseitigen Führungsgeistern wurde der 1951 ver-
storbene ungarische Schachgrossmeister Géza Mároczy ausfindig gemacht, der sich zu diesem Spiel
bereit erklärte. Am 15. Juni 1985 schrieb Rollans medial im Auftrag seiner jenseitigen Freunde:
"Unser Lieber! Wir warten schon auf Deinen Anfang. Jetzt endlich konnten wir den Géza
Mároczy mitbringen. Weil es am Anfang ist, sind zwei von uns dabei. Wir werden vermitteln.
Aber zuerst wird er persönlich versuchen zu schreiben mit Deiner Hand. Und da ist er…"
Auf ungarisch folgte dann noch:
"Ich bin Mároczy Géza. Ich grüsse Sie." (siehe unten)
Mediale Schrift durch die Hand
von R. Rollans zu Beginn der
Schachpartie mit dem jenseitigen
Géza Mároczy am 15. Juni 1985.
Als irdischen Gegner seines jenseitigen Schachspielers gelang es Eisenbeiss, den russischen Groß-
meister Viktor Kortschnoi zu gewinnen. Dieser lebte seit geraumer Zeit in der Schweiz. Zweimal
(1978 und 1981) war er bei der Schachweltmeisterschaft der Herausforderer des Russen Karpow.
Letzterer war allerdings der Gewinner dieser Weltmeisterschaften. Die Fernschachpartie Mároczy
gegen Kortschnoi begann 1985. Sie lief so ab, dass in der Wohnung des Mediums Rollans ständig ein
kleines Steck-Schachspiel mit dem jeweiligen Spielstand aufgestellt war. An diesem Schachbrett
orientierte sich der jenseitige Géza Mároczy, überlegte seine Züge und teilte sie durch die Hand des
Mediums schriftlich mit. Letzteres leitete die Mitteilung an Dr. Eisenbeiss in St. Gallen weiter, der
seinerseits Viktor Kortschnoi davon in Kenntnis setzte. Kortschnoi wiederum übermittelte seinen neu-
en Zug an Eisenbeiss, der die Mitteilung darüber an Rollans weiterleitete. Dieser führte den Zug dann
physisch auf seinem Schachbrett durch und setzte dadurch den Geist Mároczy in Kenntnis. Dieser
konnte nun einen neuen Zug überlegen, und der Ablauf begann von neuem. Da sowohl Kortschnoi als
auch Rollans beruflich sehr beschäftigt waren, zog sich die Abwicklung eines Zuges oft wochen- und
monatelang hin. Rollans und Kortschnoi kannten sich nicht, hatten sich noch nie gesehen und hatten
keine unmittelbare Verbindung miteinander.
Dr. Eisenbeiss schilderte das Geschehen folgendermaßen (4, S. 21):
"Als Parapsychologe mit besonderem Forschungsgebiet der Frage nach einem nachtodlichen Le-
ben befaßte ich mich seit Jahren mit dem Gedanken, eine Schachpartie zwischen einem lebenden
und einem verstorbenen Großmeister zu inszenieren. Einer Anregung des Urner Zahnarztes
Dr. Waldhorn ist es zu danken, daß ich endlich versuchte, das Experiment in die Tat umzusetzen.
Es ging und geht mir darum, das Überleben des Todes mit Hilfe von Rahmenbedingungen, die
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wissenschaftlichen Kriterien genügen, indizienmäßig zu beweisen. Als Mittler oder Medium stand
mir Robert Rollans, 71, unentgeltlich zur Verfügung. Schon vor Jahren hatte ich die schreib-
mediale Begabung dieses deutschen Musikers böhmischer Abstammung mit positivem Ergebnis
geprüft. Rollans, der von Schach nichts versteht, bekam den Auftrag, im Jenseits aus einer Gruppe
verstorbener Großmeister einen Gegner für Kortschnoi zu suchen. Kortschnoi selbst hatte vorgän-
gig seine Teilnahme am Experiment freundlicherweise ebenfalls unentgeltlich zugesagt. Rollans
"fand" schließlich Géza Mároczy, der sich mit Freude bereit erklärte, die Partie zu spielen, nach-
dem seine Schutz- und Führungsgeister ihre Einwilligung gegeben hatten, dies in dem
Bestreben, die Menschen sollten sich doch mit der Tatsache eines nachtodlichen Lebens vermehrt
auseinandersetzen.
Auf mein Ersuchen hin gab Mároczy eine sich über 40 Seiten hinziehende, teils sehr detaillierte
Schilderung seines Lebens. Basierend darauf habe ich 39 Fragen erstellt, die der ungarische
Historiker Laszlo Sebestyew in über 70 Stunden Arbeit beantworten konnte (freilich habe ich ihm
den 'Background' verschwiegen und gab vor, eine Arbeit über Mároczy zu schreiben). Dabei haben
ihm Mároczys noch lebende Kinder - heute beide über 80 Jahre alt - maßgeblich geholfen. Das Er-
staunliche: Die Antworten decken sich im Kern alle mit Mároczys Bericht. Die Differenzen im
Unwesentlichen sprechen für die Echtheit des Vorganges, also widerlegen etwa den Einwand, das
Medium hätte Mároczys Schilderung dessen noch lebenden Kindern abgezapft.
Über das Medium ließ ich Mároczy fragen, ob er sich an eine Partie mit einem gewissen Romi er-
innern könne. Ich hatte nämlich aus Mároczys Laufbahn eine Partie herausgesucht, die er mit ei-
nem völlig unbedeutenden Gegner gespielt hatte, die aber andererseits ein Juwel mit einem
Schlüsselzug aufwies. Da war die Partie gegen Romi, gespielt 1930 in San Remo, genau das richti-
ge. Die für Mároczy mit Weiß hoffnungslose Stellung:
Weiß:
Kh2, Dh6, Te1, Tg6, Bauern a2, e7, f4, g2, h3
Schwarz: Ke8, Db2, Td2, Th8, Lc8, Bauern a7, b7, c6
Auch Turniersieger Aljechin glaubte, Mároczy (Weiß) sei verloren, doch dann folgte sein einmali-
ger studienhafter 41. Zug (Mároczy gewann mit 41. Dh5!). Doch hören wir, wie sich Mároczy
noch zu erinnern vermag, wobei vor allem auch jene Details zu würdigen sind, die kaum mehr ei-
nem lebenden Menschen bekannt sein dürften. Mároczy macht zunächst darauf aufmerksam, daß
sich Romi mit einem 'h' am Ende geschrieben habe. Dann aber: 'Ich hatte einen Jugendfreund na-
mens Romih, der mich damals besiegte. Ich habe ihn sehr verehrt, in der Folge aber nicht mehr ge-
sehen. Doch Jahrzehnte später, beim Turnier in San Remo von 1930 ... wer taucht da überraschend
auf? Es ist mein alter Freund Romih. Und so ergab es sich, daß ich mit ihm eines der spannendsten
Spiele meiner Laufbahn spielte. Es waren Momente, wo nicht nur jene, die die Partie verfolgten,
mich aufgegeben hatten, sondern auch ich, der ich immer ein Optimist war, hielt mich für verloren.
Aber letztlich hatte ich einen guten Einfall und blieb Sieger. Mit 60 Jahren habe ich damals Re-
vanche genommen für eine in der Jugendzeit gegen Romih verlorene Partie. Schließlich wurde ich
nur Neunter in diesem Turnier, das von Aljechin gewonnen wurde, während mein Freund Romih
Sechzehnter und Letzter wurde...' Und all dies bringt der Jenseitige durch die Hand des Mediums
zu Papier, durch ein Medium, das weder von Schach noch der Schachgeschichte einen Deut ver-
steht.
Es entspricht dem Wunsch Mároczys, daß schon vor Ende der Partie mit Kortschnoi über das lau-
fende Experiment berichtet wird. Der bisherige Verlauf, wobei gleich jetzt festzuhalten ist, daß die
Qualität der Partie vom Standpunkt des Experimentes aus von untergeordneter Bedeutung ist, stellt
sich folgendermaßen dar.
Mároczy (gest. 1951) - Kortschnoi
Französisch
1. e4 e6
2. d4 d5
3. Sc3 Lb4
4. e5 c5
5. a3 Lxc3+
6. bxc3 Se7
7. Dg4 cxd4
8. Dxg7 Tg8
9. Dxh7 Dc7
10. Kd 1 dxc3
11. Sf3 Sbc6
12. Lb5 Ld7
13. Lxc6 Lxc6
14. Lg5 d4
15. Lxe7 Kxe7 16. Dh4+ Ke8
17. Ke2 Lxf3+ 18. gxf3 Dxe5+
19. De4 Dxe4+
20. fxe4 f6
21. Tad1 e5
22. Td3 Kf7
23. Tg3 Tg6
24. Thg1 Tag8
25. a4 Txg3
26. fxg3 b6
27. h4 a6.
Nach Abschluß der Partie werde ich das ganze Geschehen - von dem hier freilich nur ein Fragment
erscheint - ausführlich darstellen und einer kritischen Würdigung unterziehen.
Dr. W. Eisenbeiss."
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Kortschnois Kommentar zu dem damaligen Teil der Partie, den er gegenüber der Züricher "Sonntags
Zeitung" vom 13. 09. 1987 äußerte, war folgender:
"Ich gewann anfangs einen Bauern und dachte, das Spiel sei schnell vorbei. Vor allem in der
Eröffnungsphase offenbarte Mároczy Schwächen. Er spielt altmodisch. Ich muß aber gestehen, daß
meine letzten Züge nicht sehr überzeugend waren. Ich bin nicht mehr sicher, ob ich die Partie ge-
winnen kann. Die Fehler aus der Eröffnungsphase hat Mároczy mittlerweile durch ein starkes End-
spiel kompensiert. Beim Endspiel zeigt sich die Begabung eines Spielers, und mein Gegner spielt
sehr gut."
Der damals letzte 27. Zug fand im September 1987 statt. Es trat dann eine längere Pause ein, die darin
ihren Grund hatte, dass das Medium Rollans zunächst umzog und dann aus beruflichen Gründen sich
außerhalb seines Wohnortes aufhielt. Danach war die Partie weitergegangen und war am 01. August
1991 bis zum 43. Zug gediehen. Dr. Eisenbeiss gibt die Züge folgendermassen an:
28. g4 b5
29. axb5 axb5
30. Kd3 Kg6
31. Tf1 Th8
32. Th1 Th7
33. Ke2 Ta7
34. Kd3 Ta2
35. Tf1 b4
36. h5+ Kg5
37. Tf5+ Kxg4 38. h6 b3
39. h7 Ta8
40. cxb3 Th8 41. Txf6 Txh7
42. Tg6+ Kf4
43. Tf6+
Kortschnoi war mit Schwarz damals am 43. Zug. Eisenbeiss sagt dazu:
"Die Stellung zeigt bei näherem Hinsehen, daß Kortschnoi deutlich besser steht. Er hat im
Turmendspiel einen Turm und drei Bauern, Mároczy dagegen einen Turm und zwei Bauern. Ich
rechne damit, dass die Partie in wenigen Zügen zu Ende geht, will aber dem Geschehen in keiner
Weise vorgreifen. Eine ausführliche Analyse nach Abschluß der Partie wird dann den ganzen
Spielverlauf aufzeigen."
Die weiteren Züge waren:
44. Tf1 Th2
45. Td1 Kf3
46. Tf1+ Tf2
47. Txf2+ Kxf2
Mároczy hat das Spiel im 48. Zug am 11. Februar 1993 verloren gegeben. Er hatte bei diesem mögli-
chen Zug außer dem König noch zwei Bauern, Kortschnoi dagegen außer dem König drei Bauern
(siehe unten) mit der Sicherheit, einen von ihnen sehr bald gegen eine Dame einwechseln zu können.
Damit hätte er das Spiel gewonnen gehabt. So hat diese "jenseitige" Schachpartie, begonnen am
11. Juni 1985, genau sieben Jahre und acht Monate gedauert. Zugleich stellte das Ende der Schachpar-
tie auch das Lebensende des Mediums Robert Rollans dar. Wenige Tage später hat ihn der Tod am
02. März 1993 von dieser Erde hinweggenommen.
Schlussstellung nach dem 47. Zug von Schwarz.
(aus: "Schwäbische Zeitung", Nr. 255 v. 04. 11. 2000)
Das Medium Robert Rollans
Robert Rollans ist am 29. Januar 1914 als Sohn eines deutschen Arztes in Campina, Bezirk Prakova,
Bezirk 21, Bukarest geboren. Er besuchte eine Musikhochschule und arbeitete als Komponist. Im
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Zweiten Weltkrieg war er beim rumänischen Militär eingesetzt. 1971 übersiedelte er mit einem Tou-
risten-Visum nach Deutschland. Ich selbst habe das Medium am 29. Juli 1988 in seiner Wohnung in
Niedersachsen in Bad Pyrmont besucht und über seine Empfindungen beim medialen Jenseitsverkehr
und bei den Übermittlungen von Géza Mározcy bezüglich des Schachspiels gegen Viktor Kortschnoi
befragt. Er hat mir folgendes geantwortet:
"Bei meinem medialen Jenseitsverkehr treten zwei Zustände auf: Der erste ist der der Halbtrance,
an den ich gewöhnt bin, bei dem ich hinterher nichts mehr weiß und wo Mároczy das Schreiben
durch meine Hand übernimmt und seine Gedanken zu Papier bringt. Das ist meistens der Fall, und
daran habe ich mich seit Jahren gewöhnt. Der andere Zustand aber ist neu und ist erstmals wäh-
rend des Schachspiels aufgetreten. Er besteht darin, dass Mároczy verschiedene Varianten seiner
möglichen Züge bei dem Schachspiel überlegt. Er ruft mich dann innerlich an und zeigt mir die
verschiedenen Möglichkeiten, die ich normalerweise überhaupt nicht verstehen würde, da ich in
meinem Leben nie Schach gespielt habe. Ich sitze dann vor dem materiellen Schachbrett, und
Mároczy zeigt mir geistig, wie er die Figuren bewegen könnte. Meine Empfindung ist dann die ei-
nes klaren Verständnisses für die Überlegungen Mároczys, bei denen er mir seine Züge und die
möglichen Gegenzüge Kortschnois erläutert. Ich habe in diesem Fall das Gefühl größter Einsicht,
Erleuchtung und Leichtigkeit, als ob ich ein großer Schachspieler wäre.
Diese Empfindungen dauern die Minuten, während der mir Mároczy seine Überlegungen erläutert.
Wenn er mich dann wieder verlassen hat, sitze ich konsterniert vor dem Schachbrett und verstehe
das ganze Spiel und die Züge Mároczys überhaupt nicht mehr. Ich weiß auch nicht mehr, was mir
Mároczy im einzelnen gesagt hat. Zurück bleibt mir nur die Erinnerung, daß ich kurz zuvor noch
alles mit großer Leichtigkeit verstanden habe. Für den Fortgang des Schachspiels ruft mich
Mároczy telepathisch an und schreibt durch meine Hand die Buchstaben-Zahlenkombination auf,
zwischen denen eine Figur bewegt werden soll. Das gebe ich dann an Dr. Eisenbeiss weiter, ent-
weder schriftlich oder telefonisch. Wenn es sich nicht um das Schachspiel handelt, kann es vor-
kommen, daß ich medial drei bis fünf Stunden ununterbrochen bis zu 12 Seiten DIN A4 pro Stun-
de mit Text über die verschiedensten Themen schreibe. Ich kann dabei meine jenseitigen
Informanten aber nie sehen, auch nicht paranormal. Manche Informanten, z. B. mein Vater,
schreiben in ihrer eigenen, von meiner abweichenden Handschrift.
Robert Rollans (geb. 29. 01. 1914, gest. 02. 03. 1993)
am 27. 07. 1988 in seiner Wohnung in Bad Pyrmont.
Meine Medialität trat zum ersten Mal im Alter von 33 Jahren in Erscheinung. Damals nahm mein
sieben Jahre jüngerer und inzwischen verstorbener Bruder an spiritistischen Sitzungen teil, die ein
medial veranlagter Mathematik-Professor abhielt. Mein Bruder nahm mich einmal zu solch einer
Sitzung mit. Ich glaubte zwar nicht an derartige Dinge, aber aus Neugier begleitete ich ihn. Es wa-
ren damals etwa 12 Personen zugegen, die dem sogenannten Glasrücken beiwohnten, bei welchem
durch das Medium, den Mathematik-Professor, ein kleines Glas auf einer Alphabet-Tafel hinund-
hergeschoben wurde. Das Medium konnte über jeden der Teilnehmer gewisse Durchgaben liefern.
Als ich an der Reihe war, erfolgte die Mitteilung:
"Wir wissen, dass du ein 'Ave Maria' komponierst. Was du aber bislang hervorge-
bracht hast, ist nicht genügend. So kleine 'Ave Marias' haben auch schon die größten
Komponisten geschrieben. Es hat keinen Sinn, daß du ein derartiges noch dazu-
schreibst, weil es auf keinen Fall besser als die anderen sein kann. Wir raten dir, aus
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deinem bislang kleinen 'Ave Maria' ein großes zu machen, geeignet für großes Or-
chester mit einer bedeutenden Opernsängerin. So etwas fehlt bislang."
In diesem Augenblick habe ich meine Meinung über den Tod, das Jenseits und das Leben nach
dem Tod völlig geändert. Dazu veranlaßte mich die Tatsache, daß kein irdischer Mensch außer
mir, auch meine Eltern nicht, wußte, dass ich ein 'Ave Maria' komponierte. Damals wurde mir
klar, daß sich eine fremde Kraft eingeschaltet hatte und daß es ein jenseitiges Leben gibt. Telepa-
thie schloss ich aus, da ich in diesen Momenten voller Angst auf diesen Vorgang konzentriert ge-
wesen bin und außerdem keine Ahnung hatte, dass mein 'Ave Maria' nicht bestens war und ich ein
anderes komponieren sollte. Ich habe dann noch an zwei oder drei weiteren Sitzungen bei dem
Professor teilgenommen.
Etwa ein halbes Jahr später wollte ich spät in der Nacht noch einen Brief schreiben. Mit einem
Bleistift in der Hand saß ich vor dem Blatt Papier und wollte mit dem Schreiben beginnen. Da
spürte ich, wie eine fremde Kraft sich meiner Hand bemächtigte und zu schreiben begann. Ich
brachte folgende Worte zu Papier: 'Hab keine Angst, ich bin es, Dein Bruder Robi.' - Dieser war
acht Jahre zuvor als ganz junger Arzt verstorben. Durch seine von meiner Hand hervorgebrachte
Mitteilung war ich tief beeindruckt, wurde aber auch außerordentlich mit Angst erfüllt, weil ich bis
dahin nicht wußte, daß man auch medial schreiben kann. Der mediale Mathematik-Professor übte
ja nur das Glasrücken aus. Ich von mir aus hätte es aus lauter Angst nie gewagt, etwa medial
schreiben zu wollen. Mein Bruder beruhigte mich aber und schrieb: 'Denk an nichts, und laß Deine
Hand frei.' Dann übernahm er das Kommando über meine Hand und schrieb weiter:
'Ich bin Dein verstorbener Bruder und werde Dir viele Dinge von uns und der jensei-
tigen Welt mitteilen. Du mußt oft zum Schreiben vorbereitet sein, und wir werden
Dir dann vieles von oben berichten.'
Das war der Anfang meiner medialen Tätigkeit, die für mich mit einem großen Schock und großer
Angst begann, da ich von Natur aus ein ängstlicher Mensch bin. Später aber verschwand das
Angstgefühl völlig, als in der Folgezeit drei verstorbene Ärzte, ein sehr bedeutender Historiker und
Linguist namens Hasdeu und seine in jungen Jahren verstorbene Tochter, die in Paris gelebt hat
und dichterisch sehr begabt war, mit mir in Verbindung traten. Später, nach seinem Tod, kam dann
auch mein Vater hinzu, der ebenfalls Arzt war. Viele und bedeutsame mediale Mitteilungen habe
ich in der Zwischenzeit erhalten."
Robert Rollans hat mir seinerzeit bei meinem Besuch in seiner Wohnung am Klavier auch das von ihm
komponierte Ave Maria vorgespielt. Ich habe es damals auf Tonband aufgenommen und es bei Vor-
trägen über Mároczy und das Schachspiel öffentlich vorgeführt.
Zu dem irdischen Leben von Mároczy ist noch zu sagen, daß er als junger Mann zwei Jahre am "Poly-
technikum" in Zürich studierte, der heutigen "Eidgenössischen Technischen Hochschule". Von daher
konnte er also Deutsch. Danach beendete er sein Ingenieurstudium in Budapest. Anschließend war er
Mittelschulprofessor für Mathematik und Geometrie, dann Rechnungsrat für eine Versicherungsge-
sellschaft. Das Schachspiel hat er im Gegensatz zu anderen Schachgroßmeistern nie im Hauptberuf
ausgeübt. Es war für ihn kein Broterwerb.
Dieses Beispiel zeigt, wie stark die Indizien- oder Erfahrungsbeweise für das persönliche geistige
Fortleben eines bestimmten Menschen sein können. Die Animisten, die alles vom Unterbewusstsein
des Mediums her erklären wollen, kommen doch in große Schwierigkeiten, wenn sie glaubhaft ma-
chen wollen, daß ein Musiker, der nie Schach gespielt hat, gegen einen Großmeister mit einem an-
spruchsvollen Schachspiel antreten kann. Und woher konnte er als irdischer Mensch Einzelheiten aus
Mároczys Leben erfahren, die auch Dr. Eisenbeiss erst mühsam in Erfahrung bringen mußte? Die üb-
lichste Reaktion ist, daß man derartige Fälle einfach nicht zur Kenntnis nimmt. Dann existieren sie
auch nicht.
Berichte ähnlicher Art habe ich in dem Buch "Der Tod, die Brücke zu neuem Leben" (17) in größerer
Anzahl angeführt und bei den Kundgaben jenseitiger Wesenheiten (also verstorbener Menschen)
besonderen Wert darauf gelegt, daß der Urheber genau identifiziert werden konnte, um dadurch über-
haupt sein Fortleben nachweisen zu können. Die Frage nach dem genauen Namen des jenseitigen
Berichterstatters und seiner Überprüfung tritt bei den nachfolgenden Ausführungen in den Hinter-
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grund. Es ist also in Bezug auf die Urheber der Berichte in diesem Buch in der Regel nicht genau
nachgeforscht worden (weil es meist gar nicht möglich war), um welchen verstorbenen Menschen es
sich nachweisbar gehandelt hat. Es geht hier nicht darum, frühere irdische Familien- und Lebensver-
hältnisse aufzudecken, sondern von verstorbenen Menschen Auskunft über ihr nachtodliches Leben zu
erbitten. Dabei sollen die Bewohner der jenseitigen Welt selbst zu Wort kommen.
Der Mangel, in vielen Fällen im irdischen Sinne gar nicht genau zu wissen, von wem ein Bericht aus
dem Jenseits nun eigentlich exakt stammt, bringt natürlich eine gewisse Unsicherheit in die Angele-
genheit. Aber diese ist noch größer dadurch, daß man nicht weiß, ob der jenseitige Berichterstatter
überhaupt selbst genau unterrichtet ist oder nur von Hörensagen berichtet oder gar faustdicke Lügen
auftischt. Weiter kann eine Jenseitsmitteilung auch noch durch das Unterbewußtsein oder verborgene
Wünsche des durchgebenden Mediums beeinflußt werden. All dies muß man wissen und berücksichti-
gen, um bei Jenseitskundgaben so sorgfältig wie möglich die Spreu vom Weizen zu trennen.
In manchen Fällen pflegen jenseitige Wesenheiten, um ihre Kundgaben mit besonderer Autorität und
Glaubwürdigkeit zu versehen, sich mit klingenden Namen und Titeln zu schmücken, ohne daß ihre
Durchgaben eine entsprechende geistige Höhe hätten. So kam es im vorigen Jahrhundert häufig vor,
daß sich "Goethe", "Schiller" oder "Napoleon" meldeten. Heute kommen dafür verstorbene Film-
schauspieler oder Schlagersänger. Weiter kenne ich Medien, durch die "Gott" oder "Christus" persön-
lich sprechen und die dafür eine große öffentliche Werbung betreiben. Allergrößte Vorsicht ist hier am
Platz!
1983 erhielt ich ein Buch über "Gespräche mit dem Jenseits" von einer Autorin aus Köln zugeschickt,
die sich mir in einem Begleitbrief als "Jenseitsforscherin, Schreibmedium und vieles mehr" vorstellte.
Sie führte in ihrem Brief aus:
"Ich glaube nicht, daß ihnen bis heute jemals ein Medium meiner "Güteklasse" - entschuldigen Sie
die Überheblichkeit - untergekommen ist. Sie werden dies nach Durchlesen meines Buches selber
feststellen."
Sie gab weiter an, Beweise ihrer Jenseitsforschung zu jeder Tageszeit liefern zu können und bat mich,
ihr gegen Entgelt ein Zertifikat zu liefern, das für sie persönlich und ihr Buch wertvoll wäre. Ich habe
das Buch dann gelesen und festgestellt, daß es nachtodliche Interviews mit solchen "berühmten" Per-
sönlichkeiten enthielt, die ein aufmerksamer Illustriertenleser und Fernsehzuschauer kennt. Darunter
waren z. B. "Ingrid Bergmann", "Marilyn Monroe", "Adolf Hitler", "Hermann Göring", "Konrad Ade-
nauer", "Albert Einstein" usw. - Ein Interview mit "Mosche Dajan" begann sie folgendermaßen:
Frage:
Ich weiß wahrhaftig deinen Namen nicht mehr, aber ich hoffe, du weißt, daß ich dich
meine."
Antwort: Herzlichste Grüße, liebe M., Mosche Dajan, ja das bin ich. Du rätselst schon seit Tagen
an meinem Namen herum.
Frage:
Bist du im jüdischen Viertel?
Antwort: Du kennst dich aber gut aus. usw.
Ich habe der Autorin Frau M. dann am 31. Oktober 1983 geschrieben, daß für mich nichts dafür sprä-
che, daß es die in dem Buch mit Namen genannten Personen wirklich gewesen seien. Was in den ein-
zelnen Abschnitten geschrieben sei, könne jeder sagen und sei kein Hinweis für die behaupteten Urhe-
ber. Der Stil dagegen zeuge für das Gegenteil.
Ein bezeichnender Fehler ist der medialen Autorin und ihrem "jenseitigen Informanten" bei Jakob
Lorber unterlaufen. Sie stellt ihn als katholischen Pfarrer und Schriftsteller vor und fragt ihn:
Frage:
Du warst katholischer Pfarrer und hast Bücher und Erbauungsheftchen über die Religi-
on geschrieben?
Antwort: Ja, ich war katholischer Pfarrer und habe eine Menge dieser Büchlein verfaßt, die ich
aber heute nicht mehr schreiben würde, weil der Inhalt nicht aufrechterhalten bleiben
kann.
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Tatsächlich ist Jakob Lorber (1800 - 1864) zwar katholisch, aber niemals Pfarrer gewesen. Er war
dagegen Musiker und ab 1840 Schreibmedium über religiöse Themen. Unter anderem schrieb er ein
elfbändiges Werk "Das Große Evangelium Johannes".
Auf meinen Brief schrieb mir Frau M. u. a., daß sie meine ablehnende Stellungnahme nicht übelneh-
me. Ich könne ja gar nicht anders denken. Aber sie wäre imstande, in Sekunden jeden Toten herbeizu-
rufen und kenne sich im Jenseits so gut aus wie in ihrer eigenen Wohnung. Im Juli 1987 hat mir diese
Dame ihre neueste Werbeschrift zugesandt, worin sie sich wiederum als "Jenseitsforscherin" bezeich-
net und Sitzungen zur Rückführung in frühere Leben oder in die Zukunft des jetzigen Lebens zum
Preis von 200,- DM anbietet. Außerdem preist sie ihr Buch zu 33,80 DM mit folgenden Worten an:
"Mein zweites Buch 'Jenseitsgespräche', Beweise aus der anderen Dimension, endlich die Wahr-
heit, in Funk und Presse erwähnt, das z. Zt. brisanteste Buch, läßt keine Frage über das Jenseits of-
fen. Beinhaltet auch Rückführungen und Tonbandstimmen."
Die Frau M. aus Köln ist bei weitem nicht die Einzige, die so großsprecherisch ihre Dienste anbietet.
In einschlägigen Kiosk-Zeitschriften kann man spaltenweise entsprechende Anzeigen finden. In dem
Buch "Aus der jenseitigen Welt" (18) habe ich bereits vor derartigen Medien und ihren "jenseitigen
Informanten" eindringlich gewarnt und erläutert, daß es nicht möglich ist, jeden Verstorbenen zu
beliebiger Zeit herbeizuzitieren.
Bei der Sichtung von "Jenseitsdurchgaben" ist es also die erste Aufgabe, Schilderungen wie die oben
angeführten auszusondern. Als Maßstab dienen unter anderem vorhandene Eigenschaften der Medien
(z. B. Geltungssucht und Überheblichkeit), das Niveau der Durchgaben, falsche Behauptungen (siehe
Lorber) und Widersprüche gegenüber dem, was bereits als halbwegs gesichert gelten kann. Dazu ge-
hört z. B. die Behauptung der Frau M., jeden beliebigen Verstorbenen (sofern er nicht schon wieder
auf diese Erde als neugeborener Mensch zurückgekommen ist) in kürzester Zeit herbeiholen zu
können.
Man darf allerdings nicht erwarten oder verlangen, daß alle Berichte aus der jenseitigen Welt de-
ckungsgleich und ohne scheinbare oder wirkliche innere Widersprüche sein müssen. Das gilt selbst
dann, wenn man davon ausgeht, daß weder das Medium noch die jenseitigen Informanten bewußt die
Unwahrheit sagen. Machen wir uns die Sachlage an folgendem gedachten Beispiel klar: Nehmen wir
an, daß vor 120 Jahren oder früher "Bewohner" eines anderen Sternes die Möglichkeit gehabt hätten,
mittels eines besonderen Verfahrens (etwa telepathieähnlicher Art) mit einzelnen Bewohnern unserer
Erde in Verbindung zu treten und sie über ihr Leben, ihre Ansichten, ihre Umgebung und die Verhält-
nisse auf dieser Erde auszufragen. Nehmen wir weiter an, daß sich unter den Befragten Mitteleuropäer,
grönländische Eskimos, kanadische Indianer, Brasilianer, Feuerländer, afrikanische Pygmäen und
australische Ureinwohner befunden hätten, so kann man sich vorstellen, wie unterschiedlich die erhal-
tenen Berichte ausgefallen wären, selbst dann, wenn alle Befragten subjektiv ehrlich berichtet hätten.
Wenn diese ausgewählten Erdbewohner nun außerdem noch nach ihrem Wissen und ihren Anschau-
ungen über Gott und ihre Religion ausgefragt worden wären, so hätte man wieder sehr
unterschiedliche Antworten bekommen und jedesmal mit der Beteuerung, daß dies wirklich die Wahr-
heit sei. Man hätte es den Fragestellern von einem "anderen Stern" bei diesen unterschiedlichen und
widersprüchlichen Auskünften nicht übelnehmen können, wenn sie zunächst einmal den Verdacht
gehabt hätten, nur beschwindelt zu werden. - In ähnlicher Lage befinden wir Menschen uns, die die
Verbindung zu jenseitigen Welt suchen. Wir können uns dieses "Land" nicht einfach selbst ansehen
und darin herumreisen. Wir können uns nur mit einzelnen Bewohnern des Jenseits über eine Art "Tele-
fonverbindung" (nämlich über ein Medium) unterhalten, wobei wir aber den anderen Gesprächsteil-
nehmer in der Regel nicht sehen können und dann oft nicht wissen, ob es wirklich der ist, der er zu
sein behauptet. Und die Frage, ob er die Wahrheit sagt und nicht absichtlich lügt, muß auch erst, so
gut es geht, mühsam geprüft werden.
Nach dem, was wir bislang aus den Berichten und Befragungen verstorbener Menschen schließen
können, führt der Akt des irdischen Todes nicht dazu, daß das hinübergegangene Wesen sofort allwis-
send oder ein "Heiliger" wird, sondern daß es seine bisherigen Charaktereigenschaften, Überzeugun-
gen (auch religiöser Art) und sein irdisches Wissen bestenfalls beibehält, keineswegs aber sprunghaft
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vermehrt. Das Wissen kann sogar (aber es muß nicht) nach dem Tode gemindert sein, dadurch, daß
z. B. die Erinnerung beeinträchtigt ist, wie das ja auch bei einem alternden Menschen schon oft der
Fall ist.
Jenseitsberichte sollte man daher heute etwa so bewerten, wie man als Mitteleuropäer vor 300 Jahren
Reiseberichte aus fernen Kontinenten hätte bewerten sollen. Man hatte damals in der Regel nicht die
Möglichkeit, alle Schilderungen selbst in allen Einzelheiten nachzuprüfen. Wenn man es gekonnt hät-
te, wäre einem sicher klar geworden, daß manches übertrieben oder entstellt oder sogar falsch berich-
tet worden war. Trotzdem sind diese Reiseberichte nicht wertlos gewesen. Sie vermittelten dem Leser
doch eine gewisse Vorstellung von den Verhältnissen in fernen Ländern. Und wenn damals jemand die
Absicht hatte, nach Amerika auszuwandern und vorher schon drei oder vier Berichte über diesen Kon-
tinent gelesen oder mündlich mitgeteilt bekommen hatte, so konnte das sein Vertrauen für die Über-
fahrt stärken und zumindest in manchen Fällen das Einleben in dem fernen Land erleichtern. Das
Schicksal, das damals dem einzelnen Einwanderer dann jedoch tatsächlich widerfuhr, konnte sehr
unterschiedlich sein. Der eine erlebte Entbehrung, Not und harte Arbeit, der andere fand ein erträgli-
ches Auskommen und der dritte gewann Reichtum.
Ähnlich unterschiedlich müssen wir uns auch die Schicksale von uns Menschen vorstellen, wenn wir
durch den Tod in ein fremdes Land geworfen werden, wobei allerdings unsere Vergangenheit hier auf
Erden bestimmend ist für die Art unseres ferneren Lebensweges und unsere Weiterentwicklung in der
neuen Heimat. Bedenken Sie dabei, daß auch für einen Auswanderer auf dieser Erde die Chancen für
sein Leben in dem fernen Land sehr von seinen Vorbereitungen für die neue Umgebung abhängen. Es
ist wichtig, ob er die fremde Landessprache bereits kennt, ob er sich über Sitten, Gebräuche und Ge-
setze unterrichtet hat und ob er eine passende Berufsausbildung besitzt.
Da wir alle einmal sterben müssen, hat jeder von uns die Möglichkeit, wenn er nach seinem Tod wei-
terlebt, die verschiedenartigen Schilderungen nachtodlicher Erlebnisse dieses Buches mit dem zu ver-
gleichen, was ihm selbst widerfährt oder was er bei anderen miterlebt. Vielleicht nützen ihm dann die
hier wiedergegebenen Erfahrungen der ihm schon Vorausgegangenen ein wenig. Wer aber der ganzen
Angelegenheit sehr skeptisch gegenübersteht, und das ist keinem zu verdenken, möge die
folgenden Abschnitte ganz neutral lesen und den Inhalt bei sich speichern für den Fall, daß er davon
unter Umständen doch einmal Gebrauch machen kann.
Das Erlebnis des Todes und das Leben danach. - Berichte von Verstorbenen
In dem Buch "Der Tod, die Brücke zu neuem Leben" habe ich dargelegt, daß der Mensch schon zu
Lebzeiten auf dieser Erde neben seinem materiellen, fleischlichen Körper einen zweiten "Leib" besitzt,
der Astralleib (manchmal auch Ätherkörper, Geistleib oder ähnlich) genannt wird. Er besteht aus einer
unsichtbaren, von uns physikalisch bislang nicht nachweisbaren Substanz und ist in den materiellen
Körper normalerweise eingebettet und mit ihm durch einen dünnen, sehr stark dehnbaren Strang ver-
bunden. Dieser Astralleib verfügt auch über ein "Gedächtnis", in dem alle Erinnerungen unseres irdi-
schen Lebens ebenso gespeichert werden wie in unserem materiellen Gehirn. Der Astralleib kann sich
bei lebensbedrohenden Zuständen von dem bewußtlosen materiellen Körper lösen. In Ausnahme-
fällen gelangen die "Erlebnisse" des Astralleibes nach der "Wiederbelebung" in das Bewußtsein irdi-
scher Menschen (17, Kap. VII).
Über derartige Vorfälle sind in den letzten Jahren eine Reihe von Büchern veröffentlicht worden. Sie
befassen sich mit dem "Todeserlebnis" von Patienten, die vorübergehend klinisch tot waren, die dem
irdischen Ableben also nahe waren, aber wieder in das Bewußtsein und das irdische Leben zurückge-
holt werden konnten. Manche dieser Patienten waren hinterher imstande, trotz ihrer vorhergehenden
körperlichen Bewußtlosigkeit über Erlebnisse zu berichten, die eine gewisse Beziehung zur jenseitigen
Welt, also zum nachtodlichen Bereich, haben. Unter den Verfassern dieser Bücher sind besonders die
Ärzte Dr. Raymond Moody (14) und Dr. Elisabeth Kübler-Ross (10) bekannt geworden. Sie vermitteln
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mit ihren Berichten den Eindruck, daß der irdische Tod ein verhältnismäßig angenehmes Erlebnis sei.
Dr. Elisabeth Kübler-Ross schreibt in dem Vorwort zu Moodys Buch (14, S.10):
"Diese Patienten haben alle die Erfahrung gemacht, aus ihrer stofflichen Körperhülle hinausgetra-
gen zu werden und haben dabei ein tiefes Gefühl von Frieden und Ganzheit gehabt. Die meisten
haben eine andere Person wahrgenommen, die ihnen behilflich war bei ihrem Übergang auf eine
andere Seinsebene. Die meisten wurden begrüßt von früher Verstorbenen, die ihnen nahegestanden
hatten oder von einer religiösen Gestalt, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt hatte und
die natürlich ihren Glaubensüberzeugungen entsprach."
Über den Vorgang des endgültigen Ablebens von dieser Erde schreibt Dr. Kübler-Ross in ihrem eige-
nen Buch "Über den Tod und das Leben danach" (10, S. 76):
"Nachdem wir von unseren jenseitigen Verwandten und Freunden und ebenfalls von unseren
Geistführern und Schutzengeln empfangen worden sind, gehen wir durch eine symbolische Ver-
wandlung hindurch, die oft als eine Art Tunnel beschrieben worden ist. Bei einigen wird diese
Verwandlung durch einen Fluß, bei anderen durch ein Tor ausgedrückt, gemäß der auf jeden indi-
viduell bezogenen Symbolwertigkeit."
Ein besonders ausgeprägtes Beispiel eines Fast-Todeserlebnisses soll hier berichtet werden, da es be-
reits alle Merkmale eines wirklichen Sterbeerlebnisses trägt. Es liefert insbesondere schon erste
Erfahrungen aus dem nachtodlichen Lebensbereich, dem sogenannten "Jenseits". Der Berichterstatter
ist Arthur Ford6, ein amerikanisches Medium, durch dessen Mund sich viele Verstorbene kundgetan
haben. Er hatte das nachfolgende Erlebnis zu eigenen Lebzeiten und berichtet (6, S. 215):
"Vor einer Reihe von Jahren war ich sehr krank. Die Ärzte wußten, daß eigentlich keine Hoffnung
mehr war, aber sie taten selbstverständlich weiterhin alles, was in ihrer Macht stand. Man brachte
mich in eines der sogenannten Sterbezimmer des Krankenhauses von Coral Gables, Florida, und
meinen Freunden wurde mitgeteilt, daß ich die Nacht wahrscheinlich nicht überleben werde. Wie
aus weiter Entfernung, ohne etwas anderes als eine leichte Neugier zu empfinden, hörte ich einen
der Ärzte einer Schwester zuflüstern: 'Geben sie ihm eine Spritze, warum soll er es nicht leichter
haben!' Ich ahnte, was er mit 'es' meinte, aber ich hatte keine Furcht. Ich überlegte nur, wie lange
das Sterben wohl dauern würde.
Wenige Augenblicke später schwebte ich über meinem Bett. Ich konnte meinen Körper liegen se-
hen, aber er interessierte mich sowenig wie irgendein anderer Gegenstand im Zimmer. Ich emp-
fand nichts als Frieden, ein Gefühl, daß nun alles gut sei. Dann fiel ich in eine zeitlose Leere. Als
ich mein Bewußtsein wiedererlangt hatte, schwebte ich durch den Raum, schwerelos und körper-
los. Und doch war ich 'ich selbst' und befand mich in einem grünen, rings von Bergen umgebenen
Tal, das in Licht und Farben von unbeschreiblicher Leuchtkraft getaucht war. Von überall her ka-
men Leute auf mich zu, Menschen, die ich gekannt und tot geglaubt hatte. An viele hatte ich seit
Jahren nicht mehr gedacht, aber jeder, den ich einmal gern gehabt hatte, schien zu meiner Begrü-
ßung gekommen zu sein. Alle waren mehr durch Persönlichkeitsmerkmale als durch ihr Äußeres
wiederzuerkennen. Ihr Alter hatte sich verändert. Einige, die als ältere Menschen gestorben waren,
erschienen jetzt jung, andere, die als Kinder dahingeschieden waren, begrüßten mich als Erwach-
sene.
Ich war schon oft in fremde Länder gereist und dort von Freunden in Empfang genommen worden,
die es sich nicht nehmen ließen, mir die Sehenswürdigkeiten ihrer Heimat zu zeigen. Genauso war
es jetzt. Doch nie zuvor war mir ein so überaus herzlicher Empfang bereitet worden. Alles, was
mich, ihrer Meinung nach, interessieren konnte, wurde mir gezeigt, und meine Erinnerung an all
das ist mir so deutlich geblieben wie meine Erinnerung an die schönsten irdischen Gegenden, die
ich gesehen habe: Die Schönheit eines Sonnenaufgangs, von einem Gipfel der Schweizer Alpen
betrachtet, die Blaue Grotte von Capri, die Heiligtümer Indiens, sind meinem Gedächtnis nicht
stärker eingeprägt worden als die spirituelle Welt, in der ich, wie ich wußte, nun weilte.
Etwas hat mich überrascht: Einige Leute, die ich zu sehen erwartet hätte, waren nicht da. Ich fragte
nach ihnen, Doch im gleichen Augenblick schien sich ein dünner, durchsichtiger Film über meine
Augen zu legen. Das Licht wurde schwächer, und die Farben verloren an Leuchtkraft. Diejenigen,
6 Arthur Ford, 1896 - 1971, ursprünglich Pfarrer einer Christian-Science-Gemeinde, ab 1924 spiritistisches, in den U.S.A. sehr
bekanntes Medium.
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mit denen ich gerade gesprochen hatte, konnte ich nicht mehr erkennen, aber wie durch einen
Nebel sah ich jetzt die anderen, nach denen ich gefragt hatte. Auch sie waren wirklich, doch als ich
sie anblickte, spürte ich, wie mein Körper schwerer wurde; irdische Gedanken gingen mir durch
den Sinn. Mir wurde klar, daß ich eine niedrigere Sphäre vor mir sah. Ich rief die Freunde beim
Namen; sie schienen mich auch zu hören, aber ich konnte nicht verstehen, was sie antworteten.
Dann war alles vorbei. Ein sanftes Geschöpf, das wie ein Symbol ewiger Jugend aussah, aber
Kraft und Intelligenz ausstrahlte, stand neben mir. 'Mach dir keine Sorgen um sie', sagte es. 'Sie
können hierherkommen, wann immer sie wollen, sofern sie es mehr als alles andere wünschen.'
Übrigens herrschte um mich herum große Geschäftigkeit. Alle waren unaufhörlich mit geheimnis-
vollen Besorgungen unterwegs und schienen sehr glücklich zu sein. Einige, mit denen ich früher
durch enge Bande verbunden gewesen war, zeigten sich hier nicht sonderlich an mir interessiert.
Dafür wurden andere, die ich nur flüchtig gekannt hatte, jetzt meine Gefährten. Ich erfuhr, daß dies
richtig und natürlich sei. Hier bestimme das Gesetz der Geistesverwandtschaft unsere Bezie-
hungen.
Irgendwann - ich hatte keinerlei Zeitgefühl mehr - fand ich mich vor einem blendend weißen Ge-
bäude stehen. Als ich eingetreten war, bedeutete man mir, in dem riesigen Vorraum zu warten, bis
über meinen Fall entschieden worden sei. Durch große Türen konnte ich zwei lange Tische sehen,
an denen Leute saßen und sprachen - sie sprachen über mich. Schuldbewußt begann ich mit einer
Bestandsaufnahme meines Lebens. Sie ergab kein sehr erfreuliches Bild. Die Leute an den Tischen
waren mit der gleichen Bilanz beschäftigt, aber das, was mir Kummer machte, schien für sie weni-
ger gravierend zu sein. Die herkömmlichen Sünden, vor denen man mich als Kind gewarnt hatte,
wurden kaum beachtet. Aber es gab ernste Besorgnisse wegen solcher 'Delikte' wie Selbstsucht,
Egoismus, Dummheit. Wiederholt fiel das Wort 'Verschwendung' - nicht im Sinne von Ausschwei-
fung und Liederlichkeit, sondern als Vergeudung von Energien, Talenten und Gelegenheiten. Auf
der anderen Seite wurden lobend einige geringfügige Dinge erwähnt, die wir alle von Zeit zu Zeit
tun, ohne ihnen irgendwelche Bedeutung beizumessen. Die 'Richter' versuchten, die Grundzüge
meines Lebens herauszufinden. Sie erwähnten, daß ich versäumt hätte, das zu erfüllen, 'wovon er
wußte, daß er es fertigzustellen haben würde'. Es schien, daß mir eine Aufgabe
zugedacht gewesen war, die ich nicht erfüllt hatte. Es hatte offenbar einen Plan für mein Leben
gegeben, den ich nicht begriffen hatte. 'Sie schicken mich wieder zurück', dachte ich voller Bedau-
ern. Nie habe ich herausfinden können, wer diese Leute waren.
Als man mir sagte, daß ich in meinen Körper zurückkehren müsse, in diese gemarterte, kranke
Hülle, die ich in dem Krankenhaus in Florida zurückgelassen hatte, wehrte ich mich heftig. Ich
stand vor einer Tür. Ich wußte, wenn ich hindurchginge, würde ich wieder dort sein, wo ich herge-
kommen war. Ich beschloß, mich nicht von der Stelle zu bewegen. Wie ein bockiges Kind stemm-
te ich meine Füße gegen den Türrahmen und schlug wild um mich. Plötzlich fühlte ich, wie ich
durch leeren Raum stürzte. Ich öffnete die Augen und blickte in das Gesicht einer Krankenschwes-
ter. Ich hatte mehr als zwei Wochen im Koma gelegen."
Bei einem derartigen Bericht kann man natürlich darüber streiten, ob es sich nur um Fieberphantasien
gehandelt hat oder um ein Erlebnis mit realem Hintergrund. Wenn man letzteres aber annimmt, und es
spricht vieles dafür, daß es kein Fiebertraum war (weil diese nämlich verworren und nicht harmonisch
verlaufen) und man weiterhin die in die gleiche Richtung zielenden Angaben von Frau Kübler-Ross
und anderen Autoren hinzuzieht, so darf man derartige Berichte aber nicht verallgemeinern. Es kann
beim Tod so friedvoll und angenehm zugehen, muß es aber nicht. Ich weiß durch viele selbstgeführte
Gespräche mit verstorbenen Menschen und durch Berichte anderer Autoren, daß Hinübergegangene
oft ganz andere Erlebnisse hatten. Manchmal merken sie auch gar nicht, daß sie gestorben sind, vor
allem dann nicht, wenn sie an ein Fortleben nach dem Tode nicht geglaubt haben. Da sie noch ihre
Persönlichkeit besitzen, Sinneswahrnehmungen haben und sogar denken können (wenn auch oft nur
eingeschränkt), meinen sie, daß sie noch auf der Erde am Leben sein müßten. Sie wundern und ärgern
sich nur darüber, daß keiner ihrer zurückgelassenen Angehörigen mehr Notiz von ihnen nimmt. Es
kommt ihnen seltsam vor, daß sie auf einmal durch verschlossene Türen gehen können, aber infolge
einer geminderten Erkenntnisfähigkeit kommen sie nicht zu der Einsicht, daß sie inzwischen gestorben
sind. Fälle dieser Art werden später geschildert. Gelegentlich sind derartige Verstorbene auch noch so
mit, unserer Erde verhaftet, daß sie zu Spuk- oder Besessenheitserscheinungen Anlaß geben. Einen
solchen Spukfall habe ich bereits in dem Werk "Der Tod, die Brücke zu neuem Leben" (17) in Bezug
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auf einen verstorbenen Richter und ehemaligen Brigadegeneral McGowan geschildert (untersucht von
Prof. Hans Holzer, U.S.A.).
Hier soll zunächst der Bericht über das Todeserlebnis eines britischen Soldaten namens Dowding
folgen, der im Ersten Weltkrieg ums Leben kam. Er gab seine Schilderung über das Medium Mr.
Tudor-Pole durch und berichtet (15, S. 414):
"...wie ihr seht, berichte ich dieses 'wichtige' Ereignis in aller Eile; für mich war es einmal wichtig,
aber jetzt ist es von keiner wirklichen Bedeutung. Wie überschätzen wir doch die Bedeutung irdi-
scher Dinge! Ich fürchtete mich davor, daß ich getötet werden könnte und war sicher, es würde die
Auslöschung meines Lebens bedeuten. Es gibt viele Menschen, die das immer noch glauben. Da
die Auslöschung meines Lebens aber nicht eingetreten ist, möchte ich zu euch sprechen.
Der körperliche Tod ist nichts. Es gibt wirklich keinen Grund zur Furcht. Einige meiner Kamera-
den waren traurig über meinen Tod. Als ich starb, dachten sie, ich sei für immer tot. Was wirklich
geschah, ist jedoch folgendes (ich erinnere mich ganz genau dessen, was geschah): Ich wartete an
der Biegung eines Querganges, um auf Wache zu gehen. Es war ein schöner Abend. Ich hatte kein
besonderes Gefühl einer drohenden Gefahr, bis ich das Heransausen einer Granate hörte. Dann er-
folgte eine Explosion irgendwo hinter mir. Ich kauerte mich unwillkürlich auf den Boden; aber es
war zu spät. Etwas traf mich sehr hart am Hals. Werde ich diesen harten Schlag jemals vergessen?
Es war das einzige Unangenehme dabei, woran ich mich erinnern kann. Ich fiel zu
Boden, und als ich das tat, fand ich mich - offenbar ohne eine Zwischenzeit der Bewußtlosigkeit -
außerhalb meines Körpers! Ihr seht, ich erzähle euch meine Geschichte in einfacher Form, so ver-
steht ihr sie leichter. Ihr seht daraus, was für ein unwichtiges Ereignis der Tod in Wirklichkeit ist.
Stellt euch nur vor! In dem einen Augenblick war ich im irdischen Sinne am Leben, schaute über
die Brustwehr eines Schützengrabens, ganz ruhig und natürlich. Fünf Sekunden später war ich
außerhalb meines Körpers und half meinen Kameraden, meinen Körper durch das Gewirr der
Schützengräben zu einem Verbandsplatz zu tragen ... ich schien zu träumen. Ich träumte, jemand
oder etwas habe mich zu Boden geworfen. Jetzt träumte ich, ich sei außerhalb meines Körpers.
'Bald', dachte ich, werde ich aufwachen und mich im Quergang befinden, im Begriff, auf Wache
zu ziehen."
Später sagte Soldat Dowding:
"Als ich im physischen Körper lebte, dachte ich niemals viel darüber nach. Ich wußte sehr wenig
von Physiologie. Jetzt, da ich unter anderen Bedingungen lebe, will ich gar nicht genau wissen, auf
welche Weise ich mich eigentlich verständlich machen kann. Damit meine ich, daß ich mich noch
offensichtlich in irgendeinem Körper befinde, aber ich kann euch sehr wenig darüber sagen. Er
scheint an Gestalt meinem alten Körper ähnlich zu sein. Es gibt einen feinen Unterschied, aber ich
kann nicht versuchen, ihn genau zu beschreiben. Jeder von uns schafft sich seine eigenen fegefeu-
erähnlichen Bedingungen. Wenn ich noch einmal lebte, wie ganz anders würde ich mein Leben
gestalten! Ich lebte weder genug mit meinen Mitmenschen zusammen, noch nahm ich an ihren
Angelegenheiten genügend Anteil."
Der nächste Bericht stammt wiederum von einem Mann, der gewaltsam ums Leben kam. Es handelt
sich um den britischen Journalisten William T. Stead (1849 - 1912), der Mitarbeiter verschiedener eng-
lischer Zeitungen war und sich außerdem sehr für Parapsychologie interessierte. Er schrieb einige
Bücher über das Gebiet (z. B. "Aus der Alten in die Neue Welt") und war selbst medial veranlagt. In
dem Buch "Der Tod, die Brücke zu neuem Leben" (17) habe ich einen Bericht von ihm vorgetragen, in
dem er schildert, wie er 1902 zu der paranormal entstandenen Photographie eines 1899 im Burenkrieg
gefallenen Burenoffiziers Petrus Johannes Botha gekommen war. Dieser Stead nahm als Reporter
1912 an der Jungfernfahrt des britischen Passagierdampfers "Titanic" teil, bei der auf der Reise nach
Amerika das "Blaue Band" errungen werden sollte. Infolge leichtsinniger Fahrweise kam es in der
Nacht vom 14. zum 15. April im Nordatlantik zum Auffahren auf einen Eisberg. Dabei wurde das als
unsinkbar geltende Schiff seitlich aufgeschlitzt und sank innerhalb einiger Stunden, wobei 1.517 Men-
schen den Tod fanden. Darunter war auch William Stead. Schon zwei Tage nach dem Unglück konnte
er durch das Medium Mrs. Wriedt in Detroit genaue Angaben über den Untergang machen. Noch aus-
führlicher meldete er sich über seine paranormal veranlagte Tochter Estelle Stead. Medial schrieb sie
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den umfangreichen Bericht ihres Vaters nieder, dem die nachfolgenden Ausführungen entnommen
sind (22, S. 15 f):
"Zu Anfang werde ich euch berichten, wo ein Mensch sich nach dem irdischen Tode bei seiner
Ankunft in der jenseitigen Welt befindet. Doch vorher möchte ich noch einmal feststellen: Dieses
Buch wird nur relativ wenige Menschen interessieren und noch weniger Menschen helfen. Diesen
wenigen aber gilt all unser Bemühen, und unser höchster Lohn wird sein, ihnen ein Stückchen wei-
ter vorangeholfen zu haben.
Eines aber möchte ich euch allen, die dieses Büchlein lesen werden, vor allem anderen besonders
nachdrücklich ans Herz legen - den Interessierten wie den Desinteressierten, den Gläubigen wie
den Skeptikern: Vergeßt nie, daß ihr noch auf Erden seid und euren irdischen Pflichten in jedem
Fall vor allem anderen Aufmerksamkeit zu schenken habt. Das irdische Leben ist schnell vorbei.
Jedes Werk, das ihr einmal begonnen habt, sollt ihr zu Ende führen - und es soll wohlgetan sein.
Niemals darf man die Gegenwart vernachlässigen zugunsten einer Zukunft, die alle unsere Wün-
sche zu erfüllen verheißt. Verrichte aus ganzem Herzen, was immer du auch gerade beginnst. Nur
in einem stillen Winkel deines Herzens denke an das verheißungsvolle Morgen.
Und noch ein Wort an die 'Gläubigen', die Spiritisten oder Spiritualisten unter euch: Bedenkt, daß
der Spiritismus nicht für jeden Menschen gut ist. Viele können die Größe und Gewalt der spiritisti-
schen Phänomene und die damit verbundenen gewaltigen geistigen Eindrücke einfach nicht verar-
beiten und ziehen es dann vor, ihr Leben in gewohnten Bahnen fortzusetzen und sich noch mehr
als bisher gegen alles Okkulte abzukapseln. Es sind Menschen, für die die Phänomene des Spiri-
tismus einfach nicht geeignet sind, um sie für eine geistige Entwicklung zu öffnen. Sie werden
weise daran tun, den Weg des Sammelns irdischen Wissens aus Büchern und aus der Hand anderer
Menschen weiterzugehen.
Vor vielen Jahren wurde ich stark gefesselt von einem Buch, das eine Beschreibung des Jenseits
zum Inhalt hatte. Nachdem ich dieses Buch mehrmals höchst interessiert durchgelesen hatte, sah
ich mich wider Willen genötigt, es als absolut klar und vernünftig und in höchstem Maße sinnvoll
anzuerkennen. Die einfachen und praktischen Ideen des Schreibers packten mich. Dieses Buch
wurde zur Ursache meines von da an ständig wachsenden Interesses an einer großen und erstaunli-
chen Bewegung. Von Zeit zu Zeit tat ich alles in meiner Macht stehende, Beweismaterial zu sam-
meln, um diese Bewegung zu fördern.
Viele Menschen wissen heute Bescheid. Jene, die noch auf der Suche nach höherer Erkenntnis
sind, können zu jeder Zeit mit allen Einzelheiten der Lehre dieser Bewegung vertraut gemacht
werden, wenn sie es nur wünschen. Deshalb gehe ich von meiner ersten irdischen Begegnung mit
dem Okkulten gleich über zu meinen ersten eigenen Erlebnissen bei meinem Übertritt in die
andere Welt.
Genauso groß wie einstmals bei meiner ersten Begegnung mit jenem Buch über das Jenseits war
meine Überraschung, als ich - nun selbst hier angelangt - feststellte, daß mein auf Erden gesam-
meltes Wissen über das Leben im Jenseits in fast allen Einzelheiten völlig richtig war. Das gab mir
begreiflicherweise eine große Genugtuung. Ich war glücklich, daß in allem, was ich gehört und ge-
lesen hatte, so viel Wahrheit enthalten war. Denn, obwohl ich im großen und ganzen schon auf Er-
den von der Richtigkeit dieser Anschauung überzeugt war, blieb ich nicht ohne ein gut Teil gesun-
den Mißtrauens allzu kühnen Behauptungen gegenüber. Daher meine große Befriedigung,
alles in der gleichen Form anzutreffen, wie es auf Erden beschrieben worden war, was ich wahr-
lich nicht vorausgesehen hatte.
Das mag vielen als ein Widerspruch erscheinen. Ich möchte deshalb klarstellen: Meine Besorgnis
basierte darauf, daß ich vermutete, daß das jenseitige Leben sich in Formen bewegt, die der irdi-
schen Mentalität nicht verständlich seien. Deshalb, so vermutete ich, sei vieles des uns Mitgeteil-
ten zwar in Formen und Ausdrücken übermittelt worden, die den Erdenmenschen verständlich
sind, aber infolge der engen Begrenzung des irdischen Wort- und Begriffsschatzes sei eine präzise
Beschreibung der tatsächlichen Verhältnisse praktisch kaum möglich.
Vom Zeitraum meines direkten Übertritts in die jenseitige Welt möchte ich nur wenige Zeilen
schreiben. Ich sprach schon mehrfach andernorts darüber. Der erste Teil dieser Angelegenheit ver-
lief äußerst tragisch und unharmonisch. Von dem Zeitpunkt an jedoch, da mein physisches Leben
beendet war, hatte der Kampf gegen die überwältigende Macht der seelischen und physischen Not
plötzlich ein Ende. Weiter möchte ich darüber nicht sprechen.
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Die erste große Überraschung für mich war - ich möchte verstanden wissen, daß ich nun nach irdi-
scher Auffassung 'tot' war - daß ich mich in der Lage fand, anderen Menschen beistehen und ihnen
helfen zu können. Aus eigener schrecklichster Not heraus, fähig zu sein, anderen eine hilfreiche
Hand zu bieten, erleichterte mir den Übergang sehr. Ich muß zugeben, daß ich in diesem Moment
einfach baß erstaunt darüber war, plötzlich fähig zu sein, anderen zu helfen, so erstaunt, daß ich
gar nicht daran dachte zu forschen, warum das so sei. Ich hatte gar keine Zeit zu gedanklicher Zer-
gliederung. Diese kam erst später.
Zunächst erwartete mich eine neue Überraschung, die darin bestand, daß ich eine Reihe von ehe-
maligen Freunden um mich versammelt fand, die bereits vor Jahren ins Jenseits hinübergegangen
waren. Das war der Anlaß, mir die plötzliche Veränderung, die mit mir vor sich gegangen war, erst
so recht bewußt werden zu lassen. Endlich besann ich mich auf mich selbst und war ein wenig be-
stürzt. Einige Augenblicke der Unruhe - ganz kurz nur - , dann wurde mir klar, daß mein
augenblickliches Erleben die Realisierung dessen bedeutete, was ich schon auf Erden wußte. Mei-
ne irdische Überzeugung erwies sich jetzt also als volle Wahrheit.
Der Wunsch nach einem 'Telefon' erfaßte mich plötzlich. Welch ein hervorragender Artikel für die
Titelblätter meiner Zeitungen, schoß es mir durch den Kopf. Das war meine erste instinktive Reak-
tion. Dann fühlte ich Hilflosigkeit. Mich erfaßte der Gedanke an die Meinen zu Haus. Sicher wuß-
ten sie noch nichts. Was würden sie sich wohl für Sorgen um mich machen? Ich hatte das Empfin-
den, vor einem Telefon zu sitzen, das außer Betrieb war.
Ich war dem irdischen Schauplatz meines Todes noch so nahe, daß ich alles genau beobachten
konnte, was dort geschah. Vor mir sah ich das Wrack des Schiffes und die Menschen, die verzwei-
felt um ihr Leben kämpften. Das gab mir neuen Auftrieb. Ich konnte helfen! Und innerhalb weni-
ger Sekunden - in viel kürzerer Zeit als sie brauchen, diese Zeilen zu lesen - wandelte sich mein
Zustand tiefer Hilflosigkeit in zielbewußte Aktivität. Helfen, nicht hilflos sein, war mein einziger
Wunsch und Gedanke. Ich hoffe, daß ich hilfreich war.
Ich überspringe nun einiges. … Das Ende kam. Mir war, als ob man auf die Abfahrt eines Schiffes
wartet und ausharrt, bis alle an Bord gegangen sind. Das heißt in diesem Falle, wir warteten, bis
das Unglück vorüber, oder besser, vollends geschehen war: Die Geretteten gerettet, die Toten le-
bendig!
Dann änderte sich ganz plötzlich die Szene. Für uns begann eine merkwürdige Reise. Wir waren
eine ganz seltsame Mannschaft auf einer Reise mit unbekanntem Ziel. Dieses ganze Erleben war
so unbeschreiblich phantastisch, daß ich nicht viel darüber sagen kann. Viele unter uns, die ver-
standen, was geschehen war, befanden sich in schrecklicher Ungewißheit und großer Sorge um ih-
re Angehörigen die sie zurückgelassen hatten und hinsichtlich ihrer eigenen Zukunft. Was würden
wohl die kommenden Stunden für uns bereithalten? Würden wir vor den Meister gestellt werden?
Was würde sein Urteil über uns sein?
Der andere Teil war völlig niedergeschmettert und teilnahmslos allem gegenüber, was um uns
vorging. Sie schienen nichts mehr zu verstehen und wahrzunehmen. Es waren geistige und
seelische Wracks. Eine fremdartige und fast makabre Gesellschaft - fürwahr. Menschliche Seelen
auf der Suche nach einem neuen Land, nach einem neuen Zuhause.
Innerhalb weniger Minuten trieben bei dieser Katastrophe die toten Leiber Hunderter auf dem eis-
kalten Wasser. Hunderte von Seelen wurden gleichzeitig sozusagen 'lebendig durch die Luft be-
fördert'. Ein mancher begriff, daß sein Tod gekommen war und war entsetzt darüber, nicht die
Macht zu besitzen, sein irdisches Gut mit herüberzuretten. Sie kämpften verzweifelt zu retten, was
ihnen auf Erden so wertvoll war. Die Szenen auf dem Schiff bei Beginn der Katastrophe waren,
wie mir jeder glauben wird, gewiß alles andere als angenehm. Aber sie waren nichts gegen das,
was dann geschah. Der Anblick der armen, so plötzlich aus dem irdischen Leben gerissenen See-
len war einfach grauenvoll. Es war gleichermaßen herzzerreißend wie abstoßend und ekelerregend.
So warteten wir, bis alle versammelt und bereit waren, die große Reise ins unbekannte jenseitige
Land anzutreten. Es wurde ein einzigartiges Erlebnis, viel fremdartiger und seltsamer, als ich es je
erwartet hatte. Wir schienen uns mit ungeheurer Geschwindigkeit vertikal in die Luft zu erheben.
Dabei bewegten wir uns alle gleichzeitig, so, als ob wir uns auf einer großen Plattform befänden,
die mit gigantischer Kraft und Geschwindigkeit von unsichtbarer Hand senkrecht in den Raum ge-
schleudert wurde. Trotzdem hatte ich keinen Moment das Gefühl der Unsicherheit. Wir bewegte
uns anscheinend ganz systematisch und zielbewußt.
Ich vermag nicht zu sagen, wie lange wir so dahinflogen, noch wie weit wir uns von der Erde ent-
fernten. Doch die Ankunft war märchenhaft schön. Es war, wie wenn man aus einer düsteren neb-
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ligen englischen Landschaft sich plötzlich unter den herrlichen Himmel Indiens versetzt findet. Al-
les war Schönheit und Glanz. Wir sahen das Land schon von fern. Jene unter uns, die schon auf
Erden entsprechendes Wissen gesammelt hatten, wußten, daß wir uns dem Ort nahten, an dem alle
unvorbereitet aus dem Leben gerissenen Seelen ihre erste Heimstatt finden.
Wir spürten, daß die ganze Atmosphäre heilsam wirkte. Sie durchströmte jeden Neuankömmling
mit belebender Kraft und bewirkte, daß ein jeder sich rasch erholte und sein verlorengegangenes
geistiges Gleichgewicht wiederfand.
Wir kamen an, und - so seltsam es klingen mag - wir waren irgendwie stolz auf uns selbst. Alles
um uns war so licht und lebendig, alles so wirklich, ja geradezu physisch, in dieser letzteren Hin-
sicht in jeder Weise so real wie die Welt, die wir gerade eben verlassen hatten.
Ein jeder der Ankommenden wurde sogleich von einer Gruppe alter Freunde und Verwandter, die
ihm auf Erden nahegestanden hatten, herzlichst in Empfang genommen. Dann trennten wir uns,
die wir die schicksalhafte Reise von jenem unglückseligen Schiff bis hierher gemeinsam bestanden
hatten. Ein jeder war wieder freier Herr seiner selbst, umringt von einer kleinen Schar lieber
Freunde, die ihm den Weg in dieses Land vorangegangen waren.
Ich habe euch nun ein wenig von unserer seltsamen Reise und der Ankunft im jenseitigen Land er-
zählt. Als nächstes will ich von meinen ersten Eindrücken und Erfahrungen berichten. Voraus-
schicken möchte ich noch, daß ich nicht genau angeben kann, in welcher Zeit nach der Schiffs-
katastrophe ich diese ersten Erlebnisse hatte. Das ganze bisherige Erleben schien mir eine un-
unterbrochene Folge von Geschehnissen zu sein; ich bin dessen aber nicht ganz sicher.
Ich befand mich zu jener Zeit in Gesellschaft zweier lieber Freunde, deren einer auf Erden mein
Vater war. Er kam und blieb bei mir, um mir zu helfen und mich mit meiner neuen Umgebung be-
kanntzumachen. Es war nicht anders als bei einer irdischen Reise in ein fremdes Land, wo man
von einem Vertrauten empfangen wird, der einem die ersten Schritte in dieser fremden Gegend
erleichtern hilft. Das war für mich eine beinahe sensationelle Feststellung.
Die Schreckensszenen während und nach dem Schiffsuntergang gehörten bereits der Vergangen-
heit an. Aufgrund der Fülle von überwältigenden Eindrücken in der kurzen Zeit meiner jenseitigen
Reise schienen die vielleicht in der vergangenen irdischen Nacht gehabten grauenvollen Erlebnisse
bei der Katastrophe bereits um 50 Jahre zurückzuliegen. Aus diesem Grund vergällte uns kein
Kummer um die so jäh verlorenen irdischen Angehörigen die erste Freude an der Schönheit des
jenseitigen Landes.
Ich will damit nicht sagen, daß keiner unglücklich war. Viele waren es, aber nur deshalb, weil sie
die Zusammenhänge zwischen irdischem und jenseitigem Leben nicht erkannten und deshalb dem
ganzen Geschehen verständnislos gegenüberstanden. Für uns aber, die wir um die tieferen Zu-
sammenhänge wußten und unsere Möglichkeiten kannten, galt das natürlich nicht. Unsere
damalige Gefühlslage läßt sich etwa mit den Worten skizzieren: Laßt uns erst einmal ein wenig
unser neues Leben und unseren Aufenthalt genießen, bevor wir dann alle Neuigkeiten nach Hause
berichten. So machten wir uns also wenig Kummer und Sorgen in dieser ersten Zeit nach unserer
Ankunft.
Um nun auf meine ersten Erfahrungen zurückzukommen, so muß ich zu ihrer Darstellung ein we-
nig in Einzelheiten gehen. Ich bin glücklich, sagen zu können, daß ich noch immer meinen alten
Sinn für Humor besitze. Ich weiß, daß das im folgenden zu Berichtende alle Skeptiker und Spötter,
die meine hier beschriebenen Erlebnisse als Humbug ablehnen, ganz besonders amüsieren wird.
Nun, ich habe nichts dagegen. Ich bin sogar erfreut darüber, daß mein Büchlein sie wenigstens auf
diese Art und Weise irgendwie beeindrucken wird. Und schließlich, wenn dann ihre eigene Zeit
für den großen Wechsel gekommen sein wird, werden sie sich in derselben Lage befinden, über
die ich gleich berichten werde. Deshalb und mit Humor für diese Leute sage ich: 'Bleibt nur bei
eurer Meinung, es macht mir gar nichts aus.'
Mein Vater, mein Freund und ich machten uns also gleich auf den Weg. Eine recht kuriose Fest-
stellung machte mir dabei einiges Kopfzerbrechen: Ich war genauso angezogen wie stets früher auf
Erden, und es war mir nicht möglich zu begreifen, daß und wieso ich meine Anzüge
hierher mitgebracht hatte. Das Nummer eins, Herr Skeptiker.
Mein Vater war ebenfalls so gekleidet, wie ich ihn von früher her kannte. Alles und jeder schien
ganz 'normal', so wie auf Erden. Wir gingen ganz normal miteinander aus und nahmen, wie ge-
wohnt, alsbald eine Erfrischung. Dann folgten wie üblich lange Gespräche und Nachfragen nach
gemeinsamen Freunden auf beiden Seiten. Ich konnte ihnen darüber vieles Interessante berichten,
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und sie ihrerseits erzählten mir viel über alte Freunde und die Besonderheiten des Lebens in ihrem
jenseitigen Lande.
Etwas anderes, das mir auffiel, war die besondere Färbung der uns umgebenden Landschaft. Es ist
schwierig zu sagen, welchen Gesamteindruck die spezifische Farbschattierung der englischen
Landschaft bei einem Besucher hinterläßt. Man würde sie wohl im allgemeinen als graugrün be-
zeichnen. Hier aber gab es gar keine Ungewißheit bezüglich dieser Frage: unzweifelhaft war die
Farbe der Landschaft hellblau, in verschiedenen Schattierungen. Ich will damit nicht sagen, daß
nun Häuser, Bäume, Menschen usw. alle blau waren, aber der Gesamteindruck war ohne Zweifel:
eine blaue Landschaft.
Ich machte meinem Vater gegenüber eine diesbezügliche Bemerkung, der übrigens viel vitaler und
jünger aussah, als auf Erden in der letzten Zeit vor seinem Tode. Wir sahen jetzt fast wie Brüder
aus. Ich sprach also von der auffallend blauen Färbung der Landschaft, und er erklärte mir, daß
meine Wahrnehmung durchaus richtig sei. Das Licht enthielte eine besonders starke blaue Strah-
lung, was diesen Ort auch gerade für den Aufenthalt erholungsbedürftiger Seelen besonders geeig-
net mache, da diese blaue Lichtschwingung wunderbar heilkräftig sei.
Nun werden einige Leser wahrscheinlich einzuwenden haben, daß das ein ausgemachter Unsinn
wäre. Ihnen möchte ich sagen: Habt ihr nicht auch auf Erden bestimmte Kurorte, die aufgrund
ihrer Lage zur Heilung bestimmter Krankheiten hervorragend geeignet sind? Nutzt doch euren ge-
sunden Menschenverstand und begreift endlich, daß der Schritt von der irdischen in die jenseitige
Welt nur ein sehr kleiner ist. Demnach müssen sich doch auch die Lebensverhältnisse in diesen
beiden Bereichen sehr ähnlich sein. Wie sollte denn ein gleichgültiger Mensch nur durch seinen
Tod plötzlich zu vollendeter Göttlichkeit gelangen? So etwas gibt es nicht! Alles ist Entwicklung,
Aufstieg und Fortschritt. Und wie mit den Menschen, so auch mit den Welten. Die 'nächste' Welt
ist nur eine Ergänzung eurer jetzigen.
Jenes Land wurde bewohnt von einer seltsam gemischten Bevölkerung. Es waren Menschen aller
sozialen Schichten, Rassen, Farben und Größen. Man lebte zwar miteinander, aber jeder hielt vor
allem Einkehr bei sich selbst. Jeder war mit sich selbst ausreichend beschäftigt und in seine eige-
nen Belange vertieft. Für die Erde eine zweifelhafte Sache, hier aber Notwendigkeit sowohl zum
Guten für die Allgemeinheit als auch für jeden einzelnen. Ohne diesen Zustand gäbe es hier keinen
Fortschritt und keine Gesundung.
Als Resultat dieser allgemeinen Verinnerlichung herrschte hier ungestörter Frieden, was besonders
bemerkenswert ist bei der oben beschriebenen Vielschichtigkeit der hiesigen Bevölkerung. Ohne
eine solche Selbsteinkehr wäre dieser Zustand wohl unmöglich. Jeder hatte eben mit sich selbst
genug zu tun und wurde des anderen kaum gewahr.
Es waren deshalb nicht viele, die ich kennenlernte. Diejenigen, die mich bei der Ankunft begrüßt
hatten, waren bis auf meinen Vater und den einen Freund wieder verschwunden. Es war mir auch
gar nicht leid darum. Ich hatte so Gelegenheit, die wunderbare Landschaft ungestört zu genießen.
Wir trafen uns häufig und machten dann ausgedehnte Spaziergänge entlang des Ufers. Nichts erin-
nerte an die irdischen Badekurorte mit Jazzbands und Promenaden. Es war alles ruhig, friedlich
und lieblich. Zu unserer Rechten säumten große Gebäude unseren Weg, zur Linken lag ruhig die
See. Alles atmete Helligkeit und Licht und widerspiegelte das wunderbar tiefe Blau der Atmosphä-
re.
Ich weiß nicht, wie lange wir so gingen. Wir sprachen ununterbrochen miteinander über all das für
mich Neue, das Leben und die Menschen in diesem Land, über die Verwandten zu Haus und die
Möglichkeit, mit ihnen in Verbindung zu treten und sie wissen zu lassen, wie es mir in der Zwi-
schenzeit ergangen war. Ich glaube, daß wir dabei einen sehr weiten Weg zurücklegten.
Wenn ihr euch eine Welt vorstellt, etwa von der Größe Englands, in der alle möglichen verschie-
denen Menschen, Tiere, Häuser und Landschaften auf engstem Raum zusammengedrängt sind, so
könnt ihr euch einen ungefähren Begriff vom Aussehen jenes Landes machen, in dem ich mich
damals befand. Es mag vielleicht unwirklich und phantastisch klingen, aber glaubt mir: Es war wie
ein Aufenthalt in einem ganz fremdartigen irdischen Land, und sonst gar nichts, außer, daß es
ungeheuer interessant für mich war."
William Stead beschreibt in weiteren Abschnitten sehr ausführlich die neue Umgebung und seine Er-
lebnisse darin. Für den, der an Einzelheiten interessiert ist, lohnt es sich, das ganze Werk (22) zu lesen.
Man darf aber nicht glauben, daß jeder Verstorbene in eine derartige Umgebung kommt. Wenn es aber
doch der Fall sein sollte, so bedeutet es nicht, daß er sich bis in alle Ewigkeit in diesem Bereich auf-
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halten kann oder muß. Auch nach dem irdischen Tod gibt es Möglichkeiten der Fortentwicklung.
Hierüber macht Stead folgende Ausführungen (22, S. 64):
"Nun möchte ich zur Beschreibung des nächstfolgenden Entwicklungsstadiums übergehen. Später
werde ich vielleicht noch einmal mehr über das Blaue Eiland erzählen. Vorderhand aber wollen
wir es ruhig seiner Entwicklung überlassen und uns gemeinsam der Betrachtung eines weiteren
Punktes in meiner jenseitigen Entfaltung zuwenden.
Dieses nächste Stadium ist ein Zustand, in dem man von den meisten noch anhaftenden irdischen
Instinkten und Trieben befreit wird. Einmal davon gelöst, können wir dann verhältnismäßig rasch
weiter vorwärtsschreiten und fast willentlich von einer Sphäre in die nächsthöhere übergehen. Von
dieser und jeder anderen Sphäre aber können wir engen Kontakt mit der Erdsphäre und Verbin-
dung zu unseren Angehörigen unterhalten, mit denen natürlich nur, die das wünschen. Wir helfen
ihnen weiterhin, indem wir sie in ihrem täglichen Leben beeinflussen, so oder so zu handeln. Das
vermögen wir, ohne auch nur im geringsten unser eigenes Werk, unsere Entwicklung und die Bil-
dung unseres Charakters zu gefährden. Denn der Charakterbildung gilt all unser
Bestreben.
Ich befaßte mich hier auf den Blauen Eiland, wie alle anderen, intensiv mit dem Studium der
Geheimnisse des Lebens und des eigenen Ichs. Dabei erst wurde ich mir der ungeheuren Größe der
Schöpfung bewußt. Im Gleichmaß mit geistigem Fortschritt und dem Ablegen irdischer
Gewohnheiten und Beschränkungen wächst unser Interesse an den Hintergründen des Lebens, und
das Verlangen nach wahrem Wissen wird in uns übermächtig. Wie andere vor mir, so paßte auch
ich mich den Gegebenheiten an und lernte. Und mit dem Maß des errungenen Wissens und der
Weisheit wuchs auch gleichzeitig meine Aufnahmefähigkeit für immer neues Wissen.
Ich erfuhr von der Existenz anderer jenseitiger Sphären außerhalb des Bereichs dieser Insel, und
ursprünglich schien mir deren Vorhandensein so unmöglich, wie vielleicht dir das reale Bestehen
der Welt, in der ich mich jetzt befinde. Aber bald kam die Zeit, da ich selbst in diese anderen
Sphären mitgenommen wurde. Ich kann nicht genau ihren Ort bestimmen, aber es war, als ob man
in den Weltenraum den Sternen entgegen reiste. Ich empfand es wie damals, als wir die Erde
verließen und durch den Äther glitten, bis wir schließlich einen anderen Stern, eine andere Welt
erreicht hatten.
Es existieren sehr viele verschiedene Länder oder Sphären im Jenseits. Teilweise werden sie auch
von früheren Erdenmenschen, die genügend weit in ihrer Entwicklung fortgeschritten sind, be-
wohnt. Es herrscht dort überall eine höhere Form des Lebens, ein Dasein voll himmlischen
Glücks, und man fühlt sich in diesen Sphären größer und erhabener. Aber es gibt auch ein oder
zwei Bereiche niederer Ordnung als unser Blaues Eiland, in denen nur sehr wenig oder gar keine
Spur von Glück und Freude aufzufinden ist. Die Zuordnung der Seelen zu den verschiedenen
Lebensbereichen im Jenseits richtet sich nun ganz nach der Qualität ihres irdischen Lebenswan-
dels. Die Wesen, die sich in den niederen, unglücklichen Sphären befinden, haben das ihrer
Unfähigkeit zuzuschreiben, ihren Geist zu erheben und den Wunsch nach innerem Aufstieg zu
empfinden, sich zu bessern und Selbstbeherrschung zu erlernen, obwohl ihnen ständig Kraft und
Hilfe angeboten, ja sogar aufgenötigt wird.
Die letzten Tage unseres Aufenthaltes auf dem Blauen Eiland sind gekommen. Bald geht es hin-
über in die nächste Sphäre, die in den meisten Fällen zum Daueraufenthalt der Seelen wird. Das
Blaue Eiland ist ein Ort der Anpassung an die gänzlich neuen Verhältnisse, ein sogenanntes
Klärungs- oder Reinigungshaus (engl. Clearing-House). Der Begriff Clearing-House ist am tref-
fendsten und bezeichnet eine Sphäre, die als Zwischenstation zwischen Erde und jenseitiger Welt
eingeschaltet ist. Sobald der Neuangekommene den neuen Lebensverhältnissen angepaßt und in-
nerlich gesundet ist, geht er über in eine Welt, die wir als wirkliche Heimat der Seelen bezeichnen
können. Meist ist ein Aufenthalt dort von unvergleichlich viel längerer Dauer als das irdische Le-
ben.
Wir können aber jederzeit nach dem Blauen Eiland zurückkehren und tun das auch, wenn es gilt,
ankommende Freunde oder frühere Lebensgefährten in Empfang zu nehmen und ihnen über die
erste Zeit hinwegzuhelfen. Aber es bleiben immer nur kurze Besuche, und niemals kommen wir
dahin zurück, um dort für die Dauer zu leben.
Man bedient sich zum Reisen im Jenseits ganz anderer Methoden als der, die ihr auf Erden kennt.
Eine ganze Reihe von Wesen begibt sich fortlaufend auf den Weg von der Blauen Insel in eine
andere Sphäre. Da der geistige Reifeprozeß bei jedem einzelnen von unterschiedlicher Dauer ist,
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waren es auch ganz andere Wesen als die mit mir Angekommenen, mit denen ich mich nun
anschickte, das Eiland zu verlassen.
Die Reise selbst verlief in der gleichen sensationellen Weise wie meine erste: ein blitzartiges
Durch-den-Äther-Fliegen oder -Gleiten. Nach der wunderbaren blauen Färbung der Landschaft
von dem Blauen Eiland schien die neue Gegend, in der wir 'landeten', weniger farbenreich. Außer-
dem schienen die Menschen hier gänzlich von ihrer jeweiligen Beschäftigung in Anspruch ge-
nommen zu sein. Es war uns, als ob wir in den Bereich der Erde zurückgekehrt seien. Nach der
Ankunft wurde ich besonders von einigen Gebieten des Landes angezogen, die ganz auffallende
Ähnlichkeit mit der Landschaft hatten, in der ich auf Erden wohnte. Andere Menschen bestätigten
mir diese Beobachtung. Auch ihnen schien es, als seien sie in ihre irdische Heimat zurückgekehrt.
Gemäß unserer irdischen Lebenshaltung werden wir automatisch hier einer Gruppe von Wesen
zugeordnet, mit denen wir harmonieren und zu denen wir in jeder Weise passen. Hier liegt ein we-
sentlicher Unterschied zu den Verhältnissen auf der Erde, die ein Feld ununterbrochenen Kampfes
eines gegen den anderen darstellt, um unsere Charaktere zu festigen.
Diese Daseinssphäre, in der ich mich nun befinde, ist diejenige, in welche die meisten Menschen
nach ihrem Tode eingehen werden. Innerhalb der Gruppe Seelenverwandter, der wir nun
angehören, setzen wir gemeinsame Interessen fort, widmen uns persönlichen Aufgaben und befrei-
en uns nach und nach von den noch anhaftenden Resten irdischer Gewohnheiten, die unserem wei-
teren Fortschritt im Wege stehen. Wir pflegen einen lebhaften persönlichen Umgang, verfügen
über ein gemütliches Heim und teilen aufmerksam die Interessen unserer Mitmenschen. Je nach
Belieben leben wir in Gruppen oder Familien gemeinsam in Häusern, andere in villenartigen Bau-
ten am Rande eines offenen Hügellandes.
Beinahe kurios ist es zu erleben, wie Menschen, die auf Erden ein sehr schweres Leben in Armut
hatten, nun hier in Palästen residieren. Das entspricht ihrer Vorstellung von einem paradiesischen
Himmelsleben und wird ihnen als Belohnung für alle auf Erden still ertragenen Entbehrungen und
Leiden zugestanden. So wird überhaupt das schweigende Erdulden irdischer Ungerechtigkeiten als
besonderer innerer Fortschritt anerkannt, denn Zorn und Erbitterung sind Satans besondere
Glanzmethoden zum Seelenfang.
Die Obengenannten können also hier in glücklicher Umgebung ihr Leben dem weiteren Fortschritt
widmen und währenddessen genießen, was ihnen auf Erden versagt geblieben ist. Wenn sie aber
infolge vollkommener Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen Leben geistig stillestehn und sich
nicht um weitere Entwicklung bemühen, müssen sie ihre Schlösser wieder verlassen und werden
einer anderen Umgebung eingegliedert. Jeder muß sich fortlaufend qualifizieren und um geistige
Entwicklung bemühen, und er muß Minderentwickelten behilflich sein. Bei unserer endgültigen
Ankunft in dieser Sphäre haben wir jedes Verlangen nach Speisen und Getränken bereits abgelegt.
Wir sind reiner Geist, auch wenn es noch eines gewissen Schliffes oder einer Verfeinerung in die-
ser längerwährenden Lebensphase bedarf.
Auch hier existieren Weisheits-, Musik- und Ruhehallen, Gebäude für wissenschaftliche
Forschung, kurz für alle Arten von Belehrung und Erreichung von Wissen. Die 'Eintrittsgebühr' für
alle diese Institutionen ist nichts als das tiefe Verlangen, weiter hinzuzulernen. Trotzdem führen
wir nicht etwa ein Dasein in beständiger Einpaukerei. Wir leben in einem stetigen glühenden Inte-
resse an allem Neuen, das uns zu geistigem Fortschritt verhilft. Außerdem leben wir in einer aus-
gesprochenen sozialen Ordnung, ohne alle irdischen Klassenunterschiede. Es herrscht absolute
Gedankenfreiheit und Freiheit des Gedankenaustausches.
Einmal frei von irdischen Beschränkungen und der Verhaftung an irdischem Gedankengut können
wir uns nach Gutdünken in unserer Welt bewegen oder über der Erde dahingleiten. So großartig ist
unsere Fortbewegungsmethode und von solch enormer Geschwindigkeit, daß es uns fast gelingt,
an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Hier werden wir uns auch des Grades der Liebe, die wir für-
einander empfinden, klar bewußt. Sie ist viel deutlicher fühlbar als auf Erden, ja, fast sichtbar, und
dieses herrliche Gefühl ist die eigentliche Ursache der Helle und Klarheit, der Schönheit und des
Glanzes dieser Welt. Damit meine ich nicht, daß die Liebe hier Lichtstrahlen aussendet, aber die
Atmosphäre ist von ihr durchwirkt, so licht und stärkend und lebensspendend.
Das Leben hier ist jedenfalls ein ganz grandioser, kühner und glückvoller Zustand für alle diejeni-
gen, die auf Erden sich um einen anständigen und fortschrittlichen Lebenswandel bemühten. Die
Unvernünftigen, Unterentwickelten oder Bösartigen aber finden nichts als Kummer, Elend und
Sorgen. Es liegt schon eine tiefe Weisheit in dem Bibelspruch: 'Wie man sät, so wird man ernten'"
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Mit den letzten Worten läßt William Stead bereits anklingen, daß es andere Bereiche in der jenseitigen
Welt gibt, in denen das Dasein für die Bewohner längst nicht so angenehm ist, wie es bei ihm der Fall
war. Zu diesem Punkt kann ich aufgrund der Teilnahme an medialen Versuchen folgendes berichten:
In einem Kreis von acht bis zehn Personen, der sich regelmäßig alle sieben Tage, später alle 14 Tage
traf und trifft, sind immer zwei medial veranlagte Menschen anwesend. Anfangs waren es drei. Die
Medialität äußert sich in fließendem medialen Sprechen im Zustand der Halbtrance. Das Bewußtsein
der Medien ist also zurückgedrängt, sie können aber noch den wesentlichen Inhalt des von ihnen Ge-
sprochenen erfassen. Sie sind jedoch, wenn der Zustand der Halbtrance eingetreten ist, nicht mehr
fähig, ihre Sprache willentlich selbst zu steuern. Sie können ein Geistwesen nach Besitzergreifung
ihres Körpers auch nicht mehr allein abschütteln. Manchmal werden sie sogar gegen ihren Willen
durch ungebetene Geistwesen mit Beschlag belegt. Ihre Sprachfärbung und Ausdrucksweise im Zu-
stand der Halbtrance ist, wie allgemein üblich, weitgehend die ihrer normalen Sprache.
Das Ziel des Kreises war nicht, mit bestimmten verstorbenen Menschen oder verstorbenen Verwand-
ten in Verbindung zu treten, also nicht etwa Verstorbene zu zitieren. Das Ziel war und ist, ganz allge-
mein etwas über die Verhältnisse in einer anderen Welt in Erfahrung zu bringen und verstorbenen
Menschen, die weitgehend unwissend in einem Zwischenreich umherirren, über ihren Zustand aufzu-
klären. Sie sollen religiös beraten und veranlaßt werden, sich dem Reich Gottes anzuschließen und
sich um eine innere und äußere Weiterentwicklung zu bemühen.
Vier Begebenheiten aus einer Vielzahl ähnlich gelagerter "Fälle" möchte ich hier berichten, vor allem
deshalb, weil das Todeserlebnis und die ersten nachtodlichen Erfahrungen darin eine Rolle spielen.
Die stattgefundenen Gespäche erstreckten sich teilweise über mehr als eine Stunde. Ich gebe sie hier
gekürzt nach den Tonbandaufzeichnungen wieder.
Begebenheit 1, vom 05. April 1976.
Anwesend 10 Personen, darunter die medial veranlagten Teilnehmer Frau A. (geb. 1948, Lehrerin) und Herr B. (geb. 1938,
Ingenieur).
In Frau A. ist ein Geist eingetreten, der auf Befragen angibt, hierhergekommen zu sein, um heute wie-
der Musik zu hören. Er habe das letzte Mal hier Musik von Mozart gehört und ist sehr enttäuscht zu
erfahren, daß ein Plattenspieler und Platten heute nicht vorhanden sind. Er will daraufhin gleich wie-
der fortgehen und betont, daß er mit niemandem etwas zu tun haben möchte und bislang auch
immer in Frieden gelassen worden sei. Wir verwickeln ihn dann aber doch in ein Gespräch und er
berichtet, daß er 1915 mit 15 Jahren in Magdeburg gestorben sei. Er habe die Musik sehr geliebt und
Geige, Klavier und Klarinette gespielt. Sein Wunsch sei es gewesen, auf eine Musikhochschule zu ge-
hen und Musiker zu werden. Seine Eltern hätten ihm aber verheimlicht, daß er schwer krank gewesen
sei und Anämie gehabt habe. Er sei evangelisch und schon konfirmiert gewesen. Bei seinem Tod zu
Hause hätten seine Eltern an seinem Bett gesessen, und der Arzt sei noch einmal gekommen.
Er berichtet:
"Es waren auch andere Wesen zugegen, die ich aber nicht verstand. Ich verstand überhaupt nichts.
Es war alles voll im Zimmer, und mir war angst und bange. Ich kannte die anderen Anwesenden
alle nicht. Es war so sonderbar. Sie waren mal über mir, mal neben mir. Ich hatte dafür keine Er-
klärung und meinte, daß es mir schon sehr schlecht gehen müsse. Meine Eltern verstand ich immer
weniger und hörte dann nur noch ein Stimmengewirr.
Auf einmal sah ich mich selbst daliegen. Meine Mutter weinte und rüttelte mich noch einmal. Aber
der Arzt schüttelte nur den Kopf. Das sah ich alles ganz genau. Was dann geschah, weiß ich nicht
mehr. Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach. Ich erinnere mich erst wieder daran, daß ich
bei der Beerdigung an meinem Grabe stand. Meine Eltern weinten sehr, und meine kleine Schwes-
ter hatte gar nicht begriffen, was vor sich ging. Sie wollte mich immer aus dem Sarg holen und
mußte mit Gewalt festgehalten werden. Die Musiker an meinem Sarg spielten erbärmlich falsch,
und was der Pfarrer sprach, gefiel mir überhaupt nicht. Vom Jenseits war aber niemand für mich
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wahrnehmbar. Nach der Beerdigung leerte sich der Friedhof. Alle gingen sie fort, und ich stand al-
lein dort. Anschluß habe ich dann nie mehr gefunden. Ich sehe wohl ab und zu Wesen, von denen
ich annehme, daß sie ebenfalls gestorben sind. Aber wir reden nicht miteinander. Ich getraue mich
gar nicht, sie anzusprechen, denn sie nehmen keine Notiz von mir."
Der Verstorbene berichtet dann weiter, daß er immer dorthin gegangen sei (gemeint ist auf unserer
Erde, von der er sich bislang nicht lösen konnte), wo er Musik hören konnte. Es sei ihm aber nicht sehr
oft möglich gewesen, weil schöne Musik heute nicht mehr viel gespielt werde. Wir fragten den Ver-
storbenen nun, ob er nicht in seiner schwierigen Lage zum Gebet Zuflucht genommen hätte. Darauf
antwortete er:
"Bitten, beten? - Betet man denn auch noch, wenn man gestorben ist? Ich dachte, man müsse nur
auf Erden beten. Dort habe ich doch so viel gebetet, daß ich leben und mich ganz der Musik
widmen dürfe. Auf Erden betet man doch auch immer: Herr, gib uns die ewige Ruhe!"
Wir fragten ihn darauf, ob er die ewige Ruhe denn schon gefunden habe und ob er bereits im Himmel
angekommen sei. Er meinte:
"O nein, das wohl nicht. Ich weiß es ja nicht, denn ich kenne mich da nicht aus."
Wir fragten ihn weiter, ob er nicht eine neue Heimat finden möchte, wo er auch wieder Musik hören
könne. Der Verstorbene entgegnete:
"Kann ich denn das jemals wieder? Ich bin doch tot! Ich kann ja gar kein Musikinstrument mehr
anfassen. Ich habe das doch schon so oft versucht (er meint damit irdische Musikinstrumente bei
seinen Besuchen auf unserer Erde)."
Wir machten ihn nun darauf aufmerksam, daß er in eine andere, schönere Welt eintreten könne, wenn
er bereit sei, sich Gott anzuschließen. Er müsse ihn bitten, daß er ihm einen Helfer, einen Engel (was
ja auf deutsch "Bote" heißt) schicken möge, der ihm die neue Welt erkläre und ihn dorthin mitnehme.
Gott habe seine Boten, die auch des Verstorbenen Gebet weitertragen, wenn es aus seinem Herzen
komme. Er betete dann:
"Gott, bitte hilf mir! Schicke mir jemanden zur Hilfe, damit ich noch dorthin komme, wohin ich
gehöre. Ich habe schon gemerkt, daß ich nicht mehr hierher gehöre. Aber ich kenne mich doch
nicht aus. Gott hilf mir bitte! Hilf mir doch, daß ich auch mehr sehen kann."
Wir machten ihm klar, daß um ihn herum durchaus auch andere jenseitige Wesenheiten vorhanden
seien, daß er sie nur nicht sehen könne, so wie wir ihn auch nicht sehen könnten. Seine "Augen" müß-
ten dafür im übertragenen Sinn erst "geöffnet" werden. Und darum müsse er Gott von Herzen bitten.
Nachdem er das tat und insbesondere bei etwas Nachhilfe unsererseits auch das Vaterunser betete,
berichtete er:
"Ich glaube, ich sehe jetzt hinter jedem von euch ein Wesen. Die stehen ganz eng um euch herum,
verschwommene Gestalten. Ich sehe aber ihre Gesichter noch nicht."
Nach weiterem Gebet sagt der Verstorbene:
"Jetzt sehe ich die Umrisse ihrer Köpfe. Sollte ich wirklich mehr sehen? Ja, es ist doch seltsam,
jetzt sehe ich helle Flecken, dort, wo die Köpfe sind. Ich sehe aber noch keine Augen. Die sind
doch das Wichtigste. An ihnen kann ich sehen, ob sie es gut mit mir meinen.
Gott, Vater, erhöre mein Flehen, hilf mir und öffne meine Augen, damit ich ihre Augen sehen
kann und ihren Mund, damit sie mit mir sprechen können, wenn ich es höre."
Danach sieht er die Geistwesen deutlich und fragt sie, ob sie ihm helfen könnten. Sie antworten ihm,
daß sie das nicht könnten, weil sie hier bleiben müßten, denn sie seien für uns Menschen da. Aber es
würde für ihn ein anderes Geistwesen, eine Frau, kommen. Der Verstorbene betet noch einmal:
"Gott, ich bitte dich, laß mich nicht noch länger warten. Ich würde so gerne mitgehen und möchte
auch gar nicht mehr länger hier bleiben. Es war immer so einsam um mich herum. Kann das jetzt
anders werden?"
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Nach einiger Zeit kommt tatsächlich ein Wesen, aber der Verstorbene protestiert, das sei ja gar keine
Frau und es habe auch keine guten Augen. Wir raten ihm, den Geist schwören zu lassen, daß er zu
Gottes guter Geisterwelt gehöre und daß Jesus Christus sein Herr sei. Er spricht darauf den Geist an:
"Dann sage doch im Namen Gottes, ob du für mich da bist. Ist Jesus Christus dein Herr? Er sagt
nein. Aber er könne mich dahin führen, wo ich endlich alles haben könne, was ich möchte. Dort
könne ich Musikinstrumente spielen und dort würden viele meiner Musik zuhören."
Wir ermahnen den Verstorbenen, daran zu denken, daß er vorhin im Vaterunser gebetet habe "Und
führe uns nicht in Versuchung". Das sei jetzt der Versucher; er solle nicht auf ihn hören und nicht zum
Widersacher Gottes gehen. Der Verstorbene entgegnet:
"Aber er sagt, ich könnte spielen. Es würde mir gut gehen. Was soll ich denn jetzt machen?"
Wir rieten ihm: "Schicke ihn weg! Merkst du nicht, daß er dich an deinem schwächsten Punkt packt?"
Darauf sagt der Verstorbene:
"Gott hilf mir, daß ich nicht schwach werde. Jetzt gehe wieder, geh weg!"
Der ungebetene Geist verschwindet tatsächlich. Nach weiterem Gebet erscheint wieder ein Geistwe-
sen, diesmal die angekündigte Frau. Der Verstorbene spricht sie auf unser Zureden an:
"Ich soll dich fragen, sagt man mir, ob du zu mir gehörst, ob Gott dich geschickt hat, ob Christus
dein Herr ist? Führst du mich dahin, wo ich besser leben kann?"
Das Geistwesen leistet den geforderten Schwur, und der Verstorbene berichtet:
"Sie sagt, sie wäre schon immer bei mir gewesen, ich hätte sie nur nie gesehen. Sie wäre auch bei
meinem Tod bei mir gewesen und hätte mich immer gerufen, aber ich konnte sie nicht hören. Sie
sieht schön aus. Sie sagt, ich solle jetzt schnell mitkommen, weil wir hier weggehen müßten. Hier
wäre jetzt alles getan, was getan sein müßte. Es ist gut so. Ich soll mich noch bedanken. Kann es
Wirklichkeit sein? - Ja! Ich darf wirklich vertrauen, sagt sie. Gott ich danke dir! Und jetzt möchte
ich mitgehen."
Begebenheit 2, vom 10. September 1976
Es handelt sich um denselben, vorher erwähnten Kreis.
Es waren zusammen mit mir 10 Personen anwesend, darunter die medial veranlagten Frau A. und Herr B.
In Frau A. ist in Geistwesen eingetreten, das auf Befragen angibt, Jürgen Rombart geheißen zu haben,
Steinmetz gewesen, 1873 geboren und 1935 in Süddeutschland gestorben zu sein. Ich frage ihn nach
dem Ablauf seines Todes und ob er überhaupt bemerkt habe, daß er gestorben sei. Er antwortet:
"Ich bin lange krank gewesen und hatte Lungenkrebs. Ich habe lange im Delirium gelegen, war
schon gar nicht mehr richtig hier, so zwischen Erde und Jenseits schwebend. In welchem
Augenblick ich wirklich gestorben bin, ist mir gar nicht bewußt geworden. Es machte mich nur
stutzig, daß ich keinen schmerzenden Körper mehr hatte. Meinen irdischen Körper sah ich auf ein-
mal nicht mehr in meinem Bett liegen. Er war weg, wohl schon beerdigt. Die Beerdigung habe ich
aber nicht mitbekommen. Ich versuchte, mit meinen Kindern, bei denen ich während meiner
Krankheit gelegen hatte, zu sprechen. Aber das ging nicht mehr, und daran merkte ich, daß ich
wohl gestorben sein mußte. Auch war mein Bett leer, und alle meine Sachen wurden ausgeräumt.
Ich hatte allerdings einen neuen Körper und fühlte mich gesünder. Ich lief in meinem alten Zim-
mer hin und her und konnte auch durch die Wände gehen.
Nachdem ich mit meinen Verwandten nicht mehr sprechen konnte, sah ich mich anderweitig um
und dachte mir, daß ich wohl mit irgend jemand anderem reden könnte. Wenn ich mich selbst
noch bewegen konnte und also noch 'lebendig' war, müßten auch andere noch lebendig sein, dach-
te ich mir. Nach denen wollte ich Ausschau halten. Ich verließ also mein irdisches Haus, wußte
aber nicht, wohin ich mich wenden sollte. Zunächst stand ich völlig ratlos irgendwo draußen her-
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um. Ich fühlte mich nirgends wohl und hatte ein seltsames Gefühl, denn zur Erde fühlte ich mich
nicht mehr hingezogen. Auch bestand die Erdanziehungskraft, die auf den Menschen wirkt, nicht
mehr. Der Mensch muß ja auf der Erde gehen, aber für den Verstorbenen ist das kein Zwang mehr.
Man kann dann schweben und sich, wenn man will, zur Erde zwingen.
Auf einmal sah ich mehrere Personen, die sich ähnlich bewegten wie ich. Da dachte ich, das müß-
ten meinesgleichen sein. Zu ihnen wollte ich mich begeben. Ich ging auf sie los und begrüßte sie.
Ich fragte sie, ob sie wohl auch verstorben seien wie ich. Sie antworteten, ja, ja, sie wären gekom-
men, um mich zu holen. Es waren Männer und Frauen gemischt. Ich kannte aber keinen von ihnen.
Sie forderten mich dann auf mitzukommen. So ohne weiteres wollte ich aber nicht mitgehen und
sagte ihnen, daß sie mir schon genauer Bescheid geben müßten, woher sie kämen und wie das jetzt
weitergehen sollte. Da entgegneten sie mir ganz barsch, ich sollte doch nicht so neugierig sein. Ich
glaubte nun, weiter weg von ihnen noch eine andere Gruppe zu sehen und erwiderte daher der ers-
ten, daß ich zunächst auch noch mit anderen sprechen möchte, zumal sie ja nicht bereit wären, mir
genaue Auskunft zu geben, wohin sie mich zu bringen beabsichtigten. Sie wollten mich zuerst gar
nicht gehen lassen. Aber da ich schon immer alles genau wissen wollte, ließ ich sie einfach stehen
und ging zu den anderen. Ich fragte diese nun, wohin sie mich führen würden, wenn ich mit ihnen
käme und was sie sonst tun würden. Die Vorherigen hätten mir darüber nichts gesagt. Da meinten
sie, so schnell ginge das auch nicht. Genaueres könnten sie mir jetzt noch nicht sagen. Aber wenn
ich ihnen folgte, wäre ich auf alle Fälle sicherer aufgehoben.
Da war ich nun genau so schlau wie vorher und dachte: Jetzt lasse ich sie beide stehen, denn man
weiß ja gar nicht, wie man bei ihnen dran ist. Da bin ich gegangen, und seitdem suche ich und su-
che ich, um jemanden zu finden, der mir genauer sagen kann, wie es nun eigentlich weitergehen
soll. Aber niemand klärt mich darüber auf. Alle sagen: 'Geh' doch erst mit. Wir zeigen es dir dann
schon!' Was soll man denn da nur tun?"
Um diesen herumirrenden Geist darüber aufzuklären, wie er seinen weiteren Lebensweg in richtiger
Weise finden könne, war er von jenseitigen Helfern unserem irdischen Kreis zugeführt worden.
Zunächst war der verstorbene Jürgen Rombart maßlos erstaunt zu hören, daß er gemäß der Angabe
seines Sterbejahres nun schon 41 Jahre ziellos im Jenseits herumgewandert sei. Er gab in dem weite-
ren Gespräch auf Befragen an, wohl getaufter Christ, aber nicht weiter gläubig gewesen zu sein. Ein
ausgesprochener Atheist sei er zwar nicht gewesen, aber gebetet habe er nie, auch nicht während sei-
ner fürchterlichen Kriegsgefangenschaft in Rußland im ersten Weltkrieg. Er habe nie an die Kraft des
Gebetes geglaubt.
Wir Menschen machten ihn darauf aufmerksam, daß es für verstorbene Wesen einen Führer, einen
sogenannten Schutzgeist gebe. Man könne Gott darum bitten, daß dieser einem zugeführt werde und
sichtbar erscheine. Er werde dann, nachdem er auf Verlangen geschworen habe, daß er Gott diene und
Jesus Christus sein Herr sei, eine herumirrende Seele in andere jenseitige Bereiche geleiten, die Gott
zugehörig sind und in denen man eine sinnvolle Tätigkeit ausüben könne. Nach einer längeren
Unterhaltung, in der er erklärte, daß ihm Christus näher stünde als Gott, der für ihn zu fernstehend sei,
bat dann Jürgen Rombart:
"Lieber Christus, bitte schicke mir den, der hier Schutzgeist genannt wird und der mir helfen und
mir wirklich den Weg zeigen kann. Bitte schicke ihn mir, damit ich mich endlich zurechtfinden
kann. Ich bitte dich darum."
Nachdem nun nach weiteren Gebeten ein Geistwesen erschien, das nicht bereit war, den geforderten
Schwur auf Gott und Christus zu leisten, kam schließlich eine weibliche Wesenheit, die schwor, Gott
zu dienen und Jesus Christus untertan zu sein. Sie solle zunächst, so erklärte sie, Jürgen Rombarts
Schutzgeist sein und wolle ihn seinen neuen Aufgaben entgegenführen. Getröstet und dankbar zog er
mit dem Schutzgeist von dannen.
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Begebenheit 3, vom 26. November 1976.
Anwesend waren mit mir zusammen 9 Teilnehmer, darunter die medial veranlagten Frau A und Herr B.
In Herrn B. ist ein Geistwesen eingetreten und gibt auf Befragen an, Franz Muckler geheißen zu
haben. Er sei Maurer gewesen, habe in der Nähe von Salzburg gelebt, sei 37 Jahre alt geworden und
1931 gestorben. Er gibt weiter an, daß ihm bei Bauarbeiten ein schwerer Stein auf den Kopf gefallen
sei. Er habe dann fast ein Jahr krank zu Bett gelegen. Franz Muckler berichtet:
"Ich war nicht enttäuscht, als ich starb. Es war für mich eine Erlösung. Ich hatte furchtbare Kopf-
schmerzen, war aber zeitweise auch ohnmächtig. Bei meinem 'Tod' trat ich aus meinem
damaligen Körper aus. Es war aber sehr seltsam. Ich hing immer noch an einem Band. Plötzlich
war es zerrissen, und seitdem bin ich in dieser Welt. Das Band ging von meinem jetzigen Kopf aus
zu dem Bauchnabel des irdischen Körpers. Es war etwa so dick wie ein Klettertau in einer Turn-
halle und von gelblicher Farbe, wie mir schien. Den Augenblick des Zerreißens habe ich nicht be-
wußt erlebt. Ich war wohl einen Augenblick bewußtlos. In dem Zimmer, in dem ich starb, war
sonst niemand. Ich habe es gleich verlassen. Dann traf ich andere, welche auch gestorben waren.
Die wollten sich zum Teil noch da aufhalten, wo sie gelebt hatten, aber mich hielt dort nichts
mehr. Doch ich weiß jetzt gar nicht, warum ich hier bin. Ich weiß, daß man weiterlebt, aber viel
habe ich inzwischen nicht gesehen. Einmal habe ich ein Gespräch mitangehört, in dem geschildert
wurde, daß es hier auch schön sein soll. Aber ich sehe alles nur grau. Der eine von den beiden Ge-
sprächspartnern, deren Gespräch ich belauschte, war anders gekleidet als ich und die ich sonst sah.
Er redete auf den ersten ein und war dann auf einmal verschwunden. Ich lebe jetzt allein in einer
Art Höhle. In meiner Umgebung gibt es noch weitere Behausungen dieser Art. Es ist so eine Art
Höhlendorf."
Auf meine Zwischenfrage, ob er seine "Höhle" selbst habe graben müssen, antwortet der Verstorbene:
"Es ist keine Höhle unter der Erde. Es ist ein Mittelding zwischen Höhle und Hütte. Ich habe ein
wenig gegraben und darüber eine Abdeckung, eine Art Haube aus dunklem Material, etwa wie
Holz, gemacht. Die Grube habe ich aber nicht mit den Händen gegraben. Das war keine körperli-
che Arbeit. Ich habe keine Hand krumm gemacht. Ich habe mir nur vorgestellt, daß ich körperlich
arbeite, und plötzlich war das Loch da."
Auf meine weitere Zwischenfrage, warum er sich als ehemaliger Maurer nicht gleich ein richtiges
Haus "gemauert " habe, antwortet Franz Muckler:
"Ich bin viel später als die anderen Bewohner in dieses 'Dorf' gekommen. Die anderen 'Häuser' wa-
ren so, und da habe ich mir auch solch eins gebaut. Ich habe mich hier angepaßt. Mit einem besse-
ren Haus wäre ich aufgefallen. Daher bin ich nicht auf den Gedanken gekommen, mir ein besseres
Haus zu bauen. Hier gibt es sonst nichts zu tun. Ich sitze den ganzen 'Tag' herum. Es ist ziemlich
trostlos bei uns, eigentlich immer grau. Es gibt keinen Wechsel zwischen Tag und Nacht, und es
hat bei uns auch noch nie geregnet. Ich möchte hier nicht immer leben, wenn es etwas anderes
gibt. Ich möchte auch arbeiten. Zu Lebzeiten auf Erden glaubte ich schon an Gott. Ich ging auch
ab und zu mal in die Kirche, wie man das so macht, zu Weihnachten und vielleicht nochmal zu
Ostern. Ich glaubte auch, daß die Seele weiterlebt, und ich lebe ja nun wirklich noch. Ich bete jetzt
auch manchmal, wie man eben mal betet. Bislang habe mir aber nichts Besonderes erbeten. Erst-
mals vor zwei Tagen, nach eurem Zeitbegriff gesprochen, habe ich mir gewünscht, daß ich wieder
arbeiten darf. Wie ich nun hierher zu euch gekommen bin, weiß ich nicht. Ich habe nichts gemerkt
und war plötzlich hier."
Wir legen dem Verstorbenen nahe, sich darum zu bemühen, in eine bessere Umgebung zu kommen,
wo er eine Arbeit erhalten könne und in das Reich Gottes eingegliedert werde. Dazu müsse er aber
einen Führer finden, seinen Schutzgeist, der ihn dorthin geleite. Franz antwortet darauf:
"Ich möchte aber nichts geschenkt bekommen. Ich möchte mir das durch Arbeit verdienen. Doch
ich habe keine Vorstellung, wie das geschehen könnte. Aber ich möchte dorthin, wo ich eine Auf-
gabe übernehmen kann."
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Der Verstorbene bittet nun Gott zunächst in stillem Gebet, er möge ihn in sein Reich aufnehmen und
ihm einen Führer schicken. Er sieht anschließend eine ganze Reihe von Geistwesen, die den Raum
erfüllen und uns Menschen umringen. Nach einigen Minuten kommt ein weiteres Geistwesen, das vor
ihn hintritt und auf des Verstorbenen Frage sagt, daß es sein Schutzgeist sei. Auf unser Geheiß will
Franz Muckler dieses Geistwesen zum Schwur auffordern, kann das zunächst aber nicht aussprechen,
weil eine geistige Einwirkung ihn daran hindert. Dann gelingt es ihm zu sagen: "Schwörst du im Na-
men Gottes, daß Christus dein Herr ist?" Das Geistwesen versucht zu antworten, wird aber seiner-seits
daran gehindert, seine Worte zu formulieren. Außerdem wird es von anderen Geistwesen zurück-
gedrängt. Darauf betet der Verstorbene wieder:
"Lieber Gott, ich bitte dich, und bitte höre auch mein Gebet an. Ich weiß, ich habe sehr selten im
Gebet mit dir gesprochen. Bitte mach, daß dieser Mann, der eben vor mir stand, wieder nähertreten
kann, so daß ich ihn fragen kann, was mir hier aufgetragen wurde. Ich verspreche, dir zu dienen,
wie du es wünscht. Ich verspreche dir, daß ich es zumindest versuchen werde."
Danach betet er das ganze Vaterunser. Nach einigen Minuten kann das zurückgedrängte Geistwesen
wieder vor ihn treten und wird zum Schwur aufgefordert. Franz Muckler berichtet uns die Antwort:
"Er sagt, er schwöre im Namen Gottes, daß Jesus Christus sein Herr sei, daß er mein Schutzgeist
sei und daß ich mit ihm gehen dürfe. Er sagt weiter, daß ich mich nun von euch verabschieden sol-
le, denn hier gebe es noch, so sagt er wörtlich, genug zu tun (In Frau A wartet nämlich schon eine
weitere verstorbene Wesenheit auf Zuspruch).
Es ist jetzt viel heller um mich geworden. Ich hoffe, daß ich dort in der neuen Umgebung helfen
und arbeiten kann. Ich bedanke mich bei euch, daß ihr mich so offen aufgenommen habt, denn ich
war schließlich fremd bei euch. Ich wünsche mir, daß ich eines Tages zu euch wiederkommen
darf, um euch von meiner neuen Arbeit und meiner neuen Welt zu berichten. - Auf Wiedersehen!"
In den vorangegangenen drei Schilderungen waren die uns zugeführten Geistwesen sich dessen be-
wußt gewesen, daß sie von der Erde abgeschieden waren. In dem folgenden Beispiel lebt der Ver-
storbene immer noch in dem Wahn, daß er sich weiterhin im Krankenbett auf dieser Erde befinde und
Schmerzen leide. Er hat den Akt des Todes noch gar nicht erfaßt.
Begebenheit 4, vom 08. Oktober 1987 in dem bislang erwähnten medialen Kreis.
Es waren zusammen mit mir 7 Personen anwesend, darunter die medial veranlagte Frau A. und Herr B.
In Frau A. ist ein Geist eingetreten, setzt sich anfangs ganz aufrecht hin und fängt an zu stöhnen. Dann
faßt er sich mit der Hand an den Nacken, als ob er dort Schmerzen verspüre und verzieht schmerzhaft
das Gesicht. Zweimal fährt er schreckhaft heftig zusammen. Alles erstreckt sich über etwa zehn Minu-
ten. Wir sprechen den Verstorbenen dann mehrfach an, wer er sei, ob er uns höre usw. Schließlich
antwortet er auf die Frage: "Hast du Kopfschmerzen?" mit einem leisen "Ja". Er bewegt weiter den
Mund und versucht zu sprechen, stößt aber nur gurgelnde Laute aus. Mehrfach macht er Ansätze zum
Sprechen: "Ich.... ich... ich...", kommt dann aber nicht weiter. Schließlich sagt er sehr zögernd: "Ich
habe Schmerzen im Kopf, im Genick, in der Brust." Dann stöhnt er schmerzhaft. Nach einer Pause
fährt er fort "Ich habe Krebs, habe Schmerzen, alles umsonst. Bei mir ist alles umsonst. Ich habe
Krebs, solche Schmerzen."
Wir fragen ihn, ob er weiß, daß er gestorben ist. Es erfolgt keine Antwort. Ich erkläre ihm, daß er jetzt
noch die Schmerzen empfinde, die er zu Lebzeiten als Krebskranker gehabt habe. Er müsse erkennen,
daß er gestorben und sein jetziger Leib nicht mehr krank sei und daher kein Grund für Schmerzen
vorliege. Er möge Gott darum bitten, daß ihm ein Helfer, ein Führer, ein Schutzgeist zugeführt werde
und ihn in seine Obhut nehme. Er möge einmal um sich blicken, ob er ihn nicht bereits sehen könne.
Der Verstorbene reagiert auf diese Worte aber nur wenig und sagt, er sähe nichts und betont weiterhin
seine Schmerzen. Nach einer Pause sagt er: ''Ich brauche Schmerzmittel. Ich sehe nur Krankenschwes-
tern. Die Schwestern und meine Frau waren immer bei mir."
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Das Medium Frau A. berichtet später, daß sie während ihrer Trance den Kranken in seinem irdischen
Bett habe liegen sehen, wobei seine Frau neben ihm saß und seine Hand gehalten habe. Sie meint, daß
er noch nicht sehr alt gewesen sei, etwa Mitte 40. Nach weiterem guten Zureden sagt der Geist end-
lich: "Die Schmerzen lassen schon nach. Das ist doch seltsam!" Schließlich übermannt ihn die Rüh-
rung, und er fängt an zu weinen. Die Tränen fließen natürlich aus den Augen des Mediums.
Wir sieben Menschen bilden darauf eine geschlossene Kette (reichen uns die Hände) und beten für
dieses bedauernswerte Geistwesen, daß es von seinen Schmerzen befreit werden und seine jetzige
Lebenssituation erkennen möge. Nach dem Vaterunser fragt der Verstorbene: "Was soll ich jetzt tun? -
Ich sehe ein Licht, einen Strahl, der hüllt mich ein. Es ist wie frische Luft." Dabei macht er einige tiefe
Atemzüge und sagt dann: "Ich fühle mich ganz leicht!" Nach einer Pause fragt er: "Wer seid ihr?" Wir
erläutern ihm, was wir hier tun und daß wir versuchen, hilfsbedürftigen Geistwesen zu helfen, indem
wir sie über ihre neue Lage im Jenseits aufklären und mit ihnen und für sie beten. Der Verstorbene
sagt schließlich: "Ich werde weggetragen. Ich glaube, ich muß euch danken." -
Das Medium Frau A. berichtete später, daß sie die Schmerzen des Geistwesens im Kopf, im Genick
und in der Brust ganz intensiv gefühlt habe. Sie klangen nach Beendigung des Trance-Zustandes erst
ganz allmählich ab.
Nach eigenem Mitanhören habe ich hier vier Schicksale Verstorbener geschildert, herausgegriffen aus
einer Vielzahl ähnlich verlaufener Geschehnisse, die ganz anders abgelaufen sind, als sie von
Dr. Kübler-Ross und William Stead berichtet werden. Bei diesen sind Beispiele aufgeführt, in denen
Sterbende von vorausgegangenen Verwandten und Freunden freudig in Empfang genommen wurden.
In den von mir geschilderte Fällen irrten sie allein umher.
Warum nun der Übergang in die jenseitige Welt einmal so und dann wieder ganz anders abläuft, wis-
sen wir nicht. Wir können darüber nur Vermutungen anstellen, nämlich die, daß möglicherweise die
innere Einstellung des Verstorbenen und sein Verhalten während des irdischen Lebens einen Einfluß
auf das nachtodliche Leben haben.
Ein nach seinen Angaben 1925 in Schottland verstorbenes Geistwesen gab an, in der jenseitigen Welt
zum Lehrer für uns Menschen auf dieser Erde ausgebildet worden zu sein und trug seine vielseitigen
Jenseitsschilderungen von 1948 - 1983 durch das Züricher Medium Beatrice Brunner (1910 - 1983)
vor. Das Wesen nannte sich seinen Zuhörern gegenüber Josef. Am 04. April 1970 berichtete er in einer
der wöchentlichen öffentlichen Veranstaltungen zu der aufgeworfenen Fragestellung (25, S.142):
"Wenn nun ein Verstorbener in die jenseitige Welt hinüberkommt, hat er noch dasselbe Denken
und auch noch dieselben Fähigkeiten. Diese können ihm mitunter, je nach seinem geistigen Stande
und seinen geistigen Verdiensten auch weiterhin gelassen werden. Ja, sie können - wo der Mensch
sich darum verdient gemacht hat - in der geistigen Welt noch weiter ausgebildet und entfaltet wer-
den. Andererseits können die mitgebrachten Fähigkeiten auch unterbunden werden, vielleicht weil
man im menschlichen Leben diese seine Fähigkeiten mißbrauchte, indem man dadurch Mitmen-
schen schädigte und sich deshalb belastet hatte. Wenn man sich mit seinen Fähigkeiten belastet
hat, ist es ziemlich sicher, daß dieselben für längere Zeit unterbunden werden.
Nun möchte ich eben von dieser geistigen Welt reden, und zwar von ihren verschiedenen geistigen
Ebenen, in die die verstorbenen Menschen aufgenommen werden, wo sie einerseits ihre Läuterung
durchzustehen haben, wo sie zu arbeiten und zu lernen haben, und wo sie andererseits ihr neues
Zuhause finden.
Jenen Freunden, die in der Geistlehre nicht bewandert sind, ist es einfach unbegreiflich, daß man
in der Geisteswelt noch zu arbeiten hätte. Dazu ist zu sagen: Es ist sehr unklug, so zu denken. Wie
könnte man sich nur ein harmonisches, friedliches Zusammenleben denken, wenn man keine be-
friedigende Tätigkeit mehr ausüben könnte, wenn man für immer zum Nichtstun verurteilt wäre,
wenn man nicht selbst etwas zur Verschönerung des Himmels beitragen könnte. Wenn die Geist-
geschwister nicht seit jeher an der Ausstattung und Ausschmückung der geistigen Sphären mitge-
wirkt hätten, würden viele nach ihrem irdischen Tode dort nur eine Öde, eine Welt ohne jede
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Freude antreffen. Die verstorbenen Menschen aber sollen sich in ihrer geistigen Heimat glücklich
fühlen lernen. Doch dieses Lernen kann oft eine lange Zeit in Anspruch nehmen.
Wenn ich sagte, daß man mit seiner ganzen menschlichen Wesensart in die geistige Welt hinüber-
kommt, so heißt das doch, daß noch dasselbe Denken und Wollen, samt dem menschlichen Wis-
sen, das man besaß, samt seinem Eigensinn, seiner Eigenwilligkeit, seiner Unehrlichkeit, seiner
Herrschsucht und was der Eigenschaften und menschlichen Merkmale noch mehr sind, in der
Geistigen Welt die Persönlichkeit wieder ausmachen. Denn in der Seele ist dies alles enthalten und
erhalten geblieben. Auch unter den neuen Umständen und Eindrücken, welchen sich der Verstor-
bene gegenübersieht, geraten die zeitlebens gehabten Eigenheiten, all das Erlebte und Eingedrillte,
nicht so schnell in Vergessenheit. Man muß Zeit finden, das alles zu überwinden.
Ganz besonders brauchen jene viel Zeit zur Überwindung, die sich nicht mit der Jenseitslehre in
ihrem irdischen Leben befassen. Dann ist ihnen die neue Welt vollkommen fremd, und sie müssen
sich zuerst während langer Zeit mit den geringsten Dingen der geistigen Welt vertraut machen.
Und das ist für sie nicht immer leicht. Dazu haben sie es viel schwerer, das Alte, das Irdische ab-
zulegen und sich der neuen Welt anzupassen. Denn immer wieder ersteht ihr irdisches Leben so
lebendig vor ihnen und erfüllt ihr Sinnen. Ihr irdisches Dasein hat so viele Eindrücke in ihnen
hinterlassen, die nicht einfach auszulöschen sind. Ihr könnt ja an euch selbst die Beobachtung
machen: Was sich tief in eure Seele einschneidet, tut euch weh, und diese schmerzhaften Erinne-
rungen bleiben dem Menschen noch lange. Er vergißt nicht so leicht, was ihn inwendig verwundet
hat. Diese Erinnerung bleibt lange, wenn nicht gar sein ganzes Leben hindurch.
Und nun, wenn er in die andere Welt herüberkommt, da sind dann eben alle diese Erinnerungen
noch da. Sie sind ganz lebendig und werden sogar, wo es notwendig erscheint, dem einen und
anderen plastisch vorgeführt. Auf diese Art und Weise bleibt eben das Erlebte lange Zeit in der Er-
innerung dieser Heimgekommenen.
Wenn aber ein Mensch diese Geistlehre kennt und sich zu Lebzeiten schon mit der Geisteswelt
befaßt und sich mit ihr vertraut gemacht hat, wer sich vorgenommen hat, das Irdische etwas weg-
zulegen, sich zur Hauptsache nicht allzu fest an all das Materielle zu binden, unschöne Begeben-
heiten und Erinnerungen an Mitmenschen verzeihend zu betrachten, dem bleibt ja die Erinnerung
nicht so in der Seele haften, sondern sie wird überwunden und vergessen durch Verzeihen, durch
Verständnis, durch Liebe. Ist man nicht mehr an schmerzliche Erinnerungen gebunden, kann man
sich in der neuen Welt viel freier bewegen und sich auch viel schneller ihrer Ordnung und ihren
Gesetzen anpassen. Denn man ist mit ihr schon zu Lebzeiten vertraut geworden, und all das zu
wissen, ist von großem Vorteil."
Erfahrungen in der jenseitigen Welt
Viele Verstorbene, die nicht die Voraussetzungen mitbringen, nach ihrem irdischen Tod sofort in Zu-
friedenheit ein erfülltes und geordnetes Leben führen zu können, irren statt dessen hilflos umher oder
befinden sich anderweitig in Not. Sie werden in der jenseitigen Welt von etwas fortgeschritteneren
Wesenheiten aufgesucht, die sich dieser Notleidenden hilfreich annehmen. Dabei arbeiten sie, sofern
das in seltenen Fällen möglich ist, mit menschlichen Gemeinschaften dieser Erde zusammen. Aus
solch einer Zusammenarbeit heraus entstanden die von mir miterlebten und im vorigen Kapitel berich-
teten Beispiele über Unterstützung und Seelsorge an hilfsbedürftigen Verstorbenen.
An einer gleichartigen zwischenweltlichen Gemeinschaftstätigkeit war 80 Jahre vorher der amerikani-
sche Psychiater Dr. med. Carl A. Wickland (1862 - 1937) beteiligt. Er hatte eine medial veranlagte
Ehefrau und bemerkte mit ihrer Hilfe, daß manche seiner psychiatrischen Patienten gar nicht im medi-
zinischen Sinne krank, sondern besessen waren. Damit ist gemeint, daß ihre geistige Verwirrung und
ihre Wahnideen Folge einer paranormalen Fremdbeeinflussung waren, hervorgerufen durch jenseitige
Wesenheiten, die sich den medial veranlagten Patienten angeheftet hatten.
Dr. Wickland sah seine Aufgabe darin, sowohl die irdischen Menschen als auch die jenseitigen We-
senheiten aus ihrer unheilvollen Verknüpfung zu lösen. Über diese mehr als 30 Jahre dauernde Tätig-
keit schrieb er ein überaus wertvolles Buch mit den Titel "Thirty Years among the Dead", Los Angeles
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1924. Es wurde 1952 auch ins Deutsche übersetzt (23) und ist wegen der Fülle seines Materials sehr
lesenswert. In diesem Buch berichtet Wickland (23, S. 43):
"Es stellte sich heraus, daß meine Frau ein vorzügliches Medium war und leicht von entkörperten
Wesenheiten in Besitz genommen werden konnte. Als Antwort auf ihre Zweifel, ob es auch recht
sei, wenn man die 'Ruhe der Toten störe', behaupteten jene Wesen, daß wir Menschen hier noch
eine völlig falsche Vorstellung von den Zuständen nach dem Tode hätten.
Sie versicherten uns, daß es in Wirklichkeit gar keinen Tod gäbe, sondern nur einen ganz natürli-
chen Übergang von der sichtbaren zur unsichtbaren Welt, und daß die höher entwickelten Geister
ständig nach Gelegenheit trachten, sich mit uns Menschen zu verständigen, um uns darüber zu be-
lehren, welche ungeahnten Möglichkeiten zur Aufwärtsentwicklung als Geister uns drüben erwar-
ten! - Aber das Sterben, die Loslösung des Geistes von Körper, vollziehe sich so einfach und na-
türlich, daß die allermeisten den Wechsel kürzere oder längere Zeit gar nicht gewahr werden. Und
da sie über die geistige Seite ihres Wesens nie belehrt worden sind, halten sie sich in ihrer Unwis-
senheit auch als Verstorbene noch weiter an den Stätten ihrer irdischen Wirksamkeit auf!
Ferner behaupteten sie, daß viele Geister von der 'magnetischen Aura' der Menschen angezogen
werden, in diese eindringen und so ihre Opfer umlagern oder besessen machen; dabei braucht we-
der dem Geiste noch dem davon betroffenen Menschen von solcher Aufdringlichkeit etwas bewußt
zu werden. Und dennoch werden auf diese Weise Geister, ohne es zu wissen - aber freilich oft
auch aus feindlicher Absicht -, die Urheber von unsagbarem Unheil und Elend und verursachen
körperliches Siechtum, moralische Minderwertigkeit, Verbrechen und scheinbares Irresein!
Von dieser Seite her das Übel an der Wurzel zu fassen, sagten die Geister, bringe für den Neuling
auf dem Gebiet psychischer Forschung die schwersten Gefahren mit sich; aber noch gefährlicher
sei es, in Unwissenheit über diese Tatsachen zu beharren, besonders für den empfindsamen
Neurotiker. Diese Geistwesen erklärten auch, daß sich durch eine planmäßige 'Übertragung', d. h.
indem man solche Besessenheitsgeister von ihrem Opfer ablenkt und in ein Medium hineinlockt,
die Richtigkeit dieser Hypothese dartun und der Sachverhalt, wie er in Wahrheit ist, beweisen las-
se. Durch solche Übertragung der seelischen Störungen auf ein Medium könnten die Kranken von
ihren Quälgeistern befreit, diese letzteren aber der Einwirkung fortgeschrittener Geister zugäng-
lich gemacht werden, die dann weiter für sie sorgten und sie über die höheren Lebensgesetze be-
lehrten.
Sie behaupteten, in meiner Frau ein geeignetes Werkzeug für derartige Versuche gefunden zu
haben und schlugen vor, mir die Richtigkeit ihrer Behauptungen zu beweisen, falls ich mit ihnen
zusammenarbeiten wolle. Ich solle mich dabei der unwissenden Geister annehmen und sie beleh-
ren, während ihnen gestattet würde, für einige Zeit den Körper meiner Frau völlig in Besitz zu
nehmen, ohne daß derselben daraus eine Schädigung erwachsen solle.
Eifrig darauf bedacht festzustellen, ob diese überaus wichtigen Behauptungen auch wirklich zuträ-
fen oder nicht, gingen wir auf ihren anscheinend so gewagten Vorschlag ein. Erwiesen sich die uns
gemachten Eröffnungen als zutreffend, dann waren sie von größter Bedeutung für die
Klärung vieler Rätsel, welche das Seelenleben sowohl der Verbrechers als auch anderweitig psy-
chisch Kranker bisher aufgab.
In Ausführung ihres Vorschlages ließen die führenden Geister manche oftmals sehr unerwartete
Kundgebungen zu, deren einige schon stattfanden, als ich noch ganz am Anfang meiner medizini-
schen Studien stand. Eines Tages verließ ich mein Haus, ohne selbst die Absicht zu
haben, mich sogleich an das Sezieren zu machen. Somit konnte auch das Unterbewußtsein meiner
Frau an dem, was sich später zutrug, nicht beteiligt sein. Die Studenten sollten die unteren Glied-
maßen eines Körpers sezieren. Die erste dafür bestimmte Leiche war die eines Mannes von etwa
60 Jahren, und an jenem Nachmittag begann ich eines der Beine zu sezieren.
Gegen fünf Uhr nachmittags kehrte ich heim und war kaum in die Tür getreten, als meine Frau
sichtlich von einem ganz plötzlich einsetzenden Unwohlsein befallen wurde. Sie klagte, daß sie
sich 'seltsam' fühle und schwankte hin und her, als ob sie fallen wolle. Als ich ihr meine Hand auf
die Schulter legte, richtete sie sich hoch auf und wurde von einer fremden Wesenheit in Besitz
genommen, welche mit einer drohenden Handbewegung sagte: 'Was denken sie sich dabei, mich
zu zerschneiden?' Ich erwiderte, ich sei mir nicht bewußt, irgendjemanden zu zerschneiden, doch
der Geist entgegnete zornig: 'Aber gewiß tun sie das, sie zerschneiden mein Bein!'
Jetzt begriff ich; Die Seele jenes Menschen, dessen Leiche ich zu sezieren begonnen hatte, war mir
nach Hause gefolgt, und ich begann nun, mich mit dem Verstorbenen zu unterhalten, setzte aber
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zunächst meine Frau in einen Sessel. Dagegen sträubte sich der Verstorbene energisch und sagte,
ich hätte kein Recht, ihn anzufassen. Auf meine Antwort, daß es doch mein gutes Recht sei, meine
Frau anzufassen, erwiderte er: 'Ihre Frau? - Wovon reden sie? - Ich bin keine Frau, ich bin ein
Mann!' Ich erklärte ihm, daß er seinen eigenen sterblichen Körper abgelegt habe und nun den Kör-
per meiner Frau benutze. Sein 'Geist' sei hier, und sein Körper liege in der Hochschule. Als er die-
ses endlich zu begreifen schien, sagte ich: 'Gesetzt den Fall, ich würde gerade jetzt ihren Körper in
der Universität sezieren, so könnte sie das doch nicht töten, da sie selber ja hier sind!'
Der Geist gab zu, daß das eine ganz vernünftige Schlußfolgerung sei und sagte: 'Dann bin ich also
sozusagen 'tot' und werde wohl für meinen alten Körper keine Verwendung mehr haben. Wenn sie
daran durch das Sezieren etwas lernen, dann nur zu, dann schneiden sie nur darauf los!' - Dann
fügte er plötzlich hinzu: 'Hören sie mal, Herr Doktor, geben sie mir doch ein Priemchen Tabak!'
Als ich ihm erwiderte, daß ich keinen Tabak hätte, bat er um eine Pfeife und sagte: 'Ich rauche
doch für mein Leben gern!' Auch dieser Wunsch wurde natürlich abgeschlagen. - Da meine Frau
von jeher vor dem Tabakkauen eine wahre Abscheu hat, ist es völlig ausgeschlossen, daß bei die-
sem Erlebnis ihr Unterbewußtsein eine Rolle spielte! Nachdem ich ihm noch einmal genauer er-
klärt hatte, daß er tatsächlich, wie man das nennt, 'tot' sei, begriff er seine augenblickliche
eigentliche Lage und verließ uns. Nachträglich untersuchte ich noch die Zähne an seiner Leiche,
und diese ließen deutlich erkennen, daß der Mensch sein ganzes Leben hindurch starken Tabak-
mißbrauch getrieben haben muß."
Über seine weiteren Erfahrungen und Erkenntnisse berichtet Dr. Wickland mit folgenden Worten
(23, S. 32):
"Der Wechsel oder Übergang, 'Tod' genannt - das Wort ist eine falsche Benennung - und
allgemein mit Furcht und Schrecken betrachtet, vollzieht sich gewöhnlich so natürlich und einfach,
daß die Mehrzahl der Menschen nach dem Verlassen des Körpers sich ihres Hinüberganges gar
nicht bewußt ist. Und soweit die Verstorbenen von einem geistigen Fortleben nichts wissen, sind
sie in völliger Unkenntnis darüber, daß sie in einen anderen Daseinszustand hinübergetreten sind.
Ihrer körperlichen Sinnesorgane beraubt, leuchtet ihnen kein irdisches Licht mehr; und aus Mangel
an Verständnis für das hohe Lebensziel sind diese Menschen geistig blind und finden sich in einem
Dämmerlicht - die 'äußerste Finsternis' nennt es die Bibel - und treiben sich in dem Bereich herum,
der als Erdsphäre bekannt ist.
Der Tod macht keinen Heiligen aus einem Sünder und keinen Weisen aus einem Narren. Die Ge-
sinnung bleibt nach wie vor dieselbe, und jeder Mensch nimmt seine alten Leidenschaften,
Gewohnheiten, Meinungen, Lehrirrtümer, Gleichgültigkeit oder Zweifel mit ins jenseitige Leben
hinüber. 'Wie der Mensch denkt in seinem Herzen, so ist er!' Indem sie geistige Gestalten anneh-
men, die das Ergebnis ihres irdischen Vorstellungslebens sind, verbleiben Millionen Verstorbener
eine Zeitlang in der Erdsphäre und oft sogar am Schauplatz ihres Erdenlebens, festgehalten durch
Gewohnheiten und Neigungen. 'Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz' (Matt. 6, 21).
Solche Verstorbene dagegen, die in ihrer Entwicklung fortgeschritten und in eine höhere geistige
Welt gelangten, sind eifrig bemüht, diese erdgebundenen Geister zu belehren. Die letzteren sind
aber infolge der falschen Vorstellungen vom Zustande nach dem Tode in dem Wahn befangen, die
vor ihnen Verstorbenen seien ja 'tot' oder 'Gespenster'! Daher lehnen sie es oft ab, ihre Freunde
wiederzuerkennen und sich über ihren eigenen Zustand klar zu werden.
Viele befinden sich im Zustande tiefen Schlafes, andere glauben, sich verlaufen zu haben oder sind
verwirrt. Die Verstandesverwirrten werden in dem befremdlichen Dunkel von Furcht gequält.
Anderen schlägt das Gewissen, und sie leiden unter Angst und Gewissensbissen wegen ihres
Lebenswandels auf Erden. Manche werden von selbstischen und bösen Regungen getrieben, Gele-
genheit zur Betätigung ihrer Neigungen zu suchen. In diesem Zustande bleiben sie dann, bis sich
die zersetzende Wirkung ihrer Wünsche herausgestellt hat, die Seele nach besserer Einsicht und
Erleuchtung schreit und fortgeschrittene Geister an sie herankommen und ihr helfen können.
Ohne eigenen physischen Körper, durch den sie ihre irdisch-menschlichen Leidenschaften betäti-
gen könnten, werden viele entkörperte Geister von den leuchtenden Ausstrahlungen angezogen,
die von Menschen ausgehen. Sie gesellen sich dieser 'magnetischen Aura' bei und finden so einen
Weg, ihr Wünschen und Wollen auf der irdischen Ebene kundzutun, indem sie Menschen
beeinflussen, sie besessen machen oder von ihnen Besitz ergreifen! Solche aufdringlichen Geister
beeinflussen empfängliche mediale Menschen mit ihren Gedanken, übertragen auf diese ihre Re-
gungen, schwächen ihre Willenskraft, beherrschen oft ihr Tun und Lassen und richten damit gro-
ßes Elend an, verursachen Verstandesverwirrung und andere Leiden!
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Diese erdgebundenen Geister sind die 'Teufel', an die man zu allen Zeiten geglaubt hat; 'Teufel'
menschlicher Herkunft, Erzeugnisse menschlicher Selbstsucht, falscher Lehren und Unwissenheit,
die, völlig blind auf die geistige Ebene gelangt, dort in den Banden ihrer Unwissenheit festgehal-
ten werden! Der Einfluß dieser entkörperten Wesenheiten ist die Ursache vieler unerklärlicher und
geheimnisvoller Ereignisse hier im Leben und trägt die Schuld an einem großen Teil des Elends
dieser Welt. - Reinheit des Lebenswandels und der Grundsätze oder hohe Verstandeseinsicht ge-
währen durchaus keinen sicheren Schutz gegen Besessenheit! - Nur allgemeine Anerkennung der
Bedeutung dieser Fragen und Belehrung, sowie Aufklärung darüber, sind Schutzmittel dagegen!
Es gibt verschiedene körperliche Zustände, welche das Eindringen von Geistern in einen Men-
schen begünstigen. Oft ist solche Beeinträchtigung einer angeborenen medialen Empfänglichkeit
zuzuschreiben oder einer Erschöpfung des Nervensystems oder einer plötzlichen seelischen Er-
schütterung. Auch rein körperliche Störungen begünstigen das Besessenwerden; denn wenn die
natürliche Lebenskraft geschwächt ist, leistet der Organismus geringeren Widerstand, und
andrängenden Geistern wird leichter Eingang gewährt, obwohl sehr oft weder der Sterbliche noch
der Verstorbene von der Anwesenheit des anderen etwas weiß!
Diese Beeinträchtigung durch Geister verändert den Charakter des davon Befallenen, und es ent-
steht daraus eine offensichtliche Veränderung der Persönlichkeit, bei der zuweilen mehrere fremde
Persönlichkeiten zugleich oder in scharf geschiedenem Nacheinander dargestellt bzw. nachgeahmt
werden. Häufig verursacht solcher Geistereinfluß ausgesprochene Verrücktheit der verschiedens-
ten Grade, von einfacher Verstandesverwirrung über alle Formen von Irresein, Hysterie, Fallsucht,
Schwermut, Granat-Schock, Stehlsucht, Blödsinn, religiösem und Selbstmord-Wahn, wie auch
Gedächtnisverlust, seelisch bedingte körperliche Gebrechlichkeit, Trunksucht, bis zu
unbeherrschbarem Hang zur Unsittlichkeit und Grausamkeit, Vertiertheit und anderen Formen
schwersten Verbrechertums. Die Menschheit ist umschwirrt vom Gedankeneinfluß von Millionen
entkörperter Geister, die den höheren Sinn des Lebens noch nicht erfaßt haben! Erkennt man das
als Tatsache an, dann erklärt sich aus ihr ungezwungen eine Unmenge von Erscheinungen, wie un-
erwünschte Gedanken, unbegründete Erregungen, seltsame Ahnungen, Launen, Reizbarkeit, über-
triebene Erregbarkeit, unvernünftige Leidenschaftsausbrüche, unlenksame Wahnbefangenheit und
zahllose andere Entgleisungen im Gemüts- und Denkleben."
Dr. Wickland beschreibt nun, auf welche Weise er mit den erdgebundenen und besessenmachenden
Geistwesen über seine mediale Frau in Verbindung trat und wie er erstere zu einer Abkehr von ihrer
diesseitigen Bindung veranlaßte (23, S. 47):
"Die Übertragung der krankhaften Seelenzustände von einem Patienten auf das Medium (meine
Frau) wird erleichtert, wenn wir den Patienten mit Hilfe einer Influenz-Maschine elektrisieren, was
wir oft in Gegenwart des Mediums tun. Obgleich diese Elektrizität für den Patienten völlig harm-
los ist, hat sie doch eine außerordentlich starke Wirkung, denn der Besessenheitsgeist kann dieser
elektrischen Behandlung nicht lange standhalten und wird aus dem Patienten vertrieben.
Influenz-Maschine
Zwei konzentrisch angeordnete drehbare Scheiben werden
durch eine Handkurbel in gegenläufige Rotation versetzt. Dabei
entsteht durch Influenz eine hohe elektrische Spannung, die bei
Zuführung für einen Menschen sehr unangenehm, aber wegen
der geringen Stromstärke nicht gefährlich ist.
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Der auf diese Weise ausgetriebene Geist kann nun mit Unterstützung unserer unsichtbaren Helfer
Eingang in das Medium finden. Dadurch wird es möglich, sich mit dem betreffenden Geiste ganz
unmittelbar zu unterhalten, und man macht nun den Versuch, ihn zur Erkenntnis seiner wahren
Lage zu bringen und ihn zu belehren, daß er ja ein viel besseres Leben haben kann. Dann nehmen
die höher entwickelten Geister ihn mit und sorgen weiter für ihn, während meine Frau in ihren
normalen Bewußtseinszustand zurückkehrt.
Ganz im Sinne der geschilderten Erfahrungen hielten wir mit meiner Frau als Medium
regelmäßige Sitzungen und bekamen in vielen Fällen höchst bemerkenswerte Beweise dafür, daß
entkörperte Wesen die Urheber der krankhaften Seelenzustände waren. Auch wenn der Kranke
weit entfernt von uns wohnte, gelang es häufig, die Besessenheitsgeister aus ihrem Opfer zu ver-
treiben und sie durch unsere unsichtbaren geistigen Helfer in unseren Zirkel zu bringen, wo sie
von dem Körper des Mediums Besitz nehmen durften. Solche Geister beklagen sich oft darüber,
daß man sie fortgejagt habe. Doch haben sie keine Ahnung davon, daß sie verstorben sind und als
Geister Menschen besessen gemacht und gequält haben.
Erlebt man aber nun einerseits, daß der Besessenheitsgeist, wenn er sich durch das Medium kund-
tut, sich ebenso gebärdet, wie er es zuvor in dem Kranken getan hat und andererseits, daß seine
Vertreibung aus dem Kranken dem letzteren Befreiung von seinen Beschwerden bringt, so beweist
das doch ohne Zweifel, daß jener Geist der Urheber der krankhaften Störung war. In vielen Fällen
ließ sich auch zweifelsfrei feststellen, welche menschliche Persönlichkeit wir als Verstorbenen im
Medium vor uns hatten! Mit solcher 'Übertragung' auf das Medium und der dauernden Vertreibung
des Geiste bessert sich das Befinden des Kranken. Doch kommt es oft genug vor, daß aus einem
und demselben Kranken eine ganze Anzahl von Geistern zu vertreiben ist!
Nun mag manch einer fragen, warum denn die fortgeschrittenen Geister nicht die erdgebundenen
Seelen, auch ohne sie zuvor in ein Medium zu bringen, in ihre Obhut nehmen und auf den rechten
Weg bringen. Ganz einfach, weil viele dieser unwissenden Seelen für die fortgeschrittenen Geister
gar nicht erreichbar sind, bevor sie nicht noch einmal in innigste und vollbewußte Berührung mit
der irdisch-materiellen Körperwelt gebracht werden. Erst wenn sie dabei durch rauhe Tatsachen
gewahr werden, daß sich doch wohl eine große Veränderung an ihnen vollzogen haben muß,
kommen sie zur Einsicht über ihre Lage und lassen sich auf den Weg einer Aufwärtsentwicklung
bringen!
Bekommt solch ein unwissender Geist Gelegenheit, sich unserem Zirkel durch das Medium kund-
zutun, dann dient dieser Vorgang mehreren Zwecken. Gewöhnlich wird dabei dieser Geist zur Er-
kenntnis seiner Lage gebracht, und der ihn belehrende Forscher hat von jedem neuen Fall den Ge-
winn einer Bereicherung seiner Erfahrungen. Gleichzeitig werden aber stets ganze Scharen anderer
Geister, die auch noch im Dunkel mangelnder Erkenntnis leben, um uns versammelt, damit sie aus
dem Benehmen ihres Schicksalsgenossen und der ihm erteilten Belehrung auch für sich eine Lehre
ziehen.
Viele Geister benehmen sich dabei, als ob sie nicht recht bei Verstande wären, und es ist sehr
schwer, mit ihnen ein vernünftiges Wort zu reden. Das hat seinen Grund in starren Glaubenssät-
zen, vorgefaßten Meinungen und irrigen Vorstellungen, die sie während ihres Erdenlebens in sich
aufgenommen oder gebildet haben. Sie sind oft ungebärdig; und wenn man sich deswegen genötigt
sieht, dem Medium die Hände zu halten, um sie auf diese Weise in Schranken halten zu können,
dann erheben sie heftigen Widerspruch dagegen. Haben sie alsdann ihre wahre Lage erfaßt, dann
überkommt viele Geister das Gefühl des Sterbens, und damit verlieren sie die Macht über das Me-
dium.
Andere Geister wiederum sind stumpf und schlaftrunken und haben keinen anderen Wunsch, als
daß man sie in Ruhe lasse. Bei solchen bedarf es sehr ernsthaften Zuredens, um sie wach zu be-
kommen, wie man aus nachstehenden Aufzeichnungen ersehen wird. Darin ist auch oft von einem
'Kerker' die Rede, in dem widerspenstige Geister untergebracht werden können; und zuweilen be-
klagen sich Geister, wenn sie durch das Medium zu uns sprechen, daß sie im Gefängnis gewesen
seien!
Nach geistigem Gesetz bekommen nämlich die Geister mit wachsender Einsicht und Erkenntnis
die Fähigkeit, für unwissende, widerstrebende Seelen eine Umgebung zu schaffen, die diesen wie
ein Gefängnis vorkommt, einen undurchdringlichen zellenartigen Raum, aus dem es kein Entrin-
nen gibt. Darin müssen sie bleiben, bis sie sich eines besseren besonnen haben und den guten Wil-
len zeigen, ihrer veränderten Lebenslage Rechnung zu tragen und sich den Gesetzen der geistigen
Entwicklung zu fügen! Währenddessen bekommen sie nichts anderes zu sehen, als die Fehler und
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Mängel ihrer eigenen Persönlichkeit, die ihnen in tausenden von Spiegelbildern vor Augen geführt
werden, wie auch ihr Tun und Lassen in dem hinter ihnen liegenden Erdenleben!
Wenn meine Frau sich als Medium betätigt und ihren Körper entkörperten Geistwesen zur
Benutzung überläßt, dann geschieht das stets im Zustande der sogenannten Tief-Trance. Dabei
sind ihre Augen geschlossen, ihr eigenes Bewußtsein gänzlich ausgeschaltet, und sie befindet sich
die ganze Zeit über in tiefem Schlaf. Sie selbst hat hinterher keinerlei Erinnerung an das, was wäh-
renddessen geschehen und verlautet ist. Außerhalb dieser Trance-Zustände, in der Zeit zwischen
unseren Sitzungen, ist sie keinerlei Beeinträchtigungen ausgesetzt. Sie ist dann jeder Zeit ganz und
gar Herr ihres Bewußtseins, bei völlig klarem Verstand und bestimmt und sicher in
ihrem Auftreten. Und nach vollen 30 Jahren unserer Forscherarbeit ist ihre Gesundheit in keiner
Weise geschwächt oder geschädigt.
Sie steht beständig unter jenseitigem Schutze, über den eine Gesellschaft machtvoller Geister die
Aufsicht führt. Sie nennen sich 'Barmherzigkeitsbund', und sie sind es, welche unsere Arbeit lei-
ten, in dem Bestreben, der Menschheit begreiflich zu machen, daß der Tod nur ein natürlicher
Übertritt in eine andere Welt ist und wie wichtig es ist zu wissen, was aus den Seelen der Verstor-
benen wird! Der Zweck unserer Arbeit ist, zuverlässige und unanfechtbare Beweise für die Wirk-
lichkeit eines jenseitigen Lebens aus erster Quelle zu erbringen. Dazu sind ausführliche Be-richte
über hunderte von Sitzungen stenographiert worden, damit wir unseren Lesern von dem Zustande
der sich kundgebenden Geister eine möglichst getreue Schilderung übermitteln können!
In 30 Jahren unermüdlicher Forschung im Verkehr mit Verstorbenen haben wir so viel Aufsehen-
erregendes erlebt und erfahren, daß es einem geradezu unglaublich erscheint, daß vernünftig den-
kende Menschen, nur weil ihr Denken ganz andere Wege ging, so lange achtlos an diesen einfa-
chen Tatsachen vorübergehen konnten, die sich doch so leicht nachprüfen und bestätigen lassen!
Täuschung oder Betrug liegen bei unseren Sitzungen außerhalb jeder Möglichkeit. Es werden
fremde Sprachen gesprochen, die meiner Frau völlig unbekannt sind. Ausdrücke und Redensarten
werden gebraucht, die sie nie gehört hat. Dagegen ließ sich immer und immer wieder feststellen,
wen wir in dem sich kundgebenden Geiste vor uns hatten, und wir haben bezüglich dieser Feststel-
lungen unzählige Bestätigungen erhalten!
Einmal hatte ich Gelegenheit, mich mit 21 verschiedenen Geistern zu unterhalten, welche alle
durch meine Frau sprachen; die Mehrzahl gab mir befriedigende Beweise dafür, daß sie bestimmte
Freunde und Verwandte waren, die ich während ihres Erdenlebens gekannt hatte. Im ganzen spra-
chen sie sechs verschiedene Sprachen, während meine Frau nur Schwedisch und Englisch spricht.
Aus einer Patientin, Frau A., welche aus Chicago zu uns gebracht worden war, wurden 13 ver-
schiedene Geister ausgetrieben und ihnen erlaubt, sich durch meine Frau kundzutun. Sieben von
diesen wurden von der Mutter der Patientin, Frau H. W., als Verwandte und Freunde wie-
dererkannt, die sie bei ihren Lebzeiten gut gekannt hatte. Der eine war ein Geistlicher, früherer
Pastor an der Methodistenkirche, deren Mitglied Frau H. W. ist. Er war bei einem Eisenbahn-
unglück vor neun Jahren ums Leben gekommen, war sich dieser Tatsache aber immer noch nicht
bewußt. Ein anderer Geist war ihre Schwägerin. Dann weiter noch drei ältere Frauen, langjährige
Freundinnen der Familie, ferner ein Nachbarssohn und die Schwiegermutter der Patientin, alle völ-
lig Unbekannte für meine Frau.
Frau H. W. unterhielt sich lange und ausführlich mit jedem einzelnen von ihnen, während sie
durch meine Frau sprachen. Unzählige Angaben und Behauptungen dieser Geister konnte sie als
zutreffend bestätigen und half eifrig mit, ihnen begreiflich zu machen, welche Wandlung mit ihnen
vor sich gegangen war und wie sie ihre Tochter besessen gemacht hatten. Diese Patientin ist jetzt
völlig gesund. Sie betreibt Musik und kann wieder allen Anforderungen gerecht werden, welche
das Familien- und Gesellschaftsleben an sie stellt.
Ein anderer Fall wird deutlich zeigen, daß die Psychose sich tatsächlich von Patienten auf das
Medium übertragen läßt und die Unmöglichkeit dartun, daß dabei das 'Unterbewußtsein' oder eine
'Persönlichkeitsspaltung' des Mediums eine Rolle spielen kann. Eines Sommerabends wurden wir
in die Wohnung der Frau M., einer hochgebildeten Dame gerufen. Sie war eine Musikerin ersten
Ranges und mit ihren Nerven zusammengebrochen, da die an sie gestellten gesellschaftlichen An-
forderungen zu groß geworden waren. Sechs Wochen schon hatte sie unablässig Tobsuchtszustän-
de, so daß keiner mit ihr fertig wurde und auch ihre Ärzte ihr keine Ruhe verschaffen konnten. Sie
bedurfte beständiger Aufsicht, und tags wie nachts mußte eine Pflegerin bei ihr sein.
Wir fanden die Patientin in ihrem Bette sitzend. Ein Weilchen weinte und jammerte sie wie ein
Kind, dann wieder schrie sie voll Angst: 'Matilla, Matilla!' Plötzlich schlug sie um sich und gebär-
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dete sich, als ob sie einen Ringkampf zu führen hätte. Dabei sprach sie wild und erregt ein Ge-
misch von Englisch und Spanisch. Letzteres war ihr im normalen Zustand völlig unbekannt.
Meine Frau durchschaute aufgrund ihrer medialen Wahrnehmung die Sachlage sofort. Es stand für
sie außer Frage, daß es sich um einen Fall von Besessenheit handelte, und das fand auch unerwar-
tet schnell seine Bestätigung. Denn als meine Frau, schon im Mantel zum Fortgehen gerüstet, noch
am Fußende des Bettes stand, fiel sie plötzlich in Tiefschlaf. Wir setzten sie auf ein Sofa im Mu-
sikzimmer, wo ich dann zwei Stunden lang der Reihe nach mit verschiedenen Geistern sprach, die
sie unmittelbar von der Patientin her an sich gezogen hatte.
Es waren drei Geister: Ein Mädchen namens Mary, ihr Verehrer, ein Amerikaner, und sein
mexikanischer Nebenbuhler Matilla. Beide Männer waren leidenschaftlich in das Mädchen ver-
liebt, und ebenso leidenschaftlich haßten sie einander gegenseitig. Rasend vor Eifersucht hatte der
eine das Mädchen getötet, und danach hatten die beiden Rivalen in einem verzweifelten Ringen
einander umgebracht. Keinem von ihnen war es zum Bewußtsein gekommen, daß sie 'tot' waren,
denn Mary sagte jämmerlich weinend: 'Ich dachte schon, sie würden sich gegenseitig umbringen,
aber sie leben immer noch und hören nicht auf zu raufen!'
Diese Tragödie von Liebe, Haß und Eifersucht hatte also mit dem körperlichen Tode durchaus
noch nicht ihr Ende gefunden. Sich ihres veränderten Zustandes nicht bewußt, waren die drei Ver-
storbenen in die seelische Atmosphäre der Patientin hineingeraten und setzten dort ihren Kampf
und Streit fort. Da nun zu der Zeit gerade bei der Patientin die Widerstandskraft ihrer Nerven au-
ßerordentlich gering war, hatten die Geister einer nach dem anderen auch von ihrem Körper
Besitz genommen. So war es zu den schweren Störungen gekommen, welche sich ihre Ärzte und
Pflegerinnen nicht erklären konnten."
Vier der von Dr. Wickland untersuchten Fälle sollen hier wörtlich wiedergegeben werden. Er berichtet
(23, S. 87):
"Unwissende Geister wandern oft viele Jahre ziellos in der Erdensphäre umher. Sie wissen nichts
von einer höheren geistigen Welt, in die nur der hineingelangen kann, dessen Sinne sich ihr ver-
stehend öffnen. So hält ihre Unwissenheit sie in einem Zustand trüber Verwirrung und dumpfer
Eintönigkeit und schafft ihnen Leiden. Viele bleiben am Schauplatz ihres irdischen Lebens haften
und setzen ihre frühere Tätigkeit fort, während andere in tiefen Schlaf fallen, aus dem sie nur mit
Mühe geweckt werden können.
Ein Geist, welcher sich seines Hinüberganges gar nicht bewußt geworden war und noch seiner
früheren Tätigkeit nachging, nahm bei einer unserer Sitzungen in Chicago von meiner Frau Besitz.
'Weshalb sitzen sie im Dunkeln?' fragte er (Wir experimentierten damals im Dunkeln). 'Ich bin
Hesselroth von der Drogerie', sagte er. Herr Hesselroth, der schwedische Besitzer einer Drogerie
in Chicago, war ein Jahr zuvor im Krankenhaus gestorben. Doch wir wußten nichts von diesem
Manne, weder von seinem Tode, noch von seinen sonstigen Verhältnissen. An diesem Abend war
jedoch einer seiner Freunde, Herr Eckholm, in unserem Zirkel. Der Geist war sich seines Todes
nicht bewußt und behauptete, er leite noch seine Drogerie.
Sein Freund im Zirkel sagte, er habe erfahren, daß die Drogerie an den Geschäftsführer verkauft
worden sei. Das berichtete er auch dem Verstorbenen. Doch dieser widersprach lebhaft und be-
hauptete: 'Abrahamson verwaltet sie nur für mich.' Der Geist erzählte von einem Einbruch, der
kürzlich in seinem Hause verübt worden sei und beschrieb die drei Einbrecher. Er sagte, zuerst ha-
be er Angst bekommen, als sie eindrangen. Dann habe er sich aber ein Herz gefaßt und seinen Re-
volver holen wollen, sei aber nicht imstande gewesen, ihn zu erfassen. Darauf hätte er auf einen
der Einbrecher eingeschlagen, aber seine Hand sei 'mitten durch den Kerl hindurchgegangen', und
es sei ihm unbegreiflich, weshalb er überhaupt nichts habe tun können. Nachdem ihm seine Lage
zum Bewußtsein gebracht worden war, sah er viele Geisterfreunde, die ihn in seinem neuen Heim
in der Geisterwelt willkommen hießen.
Spätere Nachforschungen ergaben die Richtigkeit der von dem Geiste gemachten Aussagen, daß
die Drogerie nicht verkauft und tatsächlich auch ein Einbruch in dem Hause verübt worden war.
Hier ist die Annahme, daß das Unterbewußtsein des Mediums in diesem Fall eine Rolle gespielt
habe, ebensowenig stichhaltig, wie etwa eine Erklärung mit Autosuggestion, denn Herr Hesselroth
war allen Anwesenden, mit Ausnahme seines Freundes, des Herrn Eckholm, völlig unbekannt; und
dieser Freund war ja über den Verkauf des Geschäftes ganz falsch im Bilde. Viele Jahre später, als
wir schon in Kalifornien wohnten, kam dieser Geist nochmals zu uns und sprach wieder durch
meine Frau.
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Sitzung am 29. September 1920
Geist: Herr Hesselroth
Geist: Ich komme nur, um ein paar Worte zu sagen, denn hier hat man mir einst aus der Finster-
nis herausgeholfen, und ich bin ein Helfer im Barmherzigkeits-Bund geworden.
Doktor: Wer sind sie, Freund?
Geist: Ich bin einer ihrer Helfer. Ich komme zuweilen in die Nähe und komme heute Abend, um
ihnen ein paar Worte zu sagen. Einst befand ich mich in einem sehr unklaren Zustande,
aber jetzt bin ich ein Mitglied ihres Bundes. Ich dachte mir, es wird ihnen Freude machen,
das zu hören. Ohne ihre Hilfe wäre ich wahrscheinlich noch immer in der Finsternis. Vie-
le Jahre sind inzwischen vergangen. Jetzt habe ich vollkommenes Verständnis für das
wahre Leben durch sie und diesen kleinen Zirkel des Barmherzigkeits-Bundes! Es war
nicht hier, es war in Chicago, wo mir geholfen wurde. Es ist mir eine große Freude, heute
Abend hier bei ihnen zu sein. Ich würde ihnen gerne meinen Namen nennen, aber es
scheint, ich habe ihn rein vergessen, denn ich habe ihn solange nicht gehört. Er wird mir
aber wohl noch wieder einfallen, und dann werde ich ihn nennen. Erinnern sie sich eines
alten Herrn, den sie gut kannten, - Herrn Eckholm? Er war übrigens noch gar nicht so
sehr alt. Er war ein sehr lieber Freund von mir, und durch ihn kam ich zu ihnen.
Doktor: Bei einer Sitzung in Chicago?
Geist:
Ja. Ich hatte eine Drogenhandlung in Chicago. Mein Name ist Hesselroth. Ich konnte im
Augenblick nicht darauf kommen. Ich bin einer ihrer Helfer hier. Herr Eckholm ist auch
hier bei mir, und auch er tut alles, was er kann. Er ist sehr glücklich, ihnen bei ihrem
Werk hier helfen zu können. Er war schon während seines Erdenlebens mit Herz und See-
le dabei. Auch ich fühle mich gedrängt zu tun, was ich nur kann, um zu helfen, denn
wenn sie mir nicht geholfen hätten, stände ich gewiß auch jetzt noch in meinem Drogen-
geschäft und verkaufte Medizin. Ein ganzes Jahr lang habe ich mich nach meinem Tode
noch um das Geschäft gekümmert, wie zu meinen Lebzeiten; nur fühlte ich mich nicht
mehr krank, wie vorher. Ich war im Laden plötzlich erkrankt und bin von dort ins Kran-
kenhaus gebracht worden, wo ich dann starb. Man brachte meine Leiche in die Leichen-
halle und nicht nach Hause. Sie wissen, es heißt in der Bibel: 'Wo euer Schatz ist, da ist
auch euer Herz.' - Als ich aus dem Todesschlaf erwachte, dachte ich zuerst an mein Ge-
schäft und befand mich dann auch sogleich dort. Ich sah, daß alles seinen geregelten
Gang ging, aber es kam mir doch recht seltsam vor, daß ich mit keinem meiner Kunden
reden konnte. Ich glaubte schließlich, ich hätte während meiner Krankheit die Sprache
verloren und dachte daher nicht weiter darüber nach. Ich widmete mich ganz dem Ge-
schäft und bestimmte meinen Geschäftsführer dazu, alles nach meinem Wunsch zu erle-
digen. Ich leitete das Geschäft, und Abrahamson führte alles für mich aus. Ich wußte
nicht, daß ich tot war, bis ich zu diesem Herrn (Wickland) in seinen Zirkel kam.
Als eines Tages Einbrecher in mein Haus eindrangen, fiel mir der Revolver ein, den ich
stets in einer Schublade hatte. Ich ging hin, um ihn zu holen. Immer wieder versuchte ich,
ihn zu ergreifen, aber meine Hand ging durch alles hindurch. Da kam mir denn doch der
Gedanke, daß irgend etwas mit mir los sein müßte. Nun erlebte ich auch zum ersten Mal
Erscheinungen. Ich sah meine verstorbenen Eltern und glaubte, ich sei wohl nicht mehr
ganz richtig im Kopfe. Da hielt ich es für das Beste, meinen Freund Eckholm aufzusu-
chen. Ich hatte ihn immer für nicht ganz normal gehalten, weil er an Spiritismus glaubte.
Ich wollte Eckholm aufsuchen und ihn fragen, ob Geister wirklich wiederkehren und sich
zeigen könnten, - und dabei war ich selber ein Geist!
Da kam ich dann in diesen Zirkel und konnte auf einmal wieder sprechen, und nach ei-
nem Weilchen öffnete sich die Pforte zu dem herrlichen Land des Jenseits. Ich wünschte,
sie könnten sehen, wie ich da empfangen wurde. Meine Verwandten und Freunde schlos-
sen mich in ihre Arme und sagten: 'Willkommen in unserem geistigen Heimatlande!
Willkommen im ewigen Leben! Willkommen zur Gotterkenntnis!' Solch ein Empfang
läßt sich nicht beschreiben, bis sie ihn selbst erleben und selbst bei uns sind! Das ist
Glückseligkeit, das ist der 'Himmel'. Ich will ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen,
aber es war mir eine Freude, heute abend herankommen und mit ihnen sprechen zu dür-
fen. Es sind ungefähr 15 Jahre her, als ich das erstemal zu ihnen kam. Eckholm läßt sagen,
er sei stolz auf dieses Werk hier und läßt sie alle grüßen. - Nun gute Nacht!"
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Das folgende Geschehen spielte sich am 06. Juni 1907 ab. Ein Geistwesen ist in den Körper von Frau
Wickland eingetreten, und ihr Mann berichtet (23, S. 151):
"Der Geist schien ganz benommen, als sei er betrunken, und als er schließlich wach wurde, war er
so kampflustig, daß mehrere Menschen helfen mußten, ihn zu bändigen.
'Ich bin Carl der Fechter und werde euch alle erschießen lassen!' schrie er. Dann wandte er sich an
einige andere Unsichtbare mit wilden Flüchen, weil sie ihn hierher gelockt hätten und verlangte
von ihnen, sie sollten ihm helfen, anstatt untätig dabeizustehen. Doch endlich gelang es, ihn zu be-
ruhigen, und dann nötigten wir ihn, sich eine Erklärung über den wahren Sachverhalt seiner ge-
genwärtigen Lage mit anzuhören. In dem Bestreben, ihn davon zu überzeugen, daß er sich nicht in
seinem eigenen, sondern in einem fremden Körper befinde, forderte ich ihn auf, sich doch einmal
seine Hände anzusehen.
Als er nun daraufhin eine Hand des Mediums betrachtete und sie als Frauenhand erkannte, fuhr er
auf das heftigste erschreckt ganz betroffen zurück und schrie: 'Nehmt die Hand fort! Nehmt sie
fort! Ich will sie nicht mehr sehen!' Als wir ihn fragten, was denn das mit der Hand für eine Ge-
schichte sei, erklärte er: 'Das werde ich nie erzählen! - Lieber sterbe ich! Oh! Da ist auch ihr Ge-
sicht! Und die Hand, die ich abgeschnitten habe, um den Diamantring zu bekommen! Das hat mich
die ganze Zeit verfolgt!'
Voller Entsetzen blickte er umher und schien eine ungeheure Versammlung von Geistern zu sehen.
'Seht all diese Gesichter! Habe ich diese Leute alle umgebracht? Kommen sie, um mich anzukla-
gen? Da! Da ist ja auch dieser Junge! Er ist damals gehängt worden, aber auch er scheint jetzt hin-
ter mir her zu sein. Ich habe die Frau getötet und ihn veranlaßt, sich schuldig zu bekennen, um
meinen Hals zu retten. Aber warte nur, du Teufel, du! Ich werde dich schon zu fassen kriegen,
wenn ich hier herauskomme. Ich hacke euch alle kurz und klein!'
Aber schließlich wurde ihm doch klar, daß alles weitere Widerstreben keinen Zweck habe und die
Tage des Raubens und Mordens für ihn vorüber seien. Er schilderte uns seine schauerliche Verbre-
cherlaufbahn und sagte, gemordet habe er aus Rache, gestohlen habe er, um Whisky zu kaufen,
und getrunken, um sein Gewissen zu betäuben und den Gespenstern zu entgehen, die ihn andau-
ernd verfolgten. In frühester Jugend sei er unter der Obhut seiner eigenen Mutter sehr glücklich
gewesen; aber nach ihrem Tode hätte seine Stiefmutter ihn so unbarmherzig mißhandelt, daß er oft
schluchzend in sein Zimmer gerannt sei und auf den Knien zu seiner toten Mutter um Hilfe gebetet
habe. Das habe die Stiefmutter erst recht in Eifersucht und Wut versetzt, und allen Einsprüchen
seines schwachen Vaters zum Trotz habe sie wütend auf ihn eingeschlagen und ihm verboten,
jemals den Namen seiner Mutter wieder zu erwähnen.
Ihre Mißhandlungen arteten in solche grausame Tyrannei aus, daß in dem Knaben ein unbezähm-
barer Haß gegen sie entstand und er voll Rachedurst gelobte, wenn er erst groß sei, möglichst viele
Frauen umzubringen. Diesen seinen entsetzlichen Vorsatz hatte er dann auch wirklich ganz plan-
mäßig in die Tat umgesetzt und sein ganzes Leben daran gegeben, Untaten und Verbrechen zu er-
sinnen und zu verüben, denen hauptsächlich Frauen zum Opfer fielen.
Ums Leben gekommen war er selbst 1870 bei einem heftigen Streit mit seinen Genossen, war sich
aber dessen nicht bewußt geworden. Er brüstete sich damit, viele Jahre lang immer neue Verbre-
chen verübt zu haben und doch der Polizei immer entkommen zu sein. 'In Boston wollte ich mal
einen Polizisten totschlagen. Ich hatte mich hinter ihn geschlichen und schlug ihn mit einem
Knüppel auf den Kopf. Aber der Knüppel fuhr gerade durch ihn hindurch und tat ihm nichts, er hat
sich nicht einmal nach mir umgedreht.'
Der Geist wähnte sich jetzt in den Händen der Behörden und erklärte sich bereit, sich zu ergeben,
um den ihn verfolgenden Gesichtern seiner vielen Opfer zu entgehen. 'Ich würde ja mit Freuden in
die Hölle gehen, wenn ich nur diese Quälerei loswerden könnte.'
Daraufhin erklärte ich ihm einiges über das Gesetz von Ursache und Wirkung und wie es sich auch
in den Verhältnissen und Zuständen der geistigen Welt auswirke. Während er noch meinen Erklä-
rungen lauschte, sah er seine rechte Mutter vor sich stehen. Ihre Erscheinung machte einen über-
wältigenden Eindruck auf ihn. Der hartgesottene Verbrecher sank auf seinem Stuhl ganz in sich
zusammen und weinte jämmerlich, während seine Mutter ihm zuredete, doch mit ihr zu kommen
und sich zeigen zu lassen, wie er seine Verbrechen sühnen könne. Ganz zerknirscht, voll Schuld-
bewußtsein und Reue, rief er abwehrend: 'Ich kann nicht mit dir gehen! Liebe Mutter, laß mich, ich
kann nicht mit dir gehen! Geh du nur zurück in den Himmel, und ich muß in die Hölle, wo ich
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hingehöre. Ich gehöre in Stücke gehackt und im Feuer der Hölle verbrannt!' Aber die Mutterliebe
trug doch den Sieg davon, und der Geist folgte reumütig und bescheiden seiner Mutter."
Der folgende Fall betrifft ein weibliches Geistwesen, das aus seiner Umnachtung befreit wurde.
Dr. Wickland berichtet (23, S. 114):
Sitzung von 23. Januar 1918
Geist: Emily Julia Steve
Patient: Frau L. W.
Doktor: Sagen sie uns, wer sie sind. Wir interessieren uns für alle Geister, welche in der Finsternis
sind. Sagen sie uns, wie lange sie schon tot sind.
Geist: Mir muß etwas zugestoßen sein.
Doktor: Sind sie sich klar darüber, daß sie ihren eigenen Körper verloren haben?
Geist: Bitte lassen sie meine Hände los. Ich bin eine vornehme Dame (ein Ausdruck, den die
Patientin oft gebrauchte) und darf wohl erwarten, daß man mir mit Höflichkeit und
Achtung begegnet, wie sich das einer Dame gegenüber gehört.
Doktor: Nannten sie sich Frau oder Fräulein?
Geist: Ich bin eine vornehme Dame und nicht gewöhnt, in dieser Weise ausgefragt zu werden.
Ich sehe mich geradezu genötigt, ihnen meine Meinung zu sagen.
Doktor: Was scheint ihnen denn so lästig?
Geist: Sie scheinen die Gewohnheit zu haben, einem allerlei merkwürdige Dinge in den Rücken
zu stechen (die elektrische Behandlung der Patientin), und ich kann nicht begreifen, wa-
rum sie das tun. Sie haben mich auch gefangen gehalten. - Sie müssen das gewesen sein,
der mich ins Gefängnis gesteckt hat. Wer sind sie überhaupt?
Doktor: Ich bin ein Freund und möchte mich gerne mit ihnen etwas unterhalten.
Geist: Erstens kenne ich sie nicht, und zweitens habe ich nichts mit ihnen zu bereden. Wer sind
sie? Sagen sie mir ihren Namen.
Doktor: Ich bin Dr. Wickland.
Geist: Eigentlich wollte ich ihren Namen gar nicht wissen. Der ist mir völlig gleichgültig.
Doktor: Haben sie denn nicht Lust, auf der anderen Seite ins geistige Leben einzugehen?
Geist: Ich höre nicht gerne von solchen Dingen; ich bin kein Geist.
Doktor: Sehen sie sich doch mal ihre Hände an. Gehören die Ihnen?
Geist: Sie sind schuld daran, daß ich so lange habe im Gefängnis sitzen müssen, und jetzt wollen
sie mir noch alles mögliche vormachen, was gar nicht wahr ist. Auf sie höre ich gar nicht
mehr hin.
Doktor: Wie sind sie den eigentlich hierher gekommen.
Geist: Ich weiß es selbst nicht. Es ist komisch. Eben war ich noch im Gefängnis, und bevor ich
es selbst wußte, war ich hier. Ich begreife nicht, wie ich hergekommen bin. Wir waren
unser dort eine ganze Menge, aber mit einem Mal war ich allein. Ich war im Gefängnis,
weiß aber nicht, was ich getan haben soll.
Doktor: Wo waren sie, als sie die anderen bei sich hatten? Wo hielten sie sich auf? (Bezieht sich
auf die anderen Besessenheitsgeister in der Aura der Patientin.)
Geist: Ich war dort, wo ich hingehörte. Wir waren unser eine ganze Menge dort, alle zusammen-
gepfercht, Männer und Frauen. Wir hatten ein Haus, konnten aber nicht heraus. Manch-
mal war es ganz schön warm in den Räumen. Bevor ich ins Gefängnis kam, konnten wir
reden, aber jeweils immer nur einer (der dann von der Kranken ganz und gar
Besitz nahm), aber nun bin ich ganz allein. Sie haben kein Recht, mich mit diesen bren-
nenden Dingern zu bearbeiten.
Doktor: Diese Art elektrischer Behandlung ist sehr gut für erdgebundene Geister - für unwissen-
de!
Geist: Unwissend! Wie können sie wagen, mir so etwas zu sagen! Wie können sie sich unterste-
hen!
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Doktor: Wissen sie denn nicht, daß sie aus ihrem sterblichen Körper heraus sind? Sie haben ihren
irdischen Leib abgelegt.
Geist: Woher wissen sie das?
Doktor: Weil der Körper, durch welchen sie jetzt hier sprechen, nicht ihnen gehört! Es ist der
Körper meiner Frau.
Geist: Ich habe sie nie gesehen, bevor sie mich mit diesen scharfen Dingern bearbeitet haben.
Doktor: Damals benützten sie auch noch nicht den Körper meiner Frau.
Geist: Was bedeutet das alles?
Doktor: Es bedeutet, daß sie den Körper eines anderen Menschen benutzen.
Geist: Nun, das erklärt allerdings vieles. Manchmal war es mir, als ob ich gar nicht dorthin ge-
hörte, wo ich war; dann, nach einer Weile war ich wieder ganz ich selbst. Da war ein gro-
ßer alter Mann, ein großer Narr, aber wir mußten tun, was er sagte (Ein anderer
Besessenheitsgeist, den wir bereits vor einigen Tagen aus der Kranken herausgetrieben
hatten). Ich hatte keine Lust zu tun, was er sagte. Ich habe so viel Geld gehabt, daß ich
mir alles habe leisten können; wie kam ich jetzt dazu, mich von solch einem dummen
Kerl kujonieren zu lassen? Ich merkte aber, daß ich dennoch tun mußte, was er sagte,
konnte jedoch nicht begreifen, warum. Ich war nicht in meinem eigenen Hause, mußte
aber doch dort bleiben. Ich habe nie begreifen können, warum ich nicht fort konnte. Er
hielt unser mehrere so fest.
Doktor: Hat ihnen die Elektrizität nicht geholfen fortzukommen?
Geist: Ja, gewiß, aber es hat entsetzlich weh getan. Das war ja, als ob mir der Lebensnerv her-
ausgerissen würde.
Doktor: Die Elektrizität hat sie aber trotzdem frei gemacht.
Geist: Wir konnten von diesem Mann nicht fortkommen. Wir mußten tun, was er sagte. Er lief
und lief, immerzu (die Kranke lief oft fort), und wir mußten alle mitlaufen, auch ein klei-
nes Mädchen, das da war und beständig weinte (ein Besessenheitsgeist, der bereits vor ei-
nigen Tagen aus der Kranken herausgeholt worden war). Mitunter war ich frei, und ein
andermal ging es mir wieder sehr schlecht. Manchmal konnte ich von einem Ort zu
anderen schweben'
Doktor: Da waren sie ein freier Geist.
Geist: Gebrauchen sie nicht diesen Ausdruck! Wie ich das Wort hasse! Mit derartigen Dingen
will ich nichts zu tun haben und will auch nichts davon wissen!
Doktor: Sie lassen die Tatsache außer acht, daß der Mensch ja doch gar nicht stirbt, wenn er sei-
nen Körper ablegt, sondern weiterlebt und dann ein Geist ist.
Geist: Sie wissen, daß ich nicht tot bin. Hören sie nicht, daß ich zu ihnen spreche? Und sehen sie
nicht, daß ich meine Hände und Arme bewegen kann?
Doktor: Liebe Freundin, wir hören sie zwar sprechen, aber sehen können wir sie nicht. Wir sehen
nur meine Frau hier vor uns, und sie sprechen durch den Körper meiner Frau. Dies ist
Frau Wickland, die hier sitzt. Wie heißen sie?
Geist: Ich bin Frau Emily Julia Steve. Ich war verheiratet, aber mein Mann ist vor einigen Jah-
ren gestorben.
Doktor: Wissen sie, daß sie in Kalifornien sind?
Geist: Da bin ich niemals gewesen. Ich bin zuerst nach Chicago und von dort nach St. Louis ge-
zogen (auch die Patientin hatte in St. Louis gelebt, und dort trat bei ihr zum ersten Mal
geistige Verwirrung auf).
Doktor: Wo haben sie in St. Louis gewohnt?
Geist: Ich war nur auf Reisen mal da und lebte für gewöhnlich nicht dort. Ich habe mal in der
La Salle Avenue in Chicago gewohnt, jedoch nur kurze Zeit. Es war in der Nähe von
La Salle und Division. Von dort ging ich nach St. Louis, und weiter, - nun ich weiß wirk-
lich nicht mehr wohin. Ich weiß nur noch, daß mein Kopf mir durch heftige Schmerzen zu
schaffen machte (die Patientin klagte gleichfalls darüber).
Doktor: Erinnern sie sich, krank gewesen zu sein?
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Geist: Ich kann mich überhaupt auf nichts mehr richtig besinnen. (Plötzlich sehr erregt) Nein!
Nein! Ich glaube, es ist etwas mit mir los! Was meinen sie, ob ich meinen Verstand ver-
liere? Sehen sie! Sehen sie! Dort ist mein Mann! Nein! Nein! Er ist ein Geist. Sehen sie
ihn sich nur mal an.
Doktor: Wir sprechen ja auch mit einem Geist, wenn wir mit ihnen reden, und wir fürchten uns
nicht.
Geist: Da ist ja auch mein Kind! Das ist mein Kindchen! Ich glaube, ich verliere meinen Ver-
stand! Meine Lily, meine kleine Lily! Oh meine kleine Lily! Hugo, mein Mann! Ich glau-
be, ich werde irre! Da ist auch meine Mutter! Ich glaube, mein Verstand läßt nach! Ich
fürchte mich, - alle kommen auf mich zu! Hugo, mein Mann, bist du es wirklich? Meine
kleine Lily, wie hab ich dich lieb! Ich bin so ängstlich!
Doktor: Begreifen sie doch, daß sie ihren irdischen Körper verloren haben und jetzt ein Geist sind.
Machen sie sich das doch nur mal klar.
Geist: Bitte, nun sagen sie mir doch bloß mal, was wollen denn Hugo, meine Mutter und Lily bei
mir? Sind sie denn im Himmel nicht glücklich? Warum bleiben sie nicht dort?
Doktor: Haben sie nicht Lust, mit ihrem Mann, ihrer Mutter und ihrem Töchterchen mitzugehen,
die alle gern für sie sorgen möchten, damit sie endlich einmal Ruhe finden? Versuchen sie
zu begreifen, daß sie ihren irdischen Leib abgelegt haben.
Geist: Wann sollte das geschehen sein?
Doktor: Das können wir ihnen nicht sagen.
Geist: Manchmal fühlte ich mich als eine große kräftige Frau und wäre leicht mit jedem fertig
geworden. Dann kam ich mir auch wieder kleiner vor. Das alles hat mich ganz wirr
gemacht.
Doktor: Das wird wohl seinen Grund darin haben, daß es ganz verschiedene Menschen gewesen
sind, die sie besessen gemacht haben. Sie können von diesem Zustand befreit werden.
Geist: Dann werde ich also endlich Ruhe haben? Werde ich auch nicht etwa erwachen und mer-
ken, daß ich nur geträumt habe und dann wieder den schrecklichen Mann und das wei-
nende Kind um mich haben? Ich will den Menschen nicht wieder sehen: Immer fing er
mit den Frauen Zank an, als wäre er ihr Plagegeist. Er war so wütend und behandelte das
kleine Mädchen sehr schlecht, so daß dieses große Angst vor ihm hatte.
Doktor: Nun versuchen sie zu vergessen, was geschehen ist, und denken sie an die Zukunft. Ge-
hen sie mit ihrem Mann mit, der ihnen die Schönheiten der geistigen Welt zeigen wird.
Geist: Mein Mann, Hugo! Ich habe ihn so lieb, und nachdem er gestorben war, erschien mir das
Leben nicht mehr lebenswert. Mein teures Kind folgte ihm gerade einen Monat später. Es
war drei Jahre alt. Hugo, mein Mann, war mein Alles. Ich habe mir keine Gedanken dar-
über gemacht, was aus mir werden sollte, als er mich verlassen hatte. Wir sind viel ge-
reist, als er noch lebte. Wir sind überall gewesen. Wir waren nach Alaska gereist. Dort
zog er sich eine Erkältung zu und bekam Lungenentzündung. Auch mein Kind wurde sehr
krank. Es ist schwer, alles das noch einmal zu durchleben.
Doktor: Warum müssen sie denn gerade diese traurigen Erinnerungen noch einmal durchgehen,
wo doch die Ihrigen alle hier sind und sie mit sich nehmen wollen?
Geist: Ich möchte schon gern mit ihnen gehen, aber ich fürchte mich, weil sie doch tot sind.
Hugo sagt, er hätte mich seit Jahren gesucht, aber er hat mich nicht finden können, und
ich kann ihm nicht sagen, wo ich gewesen bin. Als Hugo und Lily gestorben waren, wur-
de ich sehr krank, und die Ärzte sagten, ich wäre ein nervöses Wrack. Ich wurde
immer kränker, und ich erinnere mich, daß sie mich nach einem Ort brachten, der Elgien
hieß (wahrscheinlich eine Nervenheilanstalt). Ich habe nur eben noch eine ganz schwache
Erinnerung daran. Als ich gesund geworden (vermutlich gestorben) war, ging ich nach
St. Louis, weil ich dort eine Schwester hatte. Seitdem ich anfing, mit ihnen zu reden, ist
mir aber ganz anders zumute geworden, und jetzt bin ich entschlossen, mit den Meinigen
mitzugehen. Sehen sie nur das herrliche Bett! Nun kann ich mich ausruhen; wo ich jetzt
bei Hugo bin, brauche ich ja auch keine Angst mehr zu haben. - Gott segne sie alle und
helfe ihnen. Hugo möchte, daß ich ihnen noch bestelle, er wäre so glücklich, mich endlich
gefunden zu haben; wir würden nun wieder vereint und uns nie wieder trennen. - Gott
segne sie alle miteinander."
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Als letztes soll unter den vielen bei Dr. Wickland in Erscheinung getretenen Geistwesen noch eines zu
Wort kommen, das bei seinem Tod nicht in eine dunkle Erdsphäre geraten war und auch nicht von
lebenden Menschen Besitz ergreifen wollte. Es handelt sich um einen jungverheirateten Mann W. Y.,
der beim Tod von seinem verstorbenen Großvater B. und seinem Onkel C. in Empfang genommen
wurde. Am 14. April 1920 unterhielt er sich über den Körper von Frau Wickland mit seinem damals
noch auf dieser Erde lebenden Vater Y. und berichtete (23, S. 105):
Geist:
Papa, ich habe vom Weiterleben zwar nicht viel gewußt, aber doch wenigstens etwas, und
schon das war mir von gutem Nutzen. Ich war doch gleich richtig im Bilde, begriff, daß
ich gestorben war und erkannte meine Verwandten und Freunde.
Onkel F. sagt, ich soll euch erzählen, daß ich viel besser daran gewesen sei, als er selbst
bei seinem Übertritt ins Jenseits, und daß seine Tätigkeit jetzt darin bestände, anderen
Unglücklichen zu helfen, die für das wahre Leben noch kein Verständnis hätten.
Papa, war es nicht merkwürdig, daß ich gerade an meinem irdischen Geburtstag zum neu-
en Leben erwachte! Jetzt habe ich meinen geistigen und irdischen Geburtstag an ein und
demselben Tage.
Papa, es ist herrlich! Sage das E. und auch B. und Mutter; sage allen, daß ich glücklich
bin in dem Gedanken, daß ich zu ihnen kommen kann und daß die Tür für mich nicht ver-
schlossen ist. Sage auch meinem kleinen Sohn, daß ich nicht tot bin, daß ich nicht im
Grabe liege, sondern bei ihm bin. Ich will die herrschenden Gesetze kennenlernen, um
ihm durch sein Leben ein Führer sein zu können. Macht ihm begreiflich, daß ich bei ihm
bin und jetzt mehr Kraft und Macht habe, ihm zu helfen als früher.
Gott sei Dank, daß ich so viel wußte und besonnen genug war, mich vor einem zu engen
Inverbindungtreten mit meiner geliebten Frau in acht zu nehmen; andernfalls wäre ich in
ihre 'magnetische Aura' hineingeraten und hätte Unruhe gestiftet. - Meine liebe kleine
Frau, ich bin so froh, daß ich kein Unheil für uns beide angerichtet habe.
Ich sehe hier viel von der Arbeit, die es zu tun gibt unter solchen Abgeschiedenen, die es
selbst gar nicht wissen, daß sie gestorben sind. Diese gehen nach Haus zu ihren
Verwandten und Freunden und möchten lieber dort bleiben, als sich hier um ihr Vor-
wärtskommen zu bemühen. Papa, ich bin so froh, daß du wieder hast kommen können,
und ich freue mich so sehr, daß keine Wand zwischen uns ist.
Herr Y: (Vater des Verstorbenen): Auch ich freue mich, daß es mir möglich war, wieder herzu-
kommen.
Geist:
Ich habe jetzt gar nicht das Gefühl, von euch getrennt zu sein. Ich bin eben nur in ein
anderes Land gegangen, kann aber doch bei euch sein. Ich bin bei euch, wenn ihr zusam-
men seid und von mir redet. Es kommt mir überhaupt so vor, als ob ich gar nicht fort wä-
re. Sage Mutter und meiner lieben kleinen Frau, sie möchten nicht um mich trauern. Ich
bin so glücklich, daß ich bei ihnen sein kann. Es war gewiß sehr hart, daß wir uns trennen
mußten, gerade, als es in unserem kleinen Heim so schön zu werden versprach; aber mei-
ne Zeit war da, und wenn unsere Stunde geschlagen hat, dann müssen wir von der irdi-
schen Ebene abtreten. Wir gehen ja nicht fort - wie so viele denken - wir bleiben hier bei
unseren Lieben, nur unsere Körper sind für sie nicht sichtbar.
Ich wünschte, du könntest sehen, wie Onkel F. in der dunklen Erdsphäre arbeitet, um den
vielen Unglücklichen dort Helferdienste zu leisten und sie davon abzuhalten, andere be-
sessen zu machen. Er gibt sich alle Mühe, einem jeden klarzumachen, was hier im Jen-
seits wahr und wirklich ist, denn es ist ein Jammer, was für viele Glaubenssätze und Be-
kenntnisse dabei hindernd im Wege stehen. In der kurzen Zeit seit meinem Hinübergang
habe ich schon viel gelernt. Ich bin dir und Mutter sehr dankbar dafür, daß ihr mich nicht
in eine strenge und kirchliche Glaubens- und Bekenntnisform hineingezwängt und mein
Gemüt damit belastet habt. So war ich frei, und dafür danke ich euch!
Herr Y: Es ist manchmal recht schwer, bei der Kindererziehung mit der religiösen Belehrung das
Richtige zu treffen.
Geist:
Ich wünschte, es wären alle so frei, wie ich es war, dann gäbe es auch nicht so viel Elend
und Zweifel. Papa, ich bin so glücklich, daß ich wieder zu euch kommen darf.
Am Tage darauf gingen Onkel F., Onkel C. und ich in die Erdsphäre hinab - nicht nach
unserem Heim, sondern dorthin, wo die Bedingungen der niederen Ebene herrschen. Da
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ist es einer Hölle weit ähnlicher, als sich das schildern läßt. Es ist schlimmer als in einer
Irrenanstalt, wo jeder auf eine besondere Weise verrückt ist! - Ihr könnt euch gar nicht
vorstellen, was das für eine Hölle ist. Der eine hat diesen Glauben, der andere jenen, und
alle sind im Dunkeln! Sie sind alle befangen von ihren Bekenntnis- und Glaubensformen,
und man kann keine Vernunft in sie hineinbekommen. Man muß ihnen schon irgendeine
handgreifliche Aufgabe vor Augen stellen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Mitunter
ist es Musik, was sie zum Bewußtsein ihrer Lage bringt. - Wenn es gelingt, ihre Aufmerk-
samkeit zu erregen, ist es manchmal möglich, ihnen wirklich beizukommen, aber Dogmen
und fanatische Glaubensanschauungen sind so fest in ihnen verwurzelt, daß sie für nichts
anderes Sinn haben.
Wenn ihr einen schwachen Begriff von den Zuständen in der Erdsphäre bekommen wollt,
dann begebt euch in die Schwerkrankenabteilung eines Irrenhauses. Danach könnt ihr
euch ein ungefähres Bild davon machen, in was für Zustände die Menschen hier geraten,
wenn sie ohne Ahnung vom wirklichen Jenseitsleben hier anlangen."
Durch derartige Berichte bekommen wir Einblicke in den Lebensbereich unglücklicher Verstorbener
und in die Anstrengungen anderer Geistwesen, ihnen zu helfen. Wer sich eingehender dafür interes-
siert, möge unbedingt das ganze Buch Dr. Wicklands (23) lesen, das auch heute noch in immer neuen
Auflagen erhältlich ist.
Ganz ähnlich lauten die Aussagen, die Geistwesen in einem medialen Kreis machen, an dem ich selbst
beteiligt bin. Zunächst der Bericht eines Geistwesens, das sich "Magdalena" nennt und angibt, um
1900 als etwa 80jährige Bäuerin in Süddeutschland gestorben zu sein. Nach einer Übergangs- und
Erholungszeit habe sie eine Ausbildung durchlaufen, die sie befähigen solle, Verstorbene aus niederen,
dunklen Bereichen herauszuholen. Da sie erst am Anfang dieser Tätigkeit stehe, seien ihre Erfolge
vorerst nur bescheiden. Darüber sei sie oft sehr niedergeschlagen und müsse sich dann von ihren Ent-
täuschungen erst wieder erholen.
Zusammenkunft vom 11. September 1986
Magdalena berichtete durch den Mund des Mediums Frau A.
Teilnehmer: Sieben weitere Personen
Magdalena: Ich freue mich, daß ich jetzt wieder hier sein darf. Ich glaube sogar, daß ich hier am
Platz gar nicht fehl bin, daß ich vielleicht in eure Runde hineinpasse. Ich muß euch
erzählen, daß es für mich in der letzten Zeit unbeschreiblich schön war, so daß ich
jetzt wieder voller Tatkraft bin. Ich glaube, daß mich für eine Weile wenigstens
nichts umwerfen kann. Ich habe euch ja erzählt, daß ich wieder recht niedergeschla-
gen war, weil ich so erfolglos blieb und keine Aussicht sah, Hilfe zu leisten. Ich
glaube, so geht es uns wohl immer, wenn wir meinen, nicht mehr weiterzukönnen.
Aber wenn unsere Kräfte erschöpft sind, haben wir die Fähigkeit, sie wieder zu er-
neuern. So ging es jetzt auch mir. Selbst ihr müßt immer wieder Erholungspausen
einschalten, und es liegt dann bei euch, wie ihr diese gestaltet und wie schön ihr sie
euch macht. Ihr könnt dabei Dinge tun, die euch erquicken und erfrischen oder aber
auch, wie viele Menschen es machen, euch in eurer Erholungszeit abhetzen und da-
bei noch mehr Kräfte verbrauchen als während eurer Arbeitszeit. Ehrlicherweise
muß ich dazu sagen, daß wir es hier doch etwas leichter haben, denn wir werden in
eine wunderschöne Gegend gebracht.
Daher waren die Voraussetzungen außerordentlich gut. Allerdings müssen wir auch
selbst unseren Teil dazu beitragen, um das zu nutzen, was um uns herum ist. Ich
konnte z. B. viele wertvolle Bekanntschaften schließen und mit diesen Freunden
gute Unterhaltungen führen. Sie haben mir viel berichtet. Es war für mich, so glaube
ich, das Allerwichtigste, von den Erfahrungen der anderen zu hören und darüber,
wie es ihnen ergangen ist.
Alle die anderen, die dort weilten, waren aus demselben Grund da wie ich, nämlich
um sich zu erholen, aneinander zu erfreuen und einander zu erzählen. Das war so
schön und friedlich, daß ich es mit Worten kaum ausdrücken kann. Dazu gehörte
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natürlich auch die schöne Umgebung mit vielen Blumen und ihren besonderen Duft,
den wir riechen können.
Schiebeler:
Gab es dort auch Tiere, z. B. Vögel?
Magdalena:
Da muß ich jetzt richtig nachdenken. - Doch, es waren auch Tiere da. Es gab dort
schöne Vögel.
Schiebeler:
Flogen die, oder saßen sie nur auf dem Boden?
Magdalena:
Sonderbar, ich muß euch ehrlich gestehen, daß ich jetzt richtig überlegen muß. Ich
habe darauf gar nicht so geachtet. Es waren schon welche da, denn ich habe ihren
Gesang gehört.
Schiebeler:
Gibt es denn bei euch überhaupt so etwas wie Gesang?
Magdalena:
Doch, selbst wir können singen, wenn wir sehr viel Freude empfinden. Das kann
man auch bei uns durch Gesang ausdrücken. Es geschieht sogar sehr häufig und ist
sehr wohltuend.
Schiebeler:
Und die Unterhaltung, verläuft diese bei euch mit Sprache?
Magdalena:
Ja, aber nicht nur. Sie erfolgt auch mit Gedanken, die hin und herspringen, jedoch
ebenfalls sprachlich geformt sind.
Schiebeler:
Was für eine Sprache ist das denn?
Magdalena:
Zunächst einmal kann ich mich nur in meiner Muttersprache unterhalten. Doch kann
ich mich auch mit anderen, die nicht meine Sprache sprechen, verständigen. Es han-
delt sich dann mehr um Gefühle und Gedanken. Ich fühle dann, wie die anderen füh-
len. Ich brauche dazu aber nicht deren Sprache zu verstehen. Wir lernen, uns auch
ohne Sprache zu verständigen. Zunächst einmal kann jeder nur seine eigene Sprache,
in der er von der Welt scheidet. Das ist aber eine sehr komplizierte Angelegenheit.
Darüber muß ich noch einmal nachdenken, wie ich euch das erklären kann, weil ich
ja selbst erst noch lerne und im Anfangsstadium stecke.
Schiebeler:
Waren da auch Wesen, die in einer Sprache redeten, die du nicht verstehen konntest?
Magdalena:
Ja, ja, natürlich, viele sogar. Aber das störte nicht weiter, denn es gab, wie bei euch,
Wesen, die vermitteln, die uns lehren, uns mit Gedankenkraft zu verständigen. Das
ist aber für mich noch sehr kompliziert. Wir müssen eben lernen, unsere Gedanken,
d. h. das was wir ausdrücken möchten, ganz intensiv zu denken. Das versteht dann
auch der andere, selbst wenn er nicht meine Sprache spricht. Du kannst jetzt natür-
lich entgegnen, daß man ja seine Gedanken ebenfalls in seiner Muttersprache denkt.
Aber mit diesen Gedanken verbindet man immer Wünsche und Vorstellungen, z. B.
daß man mit dem anderen zusammensein möchte, daß man ihn sympathisch findet
oder daß einem die Umgebung gefällt. Wenn ich das denke, zwar in meiner Mutter-
sprache, dann verbinde ich damit doch immer bestimmte Vorstellungen und Gefüh-
le, und die lassen sich übertragen. Auf diese Weise kann der andere verstehen, was
man ihm mitteilen will. So etwa kann man das erklären. Mehr darüber zu sagen, ist
mir im Augenblick nicht möglich. Ich weiß nur, daß es geht und daß ich ab und zu
schon Erfolg damit hatte. Darüber habe ich mich dann sehr gefreut.
Übrigens waren in dem Bereich, von dem ich jetzt erzähle, auch Kinder. Erstaunli-
cherweise lernen die es viel schneller, sich mit Gedanken zu verständigen, wie das
viele Wesen hier schon perfekt können. Ich glaube, irgendwann einmal braucht man
die Sprache nicht mehr. Aber man verlernt sie nicht. Ich kann ja auch mit euch spre-
chen. Ich benutze dazu aber die Gedanken und Sprechwerkzeuge dieses Mediums
hier. In dessen Gehirn muß ich zunächst die Gedanken, die ich ausdrücken möchte,
formulieren, und dann erst können die Sprechwerkzeuge anfangen zu
arbeiten. - Aber jetzt bin ich ganz woanders hingekommen.
Ehe ich mit den Ausführungen von Magdalena fortfahre, möchte ich das Problem der Sprache noch
etwas weiter ausführen. Ich habe das durchgebende Medium Frau A. zwei Wochen nach dem vorange-
henden Bericht gefragt, was sie bei ihrem medialen Sprechen in Halbtrance empfinde. Sie antwortete
mir:
"Wenn es um Themen geht, die mir fremd oder die abstrakt sind und die ich nicht kenne, habe ich
das Gefühl, daß ein Geistwesen meinen Wortschatz nicht gebrauchen kann und erst einmal suchen
muß, was davon verwendbar ist. Daraus muß es sich dann etwas zusammenbauen. Dabei werden
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oft ganze Gedankenverbindungen benutzt und nicht immer Sätze Wort für Wort zusammengesetzt.
Wenn es um Dinge geht, die mir völlig fremd sind, treten Schwierigkeiten auf. Das habe ich schon
oft gemerkt, weil ich ja in einem solchen Fall keine Worte dafür habe. Dann bin ich selbst ganz
unzufrieden. Ich spüre richtig, daß das Gesagte nicht den Kern der Sache trifft. Oft schon habe ich
gefühlt, daß noch mehr dahinter steckt. Ich empfinde es mehr, kann es aber nicht ausdrücken. Das
birgt natürlich immer die Gefahr einer ungewollten Fehldurchgabe in sich, besonders bei Eigen-
namen und Jahreszahlen. Wenn mir das Thema dagegen nicht fremd ist, habe ich das Empfinden,
daß die Worte relativ flüssig aus mir herauskommen, weil ja die Gedanken und mein Wortschatz
für das Geistwesen brauchbar sind."
Andere Erfahrungen hat der schon erwähnte Mediziner Prof. Dr. Cyriax gemacht. Seine Medialität
war wesentlich stärker angelegt, als die von Frau A. In seiner Gegenwart erschienen häufig vollständig
materialisierte Geistwesen, und das sogar außerhalb von Sitzungen, wie wir an dem Beispiel seiner
Rettung aus Lebensgefahr (S. 6) sahen. Er war aber auch fähig, Geistwesen hellsichtig wahrzunehmen.
Mit den ihn oft besuchenden Wesenheiten, seien sie materialisiert oder seien sie feinstofflich, konnte
Cyriax lange Unterhaltungen führen. Bei solchen Gelegenheiten wurde, wenn nur wenige Geister
anwesend waren, in wirklich hörbaren Lauten gesprochen (3, S. 128). Sobald aber die Zahl der jensei-
tigen Besucher eine größere war, wurde Cyriax in den eigentümlichen Zustand des inneren Schauens
versetzt. Er sagt (3, S. 129):
"Und dann wurde kein hörbares Wort gesprochen, sondern die Unterhaltung geschah durch das
fälschlich sogenannte Gedankenlesen. Es ist dies nicht ein Lesen von Gedanken in Buchstaben und
Worten, sondern ein Schauen von Vorstellungen, Begriffen und Gedanken in Bildern, die an den
Stirnen der Anwesenden vorüberziehen, wie die Bilder einer magischen Laterne7 oder noch mehr
wie die phantasmagorischen Bilder8, bei denen sich eins aus dem anderen entwickelt. Aber auch
dieses Gleichnis darf nicht zu materiell genommen werden; ich finde nur kein besseres, da es ja
überhaupt so unendlich schwer ist, geistige Vorgänge irdischen Begriffen anzupassen und sie
durch Worte zu schildern."
Bitte beachten Sie als Leser die Ähnlichkeit der Darstellung von Cyriax mit dem vorangegangenen
Bericht des Geistwesens Magdalena. In einem nachfolgenden Bericht eines weiteren Geistwesens
"Rexus" wird das Problem der Verständigung in abgewandelter Form noch einmal aufgegriffen wer-
den. Zunächst aber wird die Erzählung von Magdalena fortgesetzt. Sie berichtet (immer noch am 11.
Sept. 1986):
Magdalena: Das größte Erlebnis, das mich am meisten während der gerade abgelaufenen Erho-
lungszeit beeindruckt hat, war die besondere Ausstrahlung und die Wärme und
Freundlichkeit, die von manchen anderen Wesen ausging. Sie hat mir viel Mut und
Zuversicht gegeben.
Schiebeler: Von wem wurde denn diese Wärme und Freundlichkeit ausgestrahlt?
Magdalena: Von den Wesen, die ich da kennengelernt habe.
Schiebeler: Waren das solche wie du?
Magdalena: Nein, es waren auch andere anwesend, von denen ich ziemlich sicher bin, daß sie
dort waren, um uns in dieser Zeit zu helfen.
Schiebeler: Das heißt also, es waren Wesen zugegen, die nicht erst vor kurzem gestorben waren?
Magdalena: Ja, bzw. solche, die nicht nur zur Erholung dort waren, sondern für uns zur
Betreuung als Lehrer. Das habe ich vergessen, am Anfang zu sagen. Um diese haben
sich immer viele geschart. Ich glaube, je öfter wir dahinkommen, desto mehr neh-
men wir von ihren Belehrungen auf und können davon dann auch wieder abgeben,
weil wir selber lernen, die Fähigkeiten, die in jedem von uns stecken, in Form des
Guten zum Schwingen zu bringen und dann auf andere zu übertragen. Das Schlechte
aber lernen wir immer mehr abzublocken, um uns nicht immer wieder niederschla-
gen und entmutigen zu lassen. Ich weiß natürlich, daß es mir nicht anders ergehen
7 Heute sagen wir dazu Bildwerfer oder Diaprojektor.
8 Künstliche Trugbilder. Bei dieser Darstellung muß man bedenken, daß es damals, als Cyriax diese Zeilen schrieb, noch keine
kinematographischen Filmbilder gab. Heute würde er wahrscheinlich den Vergleich mit Film- oder Fernsehbildern wählen.
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wird als euch, wenn ich erst wieder in der Arbeit mit all ihren Schwierigkeiten drin-
stecke. Ich kann es euch dann erzählen, wie es mir ergeht. Ich weiß, daß jetzt meine
Schonzeit vorbei ist und ich wieder beginnen werde zu arbeiten. Aber das mache ich
gerne.
Schiebeler:
Hat man dir eine Aufgabe zugeteilt, oder hast du dir eine ausgewählt?
Magdalena:
Ja, ja, ich möchte wieder dorthin zurück, wo ich aufgehört habe, wo ich eigentlich
fast versagt hätte.
Schiebeler:
Wo du auf Erden aufgehört hast?
Magdalena:
Nein hier. Ich habe euch doch schon erzählt, daß ich es nicht mehr mit Kindern zu
tun hatte, sondern mit Älteren, von denen manche so verstockt sind und sich gegen
jede Hilfe wehren. Sie wollen von sich aus keinen Schritt weiter machen und sind
entweder ganz stumpfsinnig und durch nichts aufzurütteln oder aber bösartig und
lassen niemanden an sich herankommen. Im Geist sehe ich sie jetzt schon wieder
alle vor mir. Und wenn ich bei manchen glaube, endlich einen Anknüpfungspunkt
gefunden zu haben, so daß sie mit sich reden lassen, endlich aufgewacht sind und
nun mitmachen, dann muß ich beim nächsten Mal feststellen, daß alles wieder von
vorne losgeht. Es waren also keine Kranken, mit denen man noch Mitleid haben
kann, sondern Wesen, die ihr Befinden selbst verschuldet haben, obwohl das sehr
hart klingt. Sie sind in einem Zustand, der nur das Verhalten zuläßt, welches sie an
den Tag legen.
Schiebeler:
Ein Zustand, der von ihrem irdischen Leben her bedingt war oder auch von ihrem
Verhalten in der jenseitigen Welt?
Magdalena:
Sowohl von ihrem irdischen Leben her, als auch von ihrem Verhalten hier. Man
ändert sich ja nicht von heute auf morgen. Viele wollen es einfach nicht wahrhaben,
daß es ein Weiterleben gibt, daß man sich weiterentwickeln und auf andere zugehen
kann. Ich habe aber auch Wesen kennengelernt, die wissen sehr wohl, daß sie ge-
storben sind. Sie sind jedoch noch erdgebunden und haben ihre helle, ja geradezu
diebische Freude daran, Menschen auf eurer Erde zu beeinflussen, zu stören und
ihnen Ängste einzujagen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie mich das manch-
mal in Wut bringt. Aber das ist gerade verkehrt. Ich muß mich ja zurückhalten, um
ihnen klarzumachen, wie schlimm das ist, was sie da ausführen und welchen Scha-
den sie anrichten.
Schiebeler:
Lassen solche Wesen denn überhaupt mit sich reden?
Magdalena:
Ja, schon, aber ich hatte damit bislang keinen Erfolg. Doch die beratenden Geistwe-
sen neulich haben mir Mut gemacht und gesagt, daß man ab und zu doch
jemanden zu sich ziehen kann und daß es dann immer mehr werden. Das würde ich
auch noch erkennen. Man müsse sich dabei aber mit sehr viel Geduld wappnen. Ich
dürfe nur nicht glauben, daß ich so etwas ganz schnell von heute auf morgen
erreichen könne. Wenn es so wäre, würde es bei uns nur noch eitel Sonnenschein
geben, und diese Annahme sei etwas zu naiv.
Schiebeler:
Hast du inzwischen schon in Erfahrung gebracht, seit wann du von dieser Erde ab-
geschieden bist, wann etwa dein Tod war?
Magdalena:
Die Erinnerung daran verwischt sich immer mehr. Ich meine, daß es etwa 80 Jahre
her sein muß, daß ich gestorben bin.
Um diese Zeitspanne etwas zu untermauern, gibt Magdalena auf entsprechende Fragen an, daß sie zu
Lebzeiten auf Erden elektrisches Licht noch nicht gesehen, aber davon gehört habe. In ihrem Dorf
wären damals Petroleumlampen in Gebrauch gewesen. Eine Eisenbahn habe sie zwar gesehen, sei aber
nicht damit gefahren, weil in ihrer Umgebung alle Angst davor gehabt hätten. Magdalena berichtet
dann weiter:
Magdalena: Ich hatte acht Kinder, die ich sehr liebte, wie eine Mutter ihre Kinder liebt. Ich bin
nach meinem Mann gestorben und war ziemlich alt, bestimmt um die 80. Es war
Zeit für mich. Nach meinem Tod habe ich meinen Mann leider noch nicht wiederge-
sehen, obwohl ich es mir so sehr gewünscht habe. Ich gebe den Wunsch aber noch
nicht auf und bin ganz zuversichtlich. Ich möchte so gerne wissen, wie es ihm geht,
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denn wir haben uns sehr gut verstanden. Ich habe noch nicht erfahren, wo er sein
könnte.
Schiebeler: Wer hat dich bei deinem Tod abgeholt? Hat dich überhaupt jemand in Empfang
genommen?
Magdalena: Doch, doch, ich bin abgeholt worden. Da war eine freundliche Gestalt, die mich ab-
geholt hat. Wir sagten damals zu solch einem Helfer Schutzengel. Ich bin sehr fried-
lich gestorben. Ich war ja damals krank und sehe mich wieder in meinem Zimmer
liegen, obwohl ich diese Bilder nicht mehr gerne heraufbeschwören mag, wie die
ganze Familie gedrängt im Zimmer stand und mich festhalten wollte. Alle haben ge-
schluchzt und geweint. Das ist keine schöne Erinnerung, denn ich war doch schon so
weit, erkannt zu haben, daß ich fertig war mit dem Leben. Ich war völlig
erschöpft, denn mein Leben war anstrengend gewesen. Und da wollten sie mich
immer noch nicht weglassen. Das hat mich richtig festgehalten. Ich habe lange auf
meinem Krankenbett gelegen und wollte schon längst sterben. Irgendwann einmal
hat man einfach genug. Ich hatte keine Angst vor dem Tod und hatte auch im Schlaf
dieses abholende Wesen bereits immer wieder gesehen. Ich freute mich auf das Ster-
ben. Ich konnte ja meine Familienmitglieder verstehen, aber ihr Verhalten war nicht
richtig. Wenn es Zeit für uns ist, und ich war ja alt, haben wir das Recht zu gehen.
Wenn junge Menschen sterben müssen, verstehe ich, daß großer Schmerz herrscht,
weil wir meinen, ihre Zeit auf dieser Erde wäre noch nicht abgelaufen. Aber bei mir
war das ganz anders. Doch schließlich hat mich dieses Wesen geholt. Ich war dann
bereits so erschöpft, daß ich das gar nicht mehr richtig wahrgenommen habe.
Schiebeler: Deine Eltern waren nicht anwesend, als du starbst?
Magdalena: Ich habe hier noch niemanden gesehen, den ich vom Erdenleben her kannte. Ich
glaube, daß das Absicht war. Aber das kann ich euch ein andermal erzählen. Für
heute möchte ich schließen. Ich wünsche euch alles Gute und bitte euch, nicht auf-
zugeben. Vergeßt auch nicht das Gebet, die Bitte an Gott. - Gott zum Gruß!
Während dieses Geistwesen noch am Anfang seiner Missions-und Helfertätigkeit im Jenseits steht,
führt die nachfolgend vorgestellte Wesenheit diese Aufgabe schon länger und mit größerem Erfolg
durch. Sie nennt sich uns gegenüber Rexus, ist also ein männliches Wesen.
Zusammenkunft vom 18. Februar 1986
Rexus berichtete durch den Mund des medialen Herrn B., bei gleichzeitiger Anwesenheit von Frau A.
Teilnehmer: Sechs weitere Personen.
Rexus:
Hier spricht Rexus. Ich bin ein Geistwesen aus der jenseitigen Welt. Ich habe ver-
sucht nachzuforschen, wo ich auf der Erde gelebt habe und wann ich gestorben bin.
Exakte Angaben kann ich dazu aber nicht machen. Ich bin ungefähr um 1800 ge-
storben und war ein evangelischer Pastor. Ich habe eine kleine evangelische
Gemeinde von etwa 100 Gemeindegliedern gehabt. Davon waren etwa 20 Kinder.
Ich glaube, daß diese Gemeinde in Deutschland war, bin da aber nicht ganz sicher.
Vielleicht gelingt es mir später noch, das herauszubekommen.
Als ich an Altersschwäche starb, war ich nach meiner Erinnerung 87 Jahre alt. Ich
war während meines Lebens auf Erden bis zu meinem Tode nie krank. Ich bin ein
Glückskind oder Sonntagskind gewesen, in einer Zeit, in der andere Menschen sehr
leiden mußten. Für mein günstiges Geschick war ich immer sehr dankbar.
Ich habe zu Lebzeiten als evangelischer Pastor immer an ein Weiterleben geglaubt.
Es war auch damals schon sehr mutig, wenn das überhaupt jemand aussprach. Wir
haben uns seinerzeit in meiner Gemeinde in einem Kreis von fünf Personen (drei
Frauen und zwei Männer) regelmäßig getroffen und über diese Dinge gesprochen.
Wir haben uns damals schon auf unseren Tod vorbereitet: Unsere Zusammenkünfte
begannen wir mit einem Gebet und überlegten uns, was wir tun könnten, wenn wir
diese Welt verlassen würden. Wir hatten uns vorgenommen, nicht überrascht zu
sein, wenn wir nach unserem Tode weiterleben sollten. Einen Beweis dafür hatten
wir allerdings nicht, aber wir haben daran geglaubt.
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Als ich nun starb, war ich nicht erstaunt, als ich neben meinem Körper stand und es
mir auch gut ging wie im Erdendasein. Ich habe dann sofort zu Gott gebetet und ihm
gedankt, daß ich schon zu irdischer Lebzeit erkennen durfte, daß es nach dem Tode
ein Weiterleben gibt. Als ich starb, standen an meinem Bett drei Geistwesen, die mir
aus meinen und ihren früheren Lebzeiten auf Erden als sehr vertraute und liebe
Menschen bekannt waren. Dazu kamen noch fünf weitere mir unbekannte Wesen. In
einem langen Gebet zu Gott habe ich um Klarheit gebeten, erkennen zu können, ob
die drei 'lieben' Geistwesen nun wirklich meine früheren Verwandten seien, die ich
auf Erden so lieb hatte. Während meines Gebetes wurde mir dann eingegeben, daß
die drei 'Lieben' gar nicht meine Verwandten waren, sondern zu Luzifers Seite ge-
hörten. Die anderen fünf aber waren von der Seite Gottes und dazu bestimmt, mich
abzuholen.
Nach dieser Erfahrung möchte ich alle Sterbenden warnen, nach ihrem Tode, wenn
sie vermeintlich vertrauten und lieben Menschen aus ihrem Erdenleben gegenüber-
stehen, auf diese sofort vertrauensselig mit geöffneten Armen zuzugehen. In diesem
Fall muß um Klarheit gebetet werden. Darauf sollten sich die Menschen, die an ein
Weiterleben glauben, vorbereiten. Sie dürfen auch nicht in den Fehler verfallen, bei
den Angeboten, die ihnen nach dem Tode von Geistwesen gemacht werden und die
ihnen alles das versprechen, was sie sich zu Lebzeiten gewünscht, aber nicht erreicht
haben, sofort zuzugreifen. Davor warne ich dringend, weil es meistens (aber nicht
immer) Angebote von der gottfernen Seite sind, die sich sehr schnell auf das ver-
storbene Geistwesen einstellen kann. Geistwesen von der anderen Seite können, und
das habe ich später erlebt, sogar mit dem Verstorbenen beten. Das sind Dinge, die
ganz deutlich ausgesprochen werden müssen. Denn als Verstorbene müßt ihr in eu-
rem Gebet zu Gott, bei dem die anderen von Luzifers Seite unter Umständen mit-
beten, erkennen, daß diese Wesen von der falschen Seite sind.
In diesem Zustand, in dem ihr ja nicht mehr auf Erden lebende Menschen seid, habt
ihr die Fähigkeiten zu erkennen, wer die Wesen um euch sind. Ihr müßt euch Gott
nur öffnen und in eurem Gebet Vertrauen haben. Ihr müßt versuchen, euch in die
anderen Geistwesen hineinzudenken und euch in ihre Gedanken einzuschalten. Ihr
könnt das in der jenseitigen Welt, denn ihr dürft ja keine Nachteile haben, weil ihr
nun gerade gestorben seid. Es ist euch dann möglich zu erkennen, daß dort falsch
gespielt wird. Nur wissen viele nicht, daß sie das können. Sie lassen sich blenden
und sind dann sehr schnell der anderen Seite verfallen.
Im Prinzip könnt ihr nicht getäuscht werden, wenn ihr euch frei macht und euch in
die anderen Geistwesen hineinversetzt. Aber wer bei seinem Tode nichts von einem
Weiterleben weiß, ist viel zu überrascht, wenn er in eine solche Lage kommt, als daß
er fähig wäre, entsprechend zu handeln. Übrigens habe ich später in dem Dorf, in
das ich kam, meine wirklichen irdischen Eltern dann doch noch wiedergesehen.
Schiebeler:
In welcher Sprache und in welcher Art hast du damals gebetet und in welcher Art
hast du dich mit den anderen Geistwesen unterhalten?
Rexus:
Ich habe seinerzeit nach meinem Tode still in meiner irdischen Sprache gebetet, wie
ich es auch auf Erden getan habe, wenn ich nicht gerade laut vor der Gemeinde ge-
betet habe. Die anderen Geistwesen haben damals aber schon in der Art und Weise
mit mir gesprochen, wie ich auch jetzt noch spreche. Wir unterhalten uns hier nicht
mit unserem Mund, sondern mit 'Wellen', die wir uns gegenseitig zuschicken, viel
schneller, als ihr euch unterhalten könnt. Was ihr euch in einer viertel Stunde sagt,
können wir uns hier in einer Minute übermitteln. Das geht sehr schnell, ist aber nicht
anstrengend. Wir haben hier in meinem Bereich, wo ich bin, nicht mehr die irdi-
schen Sprachen wie Russisch, Deutsch oder Englisch. Hier werden die Gedanken
ausgetauscht, so daß ich mich auch mit einem früheren Russen oder Engländer
unterhalten kann, und es kann der eine den anderen verstehen.
Schiebeler:
Es gibt aber auch Jenseitsberichte, in denen behauptet wird, daß in bestimmten Be-
reichen die irdische Sprache noch verwendet wird, daß man dort also noch Fremd-
sprachen lernen muß. Hast du so etwas auch einmal erlebt?
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Rexus:
Ein Engländer hat mir einmal davon berichtet, daß er in einem Bereich war, wo er
sich mit Geistwesen anderer Muttersprache nicht unterhalten konnte. Ich habe das
aber nicht geglaubt, weil ich es selbst nie kennengelernt habe.
Nachdem ich die drei falschen Verwandten in meinem Gebet erkannt hatte, habe ich
ihnen gesagt, daß ich mit ihnen nichts zu tun haben möchte und daß ich in der jen-
seitigen Welt nur dem Herren dienen wolle, den ich auch zu Lebzeiten auf Erden
hatte, nämlich meinem Herrgott. Mit Luzifer aber wolle ich nichts zu tun haben,
denn schon zu Lebzeiten auf Erden glaubte ich an seine Existenz. Ich forderte diese
drei Geistwesen auf, dorthin zurückzukehren, woher sie gekommen seien. Für diese
war es ein Schock, daß jemand kam, der sie erkannte, so daß sie sich sehr schnell zu-
rückzogen, zumal sich auch die anderen fünf Geistwesen nun in den Vordergrund
drängten. Diese, die ich vom irdischen Leben her nicht kannte, sagten mir, daß sie
zur guten Seite, zur Seite Gottes gehörten. Sie sagten mir, daß sie mich, wenn ich
nichts dagegen hätte, in eine Art Dorf führen würden, wo wir uns unterhalten und
die Erfahrung, die ich gerade gemacht hätte, näher besprechen könnten. Ich erklärte
mich dazu sehr gerne bereit.
So war ich dann nur noch bei meiner Beerdigung zugegen und habe mich anschlie-
ßend sehr schnell von der Erde entfernt, und das auch deshalb, weil wir fünf aus der
irdischen Gesprächsgruppe uns schon zu Lebzeiten gesagt hatten, daß wir uns nach
dem Tode nicht an die Menschen binden wollten, die wir auf Erden geliebt haben.
Wir wollten sie zwar weiterhin lieben und auch für sie beten, sie aber nicht durch
unsere Bindung belasten. Warum wir in dieser Auffassung auf Erden so sicher wa-
ren, weiß ich nicht. Heute möchte ich rückblickend sagen, daß wir damals geführt
wurden. Wir haben nur seinerzeit nicht erkannt, daß wir bei unseren irdischen
Abenden bestimmte Dinge aus der jenseitigen Welt empfangen haben.
So ging ich denn mit den fünf Geistwesen mit, hatte dabei aber immer noch ein ge-
wisses Mißtrauen. Auch euch Menschen kann ich für einen solchen Fall, wenn er
euch später einmal widerfahren sollte, nur raten: Habt euren festen Glauben, euer
Vertrauen auf Gott. Mit dem kommt ihr sehr weit, und laßt euch nicht täuschen. Mit
dem festen Glauben ist nicht irgendein irdisches Kirchenbekenntnis gemeint. Das
spielt überhaupt keine Rolle. Wichtig ist nur der Glaube an Gott und das Vertrauen
auf ihn. Eine bestimmte irdische Konfession bietet keinen Vorteil, nur das Verhältnis
zu Gott ist wichtig. Wer regelmäßig zur Kirche geht, aber in Wirklichkeit nicht das
feste Vertrauen zu Gott hat, erfährt dadurch keinen Nutzen. Deshalb bitte ich euch,
euren Verwandten und Bekannten, wenn sie auf dem Sterbelager liegen, noch davon
zu erzählen. Erfaßt dann ihre Hand oder legt ihnen eure Hand auf den Kopf und sagt
ihnen: 'Ach weißt du, wir sehen uns bestimmt irgendwann wieder. Wichtig ist nur,
daß du das Vertrauen auf Gott hast.' Das ist schon eine kleine Hilfe für den Sterben-
den.
Ich kam nun mit den fünf Geistwesen in das angekündigte Dorf. Dort herrschte eine
wunderbare Stimmung. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, wie im Paradies zu
leben. In diesem Dorf gab es Pflanzen, Blumen, Bäume, alles sehr farbig und schö-
ner als auf der Erde. Tiere habe ich dort nicht gesehen, keine Hunde und Katzen
oder Vögel, nur Schmetterlinge. Die flogen auch von Pflanze zu Pflanze und setzten
sich auf die Blumen. Aber bei ihrem Flug bewegten sie die Flügel nicht. Die blieben
starr in ausgebreiteter Stellung. Wie diese Fortbewegung möglich war, weiß ich
nicht. Wir Geistwesen hatten noch unsere Füße und Hände und gingen auf der 'Erde'
oder besser gesagt wir schwebten. Eine 'Erdanziehung' war nicht mehr vorhanden.
Ich brauchte daher auch keine Energie, um mich fortzubewegen. Ich konnte mir
geistig wünschen oder mir vorstellen, an einen bestimmten Ort zu gelangen und kam
dann auch dorthin. Meine Bekleidung bestand damals wie auch heute aus einem lan-
gen, hellen Gewand. Als Kälteschutz war diese Bekleidung aber nicht erforderlich.
Man fror in diesem Bereich nicht. Es gibt aber auch anders geartete Bereiche, wo
Geistwesen nur im grauen Nebel sind und 'frieren'. Das hängt mit der inneren Ein-
stellung zusammen. Es finden sich ebenfalls Geistwesen, die auf Erden einen Arm
verloren hatten und nun im Jenseits weiterhin glauben, daß er ihnen fehle,
obwohl er in Wirklichkeit wieder vorhanden ist. Ich habe hier nie Verkrüppelte ge-
sehen. Wenn sie es auf Erden waren, ist hier alles wieder vorhanden. Aber viele, de-
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nen ich hier jetzt auch zu helfen versuche, glauben immer noch, daß ihnen ein Kör-
perglied fehle oder daß sie entstellt seien.
Ich habe viele in unserer Welt erlebt, denen es sehr schlecht ging. Mir selbst ist es
immer gut gegangen, und ich habe deswegen fast ein schlechtes Gewissen. Ihr sollt
aber auch sehen, daß es hier das 'Paradies' geben kann. Ich habe das Empfinden, daß
ich in dem Paradies lebe, denn mir geht es wirklich sehr gut. Vielleicht bin ich auch
durch meinen Glauben, den ich hatte, zu der Aufgabe geführt worden, die ich heute
ausübe und von der ich später berichten werde. Zu ihr gehört viel Einfühlungsver-
mögen und die Fähigkeit, die Geistwesen, denen geholfen werden soll, anzuhören.
Man kann ihnen nicht damit helfen, daß man ihnen, wenn sie sich verstümmelt glau-
ben, nur sagt: 'Du hast doch deinen Arm. Nun bete nur mal!'
In dem Dorf von etwa 200 Einwohnern, in dem ich mich nach meinem Tode aufhielt
und wo ich auch meine Eltern traf, verlebte ich eine wunderschöne Zeit. Es war
farbenprächtig und warm. Dort zu leben gab ein herrlich freies Gefühl. Meine Eltern
und ich waren gesund und sahen verjüngt aus, etwa in mittlerem 'Lebensalter'
stehend. Es gab in diesem Dorf auch Kinder, nach irdischen Begriffen etwa ab dem
sechsten Lebensjahr, die mit ihren 'Eltern' zusammenlebten. Sie wurden in der Zeit,
in der ich in dem Dorf war, nicht älter. Ich habe zwar davon gehört, daß Kinder in
unserer Welt ihre Entwicklung fortsetzen, habe es aber bislang nicht selbst erlebt.
In dem Dorf gab es 'Häuser', in denen wir lebten. Sie hatten aber kein Dach, sondern
waren nach oben offen, denn geregnet hat es nicht. Verschließbare Fenster und Tü-
ren gab es ebenfalls nicht. Wir hatten auch keine Tische und Stühle, nur Teppiche,
auf die wir uns hinhockten.
In unserem Dorf hatten wir eine Art Kirche, in der wir uns regelmäßig zum Gebet
zusammenfanden und für das dankten, was wir dort erleben durften. Wir haben auch
gemeinsam gesungen. Ich habe mich dabei aber nicht als Pastor oder Prediger betä-
tigt, sondern war einer wie alle anderen. Es gab dort auch sonst keinen Führer oder
Ortsvorsteher. Alle waren gleich. Ebenso hatten wir nie Streit. Daher war es so wie
ein kleines Paradies, wie ich es mir vorstelle. Wie das Paradies allerdings wirklich
ist, weiß ich auch nicht.
Wir haben uns in der damaligen Zeit sehr viel unterhalten, besonders über unser ir-
disches Leben. Jeder hat sein ganzes Leben geschildert. Wir haben alle gemeinsam
schwierige Situationen des irdischen Lebens durchleuchtet. So wurde alles ausge-
sprochen, was auszusprechen war. Alle unsere Fehler haben wir offenbart.
Dadurch wurden wir von Tag zu Tag innerlich immer freier. Es war aber kein Rich-
ter dabei, der uns zur Rechenschaft zog.
Es gab unter uns auch einige, die während ihres Erdenlebens größere Schuld auf
sich geladen hatten. Da sie aber nach dem Tode einen festen Gottesglauben besaßen,
waren sie zu uns und nicht auf die 'andere Seite' gekommen. Sie hatten später Auf-
gaben zu übernehmen, bei denen sie zu beweisen hatten, daß sie wirklich fest zu
Gott stehen, Aufgaben, bei denen sie anderen zu helfen oder gegen die Seite Luzi-
fers anzutreten hatten. Das sind sehr harte Kämpfe, bei denen man starken Angriffen
und starken Zweifeln ausgesetzt ist und bei denen man wirklich seine Standhaftig-
keit beweisen muß. Derartige Situationen hat es auch in meinem Werdegang in
dieser Welt, in der ich jetzt lebe, immer wieder gegeben. Ich kann nur betonen, daß
ohne einen festen Glauben an Gott derartiges nicht zu bestehen ist. Bei Angriffen
von der niederen Seite ist es wichtig zu beten und wachsam zu sein. Luzifer hat sehr
viel Kraft und kann auch in unserem Bereich Geistwesen in der Gestalt eines der
Unseren erscheinen lassen, die aber in Wirklichkeit zur anderen Seite gehören.
Ich erfuhr in diesem Dorf damals, daß es immer wieder Geistwesen gab, die von der
anderen Seite getäuscht wurden und in den Bereich Luzifers übertraten und daß es
weiter Geistwesen gab, die sich von Erdlebzeiten her noch verkrüppelt fühlten. Die-
se Schilderungen habe ich in mich aufgenommen, und sie ließen in mir den Gedan-
ken aufkommen, in der Hilfeleistung für solche Geistwesen eine Aufgabe zu sehen.
Ich kam darauf mit zwei Geistwesen in Verbindung, die mir sagten, daß sie mich,
wenn ich eine solche helfende Aufgabe übernehmen wollte, aus meinem Dorf weg-
führen und in einen Bereich bringen dürften, in dem diese Arbeit möglich sei. So
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verließ ich denn nach 25 bis 30 Jahren auf eigenen Wunsch mein bisheriges Dorf.
Ich kam wiederum in eine schöne Gegend und übe von dort aus seit damals bis zum
heutigen Tag diese neue Tätigkeit aus.
Das Geistwesen Alberto Petranius (ein Geistwesen, das Heilkräfte über den Herrn B
in unsere Welt hineinleitet und ebenfalls in der jenseitigen Welt 'kranke' Geistwesen
behandelt und angibt als Mensch in Italien gelebt zu haben) habe ich erst bei euch
kennengelernt und arbeite jetzt mit ihm zusammen. Wir haben dadurch viel mehr
Erfolg. Ich begebe mich dazu oft in graue, nebelerfüllte Zonen, in denen Geistwesen
herumirren und sich auch manchmal wie zu Lebzeiten auf Erden irr verhalten. Hier
können sowohl diese Wesen als auch ich regelrecht frieren. Es ist ein inneres
Frieren. In diesen Bereichen ist die niedere Seite sehr stark. Es erfordert daher sehr
viel Kraft, sich in diese Zonen zu begeben. Da benötigt man sehr viel Hilfe, die ich
auch immer erhalten habe.
In diesen Nebelzonen leben Geistwesen, die oft zu Lebzeiten nie gebetet haben und
die nun verschiedene Stadien durchlaufen und manchmal lange Zeit überhaupt nicht
weiterkommen. Sie erkennen in diesem Zustand nicht, daß sie in vollem Umfang
weiterleben und daß sie im Grunde genommen gesund sind. Sie werden von der nie-
deren Seite beeinflußt und irregeführt und daran gehindert, sich zu entfalten. Sie
beten nicht und haben keinerlei Kenntnisse von den Verhältnissen in unserer Welt.
In diese Beeinflussungsversuche der niederen Seite kann ich mich einschalten. Diese
irrenden Geistwesen müssen erkennen, daß es nur einen Herrn gibt. Wenn sie das
tun, können sie Hilfe bekommen. Aber oft weisen sie mich und meinesgleichen zu-
rück, weil sie uns nicht glauben.
Ebenso müssen wir oft mit den Geistwesen von der niederen Seite kämpfen, nicht
handgreiflich, sondern mit unseren Gedanken von Geist zu Geist. Mit der Hilfe Got-
tes und der guten Geister erreiche ich es dann, daß sich die Niederen letzten Endes
zurückziehen. Dann erst beginnt die Heilungsphase für die irrenden Geistwesen und
die Arbeit, sie zu öffnen und ihnen klarzumachen, daß sie nicht mehr krank sind und
keine Leiden mehr haben und daß es nur einen Gott gibt. Dazu
bedarf es sehr langer Zeiten und ist keineswegs in einem Tag zu erreichen. Mit solch
einem Geistwesen muß man sich dann ständig beschäftigen und darf es nicht eine
Sekunde alleine lassen. Während dieser Tätigkeit bin ich dann auch in der 'Grauen
Zone' und 'friere' dort ebenfalls. Es ist ein Frieren, gegen das ich mich aber nicht
durch wärmere Kleidung schützen könnte, sondern das sich nur durch meine Gebete
und durch die große Hilfe, die ich immer wieder erhalte, lindern läßt.
Manchen Geistwesen können wir allerdings zeitweise gar nicht helfen, auch wenn
wir uns noch so sehr auf sie einstimmen und in sie hineindenken. Sie sind nur aufzu-
rütteln und ihnen ist nur dadurch zu helfen, daß eine Konfrontation zwischen ihnen
und auf der Erde lebenden Menschen herbeigeführt wird und sie dann von
ihnen aufgeklärt werden. Wir haben in dieser Beziehung sehr viele Wesen, die hier
bei euch in eure Medien eintreten sollten, wozu wir sie dann mit einiger Nachhilfe
veranlassen.
Diese Tätigkeit übe ich schon sehr lange aus und werde darin seit einiger Zeit von
Alberto Petranius unterstützt. Wir bekommen jetzt auch anderweitig sehr viel Hilfe.
Es geht uns daher gut, und wir sind dankbar dafür. Wir kommen in unserem Kreis
einmal in der Woche (meistens in der Mitte) zusammen und ein weiteres Mal, wenn
wir uns mit euch treffen. Dabei schildern wir uns gegenseitig, was wir in der Zwi-
schenzeit getan und erlebt haben. Während dieses Zusammenseins bekommen wir
neue Energie, um unsere Arbeit weiterzuführen.
Es gehört auch mit zu meinen Aufgaben, verschwundene oder verschollene Geistwe-
sen wieder aufzuspüren, also Geistwesen, mit denen wir schon Kontakt hatten, die
aber auf einmal für uns nicht mehr greifbar sind. Sie muß ich wiederfinden. Ich weiß
dann aber nicht, ob sie sich in der 'Grauen Zone' oder im Nebel oder sonstwo aufhal-
ten. Ich konzentriere mich in einem solchen Fall auf dieses verschwundene Geistwe-
sen. Es kann Tage oder Wochen dauern, bis es mir gelingt, mit dem gesuchten
Geistwesen in geistigen Kontakt zu kommen. Wenn ich selbst das Geistwesen vor-
her gar nicht gekannt habe, muß man es mir genau beschreiben und schildern, wie es
sich verhalten hat und welche Eigenarten es besaß. Ich kann dann eine Art geistigen
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Spinnfaden zu dem gesuchten Wesen hinspinnen. An diesem 'Faden' gehe ich ent-
lang und spüre dabei, daß ich immer näher an das Geistwesen herankomme, bis ich
es schließlich erreiche. Es ist aber auch schon in seltenen Fällen vorgekommen, daß
ich mich dabei geirrt habe, daß ich das gesuchte Geistwesen nicht gefunden habe. In
diesem Fall war der 'Faden' falsch gesponnen. Wenn ich es aber erreicht habe, ver-
suche ich, es geistig zu öffnen. Ich kann mich dann in die Störung von der 'anderen
Seite' einschalten, die es zu seinem unfreiwilligen Fortgang veranlaßt hat. Derartige
Geistwesen können unter Umständen jahrelang durch den Nebel irren, ohne ein an-
deres Wesen zu sehen und dabei ständig mit dem Gefühl, allein zu sein. Trotzdem
werden sie aber, für sie unsichtbar von den 'Anderen' umgeben und
beeinflußt. Zusammen mit Alberto Petranius kann ich solche Wesen, wenn ich sie
gefunden habe, aus dem Nebel herausführen.
In mein früheres Dorf kehre ich öfter einmal zurück. Es ist äußerlich unverändert
geblieben, nur die Bewohner haben gewechselt. Sie leben und verhalten sich aber in
gleicher Weise, wie es zu meiner Zeit geschehen ist. Sie machen sich innerlich frei
von allen Lasten, die sie zu Lebzeiten auf Erden hatten. Ich selbst habe jetzt keinen
festen Wohnsitz. Mal halte ich mich hier und mal dort auf. Irgendwelchen Besitz
habe ich nicht. Ich habe nur mein Gewand, das ich aber nicht zu wechseln brauche.
Es wird nicht schmutzig. Schuhe trage ich nicht.
An den Vorbereitungen zu meinem Bericht habe ich sehr lange gearbeitet und kann
nur nochmals betonen, daß ich es immer gut gehabt habe. Ich möchte aber auch
anderen helfen und sehe das als eine sehr wichtige und schöne Aufgabe an, die viel
Freude macht. Daher empfinde ich sie auch nicht als Arbeit, sondern mehr als Lieb-
haberei. Für heute möchte ich mich von euch verabschieden. Gott schütze und behü-
te euch! - Gott zum Gruß!
Aus dem Bericht von Rexus wird deutlich, daß sich nicht nur helfende Geistwesen aus dem Reich
Gottes um hilflose Verstorbene bemühen, sondern daß es auch Anhänger der Gegenseite auf sie
abgesehen haben und versuchen, sie in ihren Machtbereich zu ziehen. Wie verhängnisvoll so etwas für
einen Verstorbenen ablaufen kann, zeigt der folgende Bericht.
Zusammenkunft vom 21. Januar 1988
Medium: Frau A.
Teilnehmer: Herr B. und sechs weitere Personen.
In das Medium ist einer der jenseitigen Helfer, der sich uns gegenüber Stanislaus nennt, eingetreten
und begrüßt die irdischen Teilnehmer. Er kündigt ein hilfesuchendes Geistwesen an und zieht sich
danach zurück. Nach einigen Minuten atmet das Medium mehrmals tief ein und bewegt den Kopf hin
und her. Wir sprechen das vermutlich eingetretene hilfsbedürftige Geistwesen an, wer es sei und ob es
uns hören könne. Es entwickelt sich dann folgender Dialog, der in Bezug auf unsere Fragen gekürzt
wiedergegeben wird.
Geist: Ausgekochtes Pack!
Frage: Was ist los? Wen meinst du mit dem "ausgekochten Pack"?
Geist: Ach laßt mich doch in Ruhe!
Frage: Meinst du die, welche dich hierhergebracht haben?
Geist: Das verstehe ich nicht.
Frage: Weißt du, daß du gestorben bist?
Geist: Auf… auf…!
Frage: Was möchtest du hier?
Geist: Mit mir könnt ihr das nicht machen! He! (Er schrickt zusammen) Nur langsam. Jetzt laßt mich
mal gefälligst in Ruhe! (Er spricht offensichtlich mit für uns unsichtbaren Geistwesen) Mal
hierhin, mal dahin, mal dorthin, das mache ich nicht mehr mit. Kein Unterschied. Ich bin
schon ganz verdreht. (Das Geistwesen zeigt mit der Hand des Mediums nacheinander auf drei
für uns unsichtbare Jenseitige.)
- 53 -
Geist: Die verfolgen mich immer. Jetzt sitze ich hier fest.
Frage: Was wollen die Verfolger von dir?
Geist: Die wollen mich haben. Wo bin ich denn jetzt hier? Ich lebe nicht mehr und lebe doch noch.
Keinen Augenblick Ruhe. Du wirst verrückt gemacht. Da hinten lauern sie schon wieder. Seht
ihr die denn nicht? Ich kenne sie nicht, möchte sie aber loswerden. Wer hat mich hierherge-
bracht?
Wir erläutern dem Verstorbenen, daß jeder Mensch und auch jeder Verstorbene einen Helfer, einen
Begleiter, einen sogenannten Schutzgeist habe und daß es in der jenseitigen Welt auch weitere Geist-
wesen gebe, die sich unglücklicher Verstorbener annehmen. Diese hätten ihn in den Kreis von uns
Menschen gebracht, die noch auf der Erde lebten. Von uns solle er aufgerüttelt, aufgeklärt und auf die
Welt Gottes aufmerksam gemacht werden. Gott könne er im Gebet anrufen, daß er ihm die Augen
"öffnen" möge, damit er fähig werde, seine Helfer und seinen Schutzgeist zu erkennen. Wir fragen ihn,
ob er gebetet habe, sowohl zu irdischen Lebzeiten, als auch in der jenseitigen Welt. Das Geistwesen
antwortet darauf nur mit einem einfachen "Ja" ohne weitere Erläuterungen.
Frage: Hast du an ein Weiterleben geglaubt?
Geist: Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Ich habe auch nicht gesehen, wer mich hierher
gebracht hat. Sonderbar war nur, daß ich auf einmal schneller war als die anderen. Sie konnten
mir nicht mehr folgen. Ich fühlte mich auf einmal stärker. Und dann war ich plötzlich hier.
Aber sehr bald kamen die anderen auch und wollten auf mich einschlagen. Doch jetzt fühle ich
mich besser.
Frage: Weißt du, wann du gestorben bist und wie du geheißen hast?
Geist: Ich bin im Winter gestorben und habe Johann geheißen, glaube ich. Ich war bei meinem Tode
um die 70. Ich lebte auf dem Lande, war ein Müller und besaß eine Windmühle.
Wir machen den Geist erneut auf das Gebet aufmerksam und schlagen ihm vor, für ihn jetzt
gemeinsam zu beten, daß er in eine bessere Umgebung geführt werden und von seinen Plagegeistern
aus der niederen Geisterwelt befreit werden möge. Er solle sich in dieses Gebet mit seinen Gedanken
einschalten. Der Geist antwortet darauf: "Ich sehe jetzt ein schönes, blaues Licht." Während des nun
folgenden Gebetes von uns Menschen wird das Geistwesen bereits weggeführt, verläßt also das Medi-
um. Kurz darauf meldet sich wieder der Helfergeist Stanislaus durch das Medium:
Stanislaus: Ihr konntet diesem Mann schnell helfen. Er war von Natur aus nicht schlecht, sondern nur
hilflos. Er konnte sich auch schon auf der Erde nicht recht durchsetzen. Er hatte aber doch
so viel Kraft, daß er sich gegenüber den Niederen zur Wehr setzen konnte. Er muß min-
destens schon 100 Jahre 'tot' sein. So lange wird er bereits gejagt. Dadurch, daß er fähig
war, sich lange Zeit zu wehren, konnten wir ihn um so besser mit unserer Kraft umgeben
und auf unsere Seite ziehen. Auf diese Weise ist es uns auch gelungen, ihn
hierherzubringen. Mit vereinten Kräften, von eurer und von unserer Seite, haben wir ihn
heute bearbeitet. Deswegen ging es auch recht schnell mit diesem Wesen.
Er braucht jetzt nicht mehr vor ihnen wegzulaufen, sondern kann ihnen mit dem klaren
Blick für eine nicht mehr vorhandene Gefahr gegenübertreten. Er benötigt aber noch eine
Ruhepause, um wieder Kräfte zu sammeln. Der Kampf ist für ihn noch nicht zu Ende. Er
muß erst erkennen, mit wem er es zu tun hatte, und er muß lernen, gegen seine Schwäche
anzukämpfen und nicht gleich vor irgendetwas, das ihm gefährlich erscheint, fortlaufen
zu wollen. Er muß lernen, sich einem Problem zu stellen.
Frage:
Wodurch kommt es, daß ein Wesen derartig verfolgt wird? Ihr sagt doch, daß er von
Natur aus nicht schlecht war, sondern nur schwach. Wird denn jeder Schwache derartig
angegriffen? Viele Menschen sind doch schwach, aber nicht schlecht.
Stanislaus: Man kann nichts verallgemeinern. Jeder zieht aber die Wesen an, die meinen, bei ihm am
ehesten Erfolg zu haben9.
9
Auch auf unserer Erde suchen sich Betrüger gerne alte Menschen oder Behinderte als Opfer aus.
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Frage:
Es ist doch beunruhigend, daß ein Verstorbener, der gar nichts Böses getan hat, 100 Jahre
lang von niederen Geistwesen verfolgt wird, nur weil er schwach geboren wurde und ge-
blieben ist.
Stanislaus:
Über die Einzelheiten dessen, was er in seinem Erdenleben wirklich getan oder nicht
getan hat, weiß ich nicht Bescheid. Auf alle Fälle hatte er nicht die Kraft, seinen Verfol-
gern zu entkommen und besaß weder das Gefühl, um ihre Absichten zu erkennen, noch
das Empfinden für unsere Seite, daß von uns aus Hilfe kommen könnte. Das klingt viel-
leicht grausam. Aber auf der anderen Seite hatte er nicht das Gefühl, daß alles schon so
lange gedauert hat. Zwischendurch hatte er auch immer wieder einmal Ruhepausen. So
weit seine Helfer zu ihm durchdringen konnten und soweit sie es vermocht haben, halfen
sie ihm auch. Er ist also nicht die ganze Zeit nur gehetzt worden. Aber letzten Endes war
doch alles für ihn sinnlos und erfolglos, denn er hatte keine für ihn sichtbaren Freunde
noch freudige Erfahrungen.
Frage:
Du glaubst aber, daß die, welche ihn hetzten, der niederen Seite angehörten, also nicht
nur Unwissende, sondern Wissende von der Seite Luzifers waren?
Stanislaus:
Das ist sicher. Und wenn das Medium wieder aufwacht, wird es euch das auch bestätigen
können10, denn diese Niederen waren wirklich auch hier und haben mit aller Macht ver-
sucht, den Johann wieder mitzunehmen. Er ist aber jetzt von seinen Helfern weggeführt
worden, die schon lange Zeit versuchen, ihm beizustehen. Das sind Wesen, die ihm ähn-
lich sind, aber doch schon weiterentwickelt sind als er11. Mit diesen Helferwesen
arbeiten wir über Vermittler zusammen. Da gibt es viele Hände und viele Leitungen, über
die unsere Arbeit geht.
Frage:
Das heißt also, es gibt Hilfsorganisationen in der jenseitigen Welt für derartige Wesen?
Stanislaus:
Ja, so kann man das nach irdischen Begriffen vielleicht nennen. Wichtig ist dabei jedoch
immer, daß der Helfer den anderen versteht, ihm also irgendwie gleich ist, aber doch
schon eine Stufe weiter. Die Helfer brauchen wiederum Hilfe von Nächsthöheren. Und
darum müssen wir alle miteinander in Verbindung bleiben und gemeinsam helfen. Es gibt
nicht nur uns, die wir so etwas machen, sondern viele. Die sind dafür aber auch notwen-
dig, denn die andere Seite ist mindestens genauso stark und zahlreich, wenn nicht noch
stärker. Ihr kennt das ja aus eurem Erdenleben. Da geht es nicht anders zu. Ich würde
euch gerne noch mehr berichten, aber die Kraft neigt sich dem Ende zu. Ich weiß, ihr
könnt meine Schilderungen nicht immer richtig verstehen, weil ihr nicht seht, was sich
hier abspielt. Doch möchten wir euch danken und hoffen, daß ihr das nächste Mal wieder
bereit seid mitzuhelfen wie heute. Wir wünschen euch weiterhin gute Gesundheit und
Kraft und Freude für euren Alltag. Gott sei mit euch. - Gott zum Gruß!
Der ganze Ablauf dessen, was sich hier wegen einiger Kürzungen und der nicht in Erscheinung
tretenden Sprechpausen in wenigen Minuten flüssig liest, erstreckte sich über 58 Minuten. Besonders
der Geist Johann antwortete nur schleppend und stockend.
In den vorangegangenen Berichten werden bereits eine Reihe wichtiger religiöser Fragen angeschnit-
ten. Sie betreffen Gott, Jesus Christus, die göttliche Welt und den entgegengesetzten Bereich der nie-
deren Geisterwelt, die von Luzifer, dem von Gott abgefallenen Engelfürst, beherrscht wird. Diese Fra-
gen werden ausführlich in dem Band "Der Mensch und seine Bindung an Gott" behandelt. Insbesonde-
re kommen dort auch Berichte von Geistwesen zur Sprache, die in der gottfeindlichen Welt ihren
Dienst versehen haben. Sie führten gerade das Gegenteil von dem aus, was der Jenseitige Rexus als
seine Aufgabe ansieht. Er will ja zu Gott hinführen, die anderen dagegen von ihm fort. Die Berichte
der gegnerischen Geistwesen über ihre Vorgehensweise waren dadurch möglich, daß sie die Seite
gewechselt haben und von der Verwerflichkeit ihres früheren Tuns überzeugt wurden. So viel nur
andeutungsweise über spätere und ergänzende Ausführungen.
10 Das Medium empfand vor Beginn der Sitzung und zu Beginn der Durchgabe von Johann ein sehr beklemmendes Gefühl,
das aber später völlig verschwand
11 Diese Hilfsbemühungen sind etwa vergleichbar der Arbeit der sogenannten anonymen Alkoholiker" oder ehemaliger Dro-
gensüchtiger an ihren noch nicht geheilten Leidensgenossen auf unsererer Erde.
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Das Dasein in der jenseitigen Welt
Die vorangegangenen Schilderungen betrafen meistens verstorbene Menschen, die nach ihrem Tod in
unerfreuliche Lebensverhältnisse hineingeraten waren oder aber Wesen, die es als ihre Aufgabe ansa-
hen, den ersteren hilfreich beizustehen. Nun gibt es aber eine dritte Gruppe von Menschen, die unbe-
lastet in die jenseitige Welt übertritt und dabei Erlebnisse hat, die denen des verstorbenen britischen
Journalisten William Stead vergleichbar sind. Von ihnen und ihren Berichten, wie sie die jenseitige
Welt erleben, soll jetzt die Rede sein. Als erster irdischer Berichterstatter kommt Arthur J. Findlay12
zu Wort. Er arbeitete ab 1919 mit dem englischen Medium John C. Sloan (1870-1951) in Glasgow
zusammen. Dieser war besonders ein Medium für die sogenannte "direkte Stimme"13. Darunter ist eine
frei im Raum entstehende mehr oder weniger laute und unterschiedlich gut verständliche "menschli-
che" Stimme paranormalen Ursprungs zu verstehen. Zu ihrer Erzeugung wird von jenseitigen Wesen-
heiten durch materialisiertes Ektoplasma14, losgelöst von dem Medium, eine Art Kehlkopf hergestellt.
Diesen steuern dann die jenseitigen Wesenheiten an, die sich mit Menschen auf dieser Erde in Verbin-
dung setzen wollen. Findlay schreibt darüber (5, S.40):
Es gibt keinen stärkeren und überzeugenderen Beweis für das Fortleben des Menschen nach dem
Tode, als den, der durch die direkte oder unabhängige Stimme erbracht wird. Beide Bezeichnun-
gen sind für dieses Phänomen üblich und beziehen sich auf die Erscheinung der Stimmbildung und
Sprache von seiten der Wesenheiten, die vollkommen unabhängig sind von jedem Menschen aus
Fleisch und Blut.
Die direkte Stimme ist das höchste psychische Phänomen, das bis jetzt entdeckt ist, und zugleich
das überzeugendste, ganz abgesehen davon, daß es auch des höchsten Staunens würdig ist. Alle
anderen menschlichen Entdeckungen versinken in Bedeutungslosigkeit im Vergleich zu dieser
großen Entdeckung, der Entdeckung einer direkten Methode der Verbindung zwischen uns und
den Abgeschiedenen, nicht mittels Klopfzeichen aller Art, sondern durch die intimste aller Formen
der Verbindungsaufnahme, der menschlichen Stimme.
Andere Formen psychischer Phänomene können durch ein betrügerisches Medium gefälscht wer-
den, aber die direkte Stimme in ihrer richtigen Form kann dies eben nicht. Oft haben ich und ande-
re mit mir zwei und manchmal drei getrennte Stimmen von verschiedenem Klang und verschiede-
ner persönlicher Struktur zu den Anwesenden gleichzeitig sprechen hören über verschiedene The-
men, die nur dem Angeredeten bekannt waren, während das Medium entweder mit der ihm zu-
nächst befindlichen Person über einen anderen Gegenstand sprach oder während ich mein Ohr na-
he seinem Mund hatte, ohne daß auch nur ein Laut seinen Lippen entwich."
Über die Vorbedingungen zur Erzeugung der "direkten Stimme" sagt Findlay (5, S. 13):
Im Fall der direkten Stimme, auf die ich jetzt Bezug nehme, erhält man die besten Ergebnisse in
der Dunkelheit, da Lichtschwingungen die genügend feste Bildung des Ektoplasmas schwieriger
machen, die notwendig ist, um die Luft in Schwingungen zu versetzen. Obwohl ich auch bei Ta-
geslicht schon Stimmen gehört habe, sind sie jedenfalls stärker und besser entwickelt bei Dunkel-
heit oder rotem Licht, welches nicht dieselbe zerstörende Wirkung wie weißes Licht hat. Ruhige
und harmonische Voraussetzungen sind ebenfalls wesentlich, auch die Verfassung der Atmosphäre
wirkt sich zeitweilig auf die Ergebnisse aus. Wenn z. B. die Luft schwer mit Elektrizität geladen
ist, sind die Ergebnisse schwach; wogegen die besten Kundgaben bei klarem, scharfem Mond-
schein stattfinden, wenn die Atmosphäre nicht zu stark mit Feuchtigkeit beladen ist.
Jedenfalls sind die Voraussetzungen, die das Reden ermöglichen, sehr heikel, und nur aufgrund
von Erfahrungen lassen sich die besten Ergebnisse erreichen. Wenn diese jedoch vorliegen, sind
die Kundgaben wirklich wunderbar. Stimmen von jeder Bildungsstufe und Sprechweise wenden
sich an die Sitzungsteilnehmer, und ihre persönliche Sprechweise kann wiederum als dem Indivi-
duum zugehörig erkannt werden, als das es auf Erden lebte.
12 Arthur J. Findlay, 1883-1964, war in der Sozialarbeit tätig und englischer Friedensrichter, Begründer der Glasgower
"Society for Psychical Research", und Verfasser mehrerer parapsychologischer Bücher.
13 Daneben war er hellsichtig und hellhörend und sprach in Trance (5, S. 85). Für seine Sitzungen nahm er kein Honorar.
14 Das benötigte Ektoplasma wurde dem Medium und den anderen Anwesenden paranormal entnommen (5, S. 205)
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Über die Erlebnisse und Ergebnisse, die Findlay durch das Verfahren der direkten Stimme gewann, hat
er 1931 ein erstes Buch mit dem Titel "On the Edge of the Etheric" veröffentlicht. Es erlebte von
1931-1951 49 Auflagen und wurde in 18 Sprachen übersetzt. Eine deutsche Übersetzung trug den Titel
"Gespräche mit Toten" (5). Diesem Werk sind die vorangegangenen und nachfolgenden Zitate ent-
nommen. Findlay gewann seine Erkenntnisse mit Hilfe des Mediums Sloan zum Teil in Gegenwart
weiterer Anwesender (meist 10-15), zum Teil auch in Privatsitzungen mit nur einer weiteren Zeugin.
In diesen Fällen ging es vor allem darum, allgemeine Auskünfte über das Leben in der jenseitigen
Welt15 zu erhalten. Findlay berichtet (5, S. 178):
"Diese Aufklärungsabende waren besonders wertvoll und eindrucksvoll, da ich, von meiner
Stenographin abgesehen, mit dem Medium allein war. Ich hatte daher Gelegenheit, Fragen zu stel-
len und Antworten zu erhalten, ohne das Gefühl, irgendwie die in der Ätherwelt allein für mich
mit Beschlag zu belegen, die gekommen waren, andere außer mir zu treffen und zu sprechen.
Je mehr wir sonst bei gewöhnlichen Sitzungen waren, um so größer war der Aufwand an Zeugnis-
sen, besonders wenn Freunde zugegen waren.
Bei diesen Gelegenheiten richtete ich meine ganze Aufmerksamkeit darauf, die Identität nachzu-
weisen und darauf, daß die, welche sprachen, wirklich die waren, die sie zu sein angaben. Aber zu
den Zeiten, die ich allein mit Sloan hatte, war ich mehr darauf eingestellt, Aufklärung und allge-
meine Mitteilungen zu erhalten. Dann war es so, daß meine Freunde aus der Ätherwelt zwar da
waren, aber schwiegen und anderen erlaubten zu reden, die größeres Wissen besaßen, als sie bis
dahin erreicht hatten. Bei diesen Gelegenheiten sprachen einige Stimmen zu mir, die ich nicht er-
kannte und die auf keine gegenseitige Bekanntschaft Anspruch erhoben. Sie waren sehr gebildet
und hatten eine Sprachbeherrschung, die weit über den Fähigkeiten des Mediums lag.
In diesem und in den beiden folgenden Kapiteln werde ich von drei Sitzungen berichten, der ersten
im Dezember 1923 und den beiden anderen im Januar 192416. Sie sind beispielhaft für eine ganze
Serie von Privatsitzungen, die sich über ein Jahr erstreckten.
Bei der Dezembersitzung sprach mein Berichterstatter in langsamen, getragenen Tönen ohne eine
Spur von Mundart. Sein Vortrag war eindrucksvoll, und obwohl ich ihn nicht sah, hatte ich den
Eindruck eines Mannes von würdigem Betragen, von Kultur und Bildung, der zu mir sprach. Sloan
war wie gewöhnlich bei solchen Gelegenheiten in Tieftrance, seine Hände waren von den meinen
gehalten, sein Kopf war ihm auf die Brust gefallen und von verschiedenen Zuckungen dann und
wann abgesehen, saß er bewegungslos. Ich saß ihm gegenüber, Miß Miller, meine Stenographin,
zu meiner Rechten am Tisch, Notizen niederschreibend. Außer uns dreien war niemand aus dieser
Welt im Zimmer oder zu diesem Zweck im Haus, da Sloan damals allein lebte. Als Vorsichtsmaß-
regel schloß ich aber die Zimmertür ab und steckte den Schlüssel in meine Tasche.
Außerdem ist Miß Miller ausgesprochen medial, und dieser Umstand trug in nicht geringem Um-
fang zum Erfolg dieser Privatsitzungen bei, da die Vereinigung ihrer psychischen Fähigkeiten mit
denen von Sloan die Voraussetzungen beinahe vollkommen machte.
Diese erste Sitzung, die ich jetzt berichte, fand am 04. Dezember 1923, 07:00 Uhr abends, statt.
Einige Minuten, nachdem wir unsere Sitze eingenommen hatten, sprach diese männliche Stimme
folgendermaßen zu mir:
"Herr Findlay, das letzte Mal, als sie mit meinem Medium zusammensaßen, äußer-
ten die den Wunsch, über unsere Welt Aufschlüsse zu bekommen. Ich bin von de-
nen, welche die Verantwortung für die Vorgänge hier tragen, aufgefordert worden,
heute abend zu kommen, um ihnen auf jede mir mögliche Weise zu helfen. Wenn sie
mich fragen wollen, was sie wissen möchten, werde ich mein Bestes tun, um ihnen
zu antworten."
Diese Stimme sprach von einem Ort hoch über meinem Kopf. Ich saß Sloan gegenüber, meine
Hände hielten die seinigen, meine Füße berührten seine. Als die Stimme sprach, beugte ich mich
vor, um mich zu vergewissern, daß sie nicht von seinen Lippen kam, aber es war kein Laut, kein
Flüstern zu hören. Bauchreden konnte keine Erklärung sein, da jeder Bauchredner bestätigen wird,
daß diese Form der Täuschung im Dunkeln unmöglich ist. Ich dankte dem Sprecher, daß er so
15 Findlay nennt sie "Ätherwelt" und spricht auch nicht von "Astralleib" sondern von "Ätherleib".
16 Hier wird allerdings nur der Bericht einer Sitzung vorgetragen.
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freundlich war zu kommen, und die Unterhaltung ging in der Form von Frage und Antwort weiter,
wobei jede Antwort sofort erfolgte.
Frage:
Hier auf Erden können wir nur das, was physisch ist, würdigen, nämlich Erde, Sonne
und Sterne. Was ist der Inhalt dessen, was wir Raum nennen?
Antwort: Ich kann nur antworten, soweit mein Wissen es mir erlaubt. Eure Welt ist durchdrungen
von einer anderen Welt aus einer Substanz von einer höheren Schwingungzahl als die,
welche ihr wahrnehmt. Das Universum ist ein riesiges Ganzes. Aber ihr laßt nur gelten,
was ihr seht und hört und fühlt. Glaubt mir, es gibt eine andere Welt aus einem feineren
Stoff als physische Materie, in der Leben herrscht und von der ihr euch auf Erden keinen
Begriff machen könnt. Verbunden mit eurer Erde ist die Welt, in die ich kam nach dem,
was ihr Tod nennt. Eure Welt umgeben Ebenen verschiedener Dichte, und diese drehen
sich mit der Drehung der Erde17.
Frage:
Ist eure Welt also eine wirkliche und greifbare Welt?
Antwort: Ja, sie ist für uns sehr wirklich, aber die Verhältnisse, in denen wir uns befinden, hängen
von der Verfassung unseres Geistes ab. Wenn wir es wünschen, können wir von einem
schönen Land umgeben sein. Unser Geist spielt in unserem Leben hier eine große Rolle.
Genau wie wir in einer Umgebung leben, die unserer geistigen Entwicklung angepaßt
ist, so ziehen wir auch Geister desselben Typs wie der unsrige an. So zieht Gleiches das
Gleiche an, auf eure und unsere Welt bezogen. Die Bösen hier werden von den Bösen
eurer Welt angezogen, und die Guten hier von den Guten bei euch. Wir können uns
nach unserem Willen irdischen Lebensumständen anpassen, indem wir unsere Schwin-
gungen verringern. Unser Körper wird schwerer und für das menschliche Auge wahr-
nehmbarer, was erklärt, daß wir gelegentlich von denen gesehen werden, die auf Erden
die Fähigkeit haben, unsere Schwingungen zu empfinden.
Frage:
Kommen alle Bewohner eurer Welt dann und wann mit der Erde in Kontakt?
Antwort: Je höher und entwickelter wir werden, um so weniger stehen wir mit eurer Welt in Be-
rührung. Je weiter die Entwicklung fortschreitet, desto weniger denken wir an die Erde.
Es ist alles eine Frage des Wunsches. Wir können auf Wunsch mit irdischen Verhältnis-
sen in Kontakt kommen. Wenn der Wille dazu fehlt, dann kehren wir nicht zu euch zu-
rück.
Frage:
Behalten wir immer unsere Individualität?
Antwort: Denkt an eine Landschaft mit Tälern und Höhen! Regen fällt und sickert nach und nach
in kleinen Bächen niederwärts, die an Umfang zunehmen, bis sie in einen Fluß münden.
Der Fluß seinerseits mündet in einen Strom, der wiederum zum Meer weiterfließt. Jedes
Individuum kann mit einem Atom im Regentropfen verglichen werden. Das Atom be-
hält seine Form und Individualität während des ganzen Laufs vom Hügel bis zum Meer,
und sogar im Meer verliert es seine Individualität nicht. So ist es auch mit uns. Wir be-
wegen uns immer weiter, behalten stets unsere Individualität, bis wir in das Meer vollen
Verstehens tauchen, wenn wir ein Teil der Gottheit werden.
Frage:
Das ist gewiß eine sehr klare Veranschaulichung, aber kehren wir einen Augenblick zu
der Antwort zurück, die du mir auf meine Frage gabst, ob eure Welt greifbar und wirk-
lich sei. Du stelltest fest, daß eure Umgebung vom Zustand eures Geistes abhängt. Ist
nun euer Leben ein rein geistiges oder könnt ihr gerade wie wir eure Umgebung berüh-
ren und fühlen? Mit anderen Worten, ist eure Welt eine materielle Welt wie die unsrige?
Antwort: Unsere Welt ist nicht materiell, doch ist sie trotz allem wirklich, sie ist greifbar und be-
steht aus einem Stoff von viel höherer Schwingungszahl als die Materie, die eure Welt
aufbaut18. Unser Geist kann sich daher in anderer Weise auf den Stoff unserer Welt
auswirken, als der eurige es auf die Materie eurer Welt kann. Wie unser Geist ist, so ist
unser Zustand. Für die Guten ist ihre Umgebung schön, für die Bösen das
Gegenteil.
Frage:
Haltet ihr es für möglich, daß ihr in einer Traumwelt lebt, wo alles wirklich erscheint,
aber es nicht ist?
17 Diese Mitdrehung muß sich aber keineswegs auf die gesamte "Jenseitige Welt" erstrecken, sondern bezieht sich
nach Meinung des jenseitigen Sprechers auf den Bereich, dem er angehört.
18 Man spricht daher häufig von "Feinstofflichkeit".
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Antwort: Nein, wir leben nicht in einer Traumwelt; wie ich schon gesagt habe, leben wir in einer
wirklichen, greifbaren Welt, obwohl die Atome, die sie aufbauen, sich von den Atomen
unterscheiden, die eure Welt aufbauen. Unser Geist kann sich auf diese greifbare Sub-
stanz in einer Weise auswirken, wie euer Geist sich auf eure Welt nicht auswirken kann.
Ihr lebt in einer Welt von langsameren Schwingungen.'
Frage:
Lebt dann jeder von euch in einer eigenen Welt?
Antwort: Das tut jedermann, du tust es und ich tue es. Aber wenn du meinst, ob jeder von uns
dieselben Dinge sehen und fühlen kann, antworte ich: ja. Alle auf derselben Ebene kön-
nen dieselben Dinge empfinden. Wir haben dieselbe Welt wie ihr, aber von einer feine-
ren Beschaffenheit.
Frage:
Könnt ihr berühren, was ihr seht?
Antwort: Ja, natürlich können wir anfassen und fühlen und alle Sinnesempfindungen wie ihr
genießen.
Frage:
Eßt und genießt ihr eure Nahrung?
Antwort: Ja, wir essen und trinken, aber es ist kein Essen und Trinken, wie ihr es versteht. Für
uns ist dies ein geistiger Vorgang. Wir genießen es geistig, nicht körperlich wie ihr.
Frage:
Ich kann dich nicht sehen. Aber wenn ich es könnte, wie würdest du aussehen?
Antwort:
Ich habe einen Körper, der ein Abbild meines irdischen Körpers ist, dieselben Hände,
Beine und Füße, und sie bewegen sich wie die eurigen. Dieser Ätherleib, den ich auf
Erden schon hatte, durchdrang den physischen Körper. Der Ätherleib ist der wirkliche
Körper und ein genaues Duplikat unseres irdischen Körpers. Beim Tod erheben wir uns
eben aus unserer fleischlichen Hülle und setzen unser Leben in der Ätherwelt fort, wir-
ken mittels des Ätherleibes genauso, wie wir auf Erden im physischen Leib wirkten.
Dieser Ätherleib ist für uns jetzt so stofflich, wie es der physische Leib für uns war, als
wir noch auf Erden lebten. Wir haben dieselben Empfindungen. Wenn wir einen Gegen-
stand berühren, können wir ihn fühlen, wenn wir etwas anschauen, können wir es sehen.
Obwohl unser Körper nicht materiell ist, wie ihr das Wort versteht, so hat er doch Form,
Gesichtszüge und Ausdruck. Wir bewegen uns von Ort zu Ort wie ihr, nur viel schnel-
ler, als ihr es könnt.
Frage:
Was ist Geist? Ist er etwas vom Hirn Abgetrenntes?
Antwort:
Gewiß ist er das. Ihr bringt euren Geist hierher mit. Euer physisches Hirn laßt ihr auf
Erden zurück. Unser Geist hier wirkt auf unser Ätherhirn und durch dasselbe auf
unseren Ätherleib, gerade wie euer physisches Hirn auf euren physischen Körper wirkt.
Frage:
Willst du mir etwas von eurer Welt erzählen?
Antwort:
Alle auf derselben Ebene können dieselben Dinge sehen und berühren. Wenn wir ein
Feld anschauen, so ist es ein Feld für alle, die es ansehen. Alles ist für die, welche auf
derselben Stufe geistiger Entwicklung stehen, dasselbe. Es ist kein Traum. Wir können
uns zusammensetzen und unsere Gesellschaft genießen wie ihr auf Erden. Wir haben
Bücher und können sie lesen. Wir haben dieselben Gefühle wie ihr. Wir können einen
langen Spaziergang auf dem Lande machen und einen Freund treffen, den wir lange
nicht gesehen haben. Wir pflücken Blumen wie ihr. Alles ist greifbar, aber in einem hö-
heren Grad schön als irgend etwas auf Erden. Hier haben wir keinen Verfall von Blume
oder Wiese wie ihr. Pflanzliches Leben hört nur mit dem Wachstum auf und verschwin-
det. Es entmaterialisiert sich. Es besteht hier mit dem, was ihr "Tod" nennt, nur eine
Ähnlichkeit. Wir nennen es Übergang. In der Zeit, wo wir uns hinreichend entwickeln,
gehen wir in eine andere Ebene über, von der es nicht so leicht ist, zur Erde zurückzu-
kommen. Dies nennen wir den zweiten Tod. Die, welche durch den zweiten Tod gegan-
gen sind, können zurückkommen und uns auf unserer Ebene besuchen, aber wir können
nicht zu ihnen kommen, bis wir auch durch ihn hindurchgegangen sind. Das ist das, was
eure Bibel als "zweiten Tod" bezeichnet. Die, welche durch ihn hindurchgegangen sind,
kommen nicht häufig und sprechen nicht mit euch auf Erden direkt durch Materialisati-
on, wie ich es jetzt tue; doch können sie ihre Botschaften an mich weitergeben oder an
jemanden auf meiner Ebene, und wir geben sie dann an euch weiter.
Eine Sammlung sehr guter Jenseitsschilderungen ist von einem Dr.-Ing. Rudolf Schwarz (1903 - 1963)
veröffentlicht worden (11). Die Arbeit ist dadurch besonders wertvoll und lesenswert, weil die von
- 59 -
dem Autor gewonnenen Schilderungen mit denen anderer Berichterstatter verglichen und auf Überein-
stimmung oder Unterschiede überprüft werden. Es handelt sich also um eine erste knappe "verglei-
chende Jenseitskunde". Als Medium diente Dr. Schwarz ein im Ruhestand lebender evangelischer
Pfarrer, den er mit dem Decknamen "Ph. Landmann" vorstellt und der mit wirklichem Namen Möller
(1871 - 1963) hieß. Er lebte in der Nähe von Kassel und war ein Schreibmedium, das jenseitigen We-
senheiten seine Hand zur paranormalen Ansteuerung zur Verfügung stellte. In seinen letzten
Lebensjahren war Landmann auch hellhörend. Durch ihn teilten sich verstorbene Verwandte, Freunde
und andere Persönlichkeiten mit. Sie konnten von dem Medium und Dr. Schwarz über die ver-
schiedensten Themen befragt werden, wie z. B. den Vorgang des Sterbens, Erlebnisse dabei, Beschaf-
fenheit und Ergehen im Jenseits, Kleidung der Geistwesen, Beschaffenheit ihrer Körper usw.
Als erstes Beispiel führe ich hier die Kundgabe einer Ende der zwanziger Jahre verstorbenen Tante des
Mediums an. Ihr wurde am 07. Dezember 1947 die Frage vorgelegt (11, S. 19):
Frage:
Welche Erlebnisse hattest du bei deinem Hinübergang?
Antwort: Tante N. schaut auf ihren lieben Ph. Auch F. (Landmanns anwesende Frau) grüße ich
herzlich. Ich freue mich, daß ihr mich rufen ließet. Ich habe gehört, daß du, lieber Ph.,
Verbindung mit unserer Welt gefunden hast. Das ist sehr gut, denn nun weißt du, daß du
nicht sterben wirst, sondern leben, und zwar in einem Leben, welches im Sinne des
Wortes das einzig wahre ist. Was ihr auf der Erde "Leben" nennt, verdient diesen Na-
men nicht. Es ist nur die Vorbereitung auf das wahre Leben, das erst hier in
Erscheinung tritt, nachdem das zu Ende gegangen ist, was ihr für Leben hieltet. Ich
freue mich deshalb, daß ihr darüber Bescheid wißt und nun das Sterben nicht mehr zu
fürchten braucht.
Ich wußte davon leider nichts. Deshalb graute mir vor dem Sterben, und als es soweit
war, hatte ich keinen Trost, wie er euch jetzt gegeben ist. Ich war im Zweifel, ob noch
etwas darauf folgen werde, da ich mich wenig um die himmlische Welt gekümmert hat-
te, wie sie die Geistlichen verkünden. Deshalb war ich sehr unglücklich, als der Tod
seine genau zu fühlende Hand nach mir ausstreckte. Das waren wirklich keine sehr er-
freulichen Stunden, und ich hatte große Furcht, daß es jetzt nun für immer zu Ende sei.
Als ich meine Augen schloß, sah ich sofort, daß das Leben weiterging. Ich erkannte
meinen Mann, der neben meinem Bett saß und sehr traurig zu sein schien. Ich sah ganz
deutlich meinen Leib, der unbeweglich im Bett lag. Auch hörte ich, wie der hilflos wei-
nende A. (ihr Mann) mit anderen sprach, ob das nun das Ende sei, da er immer noch ge-
glaubt hatte, ich würde noch gesund werden. Ich sah das ganze Zimmer mit seiner Ein-
richtung, alles genau, wie es mir bekannt war.
Aber im nächsten Augenblick war das alles verschwunden, und ich befand mich in einer
ganz anderen Umgebung. Helles Licht umleuchtete mich, und ich sah eine freundliche
Gestalt in einem leuchtenden Kleid. Es war mein Schutzgeist, von dem ich natürlich nie
etwas geahnt hatte, da ich mich mit solchen Dingen nie beschäftigt hatte. Er sagte mir,
ich sei jetzt in der anderen Welt, und das erkannte ich auch alsbald. Ich lebte, und mein
Leib leuchtete auch wie der meines Schutzgeistes, aber nicht so hell, sondern sehr matt.
In einem weniger leuchtenden Kleid befand ich mich in einer wunderbar schönen Ge-
gend. Ein strahlender Himmel lachte über mir wie auf der Erde an einem schönen, war-
men Sommertag, aber noch leuchtender und heller.
Ich sah Menschen wie auf der Erde, welche aber alle leuchtende Kleider trugen. Es sah
aus wie eine festliche Veranstaltung. Wir kamen vorbei an blühenden Gärten, die mit
ihren bunten Blumen einen schönen Anblick boten. Dann sah ich Häuser, die auch
leuchtend waren. Ich war so verwirrt, daß ich meinte, ich träume und das alles müsse im
nächsten Augenblick verschwinden.
Jetzt führte mich mein Schutzgeist zu einem Hause. Dort begrüßte man mich mit größter
Freundlichkeit, und mein Schutzgeist sagte, daß ich jetzt hier zu Hause sei. Eine herrli-
che Ruhezeit erwartete mich hier. Sie dauerte einige Zeit, und das Erquickende dieser
Zeit schien mir so köstlich, wie ich nie auf der Erde etwas erlebt hatte. Beschreiben läßt
sich das nicht. Man muß es erlebt haben. Ich ruhte aus, umgeben von Liebe und Fürsor-
ge, wie ich sie auf der Erde nie erfahren hatte. Ich meinte immer noch, daß das
alles nur ein Traum sein könnte und daß ich bald wieder erwachen würde in meinem
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Bett in der S-Straße. Endlich wurde mir aber klar, daß ich mich in einer neuen Welt
befand, und nun war mein Glück groß. Ich kann nicht beschreiben, wie mir zumute war,
als ich das erkannt hatte.
Ich ruhte in einem Zimmer, ganz mit Blumen geschmückt. Die Fenster waren weit
offen, und ich konnte eine herrliche Landschaft sehen mit Bergen und Hügeln, mit Fel-
dern und Wiesen und auch mit vielen darin liegenden Gebäuden, wie man auf der Erde
auch sieht, nur war alles viel schöner. Auch hörte ich Menschen sprechen und singen,
wie es auf der Erde erlebt wird, wenn fröhliche Leute beisammen sind. Sie
sahen so glücklich aus und so himmlisch schön, wie ich es nie für möglich gehalten
hätte.
In diesem Hause blieb ich lange und hatte auch bald den ersten Besuch. Es war meine
liebe Mutter, welche mich zuerst begrüßte. Dann kamen auch mein Vater und meine
Geschwister. Andere fanden sich später ein, soweit es ihnen gestattet wurde, denn die
Ruhenden sollen nicht viel Besuch empfangen, da sie ja Ruhe haben sollen. Es war eine
Freude des Wiedersehens, die ich nicht beschreiben kann!
Nach einiger Zeit wurde ich in ein neues Haus geführt, und es wurde mir gesagt, daß
dies meine Wohnung sei. Ich könne sie mir nach meinen Wünschen einrichten, ganz
nach meinem Geschmack. Das habe ich getan, und jetzt habe ich alles, wie ich es für ei-
ne geschmackvolle Einrichtung für richtig hielt. Du würdest staunen, wie gemütlich es
in meinem Hause ist. Alles herrlichste Arbeit und künstlerisch vollendet, wie es auf der
Erde gar nicht möglich sein würde. Hier gehorcht das Material unserem Willen und
gestaltet sich ganz, wie wir es haben möchten. Ich kann das nicht erklären. Die Natur
unserer Materie ist eben ganz anders als die der irdischen.
Es freut mich ungeheuer, daß ich mit euch Verbindung haben durfte. Du glaubst gar
nicht, was für eine Freude es für uns ist, euch zu sagen, was euch erwartet. Macht euch
keine Sorgen um das Irdische, auch wenn die Zeiten noch so schwer sind. Es lohnt sich
nicht, denn bald wird das alles hinter euch liegen, und dann kommt ewige Freude. Das
ist dann erst das wahre Leben, das Gott für die Menschen bereit hat. Sorgt nur dafür,
daß das Irdische euch nicht festhält und daß ihr niemals das Herz daran hängt. Liebe,
Gottvertrauen und Pflichterfüllung ist die beste Vorbereitung für das Leben hier.
Einem anderen jenseitigen Berichterstatter S.G.19 wurde am 20. 11. 1947 von Landmann die Frage
vorgelegt, ob es im Jenseits auch Städte gebe. Die Antwort lautete (11, S. 41):
"Eure großen Städte sind oft Massenquartiere für Elend und Armut, ihre Elendswoh-
nungen fördern Laster und Gemeinheit. Die Zerstörung vieler Städte durch Luftangriffe
sollte deshalb als Warnung aufgefaßt werden, die auch gottgläubigen Menschen viel
Ernstes sagen möchte. Wie leicht wird doch vielfach an den Hütten der Armut vorbei-
gegangen, in denen mehr Menschen wohnen, als in den Häusern der Bessergestellten.
Wir haben hier auch Städte und Dörfer, auch Siedlungen einzelner kommen vor. Unsere
Häuser haben immer Beziehung zu den in ihnen wohnenden Menschen. In manchen
wohnen einzelne, in anderen mehrere zusammen. Sie haben verschiedenen Stil, aber
alles paßt gut zusammen. Je mehr Liebe, desto herrlicher ist das Haus, das ist hier der
Grundsatz. Eine Bewertung nach äußeren, meist zufälligen Umständen gibt es hier
nicht. Gott erkennt nur das an, was im Herzen wohnt, nämlich Liebe und Glaube; alles
andere hat bei ihm keinen Wert. Deshalb gibt es hier keine Reichen und Armen, wie auf
der Erde, da alle hier20 Liebe und Glauben haben. Das Innere ist hier entscheidend für
das Äußere. Liebe und Glaube schmücken deshalb auch unsere Häuser äußerlich. Sie
haben herrliche Wirkungen in Gestaltung und Einrichtung der Wohnungen. Es ist einem
jeden freigestellt, sein Haus so zu gestalten, wie er es haben möchte. Einige lieben das
Einfache, andere das Prächtige, das kann jeder haben, wie er es wünscht.
Unsere Häuser sind eine "gemeinschaftliche" Angelegenheit, d. h. wir sehen sie an, als
ob sie uns allen gehören. So hat jeder in seinem eigenen Haus sozusagen das Haus des
anderen, d. h. jedes Haus ist der Ausdruck der Selbständigkeit des Einzelnen, aber auch
19 Er hat durch das Medium Landmann die meisten Fragen beantwortet.
20 Das gilt natürlich nur für den Bereich oder die Stufe, auf der sich der Berichterstatter gerade befindet. Anderswo gibt es
durchaus "Arme" oder "Lieb- und Glaubenslosigkeit".
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der Ausdruck der Zusammengehörigkeit. Alles im Haus trägt den Stempel des per-
sönlichen Geschmacks. Es gibt hier keine Fabrikware wie auf der Erde. Es gibt hier
keinen lieblosen Neid und keine Widerstände, welche auf der Erde oft alles vergällende
Bitterkeit auslösen und die Freude am Besitz schmälern. Hier hat jeder seine reine Freu-
de an seinem Haus oder seiner Wohnung mit allem, was sie enthält. Liebe Menschen
kommen und gehen und freuen sich mit ihm.
Unsere Städte haben viele Häuser, ganz wie die Städte auf der Erde. Alle diese Häuser,
wenn auch verschieden in Größe, Stil und Bauart, passen zueinander und bieten ein
einheitliches Bild. Es gibt unter den Städten solche, welchen eine besondere
Bestimmung gegeben ist. So haben wir Städte, welche gottgeweihter Erkenntnis gewid-
met sind, d. h. der Erkenntnis göttlicher Schöpfungswerke, die uns aus höheren Sphären
übermittelt wird. Sie entsprechen euren Universitätsstädten.
Andere Städte haben durch die Kunst ihren Charakter. Musik, welche hier besonders
gepflegt wird, hat Einrichtungen zur Ausbildung solcher, welche künstlerisch begabt
sind. Diese geben dann wieder denen Unterricht, welche sich dafür interessieren. Eben-
so ist es mit mit Einrichtungen für Maler und Bildhauer. Sie bedeuten dasselbe, was auf
der Erde Maler- und Bildhauerakademien bedeuten. Aber sie geben natürlich eine viel
höhere Kunstvorstellung als auf der Erde. Hier ist Kunst auf Gott eingestellt. Deshalb
stellt sich nur das wahrhaft Schöne dar, wie wir es in Gottes Werken sehen. Es ist nicht
wie auf der Erde, wo oft auch das Häßliche dargestellt wird.
Diese Städte mit ihren der Kunst dienenden Einrichtungen liefern die Künstler, welche
unsere Häuser mit Werken der Malerei und Plastik ausstatten, wie wir es wünschen.
Diese Städte haben immer eine besonders schöne Bauweise. Die Gebäude, welchen den
genannten Zwecken dienen, zeigen das schon in ihrem Äußeren. Sie haben ent-
sprechende Embleme. Andere zeigen Inschriften, welche jedoch nicht eingegraben sind
wie an ähnlichen Gebäuden auf der Erde, sondern sie wechseln immerfort, leuchten in
immer neuen Farben und geben ihrem Hause ein immer neues, Gottes geistiger Welt
entsprechendes Kennzeichen.
Andere Städte machen das Leben reich durch Werke der Dichtkunst. Dort wohnen viele
(natürlich nicht alle) Dichter, Künstler der "dichtenden Gemeinde Gottes". "Dichtende
Gemeinde Gottes" ist die Bezeichnung derer, welchen die Gabe der Dichtkunst verlie-
hen ist. Sie dichten unsere Hymnen und Lieder für unsere Gottesfeiern, aber auch für
unseren Gebrauch im Leben. Darunter haben wir Meister von Gottes Gnaden. Sie schaf-
fen auch größere Werke, ganz wie auf der Erde. Wir haben deren sehr viele, aber keine,
welche Gott nicht Ehre erweisen. Diese Dichtwerke sind überall in den Häusern und in
den allgemeinen Büchereien anzutreffen. Wer sie haben möchte, erhält sie nicht wie auf
der Erde durch Kauf in einem Laden, sondern dadurch, daß ihm durch seinen Willen das
Mittel gegeben ist, mit dem Lieferer der Bücher in Verbindung zu kommen, und dieser
läßt sie ihm auf eine geistige, euch nicht vorstellbare Weise zukommen.
Die Städte sind in geistiger Materie gebaut, entsprechend der Art ihrer Bewohner. Sie
haben ein dieser entsprechendes Leuchten, genau wie die Leiber entsprechend der Liebe
leuchten. Am Leuchten der vielen Häuser ist der Zustand ihrer Bewohner zu erkennen.
Das verschiedene Leuchten darf nicht so aufgefaßt werden, als ob dadurch Verlegenhei-
ten für die matter Leuchtenden entständen. Auch die schwächer Leuchtenden werden ih-
re Leuchtkraft vermehren, das weiß hier jeder. Niemals gibt es lieblose Urteile oder Be-
neiden höherer Liebe durch solche, die noch nicht so weit fortgeschritten sind. Deshalb
hilft ein jeder die Gemeinschaft zu fördern, denkt aber nicht daran, sie zu stören.
Unsere Städte sind gebaut wie eure Städte, haben Straßen und viele freie Plätze, welche
mit herrlichen Bäumen und Beeten mit bunten Blumen geschmückt sind. Jedes Haus hat
seinen Garten. Wasserkünste sind oft zu sehen. Mit melodischem Geplätscher springen
Fontänen in die Luft. Die leuchtenden Häuser stimmen zu den leuchtenden Gesichtern
glücklicher Menschen auf den Straßen und Plätzen. Überall ist frohes Leben. In keiner
Stadt fehlen die für die Gottesdienste und "Übungen" bestimmten Häuser. Wenn Feiern
oder Übungen sind, strahlen sie besonders hell. Die Häuser sind nach hinten durch Gär-
ten abgeschlossen. Aber auch vor den Häusern sind meist schöne Blumenbeete, oft auch
Springbrunnen mit Werken der Bildhauerkunst. Die Straßen sind mit Steinen gepflas-
tert, welche in verschiedenen Farben leuchten. Sie verlaufen gerade. Immer hat man ei-
nen weiten Blick.
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Außerhalb der Stadt leuchten Lichter. Sie zeigen den Besuchern an, was sie zu erwarten
haben. Es gibt hier keine Vergnügungen, wie sie auf der Erde üblich sind. Auch darin ist
Gott der Mittelpunkt. Ohne ihn gibt es keine Freude, und diese Freude ist rechte Freude,
welche keinen bitteren Nachgeschmack hinterläßt. Auch die Freude muß ganz Gottes-
dienst sein, sonst ist sie nicht rechter Art.
Nun noch etwas über die Türme, welche die Stadt umgeben. Sie dienen im wesentlichen
dazu, kommende Besucher schon von weitem zu grüßen. Die Wächter lassen Fanfaren
erklingen, und die häufigen Gäste wissen, daß sie herzlich willkommen sind. Diese Fan-
faren sind immer verschieden, je nach Höhe des Ranges derer, die sich nahen. Oft
kommen hohe Führer, und so ist es immer eine Mitteilung an die Bewohner der Stadt,
welche sich dann freuen, ihnen entgegengehen zu können. Das ist der einzige Zweck
dieser Einrichtung. Mit irgendeiner Bevorzugung Höhergestellter hat es selbstverständ-
lich nichts zu tun.
Es gibt auch kleinere Siedlungen. Das immer abwechslungsreiche Bild dieser kleinen
Städte bietet einen stets der Landschaft angepaßten herrlichen Anblick. Sie liegen zwi-
schen Bäumen, an einem Bach, Fluß oder See, in lieblichen Tälern zwischen Hügeln
und Bergen oder im Hochgebirge oder am Meer. Ihre Lage ist ganz verschieden, aber
immer paßt sich ihre Bauart der Gegend an, in der sie liegen. Im übrigen sind sie wie
die großen Städte eingerichtet, haben alles wie sie, denn das geistige Leben findet über-
all, in kleinen wie in großen Städten, die gleiche Förderung.
Jede Stadt hat einen ihr Wesen bezeichnenden Namen. Die Namen haben immer eine
Bedeutung, welche uns an Gott erinnert. Hier haben wir eine Heimat, welche alles
Heimweh, das das Herz auf der Erde erfüllt, stillt, und zwar auf ewig. Jede Stadt hat ihre
Leitung in einem höheren Führer. Er ordnet an, was angeordnet werden muß. Körper-
schaften, Stadträte und dergleichen gibt es nicht.
Alle Berichte von Dr. Schwarz, die er über Pfarrer Landmann erhalten hat, sind im Original mit vielen
Fußnoten versehen, in denen auf Parallel-Berichte oder abweichende Schilderungen anderer Autoren
hingewiesen wird. Wer daher an Jenseitsschilderungen sehr interessiert ist, sollte sich das Buch (11)
unbedingt einmal über die Fernleihe einer öffentlichen Bibliothek besorgen.
Zu obigem Bericht möchte ich betonen, daß er nur die Zustände in einem bestimmten jenseitigen Be-
reich schildert. Wir haben aber bereits gesehen, daß im Jenseits auch ganz andere Verhältnisse
anzutreffen sind, wie wir ja auch auf unserer Erde ganz unterschiedliche Lebensumstände finden
können.
Dr. Rudolf Schwarz starb, obwohl 33 Jahre jünger als Ph. Landmann, am 25. 02. 1963 noch
3½ Wochen vor seinem Medium, das am 22. 03. 1963 unsere Erde verließ. Diese kurze Zwischenzeit
aber genügte, um auch über seinen eigenen Tod einen Bericht durchzugeben. Er schilderte (20, S 123):
1.) Gegeben am 13. 03. 1963, morgens:
"Lieber Herr Pfarrer, Sie werden sich wundern, daß ich mich schon so bald nach meiner Ankunft
hier mit ihnen in Verbindung setzen kann. Der Grund ist, daß mein gegenwärtiges Erleben in den
meisten Stücken die Erfüllung meiner Erwartung ist. Was Sie mir durch Ihre Medialität gegeben
haben, darf ich dankbaren Herzens als das Beste und der Wirklichkeit am meisten Entsprechende
bezeichnen. Ich freue mich jetzt, nach dem eigenen Erleben die Richtigkeit meiner, durch Ihre Ga-
be ermöglichten Schriften zu beweisen, ganz besonders, daß unsere Wege in der irdischen Welt
sich kreuzten und dann miteinander parallel liefen. Ich möchte jetzt ganz besonders wünschen, daß
die Büchlein, die ich Ihrer Gabe verdanke, recht weite Verbreitung finden. Leider kann ich von
hier aus nichts mehr dazu tun, und ich sehe auch keinen Weg, auf dem dies durch Sie geschehen
könnte. Sie wissen ja so gut wie ich, wie die 'Metaphysik'21 sich eingestellt hat. Sie folgt jetzt dem
streng wissenschaftlichen Grundsatz, nur erwiesene Tatsachen, die den wissenschaftlichen Unter-
suchungsmethoden gewachsen sind, abzudrucken. Eine Nachrichtenfolge von mir, aus meiner jet-
21 Damit meint er die Zeitschrift der damaligen "Gesellschaft für metaphysische Forschung" in Hannover, deren Präsident er
zeitweise gewesen war. Entgegen seiner Befürchtung wurde sein Bericht aber doch abgedruckt.
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zigen Lage, durch Vermittlung Ihrer Medialität, würde ihrer Auffassung wissenschaftlicher
Exaktheit wohl kaum entsprechen.
Nun ein wenig über meinen jetzigen Lebensstand. Die Signalpfeife des Zugführers kam für mich
recht überraschend. Ich saß ja im Zug, um im Bilde zu reden, glaubte aber, der Aufenthalt auf der
materiellen Station würde noch etwas länger dauern. Ich fühlte mich ja wieder besser, und wir hat-
ten, wie ich Ihnen brieflich mitteilte, allerhand Pläne für die nächste Zukunft. Nun ist es anders
gekommen, und, nachdem der erste Schock überstanden ist, wird auch meine Familie, die ja wie
ich in der Gewißheit der persönlichen Unsterblichkeit lebt, sich damit abfinden und mit mir freuen,
daß ich nun gesund und glücklich auf höherer Lebensstufe ein Dasein haben werde, das sich im-
mer mehr zu dem entfalten wird, was man Lebensfreude nennt und was in irdischem Gewand nur
unvollkommen zu erreichen ist, in den meisten Fällen überhaupt nicht.
Vorläufig bleibe ich für länger noch da, wo ich jetzt bin, nämlich in einem wundervollen Ruhe-
haus, wo all das den Neuankömmling erwartet, dessen er zunächst bedarf. Ruhe in jeder Bezie-
hung, sowie Licht und Wärme gibt es hier, von deren Erleben Sie sich keine Vorstellung machen
können. Ich tue zunächst gar nichts, lasse die herrliche Umwelt auf mich wirken oder schließe die
Augen und strecke die Glieder auf weichem Stuhl aus. Ich habe ein herrliches, urgemütliches, ganz
meinem Geschmack entsprechendes Zimmer. Wenn ich an das offene Fenster trete - die Fenster
sind hier immer offen, und balsamischer Duft strömt herein - schaue ich in einen herrlichen Park
mit gepflegten Grasflächen, Blumenbeeten und Buschgruppen. Auch Wasserspiele sind da. Man
winkt mir froh und lachend zu. Von Zeit zu Zeit schaut man nach uns. Es ist eine - ich möchte sa-
gen: 'Schwester', um einen irdischen Ausdruck zu gebrauchen. Sie ist mit meiner Betreuung für die
erste Zeit betraut. Ich freue mich, die irdische Probezeit hinter mir zu haben und durfte sie auch
dank Ihrer Hilfe, wie ich nun weiß, gut bestehen.
2.) Gegeben am 13. 03. 1963, 14.00 Uhr.
Mein Zustand ist wie der eines nach langen, schweren Träumen Erwachenden. Wenn man schwer
geträumt hat und erwacht plötzlich durch einen Schock, der dadurch entsteht, daß man etwas Le-
bensgefährliches gerade im Augenblick der Entscheidung über Leben und Tod erledigt zu Gunsten
des Am-Leben-Bleibens, dann hat man beim Erwachen das Gefühl: Gottlob, daß es nur ein Traum
war! So geht es mir jetzt nach dem Erwachen aus dem materiellen Bereich. Ich empfinde ein un-
aussprechlich tiefes Glücksgefühl. Ich möchte es auch in die Worte kleiden: Gottlob, daß es nur
ein Traum war, nämlich das irdische Leben mit seinen Mühen und Plagen, körperlichen und
seelischen Beschwerden, Sorgen und Enttäuschungen, Schlechtigkeiten und allem, was man als
unerfreulich bezeichnet. Wenn dieser Daseinszustand alles wäre, d. h., wenn auf die paar irdischen
Lebensjahre das Nichts den Menschen umarmte, dann wäre die ganze Menschheitsidee ein Wahn-
witz sondergleichen. Geschöpfe eines hirnlosen Zufalls - ein Gedanke, der an sich hirnlos wäre, ir-
gendwie entstanden aus dem Zusammenwirken mechanischer Kräfte, die es, völlig unverständlich
für logisches Denken, fertig brächten, einen Entwicklungsgang in Bewegung zu setzen, dessen
letzte Folge ein menschliches Hirn wäre, das über sich selbst und seine Komponenten weit hinaus-
ragte und auf Gedanken käme, die geistige Wesenheit voraussetzt. Es ist mir ein Anliegen, den
Unsinn der materialistischen Weltanschauung Ihnen, lieber Herr Pfarrer, nicht nur von meinem
Erlebnisstandpunkt aus, sondern auch in seiner Unvernunft recht überzeugend vor Augen zu füh-
ren.
Also mir ist zumute wie einem Schläfer, der aus lebensbedrohendem Traum in dem Augenblick
erwacht, als es sich um seine Existenz handelte. Sie können sich nicht vorstellen, welch ein
Lebensgefühl ich jetzt habe. Keine Sorgen, keine körperlichen Behinderungen, von Krankheits-
oder auch nur Unwohlseingefühlen ganz zu schweigen. Dabei in einer Welt, deren Reize die
schönsten irdischen Gegenden bei weitem übertreffen.
Nun muß ich, um Ihnen das klar zu machen, ein wenig ins einzelne gehen. Ich war immer ein
Mann der absoluten Gewissenhaftigkeit. Nur was ich für unbezweifelbare Wirklichkeit erkannte,
gab ich an andere in Aufsätzen und Büchern weiter. So habe ich es auch mit Ihren Mitteilungen
gehalten, die Sie mir auf meine Fragen durch Ihre hiesigen - so muß ich jetzt sagen - Freunde zu-
teil werden ließen. Ich habe diese Mitteilungen mit den mir bekannten Darstellungen anderer
Quellen verglichen und eine weitgehende Übereinstimmung festgestellt. Deshalb dürfte das erste
Buch 'Wie die Toten leben' absolut einwandfreien wissenschaftlichen Wert haben. Das, was mir als
wissenschaftlich denkender Mensch vor allem zu schaffen macht, war der Raum- und Zeitbegriff.
Wie kann, so demonstrierte die Logik, ein Raum in einem anderen enthalten sein; wie kann die ir-
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dische Zeit, die auf den Bewegungen von Weltkörpern beruht, in einer anderen Welt sozusagen
fortgewischt sein; wie kann es ein zeitloses Dasein geben? Über diese Denkschwierigkeiten kam
ich nicht hinweg. Es ist dies ja auch der Haupteinwand der Wissenschaft gegen die spiritistische
Erkenntnis. Sie sagt: Es gibt nur eine Schöpfung, die in Raum und Zeit entstandene, die zu erfor-
schen und zu erklären die Aufgabe der Naturwissenschaft ist. Jetzt nun sehe ich, wo der Fehler
dieser Anschauung steckt. Man denkt in irdischen Raum- und Zeitbegriffen, wie es ja auch nicht
anders möglich ist. Hier ist Raum aber nicht irdischer, d. h. abgegrenzter Kubikinhalt. Man stößt
hier nicht mit dem Kopf an Mauern, durch die man nicht hindurch kann. Trotzdem liegt die Welt
in wunderbarer Schönheit und reizvollster Lieblichkeit vor uns. Aber wir merken sofort, daß es ei-
ne gänzlich andere Welt ist, die mit der irdischen niemals kollidieren kann. Wir sind in dieser Welt
die Gebietenden, d. h. sie legt unserem Willen keine Zügel an. Innerhalb der uns bestimmten Ord-
nungen sind wir frei wie der Vogel in der Luft, können ohne Zeitverlust da sein, wo wir sein wol-
len. Ebenso ist es mit der Zeit. Es gibt auch bei uns morgen und gestern, aber das Vergänglich-
keitsgefühl ist völlig geschwunden. Es gibt also kein Trauern um verlorenes Glück, um nie wie-
derkehrende glückliche Stunden und Erlebnisse. Unser ganzes Leben ist sozusagen ein fortwäh-
rendes glückliches Erleben. Zeitloses Dasein ist Gottes Wesen. Er hält es auch für seine Kinder be-
reit als größte Überraschung, die auf sie wartet.
Nun noch ein paar Einzelheiten aus meinem augenblicklichen Erleben. Mein jetziger Leib ent-
spricht genau dem irdischen, der sich in seine chemischen Bestandteile auflöst. Die Ähnlichkeit ist
aber lediglich eine Formale. Sie bezieht sich zunächst auf das Erscheinungsbild. Sie werden mich
sofort wiedererkennen, wenn Sie auch hierher-kommen. Auch charakterlich ändert sich nichts.
Also, das, was die Persönlichkeit des Menschen ausmacht, wird vom Sterben nicht berührt. Der
Vergleich des irdischen Körpers mit einem Kleid, das ausgezogen wird, ist gut und richtig. Nun
kommt das Neue. Der geistige Leib, der die Züge des abgelegten materiellen Leibes trägt, hat völ-
lig andere Existenznotwendigkeiten. Er ist, wenn der Gottesgedanke, der ihm zugrunde liegt, Ver-
wirklichung findet, das Vollkommenste und Schönste, was denkbar ist. Dieser Gottesgedanke ist
der Gedanke der Liebe und damit der inneren Gemeinschaft mit Gott."
Die Durchgabe von Dr. Schwarz bricht hier unvermittelt ab. Sicherlich hätte er sie gerne fortgesetzt.
Aber die Lebenszeit von Pfarrer Landmann war ebenfalls abgelaufen. Noch am Vorabend seines To-
destages, eine Woche nach obiger Niederschrift, versuchte Schwarz sich Landmann wiederum mitzu-
teilen. Aber infolge der bereits eingetretenen Schwäche war das Medium nicht mehr fähig, die Bot-
schaft niederzuschreiben. So sind uns weitere aufschlußreiche Berichte leider verborgen geblieben.
Wer diese und andere, in der Darstellung verwandte, Jenseitsschilderungen liest, kann möglicherweise
zu der Auffassung gelangen, daß hier lediglich menschliche Wunschvorstellungen hervorgebracht
wurden. Der Skeptiker wird einwenden, daß nur das Unterbewußtsein der Medien seiner Phantasie
freien Lauf gelassen hat. Der Wunsch nach Fortleben habe die irdischen Verhältnisse etwas idealisiert
und dann einfach in ein Jenseits hinein übertragen.
Nun wurde aber im 19. Jahrhundert der größte Teil und heute noch ein großer Teil der Bevölkerung
religiös erzogen, was im europäischen Kulturbereich christliche Erziehung bedeutet. Die christlichen
Kirchen und Sekten lehren aber das hier vorgestellte Jenseitsbild in keiner Weise. Viele evangelische
Theologen und auch einige Sektengründer hängen sogar der sogenannten "Ganztod-Theorie" an. Das
ist die Auffassung von der vollständigen Vernichtung der menschlichen Existenz im irdischen Tod
durch Gott. Am fernen Tag des "Jüngsten Gerichtes" soll dann eine Neuschöpfung erfolgen, und zwar
auf dieser Erde in irdischer Materie. Anschließend wird ein Teil der Neuerschaffenen, deren irdische
Vorgänger ein schlechtes Vorleben hatten, dem ewigen Höllenfeuer überantwortet. Die jedoch, deren
Vorgänger gute waren, werden in den Himmel kommen. Andere Theologen und Kirchen dagegen
lehren eine ewige Verbannung in das Feuer der Hölle oder eine zeitweilige Läuterung (im Fegefeuer)
unmittelbar nach dem Tode oder den sofortigen Aufstieg in den Himmel bei einem Leben in ewiger
Glückseligkeit im Angesicht Gottes.
Wenn wirklich nur das Unterbewußtsein der Medien am Werke wäre, müßten doch auch derartige
Vorstellungen zutage treten. Das ist aber nie der Fall. Zu diesem Widerspruch äußert sich der bedeu-
tende britische Zoologe Prof. Alfred Russel Wallace (1823 - 1913) mit folgenden Worten (zitiert nach
13, Bd. III, S. 347):
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"Die Medien sind fast alle in einem der orthodoxen Glaubensbekenntnisse erzogen. Wie kommt es
dann, daß die gewöhnlichen orthodoxen Begriffe vom Himmel niemals durch sie bestätigt wer-
den? Es gibt nichts Wunderbareres in der Geschichte des menschlichen Geistes als die Tatsache,
daß, ob nun in den Hinterwäldern Amerikas oder in den Landstädten Englands, unwissende Män-
ner und Frauen, die fast alle in den gewöhnlichen Sekten-Begriffen, von Himmel und Hölle erzo-
gen sind, in dem Augenblick, da sie von der seltsamen Gabe der Medialität ergriffen werden, Leh-
ren über diese Dinge von sich geben, die sich gänzlich von denen unterscheiden, die so tief in ihre
Gemüter eingepflanzt wurden, und zwar ohne Rücksicht darauf, welches die angebliche Herkunft
der Geister selbst ist, d. h. ob dies katholische, protestantische, mohammedanische oder
indische sind."
Man erkennt aus derartigen Argumenten, daß es begründet ist, sachlichen Jenseitsschilderungen große
Bedeutung und einen tatsächlichen Hintergrund zuzuerkennen. Zumindest sollte man die Möglichkeit,
daß es so ist, ernsthaft in Betracht ziehen und sich auf ein eventuell nachtodliches Leben vorbereiten,
so gut man es kann.
Der Leser möge aber auch bedenken, daß in den vorgetragenen Berichten nur die nachtodlichen
Lebensverhältnisse in mehr oder weniger "erdnahen" Bereichen geschildert werden, in die vermutlich
die meisten Menschen nach ihrem irdischen Ableben geführt werden. Keineswegs ist damit auch et-
was über einen Bereich gesagt, den man vielleicht als "Himmel" oder das "Paradies" bezeichnen könn-
te, in dem man etwa in der unmittelbaren Nähe Gottes lebte. Dieser Bereich bleibt menschlichem Wis-
sen und menschlicher Erfahrung auf Erden verschlossen. Viele Verstorbene berichten aber über eine
Weiterentwicklung in der jenseitigen Welt, über einen Aufstieg in höhere Sphären, an dessen Ende die
Rückkehr in Gottes Reich steht.
Wer über diese Fragen weitere Aufklärung erhalten möchte, möge einmal das Buch von Pfarrer
Johannes Greber: "Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes, seine Gesetze und sein Zweck" (7) lesen.
Dort werden Durchgaben von einer Wesenheit aus einem höheren Bereich vorgetragen, von einem
Geist, der selbst nie Mensch auf dieser Erde war. Sein Bericht verrät tieferes Wissen und umfassende-
re Kenntnis, als sie den gewöhnlichen Verstorbenen zuteil sind, von denen in diesem Buch die Rede
ist.
Der Einfluß der Trauer auf Verstorbene
Die heutigen Wissenschaften, insbesondere die Naturwissenschaften, haben in den letzten Jahrzehnten
sehr bedeutsame Erkenntnisse über unsere Umwelt und unseren menschlichen Körper geliefert. Aber
alle herkömmlichen Wissenschaften enden bislang beim oder am Tode des Menschen. Geburt und Tod
werden als Beginn und Ende einer menschlichen Existenz angesehen. Die Menschen wissen aber im
allgemeinen nicht, warum sie diese Strecke zwischen den angeblichen Endpunkten durchlaufen. Die
Geburt wird dabei meist als freudiges Ereignis angesehen, der Tod dagegen als unbarmherziger Ver-
nichter. Diese Auffassung teilen heutzutage manchmal sogar Theologen. Ein evangelischer Pfarrer
meiner früheren Gemeinde sagte mir einmal bei einer Diskussion über dieses Thema: "Der Tod ist für
mich ein schreckliches Ereignis. Er ist für mich die völlige Vernichtung der menschlichen Existenz durch Gott."
Bei dieser Einstellung, selbst von Theologen, sehen natürlich Menschen, die gleiche oder ähnliche
Anschauungen haben, vielleicht sogar Atheisten sind, den Tod als ein elementares Ereignis an, vor
dem sie sich fürchten, wenn sie ihn auf sich zukommen fühlen. Der Tod bedrückt sie aber auch, wenn
er nahe Familienangehörige oder gute Freunde betrifft. Viele Menschen geben sich dann ganz dem
Schmerz hin, d. h. sie bemitleiden den Verstorbenen und vor allem sich selbst. Manche verzweifeln
sogar am eigenen Leben, halten ihr Dasein für sinnlos und versuchen sich umzubringen.
Besonders tritt so etwas in Erscheinung, wenn Mütter einzige Kinder oder Ehegatten den vertrauten
Partner verlieren. Die Trauer über den Verlust und die Sehnsucht nach dem fortgegangenen geliebten
Menschen ist dann grenzenlos. Tag und Nacht können sich die Gedanken eines solchen Trauernden in
unsäglichem Schmerz auf den Verstorbenen richten und ihn zurückwünschen. Sie machen sich aber
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dabei keine Gedanken, welche Rückwirkungen möglicherweise auf den Verstorbenen entstehen. Sie
sind der Meinung, der ist ja tot, der spürt nichts mehr.
Aber bedeutet der Begriff "tot", daß der Verstorbene überhaupt nichts mehr von dem spürt, was auf
dieser Erde geschieht? - Die folgenden Berichte sollen zeigen, daß das nicht unbedingt so sein muß.
Sehr starke Gedanken von Menschen dieser Erde können durchaus Verstorbene erreichen und sie ent-
weder froh oder tieftraurig stimmen und sie dann auch in ihrer weiteren Fortentwicklung hemmen. Das
Wissen um diese Tatsache war in früheren Zeiten auch einzelnen Menschen bekannt und fand seinen
dichterischen Niederschlag in dem Märchen "Das Tränenkrüglein". Seine Ausdrucksweise
erscheint uns heute zwar sehr gefühlsbetont und seine Sprache nicht mehr zeitgemäß, aber der
geschildete Sachverhalt könnte sich tatsächlich so oder so ähnlich abgespielt haben oder heute noch
abspielen. Das Märchen lautet:
Es war einmal eine Mutter und ein Kind, und die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von gan-
zem Herzen und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da sandte der Herr eine
große Krankheit. Die wütete unter den Kindern und erfaßte auch jenes Kind, daß es auf sein Lager
sank und zu Tode erkrankte. Drei Tage und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter bei
ihrem geliebten Kinde, aber es starb. Da erfaßte die Mutter, die nun allein war auf der ganzen Got-
teserde, ein gewaltiger und namenloser Schmerz, und sie aß und trank nicht, weinte wieder drei
Tage lang und drei Nächte lang ohne Aufhören und rief nach ihrem Kinde. Wie sie nun so voll tie-
fen Leides in der dritten Nacht saß, an der Stelle, wo ihr Kind gestorben war, tränenmüde und
schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Tür auf, und die Mutter schrak zusammen,
denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war ein seliges Engelein geworden und lächelte süß
wie die Unschuld und schön wie in Verklärung. Es trug aber in seine Händen ein Krüglein, das
war schier übervoll. Und das Kind sprach:
"O lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich! Siehe, in diesem Krüglein sind deine
Tränen, die du um mich vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in dieses Gefäß
gesammelt. Wenn du nur noch eine Träne um mich weinest, so wird das Krüglein
überfließen, und ich werde dann keine Ruhe haben im Grabe und keine Seligkeit im
Himmel. Darum, o lieb Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind, denn dein Kind
ist wohl aufgehoben, ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen."
Damit verschwand das tote Kind, und die Mutter weinte hinfort keine Träne mehr, um des Kindes
Grabesruhe und Himmelsfrieden nicht zu stören.
Die Annahme, daß sich die in dem Märchen geschilderte Begebenheit tatsächlich einmal so ähnlich
abgespielt haben könnte, gründet auf Mitteilungen Verstorbener, die entweder selbst durch die starke
Trauer ihrer zurückgelassenen Angehörigen festgehalten wurden oder aber die als Geistwesen in der
jenseitigen Welt entsprechende Beobachtungen an anderen Verstorbenen machen konnten. Dazu möge
ein erster Bericht dienen, den der bereits auf Seite 29 erwähnte Geist Josef 1965 durch den Mund des
Mediums Beatrice Brunner an seine Zuhörer durchgab. Er lautet (24, S. 263):
"So bringe ich euch ein Bild von meinem Erleben und meiner Aufgabe in der geistigen Welt: Ich
begegnete einer Seele, die sehr traurig und im Begriff war, in das Haus ihrer Lieben auf Erden zu-
rückzukehren. Ich begleitete sie, und dort angekommen fragte ich sie: 'Was willst du hier in die-
sem Haus?' Und sie antwortete:
'Siehst du nicht, daß man jeden Tag über mich weint und von mir spricht? Ich hätte hier doch noch
so vieles zu erledigen, und ich spreche so viel mit meinen Kindern und zu meinem Mann, doch sie
hören mir nicht zu. Ich habe nur Gelegenheit mich mit ihnen zu unterhalten, wenn sie schlafen,
aber tagsüber befolgen sie meinen Rat doch nicht. Immer sind sie traurig und weinen mir nach. So
bin ich nicht fähig, dieses Haus ganz zu verlassen, denn mit jeder Träne, die sie um mich vergie-
ßen, ziehen sie mich wieder in ihr Haus zurück und binden mich um so fester daran. Was soll ich
denn nur tun?'
Da riet ich ihr: 'Komm, begleite mich, du sollst nun dieses Haus nicht wieder betreten.' Die Seele
wollte mir aber nicht gehorchen und zeigte mir die viele Arbeit und Not im Hause. Doch ich
sprach ihr zu: 'Du kannst auf andere Weise mit deinen Lieben verbunden sein. Begleite mich ein-
mal!' Sie folgte mir, und ich konnte sie durch himmlische Gärten führen, wobei ich versuchte, ihr
alle die verschiedenen Blumen und die Herrlichkeit, die daselbst zu erleben waren, mit großer Ge-
duld zu erklären. Darüber hatte sie ihr irdisches Haus etwas vergessen, doch bald fühlte sie sich
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wieder von ihren Lieben angezogen. So sprach ich auf sie ein: 'Kehre nicht zurück! Bringe alle
deine Liebe, die du noch für deine Hinterlassenen empfindest, allen Geschwistern in der geistigen
Welt entgegen. Betreue sie mit der gleichen Liebe, die du noch für deinen Mann und deine Kinder
empfindest.'
Damit führte ich sie zu jenen Seelen, die noch nicht in den Heilsplan Gottes eingereiht waren, die
teils noch müßig und teils auch traurig einhergingen. Und so gehorchte sie mir und überbrachte
vielen dieser unglücklichen Seelen die Liebe, die in ihr war. Nachdem sie diese Aufgabe erfüllt
hatte, begleitete ich sie in ihr irdisches Haus zurück. Nun konnte sie diesem größeren Segen und
größere Kraft übermitteln, und so hatten auch ihre Lieben den Weg in ihrer Welt wiedergefunden.
Denn indem diese Mutterseele ihre Liebe anderen Seelen zuwendete, trugen Engel Gottes, die sie
beobachtet hatten, durch die Güte Gottes diese Liebe zugleich auch in ihr Haus zu ihren Lieben.
Welch großes Glück war es für diese Seele, als sie dieses sah! Nun hatte sie den Schmerz der
Trennung ganz abgelegt, und sie lebt nun glücklich auf in der geistigen Welt in ihren Aufgaben,
die ihr zugewiesen wurden."
Durch sehr schnell einsetzende und übermäßige Trauer kann sogar der Vorgang des Sterbens beein-
flußt werden. Der folgende Fall ereignete sich bei dem Grazer Medium Maria Silbert, die von 1866
bis 1936 lebte. Unter Leitung eines jenseitigen Wesens, eines sogenannten Kontrollgeistes, der sich
Nell nannte, ereigneten sich durch sie und in ihrer Nähe mehr als 25 Jahre lang eine Vielzahl paranor-
maler und sehr beeindruckender Geschehnisse. Eine Vielzahl von Verstorbenen bekundeten sich durch
ihren Mund.
In Bezug auf den Kontrollgeist und Verursacher der meisten Erscheinungen konnte man durch
Nachforschung in Erfahrung bringen, daß es sich um den im 17ten Jahrhundert auf dieser Erde gelebt
habenden Franziskanermönch und späteren General dieses Ordens namens Vincentius Coronelli han-
delte. Er gab als Motiv für sein jahrelanges und aufsehenerregendes Handeln an:
"Ich habe die Allmacht gebeten, in einer Zeit, in der die Welt im tiefsten Materialismus liegt, wie-
derzukommen, um Beweise von einem Jenseits zu geben. Tage steigen herauf, die eure Kraft von-
nöten haben. Arbeitet in meinem Sinn. Was ich vor Jahrhunderten gelehrt und nicht vollenden
konnte, das vollendet ihr."
Um Frau Silbert scharte sich ein Kreis von Menschen, der regelmäßig zusammenkam. Ein Berichter-
statter, der Ingenieur Rudolf Sekanek, schreibt (21, S. 76):
"Herr W., ein hoher Eisenbahnbeamter und treuer Anhänger, war das einzige Kind seiner Eltern.
Man erfüllte ihm jeden Wunsch. Abgöttisch wurde er geliebt, besonders von seiner alten Mutter.
Sie lebten in schönster Harmonie, es gab keine Meinungsverschiedenheiten. Nur im Falle Silbert
konnte sie ihren Sohn nicht verstehen. Sie sah in diesen Erscheinungen des Teufels Hand im Spiel
und war durch ihren Sohn nicht zu überreden, auch nur einer einzigen Sitzung beizuwohnen. Herr
W. bat Nell, er möge sie doch ein einziges Mal hierherführen. Nell versicherte, daß die Mutter zur
rechten Zeit kommen und auch daran glauben würde.
Herr W. kam nun längere Zeit nicht zu den Sitzungen, wie man annahm seiner Mutter wegen. Er
war aber schwer erkrankt, und bald darauf erfuhr man durch die Zeitung von seinem Tod. Gleich
begann er sich in den Sitzungen zu melden, und all sein Bitten galt nur, seiner Mutter zu helfen,
die durch seinen Tod geradezu untröstlich sei, so daß er für sie das Schlimmste befürchtete.
Frau Silbert kannte seine Mutter gar nicht und auch sonst niemand in unserem Kreis. Eine
60jährige Dame besuchte Frau Silbert immer, wenn sie auf dem St.-Peter-Friedhof das Grab eines
Freundes aufsuchte, um sich bei ihr ein wenig auszurasten und ein wenig zu plaudern. Eines Tages
kam sie wieder und bat, eine bekannte Dame, die sie auf dem Friedhof traf und die draußen auf der
Stiege wartete, hereinzubringen. - Frau Silbert willigte ein. Die Dame wurde hereingeholt und war
in tiefer Trauer. Begrüßungen wurden gewechselt, jedoch keine Namen genannt und nur belanglo-
se Gespräche geführt. Nach einer Weile begann es im Tisch ganz leise zu klopfen. Doch Frau Sil-
bert tat, als ob sie nichts gehört hätte und erhob ihre Stimme, um das Klopfen zu übertönen. Es
half nichts, auch die Klopftöne wurden lauter. Frau Silbert blickte zur fremden Dame, was diese
wohl sagen würde, aber es schien, als hätte diese nichts gemerkt, denn sie saß still und blickte zu
Boden. Ihr Gesicht war mit einem schwarzen Schleier bedeckt.
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Das Klopfen wurde immer lauter, und die Regelmäßigkeit zeigte das Kommen eines Diktates an.
Jetzt konnte Frau Silbert der fremden Dame die Sache nicht länger verheimlichen. Das Diktat
wurde beendet, das Klopfen war vorbei. Man trennte die Worte und entzifferte den Sinn. Frau
Silbert schüttelte den Kopf. Die fremde Dame schien aber diesen Sinn zu verstehen und bat wei-
terzulesen:
'...nicht ausführen, was Du heute zu tun beabsichtigst. Du würdest Deinen Zweck
nicht erreichen und Dich nur weiter von meinem Weg entfernen und Deine Seele ei-
nen anderen Weg nehmen.'
Die Dame erhob sich hastig, rannte in eine Ecke des Zimmers und begann bitterlich zu weinen.
Frau Silbert konnte sich nicht zurechtfinden, war ganz verwirrt und fand keine Erklärung zwischen
dieser Botschaft und dieser Dame in Trauer. Nun drehte sich die Dame um, zog ihren Schleier
vom Gesicht und sprach unter Tränen:
'Ich verstehe diese Botschaft sehr gut, sie betrifft mich allein. Ich bin die Mutter des
verstorbenen W.'
Frau Silbert war sprachlos. Frau W. wurde ruhiger, setzte sich wieder, seufzte und erzählte: Der
Tod ihres Sohnes hatte sie all ihres Lebensmutes beraubt. Ihr Leid war zu groß, um es ertragen zu
können. Die Zeit konnte nicht ihre Wunden heilen. Drei Monate nach seinem Tod fühlte sie sich
noch so gebrochen wie am Todestag selbst. Sie besuchte das Grab am Vormittag, am Nachmittag
und betete um ihren Tod. In ihrem argen Schmerz vergaß sie Haushalt und Gatten. Als ihr Sohn
den letzten Atemzug tat, fiel sie weinend auf die Knie und schrie wie rasend:
'Vergiß mich nicht, komm zurück, ich kann ohne dich nicht sein.'
Nach diesem Befehl, der mit zitternder Willenskraft geäußert war, kehrte Leben in den Körper ih-
res Sohnes zurück, und er sprach zur Mutter:
'Warum rufst du meine Seele zurück, warum machst du die Freimachung so schwer,
mißgönne mir nicht das Licht.'
Dann sank er wieder zurück. Sie konnte die Worte nicht vergessen. Ihr Gram wurde immer größer.
Während sie so erzählte, schaute sie oft unter den Tisch, da sie berührt wurde, was sie aber nicht
erschreckte. Nun fuhr sie fort:
'Ich hatte heute alles geordnet und mit meinem Leben abgeschlossen. Vormittags
ging ich wieder zum Grab meines Sohnes. Heimgekommen setzte ich die Flasche
mit Gift schon an die Lippen, wurde aber daran gehindert, weil die Tür von meinem
Mann geöffnet wurde. Ich versteckte das Gift und ließ bei ihm gar keinen Verdacht
aufkommen. Ich beschloß, abends meinen Plan auszuführen. Als ich daheim nichts
mehr zu tun hatte, verbrachte ich noch die letzte Zeit am Grabe. Am Friedhof be-
gegnete ich zufällig meiner Bekannten, die sich antrug, mich nach Hause zu beglei-
ten. Sie ließ mich vor ihrem Haus warten und führte mich dann hinein.
Ich kam hierher, ohne zu wissen und zu ahnen, wo ich mich befand. Ich konnte an
nichts anderes denken als an den beabsichtigten Selbstmord. Jetzt erst wußte ich, daß
ich mich im Hause der Frau Silbert befand, wovon mein Sohn so viel erzählte. Ich
bin aufrichtig genug zu sagen, daß ich die Ansicht meinem Sohn gegenüber vertrat,
daß sie eine dunkle mysteriöse Frau seien, die mit Hilfe der bösen Mächte die Leute
für sich gewann.
Vergeben sie mir bitte das Unrecht, das ich ihnen und meinem Sohn antat. Der Zu-
fall brachte mich in ihr Haus, welches ich nie betreten wollte. Sie und mein Sohn
und eine andere Macht noch haben mich abgehalten, Hand an mich zu legen. Wie
konnte es kommen, daß eine Absicht, von welcher ich nie sprach und die ich nur in
der Tiefe meiner Seele ängstlich verbarg, mein Sohn erfahren konnte? Ich bitte sie
nochmals um Verzeihung.'
Wir waren tief ergriffen und empfanden großes Mitleid mit dieser armen Mutter, die durch ihren
freiwilligen Tod mit ihrem Sohn vereint sein wollte. Wieder begann das Klopfen, und Frau W.
fragte ihren Sohn, wo er sei und wo er war, als er ihren Kummer fühlte und ob er wüßte, was
geschehen wäre, wenn sie ihren Plan ausgeführt hätte. Frau Silbert kam in Trance, und der Sohn
sprach einfach zu seiner Mutter Worte, die wie Balsam auf ihre wunde Seele fielen. Er sagte ihr,
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daß bei Begehung des Selbstmordes sie sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht hätte
und ihre Seele in finstere Regionen gekommen wäre, von seiner Seele weit entfernt. Sie hätte für
dieses Verbrechen zu sühnen, denn niemand habe das Recht, sein Leben auch nur um eine Stunde
zu verkürzen, und wörtlich sagte er:
'Warum weinst du um mich? Ich bin in lichten Sphären und bin glücklich, daß ich
nichts mehr zu wünschen habe. Oder willst du mich wieder in das Tränental zurück-
bringen, daß ihr Erde nennt und nur die Hölle ist? Die Macht deiner Gedanken zog
mich noch einmal zurück in meine Erdengestalt, und es war doppelt schwer für mich,
mich selbst wieder davon zu befreien. Du hast mich lange gebunden gehalten. Erfülle
deine Pflicht auf Erden, und wenn die Stunde kommt, werde ich dich erwarten.'
Frau Silbert erwacht und sieht eine ganz veränderte Frau vor sich. Aus ihren Augen blickte neuer
Lebensmut, und sie schien mit neuer Tatkraft erfüllt zu sein. Mit Worten des Dankes nahm sie
Abschied. Später kam sie mit ihrem Gatten, der Frau Silbert nicht genug danken konnte. Beide wa-
ren nun glücklich und über das Schicksal getröstet, das ihnen anfangs hart und grausam schien. Sie
wurden fleißige Besucher und blieben mit ihrem Sohn in Verbindung."
Auch in dem folgenden Beispiel, das von dem amerikanischen Arzt Dr. Moody in seinem Buch
"Leben nach dem Tod" geschildert wird, nehmen die Gedanken und vor allem Gebete Einfluß auf den
Sterbevorgang. Moody schreibt (14, S. 88):
"In einigen wenigen Fällen haben Betroffene die Ansicht vorgebracht, sie seien unabhängig von
ihren eigenen Wünschen durch die Liebe und die Gebete anderer aus dem Tod zurückgeholt wor-
den."
Zum Beispiel in folgendem Fall:
"Während ihrer letzten Krankheit, die sich sehr lange hinzog, war ich bei meiner älteren Tante und
half bei ihrer Pflege. Alle in der Familie beteten dafür, daß sie wieder gesund werden möge. Ihre
Atmung setzte mehrmals aus, doch wurde sie immer wieder zurückgeholt. Eines Tages schließlich
schlug sie die Augen auf und sagte zu mir:
'Joan, ich bin drüben gewesen, drüben im Jenseits. Es ist wunderschön dort. Ich will
gerne dortbleiben, aber solange ihr darum bittet, daß ich hier weiter mit euch lebe,
kann ich es nicht. Eure Gebete halten mich hier fest. Bitte, betet nicht mehr.'
Wir ließen alle davon ab, und kurz danach starb sie."
Bei dem folgenden Bericht hat man den Eindruck, als ob Kinder ihre sterbende Mutter mit Erfolg aus
dem schon fast besiegelten Tode zurückgeholt haben. Der Bericht wurde 1911 von einem Autor mit
Namen Schrimpf veröffentlicht. Er lautet (19, S. 103):
"Voriges Jahr - das heißt im Jahre 1910 - starb in Vorbruck eine 95jährige Frau namens André,
geborene Vallentin. Noch zwei Tage vor ihrem Tode verrichtete sie ihre ganzen häuslichen Arbei-
ten, denn sie war noch sehr rührig und rüstig und erfreute sich einer vollkommen geistigen und
körperlichen Frische. Trotzdem sah sie dem Tode mit Sehnsucht und Freude entgegen, und seit
langen Jahren sprach sie ihren Verdruß darüber aus, daß sie noch immer hier bleiben müsse. Wenn
man sie darüber befragte, erzählte sie gerne die Ursache.
Sie war zweimal verheiratet. Als ihr erster Mann starb, zählte sie 28 Jahre und hatte zwei Kinder.
Sie heiratete zum zweiten Mal. Dieser Ehe entsprossen vier Kinder. Alle sechs waren noch ziem-
lich klein, als sie auch den zweiten Mann verlor. Sie brachte sich und ihre Kinder damit durch, daß
sie Brot und allerlei kleines Gebäck backte. Sie hatte auf dem Markt einen kleinen Stand, wo man
sie stets mit einem Strickstrumpf in der Hand sitzen sah. - So vergingen einige Jahre.
Eines Tages im Herbst regnete es den ganzen Tag in Strömen. Sie fror an ihrem Stand erbärmlich,
und als sie nach Hause kam, schüttelte sie das Fieber. Am nächsten Tag konnte sie nicht mehr auf-
stehen. Eine böse Lungenentzündung hatte sich entwickelt. Ihre zwei Ältesten mußten sich zum
Stand setzen, und die vier Kleineren pflegten die kranke Mutter schlecht und recht, wie sie es eben
verstanden. Hie und da sah wohl eine Nachbarin nach der Kranken, brachte ihr ein wenig Suppe
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usw., aber bei ihr sitzen bleiben und die Umschläge machen konnte keine, da die Nachbarsleute
auch zumeist arm waren und selbst die Hände voll zu tun hatten.
Am dritten Tag wurde ihr plötzlich schlecht. Die Kinder liefen um Hilfe, doch bis der Armenarzt
kam, konnte er nurmehr den Tod der armen Frau André konstatieren. Am nächsten Tag kam der
Totenbeschauer und dann eine Frau, die die Tote wusch und anzog. Als sie fort war, kletterten die
kleineren vier Kinder auf das Bett der Mutter. Laut jammernd und weinend schüttelten und rüttel-
ten sie die Tote hin und her, sich über sie werfend und sie immer wieder rufend. Nachdem sie sie
etwa zehn Minuten auf diese Art bearbeitet hatten, hob ein schwerer Seufzer die Brust der Ent-
schlafenen, dann noch einer - und sie hob mühsam die Augenlider. Kaum hatten die Kinder dies
bemerkt, als sie sich mit lautem Jubel von neuem auf sie warfen, sie in die Höhe zerrten, und es
dauerte keine fünf Minuten, so hatten sie ihre Mutter wieder lebend und bei vollem Bewußtsein.
Das ganze Städtchen lief über das Wunder zusammen, man überhäufte die Wiedererstandene mit
Lebensmitteln und Geld, und nach zwei bis drei Wochen saß sie wieder munter und tüchtig hinter
ihrem Stand.
So lebte sie nach diesem Vorfall noch 58 Jahre lang. Nie hatte sie mehr eine Krankheit heimge-
sucht. Alle ihre Kinder sind ihr im Tode vorangegangen(!), und sie war nicht imstande, nur eines
von denen dem Tode abzuringen, die sie einmal von dort zurückgerufen hatten, von wo es angeb-
lich keine Wiederkehr gibt. Über 30 Stunden waren es gewesen, die sie als Tote verbracht hatte.
Sie erzählte darüber folgendes:
'Als mich plötzlich ein arges Unwohlsein überkam, fühlte ich, wie mir die Sinne
schwanden. Dann fühlte ich eine starke, schaukelnde Bewegung, als ob sich das Bett
unter mir hob und senkte. Dann war es mir, als ob ich von irgendeiner Höhe hinab-
stürzte, tiefer und immer tiefer. Ein schreckliches Angstgefühl und furchtbare Be-
klemmung war alles, was ich wußte. Plötzlich schien es mir, als ob ich Boden
unter den Füßen bekommen hätte, und ich stand auf einer Heide. Weit und breit war
nur eine öde, steppenartige Gegend sichtbar. Vor mir ein holperiger, ausgetretener
Fußweg schien in diese Endlosigkeit hineinzuführen. Eine eigentümliche Dämme-
rung vervollständigte noch die Trostlosigkeit dieser Gegend. Es erschien alles wie
an einem naßkalten Herbstabend, grau und unfreundlich.
Ich stand einen Augenblick ganz ratlos und unschlüssig. Da erhellte sich plötzlich
ein kleiner Teil des Firmamentes in der Gegend, wo der Weg hinführte. Ein Licht-
schein wurde heller und immer heller, gerade als ob die Sonne an einem recht nebe-
ligen Morgen sich durch Dunst und Wolken kämpft. - Ich weiß nicht, bin ich dem
Lichtschein entgegengegangen oder kam er mir entgegen? - Plötzlich ist es um mich
herum hellichter Tag geworden, und ich stand zu meiner größten Überraschung un-
ter einer Schar von Bekannten, die mich alle aufs herzlichste begrüßten! Es waren
alle meine Lieben, die mir vorangegangen waren; meine Eltern, Geschwis-ter, meine
beiden Gatten ... ein unendliches Glücksgefühl hatte sich meiner bemächtigt, eine
nie gekannte Ruhe und Heiterkeit. Sie umringten mich jubelnd, und in ihrer Mitte
schritt ich vorwärts, einem unsichtbaren Ziele zu.
Da erschütterten mich plötzlich heftige Stöße, ich wankte, man fing mich in den
Armen auf, und bedauerlich hörte ich einige bekannte Stimmen sagen: 'Also ist sie
heute nur auf Besuch zu uns gekommen? Und bleibt noch nicht bei uns? - Wann
kommt sie ganz zu uns?' - Dann schwanden mir die Sinne, ich verspürte wieder die
schaukelnde, fallende Bewegung; es schlugen verworrene Stimmen an mein Ohr.
Man rief mich - mühsam öffnete ich die Augen, ich lag im Bett, meine Kinder
schrien durcheinander. 'Sie lebt! Sie lebt wieder!' -
Ich war ja froh, daß ich meinen Kindern wiedergegeben wurde. Aber wenn ich allein war, über-
kam mich stets eine unendliche Sehnsucht nach jener Gegend, gleichsam, als hätte ich dort meine
Heimat. Und in späteren Jahren erst recht, als mich ein Kind nach dem anderen verließ. Und ich
warte mit Ungeduld auf den Tag, da ich ihnen folgen darf. Leider läßt er so lange auf sich warten."
In dem folgenden Fall ist eine trauernde Mutter nicht durch ein gütiges Geschick vor dem Selbstmord
bewahrt geblieben. Sie hat ihn sofort nach dem Tode ihres Sohnes vollzogen. Die Begebenheit wird
uns von Allan Kardec geschildert. Er arbeitete ab 1856 mit dem französischen Medium. Madame Japhet
(Pseudonym für Célina Bequet) und anschließend mit einem Monsieur Roze als Medium zusammen. Mit diesem
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hatte er 1865 eine Sitzung, in der der verstorbene Sohn und seine Mutter sich ihm als Fragesteller gegenüber
mitteilen. Kardec22 berichtet (9, S. 327):
"Im Monat März 1865 hatte Herr C., Kaufmann in einem Städtchen bei Paris, bei sich zu Hause
seinen 21jährigen Sohn, der schwer krank war. Als dieser junge Mann fühlte, daß es bei im ans
Sterben gehe, rief er seine Mutter und hatte noch so viel Kraft, daß er sie umarmen konnte. Diese
sprach unter heftigem Weinen zu ihm: 'Geh mein Sohn mir voran. Ich werde nicht säumen, dir zu
folgen!' Anschließend ging sie hinaus, wobei sie den Kopf in den Händen verbarg.
Die, welche bei diesem herzzerreißenden Auftritt zugegen waren, sahen die Worte der Frau C. als
einen einfachen Ausbruch ihres Schmerzes an, welchen Zeit und Vernunft stillen müßten. Als
indessen der Kranke verschieden war, suchte man sie im ganzen Hause und fand sie schließlich
erhängt auf einem Speicher: Die Leichenbestattung der Mutter geschah zugleich mit der ihres
Sohnes."
Einige Tage nach dem Tod von Sohn und Mutter fand eine Sitzung mit dem Medium Roze statt, bei
der sich der Sohn (Benjamin C.) und seine Mutter (Frau C.) medial bei Kardec (Fragensteller) meldeten
und mit ihm folgendes Gespräch führten:
Frage: Haben Sie Kenntnis vom Tode Ihrer Mutter, die sich ums Leben gebracht hat, da sie der
Verzweiflung erlag, in welche sie der Verlust von Ihnen gestürzt hat?
Sohn Ja, und ohne den Kummer, den mir die Ausführung ihres verhängnisvollen Entschlusses
verursacht hat, würde ich vollkommen glücklich sein. Arme und vortreffliche Mutter! Sie
hat die Prüfung dieser für Augenblicke geschehenen Trennung nicht ertragen können und
hat, um mit ihrem Sohne, den sie so sehr liebte, wieder vereint zu sein, einen Weg ge-
wählt, welcher auf recht lange Zeit sie davon fernhalten muß. So hat sie in unbestimmba-
rem Maße diese Wiedervereinigung verzögert, welche sich so rasch vollzogen haben
würde, wenn die Unterwerfung unter den Willen des Herrn ihre Seele erfüllt hätte und
wenn sie in reuiger Demut sich in die Prüfung ergeben hätte, welcher sie sich unterziehen
sollte, und in die Sühne, welche sie läutern sollte!
Betet, o betet für sie! Und vor allem ahmet ihr nicht nach, ihr Mütter, die ihr gerührt wer-
det durch den traurigen Bericht von ihrem Tode! Glaubet nicht, daß sie mehr als
andere Mütter diesen Sohn liebte, der ihre Freude und ihr Stolz war! Nein, sie liebte nicht
mehr, aber ihr fehlten Mut und Gottergebung. Ihr Mütter, die ihr auf mich hört, wenn ihr
den Todeskampf eurer Kinder sehen werdet und wie sich ihre erloschenen Augen ver-
schleiern, dann erinnert euch, daß ihr gleich Christus den Gipfel Golgathas besteigt, von
dem ihr euch in die ewige Herrlichkeit erheben sollt!
Anschließend trat die Mutter (Frau C.) in das Medium ein, und es wurde mit ihr folgendes Gespräch
geführt:
Mutter: Ich will meinen Sohn sehen! Habt ihr die Macht, ihn mir wiederzugeben? Die Grausa-
men! Sie haben ihn mitgenommen, um ihn einzuführen in das Licht und haben mich in
der Nacht gelassen! Ich will ihn haben, er gehört mir! Gilt denn die Mutterliebe nichts?
Was? Neun Monate getragen zu haben, genährt mit seiner Milch, Fleisch vom eigenen
Fleische, Blut vom eigenen Blute, gelenkt zu haben seine ersten Schritte, ihn gelehrt zu
haben, den heiligen Gottesnamen und den süßen Mutternamen zu stammeln, daraus ge-
macht zu haben einen Mann voll Tätigkeit, Einsicht, Ehrbarkeit, Geradheit, Kindesliebe -
und ihn zu verlieren zu der Zeit, wo er die Hoffnungen verwirklichte, die man auf ihn ge-
setzt hatte, wo eine glänzende Zukunft sich vor ihm auftat! Nein, Gott ist nicht gerecht!
Er ist kein Gott der Mütter! Er versteht ihre Verzweiflung und ihren Schmerz nicht. Und
wenn ich mir den Tod bereite, um mein Kind nicht zu verlassen, so raubt man es mir von
neuem! Mein Sohn, mein Sohn, wo bist du?
Frage: Arme Mutter, wir haben Mitleid mit Ihrem Schmerz. Aber Sie haben ein trauriges Mittel
ergriffen, um mit Ihrem Sohn wieder vereinigt zu werden. Der Selbstmord ist in Gottes
Augen ein Verbrechen, und Sie hätten daran denken sollen, daß Gott jede Verletzung sei-
22 Allan Kardec, Pseudonym des französischen Arztes und Pädagogen Hippolyte Léon Denizard Rivail (1804 - 1869). Er war
Schüler Pestalozzis, Begründer der romanischen Form des Spiritismus und Verfasser zahlreicher Bücher, die in großen
Auflagen in alle Weltsprachen übersetzt wurden.
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ner Gesetze bestraft. Des Anblicks Ihres Kindes beraubt zu sein, das ist Ihre
Bestrafung.'
Mutter:
Nein, ich glaubte, Gott sei besser als die Menschen. Ich glaubte nicht an seine Hölle, son-
dern an die ewige Wiedervereinigung der Seelen, die einander geliebt haben, wie wir ei-
nander liebten. Ich habe mich getäuscht. Er ist kein gerechter und guter Gott, weil er die
Maßlosigkeit meines Schmerzes und meiner Liebe nicht verstanden hat. Oh, wer wird mir
meinen Sohn wiedergeben? Habe ich ihn denn für immer verloren? Erbarmen, Erbarmen
mein Gott!
Frage:
Lassen Sie sehen, beschwichtigen Sie Ihre Verzweiflung! Bedenken Sie, wenn es ein Mit-
tel für sie gibt, Ihr Kind wiederzusehen, so liegt das nicht in einer Gotteslästerung, wie
Sie sie üben. Statt sich Gott geneigt zu machen, ziehen Sie sich eine größere Strenge her-
bei.
Mutter:
Man hat mir gesagt, daß ich ihn nicht wiedersehen würde. Ich hab's verstanden: Ins Para-
dies haben sie ihn geführt. Und ich, ich bin also in der Hölle? Der Hölle der Mütter? Sie
besteht, nur zu sehr sehe ich es.
Frage:
Ihr Sohn ist gar nicht unwiederbringlich verloren, glauben Sie dies! Sie werden ihn gewiß
wiedersehen. Aber Sie müssen es erst verdienen durch ihre Unterwerfung unter den Wil-
len Gottes, während Sie durch ihre Empörung diesen Zeitpunkt in unbestimmbarer Weise
verzögern können. Hören Sie auf mich! Gott ist unendlich gut, aber er ist unendlich ge-
recht. Er straft nie ohne Ursache, und wenn er Ihnen auf Erden großen Schmerz auferlegt
hat, so geschah es, weil Sie das verdient hatten. Der Tod Ihres Sohnes war eine Prüfung
für Ihre Ergebung. Unglücklicherweise sind sie zu Ihren Lebzeiten da unterlegen, und
siehe da, nach Ihrem Tode unterliegen sie da von neuem.
Wie soll nach Ihrem Wunsch und Wollen Gott seine sich auflehnenden Kinder belohnen?
Aber unerbittlich ist er nicht. Er nimmt immer die Reue des Schuldigen an. Hätten Sie
ohne Murren mit Demut vielmehr die Prüfung hingenommen, die er Ihnen in dieser auf
kurze Zeit geschehenden Trennung zusandte und hätten geduldig gewartet, bis es ihm ge-
fiel, Sie von der Erde wegzunehmen, bei Ihrem Eintritt in die Welt, in der Sie jetzt sind,
hätten Sie dann Ihren Sohn sofort wiedergesehen, der sie bewillkommnet und Ihnen die
Arme entgegengestreckt hätte. Sie würden die Freude gehabt haben, ihn nach dieser Zeit
der Abwesenheit als einen von Glück Strahlenden zu sehen. Was Sie getan haben und was
Sie noch tun in diesem Augenblick, setzt zwischen Sie und ihn eine Schranke. Glauben
Sie ja nicht, daß er in den Tiefen des Raumes verloren sei! Nein, er ist Ihnen näher, als sie
glauben. Aber ein undurchdringlicher Schleier entzieht ihn Ihrem Blicke. Er sieht sie, er
liebt sie allezeit, und er seufzt über die traurige Lage, in welche Sie Ihr Mangel an Gott-
vertrauen versetzt hat. Er ruft mit allen seinen Wünschen den beglückenden Zeitpunkt
herbei, wo es ihm vergönnt sein wird, sich Ihnen zu zeigen. Von Ihnen allein hängt es ab,
diesen Zeitpunkt zu beschleunigen oder zu verzögern.
Bitten sie Gott und sprechen Sie mit mir: "Mein Gott, verzeihe mir, daß ich an Deiner Ge-
rechtigkeit und Güte gezweifelt habe! Wenn du mich gestraft hast, so erkenne ich, daß ich
es verdient habe. Nimm gnädig meine Reue und meine Unterwerfung unter Deinen heili-
gen Willen an!"
Mutter:
Welch einen Hoffnungsstrahl haben Sie in meiner Seele jetzt aufleuchten lassen! Das ist
ein Blitz hinein in die Nacht, die mich umgibt. Haben Sie Dank! Ich werde beten. Gott
befohlen!
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Der folgende Bericht stammt von einem englischen Medium Grace Cooke (gest. 1979). Ihre Mediali-
tät trat erstmals in Erscheinung, als sie 12 Jahre alt war. Ihre Fähigkeit des Hellsehens, Hellhörens und
zur Tieftrance hielt über 60 Jahre lang an. Sie kam mit einer Vielzahl von Jenseitigen in Verbindung
und wurde von ihnen oft um Hilfe gebeten. Ein solches Erlebnis schildert sie mit folgenden Worten
(16, S. 12):
"Ein Elternpaar hatte seinen einzigen Sohn verloren, einen Jungen von 14 Jahren, Bruder eines
Mädchens von 17. Alle waren einander zugetan und glücklich. Die jungen Menschen waren viel-
versprechende Schüler und gehörten zu den Besten ihrer Klassen. Eines Tages wurde der Junge
ernstlich krank. Trotzdem alles Erdenkliche für ihn getan wurde, ging es immer mehr bergab, und
er starb.
Die Familie war untröstlich. Religiös wie sie waren, glaubten sie an ein Leben nach dem Tode.
Doch als sich dieser Schicksalsschlag ereignete, wurde ihr Glaube einer bitteren Prüfung unterzo-
gen. Des Vaters eigene Worte, als er mir schrieb, waren: 'Ich suchte und betete und rief inbrünstig
meinen Schöpfer an, doch der Himmel blieb verschlossen. Meine Gebete wurden nicht erhört, nur
der Schrei meines eigenen Herzens kam zu mir zurück.'
Nach Monaten der schlimmsten geistigen und seelischen Verfassung wurde er durch ein inneres
Gefühl in einen Gottesdienst geführt. Er saß auf der hintersten Bank der Kirche - ein gebrochener
Mann. Ich war die Referentin bei dieser speziellen Veranstaltung und bemerkte ein geistiges Licht
um diesen Mann, der damals noch ein Fremder für mich war. Dann aber zeigte mir mein Zweites
Gesicht23 die geistige Gestalt des Jünglings, der nahe bei seinem Vater stand. Eine telepathische
Verbindung entstand zwischen dem Jüngling und mir, doch weiter geschah bei dieser ersten Be-
gegnung nichts. Als der Gottesdienst zu Ende war, erkundigte ich mich nach dem Mann in der
letzten Bankreihe und merkte mir seinen Namen. Auf der Heimfahrt überdachte ich einige Bege-
benheiten, als ich plötzlich eine unbekannte Stimme flüstern hörte: 'Bitte schreibe meinem Vater.'
In Gedanken antwortete ich: 'An wen soll ich schreiben?' Die Antwort kam augenblicklich, und ich
erhielt den Namen des Mannes in der Kirche. Es wurde spät an jenem Abend, und müde wie ich
war, wischte ich die Angelegenheit beiseite. Am nächsten Tag war sie vergessen.
Ein wenig zu meinem Ärgernis, denn ich war mit häuslichen Angelegenheiten überlastet, erschien
er mir erneut und sagte wiederum: 'Bitte schreibe meinem Vater. Sage ihm, daß ich lebe und oft
bei ihm zu Hause bin. Bitte schreibe sogleich, denn es ist dringend.' Sein Flehen war so stark und
so ergreifend, daß ich mich gezwungen sah, mich hinzusetzen, Papier und Feder zur Hand zu
nehmen und zu schreiben.
Seine Worte durchfluteten mich. Dies war der Brief eines Sohnes, der seinem geliebten Vater
schrieb, von dem er so lange getrennt war. Nun bewies der Sohn seine Identität klar und eindeutig.
Er beschrieb viele Einzelheiten, seine Kindheit, seine Habseligkeiten, seine Uhr, wie auch den
schon lang verstorbenen Großvater, den er auf der anderen Seite des Schleiers getroffen hatte und
von dem diese Uhr ein Geschenk war. Er erzählte auch von Schwester und Mutter und erinnerte an
häusliche Einzelheiten, welche seit seinem Tod passiert waren und bei welchen er in seinem
Geistkörper tatsächlich anwesend war. Es war in jeder Hinsicht ein Brief der Wiedervereinigung,
mit dem der Sohn den Abgrund jener langen Trennung überbrückte, während welcher der 'Himmel
verschlossen' schien und keine Antwort auf den Notruf des Vaters gekommen war.
Aus des Vaters Antwortbrief an mich ging hervor, daß ihre Herzen im Begriff waren zu verhärten.
In ihrem Kummer hatten sich die Eltern gegen das Schicksal aufgelehnt, als es dem Jungen im
letzten Augenblick gelungen war, die Schranke zu durchbrechen. Seine Nachricht hatte ihnen nicht
nur Trost, sondern auch eine Offenbarung gebracht. Die Beschreibung des Landes, in welches er
gegangen war, hatte den Eltern eine Flut geistiger Erkenntnisse vermittelt. Seither war er für sie
nicht mehr 'tot', sondern wie neu geboren, und ein tiefes, segensreiches Glück wurde ihnen allen
zuteil. Es schien beinahe so, als wäre er von ihnen weggenommen worden, um als Tröster zu ihnen
zurückzukehren. Sein Kommen bedeutete für sie eine geistige Einweihung, eine Offenbarung von
etwas, das ewig ist in des Menschen Seele. Jahrelanges Predigen und Belehren könnte diese Art
der Erleuchtung niemals bringen. Sie kommt als Resultat einer tiefgründenden Erfahrung, die das
Wirken einer allmächtigen und allweisen Liebe aufzeigt, die sich um jede individuelle Seele
kümmert. Sagt Jesus nicht: 'Zwei Sperlinge verkauft man für einen Pfennig und dennoch fällt kei-
ner vom Dach, ohne daß es euer Vater wüßte. Sogar die Haare auf eurem Haupt sind gezählt.'
23 Damit meint sie ihre Hellsichtigkeit.
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Ich entsinne mich einer Frau, die zu mir gekommen war, nachdem sie ihren Mann verloren hatte.
Ihr Schmerz und ihre Trauer waren mitleiderregend, denn sie machte sich Vorwürfe, daß sie ihn
während ihres gemeinsamen Lebens vernachlässigt hatte. Sie dachte ständig an verschiedene Epi-
soden während seiner letzten Krankheit und konnte es weder glauben noch annehmen, daß die Zeit
für ihren Mann gekommen war, eine erweiterte Tätigkeit in einer glücklicheren Lebenssphäre an-
zutreten. Während unserer ersten Zusammenkunft war sie untröstlich, und wenig konnte ich tun,
so dicht war sie in Schmerz und Selbstmitleid eingehüllt. Ich sagte ihr, daß ihre Gemütsverfassung
jeglichen Trost von Seiten ihres Mannes verunmöglichen und die subtilen Schwingungen, welche
ein Teil der geistigen Welt seien, könnten ihre Dunkelheit nicht durchdringen. Schmerz und
Selbstmitleid, die für gewöhnlich bei einem Tod so überhand nehmen, stürzen nicht nur die Trau-
ernden in Verzweiflung, sondern vereiteln jeden Versuch einer Annäherung aus den jenseitigen
Sphären, wo ihre Lieben glücklich und gesünder sind, als je zuvor.
Als ich diese Dinge der unglückliche Witwe erklärte, wurde sie allmählich ruhiger, und der Nebel
um sie begann sich aufzulösen. Dann sah ich nahe bei ihr die geistige Gestalt ihres Mannes. Lang-
sam überzeugte er sie durch meine Vermittlung von seiner Existenz, durch seine Art des Redens,
seiner Gedanken und Gebärden, indem er ihr viele Einzelheiten aus ihrem gemeinsamen Leben in
Erinnerung rief. So bewies er ihr seine Identität, und allmählich glaubte sie, daß er noch immer le-
be und war sehr getröstet. Seine Beweise sind zu persönlich, um hier wiedergegeben zu werden,
doch schrieb sie mir: 'Heute nacht träumte ich von meinem Mann. Er nahm meine Hand und
drückte sie. Ich fühlte es ganz deutlich, ehe ich erwachte. Das war ein außerordentlich tröstlicher
Traum, er preßte meine Hand so warm und liebevoll. Ein anderes Mal schlief ich ein, während ich
einen Brief schrieb und träumte von ihm. Er sagte, er hätte mir sechs Botschaften gesandt, von de-
nen ich aber nur zwei erhielt.'
Später schrieb sie mir: 'Ich hatte wieder das Glück, mehrere Male von meinem Mann zu träumen,
und jedesmal sah ich ihn ganz deutlich. Ich sehne mich jetzt mehr denn je nach einer neuen Gele-
genheit, ihm vermehrte Sympathie und Liebe zu zeigen.'
Der Kontakt zwischen den Lebenden und den 'Toten' wird, so glaube ich, zuerst auf einer höheren
Ebene vorbereitet. Ferner bin ich davon überzeugt, daß in der geistigen Welt eine exakt genau
arbeitende Organisation besteht, mit deren Hilfe in Sympathie verbundene Freunde auf beiden
Seiten des Schleiers miteinander in Verbindung gebracht werden können. Das will besagen, daß
im Jenseits Wesen vorhanden sind, die für diesen speziellen Dienst bereit stehen, um Freunde, die
der Tod getrennt hat, zusammenzubringen, wenn die Bereitschaft hierfür existiert und sie die Mög-
lichkeit zu einer solchen Kommunikation anerkennen. Dann kann die Verbindung durch die
Kenntnisse dieser Helfer hergestellt werden. Es handelt sich hierbei um die Geistigen Gesetze des
'In-Einklang-Bringens', die von Uneingeweihten nicht voll verstanden und gewürdigt werden. Es
ist nicht so, daß hier Geister zitiert werden. Vielmehr suchen sie uns, wenn dies zum Wohl aller
beiträgt, und sie geben sich unendliche Mühe, die Kluft zu überbrücken.
Diejenigen, die uns vorangegangen sind, kommen von den Reichen des Lichtes zu uns zurück, weil
sie uns lieben. Es muß aber zugleich gesagt sein, daß es andere Geister gibt, die von dieser Welt in
einem Zustand der Finsternis, der Schwere und ohne Liebe weggegangen sind, weil ihre Herzen in
Selbstsucht, Habsucht und Begierden verstrickt waren. Diese können nicht in ein Reich von Har-
monie und Schönheit eingehen. Trotzdem finden sie Verständnis und Freundlichkeit, sobald sie
Hilfe suchen. Diejenigen hingegen, die auf Erden einfach lebten und ihre Mitmenschen liebten,
werden in einer Welt von großer Schönheit bald Gefährten finden. Sodann werden sie mit Wesen
größerer geistiger Macht und Erleuchtung in Kontakt gebracht, die sie über die neuen Wege des
Lebens belehren.
Ich habe diese Beispiele aus vielen tausenden von Fällen ausgesucht. Alle waren trauernde Hinter-
bliebene, die von der geistigen Welt her aufgesucht wurden, um Beweise zu erhalten, daß ihre Lie-
ben nach dem Tode weiterleben. Mein eigenes Wirken dauert nunmehr 60 Jahre, doch ich arbeite
nicht allein. Mein innig geliebter geistiger Führer, der unter dem Pseudonym 'White Eagle' be-
kannt ist, hilft mir und leitet mich. In sehr vielen Fällen hat er nicht nur praktische Beweise über
das Leben nach dem Tode gebracht, sondern zeigte auch außerordentliche Kenntnisse, wie jene in
der geistigen Welt zu finden sind, die durch den Tod von ihren Freunden getrennt wurden und mit
ihnen wieder zusammengebracht werden können."
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In dem folgenden Beispiel kommt ein verstorbener Sohn mit seiner untröstlichen Mutter ohne Vermitt-
lung eines Mediums in direkte Verbindung und kann ihr dadurch aus ihrem großen Kummer heraus-
helfen. Die betroffene Frau W. hat mir ihren Fall mit eigenen Worten im Januar 1987 folgendermaßen
beschrieben:
"Am 13. Juli 1985 starb mein Sohn Markus an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Ich erfuhr es am
Telephon durch die Mutter seines Freundes, mit dessen Motorrad der Unfall geschah. Es war
furchtbar! Ich durfte ihn nicht mehr sehen, weil seine Kopfverletzungen zu schwer waren.
Am Tage der Beerdigung wollte ich alleine ins Leichenhaus. Ich wollte Abschied nehmen von
ihm. Alle hatten Angst, daß ich zusammenbrechen würde, deshalb ging meine älteste Tochter
Christine mit. Als ich am Sarge stand, war ich auf einmal ganz ruhig. Es war, als ob mein Sohn
neben mir stand und mich beruhigte. Er streichelte mich und sagte immer wieder:
'Sei doch ruhig, Mutterle, reg dich nicht auf!'
Er war ganz nahe bei mir. Ich spürte seine Gegenwart. Ich war so ruhig, wie die ganzen Tage zu-
vor nicht. Meine Tochter war ganz erstaunt darüber und erzählte es zu Hause meinen Angehöri-
gen. Ich muß dazu sagen, daß ich die Stimme von Markus nicht laut hörte, sondern nur ahnte und
irgendwie spürte, daß er mit mir sprach.
Es kamen furchtbare Tage und Wochen. Trotz allem hatte ich immer das Gefühl, als ob mein Sohn
ganz nahe bei mir war. Ich spürte einfach seine Gegenwart. Ein paarmal war ich völlig ver-
zweifelt. Dann kam es vor, daß mich plötzlich Freunde von ihm besuchten. Wie sprachen dann
über Markus, über die Streiche, die sie zusammen gemacht hatten. Danach wurde ich wieder ruhi-
ger. Es kam mir dabei immer so vor, als ob Markus sie geschickt hätte. Ich machte mich selbst
ganz kaputt, weil ich ununterbrochen Schuldgefühle hatte. Jedes böse Wort und jede kleine Mei-
nungsverschiedenheit, die es wahrscheinlich bei jedem heranwachsenden Jungen ab und zu gibt,
waren für mich auf einmal ein Drama. Ich suchte immer nach Fehlern, die ich meiner Ansicht nach
gemacht hatte. Ich glaubte, ich hätte noch viel mehr für ihn tun sollen. Alle aus meiner Umgebung
sagten zwar, daß ich mich nur selber kaputtmache und noch dazu ohne Grund, denn wir hatten
immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander.
Dann ereignete sich ein Vorfall, den ich niemals vergessen werde. Es war ein dreiviertel Jahr nach
seinem Tod. Ich war an dem Tag wieder total am Boden. Ich lief in der Wohnung umher und
weinte und sprach laut vor mich hin. Immer wieder machte ich mir Vorwürfe, daß ich manchmal
vielleicht nicht gerecht zu ihm gewesen sei oder daß ich ihm noch mehr hätte geben müssen. Auf
jeden Fall war ich mal wieder völlig verzweifelt. Ich ging dann ins Bad und fing an, die Waschbe-
cken zu putzen. Dabei redete und weinte ich laut vor mich hin. Auf einmal, es war, wie wenn er
ganz nahe bei mir stände, fiel er mir laut und sehr ärgerlich ins Wort. Er sagte:
'Jetzt hör endlich mal auf damit. Glaubst du, daß ich dir nach einem dreiviertel Jahr
nicht schon längst alles verziehen hätte? Es wird alles gut.'
Dann war er still. Ich stand da wie gelähmt und starrte in den Spiegel. Ich weiß noch genau, daß
die Stimme in oder neben meinem Körper auf der linken Seite sprach. Auf jeden Fall ganz nahe,
fast so, als wenn er in meiner linken Körperhälfte gesprochen hätte.
Ich war ganz ruhig geworden. Mir wurde auf einmal bewußt, daß er noch genau so traurig und är-
gerlich wird wie zu Lebzeiten, wenn ich um ihn weinte und mir Vorwürfe machte, die überhaupt
nicht gerechtfertigt waren. Als er noch lebte, wollte ich ja auch nur sein Bestes. Ich denke immer
daran, wenn ich wieder anfange zu trauern und hoffe, daß er jetzt mit mir zufrieden ist. Ich werde
ihn trotzdem nie vergessen."
Auf Seite 16 dieses Buches habe ich bereits ausführlich über den britischen Journalisten William T.
Stead berichtet, der bei dem Untergang der Titanic ums Leben kam. Er äußerte sich nach seinem Tode
durch seine medial veranlagte Tochter auch über die Schwierigkeiten bei der Durchgabe seiner ersten
Botschaften. Er spürte den Kummer seiner Angehörigen, fühlte sich durch ihre Trauer behindert und
war froh, sich zunächst bei fremden Menschen kundgeben zu können. Er sagt (22, S. 48):
"Ich kam, wie gesagt, sehr häufig und versuchte, auf verschiedenen Wegen meine Botschaften
nach Hause zu senden. Teils gelang es mir, teils nicht. Man ist hier drüben für den Erfolg oder
Mißerfolg der Verständigung mitverantwortlich. Es hängt sehr viel von der Arbeit der Jenseitigen
ab. So oft ich Erfolg hatte, half ich auch anderen. Ging es mir fehl, bat ich selbst um Hilfe und er-
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hielt sie, vor allem auch deshalb, weil ich schon auf Erden sehr viel Zeit dem Studium der
Jenseitswissenschaft geopfert hatte.
Ich möchte nun erzählen, wie ich meine ersten Botschaften durchbekam und woran ich feststellen
konnte, daß ich erfolgreich war. Wir hatten alles Notwendige gelernt, das zum engeren Kontakt-
schluß mit der Erde erforderlich war. Natürlich war ich allein dazu nicht in der Lage und hatte
deshalb einen Helfer, den ich hier 'Beamten' nenne. Er begleitete mich bei meinem ersten Versuch.
Wir begaben uns also zur Erde. In dem Zimmer, das wir aufsuchten, befanden sich noch zwei oder
drei Leute, die sich erregt über das schreckliche Unglück des Unterganges der 'Titanic' und die
unwahrscheinlich anmutende Tatsache unterhielten, daß eine Anzahl Menschen gerettet worden
war. Dann hielten sie eine spiritistische Sitzung ab, und der Beamte zeigte mir, wie ich mich
bemerkbar machen könne. Die dazu notwendige Macht ist der konzentrierte Gedanke. Ich mußte
also versuchen, mich in die Anwesenden 'hineinzudenken'. Ich stellte mich mir noch im Fleische
befindlich vor, in der Mitte des Zimmers stehend, während ein starker Lichtstrahl auf mich fällt.
Dieses Bild mußte ich in mir festhalten und mich intensiv darauf konzentrieren: Ich war da, und
die irdischen Anwesenden hatten sich dessen bewußt zu werden!
Anfangs gelang mir das noch nicht, aber nach einigen vergeblichen Versuchen wurde mein eifri-
ges Bemühen vom Erfolg gekrönt Die sensitiven Sitzungsteilnehmer sahen mich tatsächlich! Vor-
erst allerdings nur mein Gesicht. Aber das lag an mir, da ich mir bei dem Bild, das ich imaginativ
von mir erschuf, nur mein Gesicht geistig vor Augen hielt. Ich konzentrierte mich einfach auf das,
was sie am ehesten von mir erkennen würden. Auf die gleiche Weise sandte ich dann eine geistige
Botschaft. Ich stellte mich neben das Medium und konzentrierte mich auf einen kurzen Satz, den
ich wiederholt langsam und betont vor mich hin sprach. Das praktizierte ich unter ständiger inten-
siver Konzentration solange, bis das Medium den Satz teilweise aussprach. Daran konnte ich also
erkennen, daß ich endlich Erfolg hatte, und ich muß bekennen, daß es mir relativ leicht fiel. Nun,
ich kannte ja genau die Eigenarten der an der Sitzung beteiligten Menschen und die Bedingungen
im Séanceraum. Viele jedoch, die kein so umfangreiches 'Fachwissen' von ihrem Erdenleben mit-
brachten, konnten beim ersten Versuch keinerlei Eindruck bei den Séanceteilneh-mern hinterlas-
sen.
Bei dieser eben beschriebenen Sitzung war keiner meiner irdischen Familienangehörigen zugegen.
Sie hätten mir zu jener Zeit auch wahrscheinlich jede Verbindung unmöglich gemacht, da ich ihren
Kummer um meinen plötzlichen Tod sehr stark mitfühlte und deshalb nicht fähig gewesen wäre,
mich ganz objektiv auf die Verbindung zu konzentrieren. Hier war mir das möglich - die ganze
Atmosphäre war unpersönlich, und nichts wirkte ablenkend. Es war sehr vorteilhaft für die weitere
Entwicklung, daß dieser erste Versuch nur eine Probe darstellte, um zu zeigen, ob es mir gelingen
würde, bei mir zu Hause durchzudringen."
Stead läßt sich nun noch weiter über die Kraft der Gedanken aus und berichtet:
"Bei ihrem Bemühen, eine beweiskräftige Form der Verbindung zwischen Erde und Jenseits zu er-
reichen, haben die Menschen ihr Hauptaugenmerk immer auf die Möglichkeit der Wiederkehr
bzw. Rematerialisation der verstorbenen Persönlichkeit gerichtet. Es fällt ihnen zumeist sehr
schwer, jede andere, noch so zwingende Beweise vermittelnde Methode der Manifestation jensei-
tiger Intelligenzen zu akzeptieren. Diese vorgefaßte Meinung läßt sie sehr häufig den hervorragen-
den Wert direkter Gedankenverbindung - die sehr viel persönlicher und von äußeren Umständen
unabhängiger ist, als andere Formen - verkennen oder gar geringschätzen. Diese spezifische Form
der Jenseitsverbindung schaltet aber eine ganze Reihe wesentlicher Fehlerquellen von vornherein
aus, wie zum Beispiel die Verfärbung der Botschaft durch das Bewußtsein eines fremden Medi-
ums oder anderer Sitzungsteilnehmer mit all ihren geistigen Gegensätzen und persönlichen Vorur-
teilen.
Die persönliche Gedankenvermittlung oder -Übertragung ist eine viel wirksamere, besonders un-
mittelbare und eindrucksvolle Art der Verbindung, als von der Mehrheit der gläubigen Spiritisten
gemeinhin angenommen wird. Konzentrierst du dich auf den Geist irgendeiner abgeschiedenen
Person, so entwickelst du eine lebendige aktive Kraft, die wie eine elektrische Schwingung den
Raum durchstößt. Nie wird sie ihr Ziel verfehlen. Richtest du deinen Gedankenstrahl an ein
bestimmtes Wesen in der jenseitigen Welt, wird es sich unmittelbar dieser Kraft bewußt und wird
deine Gedanken aufnehmen. Alle im Jenseits Lebenden sind ungleich viel sensitiver als die Er-
denmenschen. Wird also ein zielgerichteter Gedanke an uns abgesandt, wirkt er wie ein tatsächli-
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cher Telefonanruf, und wir sind praktisch immer in der Lage, mit der sendenden Person in Kontakt
zu treten.
Befinden wir uns räumlich in der Nähe einer irdischen Person, sind wir fähig, uns ihrem Zustand
weitgehend anzupassen und sie dann mit unseren Gefühlen und Gedanken zu beeindrucken.
Höchst selten allerdings wird die betreffende Person unseren Einfluß als solchen erkennen, son-
dern vielmehr die auf sie einströmenden Ideen und Vorstellungen als eigene Produktion oder viel-
leicht als Halluzinationen betrachten. Nichtsdestoweniger wird der Erkennende überrascht sein
von der Fülle an Informationen und geistigen Hilfen, die man auf diesem Wege empfangen kann.
Das ist nun nicht nur auf diejenigen, die an die Realität dieser Beeinflussung aus dem Jenseits
glauben, anwendbar. Jeder, der einige Augenblicke ruhig sitzt und seine Gedanken zu einem lie-
ben 'Verstorbenen' schweifen läßt, kann dessen Geist dadurch anziehen. Mag er sich dann seiner
Anwesenheit bewußt werden oder nicht, seine Gegenwart ist Tatsache.
Wären sich die Erdenmenschen über die Wirkungen ihrer auf eine bestimmte jenseitige Person ge-
richteten Gedanken im klaren, würden sie diese weit mehr als bisher unter strenger Kontrolle hal-
ten. Es gibt sehr viele Möglichkeiten der Gedankenhaltung, und jeder einzelne Gedanke, gleich
welcher Tendenz, wird hier genauestens registriert. Viele dieser Gedanken üben eine effektive
Wirkung auf das betroffene jenseitige Wesen aus, aber, abgesehen davon, fällt die Wirkung jedes
Gedankens letztlich auf ihren Urheber selbst zurück.
Wenn ich hier behaupte, daß alle Gedanken registriert werden, dürfte das für euch unverständlich
oder sogar unglaublich erscheinen. Ich möchte deshalb die Bezeichnung 'alle Gedanken', die nicht
ganz zutreffend ist, präziser definieren. An Stelle 'alle Gedanken' müßte man richtiger sagen 'alle
bewußten Gedanken'. Darunter sind alle aktiven - positiven oder negativen - Gedanken, aber nicht
die trivialen Gewohnheitsgedanken des Alltages zu verstehen. Die rein persönlichen Gedanken
sind dabei, wie schon gesagt, solange bedeutungslos, als sie sich nicht zu einer behindernden und
damit zerstörenden Breite auswachsen.
Da es viele Menschen einfach für unmöglich halten, daß alle ihre bewußten oder 'direkten' Gedan-
ken registriert werden und bei der angesprochenen Person oder Sache konkrete Wirkungen auslö-
sen können, um schließlich auf den Auslösenden selbst zurückzufallen, möchte ich noch einmal
mit Nachdruck feststellen: Glauben sie mir, es ist eine Tatsache!
Ihr spürt doch selbst ganz deutlich den Einfluß der Ausstrahlung einer Person, die extrem unglück-
licher oder glücklicher und zufrieden heiterer Stimmung ist. Diese Wirkung wird durch eine ent-
sprechend der geistigen Verfassung verlangsamte oder erhöhte Schwingungskraft der
betreffenden Persönlichkeit verursacht. Ihr empfindet also die besonders starken Ströme der
Niedergeschlagenheit oder Freude. In sich sind die beiden genannten Extreme von gleich großer
Strömungs- oder Strahlkraft. Auf die Menschen aber, die ihrer Wirkung ausgesetzt werden, wirken
sie individuell verschieden. Die Außenstehenden selbst werden sich der Rückwirkung ihrer Ge-
dankenkräfte auf ihr eigenes Ich meist nicht bewußt. Trotzdem ist sie in jedem Falle mehr oder
weniger stark vorhanden und bleibt dem Gemüt der Betreffenden noch lange nachher stark einge-
prägt.
Hier im Jenseits angelangt, müssen die ganzen 'seelischen Aufzeichnungen' noch einmal bewußt
von ihrem Träger selbst erfaßt und einzeln durchgearbeitet werden. Kein Richter in Robe und Pe-
rücke veranlaßt und überwacht diesen Vorgang, sondern das eigene individuelle Ich. Wir bringen
also ein deutliches, vollkommenes oder absolutes Erinnerungsvermögen an unser irdisches Leben
ins Jenseits mit24. Gemäß der Beschaffenheit unserer individuellen Gedanken-Aufzeichnung er-
langen wir hier im Jenseits einen Zustand der Trauer, des Glücks, Unglücks, der Verzweiflung
oder inneren Befriedigung. Hier beginnt ein Verlangen in uns sich zu verbreiten, alles auf Erden
durch uns verursachte Unrecht und Leid gutzumachen und auszugleichen, was wir auf Erden
durch unbewußte oder bewußte falsche Gedankenhaltung verschuldet haben. Deshalb sage ich
nochmals, daß es nicht nur empfehlenswert, sondern in höchstem Maße notwendig ist, schon auf
Erden seine Gedanken unter strenger Kontrolle und sich selbst im Zaum zu halten. Es ist sehr vor-
teilhaft in Hinsicht auf die zukünftige Entwicklung eines jeden Menschen, sich diesen Rat zu Her-
24 Das kann sich aber nur auf Menschen bzw. Verstorbene einer bestimmten Entwicklungsstufe beziehen, der auch
Stead angehört und für die er seine Erfahrungen hat, denn wir haben zahlreiche Berichte über Verstorbene, die
nach ihrem Tod mehr oder weniger lange Zeit geistig weitgehend umnachtet sind und oft nicht einmal mehr ihren ir-
dischen Familiennamen und ihr Geburtsdatum wissen.
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zen zu nehmen und danach zu handeln, auch wenn man im Erdenleben die Tragweite dieser Dinge
noch nicht zu erfassen vermag.
Ich wünschte, daß ein jeder sich die möglichen Resultate seiner gedanklichen und materiellen
Handlungen klar vor Augen hielte - das Unglück, das er anderen bereitet und vor allem die schwe-
re Gewissensnot, die sein Handeln ihm selbst im Jenseits verursacht, wenn er die ganzen Zusam-
menhänge klar übersieht.
Vergeßt also nie, daß eurer Geist einer Vorratskammer gleicht, die alles Geschehene für euer jen-
seitiges Leben aufbewahrt. Alles, was euch im nachtodlichen Leben widerfährt, ist eine direkte
Folge davon, inwieweit ihr eure Gedanken und niederen materiellen Triebe beherrschen lerntet.
Notwendig für euer zukünftiges Glück ist es, Geist und Seele über den Körper und die Materie
herrschen zu lassen. Es liegt bei euch, zu entscheiden, ob euch das möglich ist.
Wenn du bereit bist, für all deine Handlungen im Jenseits die Rechnung zu bezahlen, dann fahre
ruhig in gewohnter Weise fort. Sei aber sicher, daß dir hier kein weiterer Kredit gegeben wird. Du
mußt bezahlen! Wenn du aber nur halb so praktisch denkst, als jeder von euch zu denken glaubt,
dann wirst du meinem Rat folgen und dein seelisch-geistiges Leben über das materielle Herr sein
lassen. Es wird dich sicher und freudvoll geleiten, auch wenn du vielleicht der Meinung bist, daß
das zu religiöser Askese führen müsse. Diese Vorstellung ist aber falsch. Die Entfaltung deines
seelischen und geistigen Lebens erschließt dir ein Dasein köstlicher Freude schon auf Erden, aber
es hält dich im Zaume und vermag dich zu bremsen, wo fleischlicher Trieb dich zu Handlungen
treibt, die im Jenseits teuer und bitter zu bezahlen sind."
Der Engländer James Lees (1849 - 1931), der viele Jahrzehnte als Sprech- und Materialisationsmedi-
um wirkte, berichtet in seinem Buch: "Die Reise in die Unsterblichkeit" ein Gespräch zwischen zwei
Verstorbenen. Der eine erzählt über den Zustand nach dem Tode (12, Bd. I, S.49):
"So werden beispielsweise viele, lange nachdem der Einfluß des Körpers überwunden ist, dadurch
in seelischen Fesseln gehalten, daß ihre Lieben auf der Erde um sie trauern."
"Wie ist das möglich?"
"Ich sagte dir schon, daß Liebe die größte Kraft ist, die wir kennen. Die Seele unterliegt ihrem Ein-
fluß, sobald sie den Körper verläßt. Der Kummer der Hinterbliebenen auf Erden hat daher einen
starken Einfluß auf die vom Körper gelöste Seele, er ist wie ein Anker, der ihren Geist an die Erde
fesselt. Es bereitet uns manchmal große Schwierigkeiten, diesen schädlichen Einflüssen entgegen-
zuwirken. Die Zurückgebliebenen würden sich ganz gewiß weniger haltlos dem Schmerz hinge-
ben, könnten, sie nur einmal Zeuge davon sein, welche Wirkung er auf den Hinübergegangenen
ausübt."
Manchmal ist es auch tiefste Not der zurückgelassenen Angehörigen, die Verstorbene dazu bringt,
wieder zur Erde zurückzukehren, sich medial mitzuteilen und Hilfe für die Angehörigen zu erbitten.
Eine solche Begebenheit geschah in dem Kreis um die bereits auf Seite 67 erwähnte Grazerin Maria
Silbert. Der Ingenieur Rudolf Sekanek schreibt in seinem Buch (21, S. 84):
"Dr. Gangl und Frau Felser-Schuller berichten uns folgenden Fall: In der Sitzung vom 15. Mai
1917 meldete sich der Geist eines gefallenen Soldaten und bat um Hilfe. Leutnant Rittmann (der
am 12. 07. 1950 in Innsbruck verstorbene Arzt Professor Dr. Rudolf Rittmann) befragte diesen,
und am Ende seines Interviews hatte er sich folgendes notiert Johann Haas aus Rottenman - Soldat
- gefallen in Rußland - erfleht für seine hinterlassene Frau mit acht Kindern Hilfe - diese seien in
größter Not, dem Verhungern nahe. -
Rittmann ging der Sache nach, und schließlich bescheinigte ihm das Gemeindeamt Rottenmann im
Bezirk Murau die Identität seiner Angaben.
Er schrieb am 19. Juni dorthin und erhielt von der Witwe folgende Antwort:
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'Hedwig Hals in Rottenmann
Rottenmann, am 25.06.1917
Bezirk Murau, Obersteiermark
Hochgeehrtsamen Herrn Rittmann, Rudolf, Graz
Antwortlich Ihres lieben Schreibens von 19. d. M. teile den geehrten Herrn Rittmann
folgendes mit.
Ja bitter traf mich samt Kindern die Kunde vom Tode meines geliebten Mannes. Er
fiel bei Rabarnaska in Rußland am 08. August 1916 durch eine Granate. Mit feuch-
tem Auge erinnere ich mich jeden Tag an den Armen. Er hinterließ eine Witwe mit
fünf Kindern. Es waren acht, sind aber drei gestorben. Mein Mann erhielt nach dem
Tode die kleine silberne Medaille, und ich möchte bittend um Rat fragen, ob ich
keinen Anspruch auf dessen Zulage hätte. Habe eine Keusche (Anmerkg.: kleines
Bauernhaus) mit etwas Gemüse, muß halt trotzdem bereits alles kaufen, ja es ist
wirklich bitter für mich, den Ernährer der Familie verloren zu haben. Aber alles
Trauern ist umsonst, wenn ich nur die Kinder durchbringe so gut es geht, aber hof-
fen können sie von mir nie etwas. Drei Kinder sind unversorgt, die zwei älteren ste-
hen im Dienste meiner Verwandten. Sollte es vielleicht eine Möglichkeit geben,
durch ihre Mühe und Güte von irgend einer Seite eine weitere Unterstützung zu er-
halten. Ich wäre Ihnen freilich ewig dankbar. Ich bin halt für so etwas zu wenig, um
den rechten Weg zu finden.
Meine Bitte auf das untertänigste wiederholend, schließe ich mit aller Hochachtung
ergebenst
Hedwig Haas.'
Es war ein eingeschriebener Brief mit der Aufgabenummer: Murau 754. Da Leutnant Rittmann
wieder ins Feld mußte, übergab er die Angelegenheit dem Professor Walter. Dieser nahm sich nun
der armen Witwe an, machte die nötigen Gesuche an die Behörden und hatte Erfolg. In einem
Brief von 19. 08. 1917 bedankte sich die Witwe:
'Euer Wohlgeboren!
Teile untertänigst mit, daß Ihr wertes Ansuchen mit Erfolg begleitet war und spreche
Ihnen und Herrn Leutnant Rittmann meinen tausendfachen Dank aus, in meinem
Namen und im Namen meiner Kinder. 50 Kronen wurden mir vom Kuratorium des
Steiermärkischen Witwen Kriegsschatz zuerkannt. Bitte vielmals um Bekanntgabe
der Adresse des Herrn Lt. Rittmann, daß ich ihm den schuldigen Dank schreiben
kann.
Hochachtungsvoll und freundlich grüßend
dankschuldige Witwe Hedwig Haas.'
Einen gleichartigen Fall berichtet der bereits auf Seite 3 erwähnte Dr. Bernhard Cyriax mit folgenden
Worten (3, S. 24):
"In Boston werden in dem Lokal des 'Banner of Light' (Eine spiritistische Zeitschrift ) dreimal wöchent-
lich Sitzungen gehalten, um irgend welchen Geistern, die den Wunsch hegen, sich den Hinterblie-
benen mitzuteilen, Gelegenheit dazu zu geben, indem sie durch das 'personifizierende Medium' ih-
re Wünsche mündlich mitteilen. Dieselben werden stenographisch niedergeschrieben und dann im
'Banner' veröffent-licht.
Es war im Jahre 1864, als an einem Freitagnachmittag durch das Medium (damals noch Mrs.
Conant) sich der Geist einer an Schwindsucht gestorbenen Irländerin manifestierte und mitteilte,
daß sie sich so furchtbar unglücklich fühle, da ihre beiden hinterlassenen Kinder, acht bzw. zehn
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Jahre alt, schrecklich zu leiden hätten. Sie gab an, daß sie in einer elenden Wohnung, in einer
Sackgasse in Albany, im Staate New York, gestorben sei und daß von den Behörden das eine der
Kinder an eine Familie in der Stadt Albany, das andere aber an einen Farmer in der Nähe der Stadt
in Pflege gegeben worden sei. Das eine Kind werde zum Betteln angehalten und müsse fast ver-
hungern, das andere aber werden tyrannisch behandelt und wegen der geringsten Kleinigkeit grau-
sam geschlagen. Die Frau gab Daten und Wohnungen ganz genau an, und unter herzzerreißendem
Wehklagen ersuchte sie den Vorsitzenden, an einen gewissen Dr. Andrews in Albany zu schreiben,
der sie in den letzten Wochen ihrer Krankheit behandelt habe und sehr menschenfreundlich sei, um
ihn zu bitten, sich der Kinder anzunehmen.
Diesem Wunsche gemäß wurde am Sonnabend ein Brief, alle Einzelheiten enthaltend, an Dr.
Andrews, dessen Adresse vom Geiste angegeben war, gesandt. In der Sitzung am Dienstagnach-
mittag manifestierte sich die Irländerin wieder, ganz glücklich, und teilte mit, daß sie sich jetzt ru-
hig und glücklich fühle, da der Doktor ihrem Wunsche nachgekommen sei und ihre Kinder aus
den Händen ihrer Peiniger befreit hätte. Sie wußte gar nicht, wie sie ihren Dank für die bereitwil-
lige Hilfe aussprechen sollte und flehte die Gnade des Himmels an, die Vermittler zu
segnen. Am Donnerstag kam ein Brief von Dr. Andrews an, in welchem dieser mitteilte, daß er, so
sonderbar ihm auch die Sache vorgekommen sei (er war damals kein Spiritualist), sich doch sofort
mit Hilfe der Polizei auf die Suche begeben habe, da die Tatsachen richtig angegeben gewesen wä-
ren. Er habe auch die Kinder gefunden, und es seien alle Angaben der verstorbenen Mutter richtig
gewesen. Für die Kinder habe er gesorgt, bitte aber um Aufklärung, wie der Redakteur des Banner
alle diese Einzelheiten, die sich doch alle als wahr herausgestellt hätten, habe in Erfahrung bringen
können.
Man teilte dem Doktor nun alle Einzelheiten mit und forderte ihn auf, sich mit dem Spiritualismus
zu beschäftigen, die Tatsachen zu untersuchen und die Philosophie desselben zu studieren. Diese
Tatsachen wurden natürlich im 'Banner of Light' veröffentlicht; Dr. Andrews aber beschrieb noch
in dem 'Albany Argus' die ganzen Vorgänge genau und sagte am Schluß seiner Abhandlung, daß er
nach solchen Tatsachen nicht länger daran zweifeln könne, daß wirklich Geister der Verstorbenen
sich mitteilen und ihre Wünsche kundgeben könnten. Er war von da an ein überzeugter Spiritua-
list.
Und Dr. Andrews hatte recht. Wer nach solchen Tatsachen nicht von der Wirklichkeit einer per-
sönlichen Fortdauer nach dem Tode und der Interkommunikation beider Daseinsstufen überzeugt
wird, der wird nie ein Spiritualist werden. Man bedenke, daß von Boston nach Albany es zur dama-
ligen Zeit 14 bis 15 Stunden auf der Eisenbahn zu fahren war, und daß also ein Brief, der von Bos-
ton am Sonnabend abgeschickt wurde, erst am Sonntag in die Hände des Doktors kommen konnte.
Nach eigener Angabe des Doktors machte es viel Mühe, die Wohnung der Leute aufzufinden, die
das eine Kind übernommen hatten, und da dasselbe außer dem Hause war, so konnte er es erst
Montagabend zu sich nehmen. Am Dienstag früh fuhr er auf die Farm und holte sich das andere
Kind, und nachmittags schrieb er den Brief, welcher am Donnerstag in die Hände des Redakteurs
Luther Colby gelangte. Wenn also die ganze Geschichte nicht vorher zwischen Herrn Colby und
Dr. Andrews abgekartet war, um Humbug zu treiben (was schon dadurch widerlegt wird, daß der
Doktor kein Spiritualist war), so bleibt keine andere Erklärung übrig, als die, daß wirklich der
Geist der Irländerin sich in Boston durch das Medium manifestierte. Wenn man im Stande wäre,
mit einem Schwamme alle bisher bekannten Facta des Spiritualismus aus dem Gedächtnis der
Menschen zu verwischen, so könnte man aus der oben geschilderten Manifestation ganz allein das
Gebäude des Spiritualismus wieder aufrichten."
Welche Folgerungen lassen sich aus den vorgetragenen Berichten ziehen, wenn man sie als Tatsachen
und nicht als Erfindung ansieht? - Die menschliche Persönlichkeit besteht offenbar über den Tod hin-
aus weiter. Für sie fängt mit Beendigung des irdischen Lebens ein neuer Lebensabschnitt an in einer
anders aufgebauten und für uns jetzt nicht zugänglichen Welt. Es beginnt eine neue Entwick-
lungsstufe, ein neuer Ausbildungsabschnitt. Der Hinübergegangene wirft damit aber nicht sofort alle
Empfindungen für sein bisheriges Leben und seine zurückgelassenen Verwandten ab. Er spürt in ge-
wissem Maße ihre Gedanken, empfindet ihre Trauer und fühlt sich, wenn diese übermäßig ist,
niedergedrückt und zur Erde zurückgezogen.
Wie sollen sich nun Trauernde beim Tode naher Angehöriger verhalten?
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Man kann ihnen nur raten, alle Gedanken der Verzweiflung zu unterdrücken, dagegen in Liebe und
Zuneigung an den Verstorbenen zu denken und ihm alles Gute für seinen weiteren Lebensweg zu
wünschen. Insbesondere sollten sie im Gebet die Bitte an Gott richten, er möge sich des Verstorbenen
annehmen, ihm Begleiter und Helfer für seinen weiteren Lebensweg senden und dem Bittenden nach
dem eigenen irdischen Tod ein Wiedersehen mit dem Verstorbenen ermöglichen. Durch eine eigene
entsprechende Lebensführung möge man dazu die Voraussetzungen schaffen.
Abzuraten ist von allen Praktiken, durch die man gewollt mit dem Verstorbenen wieder in unmittelba-
re Verbindung treten möchte, durch die man ihn mit Nachdruck herbeirufen will. Dadurch zieht man
ihn wieder von seiner neuen Lebensaufgabe ab und behindert ihn in seinem Fortkommen.
Dazu ein Beispiel: Im Juli 1979 nahm ein Ehepaar Verbindung mit mir auf, das im Mai jenes Jahres
einen Sohn im Alter von 13 Jahren durch einen tragischen Unfall verloren hatte. Die Mutter war
untröstlich darüber und hoffte durch mich, eine unmittelbare Verbindung zu diesem Kind zu bekom-
men. Die Eltern nahmen dann auch einige Male an Zusammenkünften des schon mehrfach erwähnten
medialen Kreises teil. Sie konnten dabei aber nicht unmittelbar mit ihrem Sohn sprechen, sondern
wurden von den Kontrollgeistern auf das Gebet für ihn hingewiesen. Ich riet der Mutter unter Bezug
auf die hier vorgetragenen Gründe auch dringend davon ab, nun anderswo eine Verbindung mit ihrem
verstorbenen Kind zu suchen. Sie ließ sich dadurch aber nicht beeindrucken.
Da sie bei mir keinen Erfolg hatte, versuchte sie, durch ein Tonbandgerät mit Hilfe des sogenannten
Stimmenphänomens Verbindung zu ihrem Sohn zu bekommen. Mehrmals täglich rief sie in der Folge-
zeit ihren Sohn in seinem früheren Zimmer laut an und fragte ihn, wie es ihm gehe, was er gerade ma-
che und ob er noch an sie denke. Sie hoffte dann, auf dem laufenden Tonbandgerät eine Antwort von
ihm zu erhalten. Sie spielte mir nach einiger Zeit die aufgenommenen Geräusche vor, die für mich
zwar unverständlich waren, die sie aber ganz konkret zu deuten wußte.
Ich habe dieser Mutter dann sehr ernsthaft ins Gewissen geredet, sie beschworen, doch davon abzulas-
sen, ständig ihren Sohn anzurufen und habe ihr vorgestellt, daß der unverhoffte Tod und das Einleben
in einer anderen Welt für ihn doch sowieso schon schwer genug zu ertragen seien. Sie solle ihm das
Eingewöhnen nicht noch zusätzlich erschweren. Ich hielt ihr vor, was es wohl für Auswirkungen
haben würde, wenn eine Mutter auf Erden ihr Kind, das gerade in die Schule gekommen sei, ständig
während des Unterrichtes besuche, es frage, ob es ihm gut gehe und ob es nichts vermisse. Das könne
doch die Ausbildung des Kindes nur erschweren und den Unterricht nur stören. So ähnlich sei es doch
jetzt auch bei ihrem Kind. Die Mutter hat sich meine Ermahnungen mit verschlossener Miene schwei-
gend angehört. Beeindrucken ließ sie sich dadurch aber nicht. Sie setzte ihre Tonbandversuche für
längere Zeit fort.
Wenn Sie einmal in gleicher Lage sein sollten, handeln Sie bitte anders. Denken Sie nicht so sehr an
sich selbst und ihren eigenen Schmerz, sondern in erster Linie an das weitere Wohlergehen des Ver-
storbenen und seine Empfindungen. Senden Sie ihm alle Gedanken der Liebe und Zuneigung zu,
bitten Sie Gott, daß er ihm Helfer schicken möge, und gestalten Sie Ihr irdisches Leben so, daß Sie
darauf hoffen dürfen, den Verstorbenen nach ihrem eigenen Tod einmal wiedersehen zu können.
Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Gefahren des Jenseitsverkehrs
Wir haben in den vorangegangenen Abschnitten die Berichte jenseitiger Wesenheiten betrachtet, die
mit Hilfe sogenannter Medien auf unsere Erde gelangten. Es handelte sich dabei um einen
Nachrichtenaustausch zwischen zwei Daseinsbereichen durch eine uns geläufige Sprache. Diese ist
auch im täglichen Leben das Mittel der Verständigung. Durch Fragen versuchen wir von anderen
Menschen die Auskünfte zu erhalten, die wir für unseren Lebensablauf benötigen oder die wir gerne
aus Eitelkeit oder Geltungsdrang hören möchten. Daher eignet sich die Sprache, und davon abgeleitet
auch das geschriebene Wort, in hervorragender Weise zur Täuschung des Fragenden, dann nämlich,
wenn man durch eine falsche oder nur halbrichtige Antwort Vorteile für sich erhofft. Von diesem Ver-
fahren wird in der Werbung und in der Politik ausgiebig Gebrauch gemacht. Über Presse Rundfunk
und Fernsehen versuchen die Vertreter dieser Bereiche ihre Mitbürger durch eine gute Mischung von
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Wahrheit, Halbwahrheit und Unwahrheit in die Richtung zu lenken, in welche sie diese haben möch-
ten.
Hier beginnt nun schon auf dieser Erde die große Schwierigkeit, die Wahrheit vom Betruge, von der
Täuschung, unterscheiden zu können. Der einzelne Mensch versucht, wenn er interessiert und
intelligent genug ist, angebotene Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Er überwacht,
ob Versprechungen in Erfüllung gehen. Wenn sie es nicht tun, kann er nachträglich feststellen, daß er
einer Falschinformation zum Opfer gefallen ist und muß für die Zukunft mißtrauischer werden. Wir
Menschen auf dieser Erden können uns aber nie vollkommen dagegen sichern, immer wieder aufs
neue getäuscht zu werden. Wir können ja nicht sämtliche uns zufließenden Nachrichten als Falschin-
formationen abweisen. Wenn wir leben wollen, müssen wir einer Vielzahl von Informationen vertrau-
en. Wir können aber, auch wenn wir intelligent genug sind, nicht immer mit Sicherheit erkennen, wo
geschickte Täuschungen verborgen sind. Erst hinterher, wenn es zu spät ist, sind wir dann schlauer.
Da nun die Bewohner der jenseitigen Welt, die ja überwiegend verstorbene Menschen sind, durch
ihren Tod keine "Heiligen" geworden sind und zunächst noch alle ihre Fehler und Mängel aufweisen,
muß auch bei dem Umgang mit ihnen immer die Möglichkeit einer beabsichtigten Täuschung in Be-
tracht gezogen werden. Für viele erdgebundene Wesenheiten stellt sich doch die Frage, auf welche
Weise sie auf dieser Erde eine andächtige und folgsame Zuhörerschaft erlangen können. Das Mittel
dazu ist, wie die Erfahrung zeigt, sich einen klingenden Titel oder berühmten Namen zuzulegen oder
sich als Engelfürst (Michael ist sehr beliebt) Maria, Christus oder Gott selbst auszugeben. Viele Men-
schen ersterben dann vor Ehrfurcht und wagen keine kritischen Fragen zu stellen oder harte Beweise
zu verlangen. Ausführlich soll dieses Thema in einem nachfolgenden Band "Der Mensch und seine
Bindung an Gott" behandelt werden. Ein Beispiel soll aber schon hier belegen, daß sich im Jenseits-
verkehr der ganze Täuschungsablauf wie bei Menschen auf dieser Erde abspielen kann. Schalten sich
sogar bösartige Geistwesen in den Jenseitsverkehr ein, was auch nicht selten vorkommt, so wird die
Täuschung mit besonderer Raffinesse betrieben.
Das alles muß nicht zwangsläufig eintreten, aber man sollte darauf gefaßt sein und seine Vorsichts-
maßnahmen treffen. Insbesondere darf man nie unsinnigen oder überzogenen Forderungen nach-
kommen, wie z. B. Hab und Gut zu verkaufen und auszuwandern oder einen Platz in einem Raum-
schiff anderer Sternenbewohner zu buchen, weil demnächst unsere Erde untergeht. Als Beispiel für
Täuschung berichte ich auszugsweise die schlechten Erfahrungen, die der Däne Carolsfeld-Krausé in
den Jahren vor 1924 bei seinem medialen Jenseitsverkehr gemacht hat. Dieser Verkehr fand teils in
einer spiritistischen Gruppe statt, teils entwickelte sich bei ihm selbst eine stärkerwerdende Medialität,
die zum medialen Schreiben und Hellhören führte. Bei seiner Verbindung mit den Jenseitigen wurde
er trotz eigenen besten Willens in mannigfacher Weise getäuscht. Er schreibt darüber (2, S. 54):
"Ein Geist läßt die Maske fallen.
Je mehr der Geist Andreas festen Fuß in mir faßte, desto stärker wurde mein Drang, für den Spiri-
tismus zu arbeiten, weshalb ich einer mehrfachen, auch von Andreas auf eine heimliche Anfrage
wiederholten Aufforderung nachkam und mich zum Vorsitzenden des Vereins wählen ließ. Ich
warb für seine Zwecke und führte verschiedene Reformen ein mit dem Ergebnis, daß der Verein
sich rasch vergrößerte und eine ganze Schar Menschen um Andreas und die von ihm in unserem
engeren Kreise empfangenen Verkündigungen sammelte. Von physischen Phänomenen, wie sie
sonst in spiritistischen Vereinen vorzukommen pflegten, merkten wir noch nichts, und wenn wir
gelegentlich fragten, ob wir dergleichen noch sehen würden, so wurde uns bedeutet zu warten, bis
die Zeit erfüllt sei, dann würden uns alle Gaben des Geistes zuteil werden, eine Verheißung, die
sich später im Überfluß erfüllte, soweit die Gaben des Geistes in Phänomenen bestanden.
Zu jener Zeit versuchte ich wieder etwas Automatschrift, und da meldete sich ein Geist mit dem
offenen Eingeständnis, derjenige gewesen zu sein, der mich betrogen hatte, indem er mit meiner
Hand in Andreas Namen schrieb. Er erklärte, er habe im Einverständnis mit Andreas gehandelt
und seinen Namen benutzt, weil ich damals nichts mit anderen Geistern zu tun haben wollte, je-
denfalls ihren Absichten skeptisch gegenüberstand und nur darauf ausging, ein Medium für
Andreas zu werden. Die wohlgemeinte Absicht sei gewesen, mir damit eine ernsthafte Warnung
vor allzu großer Leichtgläubigkeit gegenüber Geistern zu geben, die vielleicht später kommen und
Verhältnisse schaffen würden, die eine wirkliche Gefahr für mich werden könnten. Ich müsse
selber Böses und Gutes erfahren, wenn ich Nutzen haben und mich entwickeln wolle, usw.
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Dieser Geist gab sich so herzensgut und wohlwollend, daß ich alle Bitterkeit fahren ließ und mich
bereit erklärte, mit ihm zusammenzuwirken. Sein Kommen merkte ich immer an einem
eigentümlichen Druck. Er schrieb mit meiner Hand, und nach und nach entwickelte sich eine enge
Freundschaft zwischen uns. Er war die Sanftmut selber und gleichzeitig der Unnachsichtigste,
wenn es etwas zu rügen galt, was nach seiner Meinung nicht zu dem Vorsatz stimmte, keinen Fin-
ger breit von Gottes Wegen abzuweichen. Er lehrte mich einsehen, daß gar vieles im Menschen-
herzen ausgerottet und manches Opfer gebracht werden müsse, ehe man in Wahrheit Gottes Wege
ginge. Er kam Tag und Nacht, tröstete mich, wenn ich bedrückt war und teilte meine Freuden. Es
war eine Freundschaft, so ideal, wie ich sie nicht für möglich gehalten hätte.
Er erzählte mir mehrmals, er habe von höheren Geistern den Befehl erhalten, mich so zu entwi-
ckeln, daß ich seinerzeit den mir bestimmten Platz in der Arbeit zur Förderung des Reiches Gottes
ausfüllen könne. Er brauchte ausdrücklich die Worte "Förderung des Reiches Gottes", und ich hielt
dies damals gleichbedeutend mit Förderung der spiritistischen Prinzipien. Er schrieb, ich sei dazu
ausersehen, Bücher über diese Dinge zu schreiben und ich würde die nötige Eingebung aus hohen
Geistessphären erhalten. Mein Einwand, daß ich hinreichender Medialität ermangele, wurde liebe-
voll aber entschieden zurückgewiesen; ich brauchte nur ein gehorsames Werkzeug zu sein und zu
warten, bis der Befehl zum Beginn der Arbeit komme. Hand in Hand mit diesem gottseligen Ein-
fluß arbeiteten andere Geister, die ich für böse hielt, kräftig daran, mich zu ganz entgegengesetzten
Anschauungen zu bringen, vor allem dahin, den Geisterverkehr aufzugeben. Dieser Feldzug war
ein Meisterwerk satanischer Bosheit, das sah ich nur zu spät ein.
Ich fand indessen Trost bei dem mir befreundeten Geist, der vom Werk des Bösen schrieb, von
dessen Anstrengung, den erreichten Erfolg zunichte zu machen usw. Er war unermüdlich in seinen
Bestrebungen, kein Engel konnte reiner und sanfter sein als er. Aber eines Tages, ohne jeden An-
laß, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, ließ er die Maske fallen (durch Verdrehung intimer Fami-
lienverhältnisse), und das in einer Weise und unter Umständen, die so bösartig ausgedacht waren,
wie es ähnlich von Menschen kaum ausgeführt werden konnte. Darauf verschwand er.
Wie meine Stimmung danach war, brauche ich nicht auszumalen; es war mir, als stürzte alles zu-
sammen und hinterließe eine gähnende Ruine. Ich konnte nicht verstehen, daß so etwas
geschehen durfte, daß sogar im Namen Gottes ungehindert so gehandelt werden durfte gegen einen
Menschen, dessen Absichten waren, wie ich sie beschrieben habe. Mein Verstand stand still bei
einer so frechen und grauenhaften Verspottung Gottes - denn das war die ganze mehrmonatige
Verbindung mit diesem Geist gewesen.
Unheimliche Vorfälle. Gefühl beginnender Besessenheit
Einige Zeit nach jenem schweren Vertrauensbruch hatte ich ein äußerst bösartiges Erlebnis. Ich
hatte mich zum zweiten Male entschlossen, das automatische Schreiben aufzugeben; mit wem hät-
te ich schreiben sollen, nach solchen Betrügereien? Andreas wollte ja nicht, jedenfalls noch nicht.
Ich wollte den Zeitpunkt abwarten, wo er selber mir durch sein Medium das Amt übertragen wür-
de - aber, als ich eines Morgens einen auffallend starken Drang zu automatischer Schrift spürte,
griff ich gleichwohl zu einem Bleistift. Der Bleistift begann zu schreiben, aber kaum stand das ers-
te Wort auf dem Papier - der Name des Geistes, der mich betrogen hatte -, als ich die schreckliche
Empfindung hatte, daß sich etwas Fremdes unwiderstehlich in mich eindrängte und meinen Leib
in Besitz nahm; mir war buchstäblich so, als würde ich aus mir selber seitwärts hinausgedrängt.
Von Grauen gepackt, fuhr ich empor und wollte ohne Zweck und Ziel davonstürzen, doch gelang
es mir einigermaßen, mich zusammenzunehmen. Das Fremde - die einzige Bezeichnung, die ich
dafür brauchen kann - drängte sich mir immer mehr auf und sog sich in mich ein. Kälteschauer
durchfuhren mich, die Beine waren gelähmt und wurden bleischwer. Aber am schlimmsten war
das Grauen, das ich empfand. Mit diesem schrecklichen Zustand kämpfte ich einen ganzen Tag für
mich allein, dann verging er langsam.
Ich verschwieg meiner Frau dieses Erlebnis, um sie nicht vom Spiritismus abzuschrecken; aber ei-
nige Tage darauf, als sie allein zu Hause war und einen Versuch machte, automatisch zu schreiben,
hatte sie einen ebensolchen Anfall. Als ich nach Hause kam, erzählte sie mir voller Bestürzung das
Geschehene - dieselbe Lähmung der Beine, dasselbe angstvolle Gefühl, daß sich etwas Unheimli-
ches plötzlich in sie eindrängte - ein Zustand, der erst nach einem halben Tag aufhörte. Seitdem
wagte sie nicht mehr, sich mit dem Spiritismus einzulassen.
Ein ähnlicher Anfall traf einige Zeit danach noch einen langjährigen Spiritisten, ebenfalls bei dem
Versuch, automatisch zu schreiben. Sein Erlebnis erschien sogar noch schlimmer als meines; er
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fuhr mit einem lauten Angstschrei empor, lief in den dunklen Garten hinaus und war ganz außer
sich. Auch er fühlte, daß etwas Unsichtbares und Bösartiges seinen Leib in Besitz nehmen und ihn
hinausdrängen wollte. Nie habe ich eine unheimlichere Szene erlebt.
Zu dem letzterwähnten Fall wäre noch zu bemerken, daß dieser Mann nichts von den Anfällen
wußte, die mich und meine Frau betroffen hatten; sodann, daß sein Erlebnis wie ein planmäßiger
Überfall erschien. Am Tage vorher war ich noch dazu dringend durch Automatschrift (von der ich
trotz allem nicht lassen wollte) aufgefordert worden, diesen Mann, wenn wir am nächsten Abend
zusammenkämen, zu einem Schreibversuch zu veranlassen. Er hatte es bisher nicht gekonnt und
auch nicht recht gewollt, nun hatte er also auf meine Veranlassung den Versuch gemacht - mit die-
sem fürchterlichen Erfolg!
Nicht nur das automatische Schreiben öffnete solchen unheimlichen Anfällen das Tor, sondern
auch die bloße Teilnahme an Erörterungen über den Spiritismus schien eine Gefahr, selbst für
Nichtspiritisten, zu sein. Ein schlimmer derartiger Fall ereignete sich denn auch. Ein älterer Mann
war das Opfer. Er war nach einer Sitzung erschienen und machte eine ironische Bemerkung über
die Geister, und im Nu erlebte er das gleiche wie die anderen. In spiritistischen Zeitschriften,
besonders im englischen 'Light', habe ich oft Anfragen wegen dieses unheimlichen Phänomens ge-
lesen.
Ich befragte die Geister, und sie erklärten geradeheraus, sie führten die Überfälle aus. Es wäre aber
unsere eigene Schuld; wir könnten ihnen ja fernbleiben und brauchten uns nicht in ihre Ange-
legenheiten zu mischen.
Trotz allem arbeitete ich weiter für den Spiritismus, denn ich hatte volles Vertrauen zu Andreas,
der mich nicht nur unaufhörlich zur Ausdauer ermahnte, sondern uns gelegentlich auch schrieb,
daß wir nichts von den Angriffen böser Geister zu fürchten hätten, denn die Finsternis berge nicht
nur Feinde. Er bedeutete uns, Versuche anderer Art, als er uns angeben würde, zu unterlassen und
verhieß uns treue Fahnenwacht, wenn wir um seine heilige Sache geschart blieben. Aber im
Widerspruch dazu schrieb er mehrmals, daß es ihm unter Umständen unmöglich sei, uns zu helfen,
da die Macht der Finsternis sehr wohl imstande sei, ihn ohnmächtig zu machen - sie könne sich
turmhoch erheben, und dann könne die Gefahr sehr groß werden."
Dieses waren aber nicht die einzigen Täuschungen, die Carolsfeld-Krausé erlebte. Er berichtet weiter
(2, S. 84):
"Auch Mira läßt die Maske fallen
Eines Tages machte der weibliche Geist, mein 'Schutzgeist', kurzen Prozeß und enthüllte sich in
brutalster Weise als Betrüger. Das hatte ich - merkwürdig genug - nicht erwartet, trotz der wieder-
holten Betrügereien, deren Opfer ich geworden war. Allan Kardec, der weltbekannte französische
Spiritist und Schriftsteller, schreibt in seinem großen Werk vom Spiritismus:
'Die Geister martern ihre Medien wieder und wieder mit schweren Vertrauensbrü-
chen und können auch den schärfsten Denker betrügen.'
Wie gesagt, diesem Geiste hatte ich keinen Betrug zugetraut, er hatte sich sehr gottesfürchtig ge-
stellt und war äußerst sanft, freundlich und fürsorglich, wenn er zur Unterredung kam. Er hatte mir
in vielen Angelegenheiten Ratschläge gegeben und mir tatsächlich wertvolle Dienste geleistet,
wovon ich noch heutigentags Nutzen habe (z. B. Winke auf geschäftlichem Gebiete), aber leider
wollte er damit wohl nur mein Vertrauen gewinnen, um dann seinen Hauptschlag ausführen zu
können.
Er versuchte nämlich unmittelbar vor der Enthüllung, mich in eine Sache hineinzuziehen, die
nichtwiedergutzumachende Verwicklungen für mich und andere verursacht haben würde. Es war
eine ganz aus der Luft gegriffene Angelegenheit, die er aber so glaubhaft hinzustellen wußte, daß
ich nicht den Schatten eines Zweifels an der Richtigkeit hegte und meinte, mit Rücksicht auf das
Wohl aller Beteiligten aus reinem Pflichtgefühl eingreifen zu müssen, um ein schändliches
Unrecht an Unschuldigen zu verhindern.
Dieser ruchlose Anschlag wurde jedoch im allerletzten Augenblick so plötzlich und so wunderbar
abgewehrt, daß ich noch jetzt glaube, eine höhere Macht hat eingegriffen. So wurden zweimal
Briefe, die ich abgesandt hatte und die meine Zukunft vernichtet hätten, auf dem Wege zum Emp-
fänger angehalten.
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Jene bittere Enttäuschung hinterließ tiefe Spuren; ich war äußerst niedergedrückt und erlitt eine
Nervenerschütterung. Das Ziel, das ich schon vor Augen sah, rückte aufs neue in hoffnungslose
Ferne. In solchem Falle sollte man den Geisterverkehr aufgeben, aber das ist, als gäbe man hohe
Ideale auf und gestände ein, daß das Böse die Macht habe, unser Emporstreben zu hindern. Mitten
in der Seelennot kommt dann ein anderer Geist mit tröstenden Worten, und trotz aller Zweifel glei-
tet man doch langsam wieder in eine neue Verbindung hinein - neuen Enttäuschungen entgegen."
Die innere Verzweiflung und Seelennot von Carolsfeld-Krausé strebte einem Höhepunkt zu.
Er schreibt (2, S. 98):
"Endlich Befreiung als Gebetserhörung
In dem Zustande, in den ich nun geraten war, fühlte ich mich allen Einflüssen der Geisterwelt
preisgegeben, und der Verkehr wurde immer drohender und unheimlicher, denn die Geister hatten
wegen meiner nach und nach ausgebildeten Empfänglichkeit ein überaus leichtes Spiel mit mir.
Ich war Quälereien und bösartigen Angriffen ausgesetzt, und dazu kam, daß die Geister mich nun
ununterbrochen in Gespräche verflochten und mich in jeder Weise bedrohten. Ich konnte sie nicht
zum Schweigen bringen, und da ich nicht wußte, daß ihrer Macht Grenzen gesetzt waren, so fühlte
ich mich ganz wehrlos.
Andreas, der mich bis dahin, wenn ich ihn heimlich befragte, getröstet und ermutigt hatte, ließ
mich nun auch entschieden und endgültig im Stich, und das bei einem besonders kritischen Anlaß.
Ich fühlte mich seitdem wie ein gehetztes Wild, jederzeit unberechenbaren Zufällen und Gefahren
ausgesetzt, und nun überdies außerstande, mich vom Spiritismus freizumachen - ich war und blieb
ein Medium, ein Opfer der Angriffe jener Wesen!
In dieser äußersten Not geschah etwas, was ungeahnte Folgen haben sollte. In meiner ohnmächti-
gen Verzweiflung bat ich eines Tages Gott um Hilfe, und zu meinem unaussprechlichen Staunen
erhielt ich sie augenblicklich! Im Nu verschwand alle Furcht, es war als bräche die Sonne durch,
und alles wurde still. Eine neue Macht hatte sich mir plötzlich gezeigt und ließ mich merken, daß
sie auf meiner Seite stand und von unbezwinglicher Kraft war. - Ich stand nicht mehr allein. Zu-
gleich erklangen einige Worte:
'Sei getrost! Nichts kann dir geschehen! Wir sind auch hier!'
Dies Erlebnis bleibt mein größtes.
Mit einem Male hatten Geister, Phänomene und alles dergleichen nur noch eine untergeordnete
Bedeutung infolge des überwältigenden Eindrucks dieser denkwürdigen Kundgebung; ich fühlte
mich über alle Maßen sicher; die Quälereien hörten auf, und die Geister konnten sich mir ohne
meine Zustimmung nicht mehr nähern. Mein gedrückter Sinn richtete sich auf, die Binde fiel von
meinen Augen, es wurde mir klar, welch hohlem und unwürdigem Doppelspiel ich ausgesetzt ge-
wesen war. Ich sah ein, wie unmöglich es ist, zuverlässige Aufklärung aus jener Welt zu erlangen,
wo die Bosheit in krassester Form herrscht, und wie unmöglich es für unsere verstorbenen Lieben
ist, falls sie drüben sind, mit uns in ungehinderte und dauernde Verbindung zu treten. Ich sah, wie
aussichtslos es für gute Geister ist, uns Ratschläge und Winke durch Geisterbotschaften zuverläs-
sig zu übermitteln, falls sie so etwas überhaupt tun dürfen, unter so unsicheren Verhältnissen und
unter Gefährdung des freien Willens, auf den es doch sicher ankommt - und als erstes wie als letz-
tes stand mir klar vor Augen, wie unnütz und schädlich der Geisterverkehr ist, und auf welchen
Abweg ich geraten war, als ich mein Ziel auf dem Wege des Spiritismus erreichen wollte."
Man kann es Carolsfeld-Krausé nicht verdenken, daß er nach diesen enttäuschenden Erlebnissen der
praktischen Ausübung eines medialen Jenseitsverkehrs den Rücken kehrte und für ihn die schädlichen
Gesichtspunkte überwogen und nicht der mögliche Gewinn, den er nicht kennenlernte. Es ist tragisch,
daß er nicht viel früher auf den Gedanken kam, Gott und seinen Sohn Jesus Christus regelmäßig um
Hilfe und Schutz anzurufen und darum zu bitten, sie möchten Boten aus ihrem Reich zu ihm schicken.
Da er nicht wußte, daß man die Geistwesen in feierlicher und strenger Form schwören lassen muß, daß
sie nur Gott und Jesus Christus dienen und nicht etwa dem Gegenspieler Luzifer, konnten sich bei ihm
die Truggeister für so lange Zeit einnisten. Er konnte aber wenigstens von Glück sagen, keinen
dauernden körperlichen oder seelischen Schaden davongetragen zu haben.
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Das war in dem nachfolgenden Fall nicht so. Er wird von dem amerikanischen parapsychologischen
Forscher Prof. Hans Holzer (geb. 1920) berichtet. Nach Schilderung zweier vorangehender Beispiele
schreibt er (8, S. 154):
"Wenig später erfuhr ich von einem wesentlich ernsteren Fall, bei dem sich kein guter Ausgang
abzeichnet. Es handelt sich um die Frau eines bekannten Verlagsdirektors. Sie schrieb, malte, war
eine Schönheit, sehr geistreich und in der Gesellschaft sehr beliebt. Körperlich krank war sie nicht,
als die Ereignisse begannen. Ab und zu nahm sie einen Drink oder auch zwei, aber sie war keine
Alkoholikerin und litt nicht unter Depressionen. Sie hatte keine Probleme, aber auch kein Interesse
am Okkulten, das sie für Aberglauben hielt.
Eines Tages befand sich diese Mrs. K. im Landhaus einer Verwandten, deren Hobby das Tischrü-
cken war. Sie war gut gelaunt und ließ sich herbei, daran teilzunehmen, aber nicht aus Neugier,
sondern um ihrer Gastgeberin einen Gefallen zu tun. Anwesend war noch eine Freundin der Gast-
geberin, welche die Funktion einer Gesellschafterin ausübte.
Kaum hatte Mrs. K. die Hände auf den Tisch gelegt, da fand sie die Sache auch schon langweilig
und stand auf. Dann brachte man das Ouija-Brett, und Mrs. K. stieß zur Gruppe. Das Brett schien
sich ganz auf Mrs. K. zu konzentrieren, so daß sie schließlich Angst bekam und aufhören wollte,
aber ihre Gastgeberin überredete sie, Papier und Bleistift zu nehmen und mitzuschreiben, wenn der
Geist das wünschte.
Mrs. K. hielt das für unwahrscheinlich, und sie war dann sehr verblüfft, als der Bleistift wie von
selbst etwas auf das Papier kritzelte, das ein verzerrtes Gesicht zu sein schien, vielleicht das eines
wahnsinnigen jungen Mannes. Und um die Zeichnung lief eine Schrift:
'Ich habe die getötet, die ich liebe.'
Das Wort 'getötet' war mit solchem Nachdruck geschrieben, daß an dieser Stelle das Papier einge-
rissen war. Nun sprang Mrs. K. auf, tat einen wilden Schrei, der die anderen mit Angst erfüllte,
und war jetzt in so tiefer Trance, daß sie lange Zeit nicht mehr normal schien. Danach war sie zu-
tiefst von ihrem ersten Erlebnis des Beherrschtseins erschüttert.
Nun war sie nicht mehr so skeptisch und schwor, niemals mehr das Unheimliche herauszufordern.
Doch die Tür, die sie geöffnet hatte, wollte sich nicht mehr schließen. Sie wurde das Instrument ei-
ner ganzen Reihe entkörperlichter Persönlichkeiten, die sie als Medium benützten, um sich nach
langen Jahren enttäuschenden Vergessenseins wieder mitzuteilen.
Es waren Soldaten, der Architekt des Hauses, ein Gentleman aus dem 18. Jahrhundert und der ge-
walttätige Mörder, der die psychische Tür aufgemacht hatte. Er war Maler gewesen und begann
Mrs. K. so zu beherrschen, daß ihr eigener, liebenswürdiger Stil ganz im gewalttätigen, heftigen
des jungen Mannes unterging. Sie konnte keinen Pinsel in die Hand nehmen, ohne unter seinem
Einfluß zu stehen. Dann folgte eine brutale alte Vettel, die Mrs. K. viele Verletzungen beibrachte.
Ihr verängstigter Mann ließ sie in jeder Beziehung gründlich untersuchen, doch man bescheinigte
ihr eine vorzügliche geistige und seelische Gesundheit. Eine Erklärung für das, was mit ihr ge-
schah, ließ sich nicht finden. Eine Reihe von Psychiatern, die der Parapsychologie freundlich ge-
sinnt waren, versuchten ihr zu helfen - ohne Erfolg.
Als ich sie kennenlernte, versuchte ich die eingedrungene Persönlichkeit zum Verlassen ihres
Geistes zu bewegen. Aber mit einem Verrückten läßt sich nicht rechten, und der Kampf war sehr
heftig. Es dauerte Monate und bedurfte intensiver und tiefer Hypnose, um sie wieder einigermaßen
unter Kontrolle zu bringen.
Persönlich erlebte sie einige Enttäuschungen; sie schrieb und malte sehr gut, .aber noch war nichts
veröffenilicht oder verkauft. Die Enttäuschung wurde selbstzerstörerisch und trieb sie zum Alko-
hol. Nun wurde es immer schwieriger, fremde Persönlichkeiten aus ihrem Geist fernzuhalten. All-
mählich faszinierte sie die neue Möglichkeit, und sie verwandte viel Zeit auf die Entwicklung ihres
medialen Talents. Statt ihre geistige Tür zu schließen, machte sie diese ganz weit auf für alle Per-
sönlichkeiten, die mit ihrer Hand zu schreiben wünschten.
Sie begann zu kränkeln, und trotz aller Kuren besserte sich ihr Gesundheitszustand nicht. Ihr
Köper war schon geschädigt. Viele Leute versuchten, ihr zu helfen und die fremden Geister auszu-
treiben, die sie beherrschten. Heute ist Mrs. K. eine invalide Person, die nicht mehr auf eine merk-
liche Besserung ihrer Gesundheit hoffen kann. Eine Weile hatte ich bei ihr Erfolg gehabt, als sie
aber selbst keinen Wunsch mehr hatte, sich zu wehren, war alle Mühe umsonst.
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Diese fremden Persönlichkeiten waren von Mrs. K. als Medium angezogen worden. Sie war ein
Naturtalent, wußte jedoch nicht und lernte auch nie, wie sie diese Invasionen kontrollieren konnte,
so daß sie ihr nicht hätten schaden können.
Es gibt registrierte Fälle von anscheinend gesunden Leuten, die plötzlich Amok laufen oder nahe
Verwandte töten. Sie können meistens keine Gründe für ihre Tat angeben. Viele wissen von einem
bestimmten Punkt an nichts mehr, sie haben 'Mattscheibe', wie man so bildhaft sagt. Hatte eine
andere Persönlichkeit sich ihres Körpers bedient und die schrecklichen Verbrechen begangen?
Hatte ein böser Entkörperlichter seine aufgestaute Bosheit und Feindseligkeit durch einen Mann
abgeladen, der müde von einer harten Tagesarbeit nach Hause kam? Kein Gericht wird eine solche
Erklärung akzeptieren, und doch kann sie wahr sein.
Solche Fälle ereignen sich auch oft unter Alkoholeinfluß. Im alkoholisierten Zustand lockern sich
die Bande zwischen bewußtem und unbewußten Geist,und da hat es eine Geistpersönlichkeit
leicht, sich eines fremden Geistes zu bemächtigen. Dasselbe trifft auf des geschwächte Bewußtsein
nach Drogengenuß zu, und zwar nach medizinischen und psychedelischen, nach Opiaten und Bar-
bituraten.
Jedoch - ohne ASW-Begabung25 der 'Opfer' wären diese schrecklichen Dinge nicht vorgefallen. In
solchen Fällen sind ASW eher ein Fluch als eine Gnade, da ja die Betreffenden nicht wissen, wie
sie sich zu verhalten haben. Die beste Verteidigung ist eben doch die Kenntnis der menschlichen
Fähigkeiten und ein besseres Verstehen der Dualität unserer Welt - Geist und Materie."
So weit die Ausführungen von Prof. Holzer. Ich möchte noch hinzufügen, daß zur besseren Verteidi-
gung auch die Kenntnis der religiösen Hintergründe und die Bindung an Gott erforderlich ist. Vom
Gebet um göttlichen Schutz ist bei Holzer überhaupt nicht die Rede, dafür von Hypnose und gutem
Zureden. Und das hat offensichtlich nicht ausgereicht.
Schlußbetrachtung
Nach diesen Schilderungen wird der Leser verstehen, daß parapsychologische Versuche und der Jen-
seitsverkehr kein Gesellschaftsvergnügen oder Kinderspiel sein sollten. Als solches wurde aber das
Tischrücken von vielen Menschen um die letzte Jahrhundertwende betrieben und wird das Planchette-
Schreiben heutzutage von Schülern in manchen Klassen durchgeführt. Jugendmagazine geben dazu
die notwendigen Anleitungen und erklären, wie man durch "Pendeln", Tischklopfen und mediales
Schreiben die Verbindung zur jenseitigen Welt herstellen kann. Das mag in manchen Fällen harmlos
bleiben und ohne schädliche Folgen abgehen, weil es entweder mangels Medialität nicht funktioniert
oder bald langweilig und dann eingestellt wird. Es kann aber auch die oben beschriebenen schreckli-
chen Folgen haben. Betroffene können schneller beim Psychiater landen, als ihnen lieb ist.
Dazu ein Beispiel: Ende Oktober wurde ich von vier Damen und einem Herrn aufgesucht, die Mitte
1986 in einer alten Nummer (vom September 1984) der Jugendzeitschrift "Bravo" genaue Anleitungen
zur Aufnahme des Jenseitsverkehrs gelesen hatten. Sie sagten sich: was so Kinder zuwege bringen, das
müssen wir doch auch schaffen. Tatsächlich brachten sie sehr schnell ein kleines Tischchen durch ihre
aufgelegten Hände zum Schweben. Bei drei der vier Damen stellten sich mediale Fähigkeiten heraus,
besonders bei einer Frau D. Sie hörte Stimmen und begann alsbald medial zu schreiben. Sie mußte die
verschiedenartigsten Botschaften durchgeben, insbesondere auch von einem Geistwesen, das behaup-
tete die verstorbene Mutter einer der anderen Damen zu sein. Die Wesenheit gab an, vergiftet worden
zu sein. Die Kanne mit dem Gift, das man ihr beigebracht habe, befinde sich noch in ihrem Sarg. Man
müsse das Grab öffnen, die Giftkanne entfernen und außerdem Seelenmessen lesen lassen. Tatsächlich
war die Mutter eines natürlichen Todes gestorben.
Die Zustände und das auffällige Wesen der Frau D. wurden in kurzer Zeit so schlimm, daß ihr Mann
und ihre Mutter die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt erwirkten. Dort wurde Frau D. mit
Psychopharmaka behandelt, die ihr aber wegen ihrer Nebenwirkungen sehr unangenehm waren. Um
25 ASW: Außersinnliche Wahrnehmung, hier verwandt für Medialität.
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aus der Anstalt entlassen zu werden, behauptete sie, keine Stimmen mehr zu hören. Tatsächlich hörte
sie diese aber weiterhin und blieb auch nach der Entlassung aus der psychiatrischen Anstalt mit den
jenseitigen Wesen in Verbindung. Um sich mit ihnen "unterhalten" zu können, sollte sie bei den
Antworten normal reden oder flüstern. Damit ihre Angehörigen das aber nicht bemerkten, mußte sie
auf Anweisung der Geistwesen lernen, ohne Lippenbewegung zu sprechen. Frau D. gab an, zur Zeit
ihres Besuches bei mir täglich etwa zwei Stunden mit ihren Geistwesen zu sprechen. Sie meinte, daß
es jetzt keine Foppgeister mehr seien, sondern solche, die anderen Geistern helfen wollten. Sie hatte
aber die Anweisung bekommen, nicht mehr in der Bibel zu lesen. Die Geister wollten ihr später sagen,
was in der Bibel richtig sei und was nicht. Frau D. hat diesen Auftrag nicht als beunruhigend angese-
hen und verhielt sich ihren Geistern gegenüber sehr vertrauensselig. Die ersten unsinnigen Aufträge
hatten sie keineswegs argwöhnisch gemacht. Meinen Rat, den Verkehr mit ihren Geistwesen unter
allen Umständen abzubrechen und sich gegen weitere Durchsagen und Aufträge zu sträuben, befolgte
sich nicht. Sie handelte sich aber das Verbot ihrer Geistwesen ein, mich nochmals aufzusuchen. Ich
befürchte für Frau D. auf lange Sicht eine ungünstige Weiterentwicklung.
Wer sich aber trotz der möglichen Gefahren aus Forscherdrang oder religiöser Wahrheitssuche an die
Verbindung mit der jenseitigen Welt heranwagt, sollte das nur tun, wenn er ernsthafte und keine
materiellen Ziele hat, wenn er ein festes religiöses Fundament besitzt und ständig Gott im Gebet um
seinen Schutz anruft. Außerdem sollte er große Vorsicht walten und sich nie zum kritiklosen Diener
jenseitiger Wesenheiten machen lassen. Nur dann kann er hoffen, reichen geistigen Gewinn aus dem
Jenseitsverkehr zu ziehen und eine noch festere Beziehung und größeres Vertrauen zu Gott zu be-
kommen. Dann wird sein Leben in ruhigen Bahnen verlaufen, und nicht jeder Schicksalsschlag wird
ihn umwerfen und verzweifeln lassen. Es wird ihm möglich sein, auch anderen Menschen in ihrer Not
und Trübsal beizustehen und ihnen Trost und Hoffnung zu vermitteln. Ein solcher Suchender wird sich
auch schon jetzt auf Erden bemühen, sein Leben so zu gestalten, daß es ihm nicht nach seinem Tod zu
Nachteil gereicht.
Sicherlich werden manche Leser, die sich bis hierher mit Geduld und Mühe durch den Text gelesen
haben, zu der Meinung gelangen, daß alles doch nur Phantasieerzeugnisse der Medien und daher
völliger Unsinn seien. Die von mir vorgetragenen Berichte und Schlußfolgerungen können und wollen
sie nicht annehmen, da sie ihnen zu unwahrscheinlich erscheinen und zu sehr gegen den Strich gehen.
In ihrer bisherigen Lebenserfahrung haben paranormale Geschehnisse keinen Platz. Sie mögen aber
bedenken, daß schon immer Menschen in gleicher Weise geurteilt haben und letztenendes doch im
Irrtum waren. Als Beispiel führe ich hier den griechischen Geographen, Astronomen und Mathemati-
ker Pytheas aus der griechischen Kolonie Massilia (heutiges Marseille) an. Er unternahm um das Jahr
330 v. Chr. von Cadiz (Spanien) aus eine nach Norden führende Seereise. Er gelangte, zwischen Eng-
land und Irland hindurchsegelnd, an den Orkney-Inseln vorbei nach,Norwegen und dann nach Thule
(Island oder Grönland). Zurückgekehrt berichtete Pytheas von den im Winter zufrierenden Küstenge-
wässern, der Mitternachtssonne und den damaligen Bewohnern von Thule. Doch kaum einer wollte
ihm glauben. Die meisten hielten ihn für einen Aufschneider und Lügner.
So kann es auch heute einem Berichterstatter über die jenseitige Welt gehen. Es ist aber gar nicht
erforderlich, daß alle Menschen derartige Berichte glauben. Wichtig ist nur, daß wenigstens einige sie
in den Bereich des Möglichen rücken, sich schon zu Lebzeiten darauf einstellen und das Wissen dar-
über an die nachfolgende Generation weitergeben.
* * *
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Literaturangaben
(1) A. Borgia: "Das Leben in der Unsichtbaren Welt", Verlag die Silberschnur, Melsbach/Neuwied, 2. Aufl.
1986
(2) A. Carolsfeld-Krausé: "Bekenntnisse eines Spiritisten", Agentur des Rauhen Hauses, Hamburg 1925
(3) B. Cyriax: "Wie ich ein Spiritualist geworden bin", Verlag Oswald Mutze, Leipzig 1893
(4) W. Eisenbeiss: "Die ungewöhnlichste Schachpartie", Die Schachwoche, Nr. 38 vom 24.9.1987, S. 21
(5) A. Findlay: "Gespräche mit Toten", Verlag Hermann Bauer, Freiburg 1960
(6) A. Ford: "Bericht vom Leben nach dem Tod", Scherz Verlag, München 1972
(7) J. Greber "Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes, seine Gesetze und sein Zweck", Johannes Greber
Memorial Foundation, 139 Hillside Avenue, Teaneck, N.J. 07666 U.S.A., 10. Aufl. 1987
(8) H. Holzer: "Das Übersinnliche ist greifbar", Prisma Verlag, Gütersloh 1978
(9) A. Kardec: "Der Himmel und die Hölle oder die göttliche Gerechtigkeit", Verlag Karl Siegismund, Berlin
1890
(10) E. Kübler-Ross: "Über den Tod und das Leben danach", Verlag die Silberschnur, Melsbach/Neuwied, 4.
Aufl. 1985
(11) Ph. Landmann und R. Schwarz: "Wie die Toten leben", Lebensweiser-Verlag, Büdingen-Gettenbach 1954
(12) R. Lees: "Reise in die Unsterblichkeit", 2 Bände, Drei Eichen-Verlag, München, 3. Aufl. 1964
(13) E. Mattiesen: "Das persönliche Überleben des Todes", 3 Bände, Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1936-39,
Neuaufl. 1962 u.1987
(14) R. Moody: "Leben nach dem Tod", Rowohlt Verlag, Reinbeck 1937
(15) S. Muldoon: "Die Aussendung des Astrallkörpers", Verlag Hermann Bauer, Freiburg 1964
(16) W. Ohr u. G. Cooke: "White Eagle", Parapsychika, H 2/3, 1982, S. 12
(17) W. Schiebeler. "Der Tod, die Brücke zu neuem Leben", Verlag die Silberschnur, Melsbach/Neuwied 1988
(18) W. Schiebeler. "Aus der jenseitigen Welt, Wirkungen und Erscheinungen", Verlag die Silberschnur, Mels-
bach/Neuwied 1989
(19) M. Schrimpf: "Eppur si muove. Eine Sammlung neuester authentischer Beweise des Weiterlebens nach
dem Tode", Verlag Oswald Mutze, Leipzig 1912
(20) R. Schwarz: "Dr. Rudolf Schwarz meldet sich aus dem Jenseits durch das Medium Ph. Landmann", Meta-
physik, Zeitschrift für Jenseitsforschung, H. 7/1963, S. 123
(21) R. Sekanek: "Mutter Silbert", Otto Reichl Verlag, Remagen 1959
(22) E. Stead: "Die blaue Insel. Mit der Titanik in die Ewigkeit", G. E. Schroeder-Verlag, Garmisch Partenkir-
chen 1961
(23) C. Wickland: "Dreißig Jahre unter den Toten", Otto Reichl Verlag, Remagen 1952 u. weitere Aufl.
(24) Geistige Welt, Nr. 33/34, 1965, S. 263, Arthur Brunner Verlag Zürich
(25) Geistige Welt, Nr. 18/1970, S. 142, Arthur Brunner Verlag Zürich
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Inhalt
Einführung
1
Das Erlebnis des Todes und das Leben danach. - Berichte von Verstorbenen
13
Erfahrungen in der jenseitigen Welt
30
Das Dasein in der jenseitigen Welt
55
Der Einfluß der Trauer auf Verstorbene
65
Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Gefahren des Jenseitsverkehrs
81
Schlußbetrachtung
87
Literaturangaben
89