Was uns Veritas sagt

- 34 - Was uns VERITAS sagt... (29) Die meisten Philosophen haben bisher einen gemeinschaftlichen Fehler gemacht. Sie hatten keine wirkliche Naturerkenntnis , sondern suchten sie erst in einer Art von Gehirnakrobatik. Doch die Betrachtung aller Dinge an sich selbst ist wichtig. Eine moderne Theorie sagt: "Alle Dinge sind relativ." Aber auch hierbei gibt es einen Fehler, weil man die Perspektive dieser Betrachtung ganz weggelassen hat. Es kommt doch darauf an, aus welcher Perspektive man ein Objekt sieht: Aus welcher Perspektive seht ihr Gott ? Natürlich aus einer ganz anderen , als wir Jenseitigen Ihn sehen. Aus welcher Perspektive denkt ihr überGott und SeinReich nach? Natürlich aus einer ganz anderen , als wir es tun. Ein Anfang kann ein Ende sein, je nach der Betrachtung, je nach der Perspektive. Also ist der Begriff "relativ" ein Wort für eine Anschauung . Es müßte durch das Wort "perspektivisch" ersetzt werden. Das Objekt ändert sich, wenn wir es aus einer anderen Richtung betrachten. Mithin habt ihr für das "Objekt" Gott nicht die richtige Perspektive, aus der ihr Ihn erfassen wollt. Dies ist jedoch der Grund, Gott nicht richtig zu erkennen. Aus eurer Richtung, vom Materialismus her gesehen, ist Gott ein abstrakter Begriff, ein abstraktes Objekt. Wer aber sagt und beweist es euch, daß die Perspektive des Materialismus real ist? Was ihr auf Erden für konkret haltet, ist für das Geistige Reich abstrakt, während bei uns alles konkret ist, weil wir in einer anderen Welt leben und sich somit die Perspektive unserer Betrachtungen geändert hat. Ebenso ist für euch der Tod angeblich das Ende, während es für uns Jenseitige einAnfang ist. Der DichterHenrik Ibsen8 hat in seinem berühmten Werk "Peer Gynt" die Wichtigkeit der Perspektive herausgestellt, wenn man eine abstrakte Sache aus der Erdperspektive betrachten will. So heißt es da an jener wichtigen Stelle: "In den linken Augapfel hier ritz ich dich leicht: so wird scheel sein Geäug', doch was du siehst, siehst du fortan wie wir. Sodann schneit' ich dir aus das rechte Visier." Weder die Theologie noch die Naturwissenschaft hat von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Sie schauenGottmit den Augen ihrer unzureichenden Schulweisheit, aus der Perspektive einer Betrachtungstäuschung . Die ExistenzGottes ist erkennbar . Sie zeichnet sich ganz klar ab, wenn die Betrachtung in der richtigenLinie verläuft, also nicht vonGott weg , sondern aufGott zu . DerGegenpol Gottes führt selbstverständlich ins Nichts. Der Ursprung allen Seins ist aber kein "Nichts", sondern ein Begriff. Wäre er kein Begriff, sondern ein "Nichts", so hätte der Verstand keine Möglichkeit, darüber nachzudenken, weil es dann keine Schöpfung geben würde. Wohlgemerkt: • Ein Nichts ist ein Zustand, und ein Zustand ist eine Existenz, also ist und warGott immer ein Zustand undeine Existenz ! Im Augenblick dieser Erkenntnis kam Er zu der Tätigkeit Seiner Intelligenz . Er entwickelte sich weiter und sammelteKraft undErfahrung . Wenn ein Mensch geboren wird, so kommt nicht allein ein Körper auf die Welt, sondern in ihm wohnt die Intelligenz , die Seele. Erst befindet sich das Kind, trotz seiner innewohnenden Intelligenz in einem hilflosen Zustand. Aber plötzlich erkennt es sich selbst, sammelt Kraft und entwickelt sich. Hier handelt es sich um einen Erbvorgang Gottes . Der Mensch macht einen ähnlichen Entwicklungsgang durch, allerdingsmikrokosmisch im Vergleich zumMakrokosmos Gottes . 8 Ibsen, Henrik, Pseudonym Brynjolf Bjarme, geb. Skien 20.03.1828, gest. Christiania (heute Oslo) 23.05.1906, norwegischer Dramatiker. Lebte u. a. 20 Jahre in Deutschland. Seine Ideendramen "Brand", 1866; "Peer Gynt", 1867 und Gesellschaftsstücke u. a. "Stützen der Gesellschaft", 1877, waren von großem Einfluß nicht nur auf den Naturalismus, sondern auf das Drama des 20. Jh. überhaupt. Weitere Werke: "Nora oder Ein Puppenheim" (1879), "Gespenster" (1881), "Volksfeind" (1882), "Die Wildente" (1884), "Hedda Gabler" (1890), "Baumeister Solness" (1892), "John Gabriel Borkmann" (1896), "Wenn wir Toten erwachen" (1899).

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