Giganten im All (1 - 3)

- 46 - Doch das will man selbstverständlich verhindern, weil es viele Machthaber in die Grube bringen würde. "Unsere irdischen Raumfahrer tragen Raumfahrtschutzanzüge und entsprechende Apparaturen und Helme", sagte Martin. "Haben Ihre Vorfahren ähnliche Schutzanzüge benutzt?" "Anfangs schon", sagte O SHUR. "Aber später hat man herausgefunden, daß Schutzanzüge bei unserer feinstofflichen Physiologie nicht unbedingt nötig sind. Nur zum Schutze auf der verseuchten Terra sind sie noch wichtig. Dort wimmelt es von mikrobiologischen Lebewesen." Martin war in seinem Wissen weit vorangekommen. Doch SHINUN warnte ihn vor allzugroßem Optimismus, weil Wissen nicht mit Erfahrung gleichzusetzen sei. Erst beides zusammen ergänzt sich zur Weisheit, wie SHINUN zu bedenken gab. Intelligenz ist eine Gabe, um das Wissen und die Erfahrung richtig einordnen zu können, ähnlich wie ein Computer seine Daten zur Verfügung hat. An dieser Stelle versagen jedoch die meisten Erdenmenschen. Martin hatte längst begriffen, daß er viele seiner Ansichten revidieren mußte, weil sie nicht stimmten. "Falsch programmiert", würde ein Computerfachmann sagen. Das war überhaupt das Problem der gesamten Menschheit. Wie soll ein Computer richtige Resultate zeigen, wenn seine Programmierung nicht stimmt? Hinzu kommt noch etwas anderes: Die meisten Menschen sind Opfer einer gefährlichen Interessenverschiebung. "Wie kommt es eigentlich, daß auf der Erde ein so geringes Interesse an höheren Dingen und Wahrheiten besteht?", fragte Martin: "Genau das ist es, was einer Läuterung im Wege steht", antwortet O SHUR lebhaft. "Die Technik vereinfacht zwar vieles, doch der Erdenmensch wird dadurch gedankenträge. Er bemüht sich nicht mehr um wichtige Erkenntnisse des Lebens. Das Fernsehen oder der Film nehmen ihm sogar das Lesen ab. Von seiner Freizeit macht der Mensch falschen Gebrauch. Auch der Fußballsport erfordert kein Kopfzerbrechen und deshalb finden auf der ganzen Terra riesige Veranstaltungen statt. Der Geist des Menschen ist am verkümmern. Jede gedankliche Anstrengung, jede Philosophie oder Theologie wird möglichst vermieden. Der egoistische Materialismus wird gesteigert. Das führt zur Isolierung des Menschen. Einsamkeit und Unzufriedenheit greifen um sich." Martin schwirrte der Kopf. Er verspürte leichte Kopfschmerzen. SHINUN erkannte sein Problem und drängte darauf, das Gespräch zu beenden. Sie verabschiedeten sich von O SHUR, bei dem Martin sich nochmals für das sehr aufschlußreiche Gespräch bedankte. - SHINUN begleitete seinen irdischen Gast zu dessen Kabine. Als sie dort ankamen, verabschiedete SHINUN sich von Martin und ließ ihn mit seinen Gedanken allein. Das Zeugnis der Bibel Martin erwachte aus tiefem Schlaf. Sofort überfiel ihn ein unangenehmes Gefühl. Er verspürte starkes Herzklopfen und ihm wurde in Intervallen heiß. Kalter Schweiß brach aus seinen Poren. Er drückte auf den Notruf. SHINUN kam herein und fragte nach seinen Wünschen. Die Gestalt SHINUNs schien fast durchsichtig. Martin erschrak, weil er so etwas noch nie gesehen hatte. Er schaute an sich herunter und stellte fest, daß auch sein eigener Körper eine gewisse Transparenz aufwies. War er bereits tot? SHINUN wußte sofort, was Martin so schockierte und sprach: "Keine Aufregung, Herr Berger, dieser Zustand ist nur vorübergehend. Wir fliegen mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit und die Materie hat sich bereits verändert." Nun bemerkte Martin, daß selbst das Raumschiff seine Dichte eingebüßt hatte. Es war ihm, als könne er durch die Wände hindurchschauen.

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