Das Buch der Medien

- 43 - Frage: Da der Gedanke eine Art des Anrufens ist, so ist es begreiflich, daß er Geister herbeiruft. Aber wie kommt es, daß Personen, an die man am meisten denkt, die man sehnsüchtig zu sehen wünscht, sich uns nie im Traume zeigen, während man oft gleichgültige Leute sieht, an die man nie dachte? Antwort: Die Geister haben nicht immer die Möglichkeit, sich sehen zu lassen, auch nicht im Traume. Trotz unseres Wunsches, sie zu sehen, können von ihrem Willen unabhängige Ursachen sie hindern. Oft ist es eine Prüfung, von der sie auch der tiefste Wunsch nicht befreien kann. Die gleichgültigen Personen können an euch denken, auch wenn ihr nicht an sie denkt. Ihr könnt euch keinen Begriff von den Beziehungen der Geisterwelt machen. Ihr findet dort eine Menge guter und intimer Bekanntschaften, teils alter, teils neuer Art, von denen ihr im Wachzustande keine Ahnung habt. Anmerkung: Da man kein Mittel hat, die Visionen und Geistererscheinungen zu kontrollieren, kann man sie ohne Zweifel zu den Halluzinationen zählen, da aber Ereignisse sie bekräftigen, kann man sie nicht der Einbildungskraft zuschreiben. Dahin gehört zum Beispiel das Erscheinen der Geister Sterbender teils im Schlafe, teils auch im Wachzustande, von Personen, an die man gar nicht denkt. Sie kommen, um unerwartete Zustände ihres Sterbens durch verschiedene Zeichen kundzugeben. Wenn die Bilder der Träume immer eine Wirkung der Beschäftigung im Wachen wären, würde es unerklärlich sein, warum man so selten von Sachen träumt, an die man am meisten denkt. Frage: Warum sind gewisse Visionen während einer Krankheit häufiger? Antwort: Während der Krankheit sind die materiellen Fesseln gelockert. Die Schwäche des Körpers gestattet dem Geiste mehr Freiheit, und er kann mit anderen Geistern viel leichter in Verkehr treten. Frage: Die spontanen Erscheinungen scheinen in manchen Gegenden häufiger als in anderen zu sein. Sind gewisse Völker mehr als andere geeignet, Manifestationen spontaner Art zu erhalten? Antwort: Die Geistermitteilungen, Klopflaute und alle sonstigen Manifestationen sind gleichmäßig über die ganze Erde verbreitet, jedoch haben sie den Charakter der Völker, bei denen sie auftreten. Dort, wo die Literatur noch kaum verbreitet ist, gibt es keine schreibenden Medien, bei anderen Völkern dafür wieder viele. Anderswo gibt es wieder häufiger Geräusche und Apporte als intelligente Mitteilungen, weil diese dort weniger geschätzt und gesucht werden. Frage: Warum finden Geistererscheinungen mehr zur Nachtzeit statt? Antwort: Eine zu große Helligkeit kann eine leichte Erscheinung verwischen, doch es ist ein Irrtum zu glauben, daß die Nacht zu den Erscheinungen etwas beitragen kann. Frage: Geschieht das Sehen der Geister im natürlichen oder nur in einem ekstatischen, verzückten Zustande? Antwort: Es kann unter ganz normalen Bedingungen stattfinden, aber Personen, die Geister sehen, sind sehr häufig in einem besonderen, an die Ekstase grenzenden Zustande, der ihnen eine Art zweiten Gesichtes gibt. Frage: Sehen Menschen, die Geister erblicken, diese mit den Augen? Antwort: Sie glauben es, aber in Wirklichkeit ist es die Seele, die sie erblickt. Beweis dafür ist der Umstand, daß man Geister auch mit geschlossenen Augen sieht. Frage: Wie kann sich der Geist unsichtbar machen? Antwort: Hier gilt der gleiche Grundsatz, wie bei allen Manifestationen, es hängt von der Beschaffenheit der Geisterhülle ab, die verschiedene Gestalten nach dem Willen des Geistes annehmen kann.

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