Das Buch der Medien

- 71 - Gedanke den Zügen der Schrift, bei dem zweiten, dem intuitiven, geht er ihm voran, und bei dem dritten, dem halbmechanischen, begleitet er ihn. Die letztgenannten Medien sind die zahlreichsten. Inspirierte Medien Jedermann, der im normalen Zustande oder im Zustande der Ekstase fremde Kommunikationen erhält, kann in die Kategorie der inspirierten Medien eingereiht werden. Es ist eine Abart der intuitiven Medialität mit dem Unterschiede, daß dabei der Einfluß einer verborgenen Macht noch weniger fühlbar ist. Bei den Inspirierten ist es viel schwieriger, den eigenen Gedanken von dem eingegebenen zu unterscheiden. Was den letzteren kennzeichnet, ist das Spontane seines Eintretens. Die Inspiration kommt uns von den Geistern, die uns zum Guten oder zum Bösen beeinflussen wollen, aber häufiger ist sie das Werk jener, die uns wohlwollen. Wir begehen oft den Fehler, ihren Ratschlägen nicht zu folgen. Die Inspiration paßt sich allen Verhältnissen unseres Lebens an, wenn wir Entschlüsse fassen wollen. In dieser Beziehung kann man sagen, daß jeder Mensch ein Medium ist. Es gibt niemanden, der nicht seinen Schutz- und seine Familiengeister hätte, die sich mit allen Kräften bemühen, ihren Günstlingen heilsame Gedanken einzugeben. Wäre man von dieser Wahrheit überzeugt, würde man öfters zu seinem Schutzengel Zuflucht nehmen, besonders in Augenblicken, wo man nicht weiß, was zu reden und zu tun ist. Zu den inspirierten Medien kann man noch jene zählen, die ohne außergewöhnliche Intelligenz und ohne aus dem Normalzustande herauszutreten, lichte, intelligente Augenblicke haben, die ihnen für Augenblicke eine ungewöhnliche Leichtigkeit schöpferischer Gedanken, große Beredsamkeit und zuweilen auch das Vorgefühl der Zukunft verleihen. In diesen Momenten, wo man voller Begeisterung ist, überfließen die Ideen, folgen einander und verbinden und verketten sich gewissermaßen von selbst. Menschen von Genie in jeder Richtung, Künstler und Gelehrte, Dichter und Literaten sind unstreitig fortgeschrittene Geister, die von sich selbst aus befähigt sind, große Dinge zu begreifen. Sie sind sehr oft Medien, ohne es zu wissen, besitzen aber doch die unbestimmte Ahnung einer fremden Hilfe, denn jeder, der die Begeisterung in Anspruch nimmt, nimmt eben eine Anrufung vor. Folgende Fragen und Antworten bestätigen diese Behauptung: Frage: Welches ist die erste Ursache der Begeisterung? Antwort: Ein Geist, der sich durch den Gedanken mitteilt. Frage: Hat die Inspiration nur die Erfüllung wichtiger Sachen zum Gegenstande? Antwort: Nein, sie hat oft auf die allergewöhnlichsten Dinge des Lebens Bezug. Du willst vielleicht irgendwohin gehen, und eine innere Stimme sagt dir, es ist für dich gefährlich. Oder sie rät dir, eine Sache zu tun, an die du nicht denkst. Das ist eine Inspiration. Es gibt sehr wenige Menschen, die in bestimmten Momenten nicht mehr oder weniger inspiriert wären. Frage: Kann ein Autor, ein Maler oder Musiker in Momenten der Begeisterung als Medium betrachtet werden? Antwort: Ja, denn in solchen Augenblicken ist ihre Seele frei und wie von der Materie entblößt. Sie erlangen einen Teil der geistigen Fähigkeiten und erhalten die Mitteilungen anderer Geister, die sie inspirieren, viel leichter. Medien mit Vorahnungen Die Vorahnung ist eine direkte Anschauung künftiger Dinge. Viele Personen besitzen diese Anlage mehr oder weniger ausgebildet und verdanken sie einer Art "Zweiten Gesichtes". Sie ermöglicht ihnen, die Folgen der gegenwärtigen Verhältnisse und die Verkettung der künftigen Ereignisse vorauszusehen. Aber oft ist diese Gabe auch die Wirkung von verborgenen Kommunikationen, und besonders in diesem Falle kann man allen, die mit dieser Fähigkeit begabt sind, den Namen "Medium mit Vorahnung" geben, eine Abart der inspirierten Medien.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3